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Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

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4. Isolierte Singularitäten<br />

Nachdem wir sie nun eigentlich schon hergeleitet <strong>und</strong> dabei spezifiziert haben, definieren wir<br />

nun eine Laurent-Reihe noch einmal explizit.<br />

Definition 87: Eine Laurent-Reihe ist eine Doppelreihe der Form<br />

∞�<br />

n=−∞<br />

an(z − a) n .<br />

Sei R der Konvergenzradius von �∞ n=0 anzn <strong>und</strong> 1<br />

r der Konvergenzradius von �∞ n=1 a−nwn ,<br />

dann konvergiert �∞ n=−∞ an(z − a) n absolut für alle z ∈ Ka(r, R). Ist r > R, so konvergiert die<br />

Reihe �∞ n=−∞ an(z − a) n für kein z.<br />

4.2.4. Laurent-Reihen <strong>und</strong> isolierte Singularitäten<br />

Satz 88: Sei f(z) = � ∞<br />

n=−∞ an(z − a) n die Laurent-Entwicklung der Funktion f in Ka(0, r) =<br />

D ′ r(a) für den Kreisradius r > 0. Die isolierte Singularität a ist<br />

1. hebbar genau dann, wenn an = 0 für alle n < 0 ist,<br />

2. ein Pol der Ordnung k ≥ 1 genau dann, wenn a−k �= 0 <strong>und</strong> an = 0 für n < −k ist,<br />

3. eine wesentliche Singularität genau dann, wenn an �= 0 für unendlich viele n < 0 gilt.<br />

Wir können somit anhand der negativen Koeffizienten der Laurent-Reihe um eine isolierte<br />

Singularität direkt die Art der Singularität ablesen.<br />

Zusätzlich zu einem „Pol der Ordnung k“, den wir im vorigen Satz anhang des niedrigsten<br />

negativen nichtverschwindenden Laurent-Koeffizienten definiert haben, definieren wir noch einen<br />

Pol im Unendlichen wie folgt.<br />

Definition 89: Eine holomorphe Funktion f : K0(r, ∞) −→ C auf der „gelochten“ Zahlenebene<br />

hat einen Pol der Ordnung k ≥ 1 im Unendlichen, falls die Funktion z ↦→ f � �<br />

1<br />

z einen Pol<br />

der Ordnung k im Nullpunkt hat. 2<br />

Ähnlich definieren wie eine hebbare <strong>und</strong> wesentliche Singularität im Unendlichen. Aus<br />

dem letzten Satz folgt dann der Bogen zurück zu Abschnitt 3.4 von Seite 26 über ganze <strong>und</strong><br />

transzendete Funktionen sowie Polynome.<br />

Satz 90: 1. Ein Polynom vom Grad k ≥ 1 hat einen Pol der Ordnung k im Unendlichen.<br />

2. Eine ganze transzendente Funktion hat eine wesentliche Singularität im Unendlichen.<br />

Für den weiteren Verlauf der Vorlesung wir der folgende Begriff einen zentralen Stellenwert<br />

einnehmen.<br />

Definition 91: Sei U ⊂ C eine offene Teilmenge <strong>und</strong> A ⊂ U diskret. Eine holomorphe Funktion<br />

f : U \ A −→ C, die in jedem Punkt von A einen Pol hat, heißt meromorphe Funktion auf<br />

U.<br />

Beispiel: Betrachte f(z) := 1<br />

sin z<br />

mit U := C <strong>und</strong> A := πZ oder etwa rationale Funktionen.<br />

2 Es ist bei dieser Definition wichtig, dass das Holomorphiegebiet der Funktion alle „Unendlichkeiten“ enthält,<br />

d.h. zumindest die Form K0(r, ∞) für r > 0 hat, da nur dann der Typ der Singularität wohldefiniert ist. Zur<br />

Veranschauung des Vorgangs sei auf die Riemannsche Zahlenkugel ab Seite 57 verwiesen.<br />

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