Zur Lage der Gruppe - Arbeiterstimme
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12 <strong>Arbeiterstimme</strong><br />
Winter 2005<br />
besser sein. Wir führen zwar weiterhin<br />
unsere Monatsversammlungen durch<br />
und vor fast je<strong>der</strong> Nummer fahren<br />
zwei Redaktionsmitglie<strong>der</strong> nach München.<br />
Wir beteiligen uns auch wie<strong>der</strong><br />
an <strong>der</strong> Linken Literatur Messe im November<br />
in Nürnberg. Die Herausgeber<br />
führten mit dem Venezuela-Buch<br />
eine Lesereise durch, die sie nach Ostund<br />
Norddeutschland führte.<br />
Wir halten es für angebracht, uns<br />
zusammen mit <strong>der</strong> Arpo weiter am<br />
Treffen marxistischer linker <strong>Gruppe</strong>n<br />
in Leverkusen zu beteiligen. Es wäre<br />
nützlich, wenn dieses Thema anschließend<br />
von den Beteiligten von Arsti und<br />
Arpo aufgegriffen wird. Wir treten auch<br />
dafür ein, die Mai-Treffen in Landshut<br />
fortzuführen, wobei wir uns an dieser<br />
Stellen noch mal für die Einladung und<br />
Gastfreundschaft bedanken.<br />
Diese Seminare waren immer<br />
ein Beispiel dafür, wie Angehörige<br />
verschiedener linker <strong>Gruppe</strong>n sachlich<br />
debattieren und zusammenarbeiten<br />
können.<br />
Wie es um die finanziellen Belange<br />
<strong>der</strong> <strong>Gruppe</strong> steht, wird dann <strong>der</strong><br />
Kassierer in seinem Kassenbericht bekannt<br />
geben. Hat sich auch das Verhältnis<br />
zwischen Einnahmen und Ausgaben<br />
verschlechtert, so ist doch bei<br />
anhalten<strong>der</strong> Opferbereitschaft die<br />
weitere Herausgabe <strong>der</strong> Zeitung gesichert.<br />
Wir könnten unser Finanzproblem<br />
und an<strong>der</strong>e besser in den Griff<br />
bekommen, wenn sich langjährige<br />
Sympathisanten endlich zur Mitgliedschaft<br />
entschließen könnten.<br />
Positiv ist zu vermerken, daß<br />
sich das Verhältnis zwischen Arpound<br />
Arstigenossen weiter verbessert<br />
hat. In <strong>der</strong> Zeitungsarbeit tritt das aber<br />
noch nicht so sehr zu Tage. Während<br />
wir mehrere Male Arpo-Artikel nachdruckten,<br />
übernahm die Arpo in den<br />
letzten beiden Jahren nur zwei Nachdrucke<br />
aus <strong>der</strong> Arsti. Wir können später<br />
darüber reden, wie wir die Zusammenarbeit<br />
weiter vertiefen können<br />
und wo es vielleicht auch noch größere<br />
politische Differenzen gibt, wo<br />
vielleicht noch Missverständnisse bestehen.<br />
Es macht wenig Sinn, in ein Lamento<br />
auszubrechen, was uns als<br />
<strong>Gruppe</strong> wie<strong>der</strong> nicht gelungen ist, wo<br />
wir Mängel haben. Verwirklichbare<br />
Verbesserungsvorschläge sind immer<br />
willkommen. Soweit überschaubar,<br />
sind wir alle <strong>der</strong> Meinung, daß trotz<br />
<strong>der</strong> sehr ungünstigen objektiven und<br />
subjektiven Bedingungen unsere Arbeit<br />
fortgeführt werden muß. Der<br />
marxistische Funke darf nicht erlöschen.<br />
Wie abzusehen, gehen wir noch<br />
schwierigeren sozialen Verhältnissen<br />
entgegen. Daher besteht die Gefahr,<br />
daß sich Betroffene auch von rechtsradikalen<br />
Parteien einnehmen lassen.<br />
Die Entwicklung in Sachsen sollte uns<br />
Warnung genug sein. Umso mehr<br />
kommt es darauf an, zusammen mit<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Gruppe</strong>n, das Ziel des Sozialismus<br />
hochzuhalten. Leicht ist <strong>der</strong><br />
Weg nicht.<br />
Wie sagte doch <strong>der</strong> Schweizer<br />
