AUSGABE 6 - Herzzentrum
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TAKO-TSUBO-SYNDROM INFOLGE BERUFLICHEN STRESSES<br />
Angina pectoris mit Schweißigkeit, Dyspnoe,<br />
Tachykardie und sämtliche nicht-invasive<br />
Befunde wie EKG und kardiale Serummarker<br />
einen Infarkt imitieren (Troponinfreisetzung<br />
in 86%). Als labordiagnostisches Zeichen der<br />
linksventrikulären Überlastung gilt eine<br />
Erhöhung des B-type natiuretic peptide (BNP)<br />
bzw. des N-terminalen Fragmentes desselben<br />
(NT-proBNP). Das Ausmaß der ventrikulären<br />
Dsyfunktion kann sich, entsprechend dem<br />
Spektrum der akuten koronaren Syndrome in<br />
kardiopulmonaler Insuffizienz oder gar Schock<br />
gipfeln. Der Nachweis stark erhöhter natriuretischer<br />
Peptide kann auf eine schlechte Prognose<br />
hinweisen.<br />
Die Angiographie schließt letztendlich typischerweise<br />
eine relevante stenosierende koronare<br />
Makroangiopathie aus, eine sich anschließende<br />
Ventrikulographie zeigt dann den entscheidenden<br />
Befund. Korrespondierend lässt sich<br />
echokardiographisch im Vier-Kammerblick<br />
ebenfalls das typische Kontraktionsmuster<br />
nachweisen.<br />
Beim Akuten Koronarsyndrom mit ST-Strecken-<br />
Elevation ist die umgehende Herzkatheterisierung<br />
Maßnahme der ersten Wahl, so dass<br />
die Echokardiographie keinen Stellenwert in<br />
der Primärdiagnostik hat.<br />
Epidemiologisch geht man davon aus, dass<br />
bis 2% der Akuten Koronarsyndrome mit<br />
ST-Hebungen in Wirklichkeit Tako-Tsubo-Syndrome<br />
sind.<br />
Die Bezeichnung des Syndroms geht auf die<br />
japanische Tintenfischfalle zurück, einem<br />
bauchigen Gefäß mit sich stark verjüngendem<br />
Hals.<br />
Erstbeschreiber waren 1991 Sato und Dote.<br />
Die Ursache des Syndroms ist unbekannt, ein<br />
spezifischer Pathomechanismus nicht bewiesen.<br />
Die bisher diagnostizierten Fälle zeigen, dass<br />
extremer emotionaler und/oder physischer<br />
Stress Auslöser ist (in 30% findet sich keine<br />
erkennbare Traumatisierung) und dass vorrangig<br />
postmenopausale Frauen betroffen<br />
sind. Diese Umstände weisen darauf hin, dass<br />
Östrogenmangel die sympathische neurohumerale<br />
Achse beeinflusst und gewissermaßen<br />
einen negativ permissiven Effekt auf die<br />
Katecholaminwirkung hat.<br />
Interessanterweise kann sowohl Distress als<br />
auch Eustress ein Tako-Tsubo-Syndrom auslösen;<br />
so sind auch Situationen beschrieben, die<br />
nur individuell traumatisierend wirken, also<br />
Stressoren im weitesten Sinne sind oder sogar<br />
solche, die gemeinhin eher positiv besetzt sind<br />
(Überraschungsparty).<br />
Eine Theorie geht von einer katecholamininduzierten<br />
mikrovaskulären Dysfunktion im Sinne<br />
eines Vasospasmus aus. Hierbei bleibt unklar,<br />
ob diese Dysfunktion das ursprüngliche Ereignis<br />
darstellt oder ob es sich dabei in Wirklichkeit<br />
um ein Sekundärphänomen auf dem Boden<br />
einer anderen zugrunde liegenden Störung<br />
handelt.<br />
Veegh W ©<br />
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