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Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

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2. Integration komplexer Funktionen<br />

für a ≤ s ≤ b gibt <strong>und</strong> ϕ(a, t) = ϕ(b, t) stets für alle 0 ≤ t ≤ 1 erfüllt ist.<br />

Anschaulich ausgedrückt lassen sich also zwei homotope<br />

Wege wie mit einem „Drehregler“ stetig ineinander überführen.<br />

Bemerkung: Für jedes t ∈ [0, 1] ist s ↦→ ϕ(s, t) mit der<br />

oben verwendeten Abbildung ϕ ein geschlossener Weg <strong>und</strong><br />

{ϕt} t∈[0,1] eine einparametrige Familie von geschlossenen<br />

Wegen (vgl. Abbildung 2.7).<br />

Der entscheidende Homotopiesatz dieses Abschnitts ist<br />

dank unserer Vorbereitungen nun sehr schnell bewiesen.<br />

Satz 38: Sei U ⊂ C offen, γ0, γ1 : [a, b] −→ U zwei geschlossene<br />

Integrationswege <strong>und</strong> f : U −→ C holomorph.<br />

Sind die Wege γ1 ∼ γ2, so gilt<br />

�<br />

�<br />

f(z) dz = f(z) dz .<br />

γ0<br />

γ1<br />

γ 1<br />

2<br />

γ0<br />

γ1<br />

Abbildung 2.7.: Mehrere Wege γt aus<br />

{γt} t∈[0,1]<br />

Definition 39: Ein Gebiet U ⊂ C heißt einfach zusammenhängend, falls jeder geschlossene<br />

Weg homotop in U zu einem konstanten Weg ist.<br />

Anschaulich könnte man auch einfach sagen, dass ein einfach zusammenhängendes Gebiet<br />

„lochfrei“ ist, d.h. wir können jeden beliebigen geschlossenen Weg auf einen Punkt zusammenziehen.<br />

Definition 40: Eine Menge U ⊂ C heißt sternförmig, falls es einen Punkt z0 ∈ U gibt, sodass<br />

[(1 − t)z + tz0] ∈ U für alle z ∈ U <strong>und</strong> 0 ≤ t ≤ 1 gilt.<br />

In einer sternförmigen Menge U sind also die Verbindungsstrecken zwischen dem Bezugspunkt<br />

z0 <strong>und</strong> jedem anderen Punkt z ∈ U vollständig in der Menge enthalten, was auch die beiden<br />

folgenden Beispiele zeigen:<br />

Beispiel: 1. Konvexe Mengen sind in jedem Punkt sternförmig.<br />

2. C\ ] − ∞, 0] ist mit einem Bezugspunkt z0 ∈ ]0, ∞[ sternförmig.<br />

Satz 41: Jede offene sternförmige Menge U ist einfach zusammenhängend.<br />

Mit den vorigen Sätzen folgt damit trivialerweise direkt:<br />

Satz 42: Sei U ⊂ C ein einfach zusammenhängendes Gebiet <strong>und</strong> die Funktion f : U −→ C<br />

holomorph. Dann ist �<br />

γ f(z) dz = 0 für alle geschlossenen Integrationswege γ in U, also hat f<br />

eine Stammfunktion in U. �<br />

2.4. Der komplexe Logarithmus<br />

In der reellen <strong>Analysis</strong> ist es oft leicht das Definitionsgebiet einer Umkehrfunktion anzugeben -<br />

anders als in der komplexen <strong>Analysis</strong>. Dieses Phänomen, auf das wir aber an dieser Stelle noch<br />

nicht näher eingehen möchten, führt letztendlich zur Theorie der Riemannschen Flächen, auf<br />

die wir im zweiten Teil näher eingehen werden. In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns nun<br />

ausschließlich mit dem Logarithmus als Umkehrfunktion der Exponentialfunktion.<br />

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