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ein Handlungsleitfaden - löbestein

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Nachhaltige Nutzung von Energiepflanzen für <strong>ein</strong>e<br />

regionale Entwicklung im Landkreis Görlitz<br />

Ein <strong>Handlungsleitfaden</strong>


Impressum<br />

Nachhaltige Nutzung von Energiepflanzen für <strong>ein</strong>e regionale Entwicklung im Landkreis Görlitz<br />

Ein <strong>Handlungsleitfaden</strong><br />

Herausgeber<br />

Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ)<br />

02899 Ostritz, St. Marienthal 10<br />

www.ibz-marienthal.de<br />

Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)<br />

01217 Dresden, Weberplatz 1<br />

www.ioer.de<br />

Redaktion<br />

Birgit Fleischer, Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal<br />

Ralf-Uwe Syrbe, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden<br />

Texte und Bearbeitung<br />

Olaf Bastian, Maik Denner, Birgit Fleischer, Karin Frommhagen, Karsten Grunewald, Harald Neitzel,<br />

Gerd Lupp, Nicole Schlaefke, Anja Starick, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Ralf-Uwe Syrbe, Martina Tröger,<br />

Götz Uckert, Peter Zander<br />

Gestaltung<br />

Kerstin Ludewig, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden<br />

Bestellungen<br />

schriftlich an:<br />

Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal<br />

St. Marienthal 10<br />

02899 Ostritz<br />

E-Mail: info@ibz-marienthal.de<br />

Der Leitfaden steht auf der Seite www.loebest<strong>ein</strong>.de zum Herunterladen als PDF bereit.<br />

1. Auflage, 2013<br />

ISBN 978-3-00-042194-5


Nachhaltige Nutzung von Energiepflanzen für <strong>ein</strong>e regionale<br />

Entwicklung im Landkreis Görlitz<br />

- <strong>ein</strong> <strong>Handlungsleitfaden</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

1 Einleitung 7<br />

2 Ziele und Förderbedingungen 8<br />

2.1 Energiepolitische Ziele 8<br />

2.2 Ziele zur Erhaltung der Biodiversität 9<br />

3 Stand der Bereitstellung und Nutzung von Biomasse sowie deren<br />

Entwicklungsperspektiven 11<br />

3.1 Landschaften, gegenwärtige Landnutzung und Biomasseanbau 11<br />

3.2 Anlagenbestand und Bedarf an Energiepflanzen 12<br />

3.3 Szenarien der möglichen Entwicklungsperspektiven 14<br />

3.3.1 Wenn alles so weiter liefe wie bisher: Trendszenario Görlitz 2030 15<br />

3.3.2 Wenn lokale Akteure die Zukunft in ihre Hand nehmen: Szenario<br />

Dezentral 2030 16<br />

3.3.3 Wenn der große Investor kommt: Szenario Zentral 2030 18<br />

3.4 Zukunftsoptionen im Vergleich 18<br />

4 Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Natur und Landschaft 20<br />

4.1 Das Konzept der Ökosystemdienst leistungen 20<br />

4.2 Einflüsse des Energiepflanzenanbaus auf Ökosystemdienstleistungen und<br />

biologi sche Vielfalt 20


4.2.1 Überblick 20<br />

4.2.2 Versorgungsdienstleistungen 21<br />

4.2.3 Regulationsdienstleistungen 22<br />

4.2.4 Kulturelle Ökosystemdienstleistungen 24<br />

4.2.5 Absehbare Auswirkungen des künftigen Energiepflanzenanbaues 24<br />

4.3 Nachfrage nach Ökosystemdienstleistungen im Landkreis Görlitz 26<br />

5 Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung 27<br />

5.1 Vielfalt der nutzbaren Kulturarten zur Energiegewinnung in der Feldflur 27<br />

5.2 Kurzumtriebsplantagen und Agroforstsysteme als Ergänzung der<br />

traditionellen Landbewirtschaftung 36<br />

5.2.1 Kurzumtriebsplantagen als Alternative im Energiepflanzenanbau 36<br />

5.2.2 Agroforstsysteme 40<br />

5.3 Materialien aus der Grünlandwirtschaft und Landschaftspflege 41<br />

5.3.1 Grünland 41<br />

5.3.2 Landschaftspflegematerial 43<br />

5.4 Energiepflanzen im ökologischen Landbau 45<br />

5.4.1 Ziele und Grundsätze des Ökolandbaus 46<br />

5.4.2 Auswirkungen auf die Ökosysteme 46<br />

5.4.3 Ökonomische Aspekte der Biogaserzeugung im Ökolandbau 47<br />

5.5 Innovationen in der Biogastechnologie 47<br />

5.6 Ökonomische Analyse des Anbaus alternativer Energiepflanzen und von<br />

Agrarumweltmaßnahmen 48<br />

5.6.1 Ausgangssituation und Zielstellung48<br />

5.6.2 Vorgehensweise48<br />

5.6.3 Vergleich des ökonomischen Ertrages alternativer Energiepflanzen 50<br />

5.6.4 Produktionskosten alternativer Energiepflanzen 51


5.6.5 Deckungsbeitragsrechnung unter Berücksichtigung der Kosten von<br />

Biogasanlagen 53<br />

5.6.6 Ökonomische Aspekte der Anwendung naturschutzgerechter Maßnahmen 54<br />

6 Handlungsmöglichkeiten in der Region 57<br />

6.1 Empfohlene Maßnahmen 57<br />

6.1.1 Ganzheitliche Konzepte 57<br />

6.1.2 Umweltbildung und Förderung des regionalen Bewussts<strong>ein</strong>s 58<br />

6.1.3 Regionale Wertschöpfung und Steuerungsmöglichkeiten59<br />

6.1.4 Bedarfsgerechte Nutzung und Gestaltung der Landschaft 59<br />

6.1.5 Steuerungsbedarf oberhalb der Landkreis-Ebene 63<br />

6.2 Bestehende informelle Netzwerke in der Oberlausitz und kompetente<br />

Ansprechpartner 64<br />

6.2.1 Kooperationsnetzwerk „Regionale In fra strukturen Nachwachsender<br />

Rohstoffe“ (INR) 64<br />

6.2.2 Biomasse Schraden e.V. 65<br />

6.2.3 Energieeffizientes Göda e.V. 65<br />

6.2.4 Servicestelle Energie im Landkreis Görlitz 65<br />

6.2.5 Lehr- und Forschungsstandorte in der Region 66<br />

6.2.6 Förderver<strong>ein</strong> Sächsische Vogelschutz warte Neschwitz e.V . 69<br />

6.3 Beispiellösungen aus dem Landkreis Görlitz 69<br />

6.3.1 Holzhackschnitzel-Wärmeversorgung in der Gem<strong>ein</strong>de Hohendubrau 69<br />

6.3.2 Biogasanlage und Nahwärmenutzung in Berthelsdorf 69<br />

6.3.3 Bürgergenossenschaft „Dorfheizung Daubitz“ 71<br />

6.3.4 Energie-ökologische Modellstadt Ostritz St. Marienthal 72


6.4 Zertifizierung von Biomasse – Chancen für mehr Nachhaltigkeit? 73<br />

6.4.1 Zertifizierung von holziger Biomasse – FSC, PEFC und Naturland 73<br />

6.4.2 Zertifizierung flüssiger Biomasse 73<br />

6.4.3 Nachhaltigkeit selbst gemacht – Regionale Standards setzen 74<br />

7 Fazit und Ausblick 74<br />

Podsumowanie i perspektywy 75<br />

Quellenverzeichnis 77


Vorwort<br />

Der vorliegende Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes „LÖBESTEIN“ erstellt. „LÖBESTEIN“ steht für<br />

Landmanagementsysteme, Ökosystemdienstleistungen und Biodiversität – Entwicklung von Steuerungsinstrumenten<br />

am Beispiel des Anbaues nachwachsender Rohstoffe. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Landmanagement“<br />

gefördert. Die Broschüre entstand in Zusammenarbeit der Projektpartner Leibniz-Institut<br />

für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Sächsisches<br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Internationales Begegnungszentrum<br />

St. Marienthal (IBZ) und Lausitzer Erzeuger- und Verwertungsgem<strong>ein</strong>schaft Nachwachsender Rohstoffe<br />

(LEVG) e.V. Dieser Leitfaden wendet sich an regionale Entscheidungsträger, Land- und Forstwirte, Anlagenbetreiber<br />

und Investoren sowie interessierte Laien. Er zeigt im Bereich Energiepflanzenanbau Wege zu<br />

<strong>ein</strong>em reflektierten, dauerhaft umweltgerechten Handeln auf.<br />

Der Landkreis Görlitz steht zwar im Fokus des Leitfadens, die zugrundeliegenden Prinzipien sind jedoch<br />

auch auf andere Regionen übertragbar, in denen die Rahmenbedingungen für die Bereitstellung von Bioenergie<br />

vergleichbar sind. Da der Landkreis <strong>ein</strong>en Querschnitt durch <strong>ein</strong>ige der wichtigsten Naturräume<br />

Mitteleuropas (Tiefland, lößgeprägtes Hügelland und Mittelgebirge) umfasst, sind die naturräumlichen<br />

Aussagen für weite Teile Deutschlands repräsentativ. Energielieferungen, Rohstoffströme und Umwelt<strong>ein</strong>flüsse<br />

enden nicht zwangsläufig an den Staatsgrenzen. Im Landkreis Görlitz im Dreiländereck mit Polen<br />

und der Tschechischen Republik gibt es <strong>ein</strong>e Vielzahl von Beispielen für grenzübergreifende Vernetzungen.<br />

Eine Eigenschaft der Bioenergieerzeugung ist darüber hinaus, dass <strong>ein</strong>e Vielzahl an Akteuren beteiligt und<br />

betroffen ist. Dabei bieten die politischen und gesetzlichen Bedingungen vielfältige Möglichkeiten, sich im<br />

Bereich erneuerbare Energien zu engagieren und gleichzeitig die Vielfalt der Landschaft zu fördern. Für<br />

die Region können sich daraus positive Entwicklungen ergeben, wenn ihre Akteure diese Chancen vorausschauend<br />

nutzen.<br />

Dr. Gerd Lupp<br />

Projektkoordinator LÖBESTEIN<br />

Leibniz-Institut für ökologische<br />

Raumentwicklung<br />

Dr. Michael Schlitt<br />

Stiftungsdirektor<br />

Internationales Begegnungszentrum<br />

St. Marienthal


1 Einleitung<br />

(Ralf-Uwe Syrbe, Gerd Lupp)<br />

Deutschland hat sich entschlossen, s<strong>ein</strong>e Energieversorgung<br />

grundlegend umzubauen. Hintergründe<br />

sind die Verknappung fossiler Brennstoffe und die<br />

zu erwartenden Klimaveränderungen bei fortgesetzter<br />

Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Hinzu<br />

kam die Katastrophe von Fukushima, nach der die<br />

Bundesregierung den Beschluss fasste, den schon<br />

länger geforderten Ausstieg aus der Kernenergie bis<br />

zum Jahr 2022 zu realisieren. Daraus ergibt sich vor<br />

allem die Notwendigkeit Energie zu sparen, aber<br />

auch <strong>ein</strong>en massiven Ausbau der Energieerzeugung<br />

aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne und<br />

nicht zuletzt Biomasse voranzutreiben. Um <strong>ein</strong> so<br />

anspruchsvolles Ziel zu erreichen, wurden in kurzer<br />

Zeit neue Fördermöglichkeiten geschaffen und<br />

Geldströme in Bewegung gesetzt, ohne dass der<br />

Gesetzgeber alle Nebenwirkungen und Folgen vor<br />

Ort abschätzen konnte.<br />

Diese „Energiewende“ findet zum großen Teil im<br />

ländlichen Raum statt. Deshalb ist sie mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf die Funktionalität und<br />

den Lebenswert unserer Landschaften verbunden,<br />

welche diese Energien bereitstellen. Die verstärkte<br />

Nutzung erneuerbarer Energien trifft hier auf bereits<br />

bestehende Probleme und Konfliktfelder, z. B.<br />

Klimawandel, Flächenverbrauch, Rückgang der<br />

Biodiversität und Konkurrenzen um Land, Wasser,<br />

Nahrung usw. Dringend erforderlich sind daher<br />

fachliche Kenntnisse und politische Handlungsinstrumente,<br />

um die Energieerzeugung so zu steuern,<br />

dass sie mit den Prinzipien <strong>ein</strong>er nachhaltigen Landnutzung<br />

und mit dem Schutz von Natur und Landschaft<br />

verknüpft werden kann.<br />

Unter den erneuerbaren Energiequellen im Landkreis<br />

Görlitz liegt derzeit die Windkraft vorn, dicht<br />

gefolgt von der Biomasse. Die Nutzung dieser Energieträger,<br />

speziell von Biomasse, kann aus ökonomischer<br />

und energiepolitischer Sicht sinnvoll s<strong>ein</strong> und<br />

– unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen –<br />

dem Klimaschutz dienen. Gleichwohl sind mannigfaltige<br />

unerwünschte Nebenwirkungen möglich, so<br />

im Hinblick auf Böden und Gewässer, die biologische<br />

Vielfalt und das Landschaftsbild.<br />

In der Forstwirtschaft geht es vor allem um die Bereitstellung<br />

des Rohstoffes Holz. Die Kernaufgabe<br />

der Landwirtschaft besteht in der Erzeugung von<br />

Nahrungsmitteln, ergänzt durch nachwachsende<br />

Rohstoffe, darunter zunehmend auch Bioenergie.<br />

Doch Felder, Wiesen und Wälder leisten viel mehr,<br />

sch<strong>ein</strong>bar gratis, für die Allgem<strong>ein</strong>heit: Grundwasser<br />

bildet sich neu, Erdboden bleibt fruchtbar,<br />

wildlebende Pflanzen und Tiere finden Lebensräume.<br />

Abwechslungsreiche, artenreiche und ästhetisch<br />

ansprechende Agrarlandschaften vermitteln<br />

Lebensqualität und Heimatverbundenheit, bieten<br />

Möglichkeiten zu Entspannung, Erholung und<br />

Freizeitgestaltung und sie sind Quelle von Wissen,<br />

Erkenntnis und Innovation. Man bezeichnet diese<br />

und viele andere nutzbringenden Leistungen, die<br />

der Mensch direkt oder indirekt aus der Natur und<br />

ihren Ökosystemen bezieht, als Ökosystemdienstleistungen<br />

(ÖSD). Diese durch natürliche Prozesse<br />

auch auf Agrarflächen erbrachten Leistungen haben<br />

<strong>ein</strong>e fundamentale Bedeutung für das menschliche<br />

Leben. Viele Arbeitsplätze, darunter in Land- und<br />

Forstwirtschaft, in der Fischerei, im Tourismus und<br />

im Gesundheitswesen, hängen von <strong>ein</strong>er vielfältigen<br />

und intakten Natur ab.<br />

Die Landwirtschaft profitiert von den Leistungen<br />

der Ökosysteme: von der natürlichen Regeneration<br />

der Böden, der Wasserversorgung, der Bestäubung<br />

durch Insekten oder der Dezimierung von Schaderregern<br />

durch „Nützlinge“. Gleichwohl trägt sie zur<br />

Erhaltung bestimmter Ökosysteme und ihrer Leistungen<br />

bei, kann diese aber durch unangemessene<br />

Behandlung be<strong>ein</strong>trächtigen oder gar in ihrem<br />

Fortbestand gefährden. Landwirte sind sich dieser<br />

Tatsache in wachsendem Maße bewusst und bemühen<br />

sich, ökologische Anforderungen stärker<br />

in ihre Wirtschaftstätigkeit zu integrieren. Sie sehen<br />

sich k<strong>ein</strong>esfalls ausschließlich in der Rolle <strong>ein</strong>es<br />

Agrarproduzenten, sondern sie erkennen, dass sie<br />

darüber hinaus <strong>ein</strong>e große Verantwortung für die<br />

Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft mit ihren<br />

Arten und Ökosystemen und den von ihnen ausgehenden<br />

Leistungen tragen. Ebenso wünschen sich<br />

immer breitere Kreise der Bevölkerung biologisch<br />

reichhaltige, vielfältig nutzbare, ästhetisch ansprechende,<br />

multifunktionale Landschaften.<br />

7


2 Ziele und Förderbedingungen<br />

(Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Olaf Bastian)<br />

2.1 Energiepolitische Ziele<br />

Der Landkreis Görlitz ist seit langem <strong>ein</strong> Gebiet, in<br />

dem Energie produziert wird. Die Erzeugung von<br />

Elektrizität war für Jahrzehnte <strong>ein</strong>e ökonomische<br />

Hauptfunktion der Region und ist es bis heute geblieben.<br />

Ehemalige Tagebaue der Region sind inzwischen<br />

teilweise bereits saniert und bereichern<br />

nun als Seen die Landschaft. Die noch aktiven Tagebaue<br />

Reichwalde und Nochten mit <strong>ein</strong>er Produktionsleistung<br />

von ca. 28 Mio. Tonnen Braunkohle<br />

jährlich bieten die Grundlage dafür, dass Braunkohle<br />

auch in den nächsten Jahrzehnten <strong>ein</strong>e Rolle<br />

in der Energieerzeugung spielen kann. Dennoch<br />

weisen die energiepolitischen Signale in Europa,<br />

Deutschland und auch im Landkreis selbst in Richtung<br />

erneuerbarer Quellen. Sie stellen in Zukunft<br />

den Schlüssel für <strong>ein</strong>e klima- und umweltfreundliche<br />

Energieerzeugung dar. Gleichzeitig können mit<br />

der Erforschung und Nutzung erneuerbarer Energien<br />

starke Impulse für die Wirtschaft gesetzt werden.<br />

Dies betrifft nicht nur Unternehmen, die mit<br />

der Entwicklung und dem Verkauf neuer Produkte<br />

ihre Wertschöpfung erhöhen können, sondern<br />

es eröffnen sich vielfältige Chancen für nahezu<br />

alle Akteure in der Gesellschaft, an dieser „Energiewende“<br />

teilzuhaben. Für den Landkreis Görlitz<br />

bietet sich so die Möglichkeit, eigene Potenziale zu<br />

erschließen und gleichzeitig Umweltbelange zu berücksichtigen.<br />

Als erster Landkreis Ostdeutschlands hat der Landkreis<br />

Görlitz 2010 den European Energy Award®<br />

(eea) erhalten. Dieser Titel ist <strong>ein</strong> europaweit erprobtes<br />

Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren<br />

zur Einsparung von Energie,<br />

Steigerung der Energieeffizienz, Erhöhung des<br />

Anteils erneuerbarer Energien und Reduktion von<br />

Treibhausgasen. Unter dem Leitspruch „Energiekreis<br />

Nr. 1“ will sich der Landkreis als innovative<br />

Energieregion noch weiter entwickeln. Eine erneute<br />

Auszeichnung mit dem European Energy Award<br />

2013 ist das erklärte Ziel des Landkreises Görlitz,<br />

der langfristig die vollständige Versorgung mit lokal<br />

produzierter erneuerbarer Energie anstrebt.<br />

Das im Jahre 2012 aufgestellte Regionale Energie-<br />

und Klimaschutzkonzept für die Planungsregion<br />

Oberlausitz-Niederschlesien formulierte folgende<br />

zentrale Leitlinie: Es geht darum, die Energieziele<br />

Sachsen 2020 zu erreichen und gleichzeitig die regionale<br />

und lokale Wertschöpfung zu stärken, hohe<br />

Raum- und Umweltverträglichkeit zu gewährleisten<br />

und nicht zuletzt die öffentliche Akzeptanz zu sichern.<br />

Der europäische Rahmen für die Bereitstellung<br />

erneuerbarer Energien wird durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

1 der EU aus dem Jahr 2009<br />

gesetzt. Ihr Zweck ist vor allem die Verringerung<br />

von Treibhausgasemissionen. Es geht aber auch um<br />

die Stärkung der Energieversorgungssicherheit, die<br />

Förderung neuer Technologien und die Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze. Sie gibt verschiedene Zielwerte<br />

vor, u. a. bis 2020 <strong>ein</strong>en Anteil erneuerbarer Energien<br />

von 20 % am Bruttoendenergieverbrauch und<br />

von 10 % am Endenergieverbrauch im Verkehrssektor<br />

zu erreichen. Für Biokraftstoffe und flüssige<br />

Brennstoffe gelten besondere Nachhaltigkeitskriterien.<br />

Danach muss die Treibhausgasminderung mindestens<br />

35 % und ab Januar 2017 50 % betragen.<br />

Außerdem dürfen die Energierohstoffe nicht von<br />

Flächen gewonnen werden, die <strong>ein</strong>en hohen Wert<br />

im Bereich der biologischen Vielfalt aufweisen, dazu<br />

gehört auch extensiv genutztes, artenreiches Grünland.<br />

Ähnlich verhält es sich bei Flächen mit <strong>ein</strong>em<br />

hohen Kohlenstoffgehalt, wie Torfmoore.<br />

Zur Umsetzung der Vorgaben sieht die Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

„Nationale Aktionspläne für<br />

erneuerbare Energien“ vor. Der Zweck des deutschen<br />

Biomasseaktionsplans ist es, die Nutzung von<br />

Bioenergie so zu gestalten, dass in der Bevölkerung<br />

<strong>ein</strong>e weitgehende Akzeptanz erzeugt wird. Als<br />

größter Vorteil der Bioenergie wird konstatiert, dass<br />

nur diese zurzeit gleichzeitig <strong>ein</strong>en Beitrag zur Erzeugung<br />

von Strom, Wärme und Kraftstoffen leisten<br />

kann. Im Nationalen Biomasseaktionsplan sind<br />

als Ziele für das Jahr 2020 Anteile von Bioenergie<br />

an den erneuerbaren Energien von 10,9 % und am<br />

gesamten Bruttostromverbrauch von 8 % definiert,<br />

im Wärmebereich wird <strong>ein</strong> Anteil von 9,7 % am<br />

gesamten Endenergieverbrauch angestrebt. Weiterhin<br />

sollen Energiepflanzen unter den gleichen<br />

8


Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Olaf Bastian<br />

Bedingungen angebaut werden wie Nahrungs- und<br />

Futtermittelpflanzen und dementsprechend auch<br />

in diesem Bereich der Landwirtschaft die Regeln<br />

der guten fachlichen Praxis (GfP) gelten. Weiterhin<br />

müssen die Auswirkungen auf das Landschaftsbild<br />

Berücksichtigung finden. Aus diesem Grund sei die<br />

Forschung und Entwicklung im Bereich <strong>ein</strong>er nachhaltigen<br />

Bereitstellung von Bioenergie voranzutreiben.<br />

Abb. 1: Biologische Vielfalt bei der Erzeugung von Bioenergie,<br />

Versuchsfläche Nachwachsende Rohstoffe in Pommritz<br />

(Foto: Olaf Bastian)<br />

Als wichtigste Steuerungsinstrumente gelten das<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz, das Erneuerbare-<br />

Energien-Wärmegesetz, die Gasnetzzugangsverordnung,<br />

die Biomasse-Nachhaltigkeitsverordnung,<br />

die Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung und<br />

die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung. Für<br />

den größten Boom im Bereich Bioenergie hat in den<br />

letzten 13 Jahren das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) gesorgt, das u. a. die Gewinnung von Elektrizität<br />

aus Biomasse fördert. Dadurch hat der Bau von<br />

Biogasanlagen deutlich zugenommen. Im Landkreis<br />

Görlitz findet sich inzwischen <strong>ein</strong>e beachtliche Anzahl<br />

von Anlagen (Abschn. 3.2). Dies ist in erster Linie<br />

darauf zurückzuführen, dass das EEG <strong>ein</strong>e feste<br />

Vergütung für die Abnahme von Bioenergie bietet,<br />

die deutlich über der für konventionell erzeugtem<br />

Strom liegt.<br />

Das EEG-Fördersystem garantiert für die Erzeugung<br />

von Elektrizität aus Biomasse <strong>ein</strong>en Grundbetrag<br />

je Kilowattstunde. Dieser ist nach Anlagenleistung<br />

gestaffelt: Die kl<strong>ein</strong>ste Klasse bilden Anlagen bis zu<br />

<strong>ein</strong>er Leistung von 150 kW el . Elektrizität aus dieser<br />

Anlagenklasse wird mit 14,3 Cent/kWh vergütet<br />

(gilt für das Jahr 2012, Absenkung aller Biomassevergütungen<br />

2 % jährlich ab 2013). Bis 500 kW el<br />

erhalten Anlagenbetreiber 12,3 Cent/kWh. Biomasseanlagen<br />

bis 5.000 kW el bekommen noch<br />

11,0 Cent/kWh. Bei <strong>ein</strong>er Anlagenleistung von bis<br />

zu 20.000 kW el werden nur noch 6,0 Cent/kWh<br />

gezahlt. Bei <strong>ein</strong>er Anlage von z. B. 453 kW el werden<br />

dann die Tarife für die ersten 150 kW el nach<br />

der ersten Leistungsklasse und für die restlichen<br />

303 kW el nach der zweiten Leistungsklasse bezahlt.<br />

Die zusätzliche Vergütung bestimmter Einsatzstoffe<br />

richtet sich nach den Einsatzstoffvergütungsklassen<br />

I und II. In Klasse I finden sich überwiegend<br />

die klassischen Biogas-Substrate wie Mais (Ganzpflanze),<br />

Getreide (Ganzpflanze) oder Waldrestholz<br />

wieder. Für diese werden je nach Anlagenleistung<br />

von 6,0 Cent/kWh bis 2,5 Cent/kWh berechnet<br />

bis <strong>ein</strong> Wert von 5.000 kW el der Biomasseanlage<br />

überschritten wird. Substrate wie Winterrübsen,<br />

Durchwachsene Silphie oder Landschaftspflegematerial<br />

sind der Einsatzstoffvergütungsklasse II zugeordnet<br />

und werden in Anlagen bis 5.000 kW el mit<br />

8,0 Cent/kWh vergütet. Auch die Verwertung bestimmter<br />

Güllearten wird in Anlagen über 500 kW el<br />

bis 5.000 kW el zusätzlich mit 6,0 Cent/kWh gefördert.<br />

Das EEG fordert die Einhaltung bestimmter<br />

Regelungen. Um die vollständige Vergütung für<br />

Biogasanlagen zu erhalten, ist es z. B. notwendig,<br />

entweder 60 % (25 % im ersten Betriebsjahr) der<br />

erzeugten Wärme zu nutzen oder 60 Masseprozent<br />

Gülle zur Biogaserzeugung <strong>ein</strong>zusetzen. Der ebenfalls<br />

vorgeschriebene „Maisdeckel“ verlangt, dass<br />

Mais (Ganzpflanze) und Getreidekorn <strong>ein</strong>schließlich<br />

Corn-Cob-Mix und Körnermais sowie Lieschkolbenschrot<br />

nur 60 Masseprozent pro Jahr ausmachen<br />

dürfen.<br />

2.2 Ziele zur Erhaltung der Biodiversität<br />

Die biologische Vielfalt stellt <strong>ein</strong>e der wichtigsten<br />

natürlichen Ressourcen zur Das<strong>ein</strong>svorsorge des<br />

Menschen dar. Sie umfasst nicht nur die Vielfalt<br />

wildlebender Arten, sondern auch die Vielfalt genutzter<br />

und gezüchteter Arten, die Vielfalt innerhalb<br />

der Arten (genetische Vielfalt) und die Vielfalt<br />

an Lebensräumen bzw. Ökosystemen. Im Jahre<br />

1992 haben die Ver<strong>ein</strong>ten Nationen in Rio de Janeiro<br />

die “Über<strong>ein</strong>kunft über die Biologische Vielfalt“<br />

(Convention on Biological Diversity oder CBD)<br />

verabschiedet. Deutschland ist seit ihrem Inkrafttreten<br />

am 29. Dezember 1993 Vertragspartei der<br />

9


Ziele und Förderbedingungen<br />

CBD. Auf der Vertragsstaatenkonferenz in Nagoya<br />

im Jahr 2010 wurden <strong>ein</strong> globaler Strategieplan für<br />

die Biologische Vielfalt 2011 - 2020 verabschiedet<br />

und der Zeitraum von den Ver<strong>ein</strong>ten Nationen zur<br />

„Dekade der Biologischen Vielfalt“ erklärt.<br />

Unter dem Titel „Unsere Lebensversicherung, unser<br />

Naturkapital: <strong>ein</strong>e EU-Biodiversitätsstrategie bis<br />

2020“ formulierte die EU 2011 <strong>ein</strong>e Strategie, bis<br />

2020 den Verlust an biologischer Vielfalt und die<br />

Verschlechterung der Ökosystemdienstleistungen<br />

in der EU zu stoppen und sie so weit wie möglich<br />

wiederherzustellen sowie den EU-Beitrag zur<br />

Abwendung des globalen Verlusts an biologischer<br />

Vielfalt zu erhöhen. So zielt die Biodiversitätsstrategie<br />

u. a. auf die Erhaltung und Verbesserung von<br />

Ökosystemen und deren Leistungen durch <strong>ein</strong>e<br />

„Grüne Infrastruktur“.<br />

Das Bundeskabinett hatte bereits im November<br />

2007 <strong>ein</strong>e „Nationale Strategie zur Biologischen<br />

Vielfalt“ beschlossen. Die dauerhafte Erhaltung<br />

der natürlichen wie der anthropogen bedingten<br />

biologischen Vielfalt ist auch verbindliche Zielstellung<br />

Sachsens. Der Erhalt und die nachhaltige<br />

Nutzung der biologischen Vielfalt ist im Artikel 10<br />

der Verfassung des Freistaates Sachsen verankert:<br />

„Der Schutz der Umwelt als Lebensgrundlage ist<br />

auch in Verantwortung für kommende Generationen<br />

Pflicht des Landes und Verpflichtung aller im<br />

Land. Das Land hat insbesondere den Boden, die<br />

Luft und das Wasser, Tiere und Pflanzen sowie die<br />

Landschaft als Ganzes <strong>ein</strong>schließlich ihrer gewachsenen<br />

Siedlungsräume zu schützen. Es hat auf den<br />

sparsamen Gebrauch und die Rückgewinnung von<br />

Rohstoffen und die sparsame Nutzung von Energie<br />

und Wasser hinzuwirken.“<br />

Mit dem im Jahre 2009 aufgestellten sächsischen<br />

Programm zur Biologischen Vielfalt soll erreicht<br />

werden, dass die Bedrohung der Biodiversität als<br />

gesamtgesellschaftliches Problem wahrgenommen<br />

und entsprechend gehandelt wird 2 .<br />

Die Landwirtschaft als der größte Flächennutzer in<br />

Deutschland ist von zentraler Bedeutung für den<br />

Erhalt der biologischen Vielfalt und vieler Ökosystemdienstleistungen.<br />

Auszugsweise seien <strong>ein</strong>ige in<br />

der Sächsischen Biodiversitätsstrategie formulierte<br />

Anforderungen an die Landwirtschaft genannt:<br />

• Sicherung der biologischen Vielfalt durch Steigerung<br />

der Produktvielfalt<br />

• Aufrechterhaltung <strong>ein</strong>er Vielfalt an landwirtschaftlichen<br />

Nutzungsformen (<strong>ein</strong>schließlich Sicherung<br />

der Pflege landwirtschaftlich geprägter<br />

Biotope und Lebensräume)<br />

• Förderung umweltverträglicher und die Biodiversität<br />

integrierender bzw. nutzender, nachhaltiger<br />

Bewirtschaftungsweisen<br />

• Anreicherung der Agrarlandschaft mit Landschaftsstrukturelementen<br />

• Überprüfung, Entwicklung und Erprobung <strong>ein</strong>er<br />

guten fachlichen Praxis, welche dem Erhalt und<br />

der Entwicklung der Biodiversität dient<br />

• konsequente Umsetzung des Reduktionsprogramms<br />

chemischer Pflanzenschutz durch vermehrte<br />

Nutzung natürlichen Prozesse zur Selbstregulation<br />

von Schaderregern.<br />

Bei der Umsetzung der verschiedenen politischen<br />

Ziele sind Konflikte zu erwarten. Deshalb widmet<br />

sich der Leitfaden zunächst <strong>ein</strong>er Beschreibung des<br />

aktuellen Zustandes und möglicher Zukunftsentwicklungen.<br />

Aufgrund derer sollen danach die Konsequenzen<br />

geeigneter Strategien und konkretere<br />

Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.<br />

10


Ralf-Uwe Syrbe, Anja Starick<br />

3 Stand der Bereitstellung und Nutzung von Biomasse sowie deren<br />

Entwicklungsperspektiven<br />

(Ralf-Uwe Syrbe, Anja Starick)<br />

3.1 Landschaften, gegenwärtige Landnutzung<br />

und Biomasseanbau<br />

Der Landkreis Görlitz zeigt <strong>ein</strong>e klare Gliederung in<br />

unterschiedliche Landschaftstypen: im Norden das<br />

kl<strong>ein</strong>flächige Mosaik des Muskauer Faltenbogens,<br />

anschließend die wasserarme und waldumsäumte<br />

Muskauer Heide mit den Heideflächen des Truppenübungsplatzes<br />

Oberlausitz und zwei aktiven<br />

Tagebauen sowie den Rekultivierungsgebieten des<br />

Lausitzer Braunkohlereviers. Südwärts schließt sich<br />

das Heide- und Teichgebiet an, <strong>ein</strong> Mosaik aus Wäldern,<br />

Teichen, Wiesen und Feldern. Dieser Nordteil<br />

des Landkreises ist vorwiegend durch sandige<br />

Böden mit geringer Wasserspeicherfähigkeit, aber<br />

auch durch sehr grundwassernahe Böden gekennzeichnet.<br />

Von der Mitte des Kreises bis weit in den Süden<br />

reicht das landwirtschaftlich geprägte Gefildeland,<br />

in dem auch die Stadt Görlitz selbst liegt. Das Ackerland<br />

konzentriert sich auf die fruchtbaren Löss-Plateaus,<br />

besonders die Gebiete um Görlitz, Reichenbach,<br />

Bernstadt und Oberoderwitz. Die Böden der<br />

eiszeitlichen Löss-Sedimente können viel Wasser<br />

und reichlich Nährstoffe speichern, sind aber auch<br />

leicht auswaschbar, wenn Starkniederschläge auf<br />

<strong>ein</strong>e unbedeckte Erdoberfläche treffen. Dort herrschen<br />

große Feldschläge vor, doch ist die Landschaft<br />

durch waldbestandene Berge, durch Täler und Straßendörfer<br />

immer noch gut strukturiert. Südlich des<br />

Flusses Mandau überwiegt das Grünland gegenüber<br />

den Ackerflächen. Besonderes Kennzeichen<br />

der Siedlungsstruktur sind lange, teilweise verstädterte<br />

Straßendörfer mit ihren denkmalgeschützten<br />

Umgebindehäusern entlang der Flüsse und Bäche.<br />

Das Zittauer Gebirge ersch<strong>ein</strong>t von Norden gesehen<br />

als <strong>ein</strong> geschlossen bewaldeter Gebirgszug.<br />

Abb. 2: Bodenbedeckung im Landkreis Görlitz (Karte: IÖR)<br />

Der Landkreis verfügt damit über <strong>ein</strong>e ausgesprochen<br />

reichhaltige Naturausstattung. Sie findet ihren<br />

Ausdruck auch in vielen Schutzgebieten. Von überregionaler<br />

Bedeutung sind der Naturpark Zittauer<br />

Gebirge und das UNESCO-Biosphärenreservat<br />

Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Letzteres<br />

beherbergt <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zigartige und besonders erhaltenswerte<br />

Kulturlandschaft und <strong>ein</strong>e außerordentlich<br />

reiche Pflanzen- und Tierwelt. Für <strong>ein</strong>e Reihe<br />

europaweit zu schützender Lebensräume und Arten<br />

trägt Sachsen besondere Verantwortung, da<br />

diese hier <strong>ein</strong>en Verbreitungsschwerpunkt haben 3 .<br />

Das Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet, das<br />

auch große Teile des Landkreises Görlitz <strong>ein</strong>nimmt,<br />

wurde vom Bundesamt für Naturschutz zu <strong>ein</strong>em<br />

Schwerpunkt (Hotspot) der biologischen Vielfalt<br />

in Deutschland erklärt, dem <strong>ein</strong>zigen im Freistaat<br />

Sachsen 4 .<br />

An der Herausbildung der vielgestaltigen Landschaften<br />

und ihrer spezifischen Charaktere haben<br />

die Landnutzungen und insbesondere die Landwirtschaft<br />

<strong>ein</strong>en wesentlichen Anteil. Insgesamt wurden<br />

im Jahr 2011 42 Prozent der Fläche des Landkreises<br />

als Acker (65 Tha) oder Dauergrünland (20 Tha) be-<br />

11


Stand der Bereitstellung und Nutzung von Biomasse sowie deren Entwicklungsperspektiven<br />

An weiteren Kulturen für die Bioenergienutzung<br />

finden wir Kurzumtriebsplantagen (KUP) auf 5 ha,<br />

Miscanthus auf 4 ha; Durchwachsene Silphie wird<br />

bisher nur versuchsweise in Pommritz bei Hochkirch<br />

angebaut 5 .<br />

Abb. 3: Bodennutzungsanteile der Agrarflächen im Landkreis<br />

Görlitz für das Jahr 2011 (Daten: Sächsisches Landesamt für<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Grafik: Sabine Wi tschas,<br />

Ralf-Uwe Syrbe)<br />

wirtschaftet; 2,5 Tha nehmen Teiche <strong>ein</strong>. Zusammen<br />

bewirtschaften diese Flächen 612 Betriebe. Auf dem<br />

Acker wurde zu 57 % Wintergetreide angebaut, vor<br />

allem Weizen (überwiegend im Süden), aber auch<br />

Gerste und Roggen, letzterer fast ausschließlich im<br />

Norden des Kreises. An zweiter Stelle nach Getreide<br />

stehen Winterraps und Silomais fast gleichauf mit<br />

jeweils 10 Tha, d. h. auf 12 % der Felder. Futterpflanzen<br />

(3 Tha) und Zuckerrüben (1 Tha) belegen<br />

Anteile im <strong>ein</strong>stelligen Prozentbereich, 300 ha Sonnenblumen<br />

sogar weniger als <strong>ein</strong> halbes Prozent.<br />

Abb. 4: Blick vom Töpfer im Norden des Zittauer Gebirges auf<br />

das Vorland mit Zittau, in der Bildmitte der Olbersdorfer See<br />

(Foto: Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Die Bioenergie ist heute schon <strong>ein</strong> wichtiger Flächenfaktor.<br />

Die bestehenden Biomasse-Heizwerke<br />

benötigen rechnerisch Holzmengen, für deren<br />

Nachwuchs Waldflächen von 48.000 ha, also zwei<br />

Drittel der Gesamtwaldfläche des Kreises, benötigt<br />

werden. Ein Zehntel der Ackerfläche liefert nachwachsende<br />

Rohstoffe wie Mais oder Getreide für<br />

die Biogaserzeugung. Hinzu kommen weitere Flächen<br />

für die Kraftstoffproduktion aus Raps und<br />

Getreide. Von letzterem gingen 2011 ca. 17 % der<br />

Erntemenge in die Ethanol-Produktion. Raps wird<br />

im Durchschnitt zu etwa zwei Dritteln energetisch<br />

genutzt. Insgesamt macht die Bioenergie-Anbaufläche<br />

des Landkreises knapp <strong>ein</strong> Fünftel des Ackerlandes<br />

aus.<br />

3.2 Anlagenbestand und Bedarf an Energiepflanzen<br />

Im Landkreis Görlitz arbeiten 74 registrierte Anlagen<br />

zur Nutzung von Bioenergie (Stand 2012).<br />

Knapp zwei Drittel davon (47) sind Biogasanlagen<br />

und <strong>ein</strong> weiteres Drittel (25) Biomasseheizwerke,<br />

von denen <strong>ein</strong> Dutzend Blockheizkraftwerke nicht<br />

nur Wärme, sondern auch Strom liefern. Neben<br />

den klassischen Anlagentypen kommen auch neuere<br />

Technologien zum Einsatz: Bei Löbau erzeugt <strong>ein</strong><br />

ORC („Organic-Ranking-Cycle“)-Heizkraft werk<br />

aus Holzhackgut Wärme und Elektroenergie mit<br />

Hilfe <strong>ein</strong>er niedrig siedenden organischen Flüssigkeit.<br />

In Schöpstal wird seit 2011 Biogas erzeugt und<br />

nach entsprechender Aufbereitung als sogenanntes<br />

„Biomethan“ ins Erdgasnetz <strong>ein</strong>gespeist. Eine zweite<br />

Biomethan-Anlage ging 2012 in Zittau ans Netz.<br />

Beide Großanlagen beziehen ihre Substratlieferungen<br />

(Maissilage und Roggen-Ganzpflanzensilage),<br />

zu <strong>ein</strong>em großen Teil aus dem benachbarten Polen,<br />

im Falle der Zittauer Anlage sogar zu 100%.<br />

All<strong>ein</strong> die 13 Holz-Heizwerke des Kreises können<br />

mehr als 70 Gigawattstunden (GWh) Wärme liefern,<br />

hinzu kommt Heizenergie aus den Blockheizkraftwerken<br />

und <strong>ein</strong> Teil des Hausbrandes. Zur<br />

Elektroenergieerzeugung aus Biomasse im Landkreis<br />

ist in den Biogas- und Holzheizkraftanlagen<br />

12


Ralf-Uwe Syrbe, Anja Starick<br />

zusammen <strong>ein</strong> Potenzial von rund 31 Megawatt<br />

installiert, die durchschnittliche Anlagengröße liegt<br />

bei 540 Kilowatt (all<strong>ein</strong> Biogas bei 400 KW). Hieraus<br />

errechnet sich <strong>ein</strong>e Jahres-Stromerzeugung von<br />

etwa 200 GWh, ergänzt durch knapp 10 Mio m³<br />

Biomethan aus den Anlagen von Schöpstal und Zittau<br />

mit <strong>ein</strong>em (speicherbaren) Energiegehalt von<br />

etwa 100 GWh. Im Vergleich zu anderen regenerativen<br />

Energien im Landkreis liegt Biomasse somit<br />

nach Windkraft (385 GWh) und vor Solarstrom<br />

(70 GWh) bzw. Wasserkraft (19 GWh) an zweiter<br />

Stelle 6 .<br />

Die Bereitstellung von Bioenergie basiert nicht all<strong>ein</strong><br />

auf Energiepflanzen. Auch organische Abfälle werden<br />

verwertet. Vor allem Gülle und Mist, aber auch<br />

Alt- und Resthölzer kommen zum Einsatz, daneben<br />

Stroh, Schlempe, Melkhauswasser, Silagesickerwasser<br />

und Landschaftspflegematerialien. Eine Anlage<br />

in Zittau verstromt außerdem Klärgas. Ein großer<br />

Teil der energetisch genutzten Biomasse wird auf<br />

dem Acker gewonnen. Neben 51 % Gülle liefern<br />

Mais (41 %), sowie Getreide, Rüben und Gras<br />

(8 %), zumeist in Form von Silage, das „Futter“<br />

für die konstant „hungrigen“ Biogasanlagen, welche<br />

somit 8.600 ha bzw. 12,5 % der Anbaufläche<br />

an sich binden. Hinzu kommen die in Abschnitt 3.1<br />

genannten Flächen für Raps und Getreide, woraus<br />

außerhalb des Kreises Biokraftstoffe (Biodiesel, Bioethanol)<br />

produziert werden (Abbildung 5).<br />

Abb. 6: Aktuelle Standorte von Bioenergieanlagen im Landkreis<br />

Görlitz (Karte: Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Abb. 5: Substrat<strong>ein</strong>satz (massebezogene Anteile) in Biogasanlagen<br />

des Landkreises Görlitz nach Betreiberangaben<br />

(Grafik: Sabine Witschas, Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Abb. 7: Biogasanlage bei Markersdorf (Foto: Ralf-Uwe Syrbe)<br />

13


Stand der Bereitstellung und Nutzung von Biomasse sowie deren Entwicklungsperspektiven<br />

