Als PDF downloaden - Volksoper Wien
Als PDF downloaden - Volksoper Wien
Als PDF downloaden - Volksoper Wien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
politisch hochaktuelles Stück in nur<br />
scheinbar historisch verschleiertem<br />
Gewand.<br />
<strong>Als</strong> Puccini sich im Frühjahr 1896<br />
intensiver mit „Tosca“ zu beschäftigen<br />
begann, hatte Italien gerade<br />
ein außenpolitisches Desaster<br />
hinter sich, das auf Jahre hinaus<br />
traumatische Folgen hinterließ:<br />
Am 1. März dieses Jahres schlug<br />
der äthiopische Kaiser Menelik<br />
die italienische Kolonialarmee bei<br />
Adua, sechstausend Soldaten verloren<br />
an dem einen Tag ihr Leben.<br />
Nach diesem vorläufigen Scheitern<br />
der italienischen Kolonialpolitik in<br />
Afrika nahm die Kritik am militaristischen<br />
und deutsch-österreich-freundlichen Kurs<br />
der Regierung zu, die sozialen Spannungen wuchsen.<br />
Die nächsten Monate waren beherrscht von schweren<br />
inneren Unruhen, die im Mai 1898 in mehrtägigen<br />
Straßenschlachten in Mailand gipfelten. Die Armee<br />
setzte Kanonen gegen die Demonstranten ein, 80 Menschen<br />
starben. Der König berief den General Luigi Pelloux<br />
zum Ministerpräsidenten, einen „Nationalhelden“,<br />
seitdem dessen Artillerie-Einheit 1870 die Porta Pia<br />
zusammengeschossen und damit den italienischen<br />
Einmarsch ins päpstliche Rom vorbereitet hatte. Pelloux<br />
erhielt fast diktatorische Vollmachten und regierte<br />
das Land zwei Jahre lang mit einem Militärregime, das<br />
die von der Verfassung garantierte Pressefreiheit teilweise<br />
aufhob und oppositionelle Aktionen unter Strafe<br />
stellte.<br />
Dass der historische Gegenstand hohe Aktualität besaß,<br />
war in politisch so aufgeregten Zeiten allen am<br />
Entstehen der „Tosca“ Beteiligten natürlich klar und<br />
von ihnen überwiegend gewünscht. Die szenische<br />
Konstellation zwischen dem einer reaktionären Königin<br />
aus dem Hause Habsburg dienenden bigott-klerikalen<br />
Polizeichef Scarpia auf der einen Seite und den<br />
aufgeklärten frankophilen Republikanern Angelotti<br />
und Cavaradossi auf der anderen hatte zu viele Parallelen<br />
zur italienischen Aktualität, als dass es bei den<br />
üblichen Auseinandersetzungen zwischen Puccini und<br />
seinen Librettisten nur um „künstlerische“ Fragen<br />
hätte gehen können. Zwar sprechen die überlieferten<br />
Briefe offen nur von ästhetischen Problemen, aber in<br />
ihrem Hintergrund lauert der Bezug auf die aktuelle<br />
politische Diskussion – vage greifbar in Puccinis ganz<br />
später Weigerung, kurz vor dem Ende der Oper einen<br />
duettierenden Preisgesang Toscas und Cavaradossis<br />
auf das „edle lateinische Blut“ zu komponieren: Was<br />
sein Verleger und seine Librettisten da wollten (als<br />
Hoffnungs-Vision gleichsam für das gegenwärtige Italien),<br />
erschien ihm mit einigem Recht platt und politisch<br />
viel zu plakativ.<br />
Madama<br />
Butterfly<br />
Große „kleine Frau<br />
Schmetterling“ – hautnah<br />
Eine Woche nach der „Tosca“-Premiere folgt der zweite<br />
Streich zur Ehrung des Meisters aus Torre del Lago:<br />
„Madama Butterfly“. Einer der profiliertesten Regisseure<br />
unserer Zeit hat 2004 das beliebte Rührstück<br />
in der kantigeren Originalversion inszeniert: Stefan<br />
Herheim. Im vergangenen Sommer legte er einen<br />
umstrittenen „Parsifal“ in Bayreuth vor, und auch<br />
Herheims <strong>Volksoper</strong>n-Produktion hat für Kontroversen<br />
gesorgt. Hautnah erlebte man die Schaffenskämpfe<br />
Giacomo Puccinis und auch das Aufbäumen<br />
der Heldin gegen den „Freitod“, in den sie mitleidlos<br />
getrieben wird – und wird es nun wieder erleben:<br />
ab 19. Oktober 2008 ist der Fernost-Krimi wieder im<br />
Repertoire der <strong>Volksoper</strong>.<br />
Die Hauptrollen sind mit Melba Ramos (Cio-Cio-<br />
San), Einar Th. Gudmundsson (Konsul Sharpless) und<br />
dem Hausneuling Bülent Külekci (Pinkerton) – siehe<br />
die Rubrik „Neu an der <strong>Volksoper</strong>“ auf Seite 21 – neu<br />
besetzt. Mit Stefan Klingele steht auch am Dirigentenpult<br />
ein Debütant.<br />
Wiederaufnahme am 19. Oktober 2008<br />
Weitere Vorstellungen am 22., 25., 30. Oktober,<br />
7., 26., 30. November 2008