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vollständige Magisterarbeit zum Thema - Michael Stollberg

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Kapitel A: Grundlagen ontologiebasierter Wissensmodellierung 5<br />

A Grundlagen ontologiebasierter Wissensmodellierung<br />

Die als Ontologie bezeichnete philosophische Disziplin, die ´Lehre des Seins´, beschäftigt<br />

sich unter der Annahme, dass „ ... ein Allgemeines das bestimmende und gestaltgebende<br />

Innere der Dinge sei.“ (Störig63, S. 512ff) mit der objektiven Erfassung von Gegenständen,<br />

deren Eigenschaften und deren Beziehungen untereinander. Dieser Begriff 5<br />

wurde als Bezeichnung für ein Verfahren der Wissensmodellierung übernommen, in dem<br />

ebenfalls die Erfassung von Entitäten und deren Beziehungen untereinander in einem<br />

bestimmten Weltausschnitt verfolgt wird. Im Folgenden sollen die grundlegenden Charakteristika<br />

ontologiebasierter Verfahren der Wissensmodellierung herausgearbeitet werden.<br />

In den relevanten informatorischen Forschungsfeldern existiert eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

definitorischer Erfassungen einer Ontologie als Mittel der Wissensmodellierung,<br />

wobei die Definition als „formale, explizite Spezifikation einer geteilten<br />

Konzeptualisierung 6 “ die am weitesten verbreitete und akzeptierte ist. Dabei wird unter<br />

´Konzeptualisierung´ die Identifikation von Entitäten – in diesem Zusammenhang als<br />

Konzepte bezeichnet – und deren Beziehungen untereinander in einer Wissensdomäne<br />

verstanden. Die Anforderung der ´geteilten´ Konzeptualisierung bedeutet, dass diese<br />

durch die beteiligten Akteure der entsprechenden Wissensdomäne gleichermaßen<br />

akzeptiert wird. Eine ´Spezifikation´ ist eine strukturierte, mittels einer spezifischen<br />

Methodik notierte Darstellung einer solchen geteilten Konzeptualisierung. ´Explizit´<br />

bezieht sich in diesem Zusammenhang auf ein eindeutige Bedeutungsdefinition der<br />

Bestandteile einer Ontologie, wodurch inhaltliche Missverständnisse und Mehrfachinterpretationen<br />

minimiert werden sollen. Die ´formale´ Darstellungsforderung besagt in<br />

einem sehr weit gefassten Sinn, dass eine Ontologie in einer maschinenverarbeitbaren<br />

Sprache definiert sein soll (s. Puppe+00, S. 622).<br />

Diese Definition ist <strong>zum</strong> einen ziemlich allgemein gehalten und <strong>zum</strong> anderen nicht<br />

nachvollziehbar, solange der entsprechende Kontext nicht bekannt ist. Diesen stellen<br />

Ansätze der Wissensmodellierung dar, die vornehmlich der Konstruktion computergestützter<br />

Informationssysteme zur Bearbeitung wissensintensiver Aufgaben, sogenannter<br />

„Wissenssysteme 7 “, dienen. Die Entwicklung derartiger Systeme ist ein Hauptanliegen der<br />

Künstlichen Intelligenz (KI), weswegen deren Grundlagen hier zur Schaffung des benötigten<br />

Hintergrundverständnisses ontologiebasierter Wissensmodellierung herangezogen<br />

werden sollen. Dazu wird im Folgenden zunächst eine Positionierung ontologiebasierter<br />

Verfahren der Wissensmodellierung innerhalb der KI vorgenommen und auf dieser Basis<br />

anschließend die wesentlichen Charakteristika von Ontologien zusammengetragen. In den<br />

weiteren Ausführungen werden die Bezüge zu anderen Wissenschaftsdisziplinen vor allem<br />

aus dem Bereich des Software Engineering und der Informationswissenschaft aufgezeigt.<br />

5 In der englischsprachigen Fachliteratur wird die Unterscheidung des Begriff mittels einer orthographischen<br />

Konvention erhalten: „Ontology“ mit großen Anfangsbuchstaben referenziert den philosophische Begriff, „ontology“<br />

klein geschrieben bezieht sich auf den informatorischen (vgl. Guarino98, S. 2).<br />

6 „An ontology is a formal, explicit specification of a shared conceptualisation.” (Fensel00, S.8: erweitert nach<br />

Gruber93, S.2).<br />

7 engl.: „Knowledge Systems“ (Schreiber+00, S. 6).

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