3.3 Szenarien der möglichen Entwicklungsperspektiven<br />

In der Zukunft wird sich vieles ändern. Die meisten<br />

Neuigkeiten kommen überraschend und anders<br />

als erwartet. Was also nützen Szenarien? Viele<br />

Zukunftschancen können heute befördert oder<br />

verbaut werden, es kommt darauf an, mit welcher<br />

Weitsicht Entscheidungen fallen und wie gut man<br />

auf Veränderungen <strong>ein</strong>gestellt ist.<br />

Um <strong>ein</strong>e Vorstellung zu gewinnen, wie sich die<br />

Bioenergienutzung in Zukunft auswirken könnte<br />

und welche Handlungsoptionen dafür bestehen,<br />

wurden mehrere Szenarien entworfen. Ein solches<br />

„Szenario“ ist k<strong>ein</strong>e Vorhersage, sondern <strong>ein</strong>e gedankliche,<br />

rechnerische oder kartographische Analyse<br />

der Konsequenzen aus bestimmten Annahmen.<br />

Je nachdem, welche Annahmen <strong>ein</strong>em Szenario<br />

zugrunde liegen, können diese Konsequenzen relativ<br />

weit von<strong>ein</strong>ander abweichen. Alle Szenarien<br />

zusammen zeigen damit <strong>ein</strong> Spektrum von Zukunftsbildern<br />

auf, die davon abhängen, wie sich<br />

Menschen zuvor entschieden haben. Wichtige Entscheidungsträger<br />

aus Behörden, Ver<strong>ein</strong>en, Energie-,<br />

Land- und Forstwirtschaft wurden also befragt und<br />

in die Szenario-Erstellung <strong>ein</strong>bezogen. Zu Beginn<br />

der Projektlaufzeit fand im IBZ St. Marienthal <strong>ein</strong>e<br />

Gesprächsrunde statt, bei der aktuelle Trends diskutiert<br />

sowie Wünsche und Absichten von Gästen<br />

aus Landwirtschaft, Naturschutz, Politik und der<br />

Bioenergiebranche erfragt wurden. Die Auswahl<br />

bekannter Trends und die Festlegung der zu formulierenden<br />

Szenarien leistete <strong>ein</strong> nachfolgender<br />

Expertenworkshop. Künftige Entwicklungen und<br />

deren Folgen wurden auf Basis wissenschaftlicher<br />

Recherchen und von Befragungen <strong>ein</strong>er Vielzahl<br />

weiterer Akteure abgeschätzt. Der dritte Workshop<br />

konzentrierte sich auf die Frage, wo genau sich absehbare<br />

Veränderungen vollziehen und wie danach<br />

die Landschaften aussehen könnten.<br />

Aufgrund der vielen Möglichkeiten der Zukunftsentwicklung<br />

war es nötig, zunächst <strong>ein</strong>zuschränken,<br />

welche Fakten in den Szenarien berücksichtigt<br />

werden sollen. Diese waren:<br />

1. Relativ unveränderliche Landnutzungsarten<br />

und Standorteigenschaften, von denen jede<br />

künftige Entwicklung ausgeht, gelten als gesetzt:<br />

Städte und Dörfer, Infrastruktur, Landund<br />

Forstwirtschaft, Schutzgebiete, Geländerelief<br />

und Bodenqualität.<br />

2. Bestimmte dynamische Einflussgrößen entwickeln<br />

sich in allen Szenarien gleich, dazu ge-<br />

Abb. 8:<br />

Szenario-Workshop 2012 in<br />

St. Marienthal (Foto: Ralf-<br />

Uwe Syrbe)<br />

14


Ralf-Uwe Syrbe, Anja Starick<br />

hören: Klimaveränderungen (Erwärmung und<br />

sommerlicher Wassermangel), Bevölkerungsrückgang,<br />

rechtlich festgesetzte Planungen<br />

(z. B. in Bergbaugebieten) sowie insgesamt<br />

positive Preistrends auf den Agrar-, Rohstoff-,<br />

Grundstücks- und Energiemärkten.<br />

3. „Schlüsseltriebkräfte“ als Faktoren, für die verschiedene<br />

Varianten untersucht wurden:<br />

• Förderung der erneuerbaren Energien (EEG),<br />

• Gem<strong>ein</strong>same Agrarpolitik und ihre Subventionierung<br />

(GAP),<br />

• technologische Entwicklung,<br />

• Engagement und Zusammenarbeit der Akteure<br />

im Landkreis.<br />

Daraus lassen sich unterschiedliche Kombinationen<br />

konstruieren, aus denen das Projektteam die drei<br />

folgenden ausgewählt hat:<br />

• <strong>ein</strong> Trendszenario, bei dem sich die aktuellen<br />

Entwicklungen fortsetzen (3.3.1),<br />

• <strong>ein</strong> Szenario „Dezentrale Netzwerke“, mit<br />

hohem regionalem Engagement unter den<br />

Bedingungen <strong>ein</strong>er nachhaltig orientierten<br />

Förderung und vielfältiger Technologien<br />

(3.3.2) sowie<br />

• <strong>ein</strong> Szenario „Zentrale Investition“, bei der<br />

sich ohne staatliche Zuschüsse vor allem finanzkräftige<br />

Investoren mit Großanlagen<br />

behaupten (3.3.3).<br />

3.3.1 Wenn alles so weiter liefe wie bisher:<br />

Trendszenario Görlitz 2030<br />

Das Trendszenario geht davon aus, dass sich die<br />

aktuell <strong>ein</strong>geschlagene Entwicklungsrichtung auch<br />

künftig fortsetzt. So wird angenommen, dass das<br />

EEG weiterhin <strong>ein</strong>e erhöhte Vergütung der Bioenergie<br />

garantiert. Es würden aber auch die Auflagen,<br />

z. B. zur Treibhausgasbilanz, verschärft. Hinsichtlich<br />

der EU-Agrarpolitik gilt der Diskussionsstand<br />

von 2010 zur Flächenprämie und zum ‚Greening‘<br />

als gesetzt 7 . Das heißt u. a., die Prämien werden<br />

zugunsten der Agrarumweltmaßnahmen etwas<br />

verringert und das Greening verlangt <strong>ein</strong>e ökologische<br />

Vorrangnutzung auf 5 - 7 % der geförderten<br />

Ackerflächen. Technologischer Fortschritt wird si-<br />

cher zu höherer Ausbeute aller Anlagen beitragen<br />

und zur stärkeren Einbeziehung von Reststoffen<br />

und Abfällen, da diese zur Pflicht erhoben wird.<br />

Pflanzenzucht und Erfahrungen helfen mit, dass<br />

sich das Spektrum der möglichen Energiepflanzen<br />

erweitert. Das Engagement der Akteure wird sich<br />

vor allem auf die eigenen Verantwortungsbereiche<br />

konzentrieren, nur in Einzelfällen bilden Landwirte,<br />

Anwohner oder Kommunen auch Netzwerke zur<br />

lokalen Nutzung der Energie aus Biogas- und Heizkraftwerken.<br />

Unter diesen Annahmen lässt das Trendszenario<br />

<strong>ein</strong>e weiter zunehmende Bioenergienutzung erwarten,<br />

wobei sich allerdings die Förderungen für<br />

kl<strong>ein</strong>ere Anlagen verschlechtern und vor allem die<br />

größeren <strong>ein</strong>e stärkere Position im Konkurrenzkampf<br />

um die Substrate bekommen. In den größeren<br />

Agrarbetrieben, vor allem an neuen Ställen,<br />

aber auch in Ortsnähe, entstehen knapp 30 neue<br />

Biogasanlagen. Die künftigen Auflagen werden nur<br />

durch Nutzung der ausgekoppelten Wärme erfüllbar<br />

s<strong>ein</strong>. Verbraucher, die günstig Wärme beziehen,<br />

tolerieren möglicherweise auch eher <strong>ein</strong>e Anlage<br />

in ihrer Nähe. Hinzu kommen Biomethan-Einspeisungsanlagen<br />

in der Größenordnung von zwei bis<br />

fünf Megawatt. Für Biomasse werden noch knapp<br />

20 weitere Heizkraftwerke gebaut, die schon bald<br />

zu konkurrenzfähigen Preisen Wärme liefern und<br />

ihren Abnehmern <strong>ein</strong>e gewisse Unabhängigkeit von<br />

den belasteten überregionalen Energienetzen zusichern<br />

(siehe Abbildung 9).<br />

Beide Energielinien benötigen zusätzliche Flächen:<br />

Die Brennholznachfrage führt trotz <strong>ein</strong>er vollständigen<br />

Nutzung der Wälder vor allem auch zu neuen<br />

Kurzumtriebsplantagen (KUP). Der Flächenbedarf<br />

für den Anlagenzubau erreicht ca. 40.000 ha bei<br />

Nutzung der Energieholzsortimente des Holznachwuchses.<br />

Die insgesamt benötigte Waldfläche von<br />

ca. 94.000 ha übersteigt dann die vorhandenen<br />

72.000 ha Wald (ohne Totalreservate). Um diese<br />

Lücke aus dem Potenzial im Landkreis Görlitz<br />

zu schließen, würden ca. 1600 ha KUP (mit ca.<br />

10 t TM/a) auf der Ackerfläche benötigt. Durch<br />

den Zubau von Biogasanlagen, die <strong>ein</strong>en insgesamt<br />

höheren Substratbedarf haben, erreicht die<br />

hierfür benötigte Anbaufläche <strong>ein</strong>en Umfang von<br />

15.500 ha und damit etwa 22 % des Ackerlandes.<br />

Der Maisanteil auf der Ackerfläche wird zugunsten<br />

alternativer Rohstoffe wie Leguminosen, Gras und<br />

15


Stand der Bereitstellung und Nutzung von Biomasse sowie deren Entwicklungsperspektiven<br />

3.3.2 Wenn lokale Akteure die Zukunft in<br />

ihre Hand nehmen: Szenario Dezentral<br />

2030<br />

Die meisten Faktoren, welche die Zukunft der Energieversorgung<br />

und Landschaftsentwicklung be<strong>ein</strong>flussen,<br />

sind nicht all<strong>ein</strong> im Landkreis Görlitz zu<br />

ändern, sondern werden in Brüssel oder Berlin bestimmt,<br />

auf Märkten ausgehandelt oder entstammen<br />

den Chefetagen der Konzerne. Die Einwohner<br />

können – wenn sie <strong>ein</strong>e andere Zukunft anstreben<br />

– nur ihr eigenes Verhalten ändern.<br />

Abb. 9: Bioenergieanlagen im Landkreis Görlitz nach dem<br />

Trend-Szenario (Karte: Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Grünschnitt leicht zurückgehen. Ökologische Ausgleichsflächen<br />

und neu gepflanzte Gehölze strukturieren<br />

die Felder, auf denen jedoch oft übermannshoch<br />

Energiepflanzen stehen.<br />

Es wachsen also die Ansprüche an die Produktivität<br />

von Land- und Forstwirtschaft. Trotz der zu<br />

erwartenden technologischen Fortschritte können<br />

diese Ansprüche nur durch intensivere Nutzung<br />

der Flächen, häufigere Ernten, Hochleistungssorten<br />

und -rassen, gebietsfremde Baumarten, vielleicht<br />

auch Gentechnik, erfüllt werden. Die Anlagenzahl,<br />

vor allem aber die Transportmengen und<br />

-entfernungen (z. B. für Brennholz, Getreide, Mais),<br />

steigen an. Weniger Betriebe tragen Verantwortung<br />

für große Flächen und kommen fast ohne <strong>ein</strong>heimische<br />

Arbeitskräfte aus. Sie halten sich zwar an die<br />

Gesetze, doch spielen die Ansichten der Einwohner<br />

kaum <strong>ein</strong>e bedeutende Rolle. Die Landschaft reflektiert<br />

nicht das Engagement der Bürger, sondern sie<br />

entwickelt sich nach den Plänen der Investoren.<br />

Eine Voraussetzung für dieses Szenario ist die weitere<br />

Unterstützung der Bioenergie durch das EEG,<br />

begleitet durch höhere Nachhaltigkeitsauflagen. Zu<br />

den Annahmen gehört auch, dass die EU-Agrarhilfen<br />

fortgesetzt werden, möglicherweise anstelle<br />

des heutigen „Gießkannenprinzips“ all<strong>ein</strong> über die<br />

Förderung umweltgerechter Landwirtschaft. Die<br />

technologische Entwicklung sollte es ermöglichen,<br />

auch kl<strong>ein</strong>ere Anlagen günstig zu bauen und wirtschaftlich<br />

zu betreiben. Diese könnten, z. B. mit<br />

ORC-Technik (s. 3.2), hohe Energieausbeuten erzielen<br />

und vielerlei Reststoffe nutzen, welche heute<br />

noch kompostiert oder entsorgt werden müssen.<br />

Es kommt darauf an, dass Energieverbraucher und<br />

-versorger sich zusammenfinden, gem<strong>ein</strong>sam vor<br />

Ort auch kl<strong>ein</strong>ste Ressourcen erschließen und die<br />

Energie lokal zum gegenseitigen Vorteil verteilen.<br />

Auch aus dem Siedlungsbereich, aus Privatwäldern<br />

und von Naturschutzflächen kommt zusätzliche<br />

Biomasse zur energetischen Nutzung. Krautiges<br />

Material aus dem Garten wandert z.T. in den Silierschlauch<br />

und dann zur kommunalen Annahmestelle.<br />

Holz- und Strauchschnitt, Stroh, Gras und<br />

Reststoffe werden oft in Form von Biogas oder Synthesegas<br />

(Holzgas) aufbereitet. Weiterhin werden<br />

auch große Anlagen betrieben, wächst Energiemais<br />

auf den Feldern und suchen Investoren nach Lieferanten<br />

für Großanlagen. Doch wenn die meisten<br />

Landwirte zuerst die eigene Gem<strong>ein</strong>de beliefern,<br />

sind Ressourcen im industriellen Maßstab bald begrenzt.<br />

Es wird <strong>ein</strong>en zweistelligen Zuwachs an Biogasanlagen<br />

geben. Die Anzahl der Heizkraftwerke<br />

erhöht sich wie im Trend-Szenario, doch weil größere<br />

Bereiche durch lokale Wärmenetze erschlossen<br />

werden, geht der Anteil des Hausbrandes zurück<br />

und mehr Holz aus Privatwäldern wird für die öffentliche<br />

Energieversorgung mobilisiert.<br />

16


Ralf-Uwe Syrbe, Anja Starick<br />

Das Interesse an der eigenen Region zeigt sich auf<br />

vielerlei Weise. Die Landschaft wird gepflegt und<br />

nicht nur des Energieholzbedarfes wegen mit Bäumen<br />

und Sträuchern angereichert. Auch außerhalb<br />

der Erholungsgebiete wird das Umfeld der Dörfer<br />

attraktiv gestaltet und für Freizeitnutzungen erschlossen.<br />

Förderprogramme, neue Sorten und<br />

Technologien begünstigen alternative Energiepflanzen,<br />

angebaut in reicheren Fruchtfolgen. Hecken,<br />

Grünflächen und blühende Dauerkulturen werden<br />

Quellen für Bioenergie, ergänzt durch kl<strong>ein</strong>ere KUP.<br />

Der Ackerflächenbedarf der Biogasanlagen liegt bei<br />

ca. 16.000 ha, allerdings macht Mais – durch den<br />

geförderten Anbau alternativer Energiepflanzen wie<br />

Wildpflanzenmischungen oder Hirsearten – davon<br />

weniger als die Hälfte aus. Durch <strong>ein</strong>e stärkere Nutzung<br />

des Waldrestholzes sowie Teilen von Industrieholzsortimenten<br />

(Clusterinitiative Forst & Holz<br />

Oberlausitz) benötigen die Heizwerke des Kreises<br />

für ihre Brennholzversorgung nur 63.000 ha oder<br />

etwa 85 % der Gesamtwaldfläche. Bei insgesamt<br />

verstärkter Mobilisierung von Holzvorkommen des<br />

Waldes können <strong>ein</strong>zelne Flächen somit weniger intensiv<br />

bewirtschaftet und dort der Wert für Naturschutz<br />

und Tourismus erhöht werden.<br />

Abb. 10: Bioenergieanlagen im Landkreis Görlitz nach dem Dezentral-Szenario<br />

(Karte: Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Das Szenario Dezentral lässt also erwarten, dass das<br />

Regionalbewussts<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e stärkere Rolle spielt. Die<br />

Abb. 11: Abwechslungsreiche,<br />

kl<strong>ein</strong>teilige<br />

Agrarlandschaft<br />

in der<br />

Ober lausitz (Foto:<br />

Olaf Bastian)<br />

17


Stand der Bereitstellung und Nutzung von Biomasse sowie deren Entwicklungsperspektiven<br />

Kooperation bei der Verwertung von Rohstoffen<br />

aus der unmittelbaren Umgebung und ihre effiziente<br />

Nutzung erfordern <strong>ein</strong>en engeren sozialen Zusammenhalt.<br />

Die Landnutzung wirkt kl<strong>ein</strong>flächiger,<br />

ist stärker differenziert, aber auch aufgeräumter, bewusster<br />

gestaltet. Dabei spielen auch Landschaftspflege<br />

und Naturschutzmaßnahmen <strong>ein</strong>e wichtige<br />

Rolle. Heimat bleibt überall greifbar und erlebbar<br />

für die Bewohner.<br />

3.3.3 Wenn der große Investor kommt:<br />

Szenario Zentral 2030<br />

Der Energiemarkt wird von zentralen Strukturen<br />

und großen Unternehmen bestimmt. Für die Bereitstellung<br />

von Energie aus erneuerbaren Ressourcen<br />

haben solche Erzeuger Vorteile, die auf <strong>ein</strong>e vorhandene<br />

Logistik und Infrastruktur zurückgreifen,<br />

um somit effizient produzieren zu können. Das gilt<br />

insbesondere für Wärme und Gas.<br />

Kommen grundlegende Veränderungen in der<br />

Landwirtschafts- und Energiepolitik hinzu, wie zum<br />

Beispiel das Auslaufen der EU-Agrarförderung und<br />

der Förderung erneuerbarer Energien, und treffen<br />

diese Veränderungen auf <strong>ein</strong>e Gesellschaft, die für<br />

Großinvestitionen offen ist, sind günstige Bedingungen<br />

für zentralisierte Entwicklungen der Bioenergiebereitstellung<br />

gesetzt. Wie sie im Landkreis<br />

Görlitz aussehen könnten, verfolgt das Szenario<br />

Zentral. Es beschreibt <strong>ein</strong>e Entwicklung, bei der die<br />

Bereitschaft zum Landverkauf steigt. Zudem müssen<br />

<strong>ein</strong>ige Landwirte und auch Agrargenossenschaften<br />

aufgeben.<br />

Im südlichen Teil des Landkreises wachsen und erstarken<br />

dadurch <strong>ein</strong>ige (wenige) Agrargenossenschaften.<br />

Parallel dazu wird von <strong>ein</strong>em regionalen<br />

Konsortium <strong>ein</strong>e große Biomethananlage zur Einspeisung<br />

ins Erdgasnetz mit <strong>ein</strong>er Leistung von bis<br />

zu 20 MW errichtet.<br />

Im Norden kommen überregionale Interessen zum<br />

Tragen. Von außen werden Großinvestoren angezogen:<br />

große Agrarunternehmen und <strong>ein</strong> internationaler<br />

Energieversorger. Dessen Aktivitäten sind auf<br />

Holzprodukte für die Versorgung der Heizkraftwerke<br />

im Berlin-Brandenburger Raum gerichtet. Agrarwie<br />

Forstunternehmen und die holzverarbeitende<br />

Industrie werden nach und nach zu wichtigen Partnern<br />

dieses Energieversorgers. Als Serviceunterneh-<br />

men bieten sie dem Energiekonzern Technik und<br />

Bewirtschaftungsleistungen an. Der Konzern bewirtschaftet<br />

u. a. Rekultivierungsflächen. Er pachtet<br />

Land, beispielsweise von insolventen Agrarbetrieben,<br />

welche die Flächen dann für ihn bewirtschaften.<br />

Mit verbleibenden Agrarunternehmen schließt<br />

er langfristige Verträge über die Anlage und Pflege<br />

von Kurzumtriebsplantagen (KUP).<br />

Es entsteht <strong>ein</strong>e große Nachfrage nach Holz und<br />

Mais in der Region. Holz wird in der Folge insbesondere<br />

in Form von KUP angebaut. Auf den trockeneren<br />

Standorten der Rekultivierungsflächen<br />

im Norden des Kreises kommt dafür u. a. die Robinie<br />

infrage, welche jedoch aus ökologischer Sicht<br />

Konfliktpotenzial birgt. Auf Böden mit hohem<br />

Grundwasserstand eignen sich besonders Erlen<br />

und Weiden. Da diese Baumarten geringere Erträge<br />

erbringen als die Pappel, werden im Verhältnis<br />

größere Flächen benötigt. Besonders ertragsarme<br />

Standorte werden aufgeforstet und zum Teil plantagenartig<br />

bewirtschaftet. Schleichend findet in den<br />

übrigen Wäldern <strong>ein</strong>e Segregation in Schutz- und<br />

Nutzwälder statt. Der Anteil von Landschaftsräumen<br />

mit Offenlandcharakter sinkt. Im Süden wird<br />

zunehmend und auf großen Schlägen Mais angebaut,<br />

daneben andere Energiepflanzen wie Hirse<br />

und Durchwachsene Silphie. Die Bewirtschaftung<br />

wird intensiver und findet auf größeren Schlägen<br />

statt.<br />

Von diesen Entwicklungen weitgehend ausgeklammert<br />

bleiben die Großschutzgebiete. Es entsteht dadurch<br />

<strong>ein</strong>e starke Segregation zwischen großflächig<br />

intensiv bewirtschafteten Agrarräumen und traditionellen<br />

Kulturlandschaften.<br />

3.4 Zukunftsoptionen im Vergleich<br />

Im Vergleich führen die veränderten Steuerungsoptionen<br />

zu deutlichen Unterschieden in der<br />

Landnutzung. Viele Änderungen sind erst auf den<br />

zweiten Blick zu erkennen. Sie äußern sich in der<br />

Landschaftsstruktur, in der Nutzungsintensität, aber<br />

auch in der Gesellschaft. Der Landkreis von morgen<br />

wird nicht mehr wie der heutige aussehen und<br />

funktionieren.<br />

Diskutiert man die Szenarien, so ist oft zu hören,<br />

dass eigentlich das Zentral-Szenario stärker den<br />

erwarteten Trends entspreche. Die darin beschrie-<br />

18


Ralf-Uwe Syrbe, Anja Starick<br />

benen Entwicklungen sind in Ansätzen erkennbar<br />

und manche Änderungen sch<strong>ein</strong>en plausibler im<br />

Trend-Szenario. Andererseits wird das Szenario Dezentral<br />

häufig als wünschenswert benannt. Darüber<br />

hinaus wird die grundsätzliche Frage aufgeworfen,<br />

ob <strong>ein</strong> fortgesetzter Zuwachs an Bioenergie überhaupt<br />

der richtige Weg sei. Und genau darum geht<br />

es: Die vergleichende Auswertung der Szenarien<br />

soll zum Nachdenken und zur Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

darüber anregen, welche Entwicklungen gewünscht<br />

sind. Zukunftsvisionen müssen erst entstehen, bevor<br />

man sie abwägen kann, um schließlich die<br />

nötigen Schritte zu ihrer Realisierung zu tun oder<br />

wenigstens absehbare Fehlentwicklungen abzuwenden.<br />

Im Vergleich der Szenarien zeigt sich: die<br />

Einwohner des Landkreises haben <strong>ein</strong>en wesentlich<br />

höheren Einfluss darauf, in welche Richtung sich<br />

die Bioenergiebereitstellung und mit ihr die Landschaften<br />

und Gem<strong>ein</strong>schaften im Landkreis entwickeln,<br />

als sie selbst ursprünglich annahmen.<br />

Und so kann sich auch die Bewertung der Folgen<br />

und Maßnahmen nur an Wünschen und Zielen der<br />

Bewohner orientieren, welche sich durch politisches,<br />

wirtschaftliches oder soziales Handeln in die<br />

Entwicklung ihres Heimatkreises <strong>ein</strong>bringen.<br />

Die in den partizipativen Szenario-Arbeitsschritten<br />

bekannt gewordenen Positionen sollen kurz zusammengefasst<br />

werden. Die von vielen Einwohnern<br />

nach eigenen Umfragen eher kritisch gesehene<br />

Nutzung von Bioenergie ersch<strong>ein</strong>t nur akzeptabel,<br />

wenn sie nicht all<strong>ein</strong> auf <strong>ein</strong>e oder wenige Kulturen<br />

(wie Mais) beschränkt bleibt. Die Bioenergieerzeugung<br />

soll nicht zu <strong>ein</strong>er Verschärfung der<br />

Flächenkonkurrenz und -preise, sondern zu mehr<br />

Vielfalt unter den Absatzmöglichkeiten der Bauern<br />

ebenso wie zu höherer Reichhaltigkeit der Landschaft<br />

führen. Es gäbe wertvolle Alternativen wie<br />

Blühmischungen, Heckenschnitt oder Heu sowie<br />

viele Rest- und Abfallstoffe, die energetisch genutzt<br />

werden könnten, aber im Vergleich zu Mais und<br />

anderen klassischen Energiepflanzen wirtschaftlich<br />

unterlegen sind.<br />

Doch dafür sollte man nicht auf den Segen besserer<br />

Gesetze oder ausgereifterer Technologien warten.<br />

Wie das Dezentral-Szenario zeigt, sind die bereits<br />

bestehenden Optionen durchaus nutzbar: Es gibt<br />

<strong>ein</strong>satzfähige Technologien für die Verarbeitung<br />

gemischter Substrate, aber es fehlen <strong>ein</strong>e Pilotanlage<br />

vor Ort zum Sammeln von Erfahrungen und<br />

<strong>ein</strong> Forum, um diese auszutauschen. Es rechnen<br />

sich (Leitungs-)Netze zur Nahwärmebereitstellung<br />

ebenso wie Vertragsnetze zur kostengünstigen Versorgung<br />

dörflicher Anlagen mit Brennstoff und Biogassubstraten.<br />

Jedoch muss <strong>ein</strong> „Initiator“ damit<br />

beginnen, die Akteure anzusprechen und zusammenzubringen.<br />

Es gibt Pflanzenarten und Fruchtfolgen,<br />

die so gut an das hiesige Klima angepasst sind,<br />

dass sie ertragssicher energetisch genutzt werden<br />

könnten; allerdings ist es erforderlich, sie züchterisch<br />

für die Energieerzeugung zu optimieren und<br />

Anbauerfahrungen mit ihnen zu verbreiten. Es ist<br />

bekannt, wie und wo Bioenergie relativ konfliktarm<br />

genutzt werden kann; dieses Wissen muss sich aber<br />

in geeigneten Steuerungsinstrumenten und in Planungsdokumenten<br />

widerspiegeln, um die Arbeit<br />

der Genehmigungsbehörden zu erleichtern und ihre<br />

Entscheidungen rechtlich abzusichern.<br />

19


Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Natur und Landschaft<br />

4 Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Natur und Landschaft<br />

(Olaf Bastian, Gerd Lupp)<br />

4.1 Das Konzept der Ökosystemdienstleistungen<br />

Obwohl wir Menschen seit jeher die Güter und<br />

Leistungen der Natur und ihrer Ökosysteme in<br />

Anspruch nehmen, betrachten wir das vielfach als<br />

Selbstverständlichkeit, ohne uns immer dieser natürlichen<br />

Werte bewusst zu s<strong>ein</strong> und uns so zu verhalten,<br />

dass sie auch dauerhaft erhalten bleiben.<br />

Angesichts des weltweiten Verlustes an biologischer<br />

Vielfalt und der wachsenden Belastungen der<br />

Ökosysteme hat in den letzten Jahren das Konzept<br />

der Ökosystemdienstleistungen (ÖSD) große Aufmerksamkeit<br />

erlangt. Damit gem<strong>ein</strong>t sind die nutzbringenden<br />

Leistungen, die der Mensch aus den<br />

Ökosystemen bezieht.<br />

Einen Eindruck vom Ausmaß der wirtschaftlichen<br />

Werte von ÖSD vermittelt das Beispiel der Bestäubung<br />

durch Wildbienen, die für 15 - 30 % der<br />

US-Nahrungsmittelproduktion (im Wert von ca. 30<br />

Milliarden US$) sorgen 8 . Der ökonomische Wert der<br />

auf Insektenbestäubung angewiesenen Feldfrüchte<br />

in der EU beträgt jährlich ca. 14,2 Milliarden Euro.<br />

Weltweit werden 87 der wichtigsten Kulturarten<br />

von Tieren bestäubt.<br />

4.2 Einflüsse des Energiepflanzenanbaus<br />

auf Ökosystemdienstleistungen und<br />

bio logi sche Vielfalt<br />

4.2.1 Überblick<br />

Der Bedeutungsgewinn der Energiepflanzen erfolgt<br />

in <strong>ein</strong>er Periode, die von <strong>ein</strong>er Intensivierung der<br />

Landwirtschaft und <strong>ein</strong>em Artenrückgang in den<br />

Agrarlandschaften gekennzeichnet ist. Wenn zusätzlich<br />

zu Nahrungs- bzw. Futterpflanzen und Rohstoffen<br />

nun auch Energiepflanzen erzeugt werden,<br />

wächst dadurch die Nachfrage nach Agrarprodukten.<br />

Da der Umfang der verfügbaren Agrarfläche<br />

begrenzt ist, kommt es zwangsläufig zu <strong>ein</strong>er intensiveren<br />

Nutzung von Äckern und Grünland. Die Situation,<br />

insbesondere für die Flora und Fauna (z. B.<br />

Feldvögel) auf Äckern, aber auch für den Bodenund<br />

Gewässerzustand ist insbesondere seit 2008<br />

nach Abschaffung der obligatorischen Flächenstilllegung<br />

schwieriger geworden. Um die damaligen<br />

Produktionsüberschüsse der Landwirtschaft (z. B.<br />

„Butterberg“) zu begrenzen, hatte die EU bis dahin<br />

verfügt, <strong>ein</strong>en Teil (10 %) der Äcker jeweils für <strong>ein</strong><br />

Jahr nicht zu bestellen. Diese für Pflanzen und Tiere,<br />

Böden und Gewässer so wichtigen Erholungsphasen<br />

sind seitdem weggefallen. Die früheren Überkapazitäten<br />

in der Pflanzenproduktion werden nun<br />

durch den Anbau von Energiepflanzen genutzt.<br />

Für die energetische Verwertung werden überwiegend<br />

Pflanzen angebaut, die auch zur Ernährung<br />

geeignet sind. Daher ist es schwierig,<br />

die Folgen des Anbaues all<strong>ein</strong> unter dem<br />

Blickwinkel „Energiepflanze“ zu beurteilen. Einen<br />

Überblick über das Gefährdungspoten zial<br />

energetisch nutzbarer Pflanzen für bestimmte<br />

Schutzgüter bzw. Risikofaktoren gibt Tabelle 1.<br />

Abb. 12: Insekt bei der Bestäubung (Foto: Olaf Bastian)<br />

Entscheidend sind neben den angebauten Pflanzenarten<br />

die zur Anwendung kommenden Anbausysteme<br />

und Bearbeitungsverfahren <strong>ein</strong>schließlich der jeweiligen<br />

Erntetermine und Verwertungsketten. Bei<br />

energetischer Nutzung können sich die Anbauverfahren<br />

im Vergleich zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion<br />

verändern. Die Lebensgem<strong>ein</strong>schaften<br />

der Tiere und Pflanzen auf den Feldern haben<br />

20


Olaf Bastian, Gerd Lupp<br />

Tab. 1: Gefährdungsgrad für Böden, Gewässer und biologische Vielfalt durch unterschiedliche Kulturen nachwachsender Rohstoffe,<br />

Synopsis aus mehreren Studien 9<br />

Gefährdungen<br />

Kultur<br />

Erosion Bodenverdichtung<br />

Stoff<strong>ein</strong>träge<br />

in Gewässer /<br />

Biotope<br />

Notwendigkeit<br />

von Pflanzenschutzmitteln<br />

Verlust an<br />

Arten bzw.<br />

Lebensräumen<br />

Mais hoch mittel hoch hoch hoch<br />

Zuckerrüben hoch hoch mittel mittel mittel<br />

Kartoffeln hoch hoch mittel mittel mittel<br />

Raps gering-mittel gering mittel hoch gering-mittel<br />

Sonnenblumen mittel gering gering-mittel gering-mittel gering<br />

Getreide (sehr) gering sehr gering gering gering gering-mittel<br />

Ackergras sehr gering (sehr) gering gering gering gering-mittel<br />

Wiese sehr gering sehr gering sehr gering sehr gering sehr gering<br />

Miscanthus sehr gering gering sehr gering sehr gering sehr gering,<br />

anfangs mittel<br />

KUP sehr gering gering sehr gering sehr gering sehr gering,<br />

anfangs mittel<br />

sich im Laufe der Jahrhunderte den Bewirtschaftungsrhythmen<br />

angepasst. Wird für die Nutzung<br />

von Bioenergie aber später <strong>ein</strong>gesät oder Getreide<br />

im unreifen Zustand geerntet, ergeben sich erhebliche<br />

Konflikte mit dem Artenschutz. So werden<br />

Nester von Feldvogelarten bei der frühzeitigen Ernte<br />

zerstört oder die Jungvögel sterben, weil sie noch<br />

nicht flügge sind. Dies betrifft Vogelarten, die ihre<br />

Nester im Getreide anlegen, aber auch Rehe und<br />

Hasen, die mit ihren Jungtieren Deckung im aufgewachsenen<br />

Bestand suchen. Ganz besonders konfliktträchtig<br />

ist der Anbau von Grünschnittroggen,<br />

bei dem die Ernte schon Mitte April bis Anfang Mai<br />

stattfindet, also mehr als <strong>ein</strong>en Monat vor der Kornreife.<br />

Sie fällt damit exakt in die Brut- und Nestlingszeit<br />

fast aller bodenbrütenden Vogelarten und führt<br />

in der Regel zum Verlust sämtlicher Jungvögel auf<br />

der Fläche 10 . Ähnliche Effekte ergeben sich bei der<br />

früheren Mahd von Grünland, um die Biogasausbeute<br />

zu verbessern. Ein weiteres Problem tritt auf,<br />

wenn die bisherige Vielfalt des Anbauspektrums<br />

<strong>ein</strong>er Monotonie weicht und nur noch wenige Kulturen<br />

flächenmäßig dominant angebaut werden 11 .<br />

Die Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf<br />

<strong>ein</strong>zelne Ökosystemdienstleistungen werden nun<br />

näher betrachtet, entsprechend der üblichen Einteilung<br />

der ÖSD in Versorgungs-, Regulations- und<br />

kulturelle Leistungen.<br />

4.2.2 Versorgungsdienstleistungen<br />

Versorgungsdienstleistungen umfassen das durch<br />

Photosynthese ermöglichte Wachstum von Nutzpflanzen,<br />

ergänzt um die davon abhängigen tierische<br />

Ressourcen (z. B. Wild) sowie die ständige<br />

Erneuerung der Süßwasserressourcen in den<br />

Ökosystemen.<br />

Durch die wachsende Nachfrage nach Agrarprodukten<br />

<strong>ein</strong>schließlich der energetisch nutzbaren<br />

Biomasse kommt es zu Konkurrenzen zwischen <strong>ein</strong>zelnen<br />

Versorgungsleistungen (Nahrung gegen Biomasse),<br />

verbunden mit Preisanstiegen für Agrarprodukte,<br />

Pacht und Land. Diese Entwicklung muss vor<br />

dem Hintergrund der Verluste an landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche zugunsten von Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />

(in Deutschland derzeit ca. 90 ha pro<br />

Tag) gesehen werden.<br />

In Bezug auf die Wasserversorgung (Trink- und<br />

Brauchwasser) kann es je nach Wasserbedarf der<br />

angebauten Feldfrüchte zu <strong>ein</strong>er Verringerung des<br />

Grundwasserstandes kommen. Die Anwendung<br />

zusätzlicher Dünger und Pflanzenschutzmittel führt<br />

langfristig auch zu <strong>ein</strong>er Belastung des Grund- und<br />

Oberflächenwassers.<br />

21


Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Natur und Landschaft<br />

4.2.3 Regulationsdienstleistungen<br />

Zu den Regulationsleistungen zählen u. a. die Verminderung<br />

der Erosion, die dämpfende Wirkung<br />

auf Witterungsextreme, das Selbstr<strong>ein</strong>igungsvermögen<br />

der Gewässer, die Wasserrückhaltung (z. B.<br />

durch Wälder und Moore), der Grundwasserschutz<br />

sowie die Verfügbarkeit von Lebensräumen (Habitaten)<br />

für Flora und Fauna.<br />

Klimarelevante Wirkungen<br />

Bei der Energieerzeugung aus Biomasse werden<br />

zwar fossile Energieträger <strong>ein</strong>gespart, allerdings auf<br />

Kosten <strong>ein</strong>es relativ großen Bedarfes an Energie für<br />

Anbau, Dünger, Transporte und Verwertung. Die<br />

pauschale Annahme <strong>ein</strong>er Kohlenstoff-Neutralität<br />

von Bioenergie hat sich mittlerweile als unzutreffend<br />

erwiesen. Weltweit betrachtet ist knapp <strong>ein</strong><br />

Drittel der Treibhausgas-Emissionen auf die Agrarproduktion<br />

und auf Landnutzungsänderungen<br />

zurückzuführen. Hinsichtlich der Treibhausgase<br />

kommt es vor allem bei ackerbaulicher Nutzung<br />

von Moorstandorten, Grünlandumbruch oder Entwässerung<br />

sowie bei Intensivierung bisher extensiver<br />

Nutzungsformen zu erhöhten Emissionen von<br />

Treibhausgasen. Dies gilt auch für die Stickstoffdüngung,<br />

durch die vor allem N 2<br />

O (Lachgas) freigesetzt<br />

wird, das im Vergleich zu CO 2<br />

<strong>ein</strong> um den Faktor<br />

200 höheres globales Erwärmungspotenzial besitzt.<br />

Kurzumtriebsplantagen wirken durch Akkumulation<br />

von Humus und unterirdischer Biomasse als Speicher<br />

für Treibhausgase; bei Umwandlung von Feuchtgebieten<br />

in KUP ist allerdings mit <strong>ein</strong>er Freisetzung<br />

von Treibhausgasen aus dem Boden zu rechnen.<br />

Auswirkungen auf den Boden<br />

Der Anbau <strong>ein</strong>jähriger Energiepflanzen (wie Mais<br />

oder Raps) ist mit Dünger- und Spritzmittel<strong>ein</strong>satz<br />

verbunden, der sich auch auf die Boden-Ökosysteme<br />

in unterschiedlicher Weise auswirkt. Die Düngung<br />

mit Gärresten bietet die Möglichkeit, den<br />

Mineraldüngeraufwand zu reduzieren. Durch die<br />

verstärkte Abfuhr organischer Masse (z. B. Stroh,<br />

Erntereste) vom Acker verschlechtert sich die Humusbilanz.<br />

Auch die Rückführung von Gärresten<br />

sorgt nicht für <strong>ein</strong>en vollständigen Ausgleich, weil<br />

<strong>ein</strong> Großteil der organischen Masse in der Biogasanlage<br />

abgebaut wird.<br />

In Perioden ohne Bodenbedeckung bei spät deckenden<br />

Feldfrüchten (z. B. Mais, Zuckerrüben,<br />

Kartoffeln) kann es durch Wasser und Wind zu hoher<br />

Bodenerosion kommen. Der Einsatz schwerer<br />

Technik auf empfindlichen Standorten erhöht die<br />

Gefahr der Bodenverdichtung (s. Tabelle 1).<br />

Bei Verwertung von Biomasse aus mehrjährigen<br />

Kulturen (<strong>ein</strong>schließlich KUP) oder aus der Landschaftspflege<br />

sinkt aber dank permanenter Bodenbedeckung<br />

die Wasser- und Winderosion und die<br />

Ökosysteme werden weniger mit Nährstoffen und<br />

Spritzmitteln belastet (sofern nicht Extensivgrünland<br />

oder Gehölze in KUP umgewandelt wurden).<br />

Auswirkungen auf Gewässer<br />

Einjährige Feldfrüchte wie Mais oder Raps führen<br />

zu hohen Grundwasserneubildungsraten, allerdings<br />

verbunden mit <strong>ein</strong>er Auswaschungsgefahr der <strong>ein</strong>gesetzten<br />

Dünger und Wirkstoffe. Es besteht vor<br />

allem <strong>ein</strong> erhöhtes Nitrat-Auswaschungsrisiko in<br />

die Gewässer. Wasserbedürftige Energiepflanzen<br />

können hingegen den Landschaftswasserhaushalt<br />

belasten, was umso problematischer wird, wenn<br />

auch durch Klimaänderungen Wassermangel <strong>ein</strong>treten<br />

sollte. Besonders bei KUP sind niedrige Versickerungsraten<br />

typisch, hervorgerufen durch den<br />

Wasserbedarf der Gehölze (Weiden, Pappeln). Dies<br />

kann zu abgesenkten Grundwasserständen führen<br />

12 .<br />

Mit <strong>ein</strong>em erhöhten Wasserabfluss ist außerhalb der<br />

Vegetationsperiode bei fehlender Bodenbedeckung<br />

zu rechnen. Somit ist das Wasserrückhaltevermögen<br />

von Maiskulturen relativ gering, u. a. durch die<br />

lange Auflaufphase im Frühjahr. Hingegen weisen<br />

KUP <strong>ein</strong>en verminderten Wasserabfluss (mit Ausnahme<br />

der Ini tialphase – kurz nach der Pflanzung)<br />

auf.<br />

Auswirkungen auf Schaderregerregulation und Bestäubung<br />

Die Ausbreitung von Schaderregern, z. B. des Maiszünslers<br />

(Ostrinia nubilalis) und des Westlichen<br />

Maiswurzelbohrers (Diabrotica virgifera virgifera)<br />

erfordern Pestizidanwendungen und erhöhen den<br />

Druck zur Einführung genetisch veränderter Sorten<br />

(GVO). KUP weisen <strong>ein</strong>e höhere Stabilität und Widerstandsfähigkeit<br />

gegenüber Schaderregern auf.<br />

22


Olaf Bastian, Gerd Lupp<br />

Für die Bestäubung ist wichtig, dass Insekten (kurzzeitig)<br />

Rapsblüten als Nektar und Pollenquelle nutzen<br />

können. Mais hingegen wird durch Wind bestäubt<br />

und liefert k<strong>ein</strong>en Nektar. Weiden können<br />

Nektar für Insekten liefern.<br />

Auswirkungen auf die biologische Vielfalt<br />

Als Hauptprobleme für die wildlebenden Pflanzen<br />

und Tiere auf Agrarflächen gelten: wenige Fruchtarten,<br />

intensive Bearbeitung und zeitige Erntetermine.<br />

Im Einzelnen sind folgende Auswirkungen von<br />

Bedeutung:<br />

Bei Ver<strong>ein</strong>fachung der Fruchtfolgen, damit abnehmender<br />

Strukturvielfalt auf Ackerflächen und in den<br />

Agrarlandschaften kommt es zu <strong>ein</strong>em Rückgang<br />

der Artenvielfalt. Bei Monokulturen (z. B. Mais in<br />

Selbstfolge) ist das Vorkommen von Arten um mindestens<br />

1/3 gegenüber Feldern mit Fruchtwechsel<br />

reduziert. Bei Fruchtfolgen mit 3 unterschiedlichen<br />

Fruchtartengruppen sind die Artenzahlen im Vergleich<br />

zu Fruchtfolgen mit nur 2 Kulturartengruppen<br />

um 15 - 20 % erhöht.<br />

• Durch Pflanzenschutzmittel und Bodenbearbeitung<br />

werden Wildflora und -fauna artenärmer, es<br />

gibt weniger Sämereien und Insekten. Günstigere<br />

Habitatbedingungen bestehen hingegen nur<br />

auf weniger intensiv bearbeiteten Feldern.<br />

• Die Zunahme von Wintergetreide, Winterraps<br />

sowie Mais und die gleichzeitige Abnahme von<br />

Sommergetreide, Kartoffeln sowie Feldfutter<br />

können <strong>ein</strong>en Mangel an geeigneten Brutha-<br />

Abb. 13: Mais – die typische Kultur für die energetische Nutzung<br />

in Biogasanlagen (Foto: Olaf Bastian)<br />

bitaten für Bodenbrüter (z. B. Rebhuhn, Kiebitz,<br />

Feldlerche) zur Folge haben.<br />

• Hoch bewachsene Flächen verlieren an Bedeutung<br />

für Brut- und Nahrungshabitat (z. B. Weißstorch,<br />

Greifvögel, Bodenbrüter). Sie eignen sich<br />

ab Sommer aber als Deckung sowie im Herbst<br />

und Frühjahr als Mauser-, Rast-, Schlafplatz und<br />

als Nahrungslebensraum für Stand- und Gastvögel<br />

(z. B. für den Kranich).<br />

• Brutverluste bei Bodenbrütern treten auf Äckern<br />

vor allem zur Zeit der Saatbettbereitung und Bestellung<br />

im April/Mai auf. Auch später gibt es<br />

hohe Verluste von Tieren der Feldflur (Bodenbrüter,<br />

Rehkitze, Feldhasen) durch vorgezogene<br />

Mahd von Grünland, Schnitte in kurzen, auf<strong>ein</strong>anderfolgenden<br />

