Als PDF downloaden - Volksoper Wien
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Ein himmlisches Ensemble: Edmund Eysler, Oscar Straus, Oskar Nedbal, Franz Lehár, Carl Michael Ziehrer und Leo Fall<br />
Idealfall Operette<br />
Musiktheater ist jene Kunst, in der – im<br />
Idealfall – Text und Musik eine Verbindung<br />
kunstvollster Natur eingehen. Gibt man zu,<br />
daß diese These stimmt, dann kann man<br />
schlechterdings kein Verfechter der Operette<br />
sein. So heißt es zumindest in deutschsprachigen<br />
Landen, wo die prophylaktische<br />
Ablehnung jeglichen musikalischen Unterhaltungs-Theaters,<br />
der Operette vor allem,<br />
zum guten Ton gehört.<br />
Zeugen vom Format eines Karl Kraus sind zur Stelle.<br />
Wer nachliest, was der Fackelträger des kulturhistorischen<br />
Benimmdich über die Hervorbringungen der<br />
wienerischen Operette auszusagen wußte, der kommt<br />
bald zur Erkenntnis, daß der Mensch mit Stil dieser<br />
Gattung keine Daseinsberechtigung zusprechen darf.<br />
Hierzulande. Operette, das ist Jacques Offenbach, das<br />
sind freche und jedenfalls durchwegs politisch motivierte,<br />
musikalisch wie textlich brisante Sozialtragödien<br />
im Gewand der Posse: Die Gesellschaft lacht über<br />
die eigene Unzulänglickeit, über jenen kulturellen Niedergang,<br />
den sie selbst verursacht.<br />
In solcher Anschauung wurzelt jeglicher spätere Versuch,<br />
Operetten-Kritik auf wissenschaftlichem Niveau<br />
zu betreiben. Wobei sich erstaunliche Divergenzen zeigen.<br />
Es ist bezeichnend, daß Karl Kraus just das Libretto<br />
des „Zigeunerbarons“ ausdrücklich „für den besten“<br />
Text hält, den Johann Strauß je vertont hat. Der<br />
„Zigeunerbaron“, den spätere Adepten der Kraus‘schen<br />
Niveau-These als dreiste Verherrlichung des Militarismus<br />
an den Pranger stellen, mit dem die wienerische<br />
Form des Unterhaltungstheaters jegliche Beziehung<br />
zur allein seligmachenden Urform pariserischer Provenienz<br />
abgebrochen, ja deren Sinn geradezu dreist<br />
verleugnet und in ihr Gegenteil verkehrt zu haben<br />
scheint.<br />
Würde diese politisch korrekte Weiterentwicklung<br />
der Karl Kraus‘schen Niveau-Theorie durch heutige<br />
Werte-Fixierer stimmen, dann hätten allerdings musikalische<br />
Komödien auch auf dem Opern-Sektor keine<br />
Daseinsberechtigung. Wo bleibt die sozialkritische<br />
Komponente, die im „Figaro“ so offen zu Tage zu liegen<br />
scheint (wie wichtig sie Mozart wirklich war, bleibe<br />
dahingestellt) im Falle von „Cosi fan tutte“? Wo können<br />
wir sie in Donizettis „Don Pasquale“ festmachen – oder<br />
gar in Verdis „Falstaff“?<br />
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