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Arnim, Bettina von - Lichtgeschwindig

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Dem Fürsten Pückler<br />

Haben sie <strong>von</strong> deinen Fehlen<br />

Immer viel erzählt,<br />

Und fürwahr, sie zu erzählen<br />

Vielfach sich gequält.<br />

Hätten sie <strong>von</strong> deinem Guten<br />

Freundlich dir erzählt,<br />

Mit verständig treuen Winken<br />

Wie man Bess'res wählt:<br />

O gewiß! Das Allerbeste<br />

Blieb uns nicht verhehlt,<br />

Das fürwahr nur wenig Gäste<br />

In der Klause zählt. –<br />

(Westöstlicher Divan<br />

Buch der Betrachtung)<br />

Es ist kein Geschenk des Zufalls oder der Laune, was Ihnen hier dargebracht wird. Aus<br />

wohlüberlegten Gründen und mit freudigem Herzen biete ich Ihnen an, das Beste was ich zu<br />

geben vermag. Als Zeichen meines Dankes für das Vertrauen, was Sie mir schenken.<br />

Die Menge ist nicht dazu geeignet, die Wahrheit, sondern nur den Schein zu prüfen; den<br />

geheimen Wegen einer tiefen Natur nachzuspüren, das Rätselhafte in ihr aufzulösen ist ihr<br />

versagt, sie spricht nur ihre Täuschungen aus, erzeugt hartnäckige Vorurteile gegen bessere<br />

Überzeugung und beraubt den Geist der Freiheit, das vom Gewöhnlichen Abweichende in seiner<br />

Eigentümlichkeit anzuerkennen. In solchen Verwirrungen waren auch meine Ansichten <strong>von</strong><br />

Ihnen verstrickt, während Sie aus eigner Bewegung, jedes verkleinernde Urteil über mich<br />

abweisend, mir freundlich zutrauten: »Sie würden Herz und Geist durch mich bereichern<br />

können«, wie sehr hat mich dies beschämt! – Die Einfachheit Ihrer Ansichten, Ihrer sich selbst<br />

beschauenden, selbstbildenden Natur, Ihr leiser Takt für fremde Stimmung, Ihr treffendes fertiges<br />

Sprachorgan; sinnbildlich vieldeutig in melodischem Stil innere Betrachtung wie äußere<br />

Gegenstände darstellend, diese Naturkunst Ihres Geistes, alles hat mich vielfältig über Sie<br />

zurechtgewiesen und mich mit jenem höheren Geist in Ihnen bekannt gemacht, der so manche<br />

Ihrer Äußerungen idealisch parodiert.<br />

Einmal schrieben Sie mir: »Wer meinen Park sieht, der sieht in mein Herz.« – Es war im<br />

vorigen Jahr in der Mitte September, daß ich am<br />

Lassen Sie uns einander gut gesinnt bleiben, was wir auch für Fehler und Verstoße in den<br />

Augen anderer haben mögen, die uns nicht in demselben Lichte sehen, wir wollen die Zuversicht<br />

zu einer höheren Idealität, die so weit alle zufällige Verschuldungen und Mißverständnisse und<br />

alle angenommene und herkömmliche Tugend überragt, nicht aufgeben. Wir wollen die<br />

mannigfaltigen edlen Veranlassungen, Bedeutungen und Interesse, verstanden und geliebt zu

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