Die Welt ist nicht genug - Mikado
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Details im Griff Dezember 2008<br />
◂ Viele der OSB-<br />
Platten<br />
brachen beim<br />
Versuch,<br />
sie von der<br />
Unterkonstruktion<br />
zu lösen<br />
ausreichend gewesen war, wurde mit<br />
einem Präparat auf Basis von Borsalzen<br />
nachbehandelt.<br />
Zum Inneren verlegte man zunächst<br />
eine weitere Luftdichtigkeitsebene<br />
auf der verbliebenen alten<br />
Dampfsperre, und zwar von<br />
außen, weil das Gebäude bewohnt<br />
war. Oberhalb der neuen Schalung<br />
wurde zunächst eine belüftete Ebene<br />
errichtet, darüber dann eine imprägnierte<br />
Vollholzschalung und auf ihr<br />
die Begrünungsschichten.<br />
zeitig die verwendeten Holzarten oft<br />
einen hohen Nährstoffgehalt aufweisen,<br />
liegen optimale Bedingungen für<br />
einen Schimmelbefall vor.<br />
Schimmelpilze sind ein guter Indikator<br />
für zu hohe Feuchtigkeiten,<br />
beeinträchtigen die Festigkeit<br />
der Platten jedoch <strong>nicht</strong>. Durch die<br />
Feuchtigkeit selbst quellen die Platten<br />
jedoch auf und sind dann wegen<br />
der damit verbundenen Festigkeitsverluste<br />
<strong>nicht</strong> mehr in der Lage, die<br />
ihnen zugedachte statische Funktion<br />
zu erfüllen. Schließlich können sich<br />
holzzerstörende Pilze entwickeln, die<br />
einen schnellen Zerfall der Platten<br />
bewirken.<br />
<strong>Die</strong> entscheidende „allgemein anerkannte<br />
Regel der Technik“ <strong>ist</strong> DIN<br />
68800 „Holzschutz“. Sie <strong>ist</strong> in den<br />
me<strong>ist</strong>en Bundesländern bauaufsichtlich<br />
eingeführt und damit verbindlich.<br />
Der gewählte Dachaufbau muss<br />
demnach in die Gefährdungsklasse 2<br />
eingestuft werden, weil die obere<br />
Schalung aus den OSB-Platten eine<br />
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke<br />
von mehr als 0,2 m aufwe<strong>ist</strong>. Für<br />
aussteifende Dachschalungen sind<br />
nach DIN 1052 aber nur Holzwerkstoffplatten<br />
der Holzwerkstoffklasse<br />
100G zulässig. <strong>Die</strong>se Bedingung wird<br />
von den OSB-Platten <strong>nicht</strong> erfüllt.<br />
Es gibt auch keine im Handel verfügbaren<br />
Platten, die der Holzwerkstoffklasse<br />
100G entsprechen und für<br />
die hier vorliegende Ausführung einsetzbar<br />
wären. Ihre Verwendung war<br />
also eindeutig unzulässig.<br />
Schaden beheben<br />
<strong>Die</strong> OSB-Schalung und die Dämmung<br />
mussten entfernt und entsorgt werden.<br />
<strong>Die</strong> Dachsparren konnten belassen<br />
werden – bis auf zwei, die man<br />
nach den Regeln der DIN 68800-4 abbeilte<br />
und verstärkte. Da die Schutzmittelmenge<br />
offenbar auch <strong>nicht</strong><br />
Peylo – „Schadensfälle im Holzbau II“, Weka Media<br />
◂ <strong>Die</strong> Fäulnis<br />
hatte teilweise<br />
schon von<br />
den OSB-Platten<br />
auf die Vollholz-Dachsparren<br />
übergegriffen<br />
Schaden vermeiden<br />
Der Kommentar zur Norm DIN 68800<br />
rät von unbelüfteten Dachkonstruktionen<br />
wegen ihrer Empfindlichkeit<br />
gegenüber ungewollt eindringender<br />
Feuchte ab. Schäden sind nämlich<br />
schwer zu verhindern, da die erforderliche<br />
Fehlerfreiheit auf Baustellen<br />
kaum herzustellen <strong>ist</strong>. Und eine<br />
Konstruktion, die Fehler <strong>nicht</strong> tolerieren<br />
kann, besitzt ein zu hohes<br />
Schadensrisiko.<br />
Downloadtipp:<br />
<strong>Die</strong> Langfassung dieses Schadensfalles<br />
steht für mikado-Abonnenten<br />
kostenlos zum Download bereit:<br />
www.mikado-online.de →<br />
Arbeitshilfen → Ausgabe 12.2008<br />
Dächer sollten grundsätzlich immer<br />
mit imprägnierten Vollholzschalungen<br />
in belüfteter Konstruktion<br />
errichtet werden. Nur so kann<br />
Feuchtigkeit schnell und problemlos<br />
wieder entweichen.<br />
<strong>Die</strong> gewünschte Robustheit erhält<br />
man durch eine diffusionsoffene<br />
obere Abdeckung der Gefache mit<br />
Unterdachbahnen oder mit Holzfaserplatten,<br />
die dann aber keine statische<br />
Funktion bekommen dürfen. <strong>Die</strong><br />
Aussteifungsebene sollte sich deshalb<br />
unterhalb der Dachbalken befinden.<br />
Der äußere Dachaufbau sollte als hinterlüftete<br />
Konstruktion oberhalb einer<br />
Schalung aufgebracht werden,<br />
völlig unabhängig von der Tragkonstruktion.<br />
Dr. André Peylo, ö.b.u.v. Sachverständiger,<br />
<br />
Lauenburg ▪<br />
40<br />
mikado 12.2008