25.10.2012 Aufrufe

Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1. Gr<strong>und</strong>lagen komplexer Funktionen<br />

definiert. Eine Teilmenge U ⊂ C heißt Umgebung von z0, falls Dε(z0) ⊂ U für irgendein ε > 0<br />

gilt, d.h. um z0 lässt sich eine ε-Kreisscheibe finden, die vollständig in U liegt. Dann heißt U ⊂ C<br />

offen, falls für alle Punkte z0 ∈ U ein ε > 0 mit Dε(z0) ⊂ U existiert. V ⊂ C heißt umgekehrt<br />

abgeschlossen, falls das Komplement C \ V offen ist.<br />

1.2. Differenzierbarkeit komplexer Funktionen<br />

1.2.1. Holomorphe Funktionen<br />

Eine der ersten Fragen, die sich auf diesem neuen Zahlenkörper C stellt, ist wohl diejenige nach<br />

der Form <strong>und</strong> des Verhaltens von Funktionen auf ihr - eigentlich handelt die ganze Vorlesung<br />

von nichts anderem. Es wird sich zeigen, dass insbesondere komplex differenzierbare Funktionen<br />

viele zunächst vom Reellen unerwartete Eigenschaften haben.<br />

Definition 4: Sei U ⊂ C offen, f : U −→ C eine Abbildung <strong>und</strong> z0 ∈ U ein fester Punkt. f<br />

heißt komplex differenzierbar in z0, wenn der Grenzwert<br />

f ′ f(z) − f(z0)<br />

(z0) := lim<br />

z→z0 z − z0<br />

z∈C\{z0}<br />

existiert, d.h. aus allen Annäherungsrichtungen innerhalb der komplexen Zahlenebene den gleichen<br />

Wert hat.<br />

Definition 5: Eine Funktion f : U −→ C auf einer offenen Teilmenge U ⊂ C heißt holomorph,<br />

wenn sie in allen Punkten von U komplex differenzierbar ist. Oftmals (insbesondere in der<br />

Physik) wird eine holomorphe Funktion auch als analytisch bezeichnet.<br />

Beispiel: 1. Sei f(z) := az + b mit konstanten Zahlen a, b ∈ C eine lineare Funktion. Dann<br />

gilt für den Ableitungsquotienten an einem Punkt z0 ∈ C<br />

4<br />

f(z) − f(z0)<br />

z − z0<br />

= (az + b) − (az0 + b)<br />

z − z0<br />

= a ,<br />

also ist f mit der Ableitung f ′ (z) = a holomorph auf ganz C.<br />

2. Sei f(z) := z die Funktion der komplexen Konjugation. Wegen<br />

f(z) − f(z0)<br />

z − z0<br />

= z − z0<br />

z − z0<br />

ist der Grenzwert hier nicht so einfach abzulesen. Wir linearisieren den Grenzwertprozess,<br />

in dem wir durch ein passendes w ∈ C \ {0} den Punkt z durch z = z0 + tw darstellen.<br />

Dann folgt im Grenzwert<br />

z0 + tw − z0<br />

z0 + tw − z0<br />

= tw<br />

tw<br />

= w<br />

w .<br />

Bereits bei Betrachtung von w ∈ R <strong>und</strong> w ∈ iR erhalten wir die unterschiedlichen Grenzwerte<br />

+1 <strong>und</strong> −1, die Konjugationsfunktion f ist also in keinem Punkt komplex differenzierbar.<br />

3. Die Funktion f(z) := 1<br />

z ist mit der Ableitung f ′ (z) = − 1<br />

z 2 in C \ {0} holomorph.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!