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Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

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2. Integration komplexer Funktionen<br />

Mit den im ersten Kapitel erläuterten <strong>und</strong> wiederholten Elementen gelangt man zu keinen tieferen<br />

Aussagen bei der Betrachtung komplex differenzierbarer Funktionen. Ein sehr wesentliches<br />

Werkzeug für die Untersuchung holomorpher Funktionen sind Integrale innerhalb der komplexen<br />

Zahlenebene C, die wir nun untersuchen. Daraus werden wir die Existenz von Stammfunktionen<br />

folgern können <strong>und</strong> zudem einen komplexen Logarithmus als Umkehrfunktion zur Exponentialfunktion<br />

definieren.<br />

2.1. Kurvenintegrale<br />

Zuerst betrachtet man nun sogenannte Kurvenintegrale. Diese entsprechen einfach ausgedrückt<br />

dem Integral einer Funktion entlang eines eindimensionalen Weges innerhalb der komplexen<br />

Ebene, wobei das Integral parametrisierungsunabhängig ist.<br />

2.1.1. Integrationswege <strong>und</strong> Kurvenintegrale<br />

Als erstes benötigen wir eine saubere Definition eines Integrationsweges <strong>und</strong> des darauf definierten<br />

Kurvenintegrals.<br />

Definition 25: Eine stetige <strong>und</strong> stückchenweise stetig differenzierbare Abbildung γ : [a, b] −→<br />

C heißt Integrationsweg, d.h. es existieren a = a0 < · · · < ak = b, sodass die Einschränkung<br />

γ| [aj−1,aj] für j = 1, . . . , k stetig differenzierbar ist.<br />

Außerdem bezeichnen wir mit Sp(γ) := γ([a, b]) die Spur von γ, d.h. das Bild des Weges als<br />

Punktmenge in der komplexen Zahlenebene.<br />

L(γ) :=<br />

� b<br />

|γ ′ (t)|<br />

� �� �<br />

dt<br />

a<br />

„Geschwindigkeit“<br />

gibt die Länge der von γ beschriebenen Kurve an. Der Integrand des Längenintegrals lässt sich<br />

dabei als die Momentangeschwindigkeit der Parametrisierung γ interpretieren. 1<br />

Definition 26: Sei γ : [a, b] −→ C ein Integrationsweg <strong>und</strong> f : Sp(γ) −→ C stetig. Dann ist<br />

das Kurvenintegral über γ definiert durch<br />

�<br />

� b<br />

f(z) dz := f � γ(t) � · γ ′ (t) dt .<br />

γ<br />

a<br />

Bemerkung: Im Bezug zur <strong>Analysis</strong> III-Vorlesung können wir das Kurvenintegral auch anders<br />

interpretieren. Falls f auf einer offenen Menge definiert ist, so ist f dz eine komplexwertige<br />

1-Form, also gilt<br />

� �<br />

f dz = γ ∗ � b<br />

(f dz) = f � γ(t) � · γ ′ (t) dt<br />

γ<br />

[a,b]<br />

a<br />

1 Man beachte, dass die Länge L(γ) der „Parametrisierungslänge“ entspricht, aber nicht unbedingt der Weglänge<br />

in der Ebene, da gleiche Linien mehrfach überlaufen werden können.<br />

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