Denker Max Frisch:<br />
„Die Linke hat einen kühnen Anspruch<br />
an die Intelligenz des Menschen.<br />
Und dann auch noch an ihre Moralität.<br />
Und das bringt ihr die Noblesse,<br />
aber auch die Ohnmacht.<br />
Faschismus setzt einfach auf das Tier,<br />
Links ist eine Anstrengung. Lebenslänglich.“<br />
Nach <strong>der</strong> Wahl<br />
„Es wird Herbst. Die Blätter des Neoliberalismus fallen weltweit.“<br />
Norbert Blüm in <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung v. 27. 9. 2005<br />
Statt euphorischer Sprüche des<br />
schon immer realitätsfernen („die Renten<br />
sind sicher“) CDU-Rentners Blüm<br />
soll versucht werden, einen Rückblick<br />
auf Verän<strong>der</strong>ungen im Wählerverhalten<br />
und einen Ausblick auf künftige<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Linken zu geben.<br />
Die Verän<strong>der</strong>ungen im<br />
Wählerverhalten<br />
Bürgerliche Wahlen können<br />
nichts Grundsätzliches än<strong>der</strong>n; aber<br />
sie liefern Stimmungsbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
– zumindest des Teils mit deutschem<br />
Paß – und sind deshalb nicht<br />
belanglos son<strong>der</strong>n wichtig.<br />
Die KED (Kapitalistische Einheitspartei<br />
Deutschlands) mit ihren<br />
Fraktionen CDU, CSU, SPD, FDP und<br />
Grünen hat insgesamt nicht unerhebliche<br />
Stimmanteile verloren. Der Saldo<br />
aus Verlusten und Gewinnen <strong>der</strong><br />
genannten Fraktionen ist minus 5,8 %.<br />
Gleichzeitig erreichte die reformistische<br />
„Linke“ mit 8,7 % Fraktionsstatus<br />
im Bundestag. Die Wahlbeteiligung<br />
nahm weiter um 1,4 % ab. Die<br />
NPD blieb zwar angeblich hinter ihren<br />
eigenen Erwartungen zurück; sie<br />
konnte aber trotzdem um rund 1,2 %<br />
zulegen. Beson<strong>der</strong>s markant sind die<br />
Verluste <strong>der</strong> CSU in Bayern, die allerdings<br />
überwiegend <strong>der</strong> FDP zugute<br />
kamen.<br />
Das Wahlergebnis zeigt also einen<br />
Verlust an Akzeptanz für die neoliberalen<br />
Parteien bei gleichzeitiger<br />
Konstituierung einer reformistischen<br />
Partei, die neoliberaler Politik des<br />
Sozialabbaus und <strong>der</strong> Umverteilung<br />
von unten nach oben entgegen treten<br />
will (Bild rechts). Das ist neu. Bei den<br />
letzten Landtagswahlen fielen die<br />
Verluste <strong>der</strong> SPD großenteils an die<br />
CDU und/o<strong>der</strong> die Nichtwähler.<br />
Nun sind 5,8 % <strong>der</strong> abgegebenen<br />
Stimmen noch immer eine kleine<br />
Min<strong>der</strong>heit. Verlust an Vertrauen,<br />
manifestiert durch einen Stimmzettel,<br />
ist (noch?) weit entfernt von bewußter<br />
Opposition in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
allgemein, geschweige denn von <strong>der</strong><br />
Entwicklung eines Klassenbewußtseins<br />
in <strong>der</strong> Arbeiterklasse als Klasse<br />
für sich.<br />
Interessant ist die stetige Abnahme<br />
<strong>der</strong> Zweitstimmen für die<br />
„Volksparteien“ SPD und CDU/CSU<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Bundestagswahl 2005<br />
Zweites vorläufiges amtliches Ergebnis des<br />
Bundeswahlleiters;<br />
Wahlbeteiligung 77,7 % (2002: 79,1 %)<br />
Zweitstimmenanteil<br />
in Prozent (in Klammern: Verän<strong>der</strong>ung gegenüber<br />
2002 in Prozentpunkten)<br />
SPD 34,2 (-4,4)<br />
CDU/CSU 35,2 (-3,3)<br />
Grüne 8,1 (-0,5)<br />
FDP 9,8 (+2,4)<br />
Linke 8,7 (+4,7)<br />
Sonstige 4,0 (+1,0)<br />
davon CSU<br />
7,4 (-1,6)