vollständige Magisterarbeit zum Thema - Michael Stollberg
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Kapitel B: Ontologie-Entwicklung 41<br />
von Zusammenhängen, weshalb sie insbesondere im Bereich der konzeptionellen Modellierung<br />
vielfach eingesetzt werden. Dabei werden häufig fälschlicherweise Subsumptions-<br />
Relationen proklamiert, was sowohl auf die Ausnutzung der strukturierenden Funktion als<br />
auch auf methodische Unkenntnisse zurückgeführt wird (s. Guarino+02, S. 63ff). In<br />
konventionellen softwaretechnischen Bereichen dient eine solche vom Prinzip her fehlerhafte<br />
Verwendung von Subsumptions-Relationen häufig als Hilfsmittel zur technischen<br />
Realisierung, welche keine Auswirkungen auf die funktionale Qualität des Systems hat.<br />
Die diesbezügliche Korrektheit von Taxonomien als strukturkonstituierende Basis von<br />
Ontologien ist dagegen als sehr wichtig zu betrachten, da die ontologische Theorie durch<br />
die Definition fehlerhafter Subsumptions-Beziehungen ihrem Anspruch als korrektes und<br />
allgemeines Verständnismodell der Domäne nicht gerecht werden kann. Daher wird mit<br />
dem hier vorgestellten Ansatz das Ziel verfolgt, die taxonomische Struktur einer Ontologie<br />
hinsichtlich der Richtigkeit proklamierter Subsumptions-Relationen mit Hilfe einer<br />
differenzierten Analyse der Wesenseigenschaften der erfassten Wissenselemente zu evaluieren<br />
(s. Guarino+00b, S. 3-5).<br />
Aus diesem methodologischen Ansatz können zweierlei Erkenntnisse gewonnen<br />
werden. Zum einen bieten die Basisbegriffe ein vertiefendes Verständnis zur korrekten<br />
Verwendung der Modellierungsprimitive für eine valide Konzeptionalisierung (s. B.1.2).<br />
Zum anderen ergibt sich durch deren Nutzung zur Meta-Modellierung eine formale, theoretisch<br />
fundierte Methodik zur qualitativen Analyse des konzeptionellen Modells, welche<br />
als Evaluationstechnik zur Qualitätsprüfung von Ontologien (s. B.1.4.1.1) verwendet<br />
werden kann. Um diese Aspekte herauszuarbeiten, werden im Folgenden zunächst die<br />
Basisbegriffe sowie die daraus resultierenden Implikationen als theoretisches Fundament<br />
dieses Ansatzes erläutert und anschließend die darauf basierende Methodik zur Validierung<br />
von Taxonomien vorgestellt.<br />
B.2.2.1 Theoretische Grundlagen<br />
Der Vorstellung der Basisbegriffe dieses methodologischen Ansatzes ist zunächst eine<br />
kurze Erläuterung ihrer Herkunft voranzustellen. Es handelt sich dabei um grundlegende<br />
Begrifflichkeiten der sogenannten „Formalen Ontologie 92 “, welche sich mit Objekten der<br />
realen Welt und deren Verknüpfungen beschäftigt, dafür formale Aussagen definiert und<br />
so die ontologische Natur, also die Wesenseigenschaften betrachteter Objekte mittels allgemeingültiger<br />
Beschreibungen erfassen möchte (s. Smith98, S.1). Ohne ausführlicher auf<br />
die Erkenntnisse dieser philosophische Disziplin einzugehen, seien hier die drei wesentlichen<br />
theoretischen Grundlagen genannt. Die erste ist die als Mereologie bezeichnete<br />
formale Theorie der Relation zwischen Teil und Ganzem (s. Brockhaus96 Bd. 14, S. 512).<br />
Die Topologie als mathematische Theorie zur Strukturierung von Räumen und Gegenständen<br />
(s. Brockhaus96-14 Bd. 22, S. 186ff) stellt die zweite Theoriebasis dar und die<br />
dritte ist die Theorie der Abhängigkeit 93 , worin existentielle Abhängigkeiten zwischen<br />
Objekten untersucht werden.<br />
92 engl.: „Formal Ontology“ (Smith98, S.1).<br />
93 engl.: „theory of dependence“ (Smith98, S. 1).