Nr. 2/2012 - ANAV
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AMI_2_12.qxd:AMI 7/26/12 12:17 AM Seite 33<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
Aufmerksames Lauschen.<br />
esse und die gesunde Neugier der<br />
Weinfreunde wurden gehörig unterschätzt:<br />
schliesslich wollten 30<br />
Neugierige erleben, wie Gwäss,<br />
Plantscher, Marsanne, Himbertscha<br />
und Lafnetscha nebst bekannteren<br />
Gewächsen wie Heida, Humagne<br />
blanc, Petite Arvine, Cornalin und<br />
Humagne rouge wohl munden. –<br />
Die Kellerei Chanton aus Visp sowie<br />
Coop waren die Weinlieferanten.<br />
Chanton und der Referent,<br />
René Wehrli, Vorstandsmitglied der<br />
Fricktaler Weinfreunde, kommentierten<br />
die degustierten Weine<br />
(siehe Kasten) wie folgt:<br />
Überlebenskünstler?<br />
Jedes autochthone Gewächs ist<br />
etwas Aussergewöhnliches, sei<br />
es die kleinste noch bewirtschaftete<br />
Parzelle von nur 0,1 ha beim<br />
Präsident Peter Wicki dankt René Wehrli.<br />
Ami du Vin 2/12<br />
Plantscher, sei es der Gwäss, eine<br />
der ältesten Rebsorten überhaupt,<br />
oder die 1970 in letzter Minute<br />
vom Winzer Josef-Marie Chanton<br />
aus Visp vor dem Aussterben gerettete<br />
Himbertscha-Rebe. Hinter<br />
jedem Namen verbergen sich eigene<br />
Geschichten, so wie zum<br />
Beispiel jene des vom Verschwinden<br />
bedrohten Humagne rouge,<br />
der in der 60er Jahren nur noch<br />
auf 6 Parzellen angebaut wurde<br />
und erst 1980 wieder das Interesse<br />
der Winzer weckte...<br />
Überzeugt?<br />
Spannend war es, die Eigenarten<br />
und Besonderheiten der Sorten aus<br />
dem berufenen Munde des Referenten<br />
René Wehrli, seines Zeichens<br />
Weinspezialist bei Coop, erklärt zu<br />
bekommen. Seine Kommentare und<br />
Die degustierten Gewächse<br />
Gwäss: Die älteste Sorte war einst das Hauptgewächs Europas. Wegen des<br />
hohen Säureanteils wurde die Rebe früher gerne am Rande von Weingärten<br />
gepflanzt, um die Leute vom Traubendiebstahl abzuhalten. Möglichweise<br />
ist der Gwäss (gouais blanc) mit dem weissen Elbling identisch<br />
oder zumindest verwandt,<br />
Plantscher: Die Sorte wurde im Wallis 1539 erstmals urkundlich erwähnt<br />
und ist ein Abkömmling der Furminttraube, die in Ungarn zur<br />
Bereitung der berühmten Tokayer Süssweine mitverwendet wird. In den<br />
Regionen Visp und Salgesch wird sie traditionell auf Pergeln erzogen.<br />
sie ist ein urchiger und widerstandsfähiger Bergler. Zurückhaltend in<br />
der Jugend, breit im Abgang mit geringen Bitternoten.<br />
Himbertscha: Die weltweit einmalige Spezialität, eine Kreuzung aus Humagne<br />
blanc/Muscat, präsentiertsich blumig, fruchtig und samtig. Der<br />
Name hat nichts mit Himbeeren zu tun, sondern kommt vom Ausdruck<br />
«im Bercla» (in den Kletterreben), eine Ableitung des italienischen<br />
«Pergola». Die Reben wachsen in Varen auf 700 m Höhe.<br />
Lafnetscha: Reliktisch vorhanden nur im Vispertal. Einzig und echter<br />
Urwalliser. Verwandt mit dem Himbertscha. Sein Name käme, so heisst<br />
es, vom Oberwalliser Dialektausdruck «Laff nit scho», was so viel wie<br />
«Trink ihn nicht bereits» bedeutet. Lafnetscha ist eine Mutation von Humagne<br />
blanc und Completer.<br />
Humagne blanc: Er gehört zu den allerersten Walliser Rebsorten, die<br />
schriftlich erwähnt wurden. Sein Name erscheint bereits im 14. Jh. in einem<br />
Register aus dem Val d’Anniviers. Bis Mitte des 20. Jh. spielt er an<br />
der Bettseite der Wöchnerinnen eine wichtige Rolle. Er sollte deren<br />
Schmerzen lindern und den Körper stärken und reinigen. Man schätzt<br />
ihn wegen seiner Güte und langen Lagerfähigkeit.<br />
Marsanne: Im Wallis wird die Sorte Ermitage genannt. Der Name geht<br />
zurück auf ein gleichnamiges Dorf in der Nähe von Montelimar in der<br />
französischen Drôme. Das Gewächs gelangte zwischen 1845 und 1870<br />
ins Wallis, wo es erstmals im Rebberg von Clavoz östlich von Sion<br />
angepflanzt wurde.<br />
Heida: auch bekannt als Paîen (seit 1812 so im welschen Teil des Wallis<br />
so benannt), Traminer oder (im franz. Jura) Savagnin. Der Name Heida<br />
bedeutet im Walliserdialekt alt oder ehemalig, bezugnahmend auf die<br />
Zeit vor der Evangelisierung, die Zeiten der Heiden.<br />
Petite Arvine: Man nennt sie «die göttliche Idylle mit dem Salzgeschmack».<br />
Das spät reifende Gewächs verlangt nach besten Reblagen<br />
und verträgt weder zu reiche Böden noch zu grosse Trockenheit. Die<br />
zunächst und lange vernachlässigte Sorte weckte zunehmend das Interesse<br />
der Winzer und Weinfreunde, so dass sich zwischen 1991 und 2008<br />
die Anbaufläche vervierfachte.<br />
Cornalin: Der «Alte Landrote» ist der erste «farbige» Wein im Wallis und<br />
wurde 1313 erstmals erwähnt. Die Sorte ist anspruchsvoll, verträgt nur<br />
den alten Walliser Rebschnitt, begnügt sich jedoch mit kärglichsten Böden,<br />
verträgt harten Winterfrost und bleibt fast ein Jahrhundert lang<br />
produktiv.<br />
Humagne rouge: Der Name erscheint erstmals um 1900 in einem Inventar<br />
der in Fully wachsenden Sorten. Niemand weiss, warum er so genannt<br />
wurde, denn eine Verwandtschaft mit seinem weissen «Bruder»<br />
besteht nicht. Nachgewiesen ist inzwischen, dass er aus dem Aostatal<br />
stammt und mit dem dortigen Cornalin identisch ist. Früher vom Aussterben<br />
bedroht, nimmt er heute wieder einen wohlverdienten Platz unter<br />
den traditionellen Walliser Rebsorten ein.<br />
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