Jahresbericht 2003 - LTZ Augustenberg
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Nutzer fest, in welchem Zeitraum die nächste Behandlung empfohlen wird. Im Versuchszeitraum<br />
konnten an der Witterung und am tatsächlichen Befallsgeschehen orientiert in den Jahren 2001 und<br />
2002 im Vergleich zu den ortsüblichen Behandlungsmaßnahmen ein bis zwei Behandlungen eingespart<br />
werden. Aufgrund der Witterungsverhältnisse stieg die Anzahl der eingesparten Anwendungen<br />
<strong>2003</strong> auf bis zu sieben Behandlungen. Die Behandlungsintensität war entsprechend der Witterungsbedingungen<br />
<strong>2003</strong> wesentlich geringer. Betrachtet man die praxisorientierten Varianten, so zeigt sich,<br />
wie notwendig es gerade im Kartoffelanbau ist, zuverlässige Prognosesysteme im Einsatz zu haben.<br />
Denn nur dadurch kann eine weitestgehend bedarfsorientierte Behandlungsweise der Bestände ermöglicht<br />
werden.<br />
In allen Jahren wurden auch deutliche Auswirkungen auf den Ertrag festgestellt. Über die Jahre hinweg<br />
war die nach SIMPHYT behandelte Variante 3 immer ebenbürtig mit den ortsüblichen Varianten. Die<br />
durch den Einsatz der Prognosemodelle erzielten Ertragssteigerungen machten sich in der Folge und in<br />
allen Fällen auch positiv in den Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen bemerkbar.<br />
Einzelwerte dazu können den standortspezifischen Tabellen entnommen werden. Im Durchschnitt der<br />
dreijährigen Berechnung liegt SIMPHYT auch nach Abzug der Pflanzenschutz- und<br />
Ausbringungskosten ca. 80.- € vor den ortsüblichen Behandlungsmaßnahmen. Bei verringerter Behandlungsintensität<br />
wird also nahezu der gleiche wirtschaftliche Erfolg erzielt. Weitere wichtige Kenngröße<br />
ist der Unterschied zur Kontrolle. Unter Berücksichtigung der schwankenden Erzeugerpreise<br />
wurden hier durch die Prognose im dreijährigen Vergleich ca. 500.- € Mehrerlös erzielt. Im Jahr 2001<br />
lag dieser Betrag bei ca.- 450.- €, 2002 bei ca. 1000.- € und <strong>2003</strong> wurden durch die SIMPHYT-Variante<br />
ca. 200.- € Mehrerlös als in der Kontrolle erzielt. In der AB-Hof-Vermarktung wäre diese Spanne sicher<br />
noch größer gewesen als im Normalvertrieb, denn die Selbstvermarktung bietet durch bessere Preise<br />
ganz andere Möglichkeiten.<br />
Die dreijährigen Ergebnisse zeigen, dass die beiden Prognosemodelle heute durch ihre exakte<br />
Wetterdatenauswertung einen kleinen, dafür aber ganz entscheidenden Mosaikstein bilden, um die<br />
Phytophthora erfolgreich bekämpfen zu können. Der Praktiker kann anhand der regionalen Prognose<br />
nicht nur seine Behandlungsstrategie optimieren. Durch den Einsatz von Prognosemodellen erhält er<br />
auch wichtige detaillierte Informationen über den tagesaktuell möglichen Infektionsdruck sowie eine<br />
daran orientierte Abschätzung der regionsspezifischen Behandlungsnotwendigkeit. Aufgabe einer<br />
erfolgreich arbeitenden Prognose ist die verlässliche Errechnung und exakte Bestimmung von<br />
Behandlungsterminen unter Einbeziehung aller entscheidenden Faktoren.<br />
Auch die Auswahl der Mittel, die dem Praktiker durch SIMPHYT freilich nicht abgenommen wird, ist von<br />
Bedeutung für eine erfolgreich arbeitende Krautfäuleprognose. Eine schlechte Mittelwahl, die unter allen<br />
Umständen in die nachfolgenden Beratungen einbezogen werden muss, führt in der Regel zu einer<br />
Erhöhung der Behandlungsintensität. Am einfachsten ist es diese Behandlungsfehler zu Lasten der<br />
Modelle zu legen. Nach objektiver Beurteilung wird jedoch schnell deutlich, dass die Praxis den<br />
gesamten Behandlungsverlauf und damit auch die Anzahl der Behandlungen selbst bestimmt.<br />
Entscheidend dabei ist die Kenntnis, dass Modelle bei der Auswahl der Mittel nur eine beratende<br />
Funktion einnehmen, und dass strategische Fehler dazu beitragen, sich vom Behandlungsoptimum zu<br />
entfernen.<br />
Fazit der Versuche ist, dass das Aufrechterhalten starrer Spritzfolgen aus fachlicher Sicht nicht mehr<br />
zeitgemäß ist. Gegenüber einer am praktischen Bedarf orientierten Gesundvariante, wo streng nach<br />
Rhythmus behandelt wird, ergeben sich durch die Berücksichtigung des regionalen Infektionsdruckes<br />
nach SIMPHYT 3 ganz entscheidende Vorteile, so werden beispielsweise vorzeitige oder gar unnötige<br />
Behandlungsmaßnahmen vermieden. In der Folge ergibt sich daraus, dass sich der Kartoffelanbau<br />
nicht nur wieder wirtschaftlicher wird, sondern dass er sich auch den integrierten Pflanzenschutzzielen<br />
deutlich nähert. Die SIMPHYT 1- und 3-Modelle können auf derzeitigem Entwicklungsniveau optimal in<br />
der praktischen Beratung des Kartoffelanbaus eingesetzt werden. Der erfolgreiche Einsatz steht oder<br />
fällt wie bei allen bekannten Modellen mit dem Anwender. Mit Hilfe der Modellaussagen kann der<br />
integrierte Kartoffelanbau weiter vorangebracht werden. In der Folge eines optimalen Einsatzes von<br />
Prognosemodellen wird sich ein wirtschaftliches Ergebnis der Kartoffelanbaubetriebe nicht nur über die<br />
Ertragshöhe sondern auch durch die Qualität regulieren, denn negative Einflüsse darauf wurden in den<br />
3 Versuchsjahren auch bei verminderten Behandlungsintensitäten nicht festgestellt.<br />
Schorf- und Feuerbrand-Warndienst Obstbau<br />
Im Berichtsjahr wurden wie in den Vorjahren EDV-gestützte Erfassungsmethoden und Prognoseprogramme<br />
verwendet, um auf der Grundlage von Witterungsdaten Entscheidungshilfen für die<br />
termingerechte Bekämpfung wichtiger Schaderreger (Schorf, Feuerbrand) zu geben. In den Obstbauregionen<br />
von Baden-Württemberg sind derzeit 49 Wetterstationen vor allem für das Schorfmessnetz<br />
eingerichtet. Der Wetterdatenabruf über Modem, die Aufbereitung der Wetterdaten und deren<br />
Verwaltung erfolgen zentral an der LfP. Die Wetterdaten werden täglich aktualisiert und über das<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong><br />
Pflanzenschutzdienst Baden-Württemberg