vollständige Magisterarbeit zum Thema - Michael Stollberg
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Kapitel B: Ontologie-Entwicklung 29<br />
B.1.2.1 Modellierungsprimitive<br />
Zur Erstellung eines konzeptionellen Modells als Grundlage einer Ontologie werden<br />
Modellierungsprimitive benötigt, die den Anforderungen an Bedeutungspostulate im<br />
Sinne des ontologischen Levels der Wissensrepräsentation (s. A.2.1.2) genügen. Hier<br />
werden lediglich die grundlegenden Primitive kurz eingeführt, um eine terminologisch einheitliche<br />
Verwendung in den weiteren Ausführungen zu gewährleisten. Ein vertiefendes<br />
Verständnis zur korrekten Verwendung dieser Primitive soll im Rahmen der Meta-<br />
Modellierung erarbeitet werden (s. B.2.2).<br />
Schon öfters erwähnt wurde das Primitiv Konzept, welches zur Erfassung der grundlegenden<br />
Objekte einer Wissensdomäne dient (s. Uschold+95, S. 1). Mit einem Konzept<br />
kann sowohl der Typ eines realen Objektes als auch ein Verständnismodell im Sinne eines<br />
semiotischen mentalen Konzeptes (s. A.2.2.1) beschrieben werden. Konkrete Ausprägungen<br />
eines Konzeptes werden als Instanz bezeichnet. Die Eigenschaften von Konzepten<br />
und Instanzen werden durch sogenannte Properties 59 und Attribute beschrieben. Als<br />
Property wird dabei eine inhärente Eigenschaft eines Konzeptes oder einer Instanz verstanden,<br />
während ein Attribut eine funktionale Zuschreibung des Wertes eines anderen<br />
Konzeptes darstellt (s. KBSI-94, S.16f). 60 Das Primitivum zur Beschreibung der nichtcharakterisierenden<br />
Beziehungen zwischen Konzepten und Instanzen wird als Relation<br />
bezeichnet (s. Fernández+97, S.6). Tabelle 4 fasst die definitorischen Erfassungen dieser<br />
Basis-Modellierungsprimitive zusammen.<br />
Primitivum Verwendung zur Modellierung von ...<br />
Konzept<br />
Objekttyp / mentales Verständniskonstrukt<br />
Instanz<br />
Konkrete Ausprägung eines Konzeptes<br />
Property / Attribut Erfassung der Eigenschaften von Konzepten / Instanzen<br />
Relation<br />
Nicht-charakterisierende Beziehung zwischen Konzepten / Instanzen<br />
Tabelle 4: Modellierungsprimitive ontologiebasierter Wissensmodellierung<br />
B.1.2.2 Zielsetzung der Konzeptionalisierung<br />
Bei den vorgestellten Modellierungsprimitiven ist die definitorische Ähnlichkeit, ja sogar<br />
Äquivalenz mit entsprechenden Begrifflichkeiten aus dem Software Engineering sehr<br />
auffällig. Diese findet sich auch in weiterführenden Aspekten wie der taxonomischen<br />
Strukturierung als ein Kernaspekt der Modellierung oder im Umgang mit komplexen<br />
Konzepten wieder und bedarf daher einer genaueren Betrachtung. Dazu soll an dieser<br />
Stelle der wesentliche Unterschied zwischen Datenbank-Schemata, beziehungsweise<br />
objektorientierter Modellierung und einem konzeptionellen Modell als Grundlage einer<br />
Ontologie herausgearbeitet werden.<br />
Die schematische Erfassung der Struktur des relevanten Weltausschnittes in einem<br />
Modell des konventionellen Software Engineering dient der Abbildung dieses Ausschnitts<br />
59 Hier wird der englische Begriff als Terminus Technicus beibehalten, da der Gebrauch des deutschen Begriffs<br />
´Eigenschaften´ eine hohe Gefahr für begriffliche Unklarheit birgt.<br />
60 Dieser Unterschied kann an folgendem Beispiel der Beschreibung der Farbe eines Objektes verdeutlicht werden.<br />
Als Property wird dieses wie folgt ausgedrückt: OBJEKT – IST – ROT; als Attribut würde die Beschreibung<br />
OBJEKT – HAT_FARBE – ROT ausgedrückt. Während in der ersteren Darstellung die Farbe eine direkte Eigenschaft<br />
des Objektes darstellt, wird im letzteren dem Objekt die Instanz ROT des Konzeptes FARBE als Eigenschaft<br />
zugewiesen (s. KBSI-94, S.16).