Heft 41 lesen und PDF-Download hier - GMIT
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GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE<br />
Digitale Geofachdaten in Baden-Württemberg<br />
In einem immer stärker zusammenwachsenden<br />
Europa bekommt auch die länderübergreifende<br />
Verfügbarkeit <strong>und</strong> Nutzung von Geodaten einen<br />
immer größeren Stellenwert für Wirtschaft,<br />
Verwaltung, Wissenschaft <strong>und</strong> Öffentlichkeit.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> treibt die EU mit ihrer<br />
Richtlinie INSPIRE („In<br />
Infrastructure for Spatial<br />
Information in the European Community“) eine<br />
europaweite <strong>und</strong> themenübergreifende Geodaten-Infrastruktur<br />
vehement voran. Die Verfügbarkeit<br />
von qualitätsgesicherten <strong>und</strong> standardisierten<br />
Geodaten für alle entscheidungsrelevanten<br />
Themen wird zu einer Schlüsselfrage<br />
für sachgerechte behördliche Planungen <strong>und</strong><br />
erfolgreiche unternehmerische Entscheidungen.<br />
Dies ist in zahlreichen Fällen heute nicht so<br />
ohne weiteres möglich, denn bisher liegen solche<br />
Geodaten meist länderspezifisch, ohne<br />
semantische Harmonisierung, mit unvollständiger<br />
Flächendeckung <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />
Maßstäben vor. Hinzu kommen häufig Duplikate<br />
von Datensätzen bei unterschiedlichen Stellen<br />
<strong>und</strong> inhaltliche Red<strong>und</strong>anzen. Genau an dieser<br />
Stelle setzt die EU-Richtlinie INSPIRE an, um<br />
Abhilfe zu schaffen. Sie fordert standardisierte<br />
Netzdienste u.a. für die Suche, die Visualisierung<br />
<strong>und</strong> den <strong>Download</strong> von Geodaten. Ab 2014<br />
sind harmonisierte Geofachdaten bereitzustellen.<br />
Fachliche <strong>und</strong> technische Details der Vorgaben<br />
<strong>und</strong> Durchführungsbestimmungen werden<br />
derzeit in EU-Arbeitsgruppen entwickelt. Die<br />
Staatlichen Geologischen Dienste arbeiten<br />
daran mit.<br />
Die Herausforderung für die EU, den schnellen<br />
Zugriff auf gut strukturierte, vergleichbare Informationen<br />
<strong>und</strong> kompatible Daten über den Untergr<strong>und</strong><br />
zu gewährleisten, stellt sich in der föderalen<br />
B<strong>und</strong>esrepublik in besonderer Weise.<br />
Entsprechend groß sind die Chancen <strong>und</strong><br />
Entwicklungspotenziale der INSPIRE-Philosophie<br />
für Geodatenanbieter wie -nutzer auf den<br />
unterschiedlichen Ebenen. Die Richtlinie ist mittlerweile<br />
im B<strong>und</strong> <strong>und</strong> in zahlreichen Ländern in<br />
Form von Geodatenzugangsgesetzen umgesetzt.<br />
Auf beiden Ebenen werden parallel dazu<br />
korrespondierende technische Geodaten-Infrastrukturen<br />
(GDI) aufgebaut. Die Staatlichen<br />
Geologischen Dienste (SGD) gehören mit zu den<br />
maßgeblichen Erzeugern <strong>und</strong> Anbietern öffentlicher<br />
Geofachdaten. Die Richtlinie legt eine<br />
Palette von 34 Fachthemen fest. Die charakteristischen<br />
Aufgabenbereiche eines SGD sind<br />
darin umfassend enthalten.<br />
Digitale Geofachdaten haben im Landesamt für<br />
Geologie, Rohstoffe <strong>und</strong> Bergbau in Baden-<br />
Württemberg traditionell einen hohen Stellenwert.<br />
Von daher hat das LGRB die offene <strong>und</strong><br />
dezentrale Geodaten-Philosophie von INSPIRE<br />
von Beginn an begrüßt. Das LGRB sieht in den<br />
Anforderungen der EU eine herausragende<br />
Chance, dezentral erhobene, raumbezogene<br />
Geofachdaten <strong>und</strong> Bewertungsgr<strong>und</strong>lagen, die<br />
technisch wie inhaltlich standardisiert werden,<br />
allen Interessenten öffentlich <strong>und</strong> sachgerecht<br />
bereitzustellen. Die Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
überwiegen die damit verb<strong>und</strong>enen Aufwendungen<br />
bei weitem.<br />
Von daher wurde das Thema in Baden-Württemberg<br />
sehr früh <strong>und</strong> aktiv aufgegriffen. Das LGRB<br />
stellt seit 2006 alle verfügbaren <strong>und</strong> qualitätsgesicherten<br />
Geofachdaten über Geodaten-<br />
Dienste (WebServices) <strong>und</strong> Online-Karten (Map-<br />
Server) im Sinne der INSPIRE-Philosophie zur<br />
Verfügung. Derzeit werden über 250 Ebenen<br />
(Layer) aus den Bereichen Bohrpunktdaten,<br />
Bergbau, Bodenk<strong>und</strong>e, Erdbeben, Geologie,<br />
Geothermie, Geotourismus, Hydrogeologie <strong>und</strong><br />
Rohstoffgeologie angeboten.<br />
In diesem Zusammenhang hat sich das LGRB<br />
seit 2007 im b<strong>und</strong>esweiten Leitprojekt „Rohstoffe“<br />
der Initiative Geoinformationswirtschaft<br />
(GIW) des B<strong>und</strong>eswirtschaftsministeriums erfolgreich<br />
engagiert. Dabei werden Geodaten aus<br />
unterschiedlichen öffentlichen Verwaltungen<br />
von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern über Web-Services für<br />
spezifische Anwendergruppen der Rohstoffwirtschaft<br />
außerhalb der Verwaltungen zusammengestellt<br />
<strong>und</strong> nutzbar gemacht.<br />
Mit den bisherigen Erfahrungen ist das LGRB für<br />
die kommenden Aufgaben vorbereitet <strong>und</strong> wird<br />
18 <strong>GMIT</strong> · NR. <strong>41</strong> · SEPTEMBER 2010