Zur Lage der Gruppe - Arbeiterstimme
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Winter 2005<br />
<strong>Arbeiterstimme</strong><br />
Wichtige Ereignisse in Großbritannien<br />
33<br />
Die Wahlen vom 1. Mai<br />
2005 bescherten <strong>der</strong><br />
Regierung Blair eine<br />
dritte Amtsperiode, obwohl seine<br />
Mehrheit geschrumpft war. Die Liberaldemokraten<br />
erhielten die höchste<br />
Anzahl an Sitzen seit dem Nie<strong>der</strong>gang<br />
<strong>der</strong> Liberalen Partei zwischen<br />
den beiden Weltkriegen. Die Konservativen<br />
konnte eine leichte Erholung<br />
verzeichnen, was dazu<br />
führte, dass ihr neuer Führer seinen<br />
Rücktritt ankündigte und zur<br />
Suche nach einem neuen Führer,<br />
die gerade überall voll im Gang ist.<br />
Die Walisischen Nationalisten verloren<br />
Sitze, was möglicherweise<br />
durch eine Spaltung zwischen sozialistischen<br />
Teilen, die links von<br />
Blairs Labour Party stehen – und von<br />
denen sich die LP in Wales distanziert<br />
– und den Nationalisten, einer ländlichen<br />
Kraft, die hinter die mo<strong>der</strong>ne<br />
kapitalistische Entwicklung zurück<br />
möchte, verursacht wurde. Auch die<br />
schottischen Nationalisten sind, obwohl<br />
sie maßvolle Ziele verfolgen,<br />
gespalten in solche, die die totale<br />
Unabhängigkeit anstreben und solche,<br />
die die jetzige Autonomieregelung<br />
befürworten. Die Existenz <strong>der</strong><br />
letzteren hat die Anziehungskraft <strong>der</strong><br />
Partei reduziert. In den „6 Counties“<br />
von Nordirland, die Teil des Vereinigten<br />
Königreiches sind, sind die Wähler<br />
gespalten, auf <strong>der</strong> einen Seite in<br />
Sinn Fein, den politischen Flügel <strong>der</strong><br />
IRA, und die Demokratischen Unionisten<br />
von Ian Paisley auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite. Die traditionelle Unionist<br />
Party, die die 6 Counties wie einen<br />
undemokratischen Polizeistaat regierte,<br />
wurde nahezu ausgelöscht.<br />
Die Republikaner werden so angesehen,<br />
als ob sie alle Wohltaten des<br />
„Friedensprozesses“ bekämen, während<br />
die protestantische Arbeiterklasse<br />
ihre jahrzehntealten Privilegien<br />
dahin schmelzen sieht, ohne Ersatz<br />
dafür zu bekommen. Deswegen kam<br />
es zu den gewalttätigen Krawallen<br />
und den Angriffen auf die Polizei<br />
während des Sommers.<br />
Der Wahlkampf war langweilig<br />
und die Wähler alles an<strong>der</strong>e als begeistert.<br />
Die Tories versuchten, eine<br />
Feindseligkeit gegenüber Immigran-<br />
Blair überlebt bald alle!<br />
ten und Asylsuchenden zu entfachen.<br />
Dies führte die Menschen, die Blair<br />
wegen des Irakkrieges eigentlich<br />
nicht mehr unterstützen wollten,<br />
trotzdem zurück zu Labour, weil sie<br />
nicht mit einer Tory-Regierung aufwachen<br />
wollten. (Die Tories haben<br />
unter Frau Thatcher eine so rechte<br />
Position eingenommen, dass sie den<br />
Weg zu einer Mitte-Rechts Position<br />
nicht mehr finden können ohne die<br />
Gefahr von Konflikten und Abspaltungen.<br />
Sie sind seit 1997, als New<br />
Labour die Wahlen gewann, in einer<br />
Krise und einige Tory-Kommentatoren<br />
