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Komplexe Analysis und Geometrie - Benjamin Jurke

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3. Holomorphe Funktionen<br />

Definition 58: Sei A ⊂ R n eine Teilmenge. A heißt diskret, wenn für alle a ∈ A ein r > 0<br />

existiert, sodass Dr(a) ∩ A = {a} gilt, d.h. man kann um jeden Punkt der Menge einen offenen<br />

Ball legen, der nur den Punkt a der Menge A enthält.<br />

Definition 59: Sei A ⊂ R n eine Teilmenge. Der Punkt a ∈ R n ist ein Häufungspunkt, wenn<br />

eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:<br />

1. a ∈ A \ {a},<br />

2. Für alle r > 0 gilt Dr(a) ∩ (A \ {a}) �= ∅.<br />

Ist also A diskret, so enthält A nach dieser Definition keine Anhäufungspunkte. Die Umkehrung<br />

gilt ebenfalls. Ein paar Beispiele sollen die Begriffe erläutern:<br />

Beispiel: 1. Die Menge Z ⊂ R ist diskret.<br />

2. Die Menge A := � 1<br />

n : n ∈ N� hat einen Häufungspunkt bei Null, da für den Abschluß<br />

A = � 1<br />

n : n ∈ N� ∪ {0} gilt.<br />

Nun können wir einen weiteren nützlichen Satz für holomorphe Funktionen beweisen.<br />

Satz 60 (Identitätssatz): Sei die Funktion f holomorph auf einem Gebiet G ⊂ C. Dann sind<br />

die folgenden drei Aussage äquivalent: 1<br />

1. f ≡ 0, d.h. f ist mit der Nullfunktion identisch.<br />

2. Das Urbild f −1 (0) der Null enthält Häufungspunkte.<br />

3. Es existiert ein z0 ∈ G, sodass f (n) (z0) = 0 für alle n ≥ 0 gilt. 2<br />

Setzt man dieses Ergebnis nun mit der Aussage des letzten Lemmas zusammen, wonach eine<br />

holomorphe Funktion, die nicht identisch der Nullfunktion ist, nur diskrete Nullstellen hat, so<br />

erhalten wir für holomorphe Funktionen die Äquivalenz<br />

diskrete Nullstellen ⇐⇒ nicht identisch der Nullfunktion .<br />

3.2.2. Cauchy-Ungleichung <strong>und</strong> Gebietstreue<br />

Nach dem Identitätssatz kommen wir nun zur erwähnten Cauchy-Ungleichung, die eine einfache<br />

Abschätzung der Taylor-Koeffizienten einer Funktion durch das Verhalten der Funktion auf<br />

einem kleinen Kreis um den Entwicklungspunkt erlaubt.<br />

1 Der Name „Identitätssatz“ wird bei einer leicht abgewandelten Fassung des Satzes deutlicher:<br />

Satz (Identitätssatz): Die folgenden drei Aussagen sind für zwei auf einem Gebiet G ⊂ C holomorphe<br />

Funktion f <strong>und</strong> g äquivalent:<br />

1. f ≡ g, d.h. die beiden Funktionen sind identisch.<br />

2. Es gibt eine nichtdiskrete Menge I ⊂ G mit f(z) = g(z) für alle z ∈ I.<br />

3. Es gibt ein z0 ∈ G mit f (n) (z0) = g (n) (z0) für alle n ∈ N.<br />

Zum Beweis wende man die ursprüngliche Formulierung des Identitätssatzes auf die Differenz f − g an.<br />

2 Einen solchen Fall werden wir später eine Nullstelle der Ordnung ∞ nennen.<br />

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