Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke
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1. Gr<strong>und</strong>lagen komplexer Funktionen<br />
1.5. Elementare Funktionen<br />
Zum Abschluss des Kapitels untersuchen wir nun einige elementare Funktionen. Zwischen der<br />
Exponentialfunktion <strong>und</strong> den trigonometrischen Funktionen besteht ein tiefer Zusammenhang,<br />
der erst für komplexe Argumente in Erscheinung tritt.<br />
1.5.1. Die Exponentialfunktion<br />
Die Exponentialfunktion für komplexe Argumente ist durch ihre reelle Taylor-Reihenentwicklung<br />
e z = exp(z) :=<br />
∞�<br />
n=0<br />
z n<br />
n!<br />
mit dem Konvergenzradius R = ∞ definiert, indem man einfach komplexe Argumente einsetzt.<br />
Wir können die reelle Eigenschaft d<br />
dt et = e t auch im <strong>Komplexe</strong>n durch<br />
d<br />
dz ez = d<br />
dz<br />
∞�<br />
n=0<br />
z n<br />
n!<br />
Satz 19<br />
=<br />
∞�<br />
n=0<br />
d z<br />
dz<br />
n<br />
n! =<br />
∞�<br />
n=1<br />
nz n−1<br />
n! =<br />
∞�<br />
n=1<br />
z n−1<br />
(n − 1)! =<br />
verifizieren. Als nächstes zeigen wir eine weitere wichtige Eigenschaft der Exponentialfunktion:<br />
Satz 22: Es gilt e w+z = e w · e z für alle w, z ∈ C.<br />
Damit haben wir aber noch nichts neues erhalten, sondern lediglich ein paar bekannte Gesetze<br />
auch explizit für das <strong>Komplexe</strong> gezeigt.<br />
1.5.2. Trigonometrische Funktionen<br />
Die trigonometrischen Funktionen Sinus <strong>und</strong> Kosinus sind ebenfalls durch ihre Taylorreihen<br />
cos(z) :=<br />
∞�<br />
n=0<br />
(−1) n<br />
(2n)! z2n<br />
<strong>und</strong> sin(z) :=<br />
∞�<br />
n=0<br />
(−1) n<br />
(2n + 1)! z2n+1<br />
für z ∈ C definiert, für ihre Ableitungen gilt folglich (da beide Reihen absolut konvergent sind)<br />
wie im reellen Fall<br />
cos ′ (z) = − sin(z) <strong>und</strong> sin ′ (z) = cos(z) .<br />
Durch Einsetzen der Taylorreihen <strong>und</strong> Aufspaltung in reelle <strong>und</strong> imaginäre Beiträge folgt die<br />
Eulersche Identität e iz = cos(z)+i sin(z), umgekehrt lassen sich somit der Sinus <strong>und</strong> Kosinus<br />
mithilfe der Exponentialfunktion durch<br />
cos(z) = 1<br />
2 (eiz + e −iz ) <strong>und</strong> sin(z) = 1<br />
2i (eiz − e −iz )<br />
definieren. Für alle x, y ∈ R ist daher e x+iy = e x e iy = e x� cos(y) + i sin(y) � . Mit dieser Identität<br />
lässt sich dann die trigonometrische Darstellung bzw. Polarkoordinatendarstellung durch<br />
r = |e z | = e ℜe(z) = e x<br />
θ = arg e z = ℑm(z) = y<br />
⇐⇒ z = reiθ<br />
ausdrücken. Jede komplexe Zahl lässt sich also durch z = x + iy = reiθ mit x, y ∈ R sowie<br />
r ∈ R + 0 <strong>und</strong> θ ∈ [0, 2π[ eindeutig darstellen - mit Ausnahme der Null in der trigonometrischen<br />
Darstellung.<br />
10<br />
∞�<br />
n=0<br />
z n<br />
n!<br />
= ez