sagen ihr Verschwinden voraus -<br />
ähnlich dem <strong>der</strong> Italienischen Christdemokraten.)<br />
Nach einer Woche wurde <strong>der</strong><br />
Wahlkampf belebt durch Angriffe <strong>der</strong><br />
Liberaldemokraten wegen Blairs Unredlichkeit<br />
mit <strong>der</strong> er seine Rolle im<br />
Irakkrieg gespielt hatte. Die Tories<br />
waren deutlicher und nannten ihn<br />
öffentlich einen Lügner, aber <strong>der</strong> Parteiführer<br />
Michael Howard verkündete,<br />
vollkommen entgegen <strong>der</strong> Ansicht<br />
seiner meisten Wähler, dass er - mehr<br />
noch als Blair - für den Krieg war.<br />
Aber dabei beließ er es nicht, son<strong>der</strong>n<br />
er unterstellte Blair den Fehler, nicht<br />
offen gesagt zu haben, was er tat. Die<br />
Labourpartei, die fortfuhr zu behaupten,<br />
dass niemand den sie trafen, dem<br />
Irakkrieg wi<strong>der</strong>sprechen würde,<br />
wurde wegen des Kriegs laufend angegriffen,<br />
wo immer Blair und an<strong>der</strong>e<br />
Vertreter sich in die Öffentlichkeit<br />
begaben, beson<strong>der</strong>s in Fernsehstudios<br />
mit Live-Publikum. (üblicherweise<br />
vermeidet New Labour Auftritte<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und tritt<br />
lieber in arrangierten Treffen mit<br />
ihren eigenen Unterstützern auf).<br />
Es gab eine Anzahl von Protestkandidaten,<br />
die gegen Blair auftraten.<br />
Einer von ihnen war Reg<br />
Keys, <strong>der</strong> Vater eines Soldaten, <strong>der</strong><br />
im Irak getötet worden war. Er erreichte<br />
10% <strong>der</strong> Wählerstimmen<br />
trotz <strong>der</strong> Schwierigkeiten, die ihm<br />
vom örtlichen Council in den Weg<br />
gelegt worden waren. Craig Murray,<br />
<strong>der</strong> ehemalige britische Botschafter<br />
in Usbekistan, trat gegen den<br />
Außenminister Jack Straw in Blackburn<br />
an. Murray hatte immer wie<strong>der</strong><br />
gegen die Folterungen <strong>der</strong> usbekischen<br />
Regierung gegen Dissidenten<br />
protestiert, welche die Regierung als<br />
„Islamische Terroristen“ bezeichnet<br />
hatte, obwohl sie in Wirklichkeit liberale<br />
Demokraten waren. Er wies<br />
darauf hin, dass Nachrichten über<br />
diese Methoden, die er nach London,<br />
Washington usw. schickte, vergeblich<br />
waren.<br />
Murray wurde schließlich gefeuert,<br />
nachdem Versuche ihn zum<br />
Schweigen zu bringen, fehlgeschlagen<br />
waren. Usbekistan war ein wichtiger<br />
Verbündeter im „Krieg gegen<br />
den Terror“ und hielt eine Airbase<br />
bereit. In einem Artikel im Guardian<br />
vom 3.8.2005 erwähnte er, dass auch<br />
Deutschland einen Luftwaffenstützpunkt<br />
in Usbekistan habe und dass<br />
unter den westlichen Ministern<br />
„Joschka Fischer <strong>der</strong> häufigste Besuch<br />
und auch <strong>der</strong>jenige war, <strong>der</strong> das<br />
Regime am unkritischsten lobte“.<br />
Warum kein „Krieg für Menschenrechte“?<br />
Milosevic wird es wohl bedauern,<br />
dass er nicht auf die Anwesenheit<br />
von Al Quaida in Bosnien und<br />
im Kosovo hingewiesen hat, dass<br />
man Nachrichten für die USA, Großbritannien,<br />
Deutschland usw. durch<br />
Folter erhalten könne, und dass er