Zeitabständen sowie durch zeitigen<br />

Schnitt von Wintergetreide für Ganzpflanzensilage.<br />

• Eine frühere Ernte (z. B. von Energie-Mais oder<br />

-Getreide) vor der Samenreife führt zu Nahrungsmangel<br />

bei Körnerfressern im Herbst (z. B.<br />

rastende nordische Gänsearten).<br />

• Einen Verlust von Lebensräumen (und weiteren<br />

ökologischen Leistungen) bringen Grünlandintensivierung<br />

und -umbruch sowie der Verlust<br />

von Brachflächen mit sich.<br />

• Durch die Kultivierung bestimmter Energiepflanzen,<br />

wie z. B. Topinambur oder Knöterich, werden<br />

invasive Arten gefördert.<br />

• Mais gilt, bedingt durch s<strong>ein</strong>e amerikanische<br />

Herkunft und relativ junge Nutzungsgeschichte<br />

in Europa, als Kulturart mit sehr geringer biologischer<br />

Vielfalt. Spezielle Habitatbedingungen bietet<br />

er allerdings für Arten, deren Populationsentwicklung<br />

an den Spätsommer gebunden ist, z. B.<br />

für Sommerblüher unter den Ackerwildpflanzen,<br />

im Larvenstadium überwinternde Laufkäfer,<br />

sommeraktive Spinnen und Schwebfliegen.<br />

• Beim KUP-Anbau kommen zwar ertragreiche,<br />

aber oft genetisch <strong>ein</strong>heitliche Klone zum Einsatz.<br />

KUP haben relativ uniforme Strukturen, jedoch<br />

auch längere Rotationsperioden (ca. 2 bis<br />

5 Jahre). In Abhängigkeit von den Vorfrüchten<br />

und der Intensität nimmt die Biodiversität mit-<br />

23


Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Natur und Landschaft<br />

• Im Szenario Dezentral ist die Kohlenstoffspeicherung<br />

in Waldgebieten durch Energieholznutzung<br />

konstant bis leicht abnehmend, ansonsten – abgesehen<br />

vom engeren Einzugsgebiet von Biogasanlagen<br />

– nimmt sie durch behutsamere Anbauverfahren<br />

sowie neu angepflanzte Gehölze leicht<br />

zu. Es kommt zu <strong>ein</strong>er verminderten Erosionsgefährdung<br />

durch schonendere Anbauverfahren,<br />

Fruchtartenvielfalt und Gehölze. In Waldgebieten<br />

kann die Vielfalt durch höhere Energieholzunter<br />

zu. Bei den Begleitern handelt es sich aber<br />

oft nur um wenige, anspruchslose und weit verbreitete<br />

Arten. Demgegenüber droht <strong>ein</strong> Verlust<br />

an Artenreichtum und Strukturen, wenn extensiv<br />

genutztes Agrarland oder Brachen in KUP umgewandelt<br />

werden. Habitatangebote für Gebüschund<br />

Heckenbrüter sowie Biotopvernetzung<br />

können sich verbessern, <strong>ein</strong>e Umwandlung von<br />

Acker- und Grünland führt jedoch zu Habitatverlusten<br />

für Bodenbrüter.<br />

• Wenn Landwirte durch den Energiepflanzenanbau<br />

höhere Einkommen erzielen können, sinkt<br />

die Attraktivität von Agrarumweltmaßnahmen<br />

und Vertragsnaturschutz.<br />

4.2.4 Kulturelle Ökosystemdienstleistungen<br />

Als kulturelle Leistungen gelten ethische und ästhetische<br />

Werte, Bereitstellung von Möglichkeiten der<br />

naturverbundenen Erholung, die Rolle von Ökosystemen<br />

als Zeugnis der Natur- und Landschaftsgeschichte<br />

sowie für künstlerische Inspiration und<br />

Identifikation bzw. Heimatverbundenheit.<br />

Auswirkungen auf das Landschaftsbild<br />

Einjährige Energiepflanzen zeigen unterschiedliche<br />

ästhetische Ersch<strong>ein</strong>ungsformen im Jahresverlauf.<br />

Bei Raps gibt es <strong>ein</strong>en kurzzeitigen attraktiven<br />

Blühaspekt. Einseitig von Mais oder Raps<br />

dominierte Fruchtfolgen in uniformen Feldblöcken<br />

hingegen be<strong>ein</strong>trächtigen das Landschaftsbild und<br />

lassen es monoton ersch<strong>ein</strong>en. Hochwüchsige Kulturen<br />

wirken vor allem als optische Barrieren. Als<br />

Ergänzung bisheriger Fruchtfolgen können Energiepflanzen<br />

sowie KUP das Landschaftsbild bereichern.<br />

Insgesamt wächst die Gefahr, dass traditionelle<br />

agrarische Kulturlandschaften zu Lasten der landschaftlichen<br />

Vielfalt und Eigenart nivelliert, ihre<br />

natürliche Eigenart, ihr Erholungswert und Ersch<strong>ein</strong>ungsbild<br />

verändert werden. Werden Biogasanlagen<br />

und ihre Infrastruktur nicht an die örtlichen<br />

Gegebenheiten angepasst, be<strong>ein</strong>trächtigen auch sie<br />

das Landschaftsbild.<br />

Auswirkungen auf ethische Werte<br />

Die Nutzung von Nahrungspflanzen für energetische<br />

Zwecke wird vielfach als ethisch bedenklich<br />

angesehen, besonders wenn Getreide verbrannt<br />

wird. Mit Hinweis auf steigende Getreidepreise,<br />

Hunger und Unterernährung in vielen Entwicklungsländern<br />

entspinnt sich daran die sogenannte<br />

Teller-Tank-Diskussion. Bei KUP gibt es k<strong>ein</strong>e direkte<br />

Teller-Tank-Diskussion, jedoch indirekte Effekte,<br />

da Agrarfläche benötigt wird, welche zumindest<br />

vorübergehend für die Nahrungsmittelproduktion<br />

verloren geht.<br />

4.2.5 Absehbare Auswirkungen des künftigen<br />

Energiepflanzenanbaues<br />

Wie Kap. 3 zeigt, kann die zukünftige Produktion<br />

und Nutzung von Biomasse für energetische Zwecke<br />

sehr verschiedenartige Wege beschreiten. Diese<br />

Unterschiede bestehen u. a. hinsichtlich der bevorzugten<br />

Fruchtfolgen und Anbauintensitäten auf<br />

den Äckern sowie bezüglich der künftigen Rolle von<br />

KUP. Daraus resultieren entsprechende Auswirkungen<br />

auf Natur und Landschaft, auf die Ökosysteme<br />

und die von ihnen hervorgebrachten Ökosystemdienstleistungen.<br />

Mit manchen Effekten ist generell<br />

zu rechnen, es müssen aber auch standorts- und<br />

naturraumabhängige Besonderheiten (Empfindlichkeiten)<br />

beachtet werden.<br />

• Im Szenario Trend (s. Kap. 3.3.1) ist mit <strong>ein</strong>er Verminderung<br />

der Kohlenstoffbindung durch höhere<br />

Bewirtschaftungsintensitäten zu rechnen, d. h.<br />

die Intensivierung geht mit <strong>ein</strong>er Humuszehrung<br />

<strong>ein</strong>her. Die Ausdehnung des Energiepflanzenanbaus,<br />

insbesondere von Mais, begünstigt die<br />

Erosionsgefährdung. Wo mehr Mais angebaut<br />

wird, geht die Biodiversität zurück. Die Landschaftsbildqualität<br />

wird sich durch Monokulturen<br />

und intensivierte Nutzung der Wälder vermindern.<br />

Insgesamt nehmen die Risiken für ÖSD auf<br />

Landwirtschaftsflächen sowie zum Teil auch in<br />

Wäldern zu.<br />

24


Olaf Bastian, Gerd Lupp<br />

Tab. 2 Generelle Veränderungen der Risiken für Ökosystemdienstleistungen in drei Szenarien für den Energiepflanzenanbau im<br />

Landkreis Görlitz<br />

Ökosystemdienstleistungen<br />

Erosion<br />

Nitratauswaschung<br />

Szenario Trend Szenario Dezentral Szenario Zentral<br />

Tendenz Ursache Tendenz Ursache Tendenz Ursache<br />

zunehmend<br />

Mais, Wald und<br />

Landschaftselemente;<br />

Humusverluste<br />

Zunehmend<br />

Gehölze in<br />

Agrargebieten<br />

zunehmend KUP,<br />

aber teilweise<br />

intensivere<br />

Landnutzung<br />

Grundwasserneubildung<br />

Kohlenstoffbindung<br />

Habitatfunktion /<br />

Biodiversität<br />

Minimale<br />

Landnutzungsänderungen<br />

Landschaftsästhetische<br />

Werte<br />

Minimale<br />

Landnutzungsänderungen<br />

zunehmende<br />

Landnutzungsintensität<br />

*<br />

zunehmend<br />

Gehölze in<br />

Agrargebieten,<br />

Diversifizierung<br />

Nur wenn mehr<br />

KUP, ansonsten<br />

k<strong>ein</strong>e Änderung<br />

zunehmend KUP,<br />

aber intensivere<br />

Nutzung der<br />

Wälder<br />

k<strong>ein</strong>e /geringe Veränderungen, Risikozunahme Risikoabnahme,* Ausnahme in<br />

Waldgebieten, bedingt durch die teilweise höhere Nutzungsintensität (Layout: Ralf-Uwe Syrbe)<br />

nutzung auch abnehmen, in der Agrar landschaft<br />

ist mit <strong>ein</strong>er Verbesserung durch moderatere<br />

Nutzungsintensitäten bzw. <strong>ein</strong>em besseren Angebot<br />

an Lebensräumen zu rechnen. Das Szenario<br />

lässt Verbesserungen durch zusätzliche<br />

Gehölze und vielfältigere Energiekulturen in der<br />

Landschaft erwarten. Abgesehen vom direkten<br />

Umfeld der Biogasanlagen kommt es insgesamt<br />

zu deutlichen Verbesserungen der ÖSD in der<br />

Agrarlandschaft.<br />

• Für das Szenario Zentral zeigt sich <strong>ein</strong>e Abnahme<br />

der Kohlenstoffbindung durch stärkere<br />

Holznutzung in Waldgebieten sowie durch intensiveren<br />

Ackerbau. Im Norden des Landkreises<br />

(Muskauer Heide, Lausitzer Grenzwall, zum<br />

Teil Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet) wird<br />

durch Anlage großer KUP im Offenland wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

mehr Kohlenstoff gespeichert. Dabei<br />

kommt es zur Abnahme der (Wind-)Erosion. Ansonsten<br />

verstärkt sich die Erosionsgefahr durch<br />

die allgem<strong>ein</strong>e Intensivierung des Energiepflanzenanbaus.<br />

Durch die Anlage von KUP auf bisherigem<br />

Offenland im Norden des Landkreises<br />

und intensivere Landnutzung sowie Energieholzentnahme<br />

wachsen die Risiken für die Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt. Dieses in <strong>ein</strong>e<br />

waldreiche Umgebung <strong>ein</strong>gebettete Offenland<br />

ist bislang aufgrund s<strong>ein</strong>er Nährstoffarmut und<br />

s<strong>ein</strong>es relativ geringen Flächenanteiles in den<br />

betreffenden Naturräumen für die biologische<br />

Vielfalt sehr bedeutsam. Verschlechterungen der<br />

Situation durch intensivere Land- und Forstwirtschaft<br />

sowie Anpflanzung von KUP auf auch für<br />

das Landschaftsbild wertvollen Offenlandflächen<br />

im Norden des Landkreises sind abzusehen. Das<br />

Szenario führt in der Agrarlandschaft im Süden<br />

und in der Mitte des Landkreises sowie in Waldgebieten<br />

zu teilweise starker Zunahme der Gefährdung<br />

von ÖSD.<br />

25


Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Natur und Landschaft<br />

4.3 Nachfrage nach Ökosystemdienstleistungen<br />

im Landkreis Görlitz<br />

Im Rahmen des Projektes wurden durch Befragungen<br />

M<strong>ein</strong>ungsbilder von Landwirten und der Bevölkerung<br />

im Landkreis Görlitz sowie in geringerem<br />

Umfang in der Uckermark erfasst (Abbildung<br />

14, Abbildung 15). Einige Landwirte sehen Energiepflanzen<br />

als Möglichkeit, ihre Produktpalette<br />

zu erweitern. Allerdings verstehen sie sich selbst<br />

vor allem als Nahrungsmittelproduzenten mit <strong>ein</strong>er<br />

teilweise sehr groß empfundenen Verantwortung<br />

gegenüber der Natur und der Allgem<strong>ein</strong>heit.<br />

Energiepflanzen sollen deshalb nur <strong>ein</strong>es von vielen<br />

Produkten s<strong>ein</strong>, die <strong>ein</strong> landwirtschaftlicher Betrieb<br />

erzeugt. Idealerweise sollte die Produktion von<br />

Energie aus Biomasse an <strong>ein</strong>en landwirtschaftlichen<br />

Betrieb gebunden und die Transportentfernungen<br />

zur Belieferung der Anlagen möglichst kurz, d. h.<br />

unter 10 km s<strong>ein</strong>. Für alternative Anbausysteme<br />

von Energiepflanzen und für mehrjährige Kulturen<br />

ist die Akzeptanz noch gering. In der Region fehlen<br />

nach Aussagen der Landwirte gute und überzeugende<br />

Beispiele sowie die Sicherheit, dass diese<br />

Substrate auch abgenommen werden. Es zeigt<br />

sich, dass die Bereitstellung von Trinkwasser, die<br />

Nahrungsmittelproduktion und die Sicherung <strong>ein</strong>er<br />

vielfältigen Naturausstattung für die befragten Personen<br />

von zentraler Bedeutung sind. In der Bevölkerung<br />

wird die Erzeugung von Biomasse zur energetischen<br />

Verwertung demgegenüber als unwichtiger<br />

angesehen. Der Biomasseanbau sollte maßvoll betrieben<br />

werden und sich auf Flächen konzentrieren,<br />

die nicht zur Nahrungsmittelproduktion benötigt<br />

werden, zudem sollten vorwiegend Reststoffe und<br />

Landschaftspflegematerial genutzt werden.<br />

Eine Mehrheit von 85 % der Befragten hält es für<br />

notwendig, mehr als bisher in den Schutz der Natur<br />

zu investieren. Dies ist wörtlich gem<strong>ein</strong>t. So sollen<br />

nach Ansicht der meisten Befragten Steuermittel<br />

zugunsten <strong>ein</strong>es besseren Schutzes der Natur und<br />

<strong>ein</strong>er pfleglicheren Bewirtschaftung der Landschaft<br />

umgeschichtet werden (umgerechnet auf jede Person<br />

im Landkreis ca. 2.100 € pro Jahr). Einige Personen<br />

wären auch bereit, dafür regelmäßige Spenden<br />

zu geben (ca. 0,85 € pro Person und Jahr) oder<br />

sogar Steuererhöhungen in Kauf zu nehmen, wenn<br />

diese nachvollziehbar dafür verwendet würden (ca.<br />

1,30 € pro Person und Jahr).<br />

Abb. 14: M<strong>ein</strong>ungsbild zum Biomasseanbau nach eigenen<br />

Umfragen in der Bevölkerung<br />

(Grafik: Gerd Lupp)<br />

Abb. 15: Bedeutung verschiedener Umweltleistungen aus der<br />

Landwirtschaft nach den Befragungsergebnissen<br />

(Grafik: Gerd Lupp)<br />

26


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

5 Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

(Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel)<br />

5.1 Vielfalt der nutzbaren Kulturarten<br />

zur Energiegewinnung in der Feldflur<br />

Zur Versorgung der Biogasanlagen mit nachwachsenden<br />

Rohstoffen wird zurzeit überwiegend Silomais<br />

<strong>ein</strong>gesetzt. Der vermehrte Mais anbau führt<br />

aber in <strong>ein</strong>igen Gegenden schon zu verarmten<br />

Fruchtfolgen oder Monokulturen. In dem Maße,<br />

wie der Maisanbau weiter erhöht wird, sinkt auch<br />

die Akzeptanz für die Bioenergieanlagen in der Bevölkerung.<br />

Zudem führt <strong>ein</strong>e reduzierte Fruchtartenvielfalt<br />

im Feldbau auch zum Rückgang der Biodiversität.<br />

Neue Energiepflanzen können diesem<br />

Trend entgegenwirken, aber auch zusätzliche Probleme<br />

mit sich bringen. Letzteres gilt zum Beispiel<br />

für invasive Neophyten wie Staudenknötericharten<br />

und ihre Kreuzungen, die von den Züchtern als<br />

neue Energiepflanzen beworben werden.<br />

Meist sind es aber pflanzenbauliche und ökonomische<br />

Aspekte, welche zu <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>geschränkten<br />

Nutzung der Mais-Alternativen führen. Die Trockenmasseerträge<br />

liegen oft unter jenen von Mais.<br />

Außerdem sind Vergärbarkeit und Gasausbeute<br />

der Substrate ungünstiger, sodass mehr Masse in<br />

die Anlagen <strong>ein</strong>gebracht werden muss, was für<br />

Technik und Betriebsführung <strong>ein</strong>e Herausforderung<br />

darstellen kann. Zusammen genommen wird<br />

mehr Fläche für den gleichen Ertrag benötigt, die<br />

entweder nicht zur Verfügung steht oder der Nahrungsmittelerzeugung<br />

verloren geht. Nicht zuletzt<br />

liegen die Kosten für die Bereitstellung alternativer<br />

Substrate mitunter deutlich höher, sodass die Wirtschaftlichkeit<br />

der Anlagen neu bewertet werden<br />

muss (Abbildung 16).<br />

Abbildung 16 zeigt die Hektarerträge gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit den Kosten für jene Energiepflanzen, welche<br />

als beste Alternativen zum Mais gehandelt werden.<br />

Ökonomisch günstig wären demnach Pflanzen mit<br />

geringen Kosten (rot) und vergleichsweise hohen<br />

Erträgen (blau, grün) wie z. B. Durchwachsene Silphie<br />

oder Szarvasi. Abseits der Durchschnittswerte<br />

kommt es dabei natürlich auch auf die Ertragssicherheit<br />

und auf die Standortansprüche an. Weitere<br />

wichtige Kriterien im Sinne dieser Studie sind nicht<br />

zuletzt die (förder)rechtlichen Belange und ökologischen<br />

Wirkungen der neuen Pflanzen. Nicht jede<br />

Fruchtart wird in der Praxis schon angebaut und zu<br />

<strong>ein</strong>igen besteht noch Forschungsbedarf. Im Folgenden<br />

wird <strong>ein</strong>e Auswahl von diesen Alternativfrüchten<br />

in Form von Steckbriefen für <strong>ein</strong>e möglicherweise<br />

künftige Nutzung vorgestellt 13 :<br />

Abb. 16: Vergleich von Erträgen und Kosten relevanter Bio energie-Kulturen (Grafik: Ralf-Uwe Syrbe)<br />

27


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Durchwachsene Silphie<br />

(Silphium perfoliatum)<br />

ze werden drei bis 10 Stängel ausgebildet, die 1,80<br />

bis 3,00 m hoch werden. Ab Juli ersch<strong>ein</strong>t die leuchtend<br />

gelbe Blüte der Pflanze. Die Blütezeit reicht bis<br />

in den September. Durch den langen Blühzeitraum<br />

ist sie als Bienenweide sehr gut geeignet und stellt<br />

in der Landschaft <strong>ein</strong>en schönen Blickfang dar.<br />

Die Durchwachsene Silphie schützt durch die lange<br />

Standzeit den Boden vor Erosion und Auswaschung.<br />

Sie stellt k<strong>ein</strong>e besonders hohen Ansprüche<br />

an den Standort, benötigt aber reichliche N-Düngung.<br />

Ihr Anbau ist auf Grenzlagen bis 600 m ü.<br />

NN und ab <strong>ein</strong>er Ackerzahl von 25 möglich. Als besonders<br />

günstig sind ihre Trockentoleranz und die<br />

Winterfestigkeit zu erwähnen.<br />

Abb. 17: Durchwachsene Silphie auf den Versuchsfeldern des<br />

LfULG in Pommritz (Foto: Birgit Fleischer)<br />

Die Durchwachsene Silphie ist <strong>ein</strong> ausdauernder<br />

Korbblütler, der im Anpflanzjahr nur <strong>ein</strong>e bodenständige<br />

Rosette bildet. Daraus entwickeln sich ab<br />

dem zweiten Jahr etwa ab April bis Mai vierkantige<br />

Stängel. Abhängig von Standort und Alter der Pflan-<br />

Im Jahr 2011 wurden ca. 125 ha Durchwachsene<br />

Silphie im Rahmen <strong>ein</strong>es FNR-Förderprojektes der<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft mit der<br />

Firma Chrestensen angelegt und betreut. Weitere<br />

ca. 20 bis 50 ha sind außerhalb des Projekts, u. a. in<br />

Gülzow, Göda und Lüchow-Dannenberg (in <strong>ein</strong>em<br />

Biobetrieb) angelegt worden. Die Erfahrungen zeigen,<br />

dass die Kultur wegen ihres hohen Stickstoffbedarfes<br />

für den Bioanbau wenig geeignet ist, dass<br />

Steckbrief Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum)<br />

Herkunft Nordamerika<br />

Standzeit 11 bis 12 Jahre<br />

Aussaat auf f<strong>ein</strong>krümeliges, möglichst unkrautfreies, abgesetztes Saatbett,<br />

zwischen Mitte April bis spätestens Juni<br />

Anpflanzung<br />

(wird bevorzugt)<br />

Düngung<br />

Pflanzenschutz<br />

ökologische<br />

Bedeutung 14<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Methanausbeute<br />

28<br />

auf f<strong>ein</strong>krümeliges, möglichst unkrautfreies, abgesetztes Saatbett,<br />

zwischen Mitte April bis spätestens Juli<br />

4 Pflanzen je m²<br />

Stickstoffdüngung mineralisch oder organisch, etwa Bedarf von Silomais<br />

(140 bis 160 kg N/ha, Ausbringung im zeitigen Frühjahr)<br />

durch die langsame Jugendentwicklung ist <strong>ein</strong> Herbizid<strong>ein</strong>satz im Pflanzjahr<br />

unabdingbar, Zulassung nach § 18 b PflSchG<br />

durch weite Abstände ist <strong>ein</strong>e mechanische Unkrautbekämpfung möglich,<br />

ab dem 2. Standjahr nicht mehr nötig<br />

als ökologische Vorrangflächen ungeeignet, mittlere Werte für Klimaschutz,<br />

Wildkräuter-Vielfalt, Boden- und Gewässerschutz<br />

Ackerwildkräuter durch heterogene Struktur zum Teil vorhanden, Bienenweide:<br />

Blüte ab Juli, durch langsame Jugendentwicklung für Bodenbrüter geeignet,<br />

Brutlebensraum für Dorngrasmücke, Wirbellosenfauna bietet Nahrungsbasis<br />

bei ca. 26 bis 28 % Trockenmasse; Blühende/Beginn Samenreife<br />

Ende August bis Ende September<br />

zwischen 15 und 17 t Trockenmasse je Hektar und Jahr<br />

ca. 300 bis 320 l/kg oTS (liegt weniger als 10 % unter der von Mais)


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

sie aber bei etwas größerem Reihenabstand von<br />

ca. 75 cm <strong>ein</strong>e Vielzahl, auch seltener, Begleitarten<br />

zulässt 15 .<br />

Blühmischungen<br />

Abb. 18: Blühmischung auf den Versuchsfeldern des LfULG bei<br />

Pommritz (Foto: Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Die sogenannten Blühmischungen bestehen aus<br />

Wildpflanzen- und Kulturarten, die über mehrere<br />

Jahre nutzbare, 1,5 bis 3,5 m hohe, blütenreiche<br />

Bestände bilden. In den ersten zwei Jahren dominieren<br />

die <strong>ein</strong>- bis zweijährigen Pflanzen. In den<br />

weiteren Jahren etablieren sich dann zunehmend<br />

die Stauden. Ziel ist es, Mischungen zu konzipieren,<br />

die <strong>ein</strong>erseits gute Erträge für die Verwendung in<br />

der Biogasanlage ausbilden, andererseits Lebensraum<br />

für Vögel und Kl<strong>ein</strong>wild schaffen. Nach der<br />

Aussaat besteht <strong>ein</strong>e fünfjährige Bodenruhe mit nur<br />

<strong>ein</strong>mal jährlicher Düngung und Ernte. Die Blühdauer<br />

erstreckt sich durch die Artenvielfalt über die gesamte<br />

Aufwuchszeit bis zur Ernte. Dadurch bieten<br />

die so bewachsenen Flächen Vögeln, Bienen und<br />

anderen Kl<strong>ein</strong>tieren Lebens- und Nahrungsraum.<br />

Durch die unterschiedlichen Wuchshöhen und den<br />

dichten Bestand ist die Lagerneigung (d. h. die Gefahr,<br />

dass windiges Wetter und Niederschläge die<br />

Stängel über größere Flächen hinweg umknicken<br />

lassen) sehr gering. Das Landschaftsbild wird durch<br />

diese bunten Mischungen ebenfalls positiv be<strong>ein</strong>flusst.<br />

Die Bayerische Landesanstalt für W<strong>ein</strong>bau und Gartenbau<br />

(LWG) hat zusammen mit der Firma Saaten<br />

Zeller aus Unterfranken Saatmischungen entwickelt.<br />

Für <strong>ein</strong>e optimale Standortanpassung wurde<br />

das Saatgut von bestehenden Wiesen aus der Region<br />

entnommen. Über <strong>ein</strong> Auswahlverfahren wurden<br />

25 aus ca. 240 Pflanzenarten ausgewählt. Die<br />

Steckbrief Blühmischungen für Bioenergie<br />

Standzeit<br />

Aussaat<br />

Düngung<br />

Pflanzenschutz<br />

ökologische<br />

Bedeutung 14<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Methanausbeute<br />

5 Jahre<br />

auf f<strong>ein</strong>krümeliges, möglichst unkrautfreies, abgesetztes Saatbett,<br />

zwischen Mitte April und Mitte Mai<br />

10 kg je Hektar, Ablage oberirdisch und mit gutem Bodenschluss<br />

Stickstoffdüngung mineralisch oder organisch<br />

für P, K, Mg und Ca mittlere Versorgungsstufe,<br />

Ausbringung im zeitigen Frühjahr<br />

kann verzichtet werden<br />

als ökologische Vorrangflächen geeignet, hohe Werte für alle Belange,<br />

teilweise reiche Ackerwildkrautflora, ausdauernde Bienenweide wegen<br />

unterschiedlicher Blütezeiträume, Nahrungslebensraum für viele Feldvögel,<br />

als Brutlebensraum nur bei Aussaat bis Ende März geeignet, artenreiche<br />

Wirbellosenfauna<br />

im 1. Standjahr bei ca. 28 % Trockenmasse; meist September<br />

ab dem 2. Standjahr bei ca. 31 % Trockenmasse; ab Ende Juli<br />

starke Streuung:<br />

im 1. Standjahr zwischen 5 und 12 t Trockenmasse je Hektar<br />

ab dem 2. Standjahr zwischen 8 und 15 t Trockenmasse je Hektar<br />

250 bis 320 l/kg oTS (liegt ca. 10 bis 15 % unter der von Mais)<br />

29


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

gezielte Auswahl speziell angepasster Wildpflanzen-<br />

und Kulturarten bietet sogar unter schwierigen<br />

Standortbedingungen optimale Erträge ohne starke<br />

Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen.<br />

Im Landkreis Konstanz sowie in drei benachbarten<br />

Landkreisen nehmen 15 Landwirte an <strong>ein</strong>em Versuch<br />

mit Blühmischungen teil. Es wurde auf rund<br />

28 ha ausgesät. Der Biomasseertrag wird fünf Jahre<br />

lang untersucht. Auch in Niedersachsen laufen<br />

entsprechende Versuche: Im Jahre 2011 wurden<br />

etwa 200 ha durch 70 Landwirtschaftsbetriebe aus<br />

12 Bundesländern angelegt. Es sind 12 verschiedene<br />

Mischungen verfügbar, die an unterschiedliche<br />

Standortbedingungen angepasst sind.<br />

Mehrjährige Ackergras- und Leguminosen- Gras-Mischungen<br />

Steckbrief Ackergras- und Leguminosen-Gras-Mischungen<br />

Standzeit zwei bis drei Jahre<br />

Aussaat März bis April, als Blanksaat oder auch Untersaat (z. B: Sommergerste)<br />

ca. 20 - 35 kg/ha, bei niedrigerer Bodenqualität und Wasserverfügbarkeit sollte die<br />

Aussaatmenge erhöht werden<br />

Anwalzen für besseren Bodenschluss, Aufgang und Bestockung<br />

Pflege bei sehr hohem Unkrautdruck ist <strong>ein</strong> zeitiger Schröpfschnitt zu empfehlen<br />

Düngung Bedarf durch mikrobielle N-Fixierung gering, erfolgt nach Entzug; bei Boden-pH unter<br />

5,8 Grundkalkung erforderlich<br />

Pflanzenschutz Nicht notwendig, ggf. Schröpfschnitt<br />

ökologische<br />

Bedeutung 14<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Methanertrag<br />

(Mittelwerte)<br />

mittlere Werte für Klima-, Boden- und Gewässerschutz<br />

Ackerwildkräuter bei mehrjähriger Nutzung vorhanden, gute Bienenweide:<br />

Blütenangebot begünstigt insbesondere Bienen und Hummeln, bei angepasstem<br />

Mahdregime sehr günstiger Lebensraum für Feldlerchen, Grauammern, ggf. auch<br />

Braunkehlchen u. a. Bodenbrüter, Nahrungsfläche für Beutegreifer, Wirbellosenfauna<br />

profitiert von mehrjähriger Nutzung und lückigen Strukturen, Äsungsfläche und<br />

Kinderstube für Wild, besonders für Feldhasen<br />

Gräser: Beginn Ähren-/Rispenschieben<br />

Leguminosengemenge: Knospenbildung bis Beginn der Blüte<br />

Folgeaufwüchse ab Ende der Schossphase, mit Anwelken vor dem Silieren, ca. alle 4<br />

bis 6 Wochen<br />

höhere und feuchtere Lagen: Weidelgras und Gräsermischung Jahres-Gesamtertrag<br />

von 70 bis 150 dt Trockenmasse/ha; Rotkleegras-Gemenge Jahres-Gesamtertrag von<br />

65 bis 130 dt Trockenmasse/ha; Trockene und leichte Standorte: leguminosenbetonte<br />

Mischungen Jahres-Gesamtertrag von 60 bis 120 dt TM/ha<br />

abhängig von Hauptkomponente, Schnitt und Standort, teilweise über dem von Mais:<br />

Weidelgras-Mischungen 320 bis 330 l/kg oTS<br />

Rotkleegras um 310 l/kg oTS<br />

Luzerne-Rotkleegras 300 – 305 l/kg oTS<br />

Luzernegras ca. 290 l/kg oTS<br />

Die mehrjährigen Ackergras- und Leguminosen-Gras-Gemenge<br />

sind Ackerfrüchte, die zwei<br />

bis drei Jahre mehrschnittig genutzt werden können.<br />

Die Auswahl der Mischungen ist vom jeweiligen<br />

Standort: Boden, Niederschlag, Höhenlage,<br />

Tiefsttemperaturen abhängig. Die Mischungen<br />

entsprechen denen zur Futtermittelgewinnung und<br />

können in Sachsen als „Sächsische Qualitäts-Saatmischungen“<br />

handelsfertig bezogen werden 14 .<br />

Die Schnitthäufigkeit liegt zwischen drei bis fünf<br />

Mal pro Jahr. Der Methanertrag je Hektar ist abhängig<br />

von der Mischung und dem jeweiligen<br />

Schnittzeitpunkt. Bei der Schnitthäufigkeit muss<br />

30


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

Wichtig ist die gute Silierbarkeit des Materials und<br />

<strong>ein</strong> niedriger Ligningehalt, um <strong>ein</strong>e gute Vergärbarkeit<br />

garantieren zu können. Deshalb ist bei gräserbetonten<br />

Mischungen das Erntefenster eng gestellt,<br />

da der ansteigende Rohfasergehalt die Vergärbarkeit<br />

herabsetzt.<br />

Abb. 19: Leguminosen-Gras-Mischung für die energetische<br />

Nutzung (Foto: Karin Frommhagen)<br />

zwischen den Kosten und Erlösen abgewogen werden.<br />

Die dreischnittige Nutzung ist bei insgesamt<br />

höheren Trockenmasse-Erträgen und niedrigeren<br />

Erntekosten <strong>ein</strong>er höheren Häufigkeit vorzuziehen.<br />

Die Gemenge tragen zur Humuserhaltung und<br />

Humusmehrung auf den Flächen bei. Die Leguminosen<br />

reichern den Boden mit Stickstoff an und<br />

vermindern so den Düngerbedarf. Durch die Bodenbedeckung<br />

leisten sie auch <strong>ein</strong>en Beitrag zum<br />

Schutz vor Erosion. Die Wuchshöhen sind wesentlich<br />

niedriger als die von Mais oder vergleichbaren<br />

Energiepflanzen. Die Artenvielfalt auf den Flächen<br />

ist höher. Damit wird die Fruchtfolge auch optisch<br />

aufgelockert. Der Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

kann entfallen, die Häufigkeit der Schnitte<br />

kommt allerdings der Ansiedlung von Bodenbrütern<br />

und Niederwild nicht entgegen.<br />

Sorghumhirsen (Sorghum spec.)<br />

Abb. 20: Zuckerhirse auf Versuchsanbaufläche in Trossin<br />

(Foto: Karin Frommhagen)<br />

Abb. 21: Kolbenhirse auf Versuchsfläche in Trossin<br />

(Foto: Karin Frommhagen)<br />

31


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Sorghumhirsen sind wie der Mais C4-Pflanzen. Sie<br />

stammen aus Äquatorialafrika und sind somit wärmeliebend<br />

und nicht winterhart. Wir unterscheiden<br />

zwischen:<br />

• Sorghum bicolor (Zucker- und Futterhirse)<br />

• Sorghum sudanense (Sudangräser)<br />

• Sorghum bicolor x Sorghum sudanense<br />

(Sudangrashybride)<br />

Sorghumhirsen verfügen über <strong>ein</strong> weitverzweigtes,<br />

f<strong>ein</strong>es und tief reichendes Wurzelsystem. Dadurch<br />

kann die Hirse Wasser und Nährstoffe noch aus<br />

tieferen Schichten aufnehmen und in <strong>ein</strong>en hohen<br />

Biomasseertrag umsetzen. Sie ist in der Lage, nach<br />

kurzen Trockenperio den das Wachstum fortzusetzen<br />

und trocknet nicht so schnell ab.<br />

Die Pflanzen bilden markerfüllte Halme aus, die an<br />

der Basis je nach Sorte unterschiedlich stark bestocken<br />

(Seitentriebe entwickeln). Die Halme werden<br />

ca. 2-3 Meter hoch, je nach Vegetationsverlauf also<br />

größer als jene von Mais. An der Spitze bildet die<br />

Hirse Rispen (Kolben) aus. Der Mengenertrag hängt<br />

von der Verzweigung und der Höhe der Stängel ab.<br />

Der Anbau ist auf guten Böden mit ausreichendem<br />

Wasserangebot und auf leichten, trockenen Standorten<br />

möglich. Wichtig ist, dass die Böden sich im<br />

Frühjahr rasch erwärmen. Die leistungsstarken Sorten<br />

benötigen ca. 120 Tage zur Reife und werden<br />

schon kurz nach dem Silomais geerntet. Durch die<br />

etwas späteren und flexibleren Aussaat- bzw. Erntetermine<br />

können bei kombiniertem Sorghum- und<br />

Maisanbau Arbeitsspitzen vermieden werden. Einige<br />

Sorten eignen sich besonders zum Zweitfruchtanbau.<br />

Für den Sorghumhirse-Anbau stehen in Deutschland<br />

<strong>ein</strong>ige geprüfte Sorten zur Verfügung. Für<br />

diese Pflanzenarten wurden schon zeitig und<br />

auf verschiedenen Standorten Anbauversuche<br />

durchgeführt. Dies geschah u. a. im Rahmen der<br />

EVA-Projekte „Entwicklung und Vergleich von optimierten<br />

Anbausystemen für die landwirtschaftliche<br />

Produktion von Energiepflanzen zur Biogaserzeugung<br />

unter den verschiedenen Standortbedingungen<br />

Deutschlands“ und des Vorhabens „Pflanzenbauliche,<br />

ökonomische und ökologische Bewertung<br />

von Sorghumarten und -hybriden als Energiepflanzen“<br />

unter Federführung des LfULG Sachsen. Darin<br />

werden Pflanzenschutzmaßnahmen und Düngemöglichkeiten<br />

wie auch der Einsatz von Gärresten<br />

Steckbrief Sorghumhirsen (Sorghum spec.) 16<br />

Herkunft Afrika<br />

Standzeit <strong>ein</strong>jährig<br />

Aussaat f<strong>ein</strong>krümeliges, gut abgesetztes Saatbett, Bodentemperatur ab 12 °C<br />

25 Körner/m² bei Futterhirse<br />

40 Körner/m² bei Sudangrashybriden<br />

Pflege<br />

bis Bestandsschluss im Juni zweimalige Unkrautregulierung (Häufeln, Striegeln,<br />

Hacken); bei mehrjährigem Anbau im Frühjahr kurz vor dem Austrieb zur<br />

Ausdünnung grubbern<br />

Düngung vergleichbar mit Mais: 120 – 140 kg N/ha; 20 – 50 kg P/ha; 120 – 150 kg K/ha<br />

Pflanzenschutz ab BBCH-Stadium 13 zugelassene Mittel<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Methanertrag<br />

als ökologische Vorrangfläche nicht geeignet<br />

Aufgrund der späten Einsaat ungünstig als Brutlebensraum für Feldvögel<br />

Sudangrashybride: August bis September<br />

Futterhirsen: September bis Oktober<br />

für Silierung: optimaler Trockenmassegehalt von 28 – 35 %<br />

Sudangrashybride: 9 bis 20 t Trockenmasse je Hektar und Jahr<br />

Zucker- und Futterhirsen: 10 bis 25 t Trockenmasse je Hektar und Jahr 17<br />

abhängig von der Sorte, ca. 300 bis 360 l/kg oTS, ähnlich wie Mais<br />

32


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

geprüft. Für die Sorghumhirsen gibt es durch den<br />

Forschungsvorlauf belastbare Werte und Aussagen<br />

zum Anbau. Im Vergleich zu Mais waren <strong>ein</strong>ige<br />

Hirse-Sorten besonders auf (südlichen) D-Standorten<br />

ertragreicher, während auf Löss der Mais höhere<br />

Erträge brachte.<br />

Sida, Virginiamalve, Riesenmalve, Virginische Samtmalve (Sida hermaphrodita)<br />

Abb. 22: Sida-Bestand (Fotos: Sascha Hermus, 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen, Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e. V.)<br />

Die Sida, <strong>ein</strong> Malvengewächs, wurde bisher schon<br />

als Futter-, Heil- oder Faserpflanze genutzt. Als<br />

Energiepflanze wird sie in der thermischen Verwertung<br />

und in Biogasanlagen <strong>ein</strong>gesetzt. Die<br />

Sida hat <strong>ein</strong> gut ausgeprägtes Wurzelsystem und<br />

ist somit trockenheitstolerant. Die Höhe des Ertrages<br />

wird dennoch vom Wasserangebot bestimmt.<br />

Als „Nordamerikanerin“ ist sie frostbeständig. Für<br />

die Verwendung in der Biogasanlage werden die 3<br />

bis 4 m hohen Stängel bei <strong>ein</strong>em Durchmesser von<br />

4 cm mit dem Laub geerntet. Der hohe Ertrag setzt<br />

erst im 3. Standjahr <strong>ein</strong>.<br />

Die Sida blüht mit weißer Blüte, ihr kommt als Bienenweide<br />

<strong>ein</strong>e hohe Bedeutung zu. Sie bindet Kohlenwasserstoff<br />

und Schwermetalle und kommt damit<br />

in der Rekultivierung kontaminierter Böden zum<br />

Einsatz. Da die Pflanzen mehrere Jahre am Standort<br />

bleiben, leisten sie <strong>ein</strong>en guten Beitrag zum Schutz<br />

des Bodens vor Erosion.<br />

Zur Beurteilung der Leistung liegen zurzeit in<br />

Deutschland nur Werte aus wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

der Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />

Forsten und Gartenbau in Sachsen-Anhalt aus den<br />

Jahren 2008 bis 2010 vor. Auf der Versuchsfläche<br />

33


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

ging der Bestand lückig auf und musste nachgepflanzt<br />

werden. Sie wächst sehr hoch, verholzt dabei<br />

aber relativ stark, was ihre Fermentierbarkeit<br />

<strong>ein</strong>schränkt. Aus Polen liegen mehr Erfahrungswerte<br />

vor. Versuchsergebnisse wurden vom Institut für<br />

Energetik Warschau 2010 veröffentlicht.<br />

Steckbrief Sida, Virginiamalve, Riesenmalve, Virginische Samtmalve (Sida hermaphrodita)<br />

Herkunft USA<br />

Standzeit 20 bis 30 Jahre<br />

Pflanzung 30 bis 35 Tausend Pflanzen je Hektar (Presstöpfe)<br />

von <strong>ein</strong>er Aussaat ist wegen geringer Keimfähigkeit abzuraten<br />

Boden muss f<strong>ein</strong>krümelig und unkrautfrei s<strong>ein</strong><br />

Düngung 100 - 170 kg N/ha bei Pflanzung<br />

Pflanzenschutz durch die langsame Jugendentwicklung ist <strong>ein</strong> Herbizid<strong>ein</strong>satz vor der Pflanzung<br />

unabdingbar<br />

ökologische<br />

Bedeutung 14<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Methanertrag<br />

als ökologische Vorrangfläche nicht geeignet<br />

hochwüchsige Kultur für Bodenbrüter wenig geeignet,<br />

Deckungsmöglichkeiten für Kl<strong>ein</strong>säuger<br />

2 - 3 m hohe Stängel mit Laub im frühen Herbst für Biogas,<br />

im Winter für die thermische Verarbeitung<br />

ca. 9 bis 13 t Trockenmasse je Hektar und Jahr, auf sehr st<strong>ein</strong>igen und leichten Böden<br />

etwa 8 t Trockenmasse je Hektar und Jahr<br />

Silierfähigkeit und Gasausbeute sind mit Luzerne vergleichbar, mit ca. 300 l/kg oTS<br />

etwa 10 % geringer als Mais. Der Biogasertrag von Sida-Silage liegt nach polnischen<br />

Untersuchungen 18 sogar bei 652 Ndm³/kg und damit deutlich über dem Wert für<br />

Mais (427 Ndm/kg).<br />

Mehrjährige Energiegräser: Ungarisches Energiegras<br />

(Agropyron elongatum)<br />

Abb. 23: Ernte des Riesenweizengrases (Foto: Ralf Heise)<br />

Das Ungarische Energiegras wurde in Szarvas (Ungarn)<br />

aus zwei asiatischen Arten gezüchtet. Es wird<br />

unter den Sortennamen „Szarvasi-1R“, „Alkar Powergras“<br />

und „HULK Energiegras“ vertrieben. Botanisch<br />

ist es <strong>ein</strong> Riesenweizengras und bildet <strong>ein</strong><br />

weitverzweigtes, tiefgründiges Wurzelsystem aus.<br />

Dadurch kann es die Wasserreserven des Bodens<br />

gut ausschöpfen, ist also trockenheitsresistent, aber<br />

auch gut frosttolerant bis -35 °C. Die Humusbildung<br />

im Boden wird auch bei Entnahme der oberirdischen<br />

Pflanzenteile durch die starke Wurzelbildung<br />

gefördert. Die Gräser erreichen <strong>ein</strong>e Wuchshöhe<br />

von 2 m, es werden zwei Schnitte pro Jahr empfohlen.<br />

Zur Beurteilung der Leistung liegen aus<br />

Deutschland bisher nur die dreijährigen Untersuchungen<br />

der landwirtschaftlichen Lehranstalten in<br />

Triesdorf (Bayern) vor, u. a. da <strong>ein</strong>e Versuchs-Saat<br />

in Lüchow-Dannenberg 2012 nicht aufgegangen<br />

war. Die Methanausbeuten der Silage liegen bezogen<br />

auf die Trockenmasse etwas höher als jene von<br />

Mais. Vor allem die späteren Schnitte können aber<br />

auch pelletiert oder getrocknet als Brennstoff bzw.<br />

Ausgangsstoff für die pyrolytische Gaserzeugung<br />

<strong>ein</strong>gesetzt werden, wobei geringere Aschegehalte<br />

als beim Stroh und relativ hohe Heizwerte (bezogen<br />

auf den Hektarertrag) die Kultur nach ungarischen<br />

Testergebnissen selbst zu KUP als konkurrenzfähig<br />

darstellen 19 .<br />

34


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

Steckbrief Ungarisches Energiegras, Riesenweizengras (Agropyron elongatum)<br />

Herkunft künstliche Hybridsorte aus mittelasiatischem Riesenweizengras<br />

Standzeit max. 5 Jahre, wegen Beibehaltung des Ackerstatus, sonst 20 Jahre möglich<br />

Aussaat mit konventioneller Technik für Drillsaat nach gründlicher Saatbettvorbereitung<br />

20 - 30 kg/ha, 1 - 2 cm tief mit Anwalzen zum Bodenschluss<br />

im Frühjahr, besser: Spätsommer (benötigt Kältereiz)<br />

Pflege R<strong>ein</strong>igungsschnitt im Herbst bei Wuchshöhe von 15 cm auf 3 cm für Bestockung<br />

Düngung im Frühjahr 90 - 100 kg N/ha,<br />

ca. 60 - 70 kg N nach jedem Schnitt<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

Pflanzenschutz<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Methanertrag<br />

als ökologische Vorrangfläche nicht geeignet 14<br />

Deckung für Kl<strong>ein</strong>säuger<br />

durch die langsame Jugendentwicklung ist <strong>ein</strong> Herbizid<strong>ein</strong>satz vor der Aussaat<br />

unabdingbar, der nächste nach dem 4-Blatt-Stadium<br />

bei ca. 28 bis 32 % Trockenmasse bei voller Rispe; enges Erntefenster! durch schnelle<br />

