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1 Wilhelm Grimm: Die Deutsche Heldensage Nibelunge Noth. 1) Die ...

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3<br />

Hälfte des 12ten Jahrh. Gedichte aus dem romanischen übersetzte. Auch in der Klage steht<br />

kovertiure (1453), im Biterolf garzûn (9569); sollten diese Ausdrücke auch den letzten<br />

Bearbeitern zufallen, so kannte doch der erste Dichter des Biterolfs schon Arabî als Rüdigers<br />

Heimath und ebensowenig war ihm Ninivê (7465) fremd. – Welchen Antheil der Ordner, oder<br />

wie man ihn nennen will (denn es ist schwer einen passenden Namen zu finden), an dem<br />

Gedicht habe, wird nicht leicht auszumitteln seyn. Eingriffe in die Sage selbst hat er sich nicht<br />

erlaubt, sondern das Ueberlieferte mit Scheu und Achtung behandelt, das zeigt die<br />

Beibehaltung alles dessen, was die geringste Regung eines critischen Gefühls würde entfernt<br />

haben, und was eben die Annahme eines einzigen Dichters nicht gestattet. Wir könnten<br />

bestimmter reden, wenn ausgemacht wäre, wieweit die Einführung der reinen Reime von ihm<br />

herrührt, welche Abänderungen in vielen Zeilen, wenn auch oft nur geringe, veranlassen<br />

mußte. 7 Habe ich in der Vermuthung nicht geirrt, die das Gedicht vom Grafen Rudolf bald<br />

nach 1170 entstehen läßt, so wäre ein Grad von Reinheit der Reime schon beträchtliche Zeit<br />

vorher vorhanden gewesen, welcher von jenem der <strong>Nibelunge</strong> <strong>Noth</strong> nicht allzuweit abstand<br />

und nur geringe Nachhülfe forderte.<br />

4) Wichtig für unsern Zweck ist eine andere Wahrnehmung, wornach das Gedicht in zwei,<br />

ziemlich gleiche Theile zerfällt. Der erste schließt mit Strophe 1229 und begreift Siegfrieds<br />

Schicksal; der zweite, mit der Fahrt der Neuverlobten zu Etzel beginnend, enthält die Rache<br />

der Kriemhild von ihrem ersten Anfange. In diesem zweiten Theile ist die Ueberlieferung<br />

vollständiger, die Darstellung reicher und ebenmäßiger, die Sprache wärmer, wie schön auch<br />

einzelne Stücke des ersten Theils ausgeführt sind. Verschiedenheiten beider in Beziehung auf<br />

Sprache und Reim hat Lachmann (Auswahl XVII. XVIII, berichtigt in der Recension von<br />

Hagens Nibel. S. 174. 175) auseinander gesetzt. Ein geographischer Irrthum des ersten Theils,<br />

der den Oden- und Wasichenwald miteinander verwechselt (und den sich weder Biterolf noch<br />

das Siegfrieds Lied, noch der Ueberarbeiter der <strong>Nibelunge</strong> <strong>Noth</strong> zu Schulden kommen läßt),<br />

deutet auf die Unkunde eines Süddeutschen, welcher demnach Ordner der <strong>Nibelunge</strong> <strong>Noth</strong><br />

mag gewesen seyn und die Oertlichkeiten in dem zweiten Theile 8 auf dem Zuge durch Baiern,<br />

Oestreich bis nach Ungarn richtiger anzugeben verstand. Nicht weniger bestimmt erscheint<br />

die Verschiedenheit in einer historischen Anlehnung. <strong>Die</strong> Könige zu Worms wurden in dem<br />

ersten Theile Burgunden genannt. Geschichtlich ist das für die ältere Zeit ebenso richtig, als<br />

für die folgende der Name Franken, den Eckehard ihnen beilegt, denn die Burgunden hatten<br />

vor ihrer Ausbreitung in den Süden enge Wohnsitze bei Worms (Joh. Müller, Schweiz. Gesch.<br />

7 Vgl. Lat. Gedichte des X. und XI. Jahrh. XLI.<br />

8 Das Lied XI kann nur in Oestreich gedichtet seyn, aber die Umarbeitung rührt von einem, der außer Oestreich<br />

lebte. Lachm. z. Nib. 1244, 1 und 1272.

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