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AUSGABE 6 - Herzzentrum

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BEDEUTUNG DES SCHENKELBLOCKS BEIM MYOKARDINFARKT<br />

Abbildung 2: Koronarangiographie. A: In der proximalen RCA stellte sich eine 90%ige Stenose mit flauer Kontrastierung und verzögertem<br />

Kontrastmittelfluss dar. B: Ergebnis nach Implantation eines Stents, es bestand keine Reststenose.<br />

verdoppelt, die 1-Jahres-Letalität ungefähr verdreifacht<br />

(Melgarejo-Moreno et al., 2001). Bei<br />

ca. 10 % aller Patienten mit einem Schenkelblock<br />

tritt im Verlauf der Akutphase ein AV-<br />

Block III° auf, beim Vorliegen eines bifaszikulären<br />

Blockes wird ein AV-Block III° sogar<br />

bei >30% der Patienten beobachtet (Csapo &<br />

Kalusche).<br />

Diagnose des ST-Hebungsinfarkts bei<br />

komplettem Rechtsschenkelblock<br />

Bei einem chronischen Rechtsschenkelblock ist<br />

nicht nur die ventrikuläre Erregungsausbreitung<br />

und damit die QRS Morphologie verändert,<br />

sondern auch die Erregungsrückbildung. Dies<br />

führt auch ohne akute Ischämie zu Veränderungen<br />

der ST-Strecke und der T-Welle, insbesondere<br />

zu leichten ST-Senkungen und negativen<br />

T-Wellen in V1-3 (Csapo & Kalusche). ST-Hebungen<br />

in den Ableitungen V1-3 können durch die<br />

im Rahmen des Rechtsschenkelblocks auftretenden<br />

ST-Senkungen maskiert werden (Gertsch).<br />

Wenn aber ST-Hebungen bei einem kompletten<br />

Rechtsschenkelblock vorhanden sind, muss wie<br />

im o.g. Fallbeispiel die Diagnose eines akuten<br />

ST-Hebungsinfarkte gestellt werden.<br />

Diagnose des ST-Hebungsinfarkts bei<br />

komplettem Linksschenkelblock<br />

Die korrekte EKG-Diagnose eines akuten<br />

Myokardinfarkts ist beim Linksschenkelblock<br />

deutlich schwerer als beim Rechtsschenkelblock.<br />

Durch einen akuten Infarkt bedingte<br />

ST-Hebungen können einerseits durch linksschenkelblockbedingte<br />

ST-Senkungen maskiert<br />

werden (Gertsch). Im Rahmen eines chronischen<br />

Linksschenkelblocks auftretende ST-Hebungen<br />

können andererseits einen akuten transmuralen<br />

Infarkt vortäuschen. Jeder neu aufgetretene<br />

Linksschenkelblock sollte gemäß aktueller Leitlinien<br />

als Zeichen eines akuten transmuralen<br />

Infarktes gewertet werden (Van de Werf et al.),<br />

Kriterium<br />

wie beim ST-Hebungsinfarkt ist eine Notfall-<br />

Herzkatheteruntersuchung indiziert.<br />

Ist der Linksschenkelblock vorbekannt oder<br />

liegt kein Vor-EKG vor, so kann anhand des<br />

sogenannten Sgarbossa-Scores (Tabelle 1) beurteilt<br />

werden, ob ein akuter Myokardinfarkt vorliegt<br />

(Sgarbossa). Ein Score von 2 erlaubt die<br />

Diagnose eines akuten Infarktes mit >80%iger<br />

Spezifität, ein Score von 3 mit >90%iger Spezifität.<br />

Die Sensitivität ist mit 44-79% mäßig.<br />

Wichtigstes Kriterium für eine akute Ischämie<br />

ist eine Konkordanz von ST-Hebungen und<br />

QRS-Komplexen. ST-Hebungen im Rahmen<br />

eines chronischen Linksschenkelblocks sind<br />

hingegen meist diskordant zum QRS-Komplex<br />

und erfüllen somit die Sgarbossa-Kriterien<br />

nicht bzw. nur bei einer sehr hohen Amplitude<br />

von >5mm.<br />

Aufgrund einer geringen Spezifität des nicht<br />

vorbekannten Linksschenkelblocks als Infarktzeichen<br />

empfehlen manche Autoren, den<br />

Sgarbossa-Score auch bei (vermeintlich) neu<br />

aufgetretenem Linksschenkelblock anzuwenden,<br />

um zwischen einem akuten Infarkt und<br />

einem (doch schon vorbestehenden) Linksschenkelblock<br />

ohne Infarkt zu differenzieren<br />

(Rokos et al.). Die mäßige Sensitivität des<br />

Sgarbossa-Scores birgt aus unserer Sicht aber<br />

die Gefahr, dass es bei Patienten mit akutem<br />

Score<br />

ST-Hebung >1mm, konkordant zum QRS-Komplex 5<br />

ST-Senkung >1mm in V1, V2 oder V3 3<br />

ST-Hebung >5mm, diskordant zum QRS-Komplex 2<br />

TABELLE 1:<br />

Sgarbossa-Score. Ein Score von 2 erlaubt die Diagnose eines akuten<br />

Infarktes mit >80%iger Spezifität, ein Score von 3 mit >90%iger<br />

Spezifität.<br />

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