Trockenmasse-Zunahme; bis 15 cm Schnitttiefe maximal<br />

2 Schnitte: Ende Juni und September<br />

ca. 19 t Trockenmasse je Hektar (Versuchspraxisanbau) und Jahr<br />

ca. 350 l/kg oTS, ähnlich wie Mais<br />

Miscanthus, Chinagras (Miscanthus x giganteus)<br />

Abb. 24: Miscanthusbestand bei Göda im Landkreis Bautzen<br />

(Foto: Birgit Fleischer)<br />

Miscanthus ist <strong>ein</strong>e ausdauernde Gräserart, die aus<br />

dem tropischen und subtropischen Raum (vor allem<br />

Japan, China, Korea und Thailand) stammt. Sie<br />

gehört zur Familie der Süßgräser und ist <strong>ein</strong>e C4-<br />

Pflanze. Diese wird 2 bis 4 Meter hoch. In unseren<br />

Breiten wird, bedingt durch die Klimaansprüche,<br />

hauptsächlich Miscanthus x giganteus angebaut.<br />

Dieser entstand durch <strong>ein</strong>e zufällige Kreuzung zwischen<br />

Miscanthus saccariflorus und Miscanthus<br />

sinensis und ist somit <strong>ein</strong> Artbastard, der über Rhizome<br />

vermehrt wird. Die Rhizome bilden Horste,<br />

die nicht invasiv sind. In ihnen werden die Nährstoffe<br />

gegen Ende der Vegetationsperiode <strong>ein</strong>gelagert.<br />

Es ist wichtig, dass bis dahin die Blätter abtrocknen<br />

und der Prozess der Umverlagerung abgeschlossen<br />

ist, um die Pflanze vor Frost zu schützen. Generell<br />

ist <strong>ein</strong> Anbau bei Lagen unter 700 m ü. NN möglich.<br />

Miscanthus kann auf leichten bis mittelschweren<br />

humosen Böden angebaut werden. Ausreichend<br />

Bodenluft und <strong>ein</strong>e gute Wasserführung sind unabdingbar,<br />

denn Staunässe wird nicht vertragen.<br />

Geerntet werden die Stängel im zeitigen Frühjahr;<br />

die auf dem Acker verbleibenden Blätter bilden <strong>ein</strong>e<br />

Humusschicht auf dem Boden. Zusammen mit der<br />

tiefen Durchwurzelung wird der Boden nicht nur<br />

vor Erosion geschützt, sondern es kommt auch zu<br />

<strong>ein</strong>er Humusanreicherung von ca. 8,5 t pro Hektar<br />

und Jahr.<br />

35


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Steckbrief Miscanthus, Chinagras (Miscanthus x giganteus) 20<br />

Standzeit<br />

Pflanzung<br />

Pflege<br />

Düngung<br />

Pflanzenschutz<br />

Ökologische<br />

Bedeutung<br />

Erntetermine<br />

Erträge<br />

Brennwert<br />

Stoffliche<br />

Verwertung<br />

Energetische<br />

Verwertung<br />

20 Jahre<br />

mit konventioneller Technik, Pflanzmaschine<br />

10.000 Rhizome/ha, 12 - 15 cm tief mit Anwalzen zum Bodenschluss<br />

Anfang April bis Ende Mai möglich, Rhizome müssen zügig gepflanzt und bis dahin<br />

feucht gehalten werden<br />

der Boden wird im Herbst vorher etwa 20 cm tief gepflügt und im Frühjahr mit <strong>ein</strong>er<br />

Grubber-Eggen-Kombination <strong>ein</strong>geebnet, um auflaufende Unkräuter zu bekämpfen<br />

im 1. Standjahr bei aufkommendem Unkrautbewuchs: hacken, eggen oder striegeln<br />

nach starken Regenfällen und den daraus resultierenden Verschlammungen und<br />

Verkrustungen ist hacken oder eggen sehr wichtig<br />

im 2. Standjahr den Boden lockern und Unkraut mechanisch beseitigen<br />

auf schlechten Böden evtl. ab 3. Standjahr mit Mist oder Gülle<br />

durch die langsame Jugendentwicklung ist <strong>ein</strong> starker Unkrautaufwuchs kritisch, hier<br />

ist dann <strong>ein</strong> Herbizid<strong>ein</strong>satz unabdingbar, Zulassung nach § 18 b PflSchG<br />

für ökologische Vorrangflächen nicht geeignet<br />

durch die Konkurrenzkraft werden Ackerwildkräuter im älteren Bestand verdrängt<br />

Bodenlebewesen profitieren von <strong>ein</strong>er ausgeprägten Streuschicht<br />

k<strong>ein</strong> geeigneter Lebensraum für Bodenbrüter, bietet Rehen <strong>ein</strong> Rückzugsgebiet,<br />

Deckung für Fasan und Rebhuhn, Lebensraum für viele Kl<strong>ein</strong>säuger, Vögel und<br />

zahlreichen Insekten, Mäuse werden begünstigt<br />

ab dem 3. Standjahr zwischen März und April, vor dem Neuaustrieb bei<br />

Trockenmassegehalt unter 18 %<br />

mit Maishäcksler<br />

10 bis 15 cm hohe Stoppeln sollten stehen bleiben.<br />

ca. 15 bis 20 t Trockenmasse je Hektar, abhängig vom Standort und Wasserangebot<br />

(200- 250l/kg TM)<br />

2,2 kg entsprechen <strong>ein</strong>em Liter Heizöl oder dem gleichen Brennwert wie Holz<br />

4,5 kWh/kg (bei 15 % Wassergehalt)<br />

Mulch mit stark unkrautunterdrückender Wirkung, pH-neutral, Siliziumdünger<br />

Tier<strong>ein</strong>streu<br />

Bauzuschlagsstoff<br />

Dämmplatten, Wärmedämmung<br />

Zuschlagsstoff in der Kunststoffindustrie<br />

Dach<strong>ein</strong>deckung<br />

als Häcksel, Pellet oder Brikett in speziellen Brennöfen<br />

kritisch ist die hohe Staubbelastung bei Häcksel und der niedrige Ascheschmelzpunkt<br />

5.2 Kurzumtriebsplantagen und Agroforstsysteme<br />

als Ergänzung der traditionellen<br />

Landbewirtschaftung<br />

5.2.1 Kurzumtriebsplantagen als Alternative<br />

im Energiepflanzenanbau<br />

Kurzumtriebsplantagen (KUP) sind Anpflanzungen<br />

schnellwachsender Bäume oder Sträucher, deren<br />

Stockausschlag in regelmäßigen Abständen genutzt<br />

wird. Das anfallende Holz wird überwiegend<br />

in Form von Hackschnitzeln energetisch verwertet<br />

oder auch <strong>ein</strong>er stofflichen Nutzung (Zellstoff-,<br />

Spanplatten- oder Dämmstoffindustrie) zugeführt.<br />

KUP fallen nicht unter die Definition von Wald 21 ,<br />

wenn sie mindestens <strong>ein</strong>mal innerhalb von 20 Jahren<br />

beerntet werden. Unter dieser Voraussetzung<br />

sind KUP landwirtschaftliche Dauerkulturen, deren<br />

Flächen nach EG-Verordnung 1120/2009 beihilfefähig<br />

sind (Abbildung 25, Abbildung 26).<br />

36


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

KUP im Vergleich zu <strong>ein</strong>jährigen Ackerkulturen und<br />

bei umweltgerechter Anlage und Bewirtschaftung<br />

<strong>ein</strong>e Vielzahl von Ökosystemdienstleistungen erbringen<br />

können (vgl. Kapitel 4). Die Förderung puffert<br />

die relativ hohen Anfangsinvestitionen (durchschnittlich<br />

ca. 3.000 Euro/ha) der KUP-Anlage ab,<br />

da in den ersten Anwuchsjahren noch k<strong>ein</strong>e Erlöse<br />

erzielt werden.<br />

Abb. 25: Weiden-KUP bei Weigersdorf (Foto: Ralf-Uwe Syrbe)<br />

Um Direktzahlungen von der EU für KUP-Flächen<br />

erhalten zu können, müssen in Deutschland <strong>ein</strong>e<br />

oder mehrere der folgenden Baumarten/-gattungen<br />

verwendet werden: Weiden, Pappeln, Robinie,<br />

Birken, Erlen, Gewöhnliche Esche, Stiel-, Traubenoder<br />

Rot-Eiche. Von den Wachstumsbedingungen<br />

her können KUP auf <strong>ein</strong>em breiten Standortsspektrum<br />

etabliert werden (vgl. die Standortsansprüche<br />

der o. g. Baumarten). Neben den in erster Linie in<br />

Frage kommenden Ackerstandorten ist umstritten,<br />

ob KUP auch auf Grünland, im Wald oder auf<br />

Brachflächen angebaut werden sollten. Entsprechende<br />

Projekte werden erprobt bzw. wissenschaftlich<br />

untersucht. Aus Sicht des Umweltschutzes sind<br />

KUP allerdings als Alternative zu herkömmlichen,<br />

<strong>ein</strong>jährigen Ackerkulturen zu bevorzugen.<br />

Für den Anbau schnellwachsender Baumarten gibt<br />

es mehrere Optionen, z. B. als flächenhafte KUP<br />

auf <strong>ein</strong>em gesamten Feld oder auf Teilflächen zur<br />

arbeitswirtschaftlichen Optimierung der „Restfläche“,<br />

als KUP-Streifen zum Erosionsschutz, zur<br />

Strukturanreicherung in „ausgeräumten“ Landschaften<br />

oder als Bestandteil <strong>ein</strong>es Agroforstsystems<br />

(siehe unten), Anbau auf mit Schwermetallen<br />

oder Arsen belasteten Flächen als Alternative zum<br />

Nahrungs- und Futtermittelanbau, Anbau auf Rekultivierungsflächen<br />

22 .<br />

Für die Anlage von KUP auf Ackerland sowie die<br />

Rückwandlung in konventionell genutzten Acker<br />

sind k<strong>ein</strong>e Genehmigungen erforderlich. Die Anlage<br />

von KUP kann im Zuge investiver Förderung<br />

finanziell unterstützt werden. Dies ist sinnvoll, da<br />

Für die Anbauentscheidung spielt die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

<strong>ein</strong>e große Rolle. Die größten<br />

Kostenfaktoren sind das Pflanzmaterial und die<br />

Pflanzung, die Ernten, die Rück umwandlung und<br />

die Trocknung der Hackschnitzel. Erlöse werden<br />

durch den Verkauf der Holzbiomasse im Turnus der<br />

Ernten erzielt. Aufgrund der längeren Nutzungsdauer<br />

und Flächenbindung ist <strong>ein</strong>e vertragliche<br />

Regelung zwischen Anbauer und Verwerter überlegenswert.<br />

Hohe Kosten für <strong>ein</strong>e Einzäunung gegen<br />

Wildschäden be<strong>ein</strong>flussen das betriebswirtschaftliche<br />

Ergebnis negativ und sollten nach Möglichkeit<br />

vermieden werden. Entsprechend der Angaben in<br />

Grunert & Becker (2011) wurden für Pappel- und<br />

Weiden-KUP (Pflanzdichte 8.000 - 12.000 Stück/<br />

ha, Trockenmasseertrag 12 t atro<br />

/ha*Jahr) unter den<br />

Bedingungen im mitteldeutschen Trockengebiet<br />

positive Ergebnisse zwischen 484 und 749 €/ha*-<br />

Jahr errechnet (Betriebsprämie als Durchschnittssatz<br />

von 344 €/ha berücksichtigt). Die Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>ein</strong>er geplanten KUP sollte im konkreten Einzelfall<br />

kalkuliert werden, erste Anhaltspunkte gibt <strong>ein</strong> für<br />

diesen Zweck entwickelter KUP-Rechner.<br />

http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/holz/<br />

energie/fva_kup_rechner/index_DE<br />

Abb. 26: Hecke und KUP bei Methau (Foto: Thomas Glaser)<br />

37


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Im Jahr 2012 wurden KUP in Deutschland auf <strong>ein</strong>er<br />

Fläche von ca. 4.000 - 5.000 ha angebaut. In Sachsen<br />

sind es bisher lediglich ca. 240 ha, davon 5 ha<br />

(2011) im Landkreis Görlitz. Bezüglich der Anbaufläche<br />

spielen KUP also zurzeit noch k<strong>ein</strong>e nennenswerte<br />

Rolle. Es handelt sich um <strong>ein</strong>e relativ neuartige<br />

Anbaukultur.<br />

Bezüglich der Bedingungen und Verfahren zur Anlage,<br />

Bewirtschaftung und Ernte von KUP liegt inzwischen<br />

jedoch schon <strong>ein</strong>e umfangreiche Fachliteratur<br />

vor 23 . Auch das Sächsische Landesamt für<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hat<br />

sich in den vergangenen Jahren umfänglich mit dem<br />

Thema befasst und Empfehlungen für den Anbau<br />

schnellwachsender Baumarten auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen herausgegeben 24 .<br />

Flächenauswahl von KUP unter Berücksichtigung<br />

landschaftsökologischer, natur- und bodenschutzfachlicher<br />

Aspekte<br />

KUP können je nach Lage, Gestaltung und Art und<br />

Weise der Bewirtschaftung günstig für Klima-, Boden-,<br />

Gewässer- und Naturschutz s<strong>ein</strong> (sogenannte<br />

„Synergie“), unter Umständen aber auch zu Konflikten<br />

mit diesen Schutzgütern führen. Zum Beispiel<br />

kann <strong>ein</strong>e KUP schädliche Stoff<strong>ein</strong>träge in empfindliche<br />

Ökosysteme zurückhalten und zur Vermeidung<br />

von Bodenerosion beitragen. Dies hängt mit ihrer<br />

i. d. R. extensiveren Bewirtschaftung (bzgl. Düngeund<br />

Pflanzenschutzmittel) sowie ihrer Struktur als<br />

Dauerkultur zusammen. Eine KUP könnte, an ungeeigneter<br />

Stelle angelegt, aber auch zum Verlust<br />

der Habitate seltener Offenlandarten, die Gehölze<br />

meiden, führen (z. B. Kiebitz, Feldlerche).<br />

Tab..3: Wirkungsbeziehungen zwischen Naturschutz und KUP auf Ackerflächen<br />

(die Farben für die Flächenauswahl finden sich in Abbildung 27 wieder)<br />

Synergie<br />

Überwiegend<br />

Synergie<br />

(Einzelfall<br />

prüfen)<br />

Ausschluss<br />

(k<strong>ein</strong>e<br />

Synergie)<br />

Neutral<br />

Ausschluss<br />

außerhalb von<br />

Ackerflächen<br />

Besonders in erosionsgefährdeten Abflussbahnen<br />

Besonders in erosionsgefährdeten Steillagen<br />

in waldarmen Gebieten des LEP 2003 (Karte 10)<br />

anschließend an Schutzgüter (bzw. um die definierten Schutzabstände) für Gewässer, ausgewählte FFH-<br />

LRT, SBK-Biotope und BTLNK-Strukturelemente<br />

innerhalb der Regionalplanungskategorie „strukturierungsbedürftige Agrarflur“<br />

in den Schutzgebieten: LSG, NP, BR (Zone 3 und 4); hier jeweils Vorgaben aus den Schutzgebiets-VO<br />

beachten sowie innerhalb der Natura 2000 (FFH+SPA)-„Restkulisse“ abzüglich der FFH-LRT + FFH-<br />

Habitate der Anhang-II- Arten der FFH-RL (jeweils Ausschlussflächen)<br />

Spezialfall Robinie: zu prüfen innerhalb <strong>ein</strong>es 500 m Schutzabstandes um besonders gefährdete FFH-LRT<br />

und SBK-Biotope sowie um ausgewählte besonders gefährdete BTLN<br />

im Bereich der Bodendenkmäler laut DIA des LfA<br />

innerhalb der Vorrang-/Vorbehaltsgebiete Landschaftsbild (Kulturlandschaftsschutz), Erholung, Arten- und<br />

Biotopschutz, Waldmehrung sowie regionale Grünzüge des Regionalplans<br />

Schwerpunktflächen des Naturschutzes:<br />

NSG, NLP, BR Zone 1 und 2, FFH-LRT + biotopabhängige Schutzabstände<br />

FFH-Arthabitate der Arten des Anhanges II der FFH-RL<br />

SBK-Biotope + biotopabhängige Schutzabstände<br />

FND, ND, geologische ND + biotopabhängige Schutzabstände<br />

10 m – Gewässerrandstreifen, Kern-/Verbindungsflächen der BVP für offene Agrarräume<br />

(Kulturlandschafts-)Elemente der struktur- und artenreichen Kulturlandschaft:<br />

Weitere ausgewählte BTLN der BTLNK+ biotopabhängige Schutzabstände<br />

ausgewählte historische Kulturlandschaftselemente (Ackerterrasse, Hohlweg, Burgwall, Landwehr) und<br />

Schutzabstände<br />

restliche Ackerfläche<br />

auf Grünland, in Wald, Siedlung, Gewässer etc. ist i. d. R. aus Natur-, Klima- und Bodenschutzsicht<br />

Ausschluss von KUP zu empfehlen bzw. Anlage von KUP nicht möglich<br />

Abkürzungen: LEP = Landesentwicklungsplan, FFH-LRT = Lebensraumtypen nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL), SBK = Selektive<br />

Biotopkartierung, BTLNK = (flächendeckende) Biotoptypen- und Landnutzungskartierung, BTLN = Biotop- und Landnutzungstypen, LSG =<br />

Landschaftsschutzgebiet, NP = Naturpark, BR = Biosphärenreservat, VO = Verordnung, SPA = Vogelschutzgebiet, DIA = Dokumentations- und<br />

Informationssystem des Sächsischen Landesamtes für Archäologie (LfA), NSG = Naturschutzgebiet, NLP = Nationalpark, FND = Flächen naturdenkmal,<br />

ND = Naturdenkmal, BVP = Biotopverbundplanung<br />

38


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

der Kriterien in Tabelle 3 werden für 16 % der<br />

Ackerfläche durch die Anlage <strong>ein</strong>er KUP Synergien<br />

zu Naturschutzzielen erwartet. Weitere 36 % sind<br />

als neutral hinsichtlich <strong>ein</strong>es KUP-Anbaus zu bewerten.<br />

Für 29 % der Ackerfläche sind die Synergien<br />

oder Risiken erst im Zuge <strong>ein</strong>er genaueren Analyse<br />

der Vor-Ort-Verhältnisse <strong>ein</strong>schätzbar. 19 % der<br />

gegenwärtigen Ackerfläche sollten aus Gründen<br />

des Flächennaturschutzes vorsorglich von KUP ausgespart<br />

werden. Die Kulissen sind als Empfehlung<br />

für die Standortsuche zu verstehen, und sollten<br />

z. B. im Zuge der Entscheidungen zur Vergabe von<br />

Fördermitteln berücksichtigt werden. Die komplexen<br />

Belange des Artenschutzes können mit <strong>ein</strong>er<br />

Flächenkulisse weniger gut abgebildet werden und<br />

sollten immer im Einzelfall nach vorhergehender<br />

standortsspezifischer Bewertung beurteilt werden.<br />

Die Synergieklassenkulisse von Abbildung 27 ist<br />

nicht bindend. Im Einzelfall sind kl<strong>ein</strong>flächige oder<br />

streifenförmige, naturschutzgerecht gestaltete Anlagen<br />

anders zu bewerten als großflächige, <strong>ein</strong>heitlich<br />

strukturierte KUP.<br />

Anlage und Bewirtschaftung von KUP unter Berücksichtigung<br />

landschaftsökologischer, naturund<br />

bodenschutzfachlicher Aspekte<br />

Abb. 27: Empfohlene Flächenauswahl für KUP auf Ackerland<br />

(Basis BTLNK 2005) im Landkreis Görlitz<br />

Für die Frage, wo KUP aus Sicht des Natur- und<br />

Bodenschutzes angelegt werden sollten, wurden<br />

sachsenweite Gebietskulissen für „Vorzugsflächen“<br />

(Synergieflächen) und für „Vorsorgeflächen“ (Risiko-<br />

und Ausschlussflächen) für KUP auf Ackerflächen<br />

erstellt, die im Internet verfügbar sind 25 . Im<br />

Projekt LÖBESTEIN wurden detaillierte Kriterien für<br />

<strong>ein</strong>e Naturschutz-Synergieklassenkulisse für Anforderungen<br />

des Flächennaturschutzes (v. a. Schutzgebiete,<br />

Biotopschutz) sowie für solche des Artenschutzes<br />

erarbeitet und am Beispiel des Landkreises<br />

Görlitz getestet. Beispielhaft sind die berücksichtigten<br />

Kriterien des Flächennaturschutzes in Tabelle 3<br />

dargestellt, die zugehörige Synergieklassenkulisse<br />

für den Landkreis Görlitz in Abbildung 27.<br />

Nach der in Abbildung 27 beispielhaft auf den<br />

Landkreis Görlitz angewendeten Analyse mittels<br />

Wenn <strong>ein</strong>e KUP auch der Verwirklichung natur- und<br />

bodenschutzfachlicher Ziele dienen oder in hohem<br />

Maße landschaftsökologische Funktionen erfüllen<br />

und Ökosystemdienstleistungen erbringen soll, sind<br />

folgende Empfehlungen für die Anlage und Bewirtschaftung<br />

sinnvoll 26 :<br />

• Standortwahl so, dass Synergien zu Zielen des<br />

Klima-, Boden-, Gewässer- und Naturschutzes<br />

genutzt und Konflikte vermieden werden (vgl.<br />

vorherigen Abschnitt),<br />

• Bevorzugung kl<strong>ein</strong>flächiger oder streifenweiser<br />

KUP oder bei großen Flächen Verwendung unterschiedlicher<br />

Arten, Sorten, Klone,<br />

• Schaffung bzw. Belassung von Randstrukturen,<br />

Begleitbiotopen (Gehölz- und Staudensäume,<br />

Blühstreifen) oder auch von (kl<strong>ein</strong>eren) Lücken<br />

innerhalb der KUP; Zulassen der Entwicklung<br />

spontaner Begleitbiotope auch innerhalb der<br />

KUP auf 5 - 10 % ihrer Fläche, weil dies die Artenvielfalt<br />

fördert und <strong>ein</strong>e bessere Einpassung<br />

ins Landschaftsbild ermöglicht,<br />

39


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

• Verwendung <strong>ein</strong>heimischer Gehölzarten; Verzicht<br />

auf invasive sowie auf gentechnisch veränderte<br />

Arten; Schutzabstände bei KUP mit Robinie<br />

zu wertvollen Lebensräumen (v. a. zu Trockenund<br />

Magerbiotopen),<br />

• Anlage der KUP möglichst nur mit extensiver<br />

Bodenbearbeitung; weitgehender Verzicht auf<br />

Düngung und nach Möglichkeit auch auf Pestizide,<br />

• Erhaltung <strong>ein</strong>er gewissen strukturellen Vielfalt bei<br />

der Bewirtschaftung, z. B. durch räumlich gestaffelte<br />

Erntetermine (in größeren KUP); bedeutsam<br />

bei KUP, die dem Erosionsschutz dienen sollen,<br />

• Beerntung außerhalb der Vegetationsperiode<br />

(außerhalb der Brut-, Aufzuchtszeit); bodenschonende<br />

Befahrung möglichst bei Bodenfrost;<br />

bodenschonende Rückwandlung der KUP unter<br />

Beachtung des Bodengefügeschutzes,<br />

• Vermeidung längerer Phasen offenen Bodens<br />

(wegen Erosionsgefahr),<br />

• Verzicht auf den Anbau großflächiger KUP in<br />

Gebieten mit sensiblem Grundwasserstand (KUP<br />

verbrauchen mehr Wasser als <strong>ein</strong>jährige Kulturen).<br />

Die Maßnahmen sollten auch <strong>ein</strong>e besondere Förderung<br />

erfahren. Bei Berücksichtigung dieser Empfehlungen<br />

können KUP <strong>ein</strong>en Beitrag zum Schutz<br />

der biologischen Vielfalt, zum Bodenschutz, Grundwasser-<br />

und Gewässerschutz sowie bei längerer<br />

Standzeit auch zur Biotopvernetzung für an Strukturen<br />

gebundene Arten leisten.<br />

Nach dem Ende der Nutzungszeit <strong>ein</strong>er KUP kann<br />

die Fläche wieder als Ackerfläche für den Anbau<br />

<strong>ein</strong>jähriger Kulturen genutzt werden. Hierzu wird<br />

sie nach der letzten Ernte mit Forstmulchern bearbeitet<br />

und anschließend ca. 20 bis 30 cm tief<br />

gefräst. Dieses Verfahren ist in der landwirtschaftlichen<br />

Praxis erprobt 22 . Mit der Rückumwandlung<br />

von KUP in Grünland liegen noch k<strong>ein</strong>e praktischen<br />

Erfahrungen vor.<br />

5.2.2 Agroforstsysteme<br />

In Agroforstsystemen wird der Anbau <strong>ein</strong>jähriger<br />

landwirtschaftlicher Kulturen oder von Grünland<br />

mit der Anpflanzung von Sträuchern oder Bäumen<br />

auf <strong>ein</strong>er Fläche kombiniert. Landwirtschaft und<br />

Forstwirtschaft, die heute i. d. R. räumlich getrennt<br />

stattfinden, werden in Agroforstsystemen quasi auf<br />

<strong>ein</strong>er Fläche gem<strong>ein</strong>sam betrieben. Unterschieden<br />

werden silvoarable (landwirtschaftliche Komponente<br />

Ackerbau) und silvopastorale Agroforstsysteme<br />

(landwirtschaftliche Komponente Grünland inkl.<br />

Weideland) 27 . Agroforstsysteme sind gesetzlich k<strong>ein</strong><br />

Wald 28 , da die Flächen gleichzeitig der Erzeugung<br />

landwirtschaftlicher Produkte dienen.<br />

In bestimmten Regionen der Welt besitzen Agroforstsysteme<br />

große Bedeutung, z. B. als traditionelle<br />

kl<strong>ein</strong>bäuerliche Nutzung in Gebieten mit Tropischem<br />

Regenwald als natürliche Vegetation, oder<br />

als „Dehesa“ (System aus Korkeichen, Schw<strong>ein</strong>ezucht<br />

und Feldbau) im Westen von Spanien. Früher<br />

waren Agroforstsysteme auch in Deutschland weiter<br />

verbreitet. Ein bekanntes Beispiel sind die lichten<br />

Hudewälder, in denen Waldweide betrieben wurde.<br />

Die heute bekanntesten noch praktizierten Agroforstsysteme<br />

sind Streuobstwiesen (im Landkreis<br />

Görlitz gab es 2005 noch 270 ha dieses geschützten<br />

Biotops) und Windschutzhecken. Im Zuge der<br />

Spezialisierung und Intensivierung in der Landwirtschaft<br />

kam es zunehmend zu <strong>ein</strong>er Trennung der<br />

Nutzungen, so dass Agroforstsysteme heute in Mitteleuropa<br />

nur noch <strong>ein</strong>e geringe wirtschaftliche Bedeutung<br />

besitzen. Aktuell werden sie weitgehend<br />

aus Gründen der Bewahrung traditioneller Kulturlandschaften<br />

erhalten und gepflegt (z. B. Streuobstwiesen,<br />

St<strong>ein</strong>rückenlandschaften).<br />

Agroforstsysteme können bei nachhaltiger Bewirtschaftung<br />

zahlreiche positive Umweltwirkungen<br />

und ÖSD erbringen u. a.: 29<br />

• hohe Erträge durch optimale Nutzung der Standortfaktoren<br />

(z. B. erschließen die Baumwurzeln<br />

Nährstoffe in tieferen Bodenschichten),<br />

• Diversifizierung der Produktpalette,<br />

• Erhöhung der Arten- und Lebensraumvielfalt,<br />

• positive Auswirkungen auf das Mikroklima,<br />

• Schutz des Bodens vor Erosion; Humusanreicherung,<br />

40


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

• Senkung der Anfälligkeit der landwirtschaftlichen<br />

Kulturen gegenüber Krankheiten, Schädlingen,<br />

klimatischen Stress,<br />

• positive Wirkungen auf Weidetiere (Bäume spenden<br />

Schatten),<br />

• Verschönerung des Landschaftsbildes durch<br />

Strukturanreicherung.<br />

In der jüngeren Vergangenheit werden Agroforstsysteme<br />

wieder häufiger diskutiert und auch unter<br />

mitteleuropäischen Bedingungen wissenschaftlich<br />

untersucht und praktisch erprobt z. B. der sogenannte<br />

Energiewald der BTU Cottbus in der Bergbaufolgelandschaft<br />

Welzow-Süd. Dabei stehen<br />

insbesondere Agroforstsysteme mit Wertholzproduktion<br />

und Agroforstsysteme mit Energieholzproduktion<br />

im Fokus, wobei Wert- und Energieholzproduktion<br />

auch auf <strong>ein</strong>er Fläche kombiniert zur<br />

Anwendung kommen kann.<br />

Eine Wertholzproduktion (Ziel: Furnierholz) kann<br />

am besten mit Edellaubbaumarten (z. B. Wildkirsche,<br />

Esche, Berg- und Spitzahorn, Elsbeere, Erle)<br />

erfolgen, die weitständig in Reihen angepflanzt<br />

werden. Die Produktionszeiten sind aufgrund der<br />

Lichtstellung bei <strong>ein</strong>em Zieldurchmesser in Brusthöhe<br />

von 55 - 60 cm mit 50 - 70 Jahren wesentlich kürzer<br />

als im Wald. Hohe Furnierholzpreise setzen <strong>ein</strong><br />

astfreies Stammstück von 5 - 10 m voraus, welches<br />

durch „Ästungsmaßnahmen“ in den ersten 15 Jahren<br />

nach der Pflanzung „erzogen“ wird. Der Abstand<br />

der Bäume in der Reihe ist entsprechend der<br />

Kronendurchmesser der Wertholzbäume zu wählen,<br />

der Abstand zwischen den Reihen hängt von<br />

der landwirtschaftlichen Nutzung ab. Zum Beispiel<br />

ergeben 26 m Reihenabstand und 15 m Baumabstand<br />

in der Reihe <strong>ein</strong>en Zielbaumbestand von 26<br />

pro ha 29 .<br />

Der Anbau schnellwachsender, ausschlagfähiger<br />

Bäume (v. a. Pappeln und Weiden) für die Produktion<br />

von Energieholz kann in sogenannten Alley-Cropping-Systemen<br />

erfolgen. Dabei handelt es<br />

sich um KUP-Streifen, die auf Ackerflächen integriert<br />

werden (Kap. 5.2.1). Hierbei sind Agroforstsysteme<br />

mit Energiepflanzenanbau möglich. Aktuelle<br />

Forschungen zeigen, dass die Gehölzstreifen<br />

zum Erosionsschutz beitragen, positive Auswirkungen<br />

auf das Mikroklima und damit auf die Ertrags-<br />

sicherheit auf landwirtschaftlichen Ungunst-Standorten<br />

haben und die biologische Vielfalt sowie das<br />

Landschaftsbild bereichern.<br />

Agroforstsysteme ermöglichen <strong>ein</strong>erseits jährliche<br />

Einnahmen aus der Landwirtschaft und andererseits<br />

Einnahmen aus dem Verkauf von Hackschnitzeln<br />

oder von Wertholz, letzteres allerdings frühestens<br />

etwa 50 Jahre nach der Pflanzung. Eine ökonomische<br />

Bewertung des gesamten Systems kommt zum<br />

Ergebnis, dass mit Agroforstsystemen vergleichbare<br />

ökonomische Ergebnisse wie mit herkömmlichen<br />

landwirtschaftlichen Kulturen erzielt werden können.<br />

Agroforstsysteme könnten v. a. für Betriebe<br />

interessant werden, die in die Energie- und / oder<br />

Wertholzproduktion <strong>ein</strong>steigen, aber gleichzeitig<br />

ihre Flächen im Status Landwirtschaftsfläche erhalten<br />

wollen 30 .<br />

5.3 Materialien aus der Grünlandwirtschaft<br />

und Landschaftspflege<br />

5.3.1 Grünland<br />

Grünland ist <strong>ein</strong>e landwirtschaftlich genutzte oder<br />

gepflegte Fläche, auf welcher Gras und krautige<br />

Pflanzen als Dauerkultur wachsen und die beweidet<br />

oder gemäht wird. Davon zu trennen ist der<br />

Feldfutterbau (u. a. Ackergras, Kleegras, Luzerne,<br />

Klee), wo Grünlandpflanzen nur vorübergehend<br />

auf Ackerflächen zur Futtergewinnung <strong>ein</strong>gesät<br />

und die Flächen nach spätestens 5 Jahren wieder<br />

umgebrochen werden. Der Anteil des Dauergrünlandes<br />

im Landkreis Görlitz betrug 2011 20.184 ha,<br />

was 32 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche entspricht.<br />

Grünlandaufwuchs wird in der Regel zur<br />

Ernährung von Nutztieren, vor allem von Raufutterfressern<br />

wie Wiederkäuern oder Pferden, verwendet.<br />

Grünlandaufwüchse lassen sich darüber<br />

hinaus als nachwachsender Rohstoff nutzen, z. B. in<br />

Biogasanlagen, in Feuerungsanlagen oder zur Kompostierung.<br />

Dies ist insofern von Interesse, weil seit<br />

1990 die Tierbestände stark rückläufig waren und<br />

es nun fast überall <strong>ein</strong>en Überschuss an Grünlandflächen<br />

gibt, der zur Ernährung der Tierbestände<br />

nicht benötigt wird, zumal <strong>ein</strong> erheblicher Teil des<br />

Futters aus dem Feldfutterbau (z. B. in Form von<br />

Maissilage) gewonnen wird. Für diese Flächen werden<br />

also Nutzungsalternativen benötigt. Sinnvollerweise<br />

könnten diese natürlich auch darin bestehen,<br />

41


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Im Naturschutzgesetz finden sich rechtliche Regelungen<br />

zur Beschränkung des Grünlandumbruches.<br />

Sie besagen, dass auf erosionsgefährdeten Hängen,<br />

in Überschwemmungsgebieten, auf Standorten mit<br />

hohem Grundwasserstand sowie auf Moorstandorwieder<br />

verstärkt Gras anstelle von Silomais in der<br />

Tierfütterung <strong>ein</strong>zusetzen. Besonders auf ertragsschwachen<br />

Standorten stehen aber auch Aufgaben<br />

der Landschaftspflege und des Naturschutzes im<br />

Mittelpunkt der Grünlandbewirtschaftung. Durch<br />

den Ausbau der Bioenergie, die Diskussion zum<br />

Schutz der Biodiversität und die allgem<strong>ein</strong>e Verknappung<br />

an landwirtschaftlicher Nutzfläche wird<br />

auch dem Grünland wieder mehr Aufmerksamkeit<br />

entgegen gebracht. Leider stehen dabei nicht immer<br />

s<strong>ein</strong>e Erhaltung und Nutzung im Zentrum der<br />

Interessen, sondern auf ackerfähigen Lagen auch<br />

der mögliche Umbruch zum Maisacker oder die Anlage<br />

von Miscanthus- bzw. Kurzumtriebsplantagen.<br />

Grünland konzentriert sich häufig auf Standorten<br />

mit Grenzertrags<strong>ein</strong>flüssen wie Vernässung oder<br />

Stauvernässung, Grundwasserferne, Hanglagen,<br />

Flachgründigkeit, st<strong>ein</strong>ige Böden, klimatische Ungunst<br />

in Gebirgslagen oder die Lage in Auen. Gerade<br />

dort trägt es zur Bereitstellung vieler Ökosystemdienstleistungen<br />

bei:<br />

1. Grünland leistet in s<strong>ein</strong>er Nutzung als Weide<br />

oder Wiese in Verbindung mit der Veredlung<br />

durch Wiederkäuer <strong>ein</strong>en essentiellen Beitrag<br />

zur Ernährung <strong>ein</strong>er wachsenden Weltbevölkerung.<br />

2. Als Leguminose reichert es auf natürlichem<br />

Wege Stickstoff im Boden an und erhält somit<br />

die Bodenfruchtbarkeit. Der gebundene Luftstickstoff<br />

ist Grundlage für die Bildung von<br />

Futtereiweiß.<br />

3. Es unterstützt durch s<strong>ein</strong>en dauerhaften Bewuchs<br />

die Regulierung des Wasserhaushaltes<br />

und die Neubildung sauberen Grundwassers.<br />

4. Es hat entscheidenden Einfluss auf die Reduzierung<br />

von Erosion durch Wind oder Wasser.<br />

5. Dauergrünland begünstigt die Humusbildung<br />

und die Entwicklung des Bodenlebens, damit<br />

ist es nach Wald und Moor die wichtigste<br />

CO2-Senke in der Landschaft.<br />

6. Als vom Menschen geschaffene Sekundärvegetation<br />

beherbergt es vor allem bei extensiver<br />

Bewirtschaftung <strong>ein</strong>e große Zahl von<br />

Pflanzen- und Tierarten.<br />

7. Grünland ist <strong>ein</strong>e Kulturformation mit vielfältigen<br />

historischen, ästhetischen und ethisch begründbaren<br />

Werten.<br />

Intensive Grünlandnutzung erfordert <strong>ein</strong>e Vielzahl<br />

von Mähschnitten oder hohen Beweidungsdruck,<br />

verbunden mit relativ hohem Düngeraufwand<br />

und meliorativen Maßnahmen. Wertvolle Ökosystemdienstleistungen<br />

erbringt hingegen extensiv<br />

genutztes Grünland. Von <strong>ein</strong>er extensiven Wiesen-Nutzung<br />

wird z. B. gesprochen, wenn:<br />

• <strong>ein</strong>e jährliche Mahd und der Abtransport des<br />

Schnittgutes als Grundmerkmale der Wiesennutzung<br />

gegeben sind,<br />

• die natürlichen Bodenverhältnisse und die standortstypische<br />

spontane Wiesenvegetation nicht<br />

gezielt verändert werden,<br />

• auf den Einsatz von mineralischem Stickstoff,<br />

Pestiziden und Gülle weitgehend verzichtet wird,<br />

• die Nutzungshäufigkeit und -termine mit der Regenerationsfähigkeit<br />

der typischen Pflanzen- und<br />

Tierarten ver<strong>ein</strong>bar sind.<br />

Grünlandpflege<br />

Die wichtigsten Arbeitsschritte zur Grünlandpflege<br />

sind unabhängig von ihrer Nutzungsweise (als<br />

Weide, Wiese, Bioenergiefläche). Dazu gehören vor<br />

allem Abschleppen, Walzen, Nachsaat, Mahd oder<br />

Beweidung 31 . Je nach Zustand und Schutzstatus <strong>ein</strong>er<br />

Fläche können spezifische Maßnahmen bzw.<br />

Rücksichten auf Erfordernisse des Naturschutzes<br />

notwendig werden, die gleichzeitig die Voraussetzungen<br />

für den Erhalt von Fördermitteln sind 32 .<br />

Mehrere Fördermöglichkeiten, insbesondere der<br />

Sächsischen Richtlinie Agrarumweltmaßnahmen<br />

und Waldmehrung (AuW) stehen zur Unterstützung<br />

<strong>ein</strong>er naturschutzgerechten Grünlandnutzung<br />

auch in Zukunft zur Verfügung.<br />

Erhaltung von Dauergrünland / Umbruchverbot<br />

42


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

ten <strong>ein</strong> Umbruch von Grünland zu unterlassen ist<br />

(entspricht nicht der guten fachlichen Praxis). Ein<br />

Umbruch von Grünland auf diesen Standorten sowie<br />

unabhängig von den Standortsmerkmalen auf<br />

<strong>ein</strong>er Fläche von mehr als 5 000 m² unterliegt in<br />

Sachsen der Eingriffsregelung, bedarf <strong>ein</strong>er Genehmigung<br />

und erfordert die Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen.<br />

Beispiele für Nutzungsalternativen von Grünland<br />

neben der Futtergewinnung und Beweidung<br />

Entwicklung von Heupellets 33<br />

Die thermische Nutzung (Verbrennung) von Mahdgut<br />

ist problematisch aufgrund der hohen Emissionswerte<br />

von Schwermetallen, Staub, Säurebildnern<br />

und wegen des für die meisten Feuerungsanlagen<br />

ungünstigen Abbrandverhaltens sowie der niedrigen<br />

Ascheschmelzpunkte. Dafür müsste <strong>ein</strong> extra<br />

Kesseltyp zugelassen werden; diese Typprüfungen<br />

sind für die Hersteller bei den geringen Verkaufszahlen<br />

derzeit aber noch nicht finanzierbar, sodass<br />

diese Entwicklungen gestoppt wurden 34 . Aufgrund<br />

der großen Volumina von Heu sind Transporte über<br />

größere Entfernungen unwirtschaftlich. Erst durch<br />

das Pelletieren kann aus Heu und anderen halmgutartigen<br />

Biomassen (z. B. Stroh) <strong>ein</strong> qualitativ<br />

hochwertiger Brennstoff hergestellt werden, dessen<br />

energetische Nutzung auch außerhalb des landwirtschaftlichen<br />

Bereiches möglich ist. Kapazitäten<br />

dafür sind vorhanden; Heupellets haben <strong>ein</strong>en unteren<br />

Heizwert von 17,5 MJ/kg bei <strong>ein</strong>er Energiedichte<br />

von 2.500 kWh/m³ (geringerer Heizwert und<br />

höherer Aschegehalt als Holzpellets) 33 . Allerdings<br />

sind aufgrund der o. g. Probleme viele Holz- und<br />

Kohle-Feuerungsanlagen gegenwärtig für die Verbrennung<br />

von Heupellets noch nicht geeignet. Ein<br />

Verkauf der Pellets ist mit geringen Gewinnspannen<br />

wirtschaftlich möglich. Die Herstellung von Brennstoffpellets<br />

aus landwirtschaftlicher Biomasse und<br />

deren Verbrennung steht noch am Anfang und bedarf<br />

weiterer Forschung und Entwicklung 35 .<br />

Biogas aus Gras<br />

In Deutschland werden mehr als 30 % der Biogasanalagen<br />

mit Gras als Ko-Substrat betrieben, dies<br />

macht ca. 8 % Gras oder Grassilage als Massenanteil<br />

am Gesamtsubstrat aus. Im EEG ist „Landschaftspflegematerial<br />

<strong>ein</strong>schließlich Landschafts-<br />

pflegegras“ der Einsatzstoffvergütungsklasse (EVK)<br />

II mit dem höheren Vergütungssatz zugeordnet.<br />

Als Landschaftspflegegras gilt nur Grünschnitt von<br />

maximal zweischürigem Grünland. Gras von Dauergrünlandflächen<br />

und Ackergras, welches nicht als<br />

Landschaftspflegematerial <strong>ein</strong>gestuft werden kann,<br />

darf natürlich auch in Biogasanlagen <strong>ein</strong>gesetzt<br />

werden, unterliegt aber der um 2 Cent geringeren<br />

Vergütung nach EVK I. Um den Verschmutzungsgrad<br />

gering zu halten, sollte die Schnitthöhe 7 cm<br />

nicht unterschreiten. Empfehlenswert ist das Anwelken<br />

des Grasschnittes auf mindestens 30 % Trockensubstanzgehalt,<br />

<strong>ein</strong>e saubere (möglichst dichte,<br />

fäulnis- und schimmelfreie) Silierung und die Zerkl<strong>ein</strong>erung<br />

des Materials (Häcksellänge 5 - 7 mm).<br />

Die Vergärung wird durch <strong>ein</strong>e vorgeschaltete<br />

Hydrolyse begünstigt. Eine gute Verwertung ist<br />

mit längeren Verweilzeiten in der Anlage verbunden.<br />

Die Gaserträge frischer Grünschnittproben<br />

in Futterqualität liegen bei ca. 0,4 m³/kg oTS (bei<br />

Anwelksilage bis 0,48 m³/kg oTS; zum Vergleich:<br />

Rindergülle: 0,26 m³/kg oTS, Maissilage: 4,5 m³/<br />

kg oTS). Sie gehen allerdings stark zurück, wenn<br />

später geschnitten wird, z. B. beim ersten Schnitt<br />

im August auf 0,36 m³/kg oTS 33,36 . Eine verstärkte<br />

Nutzung von Grünland als Biogassubstrat könnte<br />

zwar alternative Verwertungsoptionen und damit<br />

<strong>ein</strong>e weitere Nutzungsgrundlage zur Erhaltung von<br />

Dauergrünlandflächen schaffen. Doch steht die Intensivierung<br />

der Grünlandnutzung dem Schutz der<br />

Biodiversität entgegen und bietet z. B. für bodenbrütende<br />

Vogelarten k<strong>ein</strong> geeignetes Habitat.<br />

Landwirtschaftsbetriebe mit eigener Biogasanlage<br />

oder <strong>ein</strong>er Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft,<br />

