vollständige Magisterarbeit zum Thema - Michael Stollberg
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Kapitel B: Ontologie-Entwicklung 35<br />
B.1.3.2 Ontolingua<br />
Mit dem Ontolingua-System können Ontologien derart dargestellt werden, dass sie mit<br />
der Darstellung in anderen Repräsentationsformalismen kompatibel sind. Somit dient die<br />
formale Erfassung einer Ontologie in der Ontolingua-Sprache als Austauschformat für<br />
Ontologien zwischen verschiedenen Systemumgebungen, so dass dieselbe Ontologie in<br />
verschiedenen technischen Umgebungen verwendet werden kann (s. Gruber93b, S. 5).<br />
Um eine derartige Funktionalität bieten zu können, muss die Spezifikationsfähigkeit von<br />
Ontolingua diejenigen aller zu unterstützenden Formalismen umfassen, was beim Vergleich<br />
von Ontologie-Spezifikations-Sprachen deutlich wird (s. Cocho+00, S.6-9). Da<br />
somit eine Referenz für entsprechende Sprachen entstand, hat Ontolingua sich als Quasi-<br />
Standard für die formale Spezifikation von Ontologien etabliert (s. Motta98, S. 4f) und<br />
soll daher hier stellvertretend vorgestellt werden.<br />
Die Spezifikation von Ontologien mit Ontolingua umfasst drei Teile. Zunächst existiert<br />
eine syntaktische Notation, mit der Wissenselemente durch die entsprechenden Modellierungsprimitive<br />
deklariert und mit einer natürlichsprachlichen Beschreibung versehen<br />
werden können. Als zweiter Teil können den einzelnen Wissenselementen KIF-<br />
Ausdrücke 76 zur Spezifikation inferenzieller Zusammenhänge zugefügt werden. Den dritten<br />
Teil bildet die Frame-Ontology 77 , welche formale Spezifikationen der Modellierungsprimitive<br />
enthält und als Wissensrepräsentations-Ontologie zur Definition von Ontologien<br />
in Ontolingua dient. Abbildung 7 zeigt als Beispiel für eine bibliographische Ontologie<br />
die Definition eines Konzeptes AUTHOR in Ontolingua, wobei der Autor mindestens<br />
ein Dokument erstellt haben muss und über seinen echten Namen identifiziert wird. Die<br />
drei Teile der Spezifikation sind durch Erläuterungen gekennzeichnet. Die Zeilen 1 bis 3<br />
um-fassen den Deklarationsteil und die Zeilen 4 bis 9 den Teil mit den KIF-Ausdrücken.<br />
Im letzteren werden zur Definition der Relationen in den Zeilen 5, 6 und 7 vordefinierte<br />
ontologische Relationen aus der Frame-Ontology genutzt. Die in diesen Ausdrücken<br />
referenzierten Objekte sind Attribute des Konzepts AUTHOR, die an anderer Stelle der<br />
Ontologie-Spezifikation definiert worden sind. In den Zeilen 8 und 9 werden die inferenziellen<br />
Beziehungen für den Zugehörigkeitsprüfung definiert (s. Gruber93b, S. 9f).<br />
KIF-<br />
Ausdrücke<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Konzeptdeklaration<br />
Beschreibung<br />
(define-class AUTHOR (?author)<br />
" An author must have created at least one document. In<br />
this ontology, an author is known by his or her real name."<br />
:def (and (person ?author)<br />
(= (value-cardinality ?author AUTHOR.NAME) 1) Attribut-<br />
Relationen (value-type ?author AUTHOR.NAME biblio-name) Zugriffe<br />
(>= (value-cardinality ?author AUTHOR.DOCUMENTS) 1)<br />
( (author.name ?author ?name) inferenzielle Beziehungen<br />
(person.name ?author ?name))))<br />
Abbildung 7: Konzeptdefinition in Ontolingua 78<br />
76 KIF (Knowledge Interchange Format): deklarative Sprache basierend auf der Prädikatenlogik, welche vor allem<br />
<strong>zum</strong> Austausch von formalisierten Wissensstrukturen zwischen heterogenen Repräsentationsformalismen entwickelt<br />
wurde. Dabei stellt KIF keine Implementierungssprache dar, sondern dient lediglich der strukturierten Formalisierung<br />
von Wissensstrukturen (s. Gruber93, S. 4f).<br />
77 Eine Übersicht der definierten Elemente findet sich in (Gruber93b, S.22-23).<br />
78 entnommen aus: (Gruber93b, S. 10). Anmerkungen durch den Autor.