vollständige Magisterarbeit zum Thema - Michael Stollberg
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Kapitel A: Grundlagen ontologiebasierter Wissensmodellierung 19<br />
die Bestandteile einer solchen Konzeptionalisierung somit einen direkten Bezug <strong>zum</strong><br />
betrachteten Ausschnitt der realen Welt haben, werden sie auch als „Domänentheorie 35 “<br />
bezeichnet. Eine Domänentheorie unterscheidet sich von anderen schematischen Erfassungen<br />
einer Wissensdomäne hinsichtlich der Intention der Modellierung. Während in<br />
Datenbank-Schemata oder Objektmodellen aus der konventionellen Softwaretechnik das<br />
Modell lediglich zur Erstellung einer informationsverarbeitenden Applikation dient, soll in<br />
einer Ontologie ein Verständnismodell der Wissensdomäne geschaffen werden (s. Studer<br />
+98, S. 11). Dieser Aspekt wird später ausführlicher behandelt (s. B.1.2.1).<br />
Die Forderung nach der Geteiltheit bedeutet, dass die strukturelle Erfassung einer<br />
Wissensdomäne in der Konzeptionalisierung von den Beteiligten als Verständnismodell<br />
der Domäne angesehen und akzeptiert wird. Diese Anforderung lässt sich ebenfalls vor<br />
dem Hintergrund der Verwendung einer Ontologie als bedeutungsdefinierendes Konstrukt<br />
einer Wissensdomäne begründen, da eine effiziente Nutzung einer solchen Struktur<br />
nur durch eine Akzeptanz des darin postulierten Verständnisses gewährleistet werden<br />
kann. 36 Der Grad der Akzeptanz durch einen Agenten (menschlich oder künstlich) wird<br />
durch dessen „ontologische Verpflichtung 37 “ beschrieben. Damit kann im Sinne der<br />
Wissensebenen-Hypothese (s. A.1.1.1) erfasst werden, in wieweit der Agent das in der<br />
Ontologie intendierte Verständnis der Domäne in seinem Verhalten berücksichtigt (s.<br />
Gruber93, S. 3).<br />
A.2.1.2 Formale Spezifikation<br />
Durch die Formalisierung der zugrundeliegenden Konzeptionalisierung soll die Maschinenlesbarkeit<br />
erreicht und somit die Verwendbarkeit einer Ontologie in computergestützten<br />
Informationssystemen ermöglicht werden. Dazu werden entsprechende Repräsentationsschemata<br />
und -formalismen (s. A.1.1.2) benötigt. Wesentlich dabei ist, dass<br />
diese die Fähigkeit zur semantischen Beschreibung der Struktur einer Wissensdomäne<br />
aufweisen. Diese Anforderung an geeignete Darstellungstechniken für Ontologien kann<br />
durch das von Guarino postulierte „Ontologische Level 38 “ in der Hierarchie von<br />
Repräsentationsformalismen verdeutlicht werden.<br />
Level Repräsentationsprimitive Zielsetzung<br />
logisch Prädikate logische Formalisierung<br />
epistemologisch strukturierte Relationen Strukturerfassung<br />
ontologisch Bedeutungspostulate Bedeutungsdefinition<br />
konzeptionell kognitive Primitive Konzeptionalisierung<br />
linguistisch linguistische Primitive natürlich-sprachliche Darstellung<br />
Tabelle 1: Level der Wissensrepräsentation 39<br />
35 engl: „domain theory“ (Fensel00, S. 1).<br />
36 Dazu sei hier ein bekannter Ausspruch aus dem Gebiet des Wissensmanagements angeführt: „People can´t share<br />
knowledge if they don´t speak a common language“ (Schreiber+00, S. 4. nach: Davenport, T.H.; Prusak, L.: Working<br />
Knowledge. How organisations manage what they know. Boston, USA: Havard Business Scholl Press 1998). Eine<br />
Ontologie soll in diesem Sinne eine gemeinsame Verständnisgrundlage definieren.<br />
37 engl.: „ontological commitment“ (Gruber93, S. 2).<br />
38 engl.: „ontological level“ (Guarino94, S. 1).<br />
39 aus: (Guarino94, S.9). Das Modell wurde darin lediglich um das ontologische Level ergänzt.