welche die faserreichen Stoffe verarbeiten kann,<br />

können sich <strong>ein</strong>e zusätzliche stabile Einnahmequelle<br />

erschließen und den nicht anderweitig benötigten<br />

Grünlandaufwuchs energetisch in der Biogasanlage<br />

nutzen. Allerdings ist das Substrat von Dauergrünland<br />

weniger homogen im Vergleich zu Ackergras<br />

oder gar zu Maissilage.<br />

5.3.2 Landschaftspflegematerial<br />

Der Begriff „Landschaftspflegematerial“ im Zusammenhang<br />

mit der energetischen Verwertung und<br />

dem Erhalt des entsprechenden Bonus ist noch umstritten.<br />

Die Clearingstelle EEG bemüht sich um <strong>ein</strong>e<br />

Konkretisierung der Definition. Anbaubiomasse wie<br />

z. B. Mais, Raps oder Getreide zählen grundsätzlich<br />

43


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

nicht als Landschaftspflegematerial. Unter Landschaftspflegematerial<br />

versteht man in der Regel<br />

Biomasse, die bei der Pflege, pfleglichen Nutzung<br />

oder Umgestaltung von Biotopen, Schutzgebieten<br />

und gestalterischen Landschaftselementen anfällt<br />

wie z. B.:<br />

• Mahdgut von Feucht- und Streuwiesen, von<br />

mageren Flachland- und Bergmähwiesen sowie<br />

aus der Pflege von Gräben und Flussauen,<br />

• Grünschnitt von kommunalen Grünflächen, des<br />

Straßenbegleitgrüns und aus Fluss- und Grabensohlen,<br />

• Materialien aus der Streuobstwiesen- und<br />

Hecken verjüngung<br />

• Schilf aus der Teichwirtschaft,<br />

• zu beseitigende Neophyten.<br />

Vor allem im Süden des Landkreises Görlitz werden<br />

Neophyten wie Drüsiges Springkraut ( Abbildung<br />

28) und asiatische Staudenknöterich-Arten (Abbildung<br />

29) bekämpft.<br />

Abb. 29: Staudenknöterich (Fallopia spec.)<br />

(Foto: Harald Neitzel)<br />

rung oder Fruchtfolgenverengung. Der Mehrfachnutzen<br />

aus Naturschutz und Energiegewinnung<br />

kann zu <strong>ein</strong>er höheren Akzeptanz beider Anliegen<br />

beitragen.<br />

Energetisches Nutzungspotenzial<br />

Das Potenzial für <strong>ein</strong>e (energetische) Verwertung<br />

von Reststoffen aus der Landschaftspflege wurde<br />

in verschiedenen Studien 37 abgeschätzt und bewertet.<br />

Das Regionale Energie- und Klimaschutzkonzept<br />

für die Planungsregion Oberlausitz-Niederschlesien<br />

beziffert dieses Reststoffpotenzial für den<br />

Landkreis Görlitz mit 11.891 t holziger und 8.532 t<br />

halmgutartiger Biomasse pro Jahr. Für die Holzverbrennung<br />

gibt es inzwischen gut entwickelte Kessel<br />

und „Best-practice“ Beispiele. Eine energetische<br />

Nutzung der halmgutartigen und krautigen Landschaftspflegebiomasse<br />

wird hingegen noch wenig<br />

praktiziert (s. o.).<br />

Herausforderungen für die energetische Nutzung<br />

von Landschaftspflegematerial sind 38 :<br />

Ab b. 28: Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)<br />

(Foto: Harald Neitzel)<br />

Die energetische Nutzung von Landschaftspflegematerial<br />

leistet nicht nur <strong>ein</strong>en Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Damit sind auch finanzielle Belastungen<br />

zu reduzieren, da aktuell diese Materialien i. d. R.<br />

als kostenverursachendes Abfallprodukt entsorgt<br />

werden müssen. Es bestehen k<strong>ein</strong>e Nutzungskonkurrenzen<br />

zur Nahrungsmittelerzeugung und k<strong>ein</strong>e<br />

Konflikte mit dem Naturschutz wegen Intensivie-<br />

• Dezentralität, Sperrigkeit und geringe Einzelmengen<br />

(hohe Transportkosten, kritische Energiebilanz<br />

bei Transporten über 10 km),<br />

• oft hohe Bergungskosten (z. B. auf steilen, nassen<br />

Grenzertragsstandorten),<br />

• ungünstige Materialeigenschaften machen speziellen<br />

Aufschluss, z. B. durch Hydrolyse, erforderlich,<br />

44


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

• Ertragsschwankungen (inhomogenes Gärgut,<br />

Verunr<strong>ein</strong>igungen, Energieausbeute),<br />

• hohe Bereitstellungskosten, erhöhter technischer<br />

Aufwand, geringer Energiegehalt,<br />

• geringe Planungssicherheit aufgrund der Fördermittelabhängigkeit,<br />

• es lohnt sich wegen der nur geringfügig höheren<br />

Förderung weniger als die Verwertung nachwachsende<br />

Rohstoffe (Kap. 5.6.2).<br />

Voraussetzungen für die energetische Nutzung<br />

von Landschaftspflegematerial<br />

Sobald es möglich ist, Landschaftspflegematerial<br />

energetisch sinnvoll und effektiv zu verwerten,<br />

wäre dies aus ökologischer und wirtschaftlicher<br />

Sicht zweckmäßiger, als auf <strong>ein</strong>e steigende Nutzung<br />

von Anbaubiomasse zu setzen.<br />

Die energetische Verwertung von Landschaftspflegematerial<br />

erforderte spezifische Voraussetzungen:<br />

• Standorte zur Verarbeitung,<br />

• <strong>ein</strong>e geeignete Verwertungstechnologie,<br />

• den notwendigen Investor und Betreiber.<br />

Das Potenzial im Landkreis Görlitz ermöglicht es,<br />

jährlich jeweils 1.000 bis 2.000 t Landschaftspflegematerial<br />

an insgesamt drei Standorten zur wirtschaftlichen<br />

Verwertung zu bringen. Diese Entwicklung<br />

kann mit der Einrichtung kommunaler<br />

Grüngutannahmestellen und dem schrittweisen<br />

Aufbau und der Anwendung entsprechender Aufbereitungstechnik<br />

gekoppelt werden. Damit würde<br />

zudem <strong>ein</strong> wesentlicher Beitrag zur Organisation<br />

und zum Aufbau von regionaler Wertschöpfung,<br />

und somit der Schaffung von sicheren Arbeitsplätzen<br />

geleistet.<br />

5.4 Energiepflanzen im ökologischen<br />

Landbau<br />

Der ökologische Landbau befindet sich in Deutschland<br />

nach wie vor im Aufwind, angetrieben durch<br />

die boomende Nachfrage nach ökologisch erzeugten<br />

Agrarprodukten, welche leider längst nicht<br />

mehr aus dem Inland gedeckt werden kann. Allerdings<br />

stellt die Bioenergie als neue Anbaualternative<br />

<strong>ein</strong>e ernsthafte Flächenkonkurrenz dar, welche<br />

u. a. zur Verteuerung der Pachten beitrug. Die Zahl<br />

der Landwirte, welche auf ökologische Wirtschaftsweise<br />

umstellen, geht zurück. So stieg nach früheren<br />

Wachstumsraten von durchschnittlich 7 % die<br />

ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland<br />

2011 nur noch um 2,3 % auf 1.013.000 ha an 39 .<br />

Ökologischer Landbau und die Bereitstellung von<br />

Bioenergie schließen sich k<strong>ein</strong>eswegs aus. Die Biogaserzeugung<br />

in ökologisch wirtschaftenden Betrieben<br />

bietet gute Voraussetzungen, um die Ansprüche<br />

an <strong>ein</strong>e umweltverträgliche Energiegewinnung<br />

umzusetzen. Bio-Landwirte stehen zur Energiewende<br />

und setzen in der Bioenergieproduktion anstelle<br />

von Mais vor allem auf Kleegras, aber auch auf die<br />

Verwertung von Abfall- und Reststoffen sowie Materialien<br />

aus der Landschaftspflege, welche nicht in<br />

Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen<br />

und deren Nutzung die biologische Vielfalt ebenso<br />

wie die Böden schützen. Die Eingliederung <strong>ein</strong>er<br />

„Ökogas“-Produktion in den geschlossenen<br />

und durchdachten Kreislauf <strong>ein</strong>es Bio-Bauernhofes<br />

kann <strong>ein</strong>e sinnvolle und umweltfreundliche Option<br />

darstellen, wenn dabei auch die Fragen des<br />

Boden- und Naturschutzes berücksichtigt werden.<br />

In Deutschland liefern heute 150 Ökogas-Anlagen<br />

30.000 kW dieser nachhaltigsten Form der Bioenergie<br />

40 . Durchschnittlich besteht der Substratmix<br />

in Bio-Biogasanlagen aus 55 % Wirtschaftsdünger,<br />

Abb. 30: Substrat<strong>ein</strong>satz von Bio-Biogasanlagen<br />

(Grafik: Sabine Witschas, Ralf-Uwe Syrbe)<br />

45


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Stroh oder Silageresten, 21 % Kleegras- oder Grassilage,<br />

17 % Maissilage und 7 % sonstigen Substraten<br />

41 (Abbildung 30). Sie werden wegen ihres<br />

höheren Flächenbedarfes häufig in Form von Gem<strong>ein</strong>schaftsanlagen<br />

genutzt.<br />

5.4.1 Ziele und Grundsätze des Ökolandbaus<br />

Mist oder Gülle weniger hochwertige Düngemittel<br />

zur Verfügung, sodass <strong>ein</strong> Ersatz für die Viehhaltung<br />

benötigt wird. Praxisbetriebe berichten von<br />

<strong>ein</strong>er Ertragssteigerung durch die Einbeziehung von<br />

Biogas-Gärresten um 15 bis 20 % in der gesamten<br />

Fruchtfolge 41 (Abbildung 31).<br />

Die Rahmenbedingungen des Ökolandbaus sind<br />

seit 1991 in den EU-Richtlinien zum Öko-Landbau<br />

geregelt. Eine wichtige Zielstellung ist die Schaffung<br />

<strong>ein</strong>es geschlossenen Betriebskreislaufes. Dazu<br />

gehört die Regeneration der Bodenfruchtbarkeit<br />

durch nachhaltige Nutzung der Humus- und Nährstoffe<br />

ebenso wie die Wiederverwendung anfallender<br />

Materialien und der verantwortungsvolle Umgang<br />

mit Energie.<br />

Das Anbausystem und speziell die Bodenbearbeitung<br />

müssen so ausgelegt s<strong>ein</strong>:<br />

• dass die natürliche Bodenfruchtbarkeit und das<br />

Bodenleben erhalten werden,<br />

• dass die Bodenstabilität und die biologische Vielfalt<br />

im Boden gefördert werden,<br />

• dass Schäden, wie Verdichtungen und Erosion<br />

vermieden werden.<br />

• Dazu ist es vor allem notwendig, den Humusgehalt<br />

zu erhalten oder zu steigern.<br />

Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit soll weiterhin<br />

gesichert werden durch den Anbau von Leguminosen<br />

als mehrjährige Fruchtfolgen, Untersaaten<br />

oder Gründüngung und durch die Anwendung von<br />

Wirtschaftsdünger und Kompost aus dem eigenen<br />

Betrieb. Der Einsatz weiterer Düngemittel, Bodenverbesserungs-<br />

und Pflanzenschutzmaßnahmen ist<br />

in den Anhängen der Verordnung EU-Öko-Durchführungsverordnung<br />

42 geregelt.<br />

Eine Verwirklichung des Grundansatzes der Kreislaufwirtschaft<br />

heißt konkret, dass Ackerbau und<br />

Viehhaltung an<strong>ein</strong>ander gekoppelt sind: auf der<br />

Ackerfläche werden Verkaufsfrüchte und Futterpflanzen<br />

für die Tierhaltung erzeugt, die pflanzlichen<br />

Abfälle und der tierische Dung wiederum kommen<br />

als Dünger zurück auf den Acker. Bei viehlosen<br />

Betrieben hingegen stehen durch das Fehlen von<br />

Abb. 31: Gewährleistung <strong>ein</strong>es geschlossenen Betriebskreislaufes<br />

von Nährstoffen unter Einbeziehung <strong>ein</strong>er Biogasanlage im<br />

ökologischen Landbau; Grafik: Sebastian Tramsen nach 43<br />

Abbildung 31 veranschaulicht, dass auch Bio-Landwirtschaftsbetriebe<br />

ohne eigene Viehhaltung die<br />

Anforderungen an geschlossene Wirtschaftskreisläufe<br />

erfüllen können. Mit dem Gärrest aus <strong>ein</strong>er<br />

Biogasanlage erhalten sie <strong>ein</strong> zugelassenes Düngemittel,<br />

welches Treibhausgasemissionen im Vergleich<br />

zur direkten Nutzung von Wirtschaftsdüngern<br />

vermindert und den Pflanzen leicht nutzbare<br />

Nährstoffe bereitstellt. Durch den Betrieb <strong>ein</strong>er modernen<br />

Biogasanlage (s. Abschn. 5.7) kann in Form<br />

des Gärrestes <strong>ein</strong> Düngerpool gebildet werden.<br />

5.4.2 Auswirkungen auf die Ökosysteme<br />

Werden die Aufwüchse stickstoffspeichernder Zwischenkulturen<br />

wie z. B. Kleegras nicht gemulcht<br />

,sondern zur energetischen Verwertung geerntet,<br />

so kann damit <strong>ein</strong> Großteil der klimawirksamen<br />

Lachgas-Emissionen auf dem Acker vermieden<br />

werden 43 . Wildpflanzenmischungen und andere<br />

Energiekulturen des Ökolandbaues können Insekten<br />

<strong>ein</strong> reichhaltiges Nahrungsangebot außerhalb<br />

der Obst-und Rapsblüte bieten. Doch nicht nur für<br />

Insekten bieten die Pflanzen <strong>ein</strong> interessantes Habitat.<br />

Da die Ernte der Kulturen außerhalb der Brut-<br />

46


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

und Setzzeiten von Wildtieren erfolgt, wird ihnen<br />

hier die Aufzucht der Jungen ermöglicht 43,44,45 .<br />

Energie<strong>ein</strong>satz und Energieproduktion<br />

Der Ökolandbau erzeugt durch den Anbau von<br />

Leguminosen s<strong>ein</strong>en Stickstoffdünger selbst und<br />

ist damit energieeffizienter als die konventionelle<br />

Landwirtschaft, bei der <strong>ein</strong> Großteil des Energieverbrauches<br />

in die Herstellung der Mineraldünger<br />

fließt. Kleegras beispielsweise ist in der Lage,<br />

300 kg Stickstoff zu binden und gleichzeitig <strong>ein</strong>en<br />

Methanertrag von 3.450 Nm 3 pro Hektar und Jahr<br />

zu liefern 43,46 .<br />

Unkrautproblematik<br />

Da im Ökolandbau k<strong>ein</strong>e Herbizide <strong>ein</strong>gesetzt werden,<br />

kommt der Reduktion des Unkrautsamenpotenzials<br />

<strong>ein</strong>e besondere Bedeutung zu 43 . Die direkte<br />

Nutzung des Wirtschaftsdüngers kann dazu führen,<br />

dass Samen weiter im Betrieb verschleppt werden.<br />

Diese Kette wird von <strong>ein</strong>er Biogasanlage mit vorgeschalteter<br />

Hydrolyse zuverlässig unterbrochen. Die<br />

Biogasanlage bietet zudem <strong>ein</strong>e Möglichkeit zur<br />

Verwertung von stark verunkrauteten Kulturen.<br />

Humushaushalt<br />

Ein zentrales Element des Ökolandbaus ist die<br />

Förderung <strong>ein</strong>es aktiven Bodenlebens und <strong>ein</strong>es<br />

fruchtbaren Bodens 43 . Dazu benötigen die Bodenorganismen<br />

Energie und organisches Ausgangsmaterial,<br />

sodass <strong>ein</strong>e verstärkte Biomasseentnahme<br />

zum Zweck der energetischen Nutzung diesem Ziel<br />

zuwiderlaufen kann. Demgegenüber wird die Humusanreicherung<br />

durch den Einsatz von Gärresten<br />

unterstützt. Entscheidend ist also, wie viel Pflanzenmaterial<br />

auf der Fläche bleibt und welches (Nährstoff-<br />

und Energie-) Potenzial dieses für weitere<br />

Humifizierungsprozesse bereithält. Mit dem Anbau<br />

von Kleegras und der Verwertung von Zwischenfrüchten<br />

wird es wirtschaftlich interessant, deren<br />

Anteil an der Fruchtfolge auszuweiten. Kleegras<br />

kann durch die Bodenruhe und durch die große<br />

Menge von Wurzeln und Ernterückständen, die auf<br />

dem Feld verbleiben, trotz energetischer Nutzung<br />

der oberirdischen Biomasse <strong>ein</strong>en positiven Beitrag<br />

zur Humusbildung leisten 43 . So verbleibt beim Kleegras<br />

<strong>ein</strong> Drittel des Aufwuchses zur Humifizierung<br />

auf dem Acker 43 .<br />

5.4.3 Ökonomische Aspekte der Biogaserzeugung<br />

im Ökolandbau<br />

Öko-Bauern haben durch ihre umweltverträglichere<br />

Produktionsweise höhere Produktionskosten als<br />

ihre Kollegen in der konventionellen Landwirtschaft.<br />

Diese höheren Kosten wurden in der Vergangenheit<br />

durch Fördermaßnahmen und höhere Produktpreise<br />

kompensiert. Für Klee- und Luzernegras gibt es<br />

z. B. erhöhte Vergütungen, die jedoch zurzeit auf<br />

den Anbau als Zwischenfrucht beschränkt sind. Der<br />

Ökologische Landbau konnte jedoch nicht in gleichem<br />

Maße wie der konventionelle Landbau von<br />

den Steigerungen der Weltmarktpreise für agrarische<br />

Produkte in den letzten 5 - 6 Jahren profitieren<br />

und hat dadurch mittlerweile an Vorzüglichkeit<br />

verloren.<br />

Biogasanlagen und die Veredelung von beispielsweise<br />

Kleegras und Zwischenfrüchten in der Biogasanlage<br />

eröffnen auch den Bio-Landwirten die<br />

Möglichkeit <strong>ein</strong>es neuen Produktionszweiges, der<br />

die stofflichen Kreisläufe im Betrieb ergänzt. Doch<br />

Energie aus ökologischer Landwirtschaft wird nicht<br />

höher vergütet, sodass auf dieser Verwertungslinie<br />

k<strong>ein</strong>e Kompensation für den Mehraufwand besteht.<br />

5.5 Innovationen in der Biogastechnologie<br />

Neueste Biogastechnologien eröffnen Perspektiven<br />

für <strong>ein</strong>e nachhaltige Energieerzeugung zur Verwertung<br />

von inhomogenen Materialien wie Reststoffen,<br />

Landschaftspflegematerialien, Zwischenfrüchten<br />

und alternativen Energiepflanzen. So können<br />

durch die getrennt betriebene Hydrolyse und Versauerung<br />

sowie weitere Verbesserungen (robustere<br />

Rührwerke, thermisch getrennte Bereiche im<br />

Fermenter) faser- und ligninreiche Substrate besser<br />

aufgeschlossen und energetisch genutzt werden. Es<br />

empfiehlt sich die Fest-Flüssig-Trennung des Gärrestes.<br />

Somit steht zum <strong>ein</strong>en zur Versorgung der<br />

Kulturen <strong>ein</strong>e flüssige Phase mit hohen Ammoniumgehalten<br />

zur Verfügung, die emissionsarm ausgebracht<br />

werden kann und sich besonders für die<br />

gezielte Düngung im Bestand eignet. Zum anderen<br />

steht der feste Gärrest zur Humusreproduktion zur<br />

Verfügung. Eine genaue Einschätzung der Humuswirkung<br />

von Gärresten ist aktuell jedoch noch in<br />

der wissenschaftlichen Diskussion.<br />

47


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Die neue Anlagentechnologie bietet insbesondere<br />

<strong>ein</strong>e wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeit für<br />

extensive Grünlandaufwüchse. Dem allgem<strong>ein</strong>en<br />

Trend, dass wertvolle Grünlandstandorte für den<br />

Anbau von Energiepflanzen umgebrochen werden<br />

47 , kann damit entgegen gewirkt werden. Für<br />

den Ökolandbau ergibt sich <strong>ein</strong>e weitere Möglichkeit,<br />

durch organische Dünger die Bodenfruchtbarkeit<br />

des Dauergrünlandes auf den Acker zu<br />

übertragen 48 und so Nährstoffe für den Ackerbau<br />

zu erschließen. Für die Mehrung des Humus steht<br />

nach den Entwicklungen der letzten Jahre mit Gärresten<br />

aus der Biogasanlage <strong>ein</strong> geeigneter Einsatzstoff<br />

bereit 43 .<br />

5.6 Ökonomische Analyse des Anbaus<br />

alternativer Energiepflanzen und von<br />

Agrarumweltmaßnahmen<br />

5.6.1 Ausgangssituation und Zielstellung<br />

Der Maisanbau hat in den letzten 60 Jahren <strong>ein</strong>en<br />

fast beispiellosen Aufstieg gezeigt. Waren es in<br />

Deutschland 1965 noch 100.000 ha Mais, so stieg<br />

die Anbaufläche bis 2012 auf 2,5 Millionen ha an.<br />

Dabei hat der züchterische Fortschritt sukzessive<br />

den Anbau der ursprünglich tropischen Pflanzen<br />

in immer nördlicheren Regionen erlaubt. Es stehen<br />

heute geprüfte und weiterentwickelte Sorten<br />

für fast jeden Standort zu Verfügung. Dabei liefert<br />

Mais hohe Biomasseerträge bei im Vergleich mit<br />

mehrschnittigen Kulturen sehr viel geringeren Produktionskosten.<br />

Folglich werden neue Pflanzenarten<br />

zur energetischen Nutzung eher skeptisch<br />

betrachtet. Oft liegen noch k<strong>ein</strong>e signifikanten<br />

Praxiserfahrungen und genormten Werte zum<br />

Vergleich vor. Die Maissilage nimmt daher in der<br />

derzeitigen Biogasproduktion <strong>ein</strong>e bestimmende<br />

Stellung <strong>ein</strong>. Durch den Zubau an weiteren Biogasanlagen<br />

auf Grundlage nachwachsender Rohstoffe<br />

wird allgem<strong>ein</strong> davon ausgegangen, dass es zu<br />

<strong>ein</strong>em erhöhten Anbau von Mais kommen wird.<br />

Den Befürchtungen über Monokulturen, Zubau<br />

der Landschaft, erhöhter Wasser- und Wind erosion<br />

und der Abnahme der Artenvielfalt kann nur durch<br />

alternative Ansätze im Anbau von Energiepflanzen<br />

entgegen getreten werden.<br />

Aufgrund der EEG-Novelle 2012, die <strong>ein</strong>en sogenannten<br />

„Maisdeckel“ enthält (maximal<br />

60 % Trockenmasse der Substrate dürfen Mais,<br />

Lieschkolbenschrot oder Getreidekorn s<strong>ein</strong>), wird<br />

die teilweise Substitution von Mais notwendig, um<br />

neue Biogasanlagen betreiben zu können. Darüber<br />

hinaus gibt das EEG 2012 mit der Zusatzvergütung<br />

nach Einsatzvergütungsklassen <strong>ein</strong>en zusätzlichen<br />

Anreiz für den Anbau alternativer Substrate.<br />

Es gibt mehrere gute Gründe für die Vermeidung<br />

<strong>ein</strong>es hohen Maisanteils:<br />

• <strong>ein</strong>e ansprechende und abwechslungsreiche Gestaltung<br />

der Kulturlandschaften entspricht dem<br />

Bedürfnis der lokalen Akteure,<br />

• Schutz des Bodens vor Degradation (Verdichtung,<br />

Erosion, Humusverlust, Verminderung des<br />

Bodenlebens), u. a. durch ausreichende Bodenbedeckung,<br />

• Maßnahmen zum Schutz der Bodenbrüter, zur<br />

Bewahrung der Artenvielfalt,<br />

• Senkung von Pflanzenschutzmaßnahmen und<br />

des Düngungsaufwandes zur Vermeidung von<br />

Emissionen und Erhöhung der Biodiversität,<br />

• Inanspruchnahme von Ackerland zur Bereitstellung<br />

von Substraten.<br />

Im Folgenden sollen Kosten und Leistungen alternativer<br />

Verfahren zur Substratgewinnnung vergleichend<br />

dargestellt werden. Dabei werden neben den<br />

r<strong>ein</strong> ökonomischen Kosten und Leistungen auch<br />

die ökologischen Kosten und Leistungen der verschieden<br />

Optionen in <strong>ein</strong>er übersichtlichen Matrix<br />

dargestellt. Ziel ist es, den Anbau nachwachsender<br />

Rohstoffe durch die Verwendung <strong>ein</strong>er Kombination<br />

alternativer Kulturarten ökonomisch und<br />

ökologisch zu optimieren.<br />

5.6.2 Vorgehensweise<br />

Für die Durchführung der ökonomischen Analyse<br />

wurde Mais als Referenz festgelegt und mit alternativen<br />

Energiepflanzen ins Verhältnis gesetzt. In <strong>ein</strong>em<br />

Excel-basierten Datenblatt wurde <strong>ein</strong>e Berechnungsgrundlage<br />

erstellt und Kosten und Leistungen<br />

in Form <strong>ein</strong>er Matrix dargestellt.<br />

Zuzüglich zum Anbau alternativer Substrate wurden<br />

48


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

Maßnahmen für den Erhalt und die Ausbreitung<br />

der Bodenbrüter in die Berechnung und Betrachtung<br />

mit <strong>ein</strong>bezogen. Diese Maßnahmen müssen<br />

für die jeweiligen Fruchtarten, Feldstücke und die<br />

Betriebsstruktur technologisch machbar und wirtschaftlich<br />

sinnvoll s<strong>ein</strong>.<br />

Auswahl des Energiepflanzenspektrums<br />

Im Bereich der <strong>ein</strong>jährigen Energiepflanzen wurden<br />

die Zuckerhirse und das Sudangras herangezogen.<br />

Hier liegen belastbare Werte vor. Bei den Zwischenfrüchten<br />

wurden besonders die Wintergetreidearten<br />

als Ganzpflanzensilage und das Kleegras<br />

betrachtet. Diese Früchte werden schon jetzt zum<br />

Schutz des Bodens angebaut. Hier liegen ebenso<br />

belastbare Werte und Erfahrungen der Praxisbetriebe<br />

im Anbau vor.<br />

Das Dauergrünland spielt im Landkreis Görlitz <strong>ein</strong>e<br />

große Rolle, daher wurde hier der Vergleich von<br />

Dauergrünland in konventioneller und ökologischer<br />

Bewirtschaftungsweise mit angelegt.<br />

Für die mehrjährigen Energiepflanzen wurden<br />

drei Fruchtarten ausgewählt. Topinambur und<br />

Durchwachsene Silphie haben <strong>ein</strong>en hohen Anbauaufwand,<br />

zeichnen sich aber durch <strong>ein</strong>en langjährigen<br />

hohen Ertrag aus. Hierzu gibt es gute Praxisversuche,<br />

aber für die Durchwachsene Silphie<br />

noch k<strong>ein</strong>e standardisierten Werte. Das gleiche gilt<br />

für die Wildpflanzenmischung, die hier als Substitutionsmuster<br />

zum Mais und nicht als Blühstreifen<br />

zu betrachten ist.<br />

Der Zweitfruchtanbau wurde außer Acht gelassen,<br />

da gerade auf trockenen und Grenzstandorten k<strong>ein</strong>e<br />

wirtschaftliche Steigerung zu erwarten ist und<br />

da der erhöhte Aufwand nicht mit dem Ertrag korreliert.<br />

Des Weiteren wirkt sich diese Anbauart negativ<br />

auf die Brutmöglichkeiten mit Ruhezeiten auf<br />

dem Feld, die Bodenbelastung mit Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

und Düngung aus.<br />

Auswahl der Naturschutzmaßnahmen<br />

Die Naturschutzmaßnahmen wurden aus dem Bodenbrüterprogramm<br />

Sachsen ausgewählt:<br />

• Maßnahme R1: Ackerrandstreifen an Wintergetreide,<br />

ohne Bewirtschaftung,<br />

• Maßnahme R2a: Brachestreifen, ohne Bewirtschaftung,<br />

• Maßnahme F1: Feldlerchenfenster in Winterung,<br />

ohne mechanische Unkrautbekämpfung,<br />

• Maßnahme F2a: Feldlerchenstreifen im Mais,<br />

Schwarzbrache,<br />

• Maßnahme F2b: Feldlerchenstreifen im Mais,<br />

begrünte Fläche mit 50%-iger Aussaatstärke<br />

Sommergetreide,<br />

• Maßnahme F2c: Feldlerchenstreifen im Mais, begrünte<br />

Fläche mit 50 %-iger Aussaatstärke Winterweizen,<br />

• Maßnahme F2e: Feldlerchenstreifen im Mais mit<br />

biogastauglichen Wintergemenge.<br />

Der Beitrag der alternativen Energiepflanzen für die<br />

Ökosystemdienstleistungen wird in <strong>ein</strong>er „+/-“-Tabelle<br />

der jeweiligen Fruchtart dargestellt.<br />

Datengrundlage und Aufbau der Berechnungen<br />

Die Ergebnisdarstellung wurde entsprechend der<br />

Ertragslagen im Landkreis Görlitz in zwei Arbeitsblättern<br />

mit jeweils niedrigem und mittlerem Ertragsniveau<br />

aufgebaut. Die Berechnungen sind für<br />

<strong>ein</strong>en 20-ha-Schlag angelegt 49 .<br />

Zur Berechnung der Vergleichsmöglichkeiten zwischen<br />

der Energiepflanzen in Kosten und Erlösen<br />

sowie Aufwand an Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen,<br />

Ruhezeiten auf dem Feld, Bodenbedeckung<br />

und Humusbildung wurde die Matrix so<br />

erstellt, dass die Struktur des Landwirtschaftsbetriebes<br />

im Hinblick auf den Energiepflanzenanbau<br />

interaktiv berechnet und gestaltet werden kann. In<br />

der gleichen Übersicht werden ausgewählte Möglichkeiten<br />

der Naturschutzmaßnahmen für Bodenbrüter<br />

abgebildet, diese können nach Sinnfälligkeit<br />

über <strong>ein</strong>e Auswahl-Liste ausgewählt werden. Über<br />

diese Liste können die zu erwartenden Einbußen<br />

49


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

und das Förderentgelt für die Naturschutzmaßnahme<br />

berechnet werden.<br />

Deckungsbeitragsrechnung auf der Grundlage<br />

hof eigener Biogasanlagen<br />

Bei der Betrachtung der ökonomischen Auswirkung<br />

für die teilweise Ablösung des Maisanbaus wurden<br />

in <strong>ein</strong>er dreistufigen Deckungsbeitragsrechnung<br />

die tatsächlichen „Verluste“ und „Gewinne“ der<br />

Alternativen zum Maisanbau ermittelt. Da die erzeugten<br />

Substrate nicht direkt verkauft, sondern<br />

über die Biogasanlage veredelt werden, muss der<br />

Preis der Substrate für die Deckungsbeitragsrechnung<br />

aus der Veredelung über <strong>ein</strong>e konkrete Anlage<br />

berechnet werden. Auf diesem Wege lassen<br />

sich die Alternativsubstrate direkt vergleichen. Im<br />

Folgenden wird von der Annahme ausgegangen,<br />

dass der Erlös über <strong>ein</strong>e hofeigene, dezentrale Biogasanlage<br />

mit bis zu 500 kW el erzielt wird.<br />

Die Anlage arbeitet mit <strong>ein</strong>em Wirkungsgrad von<br />

38 %, die Anlagekosten liegen bei 3600 € je kW el<br />

und die Abschreibung erfolgt über 15 Jahre. Der<br />

hier dargestellte Deckungsbeitrag III b<strong>ein</strong>haltet die<br />

Kosten der Herstellung der Substrate bis zur Biogas<br />

anlage zuzüglich der Kosten der Biogasanlage<br />

im Verhältnis zu den erzielten Erlösen aus der Biogasanlage.<br />

Dadurch spielt der derzeitige oder auch<br />

zu erwartende Substratpreis k<strong>ein</strong>e Rolle, da die Erlöse<br />

direkt über die Biogasanlage erzielt werden.<br />

Die Erlöse für die Strom<strong>ein</strong>speisung sind aus dem<br />

EEG 2012 entnommen und festgeschrieben.<br />

5.6.3 Vergleich des ökonomischen Ertrages<br />

alternativer Energiepflanzen<br />

Biomasseerträge<br />

Zum Vergleich der Erträge wurden die Trockenmasseerträge<br />

je Hektar (Dezitonne Originalsubstanz (dt<br />

OS) mit festgelegtem Trockenmassegehalt (TM) je<br />

ha Ackerfläche) herangezogen, da die Trockenmasse-Gehalte<br />

sehr unterschiedlich sind (Abbildung<br />

16). Im Vergleich zur Standardfrucht treten hier<br />

Schwankungen über die zwei oben definierten Ertragslagen<br />

zwischen 14 % und 61 % auf. Nur die<br />

Durchwachsene Silphie kann gegenüber Mais <strong>ein</strong>en<br />

höheren Ertrag aufweisen. Pflanzen mit <strong>ein</strong>em<br />

niedrigeren Trockenmasse-Gehalt benötigen aber<br />

<strong>ein</strong>en größeren Siloraum, was bei der Auslastung<br />

des Siloraumes Beachtung finden muss.<br />

Da der Deckungsbeitrag über die Verstromung in<br />

<strong>ein</strong>er 500-kW-BGA ermittelt wird, ist es wichtig, die<br />

Methanausbeute je Hektar und Frucht zu ermitteln<br />

(Abbildung 16). Der Methangehalt wird in der Literatur<br />

für die Originalsubstanz mit Standard-Trockenmasse-Gehalt<br />

ausgewiesen. Die höchsten<br />

Methangehalte hängen im Wesentlichen vom<br />

optimalen Trockenmasse-Gehalt ab. Gegenüber<br />

Silo mais zeigt die Durchwachsene Silphie <strong>ein</strong> Plus<br />

Tab. 4: Ertragsvergleich von Mais und alternativen Biogassubstraten für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha, bei niedriger Ertragslage<br />

(Ver<strong>ein</strong>fachte Berechnung ohne Mehrvergütung bis 150 MW)<br />

Vergl. <strong>ein</strong>jährige Winterzwischenfrüchte /<br />

Überjährig<br />

mehrjährige Kulturen<br />

Kultur Mais Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

DGL<br />

ökologisch<br />

DGL<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Wildpfl.-<br />

mischg.<br />

5 Jahre<br />

Mengenertrag dt/ha 350 440 330 176 176 264 264 138 176 305 536 333<br />

(Trockenmasse) dt/ha 122,5 96,8 89 62 62 92 92 48 62 88 150 100<br />

Diff. zu Mais % -21 -27 -50 -50 -25 -25 -61 -50 -28 22 -18<br />

Methanertrag in m³/t FM 106 80 80 93 75 103 75 93 93 78 90 85<br />

Methanertrag in m³/ha 3.710 3.520 2.640 1.637 1.320 2.719 1.980 1.283 1.637 2.379 4.821 2.833<br />

Diff. zu Mais % -5 -29 -56 -64 -27 -47 -65 -56 -36 30 -24<br />

Energieertrag kWh/ha 37.100 35.200 26.400 16.386 13.200 27.192 19.800 12.834 16.368 23.790 48.214 28.333<br />

Energieertrag ) Kwh el<br />

/ha 14.098 13.376 10.032 6.227 5.016 10.333 7.524 4.877 6.220 9.040 18.321 10.767<br />

Diff. zu Mais % -5 -29 -56 -64 -27 -47 -65 -56 -36 30 -24<br />

Vergütung durch EEG bis<br />

500 kWh, gesamt.<br />

18,30 ct/kWh 20,30 ct/kWh<br />

Erlös €/ha 2580 2448 1836 1139 918 1891 1377 990 1263 1835 3719 2186<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 -132 -744 -1440 -1662 -689 -1203 -1590 -1317 -745 1139 -394<br />

50


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

Tab. 5: Ertragsvergleich von Mais und alternativen Biogassubstraten für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha, bei mittlerer Ertragslage<br />

(Ver<strong>ein</strong>fachte Berechnung ohne Mehrvergütung bis 150 MW)<br />

Vergl. <strong>ein</strong>jährige Winterzwischenfrüchte /<br />

Überjährig<br />

mehrjährige Kulturen<br />

Kultur Mais Zuckerhirse<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS<br />

Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

DGL<br />

ökologisch<br />

DGL<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Wegen der für viele Bodenbrüter ungünstigen Bearbeitungs-<br />

und Erntetermine wirken sich Zweikultursysteme<br />

ökologisch nicht positiv aus. Diese<br />

Intensivierung durch <strong>ein</strong>en Anbau von zwei Hauptfrüchten<br />

im Jahr wurde mit der gleichen Methodik<br />

im Auftrag der FNR untersucht und erbrachte für<br />

das Beispiel der leichten D-Standorte Sachsens für<br />

die Kombinationen Winterroggen-Mais, Winterroggen-Sudangras<br />

und Winterroggen-Zuckerhirse<br />

sowohl unter ungünstigen als auch unter durch-<br />

Sudangras<br />

Wildpfl.-<br />

mischg. 5<br />

Jahre<br />

Mengenertrag dt/ha 440 600 490 314 220 352 352 202 251 428 607 400<br />

(Trockenmasse) dt/ha 154 132 132 110 77 123 123 71 88 124 170 120<br />

Diff. zu Mais % -14 -14 -29 -50 -20 -20 -54 -43 -19 10 -22<br />

Methanertrag in m³/t FM 106 80 80 93 75 103 75 93 93 78 90 0<br />

Methanertrag in m³/ha 4.664 4.800 3.920 2.920 1.650 3.626 2.640 1.879 2.334 3.338 5.464 3.400<br />

Diff. zu Mais % 3 -16 -37 -65 -22 -43 -60 -50 -28 17 -27<br />

Energieertrag kWh/ha 46.640 48.000 39.200 29.202 16.500 36.256 26.400 18.806 23.368 33.384 54.643 34.000<br />

Energieertrag ) Kwh el /ha 17.723 18.240 14.896 11.097 6.270 13.777 10.032 7.146 8.880 12.686 20.764 12.920<br />

Diff. zu Mais % 3 -16 -37 -65 -22 -43 -60 -50 -28 17 -27<br />

Vergütung durch EEG bis<br />

500 kWh, gesamt.<br />

18,30 ct/kWh 20,30 ct/kWh<br />

Erlös €/ha 3.243 3.338 2.726 2.031 1.147 2.521 1.836 1.451 1.803 2.575 4.215 2.623<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 95 -517 -1213 -2096 -722 -1407 -1793 -1441 -668 972 -621<br />

Einige Flächen werden nicht aufgrund ihrer Vorzüglichkeit<br />

mit <strong>ein</strong>er bestimmten Kultur belegt, sondern<br />

sind wegen anderer Gründe an <strong>ein</strong>e bestimmte Fläim<br />

Methanertrag von 30 %, während die Winterroggen-Ganzpflanzen-Silage<br />

<strong>ein</strong> Minus von bis zu<br />

65 % aufweist 50 .<br />

Es wird deutlich, wie wichtig es ist, auch andere<br />

Pflanzen zu betrachten, wenn das Geschäftsinteresse<br />

nicht nur auf Masseertrag, sondern vor allem<br />

auf Energieertrag abzielt.<br />

Ertragsvergleich nach Erlös aus der Verstromung in<br />

der Biogasanlage<br />

Im Energieertrag setzt sich die Tendenz fort. Im Erlös<br />

aus dem Energieertrag verschiebt sich das Bild<br />

aufgrund der unterschiedlichen Vergütung nach<br />

Einsatzvergütungsklassen. Wie ersichtlich wird, gibt<br />

es nach den aktuellen Förderbedingungen k<strong>ein</strong>en<br />

wirkungsvollen finanziellen Ausgleich.<br />

Zweikultursysteme<br />

schnittlichen Jahresbedingungen durchgängig negative<br />

Deckungsbeiträge 51 .<br />

5.6.4 Produktionskosten alternativer Energiepflanzen<br />

Vergleich des Flächenbedarfs nach Energiepflanzenart<br />

Um die gleiche Biogasanlage mit <strong>ein</strong>em festgelegten<br />

Wirkungsgrad wirtschaftlich betreiben zu können,<br />

wird stets die gleiche Gasausbeute benötigt.<br />

Aus der unterschiedlich hohen Methanausbeute je<br />

Hektar resultiert <strong>ein</strong>e unterschiedlich hohe Anbaufläche<br />

der jeweiligen Fruchtart. Für die 500-kW-BGA<br />

werden in der Standardfrucht ca. 214 bzw. 270 ha<br />

Anbaufläche benötigt. Die Zuckerhirse weicht nur<br />

geringfügig positiv davon ab. Die Durchwachsene<br />

Silphie schneidet etwas besser ab, wobei wie schon<br />

beschrieben, der Siloraum größer werden muss. Das<br />

Dauergrünland und die Ganzpflanzensilage Winterroggen<br />

erfordern dagegen wesentlich größere Flächen.<br />

Für die gleiche Menge an Methan würde hier<br />

die 1,5- bis 2,8- fache Fläche in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Gebundene Flächennutzung<br />

51


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

chennutzung gebunden. Dies trifft zum Beispiel<br />

auf Winterzwischenfrüchte zu, die zum Schutz des<br />

Bodens vor Erosion angebaut werden. Auch Dauergrünland<br />

ist in der Anbaustruktur des jeweiligen<br />

Unternehmens vorgegeben und kann nicht umgewandelt<br />

werden. Die entstehenden Substrate<br />

werden zum Teil je nach Qualität für die Fütterung<br />

verwendet. Darüber hinaus anfallende Substrate<br />

könnten in der Biogasanlage <strong>ein</strong>gesetzt werden. In<br />

diesen Fällen hängt die Nutzung der Substrate im<br />

Wesentlichen von den Produktionskosten ab. Bei<br />

Einsatz von Pflanzenarten mit höherem Ligninanteil<br />

muss besonderes Augenmerk auf <strong>ein</strong>e passende<br />

Biogastechnologie gelegt werden.<br />

Produktionskosten je ha Ackerfläche nach Energiepflanzenart<br />

Die Produktionskosten setzen sich aus den Direktkosten,<br />

den variablen und den fixen Kosten zusammen.<br />

Die Saat- und Pflanzkosten werden bei den<br />

mehrjährigen Energiepflanzen auf die entsprechenden<br />

Nutzungsjahre umgelegt. Da Durchwachsene<br />

Silphie und Topinambur gepflanzt werden, ist bei<br />

ihnen der Aufwand höher. Zum derzeitigen Stand<br />

kann aber nur so der Anbauerfolg gewährleistet<br />

werden. Die variablen Kosten sind dennoch mit<br />

denen von Mais vergleichbar, die fixen Kosten liegen<br />

bei Silphie und Wildpflanzenmischung deut-<br />

Tab. 6: Produktionskosten und Flächenbedarf von Mais und alternativen Biogassubstraten für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha, bei<br />

niedriger Ertragslage<br />

Mais<br />

Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS<br />

Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

DGL<br />

ökologisch<br />

DGL<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Wildpfl.-<br />

mischg.<br />

5 Jahre<br />

Mengenertrag (OS) dt/ha 350 440 330 176 176 264 264 138 176 305 536 333<br />

Direktkosten €/ha 451 297 351 230 206 298 305 165 198 278 514 267<br />

Saatgut €/ha 145 73 60 58 47 70 53 41 29 156 373 250<br />

var. Kosten d. Arb.-<br />

erledigg.<br />

€/ha 217 258 253 237 152 177 177 214 267 192 303 124<br />

variable Kosten, ges. €/ha 668 555 604 467 358 475 482 379 465 470 817 391<br />

fixe Kosten €/ha 636 719 728 553 429 486 486 519 600 577 273 194<br />

Prod.-kosten €/ha 1.304 1.274 1.333 1.020 787 961 968 898 1.065 1.046 1.090 585<br />

Prod.-kosten €/dt TM 11 13 15 17 13 10 10 19 17 12 7 6<br />

Diff. zu Mais €/dt TM 2 4 6 2 -1 -1 8 6 1 -4 -5<br />

Flächenbedarf 500<br />

kW el<br />

Anlage<br />

ha/a 270 284 379 610 758 368 505 779 611 420 207 353<br />

Diff. zu Mais ha 15 109 341 488 98 236 510 341 151 -62 83<br />

Tab. 7: Produktionskosten und Flächenbedarf von Mais und alternativen Biogassubstraten für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha, bei<br />

mittlerer Ertragslage<br />

Mais<br />

Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS<br />

Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

DGL<br />

ökologisch<br />

DGL<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Wildpfl.-<br />

mischg.<br />

5 Jahre<br />

Mengenertrag (OS) dt/ha 440 600 490 314 220 352 352 202 251 428 607 400<br />

Direktkosten €/ha 541 354 463 309 256 361 368 243 261 310 518 271<br />

Saatgut €/ha 145 73 60 42 47 70 53 41 29 156 373 250<br />

var. Kosten d. Arb.-<br />

erledigg.<br />

variable Kosten,<br />

ges.<br />

€/ha<br />

252 321 315 400 184 225 225 277 361 237 337 124<br />

€/ha 794 675 778 709 440 586 593 520 622 547 855 395<br />

fixe Kosten €/ha 702 861 863 840 467 564 564 652 774 686 298 194<br />

Prod.-kosten €/ha 1.496 1.536 1.641 1.550 907 1.150 1.157 1.172 1.396 1.233 1.153 589<br />

Prod.-kosten €/dt TM 10 12 12 14 12 9 9 17 16 10 7 5<br />

Diff. zu Mais €/dt TM 2 2 4 2 -1 -1 7 6 0 -3 -5<br />

Flächenbedarf 500<br />

kW el<br />

Anlage<br />

ha/a 214 208 255 342 606 276 379 532 428 300 183 294<br />

Diff. zu Mais ha -6 41 128 392 61 164 317 214 85 -31 80<br />

52


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

lich niedriger. Daraus folgen vergleichbare und bei<br />

mehrjährigen Kulturen niedrigere Produktionskosten<br />

je Hektar und je Tonne Trockenmasse.<br />

Kosten der Biogasanlage<br />

In der Betrachtung wird die 500-kW-Biogasanlage<br />

kostenseitig <strong>ein</strong>heitlich in Ansatz gebracht.<br />

Die Fruchtarten werden getrennt, nicht in der Mischung<br />

durchgerechnet. Eine Wichtung der Anteile<br />

kann dann auf dieser Grundlage für den jeweiligen<br />

Betrieb errechnet werden. Der unterschiedlich hohe<br />

Mengenbedarf belastet somit die Eingangskosten<br />

der Biogasanlage. Der Bedarf an Fermenter- und<br />

Lagerraum variiert nach dem unterschiedlichen<br />

Mengenbedarf der <strong>ein</strong>gesetzten Fruchtart. Die daraus<br />

resultierenden Investitions- und Betriebskostenschwankungen<br />

werden in der Matrix zur Ver<strong>ein</strong>fachung<br />

nicht berücksichtigt und gleich hoch<br />

angesetzt. Da in allen Berechnungen und Betrachtungen<br />

die Vergleichbarkeit über die Anbaufläche<br />

der jeweiligen Fruchtart hergestellt wurde, wurde<br />

dieses Verfahren auch bei den Betriebskosten der<br />

Biogasanlage angewandt.<br />

5.6.5 Deckungsbeitragsrechnung unter Berücksichtigung<br />

der Kosten von Biogasanlagen<br />

Der Deckungsbeitrag I (Erlöse minus Direktkosten,<br />

auch direktkostenfreie Leistung) ist für alle betrachteten<br />

Fruchtarten positiv. Dennoch gibt es deutliche<br />

Unterschiede. Der DB I von Mais liegt zwischen<br />

2.130 und 2.700 €/ha. Für Zuckerhirse ergibt der<br />

DB I mit 22 bzw. 280 €/ha <strong>ein</strong>en geringfügigen,<br />

für Durchwachsene Silphie mit ca. 1.150 €/ha <strong>ein</strong>en<br />

deutlichen Mehrerlös. Topinambur, Wildpflanzenmischung,<br />

Sudangras und GPS Winterweizen liegen<br />

abhängig von der Ertragslage etwa 200 bis 600 €/<br />

ha unter dem DB I von Mais. Die Zwischenfrüchte:<br />

Kleegrassilage, Triticale- und Winterroggen-Ganzpflanzensilage<br />

sowie das Dauergrünland ergeben<br />

sogar <strong>ein</strong>en im Vergleich deutlichen Minderertrag<br />

von ca. 1.000 bis 1.500 €/ha zu Mais.<br />

Auch der Deckungsbeitrag II (Erlöse minus variable<br />

Kosten) ist bei allen vorgestellten Fruchtarten positiv.<br />

Hier setzt sich der Trend des DB I fort, wobei<br />

sich die Varianz über ca. plus 990 und minus<br />

Tab. 8: Deckungsbeitrag I bis III für Mais und alternative Biogassubstrate, Berechnung für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha bei niedriger<br />

Ertragslage (Ver<strong>ein</strong>fachte Berechnung ohne Mehrvergütung bis 150 MW)<br />

Mais<br />

Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS<br />

Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

DGL<br />

ökologisch<br />

DGL<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Wildpfl.-<br />

mischg.<br />

5 Jahre<br />

Mengenertrag dt OS/ha 350 440 330 176 176 264 264 138 176 305 536 333<br />

Direktkosten €/ha 451 297 351 230 206 298 305 165 198 278 514 267<br />

variable Kosten,<br />

ges.<br />

Erlös aus<br />

Energieertrag<br />

Kosten der<br />

Energieerzeugung<br />

in der<br />

BGA<br />

€/ha 668 555 604 467 358 475 482 379 465 470 817 391<br />

€/ha 2580 2448 1836 1139 918 1891 1377 990 1263 1835 3719 2186<br />

€/ha 1762 1672 1254 778 627 1292 941 610 777 1130 2290 1346<br />

DB I<br />

€/ha 2129 2151 1485 909 712 1593 1072 825 1065 1557 3347 1936<br />

(Erlös-DK)<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 22 -644 -1219 -1417 -536 -1056 -1303 -1064 -571 1218 -193<br />

DB II<br />

€/ha 1912 1893 1232 672 560 1416 895 611 798 1365 2902 1795<br />

(Erlös-var.K)<br />

Diff. zu Mais €/ha -19 -680 -1240 -1352 -496 -1017 -1300 -1114 -547 990 -117<br />

DB III<br />

€/ha 150 221 -22 -106 -67 124 -45 2 20 235 612 449<br />

DB II-Kosten BGA<br />

Diff. zu Mais €/ha 71 -172 -256 -216 -25 -195 -148 -129 86 462 300<br />

53


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

Tab. 9: Deckungsbeitrag I bis III für Mais und alternative Biogassubstrate, Berechnung für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha bei mittlerer<br />

Ertragslage (Ver<strong>ein</strong>fachte Berechnung ohne Mehrvergütung bis 150 MW)<br />

Mais<br />

Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS<br />

Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

DGL<br />

ökologisch<br />

DGL<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Wildpfl.-<br />

mischg.<br />

5 Jahre<br />

Mengenertrag dt OS/ha 440 600 490 314 220 352 352 202 251 428 607 400<br />

Direktkosten €/ha 541 354 463 309 256 361 368 243 261 310 518 271<br />

variable<br />

Kosten, ges.<br />

Erlös aus<br />

Energieertrag<br />

€/ha 794 675 778 709 440 586 593 520 622 547 855 395<br />

€/ha 3.243 3.338 2.726 2.031 1.147 2.521 1.836 1.451 1.803 2.575 4.215 2.623<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 95 -517 -1213 -2096 -722 -1407 -1793 -1441 -668 972 -621<br />

Kosten der<br />

Energieerzeugung<br />

in der<br />

BGA<br />

€/ha 2.215 2.280 1.862 1.387 784 1.722 1.254 893 1.110 1.586 2.596 1.615<br />

DB I<br />

€/ha 2.702 2.984 2.263 1.722 892 2.160 1.468 1.208 1.541 2.265 3.842 2.373<br />

(Erlös-DK)<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 282 -439 -980 -1.810 -542 -1.234 -1.494 -1.161 -437 1.140 -329<br />

DB II<br />

€/ha 2.450 2.663 1.948 1.321 708 1.935 1.243 931 1.180 2.028 3.360 2.228<br />

(Erlös-var.K)<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 213 -502 -1.128 -1.742 -515 -1.207 -1.519 -1.269 -421 910 -222<br />

DB III<br />

€/ha 234 383 86 -66 -76 213 -11 37 70 443 764 613<br />

DB II - Kosten<br />

BGA<br />

Diff. zu Mais €/ha 0 149 -149 -300 -310 -21 -245 -197 -164 209 530 379<br />

1.700 €/ha erstreckt. Eine nähere Betrachtung<br />

wäre am Beispiel der Zuckerhirse, der Durchwachsenen<br />

Silphie, aber auch des Sudangrases und der<br />

Ganzpflanzensilage Winterweizen lohnenswert.<br />

Die alternativen Energiepflanzen bergen <strong>ein</strong> hohes<br />

Biomassenpotenzial in sich. Durch den Praxisanbau<br />

und die Weiterentwicklung von standortgerechten<br />

Sorten, Pflanzenschutzmitteln und Anbauverfahren<br />

können sie zur Einhaltung der guten fachlichen<br />

Praxis beitragen.<br />

Im Deckungsbeitrag III (DB II minus Kosten der<br />

Biogasanlage) geraten die Gemenge, außer der aus<br />

Winterweizen, in den negativen Bereich. Deutlich<br />

positive Ergebnisse sind hier nur bei Mais, Zuckerhirse,<br />

Ganzpflanzensilage Winterweizen, Topinambur,<br />

Durchwachsener Silphie und der Wildpflanzenmischung<br />

zu verzeichnen.<br />

5.6.6 Ökonomische Aspekte der Anwendung<br />

naturschutzgerechter Maßnahmen<br />

Nutzungsalternativen<br />

Durch Alternativen zum Maisanbau sind positive<br />

Effekte für die Artenvielfalt erreichbar. Dazu zählen<br />

die Schaffung von Brutmöglichkeiten für Bodenbrüter<br />

oder Äsung für Kl<strong>ein</strong>- und Niederwild.<br />

Zwischenfrüchte sorgen für <strong>ein</strong>e Bodendeckung<br />

im Winter und für <strong>ein</strong>e bessere Humusbildung. Die<br />

Brutmöglichkeiten werden aber durch den zeitigen<br />

Schnittzeitpunkt <strong>ein</strong>geschränkt. Hier würde <strong>ein</strong>e<br />

geringe Terminverlagerung zu <strong>ein</strong>em späteren Zeitpunkt<br />

hin viel bewirken.<br />

Das Dauergrünland schafft durch s<strong>ein</strong>e Artenvielfalt,<br />

aber auch durch s<strong>ein</strong>e Lage in der Landschaft, zum<br />

Beispiel im hügeligen Gelände, als Verbindung zu<br />

anderen Gebieten wie Wald, Seen oder Wanderwegen,<br />

<strong>ein</strong>en guten Erholungswert für den Menschen<br />

und bietet kl<strong>ein</strong>en Wildtieren Futtermöglichkeiten.<br />

Durch die hohe Erntefrequenz in der intensiven<br />

Nutzung wird aber den Bodenbrütern k<strong>ein</strong>e ausreichende<br />

Möglichkeit zur Vermehrung gegeben. Die<br />

Wirtschaftlichkeit des Grünlandes kann aber nur<br />

über <strong>ein</strong>e intensive Nutzung gewährleistet werden.<br />

Das schafft <strong>ein</strong>en Konflikt zum Lebensraum der<br />

Kl<strong>ein</strong>tiere.<br />

Die mehrjährigen Energiepflanzen weisen zwar im<br />

Anbaujahr <strong>ein</strong>e hohe Frequenz in der Feldbear-<br />

54


Karin Frommhagen, Maik Denner, Ralf-Uwe Syrbe, Harald Neitzel<br />

beitung auf, werden aber in den Nutzungsjahren<br />

wenig befahren. Teilweise kommt ab dem zweiten<br />

Jahr k<strong>ein</strong> Pflanzenschutz mehr zum Einsatz. Die<br />

Düngung und mechanische Bearbeitung erfolgt<br />

zeitig im Jahr und die Ernte erst im Spätsommer<br />

und später. Durch die lange Standzeit wird der<br />

Boden vor Erosion geschützt und bietet auch im<br />

Winter Unterschlupf für kl<strong>ein</strong>ere Tiere. Die Bestände<br />

der Durchwachsenen Silphie und des Topinamburs<br />

werden aber sehr hoch und dicht. Hier müsste,<br />

ähnlich wie bei den Maisschlägen auch, über<br />

die Anlage von Wildpflanzenstreifen nachgedacht<br />

werden, bei den mehrjährigen Früchten über <strong>ein</strong>e<br />

mehrjährige Wildpflanzenmischung.<br />

Für den Maisanbau werden im derzeitigen<br />

Förderzeitraum über das Bodenbrüterprogramm<br />

Möglichkeiten der Feldlerchenstreifen<br />

angeboten, um den Vögeln in diesen hohen<br />

und dichten Beständen Brutmöglichkeiten zu<br />

gewährleisten. Eine Möglichkeit ist der Anbau von<br />

biogastauglichem Wintergemenge. Dadurch wird<br />

der Ernteausfall kompensiert. Auch Zuckerhirse<br />

und Sudangras bilden hohe und dichte Bestände<br />

aus. Die Flächen werden aber viel befahren, deshalb<br />

bietet sich ähnlich wie beim Mais die Anlage<br />

von Feldlerchenstreifen an.<br />

Ökonomische Auswirkungen von Maßnahmen<br />

aus dem Bodenbrüterprogramm<br />

In die Berechnungsmatrizen wurden Maßnahmen<br />

aus dem Bodenbrüterprogramms Sachsen integriert.<br />

In die Berechnung des Minderertrages geht<br />

die maximale Fläche <strong>ein</strong>, die dafür verwendet wird.<br />

Teilweise ist diese durch das Förderprogramm begrenzt,<br />

ansonsten ist <strong>ein</strong> Flächenanteil von maximal<br />

7 % festgelegt. Es werden berechnet:<br />

• der Minderertrag,<br />

• die Fördermittelhöhe,<br />

• die Aufwandsminimierung,<br />

• der Ertrag aus Randstreifen, der in die Biogasanlage<br />

<strong>ein</strong>geht.<br />

Der Beitrag der Landwirtschaft zum Naturschutz in<br />

diesem Förderprogramm kann somit beziffert werden.<br />

Beim Dauergrünland und bei der Wildpflanzenmischung<br />

wird k<strong>ein</strong>e Maßnahme integriert, da<br />

beide Anbauarten bereits gute Möglichkeiten für<br />

die Bodenbrüter bieten. Da die Fördermittelhöhe an<br />

die Fläche, nicht aber an den Ertrag gebunden ist,<br />

machen sich die Eingriffe mit steigendem Ertragspotenzial<br />

auch stärker bemerkbar. Das kann aber<br />

nicht das <strong>ein</strong>zige Kriterium für die Durchführung<br />

naturschutzrechtlicher Maßnahmen s<strong>ein</strong>. In der unmittelbaren<br />

Unternehmensbetrachtung wird es notwendig,<br />

die genauen Schläge, Aufwendungen und<br />

Arbeitsgänge zu benennen. Damit die Maßnahmen<br />

sinnvoll für die Natur und im Betrieb praktisch<br />

durchführbar sind, können zum Beispiel Bündelungen<br />

mit benachbarten Feldstücken berücksichtigt<br />

werden. Die meisten Maßnahmen erwirtschaften<br />

Tab. 10: Ökonomische Auswirkungen <strong>ein</strong>er beispielhaften Anwendung von Maßnahmen aus dem Bodenbrüterprogramm, berechnet<br />

für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha bei niedriger Ertragslage (Ver<strong>ein</strong>fachte Berechnung ohne Mehrvergütung bis 150 MW)<br />

Mais<br />

Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS<br />

Wiroggen<br />

GPS<br />

Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Mengenertrag (OS) dt/ha 350 440 330 176 176 264 264 305 536<br />

Maßnahme Bodenbrüter F2e F2b F2a R2a F1 R1 R1 F2e R2a<br />

Minderertrag durch<br />

Flächenreduzierung<br />

Minder-Erlös aus<br />

Stromertrag BGA<br />

Fördermittel nach<br />

Maßnahme<br />

Aufwandminimierung,<br />

variable Kosten<br />

Erlös aus Energieertrag<br />

Streifennutzung<br />

% 7 7 7 7 0,6 5 5 7 7<br />

€/ha -180,60 -171,35 -128,51 -79,76 -5,51 -94,55 -68,84 -128,46 -0,11<br />

€/ha 105 105,00 105,00 31,57 20,00 37,50 37,50 105,00 8,42<br />

€/ha 41,45 34,55 39,64 27,80 1,05 17,23 18,21 27,57 48,61<br />

€/ha 32,13 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 32,13 0,00<br />

Saldo €/ha -2,02 -31,80 16,13 -20,40 15,54 -39,81 -13,14 36,24 56,93<br />

55


Innovationsmöglichkeiten der landbaulichen Entwicklung<br />

außer den Einnahmen durch die Fördermittel k<strong>ein</strong>en<br />

Erlös. Die Berechnungen zeigen aber auch, dass<br />

für mehrere Kulturen die Naturschutzmaßnahmen<br />

<strong>ein</strong>en positiven Ertrag liefern. Es empfiehlt sich deshalb,<br />

dass diese Maßnahmen und ihre ökonomische<br />

Vorzüglichkeit besser beworben werden.<br />

Tab. 11: Ökonomische Auswirkungen <strong>ein</strong>er beispielhaften Anwendung von Maßnahmen aus dem Bodenbrüterprogramm, berechnet<br />

für <strong>ein</strong>e Schlaggröße von 20 ha bei mittlerer Ertragslage (Ver<strong>ein</strong>fachte Berechnung ohne Mehrvergütung bis 150 MW)<br />

Mais<br />

Zuckerhirse<br />

Sudangras<br />

Klee-<br />

Gras-<br />

Silage<br />

GPS Wiroggen<br />

GPS Wiweizen<br />

GPS<br />

Triticale<br />

Topinambur<br />

4 Jahre<br />

Durchw.<br />

Silphie<br />

11 Jahre<br />

Mengenertrag (OS) dt/ha 350 440 330 176 176 264 264 305 536<br />

Maßnahme Bodenbrüter F2e F2b F2a R2a F1 R1 R1 F2e R2a<br />

Minderertrag durch<br />

Flächenreduzierung<br />

Minder-Erlös aus<br />

Stromertrag BGA<br />

Fördermittel nach<br />

Maßnahme<br />

Aufwandminimierung,<br />

variable Kosten<br />

Erlös aus Energieertrag<br />

Streifennutzung<br />

% 7 7 7 7 0,6 5 5 7 7<br />

€/ha -227,03 -233,65 -190,82 -142,15 -6,88 -126,06 -91,79 -128,46 -0,11<br />

€/ha 105,00 105,00 105,00 31,57 20,00 37,50 37,50 105,00 8,42<br />

€/ha 49,13 42,39 51,18 42,21 1,30 21,96 22,93 27,57 48,61<br />

€/ha 40,16 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 32,13 0,00<br />

Saldo €/ha -72,90 -86,27 -34,64 -68,37 14,42 -66,60 -31,36 36,24 56,93<br />

56


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

6 Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

(Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer)<br />

6.1 Empfohlene Maßnahmen<br />

Viele Triebkräfte der Landschaftsentwicklung (Kap.<br />

3.3) sind allgem<strong>ein</strong> gültig und gelten somit auch<br />

für den Landkreis Görlitz. Aber was kann vor Ort<br />

getan werden, um <strong>ein</strong>e umweltverträgliche Nutzung<br />

erneuerbarer Energien zu fördern? Orientiert<br />

man sich am European Energy Award (Kap. 2), so<br />

kommen vor allem diese fünf Ansätze infrage: Entwicklung<br />

<strong>ein</strong>er Strategie, eigene Energieproduktion,<br />

Forschung, Ingenieurtechnik und vor allem Energie<strong>ein</strong>sparung.<br />

Neben Klima- und Umweltschutz hat<br />

der Ausbau der regenerativen Energien viele weitere<br />

Effekte für den Landkreis. Das EEG ermöglicht<br />

auch den Bürgerinnen und Bürgern <strong>ein</strong>e Teilnahme<br />

an der Energiewende: sei es mit <strong>ein</strong>er Photovoltaik-Anlage<br />

auf dem Dach oder mit <strong>ein</strong>er gem<strong>ein</strong>schaftlich<br />

betriebenen Solar- oder Windkraftanlage<br />

(Kap. 6.2.3). Kommunen können Bioenergie als<br />

kostengünstige Alternative zur Öl- oder Gasheizung<br />

für öffentliche Gebäude nutzen. Dafür ließe<br />

sich anfallendes Landschaftspflegematerial effektiv<br />

verwerten, das ansonsten entsorgt werden müsste.<br />

Die finanziell stark belasteten Kommunen könnten<br />

so ihren Haushalt entlasten und die stetig steigenden<br />

Energiekosten reduzieren.<br />

Landwirte haben die Möglichkeit, mit der Bioenergienutzung<br />

ihre ökonomische Basis zu erweitern<br />

und viele der anfallenden Reststoffe gleichermaßen<br />

umweltgerecht wie auch gewinnbringend zu verwerten.<br />

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, z. B. Mist, Gülle<br />

und Pflanzenreste in der Biogasanlage energetisch<br />

zu verwerten und die Gärreste als Dünger auf<br />

den Feldern auszubringen. Prinzipiell kann für die<br />

Energiegewinnung <strong>ein</strong>e Vielzahl von Pflanzenarten<br />

angebaut werden, was die Vielfalt der Ackerflur<br />

bereichert. Hocheffiziente Feuerungsanlagen sind<br />

heute in der Lage, Stückholz, Pellets, Hackschnitzel<br />

oder auch Alt- und Abfallhölzer vollautomatisiert zu<br />

nutzen und somit <strong>ein</strong>en Beitrag zur Einsparung fossiler<br />

Brennstoffe und zur regionalen Wertschöpfung<br />

zu leisten.<br />

6.1.1 Ganzheitliche Konzepte<br />

Unser bisheriges, auf fossilen Energieträgern basie-<br />

rendes Wirtschaftssystem befindet sich international<br />

im Umbruch. Nicht nur die früher oder später<br />

unausweichliche Änderung der Energiebasis hin<br />

zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen, sondern<br />

auch die sozialen und politischen Rahmenbedingungen<br />

bedürfen großer Veränderungen und darüber<br />

hinaus in unserer demokratischen Gesellschaft<br />

<strong>ein</strong>er intensiven Debatte. Dieser Wandel zu <strong>ein</strong>er<br />

Lebensweise, die begrenzte natürliche Ressourcen<br />

verantwortungsbewusst und nachhaltig nutzt,<br />

wird als Beginn <strong>ein</strong>er „Großen Transformation“ in<br />

Richtung Langfristigkeit und Zukunftsfähigkeit verstanden<br />

52 . Notwendig sind neu definierte Ziele und<br />

Planungen, welche über den Tellerrand <strong>ein</strong>zelner<br />

Ressorts, Legislaturperioden und Tagesaufgaben<br />

hinausgehen (Kap. 2). Damit die Entwicklung aber<br />

nicht zum Stückwerk wird, ist der Sinn jeder Maßnahme<br />

im größeren Zusammenhang zu sehen.<br />

Diese Zusammenhänge bestehen auch grenzüberschreitend.<br />

Gerade am Landkreis Görlitz mit s<strong>ein</strong>er<br />

langen Grenze zu Polen und der Tschechischen Republik<br />

zeigen sich die engen internationalen Verflechtungen<br />

(Kap. 3.2). In der Möglichkeit, fehlende<br />

Ressourcen zu importieren, besteht allerdings<br />

auch die Versuchung, Umwelt- und Mengenprobleme<br />

zu verschieben, anstatt zu lösen. Doch in der<br />

Kooperation und im von<strong>ein</strong>ander Lernen liegt auch<br />

großes Potenzial. So sollten wertvolle Erfahrungen<br />

hinsichtlich Kulturpflanzenarten und -züchtungen<br />

(z. B. Sida, Kap. 5.1) mit den Nachbarländern ausgetauscht<br />

werden. Eine stärkere grenzüberschreitende<br />

Vernetzung der Akteure ist wünschenswert.<br />

Biomasse als erneuerbare Energiequelle wird <strong>ein</strong>en<br />

Beitrag zur ausreichenden und stabilen Energieversorgung<br />

leisten. Da die Anbauflächen und das<br />

Pflanzenwachstum jedoch begrenzt sind (Kap. 3.3),<br />

muss der erwartete Beitrag zum Klimaschutz auch<br />

in Relation zum Flächenverbrauch und zu den Alternativen<br />

(wie Sonnen- oder Windenergie) gesehen<br />

werden. Zu allererst kommt es darauf an, Energie<br />

<strong>ein</strong>zusparen. Das verlangt nicht nur Effizienz<br />

beim Verbrauch, sondern auch – wo möglich – Einschränkung<br />

von Aktivitäten. Der Energieaufwand<br />

bei Bodenbearbeitung, Anbau, Düngung, Pflanzenschutz,<br />

Transport, Verarbeitung und Vermarktung<br />

57


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

Künftige Lösungen sollten innovativ s<strong>ein</strong> und von<br />

den Menschen der Region ausgehen. Daran müssten<br />

sich alle beteiligen können. Wettbewerbe, Preise,<br />

Beratungs- und Begleitungsangebote wären<br />

hierfür besonders geeignet. Vorhandenes Wissen ist<br />

weiterzugeben, sodass es die potenziellen Anwender<br />

auch erreicht. Dafür bedarf es sozialer Netzwerke<br />

jeglicher Art und engagierter Einzelkämpfer,<br />

welche Mut haben und den nötigen finanziellen<br />

Rückhalt bekommen, um auf Akteure zuzugehen<br />

und nachhaltige Lösungen auch über längere Zeiträume<br />

umzusetzen. Die Region, Gem<strong>ein</strong>den, Ämder<br />

Biomasse muss stets im Verhältnis zur Energieausbeute<br />

berücksichtigt werden. Angesichts der<br />

wachsenden Weltbevölkerung sollte die Bioenergie-Anlagenstruktur<br />

so ausgebaut werden, dass zunehmend<br />

Rest- und Abfallstoffe verwertet werden<br />

können, welche schrittweise die angebauten Energiepflanzen<br />

ersetzen. Bestehende Anlagen müssen<br />

regelmäßig gewartet und nachgerüstet werden,<br />

dabei empfiehlt sich <strong>ein</strong>e Modernisierung, um z. B.<br />

auch faserreiche Stoffe und krautiges Material zu<br />

verwerten oder um durch bedarfsgerechte Elektrizitätslieferung<br />

weniger flexible Energieträger, wie<br />

Wind und Sonne, zeitlich zu ergänzen (Kap. 5.7).<br />

Ganzheitliche Ansätze für <strong>ein</strong>en nachhaltigen Umgang<br />

mit erneuerbaren Ressourcen sind u. a. im<br />

Permakultur-Konzept des alternativen Nobelpreisträgers<br />

Bill Mollison zusammengefasst. Obwohl<br />

sich der Begriff aus den Wörtern „permanent“ und<br />

„agriculture“ bildet, ist damit mehr als <strong>ein</strong>e dauerhaft<br />

umweltgerechte Landwirtschaft gem<strong>ein</strong>t.<br />

Ansätze der Permakultur können in vielfältigen Lebensbereichen<br />

angewendet werden: z. B. in Ökonomie,<br />

Energiegewinnung, Landschaftsplanung<br />

und bei der regionalen Wertschöpfung 53 . Folgende<br />

Prinzipien sind in diesem Zusammenhang für die<br />

Entwicklung der Bioenergie bedeutsam: Sorge für<br />

die Erhaltung des Bodens und die davon lebenden<br />

Menschen, teile Gewinne, lerne von der Natur,<br />

ernte und speichere Energie, erwirtschafte Erträge,<br />

hinterfrage übliche Praktiken, erzeuge k<strong>ein</strong>en<br />

Abfall, nutze erneuerbare Ressourcen, schätze und<br />

erhalte deren Wert (Kap. 4). Moderne Planung bedeutet<br />

danach, dass größere Systeme sich von unten<br />

her aus kl<strong>ein</strong>en Lösungen entwickeln und möglichst<br />

viele Varianten (Lieferanten, Energieformen,<br />

Verbraucher) integrieren sollten (Kap. 6.2) 54 .<br />

6.1.2 Umweltbildung und Förderung des regionalen<br />

Bewussts<strong>ein</strong>s<br />

Große ökonomische Macht geht von den Verbrauchern<br />

aus. Damit diese aber reale Entscheidungsmöglichkeiten<br />

haben, bedarf es Bildung und Aufklärung<br />

über Nachhaltigkeitsaspekte und regionale<br />

Potenziale. Im Energiesektor gibt es mehr und mehr<br />

Entscheidungsmöglichkeiten. Nicht nur die eigene<br />

Technik in Wohnung, Haus und Garten sollte sparsam,<br />

gesund und nachhaltig s<strong>ein</strong>, auch die Wahl<br />

der Energieträger und -anbieter bis hin zum persönlichen<br />

Engagement bieten Ansatzpunkte, zur<br />

Zukunftsfähigkeit beizutragen. Dazu zählen der<br />

Anschluss an örtliche Nahwärmenetze, die Nutzung<br />

regional erzeugter Produkte, selbst Energie zu erzeugen<br />

oder Abfälle zu verwerten.<br />

Voraussetzung für verantwortungsbewusste Entscheidungen<br />

ist <strong>ein</strong>e umfassende Umweltbildung,<br />

die nur vor Ort geleistet werden kann. Ein Beispiel<br />

dafür stellt die wichtige „Aufklärungsarbeit“<br />

hinsichtlich der Neophytenproblematik dar (Kap.<br />

5.3.2). Wer diese Arten und die von ihnen verursachten<br />

Probleme nicht erkennt, ist schnell versucht,<br />

die Ausbreitung von Pflanzen zu begünstigen,<br />

welche <strong>ein</strong>mal in die natürlichen Ökosysteme<br />

<strong>ein</strong>gedrungen nie wieder daraus entfernt werden<br />

können, heimische Organismen verdrängen und<br />

sogar Gesundheitsprobleme hervorrufen können.<br />

Auch die Erhaltung des Artenreichtums in der Landschaft<br />

sowie von Zeugnissen des kulturellen Erbes<br />

gelingt nur, wenn genügend Bürgerinnen und Bürger<br />

diese erkennen und ihren Wert schätzen gelernt<br />

haben (Kap. 6.2.5) (Abbildung 32).<br />

Abb. 32: Blühstreifen um Maisfeld, angelegt auf vertragliche<br />

Forderung des Verpächters (Foto: Sarah Walz)<br />

58


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

ter, Ver<strong>ein</strong>e und Stiftungen sind gefragt, solche Initiativen<br />

stärker zu unterstützen.<br />

6.1.3 Regionale Wertschöpfung und Steuerungs<br />

möglichkeiten<br />

Wie Kap. 4 und 5 zeigen, bergen die neuen Bioenergie-Pfade<br />

Potenziale und Risiken, je nachdem<br />

wie sich Technologien entwickeln und wie die Menschen<br />

mit ihnen umgehen. Deshalb kann es zu k<strong>ein</strong>em<br />

Zeitpunkt „endgültige Wahrheiten“ geben:<br />

Alle Entscheidungen, Pläne und Fördermöglichkeiten<br />

benötigen <strong>ein</strong>e regelmäßige Überprüfung und<br />

Korrektur, welche sich am Erfolg der ganzheitlichen<br />

Ziele orientieren sollten. Wertvoll sind vorausschauend<br />

aufgebaute Infrastrukturen (z. B. Gas- und<br />

Wärmenetze), wenn sie schrittweise verbessert, an<br />

neueste Technologien angepasst und im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit weiter entwickelt werden.<br />

Jede Kommune sollte Biomasse erfassen und sortengerecht<br />

nutzen. Nicht die Kompostierung von<br />

Gartenabfällen, Herbstlaub, Grünschnitt, Speiseresten,<br />

Klärschlamm und anderen organischen Wertstoffen<br />

ist der Königsweg, weil dadurch das Gros<br />

der organischen Masse zu CO 2<br />

„veratmet“ und in<br />

die Atmosphäre abgegeben wird. Deren Vergärung<br />

zu Biogas kann stattdessen CO 2<br />

-Emissionen vermeiden,<br />

Dünger und Energie erzeugen. Diese Produkte<br />

sind gut speicherbar, bis sie gebraucht werden.<br />

Die energetische Verwertung von nachwachsenden<br />

Rohstoffen und insbesondere von Nahrungsmitteln<br />

darf höchstens <strong>ein</strong>e Übergangslösung darstellen,<br />

bis dieser Energiepfad auch ohne diese nachhaltig<br />

funktioniert. Die Verbrennung und Vergasung von<br />

Biomasse wäre sinnvoll, wenn damit Emissionen,<br />

Humusverarmung und Langstreckentransporte<br />

vermieden werden (Kap. 3). Auch hier kommt es<br />

darauf an, immer wieder nachzurechnen und ggf.<br />

umzusteuern.<br />

Die EU setzt für Investitionen im Energiebereich <strong>ein</strong>en<br />

gut nutzbaren Förderrahmen. Der Europäische<br />

Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen<br />

Raumes (ELER) wird in Sachsen durch das<br />

Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum<br />

(EPLR) umgesetzt, mit folgenden vier Schwerpunkten:<br />

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Land- und Forstwirtschaft, Verbesserung der Umwelt<br />

und Landschaft, Lebensqualität im ländlichen<br />

Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft<br />

sowie mit dem Förderprogramm LEADER (Liaison<br />

entre des actions de développement de l‘économie<br />

rurale, deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur<br />

Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Auf Basis<br />

dieser Schwerpunkte existieren in Sachsen verschiedene<br />

Förderrichtlinien, die <strong>ein</strong> Engagement im Bereich<br />

„Bioenergie“ finanziell unterstützen. So wird<br />

die Erstanpflanzung von Kurzumtriebsplantagen<br />

subventioniert und die Schaffung alternativer Einkommensmöglichkeiten<br />

in der Landwirtschaft begünstigt.<br />

Gefördert werden auch die Maßnahmen<br />

der Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepte<br />

(ILEK).<br />

Innovative Technologien sind naturgemäß zunächst<br />

unbekannt, vor allem liegen kaum Praxiserfahrungen<br />

vor. Um der oft berechtigten Skepsis<br />

entgegenzutreten, werden Netzwerke benötigt, in<br />

denen (auch ungünstige und daher in den Medien<br />

oft verschwiegene) Erfahrungen weitergegeben<br />

werden können und Interessenten sich zusammen<br />

finden, um „auf kurzem Wege“ Kontakte, Tipps<br />

aber auch Rohstoffe und vieles mehr auszutauschen.<br />

Im folgenden Kapitel (6.2) werden <strong>ein</strong>ige<br />

solcher Netzwerke vorgestellt, um potenzielle Akteure<br />

zu <strong>ein</strong>er Mitarbeit zu ermutigen. Ergänzt wird<br />

dies durch die Präsentation ausgewählter Praxisbeispiele<br />

(Kap. 6.3). Diese Beispiel-Palette kann freilich<br />

nicht erschöpfend s<strong>ein</strong>, denn auch viele noch nicht<br />

realisierte Ansätze (z. B. Kap. 5.4) verdienen <strong>ein</strong>e<br />

Praxis-Chance und anpackende Akteure mit Pioniergeist.<br />

Die Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten<br />

kann auch mit ökologischen Aspekten verbunden<br />

werden, wenn z. B. verstärkt regionales Saat- und<br />

Pflanzgut für Landschaftsgestaltungsmaßnahmen<br />

verwendet wird oder Ko-Substrate für die Bioenergienutzung<br />

von Marginalflächen in Anlagennähe<br />

gewonnen werden. Umweltstandards und räumlich<br />

angepasste Sorten können zur Etablierung von<br />

regionalen Labels genutzt werden, mit denen <strong>ein</strong>e<br />

bessere Vermarktung regionaler Produkte möglich<br />

wäre.<br />

6.1.4 Bedarfsgerechte Nutzung und Gestaltung<br />

der Landschaft<br />

Die Bewahrung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes,<br />

der Mannigfaltigkeit an Arten und<br />

Ökosystemen sowie der Schönheit der Landschaft<br />

59


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

ist <strong>ein</strong> Anliegen der Mehrheit der Bevölkerung im<br />

Landkreis (Kap. 4.3). Dieser Bedarf realisiert sich<br />

nicht im Selbstlauf, sondern erfordert <strong>ein</strong>e klare<br />

und öffentlich legitimierte Willensäußerung. Eine<br />

solche Bedarfsdefinition wäre z. B. mit Hilfe der<br />

Landschafts- und Regionalplanung sinnvoll, deren<br />

Möglichkeiten zur Steuerung der Landschaftsentwicklung<br />

bei Weitem nicht ausgeschöpft sind. Es<br />

liegt letztlich in den Händen der Kommunen bzw.<br />

der Akteure des Kreises, genauer zu definieren, wo<br />

und mit welcher Flächenwirkung Bioenergie und<br />

ihre Substrate erzeugt werden sollen. Die o. g. Umfragen<br />

ergaben auch, dass z. B. die meisten Landwirte<br />

zur Erhaltung der Böden und vieler anderer<br />

Umweltleistungen beitragen wollen. Dazu müssen<br />

verbindliche Richtlinien für alle Landwirte gelten,<br />

um faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.<br />

Wie an konkreten Beispielen 55 nachgewiesen wurde,<br />

kann <strong>ein</strong>e Extensivierung von Ackerflächen mit ungünstigen<br />

Standortbedingungen für den Landwirt<br />

sogar dann ökonomisch sinnvoll s<strong>ein</strong>, wenn k<strong>ein</strong>e<br />

Nutzung mehr stattfindet und „nur“ Bodenerosion<br />

vermieden oder andere Umweltleistungen gefördert<br />

werden. Viele Leistungen sind jedoch nicht<br />

zum Nulltarif zu haben, denn sie erfordern <strong>ein</strong>en<br />

gewissen Pflegeaufwand für die Ökosysteme, <strong>ein</strong>en<br />

Nutzungsverzicht oder neue technische Lösungen.<br />

Je stärker das Interesse der Gesellschaft an diesen<br />

Leistungen ist, umso logischer ersch<strong>ein</strong>t der Schluss,<br />

dass dafür auch Gegenleistungen erwartet werden.<br />

Weltweit haben sich, zumeist auf privatwirtschaftlicher<br />

Basis, schon etliche Systeme zur Vergütung<br />

von Ökosystemdienstleistungen („Payment for<br />

Ecosystem Services“) etabliert. Hierzulande steckt<br />

diese Entwicklung aber noch in den Anfängen. Zumindest<br />

bei der Verteilung von Steuermitteln sollte<br />

in Zukunft auch der (mit Entwicklungsverzicht<br />

erkaufte) Leistungstransfer aus der ökologisch intakten<br />

Landschaft an die Stadtbevölkerung Berücksichtigung<br />

finden, der durch Naherholung ebenso<br />

selbstverständlich in Anspruch genommen wird wie<br />

die zentralen Leistungen der Städte für das umliegende<br />

Land.<br />

Auch die energetische Biomassenutzung muss zur<br />

Erhaltung der harmonischen Kulturlandschaft und<br />

<strong>ein</strong>er angemessenen biologischen Vielfalt beitragen.<br />

Es ist allerdings kaum möglich, ausschließlich<br />

biomassespezifische Anbauanforderungen bzw.<br />

-standards zu entwickeln, denn ökologische Kriterien<br />

für den Energiepflanzenanbau treffen vielfach<br />

auf die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion im<br />

Allgem<strong>ein</strong>en zu.<br />

Deshalb sollen zunächst für <strong>ein</strong>ige im Landkreise<br />

Görlitz liegende Gebiete besondere Handlungsempfehlungen<br />

im Interesse des Schutzes von Natur<br />

und Landschaftsbild gegeben werden 56 :<br />

• Für die Agrarlandschaft in der Oberlausitz empfiehlt<br />

sich <strong>ein</strong>e Erhöhung des Anteils an Flurgehölzen<br />

und Hecken, an Extensiväckern und<br />

Ackerrandstreifen.<br />

• In der Agrarlandschaft der südlichen Oberlausitz<br />

ist <strong>ein</strong>e Restrukturierung ausgeräumter Gebietsteile<br />

durch Feldraine, Ackerrandstreifen, Gewässerrandstreifen<br />

sowie durch Flurgehölze und Hecken<br />

mit <strong>ein</strong>heimischen Pflanzen wichtig.<br />

• Die Wirkungen der durch Wälder betonten Bergkuppen<br />

der Offenlandschaft, insbesondere im<br />

Oberlausitzer Bergland, und prägnante Aussichten<br />

sollten erhalten werden. Dazu ist zu verhindern,<br />

dass Sichtachsen zuwachsen bzw. durch<br />

hohe Fruchtarten verstellt werden (Abbildung<br />

32). Es bieten sich Möglichkeiten, historische<br />

Landnutzungsformen mit Leben zu erfüllen. So<br />

könnten z. B. in Waldhufenfluren streifenförmige<br />

KUP angelegt werden. Dies würde dem „erzählerischen<br />

Gehalt“ der Landschaft und zugleich<br />

der Flurgliederung entgegen kommen.<br />

Abb. 33: Lausitzer Bergland (Foto: Gerd Lupp)<br />

• Für Bereiche mit vorwiegendem Getreide- und<br />

Futteranbau sollte <strong>ein</strong> später Stoppelumbruch<br />

60


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

oder Zwischenfruchtanbau in Unter- und Mulchsaat,<br />

unter Verzicht auf Tiefpflügen und bei reduziertem<br />

Herbizid<strong>ein</strong>satz, gewählt werden.<br />

• Für die Teichgebiete, Auen, Moore und Wälder<br />

im Bereich von Weißem und Schwarzem Schöps,<br />

Spree und Kl<strong>ein</strong>er Spree sowie Löbauer Wasser<br />

ist <strong>ein</strong>e überwiegende Grünlandnutzung des Offenlandes<br />

sowie <strong>ein</strong>e extensive Bewirtschaftung<br />

unter Belassung von Randstreifen und Beachtung<br />

der Lebenszyklen geschützter Arten notwendig,<br />

um <strong>ein</strong>e visuelle „Verwaldung“ durch Kurzumtriebsplantagen<br />

und hochwüchsige Fruchtarten<br />

(z. B. Miscanthus) zu verhindern. Wichtig sind<br />

hier die Gliederung in Wälder, Äcker, Grünländer<br />

und Teiche sowie der Erhalt prägnanter Wald-Offenlandgrenzen.<br />

• Für die Bergbaufolgelandschaft ergeben sich Potenziale<br />

für die Entwicklung vielgestaltiger Waldbilder<br />

durch neue Nutzungsformen.<br />

Nachfolgend sind Maßnahmen aufgeführt, die zur<br />

Sicherung konkreter Ökosystemdienstleistungen<br />

bzw. der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima, Luft,<br />

biologische Vielfalt und Landschaftsbild beitragen.<br />

Mit ihnen wäre <strong>ein</strong>e umweltverträgliche, nachhaltige<br />

Produktion von Biomasse für energetische<br />

Zwecke im Interesse der Bevölkerungsmehrheit zu<br />

gewährleisten. Viele dieser Anforderungen sind<br />

bereits in Gesetzen, Verordnungen und Regeln der<br />

guten fachlichen Praxis verankert 57 .<br />

Maßnahmen zur Gewährleistung der Versorgungs-ÖSD<br />

Die Kernaufgabe der Landwirtschaft ist die Erzeugung<br />

von Nahrungsmitteln. Dafür sollten auch die<br />

die Rohstoffe aus dem eigenem Bestand der Agrarbetriebe<br />

kommen, sodass für die Energieproduktion<br />

vorrangig Nebenprodukte, Abfälle und Rückstände<br />

verwertet werden. Durch die Produktion von Energiepflanzen<br />

darf nicht der Nutzungsdruck auf die<br />

begrenzt verfügbaren Agrarflächen steigen und die<br />

Produktion von Nahrungsmitteln verteuert oder<br />

verdrängt werden.<br />

Maßnahmen zur Gewährleistung der Regulations-ÖSD<br />

Die Maßnahmen-Palette für diese Ökosystemleis-<br />

tungen (ÖSD) ist so vielfältig, dass sie in drei Themenschwerpunkte<br />

untergliedert als Stichpunkt aufgelistet<br />

wird:<br />

Kohlenstoffspeicherung, Verminderung des Ausstoßes<br />

von Treibhausgasen in der Atmosphäre<br />

• Sicherung <strong>ein</strong>er tatsächlich positiven Klimabilanz<br />

vom Anbau bis zur Reststoffverwertung,<br />

• Verwertung organischer Reststoffe sowie von<br />

Biomasse aus der Landschaftspflege,<br />

• k<strong>ein</strong> Umbruch von Grünland (besonders von<br />

Feuchtgrünland oder Niedermooren),<br />

• Vermeidung langer Transportwege sowie von<br />

Emissionen bei Lagerung und Ausbringung der<br />

Biomasse, dazu ist <strong>ein</strong> Flächennachweis der Substratbereitstellung<br />

nötig.<br />

Boden- und Gewässerschutz<br />

• Schließung der Nährstoffkreisläufe, vor allem<br />

Düngung nach der guten fachlichen Praxis,<br />

• Bevorzugung von Anbausystemen mit geringem<br />

Bedarf an Düngung und chemischem Pflanzenschutz<br />

(integrierter Pflanzenbau) sowie mit geringer<br />

Gefahr für Bodenerosion und -verdichtung<br />

(konservierende Bodenbearbeitung),<br />

• Erhaltung <strong>ein</strong>er ausgeglichenen standorttypischen<br />

Humusbilanz,<br />

• Vermeidung von Schadstoffanreicherungen in<br />

Böden sowie Nähr- und Schadstoffausträgen in<br />

andere Umweltmedien bei der Entsorgung mineralischer<br />

und organischer Abfälle (Aschen, Gärreste,<br />

Schlempen),<br />

• Beachtung des standortangepassten Anbaues<br />

von stark wasserzehrenden Kulturen,<br />

• k<strong>ein</strong>e Beregnung auf Feldern zur energetischen<br />

Biomasseproduktion.<br />

Biologische Vielfalt (Biodiversität)<br />

• k<strong>ein</strong>e Be<strong>ein</strong>trächtigung ökologisch sensibler<br />

Standorte (z. B. Hanglagen, Moore),<br />

61


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

• Ausrichtung der Landwirtschaft an den Managementplänen<br />

in Natura-2000-Gebieten,<br />

• Einrichtung ökologischer Vorrangflächen (z. B.<br />

Hecken und Gehölze, Kl<strong>ein</strong>gewässer, Feuchtgebiete,<br />

unbefestigte Wege, Blühstreifen, Feldlerchenfenster<br />

[Abbildung 34], Extensivgrünland,<br />

Streuobstwiesen, Pufferstreifen um sensible<br />

Gebiete) entsprechend den Umweltanforderungen<br />

der ggf. neu ausgerichteten EU-Agrarpolitik<br />

(„Greening“),<br />

partiell extensive Produktion,<br />

• Anbau von Blühmischungen (u. a. Verbesserung<br />

des Landschaftsbildes),<br />

• k<strong>ein</strong> Anbau gentechnisch veränderter Organismen<br />

oder invasiver Arten,<br />

• Saatbettbereitung und mechanische Arbeitsgänge<br />

wie Grubbern und Pflügen zeitlich bündeln<br />

(Anfang - Mitte April), k<strong>ein</strong>e Ernte von Wintergetreide<br />

im Mai/Juni,<br />

• sparsamer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln,<br />

• Stehenlassen von Stoppelfeldern (wichtige Nahrungshabitate<br />

für Greifvögel und körnerfressende<br />

Singvögel außerhalb der Brutzeit),<br />

Abb. 34: Feldlerchenfenster in Winterraps bei Gebelzig (Landkreis<br />

Görlitz) (Foto: FV Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz<br />

e. V., Jan-Uwe Schmidt)<br />

• Stilllegungsflächen (<strong>ein</strong>- und mehrjährige Brachen)<br />

sowie Streifen oder Inseln innerhalb der<br />

Schläge (schlaginterne Naturschutzbrachen), als<br />

Rückzugsräume, Reproduktionsstätten und Nahrungsquellen<br />

standorttypischer Arten,<br />

• standortangepasste Anbauvielfalt: Einhaltung <strong>ein</strong>er<br />

drei- bis fünfgliedrigen Fruchtfolge und Begrenzung<br />

des Maisanteils,<br />

• Bevorzugung von Fruchtarten, bei denen in der<br />

Brutzeit (April-Juni/Juli) wenige Bearbeitungsgänge<br />

durchgeführt werden, die <strong>ein</strong>e lockere Bestandsstruktur<br />

haben und <strong>ein</strong> reichhaltiges Nahrungsangebot<br />

für Wildtiere aufweisen, wie z. B.<br />

Winter- oder Sommergetreide, Leguminosen,<br />

• Förderung mehrjähriger Kulturen (z. B. Ackerfutter),<br />

• Beibehaltung kl<strong>ein</strong>er Bewirtschaftungs<strong>ein</strong>heiten,<br />

• extensive Nutzung und Pflege des Grünlandes,<br />

d. h. k<strong>ein</strong>e weitere Intensivierung, Vermeidung<br />

früher Mahdtermine, Mahd zeitlich versetzt sowie<br />

von innen nach außen oder von <strong>ein</strong>er Seite<br />

zur anderen, Mindest-Schnitthöhe von 14 cm,<br />

Verwendung <strong>ein</strong>es Balkenmähwerks (schont Insekten<br />

und Amphibien und ermöglicht rasche<br />

Wiederbesiedlung durch Feldvögel), zweiter<br />

Grasschnitt erst Ende Juni/Anfang Juli, mehrjährige<br />

Brachestreifen von mindestens 10 m Breite<br />

im Grünland (als Braunkehlchen-Lebensraum),<br />

• staunasse Bereiche (in feuchten Jahren) aus der<br />

Bewirtschaftung herausnehmen und gezielter<br />

Nestschutz bei Vorkommen gefährdeter Brutvogelarten<br />

(Limikolen),<br />

• Nutzung des Aufwuchses von Naturschutzflächen<br />

zur energetischen Verwertung.<br />

Maßnahmen zur Erhaltung der Kulturellen Ökosystemdienstleistungen<br />

Zur Pflege der landschaftlichen Eigenart dienen<br />

vor allem die oben genannten Anforderungen für<br />

<strong>ein</strong>zelne Gebiete. Die Bewahrung des Landschaftscharakters<br />

schließt auch <strong>ein</strong>e zeitgemäße Weiterentwicklung<br />

<strong>ein</strong>. Die Entwicklung der Bioenergie<br />

bietet somit neue Chancen zur Landschaftsgestaltung<br />

(Abbildung 34). So können hochwüchsige<br />

Fruchtarten wie Mais zu <strong>ein</strong>er Bereicherung der Flur<br />

beitragen. Problematisch werden sie nur, wenn sie<br />

62


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

Abb. 35: Oberlausitzer Landschaft mit Miscanthus-Anbau<br />

(Foto: Olaf Bastian)<br />

dominieren oder auf großen Schlägen angebaut<br />

werden. Zur Vermeidung der Ver<strong>ein</strong>heitlichung der<br />

Landschaft können als grobe Mindestwerte 1,5 : 1<br />

für das Getreide-Maisverhältnis und 2 : 1 für das<br />

Getreide-und-Raps-zu-Mais-Verhältnis dienen.<br />

Neue Bioenergieanlagen sollten möglichst auf<br />

vorhandenen Gewerbe- und Industrieflächen errichtet<br />

werden oder auf den Wirtschaftshöfen der<br />

landwirtschaftlichen Betriebe. Bauliche Anlagen<br />

sind nach Höhe, Umfang und äußerer Gestaltung<br />

dem Charakter des ländlichen Raumes und s<strong>ein</strong>em<br />

Landschaftsbild anzupassen. Eine entsprechende<br />

Gestaltung und Eingrünung der Anlagen kann dazu<br />

beitragen, sie störungsarm in die Landschaft <strong>ein</strong>zubinden.<br />

6.1.5 Steuerungsbedarf oberhalb der Landkreis-Ebene<br />

Auch zukünftig werden die gegenwärtigen Förderinstrumente<br />

im ländlichen Raum wirksam s<strong>ein</strong>, sodass<br />

diese schrittweise an die genannten Anforderungen<br />

angepasst werden müssen:<br />

1. gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft,<br />

2. Vorschriften der Cross Compliance (CC),<br />

3. Auflagen des EEG,<br />

4. Bedingungen für die Förderprogramme für<br />

Agrar-Umweltmaßnahmen usw.<br />

Ergänzend zu den bestehenden Steuerungsinstrumenten<br />

werden die Möglichkeiten der Wasserrahmenrichtlinie<br />

(WRRL) und der FFH-Richtlinie der<br />

EU bisher zu wenig genutzt. Die Intensivierung<br />

des Pflanzenbaus und <strong>ein</strong>e Begünstigung der Bodenerosion<br />

durch <strong>ein</strong>jährige, spät deckende Pflanzen,<br />

wie z. B. Mais, können sich nachteilig auf die<br />

Biotop- und Gewässerqualität auswirken. Dennoch<br />

sind bisher k<strong>ein</strong>e Beschränkungen oder Kriterien in<br />

den WRRL-Bewirtschaftungsplänen zur Erreichung<br />

<strong>ein</strong>es guten Gewässerzustandes enthalten. Auch<br />

die Managementpläne der FFH-Gebiete, in denen<br />

zumindest <strong>ein</strong> Verschlechterungsverbot für bestimmte<br />

Arten besteht, reflektieren noch nicht die<br />

Folgen des Energiepflanzenanbaues. Beide sollten<br />

für <strong>ein</strong>en möglichen weiteren Bioenergieausbau<br />

den damit bestehenden Risiken Rechnung tragen.<br />

Landnutzungsänderungen durch verstärkte Bioenergieproduktion<br />

mit positiven Auswirkungen auf<br />

ÖSD sollten unterstützt werden. Hier ist zum <strong>ein</strong>en<br />

an GREENING-Maßnahmen und Umschichtungen<br />

in die 2. Säule innerhalb der GAP oder an <strong>ein</strong>e bessere<br />

EEG-Vergütung für alternative Energiepflanzen<br />

oder für gemischte Substrate zu denken. Sowohl<br />

die Szenarien (Kap. 3) als auch die ökonomischen<br />

Kalkulationen (Kap. 5.6) zeigen aber, wie wenig<br />

zielführend die bisherige Steuerungswirkung dieser<br />

Instrumente ist: Einerseits wird der Anbau klassischer<br />

Biogaspflanzen finanziell unterstützt, andererseits<br />

wird angesichts wachsender Maiswüsten in<br />

<strong>ein</strong>igen Teilen Deutschlands mittels Maisdeckel und<br />

Fruchtfolgevorschriften dieser künstlich initiierten<br />

Entwicklung entgegen gewirkt. Es ist völlig unverständlich,<br />

warum Marktfrüchte wie Mais, die als<br />

Energiepflanze höhere Deckungsbeiträge als in der<br />

Nahrungsproduktion abwerfen (Kap. 5.6), mit Subventionen<br />

der Einsatzstoff-Vergütungsklasse I gestützt<br />

werden müssen, die nur zwei Cent unter dem<br />

Förder-Höchstbetrag liegen. Hier werden Gelder<br />

der EEG-Umlage in <strong>ein</strong>em wenig umweltfreundlichen<br />

Sinne verwendet, anstatt sie bedarfsgerecht<br />

<strong>ein</strong>zusetzen, nämlich zur Förderung der weniger lukrativen,<br />

aber sozial erwünschten Verwertung von<br />

Landschaftspflegematerial und Dauerkulturen.<br />

Stärker als bisher sind Maßnahmen zu unterstützen,<br />

welche:<br />

• Produktivität im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit<br />

fördern,<br />

63


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

• integrierte Versorgungsketten entstehen lassen,<br />

• die gezielte Erhaltung bzw. Verbesserung der<br />

Ökosysteme gewährleisten,<br />

• fachliche Erfolge nachweisen und Maßnahmen<br />

verstärkt erfolgsorientiert honorieren.<br />

Grundsätzlich muss angestrebt werden, dass die<br />

Förderbeträge für Agrarumweltmaßnahmen angehoben<br />

werden, um zum <strong>ein</strong>en die gestiegenen<br />

Lohn- und Maschinenkosten und zum anderen <strong>ein</strong>e<br />

angemessene Honorierung von fachlich anspruchsvollen<br />

naturschutzgerechten Bewirtschaftungs- und<br />

Pflegemaßnahmen mit <strong>ein</strong>em erhöhten Investitionsaufwand<br />

zu ermöglichen. Zur Sicherung bzw.<br />

Wiederherstellung des Biotopverbundes sind Maßnahmen<br />

der Biotopneuanlage und der Biotopwiederherstellung<br />

inklusive des erforderlichen Managements<br />

angemessen zu fördern (betrifft auch<br />

die Gewässer).<br />

Die Erfahrungen der Vergangenheit belegen, dass<br />

neben den Landwirten besonders Landschaftspflege-<br />

und Naturschutzverbände sowie andere Naturschutz<strong>ein</strong>richtungen<br />

in freier Trägerschaft (z. B.<br />

Naturschutzstationen) bei der ländlichen Entwicklung<br />

mitwirken. Diese freien Träger müssen für<br />

naturschutzorientierte Maßnahmen in allen Bereichen<br />

auch weiterhin antrags- und zuwendungsberechtigt<br />

s<strong>ein</strong> und damit diese Leistungspakete<br />

bearbeiten dürfen. Wichtig ist <strong>ein</strong>e verbesserte<br />

Förderung investiver Maßnahmen in Naturschutz<br />

und Landschaftspflege, damit Landschaftspflegeverbände<br />

sich zu effektiven Wirtschafts<strong>ein</strong>heiten<br />

entwickeln können.<br />

6.2 Bestehende informelle Netzwerke in<br />

der Oberlausitz und kompetente Ansprechpartner<br />

Um zukünftig bestehende Biomassepotenziale zur<br />

energetischen Nutzung im Landkreis optimal und<br />

nachhaltig zu nutzen, sind <strong>ein</strong>e gute Vernetzung<br />

der Akteure aller Sparten (Landwirtschaft, Politik,<br />

Naturschutz, Landschaftspflege, Wissenschaft und<br />

Forschung sowie Wirtschaft) sowie <strong>ein</strong> regelmäßiger<br />

und reger Informationsaustausch unter ihnen<br />

von großer Bedeutung.<br />

Im Folgenden werden <strong>ein</strong>ige bestehende Netzwerke<br />

mit ihren Ansprechpartnern aufgeführt.<br />

6.2.1 Kooperationsnetzwerk<br />

„Regionale In fra strukturen Nachwachsender<br />

Rohstoffe“ (INR)<br />

Das Netzwerk INR ist <strong>ein</strong> Kooperationsprojekt von<br />

mehr als 100 Firmen zur Unterstützung des Aufbaus<br />

regionaler Infrastrukturen auf Basis der Verwertung<br />

biogener Rohstoffe.<br />

Die Arbeit des Netzwerkes hat k<strong>ein</strong>e regionale Begrenzung<br />

und steht weiteren Mitgliedern offen.<br />

Die Projektarbeit erfolgt im Wesentlichen in aufgabenbezogenen<br />

Arbeitsgruppen, Arbeitskreisen<br />

und Kooperationsprojekten. Dazu werden jeweils<br />

projektspezifische Kooperationsver<strong>ein</strong>barungen abgeschlossen.<br />

Netzwerkkoordinator ist der Ver<strong>ein</strong> IBEU:<br />

© IBEU Dresden e.V.<br />

Kontakt:<br />

IBEU Dresden e. V.<br />

Außenstelle im<br />

Energie- und Umweltzentrum<br />

„Äppelw<strong>ein</strong>schenke“ Obergurig<br />

Großdöbschützer Str. 2<br />

02692 Obergurig<br />

Ansprechpartner: Günter Keil<br />

Tel.: 0359389802-0<br />

E-Mail: eup-obergurig@t-online.de<br />

www.sinu.de<br />

64


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

Kooperationsteilnetzwerk Bio-Rohstoff-Region<br />

Oberlausitz/Niederschlesien<br />

Das Projekt „Bio-Rohstoff-Region<br />

Oberlausitz/Niederschlesien“ wurde<br />

von <strong>ein</strong>er Arbeitsgruppe des Kooperationsnetzwerkes<br />

INR praktisch vorbereitet<br />

und soll Anfang 2014 offiziell<br />

starten. Es integriert und koordiniert<br />

komplexe und vielfältige Projekte zur<br />

stofflichen und energetischen Verwertung<br />

biogener Rohstoffe (<strong>ein</strong>schließlich biogener<br />

Reststoffe). Ziel ist, die Region verstärkt mit<br />

Energieträgern und Rohstoffen zu versorgen, welche<br />

in der Region selbst erzeugt werden.<br />

Interessengem<strong>ein</strong>schaft (IG) Miscanthus Sachsen<br />

Die IG Miscanthus Sachsen<br />

ist <strong>ein</strong> Facharbeitskreis<br />

aus interessierten<br />

Mitgliedern des Kooperationsnetzwerkes<br />

INR.<br />

In der IG Miscanthus arbeiten Unternehmen und<br />

Institutionen zusammen, welche die vielfältigen Potenziale,<br />

die in der Pflanze Miscanthus x giganteus<br />

stecken, zur breiten Nutzung bringen wollen – wirtschaftlich<br />

und nachhaltig.<br />

Auf dem Miscanthus-Feldweg in Buscheritz, Gem<strong>ein</strong>de<br />

Göda im Landkreis Bautzen, kann man<br />

die jährliche Vegetationsabfolge unterschiedlicher<br />

Miscanthus-Bestände erleben. Anmeldungen zu<br />

Fachgesprächen, Führungen und Vorträgen sind<br />

möglich.<br />

Kontakt: kontakt@miscanthus-sachsen.de<br />

www.miscanthus-sachsen.de<br />

6.2.2 Biomasse Schraden e.V.<br />

Der BIOMASSE SCHRADEN e.V. berät bei der Anla-<br />

ge von Kurzumtriebsplantagen mit schnellwachsenden<br />

Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen.<br />

Er betreut Landwirte und Landbesitzer, beginnend<br />

bei der Flächenauswahl, Pflege, bis hin zur Ernte<br />

und Rückumwandlung der Flächen. Er berät auch<br />

bei der Trocknung, Lagerung und Verwertung von<br />

Holz.<br />

6.2.3 Energieeffizientes Göda e.V.<br />

Der Ver<strong>ein</strong> ist aus der Teilnahme der Gem<strong>ein</strong>de und<br />

ihren Partnern am Bundeswettbewerb „Energieeffiziente<br />

Stadt“ 2009/10 hervorgegangen, bei dem<br />

beispielhaft für viele ländliche Gebiete <strong>ein</strong> Konzept<br />

zur Verbesserung der Energieeffizienz und die breite<br />

Nutzung erneuerbarer Energieträger erarbeitet<br />

wurde. Auf der Webseite www.energie-goeda.de<br />

werden Gödaer Energieprojekte vorgestellt. Hier<br />

entstand unter anderem <strong>ein</strong> beispielhaftes Bürgersolarkraftwerk.<br />

Der Ver<strong>ein</strong> will Anregungen geben, erneuerbare<br />

Energiequellen und Energieeffizienzpotenziale<br />

stärker als bisher zu nutzen. Er betreibt <strong>ein</strong>e starke<br />

Öffentlichkeitsarbeit für die Idee der Bürger-Energie-Gesellschaften<br />

(private Zusammenschlüsse zum<br />

Zweck des gem<strong>ein</strong>schaftlichen Anschaffens und<br />

Betreibens von Erzeugungsanlagen für regenerative<br />

Energien).<br />

Ansprechpartner: Dr. Martin Schneider<br />

Telefon: 035937-88868<br />

E-Mail: info@energie-goeda.de<br />

www.energie-goeda.de<br />

6.2.4 Servicestelle Energie im Landkreis<br />

Görlitz<br />

Zentraler Ansprechpartner für Energiefragen im<br />

Landkreis Görlitz ist die Servicestelle Energie. Sie<br />

arbeitet im Auftrag des Landkreises Görlitz, verantwortet<br />

durch die Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische<br />

Oberlausitz mbH. Die Servicestelle führt<br />

die Aufgaben der Energieagentur Neiße weiter.<br />

Ansprechpartner: Christoph Biele<br />

Telefon: 035828-889723<br />

E-Mail: christoph.biele@wirtschaft-goerlitz.de<br />

www.wirtschaft-goerlitz.de<br />

65


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

6.2.5 Lehr- und Forschungsstandorte in der<br />

Region<br />

Hochschule Zittau/Görlitz<br />

An der Hochschule Zittau/Görlitz konzentrieren<br />

sich in verschiedenen Instituten und Fakultäten viele<br />

Fachkompetenzen, von denen hier <strong>ein</strong>e Auswahl<br />

mit ihren Ansprechpartnern genannt werden sollen:<br />

Am Institut für Ökologie und Umweltschutz (IÖU)<br />

wurde im Projekt BioEnergyNet der Energieatlas<br />

Lausitz erstellt. Es handelt sich dabei um <strong>ein</strong> Internet-Portal<br />

für die deutsch-tschechische Grenzregion<br />

Lausitz und Nordböhmen, das u. a. zahlreiche<br />

interaktive Karten kostenlos bereitstellt 58 .<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Dietmar Bothmer<br />

d.bothmer@hszg.de<br />

Die Fakultät Maschinenwesen und das Institut für<br />

Prozesstechnik, Prozessautomatisierung und Messtechnik<br />

(IPM) führen verschiedene Projekte zur<br />

thermochemischen Konversion von Biomasse durch<br />

und organisieren jährlich <strong>ein</strong>e Tagung zum Thema<br />

Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung<br />

– Technik, Ökonomie, Ökologie.<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Juergen Schoenherr<br />

j.schoenherr@hszg.de<br />

An der Fakultät Mathematik/Naturwissenschaften<br />

wurde <strong>ein</strong>e umfangreiche Recherche zum Stand der<br />

Forschung hinsichtlich der Auswirkung der Ausbringung<br />

von Gärresten aus Biogasanlagen auf Böden<br />

gemacht. Die Ergebnisse stehen Interessierten offen.<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. R<strong>ein</strong>er Schulz<br />

r.schulz@hszg.de<br />

Thematisch relevante Studiengänge lassen sich unter<br />

diesem Link finden: http://www.hszg.de/studium/unsere-studiengaenge.html.<br />

Dabei soll der<br />

Studiengang „Ökologie und Umweltschutz“ besonders<br />

hervorgehoben werden: http://f-n.hszg.<br />

de/studienangebot/oekologie-und-umweltschutz.<br />

html.<br />

Internationales Begegnungszentrum (IBZ)<br />

St. Marienthal in Ostritz<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Tobias Zschunke<br />

t.zschunke@hszg.de<br />

In der Fakultät Maschinenwesen werden Forschungsprojekte<br />

zur Biogasgewinnung aus unterschiedlichen<br />

Biomassen realisiert.<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Bernd Haschke<br />

b.haschke@hszg.de<br />

Projekte des Instituts für Verfahrensentwicklung,<br />

Torf- und Naturstoff-Forschung (iTN) zielen u. a.<br />

auf die ganzheitliche Aufbereitung von Biomassen<br />

ab.<br />

Abb. 36: IBZ in der Klosteranlage St. Marienthal (Foto: Archiv<br />

IBZ St. Marienthal)<br />

Das IBZ St. Marienthal leistet – ähnlich wie<br />

viele andere Institutionen aus dem Netzwerk<br />

Umweltbildung Sachsen – durch jährlich etwa 50,<br />

meist mehrtägige Veranstaltungen im Umweltbildungsbereich<br />

<strong>ein</strong>en Beitrag zur Förderung des<br />

66


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

Umweltbewussts<strong>ein</strong>s. Dabei werden alle Bevölkerungsgruppen<br />

(von Kindern bis Senioren, von Laien<br />

bis Experten) erreicht und jeweils zielgruppenspezifisch<br />

angesprochen. Zahlreiche Veranstaltungen<br />

haben grenzüberschreitenden Charakter.<br />

Die Energie-ökologische Modellstadt Ostritz ist <strong>ein</strong>e<br />

von 11 Stationen entlang der Lernstraße Energie,<br />

welche seit 2003 acht deutsche und drei polnische<br />

Lern- und Erlebnisorte vernetzt und damit <strong>ein</strong>en lebendigen<br />

Einblick in die Energiegeschichte und Zukunft<br />

der Oberlausitz darbietet.<br />

Die Stiftung IBZ bietet interessierten Kommunen,<br />

deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürgern aller Altersund<br />

Ausbildungsstufen Exkursionen zu den praktischen<br />

Modellbaust<strong>ein</strong>en Biomasseheizkraftwerk,<br />

Windpark, Wasserkraftanlage, Solaranlagen und<br />

zur Pflanzenkläranlage in der Energie-ökologischen<br />

Modellstadt an und organisiert Seminare sowie<br />

Workshops zu Themen wie „Initiierung von bürgerschaftlichem<br />

Engagement“, „Agenda 21 Prozesse“<br />

und zu Möglichkeiten, erneuerbare Energieträger<br />

zu nutzen.<br />

Nähere Information unter www.ibz-marienthal.de<br />

Am IBZ ist in der PONTES-Agentur auch die Servicestelle<br />

Bildung des Landkreises Görlitz untergebracht.<br />

Das Ziel, Energiebildung in den Bildungsstrukturen<br />

des Landkreises zu verankern, wird hier<br />

durch die Werkstatt „Energiebildung“ umgesetzt.<br />

Zusammen mit regionalen und überregionalen Akteuren<br />

entwickelt die Werkstatt dafür Methoden<br />

und Instrumente und erfüllt dabei vor allem zwei<br />

Funktionen:<br />

• Sie ist <strong>ein</strong> Vernetzungsinstrument und stimmt mit<br />

den relevanten Akteuren die Umsetzungsmaßnahmen<br />

ab.<br />

• Darüber hinaus ist sie selbst regionaler Akteur<br />

und setzt Maßnahmen der Energiebildung um.<br />

Mehr Informationen unter: http://www.pontes-pontes.eu/ueber-pontes/netzwerkthemen/<br />

energiebildung.html<br />

Kontakt: Tel.: 035823 77-252<br />

E-Mail: pontes@ibz-marienthal.de<br />

Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />

(BTU)<br />

Im Arbeitsbereich „Multifunktionale Landnutzung<br />

und Agroforstwirtschaft“ des Lehrstuhls für Bodenschutz<br />

und Rekultivierung der BTU Cottbus wird<br />

schwerpunktmäßig zu den Themen:<br />

• Agroforstwirtschaft und neuartige Landnutzungssysteme,<br />

• Biomasseerzeugung für die Bioenergieproduktion<br />

mit Kurzumtriebsplantagen und alternativen<br />

Anbausystemen,<br />

• Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften<br />

geforscht. Hierzu sind u. a. im Bereich der sogenannten<br />

Energielandschaft Welzow Süd verschiedene<br />

Dauerversuche angelegt worden.<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Christian Böhm<br />

Tel.: 0355-694145<br />

E-Mail: boehmc@tu-cottbus.de<br />

www.tu-cottbus.de/projekte/de/multiland<br />

Forschungsverbundprojekt „Agrofornet“<br />

Von Oktober 2010 bis August 2014 läuft das durch<br />

das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) innerhalb des Förderschwerpunktes „Nachhaltiges<br />

Landmanagement“ geförderte Projekt<br />

„Agrofornet“. Koordinator des gesamten Projektes<br />

ist das Institut für Internationale Forst- und Holzwirtschaft<br />

der TU Dresden. Das Gesamtziel dieses<br />

Forschungsvorhabens besteht im Aufbau von regionalen<br />

Wertschöpfungsnetzen zur nachhaltigen und<br />

67


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

effizienten Erzeugung und Bereitstellung von holziger<br />

Biomasse aus Land- und Forstwirtschaft sowie<br />

der offenen Landschaft in den drei Modellregionen<br />

„Lausitz“, „Mittelsächsisches Lößhügelland“ und<br />

„Südliche Metropolregion Hamburg“.<br />

Untersucht wird die nachhaltige Bereitstellung und<br />

Verwendung von Holz für energetische Zwecke.<br />

Quellen sind neben Energieholz aus Wäldern und<br />

Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen z. B. Restholz aus Schadereignissen, holziger<br />

Grünschnitt, Landschaftspflegeholz oder Hölzer<br />

aus der Straßenpflege. Auf der Verwerterseite werden<br />

Kommunen, Agrarbetriebe, andere Betriebe<br />

und Institutionen <strong>ein</strong>bezogen und deren Aktivitäten<br />

zur energetischen Nutzung von Holz beratend gefördert.<br />

An mehreren Fallbeispielen wird die gesamte<br />

Verwertungskette von der Bereitstellung über<br />

Trocknung, Transport und Lagerung bis zur energetischen<br />

Verwendung optimiert. Hierbei werden<br />

Produzenten und Verwerter von Energieholz vom<br />

Kreisforstamt unterstützt. Das Projekt baut auch auf<br />

der Clusterinitiative Forst & Holz Oberlausitz auf.<br />

Ansprechpartner für den Landkreis Bautzen:<br />

Kreisforstamt Bautzen<br />

Christian Schöne<br />

Tel.: 03591 - 5251 68001 / - 68129<br />

E-Mail: kreisforstamt@lra-bautzen.de<br />

christian.schoene@lra-bautzen.de<br />

www.agrofornet.de<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie<br />

Im Referat Pflanzenbau des Sächsischen Landesamtes<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

(LfULG) werden verschiedene Fragen des Energiepflanzenanbaus<br />

bearbeitet. Eine große Rolle spielen<br />

dabei Anbauversuche, um effektive Energiepflanzen<br />

für die energetische Verwertung bereit zu<br />

stellen. Dabei werden sowohl <strong>ein</strong>jährige als auch<br />

mehrjährige Pflanzen hinsichtlich Ertrag und Nachhaltigkeitskriterien<br />

untersucht. Auch die effektive<br />

Verwertung dieser Pflanzen im ländlichen Raum<br />

spielt <strong>ein</strong>e bedeutende Rolle.<br />

Das LfULG steht für alle Landwirte und Interessierte<br />

als Ansprechpartner für die Belange des Energiepflanzenanbaus<br />

und der energetischen Verwertung<br />

zur Verfügung. Innerhalb des Landkreises Görlitz<br />

kann man an der Versuchsstation Pommritz (Hochkirch)<br />

den Anbau verschiedener Energiepflanzen<br />

besichtigen.<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Kerstin Jäkel<br />

Waldheimer Straße 219, 01683 Nossen<br />

Tel.: 035242- 6317104<br />

E-Mail: Kerstin.Jaekel@smul.sachsen.de<br />

www.smul.sachsen.de/lfulg<br />

Pierre Seibold<br />

02627 Pommritz Nr. 1<br />

Tel.: 035939-81278<br />

E-Mail: Pierre.Seibold@smul.sachsen.de<br />

Institut für Energieoptimierte Standorte<br />

Als wissenschaftliche Einrichtung engagiert sich<br />

das 2011 gegründete Institut für Energieoptimierte<br />

Standorte (EOS) sowohl in der Grundlagenforschung<br />

als auch in der anwendungsorientierten Forschung.<br />

EOS erarbeitet interdisziplinäre, langfristig<br />

wirksame, energetische Konzepte zur Sicherung <strong>ein</strong>er<br />

hohen Energieeffizienz. Das Institut EOS ist <strong>ein</strong>e<br />

gem<strong>ein</strong>nützige Forschungs<strong>ein</strong>richtung der Hochschule<br />

Lausitz in Senftenberg und Cottbus, welche<br />

sich ausschließlich über die Realisierung externer<br />

Projekte, die von der kommunalen bis zur europäischen<br />

Ebene reichen, finanziert. Fachkompetenzen<br />

aus mehreren Fakultäten und Studiengängen der<br />

Hochschule Lausitz an beiden Standorten werden<br />

hier zusammengeführt und genutzt.<br />

Energieoptimierte Standorte sind Stadtquartiere,<br />

Gewerbegebiete und Industrieansiedlungen,<br />

die unter Berücksichtigung besonders komplexer<br />

Strukturen <strong>ein</strong> Höchstmaß an Energieeffizienz aufweisen,<br />

gemessen an ganzheitlichen Kriterien, wie<br />

zum Beispiel: Wärmeverbrauch, Versorgungsstrukturen,<br />

Verkehrsinfrastruktur und Einsatz erneuerbarer<br />

Energien.<br />

Das EOS begleitet Kommunen, Unternehmen und<br />

auch private Verbraucher, die individuell richtigen<br />

68


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

und zukunftssicheren Entscheidungen zu treffen. Ziel<br />

ist es, interdisziplinäre, langfristig wirksame energetische<br />

Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen, die<br />

die zukünftigen Anforderungen an die Energieeffizienz<br />

von Versorgungsgebieten mit ihren variablen<br />

Bestandteilen erfüllen. Das EOS forscht und berät<br />

in den Themenbereichen Architektur, Wohn- und<br />

Sozialbau, Energie- und Versorgungstechnik, Verkehrswesen<br />

sowie Energiemanagement, Energieund<br />

Umweltökonomie. Dabei orientiert es sich an<br />

den Grundsätzen Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit<br />

und Versorgungssicherheit. Die Gem<strong>ein</strong>de Rietschen<br />

wurde durch das Team z. B. bei der Bürgerberatung<br />

zu Energieeffizienz/Energie<strong>ein</strong>sparung und Erneuerbare<br />

Energien unterstützt, wobei auch das Projekt<br />

„Nahwärme Ortsteil Daubitz: Genossenschaft<br />

Dorfheizung“ beratend begleitet wurde.<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Prof. Dr.-Ing. Kathrin Lehmann<br />

Institut für Energieoptimierte Standorte<br />

c/o Hochschule Lausitz (FH)<br />

Fakultät 1<br />

Großenhainer Straße 57, 01968 Senftenberg<br />

Tel.: 03573 85-511<br />

E-Mail: Kathrin.Lehmann@hs-lausitz.de<br />

www.energieoptimierter-standort.de<br />

6.2.6 Förderver<strong>ein</strong> Sächsische Vogelschutzwarte<br />

Neschwitz e.V .<br />

6.3 Beispiellösungen aus dem Landkreis<br />

Görlitz<br />

6.3.1 Holzhackschnitzel-Wärmeversorgung<br />

in der Gem<strong>ein</strong>de Hohendubrau<br />

Ein gutes Beispiel für die Nutzung der Bioenergie im<br />

Landkreis Görlitz ist die Gem<strong>ein</strong>de Hohendubrau,<br />

die im Ortsteil Gebelzig mehrere kommunale Gebäude<br />

mit Holzhackschnitzeln beheizt. Der Heizbedarf<br />

des Schlosskomplexes mit Kindergarten und<br />

Grundschule in Gebelzig wurde früher mit Öl gedeckt.<br />

Nach der Sanierung erfolgt die Wärmeversorgung<br />

nun über <strong>ein</strong> Nahwärmenetz, unterstützt<br />

von <strong>ein</strong>em Sonnenkollektor auf dem Dach des ehemaligen<br />

Speichers. Außerdem sind <strong>ein</strong>e Bankfiliale,<br />

<strong>ein</strong> Einkaufsmarkt und Wohnhäuser an die Wärmetrasse<br />

angeschlossen. Die Ölheizung bleibt weiterhin<br />

als Spitzenlastkessel in Bereitschaft.<br />

Die Hackschnitzel werden aus Materialien der<br />

Landschaftspflege, von Durchforstungen und mit<br />

Hilfe <strong>ein</strong>er eigenen Kurzumtriebsplantage erzeugt.<br />

Einen Großteil der Holzhackschnitzel liefert <strong>ein</strong>e<br />

Weiden-KUP am Standort Weigersdorf. Gleichzeitig<br />

werden sämtliche anfallende Holzabfälle der<br />

Gem<strong>ein</strong>de, welche zur Hackschnitzelerzeugung<br />

geeignet sind, verwendet. Damit ist die gesamte<br />

Erzeugerkette in Hohendubrau in der Hand der Gem<strong>ein</strong>de.<br />

59<br />

6.3.2 Biogasanlage und Nahwärmenutzung<br />

in Berthelsdorf<br />

Information und Beratung zum vogelschutzgerechten<br />

Anbau der Energiepflanzen Raps, Mais,<br />

Sonnenblume u. a. für <strong>ein</strong>e lebenswerte sächsische<br />

Agrar landschaft bietet der:<br />

Förderver<strong>ein</strong> Sächsische Vogelschutzwarte<br />

Neschwitz e. V.<br />

Park 4, 02699 Neschwitz<br />

Tel. 035933-179862<br />

E-Mail: foerderver<strong>ein</strong>@vogelschutzwarte-neschwitz.de<br />

Durch <strong>ein</strong>e langjährige Kooperation mit der Ver<strong>ein</strong>igung<br />

zur Nutzung erneuerbarer Energien (VEE)<br />

Sachsen konnte die Idee <strong>ein</strong>es Bioenergiezentrums<br />

in der Oberlausitz inklusive der Biogasanlage Berthelsdorf<br />

umgesetzt werden. Bioenergiezentrum<br />

und Biogasanlage werden dabei in zwei eigenständigen<br />

Gesellschaften geführt, können sich aber<br />

durch zahlreiche Synergieeffekte stützen (z. B. Wärmenutzung).<br />

Die Biogasanlage stellt für die durch<br />

Substratlieferverträge (20 Jahre) an die Anlage angebundenen<br />

Landwirte in der strukturschwachen<br />

Region <strong>ein</strong>e wichtige weitere Einkommensquelle<br />

mit Zukunftsperspektive dar. Die erzeugte elektrische<br />

Energie entspricht dem Bedarf von ca. 1.500<br />

Haushalten.<br />

69


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

Die Biogasanlage (Abbildung 37) wurde auf <strong>ein</strong>em<br />

1,5 ha großen Grundstück errichtet und ist über gut<br />

ausgebaute Fahrstraßen problemlos erreichbar. Der<br />

Betrieb der Biogasanlage außerhalb des Ortes ist<br />

auch durch den Ernteverkehr ohne verkehrsbedingte<br />

Rückwirkungen möglich.<br />

Die Anlage wurde nach damaligen neuesten Erkenntnissen<br />

errichtet. Anstatt mit verschleißanfälligen<br />

Förderschnecken wird die Biomasse mit <strong>ein</strong>er<br />

Krananlage in die Fermenter <strong>ein</strong>gebracht. Die qualitativ<br />

hochwertige Biomasseaufbereitung ermöglicht<br />

es, die Anlage auch mit „minderwertiger“ oder Ersatzbiomasse,<br />

wie z. B. Landschaftspflegematerial,<br />

zu betreiben. Diese mechanische Aufbereitung erfolgt<br />

durch <strong>ein</strong>en Querstromzerspaner. Durch die<br />

flexible Nutzung von Einsatzstoffen wäre auch <strong>ein</strong><br />

Umstieg auf <strong>ein</strong>e Abfallanlage in Zukunft möglich.<br />

Die Anlage wird derzeit noch überwiegend mit<br />

nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Folgende<br />

Einsatzstoffe werden verwendet:<br />

Für <strong>ein</strong>en optimalen Anlagenbetrieb werden mindestens<br />

230 ha landwirtschaftliche Fläche benötigt.<br />

Insgesamt konnten 250 ha gesichert und mit Substratlieferverträgen<br />

mit <strong>ein</strong>er Laufzeit von 20 Jahren<br />

langfristig vertraglich fixiert werden. Auf dieser<br />

Fläche wird mit <strong>ein</strong>em durchschnittlichen Ertrag von<br />

44 Tonnen Frischmasse pro Hektar und Jahr gerechnet.<br />

Die Substrate werden in zwei gleich großen<br />

Fahrsilos von je 6.500 m³ Nutzinhalt gelagert. Die<br />

Tab. 12: Einsatzstoffbedarf der BGA Berthelsdorf<br />

Einsatzstoffe<br />

Menge pro Jahr<br />

Maissilage<br />

6.600 t<br />

Grassilage<br />

2.300 t<br />

GPS*und Zwischenfrüchte 2.200 t<br />

*Ganzpflanzensilage aus Getreide wie Roggen o.ä.<br />

Beschickung der Silos erfolgt über LKW und Traktoren<br />

mit Anhängerzügen, die vor der Entladung auf<br />

<strong>ein</strong>er Waage gewogen werden.<br />

Die Biogas Berthelsdorf GmbH & Co. KG erwirtschaftet<br />

jährlich ca. 845.000 € Energieerlöse aus<br />

Strom und 40.000 € aus Wärme.<br />

Das Nahwärmesystem<br />

Abb. 37: Biogasanlage Berthelsdorf (Foto: Awite Bioenergie<br />

GmbH)<br />

In Berthelsdorf wird die gesamte im BHKW erzeugte<br />

Wärme genutzt. Die Verstromung des Biogases<br />

erfolgt nicht an der Biogasanlage selbst. Um die<br />

Tab. 13: Steckbrief BGA Berthelsdorf<br />

Die Biogasanlage Berthelsdorf im Überblick<br />

Gesamtleistung der Anlage<br />

536 kW elektrisch<br />

Wärmeleistung der Anlage<br />

519 kW thermisch<br />

Standort<br />

Herrnhuter Straße, 02747 Berthelsdorf<br />

Kosten<br />

ca. EUR 2,9 Mio.<br />

Fertigstellung Dezember 2008<br />

Anlagenkonzept<br />

Trockenvergärung nach EEG<br />

Betreiber<br />

Biogas Berthelsdorf GmbH & Co. KG<br />

Wärmenutzungskonzept<br />

Nahwärmenutzung umliegender Liegenschaften<br />

Erzeugte Strommenge rd. 4 Mio kWh p. a.<br />

Erzeugte Wärmemenge<br />

rd. 3,9 Mio kWh p. a. (100 % Auskopplung)<br />

70


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

Wärme direkt beim Verbraucher zu erzeugen, wurde<br />

<strong>ein</strong>e 350 m lange Gasleitung von der Biogasanlage<br />

zum BHKW-Standort im Ort gelegt. Von dort<br />

sind die Wärmekunden (Tabelle 14) über <strong>ein</strong> 750 m<br />

langes Nahwärmenetz angebunden. Das System ist<br />

so gesteuert, dass die Wohn- und Verwaltungsgebäude<br />

sowie die Gärtnerei bevorzugten Zugriff haben.<br />

Die Restwärme nutzt das Bioenergiezentrum.<br />

Der Bau des Nahwärmenetzes wurde mit <strong>ein</strong>em Investitionszuschuss<br />

in Höhe von 164 T€ gefördert.<br />

Tab. 14: Übersicht der Wärmenutzer der BGA Berthelsdorf<br />

Wärmenutzer<br />

Diakoniewerk<br />

Oberlausitz<br />

Gärtnerei<br />

F. Dienel<br />

3 Gebäude,<br />

Hr. Neuer<br />

Verwaltungsund<br />

Wohngebäude<br />

Bioenergiezentrum<br />

(Holztrocknung)<br />

Bedarf<br />

ca. 400.000 - 500.000 kWh<br />

ca. 200.000 kWh<br />

ca. 100.000 kWh<br />

ca. 100.000 kWh<br />

ca. 3.000.000 kWh<br />

6.3.3 Bürgergenossenschaft „Dorfheizung<br />

Daubitz“<br />

Unter dem Eindruck beständig steigender Energiekosten<br />

entstand in Daubitz, <strong>ein</strong>em Ortsteil der<br />

Gem<strong>ein</strong>de Rietschen, die Idee, die Abwärme der<br />

Biogasanlage des ortsansässigen Agrarbetriebes als<br />

günstige Heizenergie zu nutzen. Bis dahin erzeugten<br />

die Bürger ihre Heizwärme fast ausschließlich<br />

über Ölheizungen. Die Einwohner nahmen 2010<br />

Verhandlungen mit dem örtlichen Agrarbetrieb auf,<br />

der dem Anliegen sehr aufgeschlossen gegenüber<br />

stand. Sie gründeten bereits 2011 die Bürgergenossenschaft<br />

Dorfheizung Daubitz e. G.<br />

Durch die Schlesische Agrargenossenschaft ist im<br />

Zentrum des Ortsteiles <strong>ein</strong> Blockheizkraftwerk errichtet<br />

worden, welches die Wärme für die Dorfheizung<br />

erzeugt. Durch die Dorfheizung Daubitz<br />

e. G. wird das Nahwärmenetz <strong>ein</strong>schließlich <strong>ein</strong>er<br />

Feuerungsanlage zur Absicherung von Verbrauchsspitzen<br />

und als Redundanz errichtet. Die Nahwärmeversorgung<br />

soll ab der Heizperiode 2013/2014<br />

abgesichert werden.<br />

Insgesamt haben im Ortsteil Daubitz 52 Grundstücksbesitzer<br />

ihre Bereitschaft zum Anschluss an<br />

die Dorfheizung schriftlich bestätigt. Laut Satzung<br />

muss jeder Wärmekunde auch Mitglied der Genossenschaft<br />

werden. Wichtige Mitglieder sind<br />

die Gem<strong>ein</strong>de Rietschen, die Evangelische St. Georgs<br />

Kirchengem<strong>ein</strong>de, die Schlesische Agrargenossenschaft<br />

Daubitz e.G. sowie die Evangelische<br />

Freikirchliche Gem<strong>ein</strong>de. Die Kommune selbst betreibt<br />

im betreffenden Bereich wichtige gem<strong>ein</strong>dliche<br />

Einrichtungen wie ihre Grundschule, <strong>ein</strong> Ver<strong>ein</strong>shaus<br />

sowie das Gebäude der Feuerwehr. Die<br />

Evangelische Kindertagesstätte, die Evangelische<br />

Kirche, das Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengem<strong>ein</strong>de<br />

sowie die Einrichtung der Freikirchlichen<br />

Gem<strong>ein</strong>de der Brüdergem<strong>ein</strong>de Lausitz e. V. sind<br />

wichtige Einrichtungen des Ortsteiles, die von <strong>ein</strong>er<br />

breiten Bevölkerungsschicht genutzt werden.<br />

All diese Einrichtungen werden an die Dorfheizung<br />

angeschlossen.<br />

Weitere Privathaushalte außerhalb des direkten<br />

Umfeldes, welches bei der Planung und Prüfung<br />

der Wirtschaftlichkeit des Projektes betrachtet wurde,<br />

haben bereits Interesse bekundet. Durch den<br />

Anschluss an das Nahwärmenetz werden die im<br />

Dorfzentrum stehenden Gebäude enorm aufgewertet.<br />

Alle beteiligten Gebäude erhalten <strong>ein</strong> Heizungssystem<br />

nach neuestem Energiestandard mit<br />

zurzeit optimalem Wirkungsgrad.<br />

Die „Wärmekunden“ erhalten durch den Anschluss<br />

an die Dorfheizung langfristig gesicherte Wärmepreise,<br />

die sich nicht an den Öl- und Gaspreisen<br />

orientieren. Ein wesentlicher Nutzen der Dorfheizung<br />

ist, dass nicht nur durch den Bau der Anlage,<br />

sondern auch durch ihren Betrieb die lokalen Wertschöpfungsketten<br />

gestärkt werden.<br />

In der Biogasanlage der Agrargenossenschaft werden<br />

hauptsächlich Rindergülle und Rinderfestmist<br />

aus der eigenen Rinderproduktion, dazu Maissilage<br />

<strong>ein</strong>gesetzt. Durch die Veredlung von Reststoffen<br />

wird so <strong>ein</strong>e erweiterte Wertschöpfung erreicht.<br />

Durch die Anlage wird im Bereich der Verwaltung<br />

nach Gesamtausbau zusätzlich <strong>ein</strong>e Teilzeitstelle<br />

(50 %) geschaffen. Der Agrarbetrieb erhält für die<br />

von ihm produzierte Wärme langfristig gebundene<br />

Kunden. Für die Wartung und den Betrieb der Anlage<br />

werden ortsansässige Unternehmen <strong>ein</strong>gesetzt.<br />

71


Handlungsmöglichkeiten in der Region<br />

Das Projekt wurde im Rahmen des Förderprogrammes<br />

Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) in der<br />

ILE-Region Lausitzer Seenland umgesetzt.<br />

Das Gesamtvorhaben wurde über <strong>ein</strong>en Mix aus<br />

folgenden verschiedenen Quellen finanziert:<br />

• Fördermittel aus der ILE-Region,<br />

• Förderkredit der Kreditan stalt für Wieder aufbau<br />

(KfW),<br />

• Mittel des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(BAFA),<br />

• Mittel der Hausbank,<br />

• Investitionszuschüsse der Mitglieder der Genossenschaft.<br />

Die für den Wärmeabnehmer entstehenden Kosten<br />

wurden auf der Basis der entstehenden Investitions-<br />

und Betreiberkosten ermittelt und in die<br />

Wärmelieferverträge <strong>ein</strong>gearbeitet. Monatlich sind<br />

<strong>ein</strong> Arbeitspreis und Grundpreis zu zahlen. Ferner<br />

entsteht dem Wärmeabnehmer in Form des Baukostenzuschusses<br />

<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>malige Aufwendung.<br />

Ansprechpartner für das Projekt:<br />

Grontmij GmbH<br />

i. V. Helmut Perk<br />

Ressortleiter Raum- & Umweltplanung Rietschen<br />

Tel.: 035772 424-10<br />

E-Mail: helmut.perk@grontmij.de<br />

6.3.4 Energie-ökologische<br />

Modellstadt Ostritz St. Marienthal<br />

Strom und Wärme für <strong>ein</strong>e ganze Stadt aus erneuerbaren<br />

Energieträgern<br />

Die Stiftung Internationales Begegnungszentrum<br />

St. Marienthal hat, ebenso wie die Stadt Ostritz,<br />

nach der politischen Wende im Jahr 1990 <strong>ein</strong> großes<br />

Interesse an <strong>ein</strong>er nachhaltigen Stadtentwicklung<br />

sowie an <strong>ein</strong>er Neuorientierung gezeigt. Die<br />

Bezeichnung der Region als „Schwarzes Dreieck“<br />

war Sinnbild für <strong>ein</strong>e Natur und Landschaft zerstö-<br />

rende Wirtschaftspolitik. Unter der Mithilfe zahlreicher<br />

engagierter Partner entstand das Projekt<br />

„Energie-ökologische Modellstadt Ostritz – St. Marienthal“.<br />

Mit diesem Projekt erreicht <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>stadt<br />

in geradezu modellhafter Weise dadurch ihre<br />

Zukunftsfähigkeit, dass sie konzeptionelle Arbeit,<br />

bürgerschaftliches Engagement und Bildung für<br />

Nachhaltigkeit so verknüpft, dass <strong>ein</strong>e nachhaltige<br />

Stadt- und Regionalentwicklung im umfassenden<br />

Sinne (sozial, ökologisch, wirtschaftlich) möglich ist.<br />

Die Entwicklung der Modellstadt lässt sich in zwei<br />

Phasen unterteilen.<br />

Phase 1<br />

Die erste Phase erstreckte sich über den Zeitraum<br />

von 1996 bis 2000. In dieser Zeit wurden in Ostritz<br />

schrittweise Demonstrationsanlagen mit erneuerbaren<br />

Energieträgern errichtet. Zu den Demonstrationsanlagen<br />

gehören das Biomasseheizkraftwerk,<br />

das Wasserkraftwerk in St. Marienthal, die Solaranlagen<br />

auf gem<strong>ein</strong>nützigen und privaten Einrichtungen<br />

sowie die Windräder im Ortsteil Leuba. Durch<br />

die Umsetzung des Projektes „Energie-ökologische<br />

Modellstadt Ostritz-St. Marienthal“ ist es möglich,<br />

die gesamte Stadt Ostritz mit Wärme und Strom<br />

aus regenerativen Energieträgern zu versorgen.<br />

Phase 2<br />

Im Jahr 2004 entstand <strong>ein</strong>e Bürgerinitiative, um die<br />

Modellstadt weiter zu entwickeln. Ostritzer Bürgerinnen<br />

und Bürger definierten auf Initiative des Internationalen<br />

Begegnungszentrums St. Marienthal<br />

sechs Schwerpunktbereiche, in denen sich die Stadt<br />

weiterentwickeln sollte.<br />

Während in der ersten Phase der „Energie-ökologischen<br />

Modellstadt“ überwiegend technische Projekte<br />

realisiert wurden, geht es in der zweiten Phase<br />

vor allem um die nachhaltige Entwicklung der Stadt.<br />

Dies bedeutet <strong>ein</strong>e gleichzeitige Entfaltung im sozialen,<br />

ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Bereich.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.modellstadt.ibz-marienthal.de<br />

72


Ralf-Uwe Syrbe, Olaf Bastian, Reimund St<strong>ein</strong>häußer, Gerd Lupp, Harald Neitzel, Birgit Fleischer<br />

6.4 Zertifizierung von Biomasse –<br />

Chancen für mehr Nachhaltigkeit?<br />

6.4.1 Zertifizierung von holziger Biomasse –<br />

FSC, PEFC und Naturland<br />

In der Forstwirtschaft bestehen bereits seit <strong>ein</strong>igen<br />

Jahren mit dem „Forest Stewardship Council“, kurz<br />

FSC, und dem „Programme for the Endorsement of<br />

Forest Certification Schemes“, abgekürzt PEFC,<br />

zwei anerkannte, weltweit verbreitete Systeme zur<br />

Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung.<br />

Obwohl diese Zertifikate freiwillig sind, beteiligen<br />

sich in Deutschland sehr viele Waldbesitzer, Sägewerke,<br />

Papierhersteller und weiterverarbeitende<br />

Betriebe. Ihre Logos finden Endkunden auf zahlreichen<br />

Produkten wie Milch- oder Getränkeverpackungen,<br />

Buchrücken, im Baumarkt oder auf Möbeln.<br />

Das sehr weit verbreitete PEFC-System basiert auf<br />

den Ver<strong>ein</strong>barungen der Europäischen Ministerkonferenzen<br />

zum Schutz der Wälder und wird von europäischen<br />

Waldbesitzerverbänden sowie der europäischen<br />

Forst- und Holzwirtschaft getragen. Viele<br />

Wälder, die im Besitz der Bundesländer und von Gem<strong>ein</strong>den<br />

sind, ebenso Privatwälder, sind PEFC-zertifiziert.<br />

Einzuhalten sind Standards der naturnahen<br />

Waldbewirtschaftung, wie Erhalt und Schaffung<br />

von Mischbeständen, Unterlassung von Kahlschlägen,<br />

bodenschonende Waldbewirtschaftung und<br />

Schutz von Biotopen. Auf Grundlage <strong>ein</strong>es regionalen<br />

Waldberichts, der alle fünf Jahre erhoben<br />

wird und damit <strong>ein</strong>e Kontrolle bietet, findet <strong>ein</strong>e<br />

regionale Zertifizierung statt. Die regionalen Waldbesitzer<br />

können durch <strong>ein</strong>e Selbstverpflichtung, die<br />

jährlich durch Stichproben von den Zertifizierungsstellen<br />

wie dem TÜV-Nord überprüft werden, <strong>ein</strong>e<br />

PEFC-Zertifizierung erhalten 60 .<br />

Beim FSC wird die gesamte Verwertungskette zertifiziert.<br />

Hauptunterschied zu PEFC ist der <strong>ein</strong>zelbetriebliche<br />

Ansatz und <strong>ein</strong>e entsprechende Kontrolle<br />

jedes <strong>ein</strong>zelnen Betriebes. Neben ökologischen<br />

Kriterien, die in ihrem Anspruch über die Standards<br />

des PEFC hinausgehen (z. B. nicht bewirtschaftete<br />

„Referenzflächen“, Pestizid<strong>ein</strong>satz), werden explizit<br />

auch soziale und ökonomische Zielstellungen<br />

(<strong>ein</strong>zuhaltende Mindeststandards für Unternehmer,<br />

Sozialversicherungspflicht) gefordert und regelmäßig<br />

durch unabhängige Gutachter überprüft. In<br />

Deutschland sind vor allem Waldflächen im kommunalem<br />

Besitz (z. B. Freiburg im Breisgau), aber<br />

auch Privatwälder nach FSC zertifiziert 61 .<br />

Daneben gibt es die Möglichkeit, als Mitglied<br />

des Ökolandbauver<strong>ein</strong>s Naturland gemäß deren<br />

Richtlinien <strong>ein</strong>e ökologische Waldbewirtschaftung<br />

durchzuführen. Der Weg führt dort über <strong>ein</strong>en Lizenzvertrag<br />

mit der Naturland Zeichen GmbH, in<br />

dem sich der Lizenznehmer an die Richtlinien von<br />

Naturland bindet und im Gegenzug das Naturlandzeichen<br />

für s<strong>ein</strong>e Produkte nutzen kann. Auch hier<br />

werden regelmäßige Kontrollen durch unabhängige<br />

staatlich zugelassene Kontrollstellen durchgeführt.<br />

Die Naturland-Kriterien sind noch strenger als bei<br />

FSC (z. B. 10 % Referenzflächen ohne Bewirtschaftung,<br />

Anlehnung der zu entwickelnden Wälder<br />

an die regionale Naturwaldgesellschaft etc.). Der<br />

Stadtwald von Lübeck wird nach diesen Kriterien<br />

bewirtschaftet 62 .<br />

6.4.2 Zertifizierung flüssiger Biomasse<br />

Die zunehmende Nutzung von flüssiger Biomasse,<br />

insbesondere für Bio-Treibstoffe und Pflanzenölkraftwerke,<br />

führte dazu, dass Ethanol und Biodiesel<br />

aus Indonesien und Brasilien <strong>ein</strong>geführt wurde. Mit<br />

der Abholzung von Regenwäldern zur Deckung des<br />

wachsenden Bedarfs an Biotreibstoffen, etwa für<br />

Palmölplantagen oder Sojaanbauflächen, werden<br />

Naturschutz- und Klimaschutzziele, die mit dem<br />

Einsatz von Biomasse als Energieträger eigentlich<br />

bezweckt werden, ad Absurdum geführt. Um dieser<br />

Entwicklung entgegenzusteuern, gelten seit 2009<br />

die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung und<br />

die Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung. Betreiber<br />

z. B. von Pflanzenölkraftwerken erhalten nur<br />

dann die EEG-Vergütung, wenn diese nachweisen,<br />

ausschließlich zertifizierte Treibstoffe bzw. Pflanzenöle<br />

<strong>ein</strong>zusetzen. Das Zertifizierungssystem soll<br />

die Einhaltung von Mindeststandards bei der Erzeugung<br />

von flüssiger Biomasse unabhängig vom Herkunftsland<br />

sichern. Entlang der gesamten Verwertungskette<br />

vom Acker bis zum Kraftwerk müssen<br />

Nachhaltigkeitskriterien <strong>ein</strong>gehalten werden und<br />

<strong>ein</strong>e genaue Massenbilanzierung erfolgen. Dies<br />

beginnt bei den Agrarbetrieben, denen die Einhaltung<br />

entsprechender Nachhaltigkeitsstandards besch<strong>ein</strong>igt<br />

wird. Anlagenbetreiber müssen den Einsatz<br />

dieser Rohstoffe nachweisen und Lieferwege<br />

bzw. -mengen <strong>ein</strong>deutig zurückverfolgen können.<br />

73


Fazit und Ausblick<br />

Zudem müssen im Rahmen der Verwertung nachweislich<br />

mindestens 35 % weniger Treibhausgase<br />

freigesetzt werden, als wenn bei der energetischen<br />

Verwertung fossile Energieträger <strong>ein</strong>gesetzt würden.<br />

Die Produktion gemäß dieser gesetzlichen Vorgaben<br />

wird durch <strong>ein</strong> Zertifikat <strong>ein</strong>es vom Bundesamt<br />

für Ernährung und Landwirtschaft anerkannten<br />

Zertifizierungssystems besch<strong>ein</strong>igt. Kontrolliert<br />

werden diese Kriterien jährlich durch sogenannte<br />

Audits. Aktuell gültige Zertifizierungssysteme werden<br />

durch das Bundesamt für Landwirtschaft und<br />

Ernährung veröffentlicht 63 .<br />

Für die Produktion von Biogas gibt es bislang k<strong>ein</strong>e<br />

Regelungen, es ist aber zu erwarten, dass <strong>ein</strong> Zertifizierungssystem<br />

ähnlich dem für flüssige Biomasse<br />

etabliert wird, da mit der EEG-Novelle im Jahr 2011<br />

auch die Voraussetzungen für die Zertifizierung<br />

flüssiger und fester Biomasse geschaffen wurden.<br />

6.4.3 Nachhaltigkeit selbst gemacht – Regionale<br />

Standards setzen<br />

Über die gesetzlichen Standards zur Zertifizierung<br />

oder die forstlichen Zertifikate hinaus bestehen in<br />

der Bildung regionaler Markenzeichen Möglichkeiten,<br />

sich freiwillig auf <strong>ein</strong>zuhaltende Standards zu<br />

<strong>ein</strong>igen. Für das regionale Markenzeichen werden<br />

<strong>ein</strong>zuhaltende Qualitäts- und Erzeugungsstandards<br />

festgelegt, ebenso <strong>ein</strong>e genaue räumliche Abgrenzung,<br />

in der die Produktion bzw. Weiterverarbeitung<br />

der Rohstoffe erfolgt.<br />

Das Logo des regionalen Markenzeichens, oft als<br />

„Dachmarke“ bezeichnet, wird durch <strong>ein</strong> Gremium<br />

dann vergeben, wenn Erzeuger und Verwerter<br />

die Einhaltung der gesetzten regionalen Standards<br />

nachweisen und sie ihre Ware im definierten Bereich<br />

<strong>ein</strong>er Region anbauen bzw. daraus beziehen.<br />

Diese regionalen Ansätze leben vor allem von ihrer<br />

Transparenz auch und gerade gegenüber dem Endkunden,<br />

dem Einwohner oder Besucher <strong>ein</strong>er Region.<br />

Beispiele für derartige Strategien, die regionale<br />

Qualitätskriterien bei der Erzeugung erneuerbarer<br />

Energie entwickeln, sind beispielsweise Plenum-Bodensee<br />

(www.plenum-bodensee.de), die Regionalmarke<br />

EIFEL oder die Bioenergie-Region 2.0 in der<br />

Altmark (www.altmark.eu).<br />

Für die gegründete Bio-Rohstoff-Region Oberlausitz-Niederschlesien<br />

wird <strong>ein</strong> derartiger Ansatz<br />

ebenfalls <strong>ein</strong> Weg s<strong>ein</strong>, zu <strong>ein</strong>er verbesserten Erzeugung<br />

und Verwertung von Energiepflanzen zu<br />

gelangen, Produzenten von Biomasse, Anlagenbetreiber<br />

und Endkunden besser zu vernetzen und<br />

Wertschöpfung zu generieren.<br />

7 Fazit und Ausblick<br />

Die Bereitstellung von Bioenergie bietet zahlreiche<br />

Entwicklungsperspektiven, gerade für <strong>ein</strong>en<br />

peripheren ländlichen Raum wie den Landkreis<br />

Görlitz. Bedingt durch verschiedene Anreize, z. B.<br />

durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, aber auch<br />

durch energiepolitische Zielsetzungen des Freistaates<br />

Sachsen und des Landkreises, wird der Energiepflanzenanbau<br />

die Landschaft in Zukunft stärker<br />

prägen. Wie sich dies auswirkt, ist von vielen<br />

Faktoren abhängig. Die Vielfalt verfügbarer Technologien<br />

erlaubt sowohl stark zentralisierte Lösungen,<br />

die an wenige Großanlagen gekoppelt sind,<br />

als auch kl<strong>ein</strong>räumig-dezentrale Entwicklungen.<br />

Zugleich bestimmen die Entscheidungen und das<br />

Verhalten der Menschen im Landkreis Görlitz - der<br />

Produzenten, der Konsumenten und der in ihrem<br />

Lebensumfeld Betroffenen - wesentlich mit, in<br />

welche Richtung die Entwicklung geht. Aufgrund<br />

der begrenzten Verfügbarkeit der Ressource Boden<br />

werden die Weichen für die zukünftige Landnutzung<br />

bereits jetzt gestellt. Dabei entscheidet sich,<br />

welche Leistungen die Agrarlandschaft künftig erbringen<br />

kann, ob ihr historisch entstandener Charakter<br />

erhalten bleibt, die Fruchtbarkeit der Böden,<br />

die Menge und Qualität von Wasser und Luft, die<br />

Vielfalt an Arten und Ökosystemen.<br />

Grundsätzlich ist mit <strong>ein</strong>er weiteren Zunahme an<br />

Bioenergieanlagen und <strong>ein</strong>er Intensivierung der<br />

Landnutzung sowohl im Wald als auch auf dem<br />

Acker zu rechnen. Jedoch muss festgestellt werden,<br />

dass sich diese Ausdehnung des Energiepflanzenanbaus<br />

im Landkreis Görlitz gegenwärtig noch<br />

auf <strong>ein</strong>em im Vergleich zu anderen Regionen in<br />

Deutschland niedrigen Niveau abspielt. Dennoch ist<br />

auch hier sehr bald damit zu rechnen, dass die Flä-<br />

74


Fazit und Ausblick<br />

chenressourcen für den Anbau von Energiepflanzen<br />

erschöpft sind, wodurch Flächenkonkurrenzen zunehmen,<br />

verbunden mit steigenden Bodenpreisen.<br />

Durch <strong>ein</strong>e Analyse von Rohstoffangebot und Energiebedarf<br />

kann <strong>ein</strong>e abgestimmte und nachhaltige<br />

Versorgung des Landkreises mit Bioenergie ermöglicht<br />

werden. Dabei muss zunehmend die Nutzung<br />

von Reststoffen und Landschaftspflegematerial in<br />

den Mittelpunkt rücken. Die dafür geeignete Technologie<br />

steht prinzipiell zur Verfügung, muss im<br />

Landkreis Görlitz aber noch <strong>ein</strong>geführt werden und<br />

Nachahmer finden. Ein wichtiger Schritt in diese<br />

Richtung wäre der Aufbau entsprechender Pilotanlagen,<br />

im Idealfall in Form von Gem<strong>ein</strong>schaftsanlagen<br />

regionaler Akteure.<br />

Artenvielfalt und Energiepflanzenanbau schließen<br />

sich nicht aus. Eine größere Vielfalt an Energiepflanzen<br />

hinsichtlich Artenzahl, Genvarianz, Wuchshöhe,<br />

Bestandsführung, Ersch<strong>ein</strong>ungsbild und Nahrungsgrundlage<br />

für Wildtiere könnten <strong>ein</strong>en Beitrag<br />

zur Biodiversität und zum Naturschutz leisten. Ein<br />

Hauptaugenmerk muss auf die spezifischen Standortbedingungen<br />

gelegt werden. Produktivität und<br />

Bodenerhalt sind eng mit<strong>ein</strong>ander verknüpft, um<br />

heute und in Zukunft wirtschaftlich arbeiten zu<br />

können. Besonders auf diese Problematik abgestellte<br />

Fördermaßnahmen, die den Beitrag der Landwirte<br />

für die Landschaft vergüten, sind weiterhin<br />

notwendig und sollten auch in Zukunft realisiert<br />

werden.<br />

Bioenergie stellt sich für viele Akteure als ökonomisch<br />

und ökologisch interessante Alternative dar.<br />

In ihrer noch kurzen Geschichte fehlen Erfahrungen.<br />

So führten teilweise ungeeignete Rahmensetzungen<br />

zu unerwünschten Nebenwirkungen. Als<br />

besonders nachteilig erwiesen sich z. B. die Privilegierung<br />

von landwirtschaftlichen Anlagen, die<br />

dadurch fern von Verbrauchern errichtet wurden,<br />

und die <strong>ein</strong>seitig gesetzten Anreize ohne Rücksicht<br />

auf Bedarf und Flächenwirkungen. In diesen Punkten<br />

sind <strong>ein</strong> Umdenken und überlegte Korrekturen<br />

notwendig. Da die zukünftige Entwicklung nie völlig<br />

vorhersehbar ist, sollten die langfristigen Folgen<br />

von Entscheidungen stets bedacht und anpassungsfähige<br />

Strukturen geschaffen werden.<br />

Wenn auch die äußeren politischen und ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen <strong>ein</strong>e entscheidende<br />

Rolle spielen, so bestehen aber auch viele Gestaltungsmöglichkeiten<br />

vor Ort. Eine wichtige Voraussetzung<br />

für <strong>ein</strong>e zukunftsfähige Bioenergie -Perspektive<br />

für den Erhalt <strong>ein</strong>er gesunden Umwelt und<br />

<strong>ein</strong>er vielfältigen Landschaft im Landkreis ist das<br />

Engagement s<strong>ein</strong>er Bürger. Wenn dieser Leitfaden<br />

hierfür Anregungen und Hilfestellung aufgezeigt<br />

hat, kann s<strong>ein</strong>e Zielstellung als erfüllt betrachtet<br />

werden.<br />

Podsumowanie i perspektywy<br />

Dostarczanie bioenergii otwiera wiele perspektyw<br />

rozwoju, przede wszystkim obszarom wiejskim<br />

położonym na peryferiach, takim, jak powiat<br />

ziemski Görlitz. Dzięki różnym zachętom,<br />

np. wynikającym z ustawy o odnawialnych<br />

źródłach energii, jak też dzięki celom polityki<br />

energetycznej Kraju ZwiązkowegoSaksonii i<br />

powiatu, uprawa roślin energetycznych będzie<br />

w przyszłości jeszcze bardziej kształtować<br />

krajobraz. Jakie to będzie miało skutki, zależy<br />

od wielu czynników. Różnorodność dostępnych<br />

technologii pozwala zarówno na rozwiązania w<br />

dużym stopniu scentralizowane, oznaczające<br />

przyłączenie użytkowników do niewielkiej<br />

liczby dużych instalacji, jak też na rozwiązania<br />

- na małych obszarach - zdecentralizowane.<br />

Jednocześnie istotny wpływ na to, w którym<br />

kierunku ten proces się potoczy, mają decyzje<br />

oraz zachowania ludzi mieszkających w powiecie<br />

Görlitz – jako producentów, konsumentów i osób<br />

zainteresowanych swoim otoczeniem. Ze względu<br />

na ograniczoną dostępność ziemi pod uprawy, już<br />

teraz wytyczane są zasady jej wykorzystywania<br />

w przyszłości. To teraz rozstrzyga się, jak w<br />

przyszłości może wyglądać krajobraz rolniczy, czy<br />

jego historycznie ukształtowany charakter zostanie<br />

zachowany, czy zachowana zostanie żyzność<br />

gleb, jakość wody i powietrza, różnorodność<br />

gatunkówi ekosystemów.<br />

Zasadniczo trzeba liczyć się z większą ilością<br />

instalacji bioenergetycznych i wzrostem<br />

75


Fazit und Ausblick<br />

intensywności użytkowania ziemi, zarówno na<br />

obszarach leśnych jak i rolniczych. Jednakże<br />

należy stwierdzić, iż takie poszerzanie upraw roślin<br />

energetycznych w powiecie Görlitz ma obecnie<br />

wymiar mniej intensywny, niż w innych regionach<br />

Niemiec. Mimo to również tutaj już niedługo należy<br />

się liczyć z wyczerpaniem zasobów powierzchni<br />

dla uprawy roślin energetycznych, co przyniesie<br />

wzrost konkurencji o powierzchnie, powiązany ze<br />

wzrostem cen za ziemię.<br />

Na podstawie analizy podaży surowców i<br />

popytu na energię można przyjąć, że istnieje<br />

możliwość zapewnienia spójnego i trwałego/<br />

zrównoważonego systemu zaopatrzenia<br />

powiatu w bioenergię. Wówczas w centrum<br />

zainteresowania musi się w coraz większym<br />

stopniu znaleźć kwestia wykorzystywania<br />

pozostałości innych niż produkty uboczne ( n.p.<br />

słoma) i materiały organiczne, powstające podczas<br />

zabiegów pielęgnacyjnych roślin. Potrzebna do<br />

tego technologia jest zasadniczo dostępna, ale<br />

w powiecie Görlitz należy ją dopiero wdrożyć i<br />

znaleźć naśladowców. Ważnym krokiem w tym<br />

kierunku byłaby budowa odpowiednich instalacji<br />

pilotażowych, najlepiej w formie wspólnych<br />

inwestycji podmiotów regionalnych.<br />

Różnorodność gatunków i uprawa roślin<br />

energetycznych nie wykluczają się. Większa<br />

różnorodność roślin energetycznych pod<br />

względem ilości gatunków, wariantów<br />

genetycznych, wysokości wzrostu, zarządzania<br />

zapasami, zasobów pokarmowych dla<br />

dzikich zwierząt mogłyby przyczynić się do<br />

bioróżnorodności i ochrony przyrody. Szczególną<br />

uwagę należy zwrócić na specyficzne warunki<br />

wynikające z danej lokalizacji. Produktywność i<br />

ochrona gleb są ściśle ze sobą powiązane, jeżeli<br />

celem jest to, by teraz i w przyszłości móc działać<br />

ekonomicznie. Środki w postaci dofinansowania,<br />

kierowanego na realizację tych zagadnień przez<br />

rolników na rzecz krajobrazu są nadal potrzebne i<br />

winny być również w przyszłości realizowane.<br />

Bioenergia jest dla wielu podmiotów interesującą<br />

alternatywą ekonomiczną i ekologiczną. W jej<br />

krótkiej jeszcze historii brakuje doświadczeń.<br />

Częściowo nieodpowiednio wyznaczone kierunki<br />

prowadziły do niepożądanych działań ubocznych.<br />

Szczególnie negatywne skutki przyniosło np.<br />

uprzywilejowanie urządzeń rolniczych, które<br />

budowano z dala od użytkowników, a także<br />

jednostronnie ustanowione zachęty, bez<br />

uwzględnienia zapotrzebowania i oddziaływania<br />

upraw na glebę. W tych punktach potrzebna<br />

jest zmiana myślenia i przemyślane korekty. Ze<br />

względu na to, że przyszły rozwój nigdy nie jest w<br />

pełni przewidywalny, zawsze należy uwzględniać<br />

długoterminowe skutki decyzji i stwarzać<br />

elastyczne struktury reagowania, wyposażone w<br />

mechanizmy przystosowawcze. Na pierwszym<br />

planie powinna się znaleźć rozbudowa lokalnych i<br />

regionalnych sieci, mających na celu pozyskiwanie<br />

i wykorzystanie biomasy oraz wymianę energii<br />

elektryczneji wymianę doświadczeń ponad<br />

granicami państw.<br />

Chociaż zewnętrzne polityczne i ekonomiczne<br />

warunki ramowe odgrywają decydującą rolę, to<br />

mimo wszystko istnieje jeszcze wiele możliwości<br />

działania lokalnego. Ważnym warunkiem istnienia<br />

perspektyw przyszłościowych dla bioenergii, dla<br />

zachowania zdrowego środowiska i różnorodności<br />

krajobrazu w powiecie, jest zaangażowanie<br />

jego obywateli. Jeśli te przemyślenia staną się<br />

impulsem i pomocą do spełnienia wspomnianego<br />

warunku, wówczas można mówić o spełnieniu<br />

celów, które tym przemyśleniom przyświecały.<br />

76


Quellenverzeichnis<br />

1 Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 23. April 2009 zur Förderung der<br />

Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur<br />

Änderung und anschließenden Aufhebung der Richtlinien<br />

2001/77/EG und 2003/30/EG.<br />

2 Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />

(SMUL) (2009): Programm zur Biologischen<br />

Vielfalt im Freistaat Sachsen des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt und Landwirtschaft. Dresden,<br />

27 S. [online: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/<br />

download/natur/BioDiv_Prog_Mrz09_fin.pdf, Zugriff<br />

am 12.06.2013]<br />

3 Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />

(SMUL) (2009a): Programm zur Biologischen<br />

Vielfalt im Freistaat Sachsen des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt und Landwirtschaft. Dresden.<br />

4 Bundesamt für Naturschutz (BfN): Hotspots der Biologischen<br />

Vielfalt. [online: http://www.biologischevielfalt.de/hotspots.html,<br />

Zugriff 12.06.2013]<br />

5 Datenauskunft vom Sächsischen Landesamt für Umwelt,<br />

Landwirtschaft und Geologie, Außenstelle Löbau<br />

2012.<br />

6 Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS):<br />

Karte der erneuerbaren Energien. [online: http://www.<br />

energymap.info, Zugriff am 12.06.2013]<br />

7 Kommission der Europäischen Union (2010): Die<br />

GAP bis 2020: Nahrungsmittel, natürliche Ressourcen<br />

und ländliche Gebiete – die künftigen Herausforderungen.<br />

Mitteilung der Kommission an das Europäische<br />

Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschaftsund<br />

Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen.<br />

[online: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUri-<br />

Serv.do?uri=COM:2010:0672:FIN:de:PDF, Zugriff am<br />

12.06.2013]<br />

8 Kremen, C. (2005): Managing ecosystem services:<br />

what do we need to know about their ecology? Ecology<br />

Letters 5 (8) 468-479.<br />

9 Umweltbundesamt (Hrsg., 2008): Bodenschutz beim<br />

Anbau nachwachsender Rohstoffe - Empfehlungen der<br />

„Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt“,<br />

2. Aufl. 2009.<br />

10 Bernardy, P.; Dziewiaty, K. (2005): Zur Problematik<br />

des Anbaus nachwachsender Rohstoffe und dem Erhalt<br />

<strong>ein</strong>er artenreichen Ackerlandschaft, Literaturrecherche<br />

als Vorbereitung zur Einrichtung <strong>ein</strong>es Arbeitskreises.<br />

Landkreis Lüchow-Dannenberg (unveröffentlicht).<br />

11 Glemnitz, M.; Platen, R.; Hufnagel, J. (2010): Auswirkungen<br />

des landwirtschaftlichen Anbaus von Energiepflanzen<br />

auf die Biodiversität - Optionen in der Anbaugestaltung.<br />

Umwelt und Raum 1, S. 77-90.<br />

Greiff, K. B.; Weber-Blaschke, G.; Faustlich, M.; von<br />

Haaren, C. (2010): Förderung <strong>ein</strong>es umweltschonenden<br />

Energiepflanzenanbaus. Naturschutz und Landschaftsplanung<br />

42, S. 101-107.<br />

12 Böhm, C.; Quinkenst<strong>ein</strong>, A.; Freese, D. (2012): Vergleichende<br />

Betrachtung des Agrarholz- und Energiemaisanbaus<br />

aus Sicht des Bodenschutzes. Bodenschutz<br />

2/2012, S. 36-43.<br />

13 Folgende Quellen wurden für die Erstellung der<br />

Steckbriefe verwendet:<br />

FNR (2012): Energiepflanzen für Biogasanlagen<br />

Sachsen. [Online: http://mediathek.fnr.de/media/<br />

downloadable/files/samples/f/n/fnr_brosch.energiepflanzen-sachsen.pdf,<br />

Zugriff am 13.06.2013]<br />

Fachverband Biogas e.V. (Hrsg.) (2012): Biogas Journal<br />

Sonderheft Juni.<br />

Hermus, S. (3N Kompetenzzentrum e.V.) (2012): Vortrag<br />

„Blühende Energiepflanzen DLG“ am 13.11.12<br />

zur „Agritechnica“ in Hannover.<br />

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft<br />

(KTBL) e.V. (2006): Datensammlung Energiepflanzen.<br />

[online-Zugriff im November 2012]<br />

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft<br />

(KTBL) (2010/2011): Datensammlung Betriebsplanung<br />

Landwirtschaft 2010/2011.<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen; 3 N Kompetenzzentrum<br />

(Hrsg.) (2010): Energiepflanzen in Niedersachsen,<br />

Anbauhinweise und Wirtschaftlichkeit.<br />

Thüringische Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL)<br />

- Thüringer Zentrum Nachwachsende Rohstoffe<br />

(2010): Projektbericht: Optimierung des Anbauver-<br />

77


fahrens für Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum)<br />

als Kofermentpflanze in Biogasanlagen<br />

sowie Überführung in die landwirtschaftliche Praxis<br />

(FNR-Förderkennzeichen 22004307).<br />

Aktuelle Produktflyer und -broschüren über <strong>ein</strong>- und<br />

mehrjährige Wildpflanzenmischungen von: Firma<br />

SaatenZeller, BSV Saaten, Firma Camena, Rudolff<br />

Feldsaaten, Syngenta Seeds GmbH, KWS Mais<br />

GmbH, AGRAVIS Raiffeisen AG, Deutsche Saatenveredlung<br />

AG.<br />

Flyer Ungarisches Energiegras der Firma Energieberater<br />

Ralf Heise e.K.<br />

Flyer SIDA der Firma Visscher Holland.<br />

14 Gilt ohne Düngung, PSM und Beregnung nach<br />

NABU 2013.<br />

15 NABU (2013): Naturverträgliche Nutzung ökologischer<br />

Vorrangflächen – <strong>ein</strong> Mehrwert für Biodiversität<br />

und Landwirtschaft? IFAB Mannheim, 74 S.<br />

16 Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (LfULG) (2012): Energiepflanze Sorghum:<br />

Pflanzenbauliche, ökonomische und ökologische Bewertung<br />

(Faltblatt).<br />

17 Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (LfULG) (2013): Anbautechnik Sorghumhirsen<br />

– Ein Beitrag zur Diversifizierung des Energiepflanzenspektrums.<br />

18 Instytut Energetyki (Hrsg.) (2010): Monografia: Nowoczesne<br />

technologie pozyskiwania i energetycznego<br />

wykorzystywania biomasy. Warszawa.<br />

19 Gem<strong>ein</strong>nützige Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />

für Landwirtschaft, Szarvas (Ungarn). [online:<br />

http://www.energiafu.hu/nemesit_de.html, Zugriff am<br />

13.06.13]<br />

20 IG Miscanthus in der Schweiz (http://www.miscanthus.ch),<br />

IG Miscanthus Sachsen (www.miscanthus-sachsen.de),<br />

Fa. Herbasch (www.herbasch.de).<br />

21 § 2 Abs. 2 BWaldG: „K<strong>ein</strong> Wald im Sinne dieses Gesetzes<br />

sind 1. Grundflächen, auf denen Baumarten mit<br />

dem Ziel baldiger Holzentnahme angepflanzt werden<br />

und deren Bestände <strong>ein</strong>e Umtriebszeit von nicht länger<br />

als 20 Jahren haben (Kurzumtriebsplantagen), und<br />

2. Flächen mit Baumbestand, die gleichzeitig dem Anbau<br />

landwirtschaftlicher Produkte dienen (agroforstliche<br />

Nutzung), …“<br />

22 Grunert, M.; Becker, R. (2011): Schnellwachsende<br />

Baumarten. Anbau auf landwirtschaftlichen Flächen.<br />

Hrsg.: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie, Dresden, Informationsbroschüre mit<br />

7 S. [online: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/12641/documents/13783,<br />

Zugriff am 28.02.2013]<br />

23 z. B.: Reeg et al. (2009), Bemmann & Knust (2010),<br />

Skodawessely et al. (2010), DLG e.V. (2012) - genaue<br />

Zitate siehe unter Quellennachweis 30<br />

24 u. a.: Feger et al. (2009), Röhricht & Ruscher (2009),<br />

Feldwisch (2011), Grunert & Becker (2011), Röhricht et<br />

al. (2011a, b), Schubert et al. (2011), Tröger et al. (2013)<br />

- genaue Zitate siehe unter Quellennachweis 30<br />

25 http://www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/23730.htm<br />

26 vgl. auch NABU (Hrsg.) (2012): Naturschutzfachliche<br />

Anforderungen für Kurzumtriebsplantagen. Praktische<br />

Umsetzung von Maßnahmen bei der Neuanlage und<br />

Bewirtschaftung von Energieholzflächen (Voruntersuchung).<br />

Berlin, 32 S. [online: http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/erneuerbareenergien/<br />

Publikationen_EuE/kup-anforderungen.pdf, Zugriff am<br />

28.02.2013]<br />

27 Chalmin, A. (2008): Agroforstsysteme in Deutschland.<br />

Landinfo 7/2008, 7 S.<br />

28 § 2 Abs. 2 Bundes-Wald-Gesetz<br />

29 Reeg, T.; Bemmann, A.; Konold, W.; Murach, D.;<br />

Spiecker, H. (Hrsg.) (2009): Anbau und Nutzung von<br />

Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen, WILEY-VCH<br />

Verlag GmbH & Co. KGaA, W<strong>ein</strong>heim, 355 S.<br />

30 Verwendete Literatur:<br />

Bemmann, A.; Knust, C. (Hrsg.) (2010): AGRO-<br />

WOOD, Kurzumtriebsplantagen in Deutschland und<br />

europäische Perspektiven, Weißensee Verlag, Berlin,<br />

340 S.<br />

Chalmin, A. (2008): Agroforstsysteme in Deutsch-<br />

78


land. Landinfo 7/2008, 7 S.<br />

DLG e. V. Fachzentrum Land- und Ernährungswirtschaft,<br />

Ausschuss für Forstwirtschaft (Hrsg.) (2012):<br />

DLG-Merkblatt 371. Kurzumtriebsplantagen. Anlage,<br />

Pflege, Ernte und Wertschöpfung. Frankfurt/<br />

Main, 39 S. [online: http://www.energieholz-portal.de/files/dlg-merkblatt_371.pdf,<br />

Zugriff am<br />

10.01.2013]<br />

Feger, K.-H.; Petzold, R.; Schmidt, P. A.; Glaser, T.;<br />

Schroiff, A.; Döring, N.; Feldwisch, N.; Friedrich, C.;<br />

Peters W.; Schmelter, H. (2009): Natur- und bodenschutzgerechte<br />

Nutzung von Biomasse-Dauerkulturen,<br />

TP 2.1. „Standortpotenziale, Standards und<br />

Gebietskulissen für <strong>ein</strong>e natur- und bodenschutzgerechte<br />

Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung<br />

in Sachsen unter besonderer Berücksichtigung von<br />

Kurzumtriebsplantagen und ähnlichen Dauerkulturen“<br />

des Verbundprojektes „Umweltgerechter Anbau<br />

von Energiepflanzen“, Hrsg.: Sächsisches Landesamt<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie,<br />

Dresden, 160 S. [online: http://www.landwirtschaft.<br />

sachsen.de/landwirtschaft/23730.htm, Zugriff am<br />

10.01.2013]<br />

Feldwisch, N. (2011): Umweltgerechter Anbau von<br />

Energiepflanzen. Rahmenbedingungen und Strategien<br />

für <strong>ein</strong>en an Umweltaspekten ausgerichteten<br />

Anbau der für Sachsen relevanten Energiepflanzen,<br />

Schriftenreihe des Sächsischen Landesamtes für Umwelt,<br />

Landwirtschaft und Geologie, Heft 43/2011,<br />

72 S. [online: https://publikationen.sachsen.de/<br />

bdb/artikel/15109, Zugriff am 15.11.2012]<br />

Grunert, M.; Becker, R. (2011): genaues Zitat siehe<br />

unter 22<br />

NABU (Hrsg.) (2012): genaues Zitat siehe unter 26<br />

Reeg, T. et al. (2009): genaues Zitat siehe unter 29<br />

Röhricht, C.; Ruscher, K. (2009): Anbauempfehlungen.<br />

Schnellwachsende Baumarten im Kurzumtrieb,<br />

Hrsg.: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie, Dresden, 60 S. [online: https://<br />

publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/13410, Zugriff<br />

am 10.01.2013]<br />

Röhricht, C.; Grunert, M.; Ruscher, K. (2011a): Feldstreifenanbau<br />

schnellwachsender Baumarten. Demonstrationsanbau<br />

von schnellwachsenden Baumarten<br />

auf großen Ackerschlägen als Feldstreifen unter<br />

Praxisbedingungen des mitteldeutschen Trockengebietes,<br />

Schriftenreihe des Sächsischen Landesamtes<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Heft<br />

29/2011, 52 S. [online: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/15041,<br />

Zugriff am 10.01.2013]<br />

Röhricht, C.; Grunert, M.; Ruscher, K. (2011b):<br />

Kurzumtriebsplantage Köllitsch. Etablierung <strong>ein</strong>er<br />

Energieholzanlage im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch<br />

des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie, Schriftenreihe des Sächsischen<br />

Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie,<br />

Heft 33/2011, 58 S. [online: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/15076,<br />

Zugriff am<br />

10.01.2013]<br />

Schubert, J.; Jacob, S.; Blasko, H.; Richter, S.; Matke,<br />

M. H. (2011): Schnellwachsende Baumarten,<br />

Streifenanbau in der Praxis, Streifenanbau schnell<br />

wachsender Baumarten als wirtschaftlich nutzbares<br />

Element der Landschaftsgestaltung und des Erosionsschutzes,<br />

1. Projektphase. Hrsg.: Sächsisches Landesamt<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie,<br />

Dresden, 56 S. [online: http://www.landwirtschaft.<br />

sachsen.de/landwirtschaft/download/AB_LPV_Streifenanbau_2011_08_17.pdf<br />

, Zugriff am 10.01.2013]<br />

Skodawessely, C.; Pretzsch, J.; Bemmann, A. (Hrsg.)<br />

(2010): Beratungshandbuch zu KUP, Eigenverlag der<br />

TU Dresden, 103 S.<br />

Tröger, M.; Denner, M.; Glaser, T. (in Druckvorbereitung):<br />

Kurzumtriebsplantagen im Einklang mit<br />

dem Naturschutz – Entwicklung <strong>ein</strong>er Methodik für<br />

die Beurteilung der Eignung von Ackerflächen für<br />

Kurzumtriebsplantagen (KUP) im Einklang mit dem<br />

Naturschutz – getestet am Beispiel des Landkreises<br />

Görlitz. Schriftenreihe des Sächsischen Landesamtes<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

31 Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft (2004):<br />

Grünlandpflege. [online: https://publikationen.sachsen.<br />

de/bdb/artikel/13648/documents/15676, Zugriff am<br />

14.06.2013]<br />

32 Döring, Jörg (2005): Hinweise zur Landschaftspflege.<br />

Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege.<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie 113. S.<br />

79


33 Kiesewalter, S.; Albert, E.; Röhricht, Ch.; Riehl, G.;<br />

(2007): Nutzungsalternativen von Grünlandaufwüchsen<br />

in sächsischen Vorgebirgslagen – Ein Beitrag zur Erhaltung<br />

der Kulturlandschaft und des ländlichen Raums.<br />

Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft.<br />

Heft 2/2007, 122 S.<br />

34 Pers. Auskunft von Dr. K. Jäkel (LfULG) im Mai 2013.<br />

35 vgl. Kiesewalter et al. (2007): genaues Zitat siehe unter<br />

33<br />

36 DLG (2012) Biogas aus Gras: Wie Grünlandaufwüchse<br />

zur Energieerzeugung beitragen können. DLG-Merkblatt<br />

386<br />

37 z. B. Feger, K.-H.; Petzold, R.; Schmidt, P.A.; Glaser,<br />

T.; Schoiff, A.; Döring, N.; Feldwitsch, N.; Friedrich, C.;<br />

Peters, W.; Schmelter, H. (2009): Natur- und bodenschutzgerechte<br />

Nutzung von Biomasse-Dauerkulturen.<br />

Schriftenreihe des Sächsischen Landesamtes für Umwelt,<br />

Landwirtschaft und Geologie. Dresden, 158 S.<br />

38 Grunewald, K.; Syrbe, R.-U. (2013) (im Druck): Bilanz<br />

der Landschaftspflege in Sachsen. Schriftenreihe des<br />

Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie.<br />

39 Bioland-Bundesverband (2012): Bioenergie vom<br />

Acker bremst Biolandbau aus. Pressemitteilung vom<br />

14.02.2012, Mainz.<br />

40 Bioland-Bundesverband; AG Ökogas im Naturland<br />

e.V. (2013): Altmaier blockiert Ausbau von Biogasanlagen<br />

im Öko-Landbau. gem<strong>ein</strong>same Pressemitteilung<br />

vom 01.02.013, Gräfelfing.<br />

41 Grieb, B.; Gerlach, F. (2013): BioBiogas. Erfahrungen<br />

bei der Erzeugung von Biogas im Ökologischen Landbau.<br />

Ottenottebrock-Völker U. (Hrsg.): Der Kritische<br />

Agrarbericht. AgrarBündnis, Konstanz, S. 102-108.<br />

42 Öko-Durchführungs-Verordnung. Verordnung (EG)<br />

Nr. 889/2008 der Kommission vom 5. September 2008<br />

mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr.<br />

834/2007 des Rates über die ökologische/biologische<br />

Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/<br />

biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/<br />

biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle,<br />

ABl. Nr. L 250 vom 18. September 2008, S. 1.<br />

43 Danner, W.; Kilian, D. (2012): Biogas und Ökolandbau.<br />

Die perfekte Kombination. Snow Leopard Projects<br />

GmbH, Reisbach, 20 S.<br />

44 Biertümpfel, A.; Conrad, M. (2010): Leckerbissen für<br />

Bienen und Methanbakterien. In: Biogas Journal Sonderheft<br />

Energiepflanzen, S. 67–69.<br />

45 Vollrath, B.; Kuhn, W. (2010): Neu: Wildpflanzen geben<br />

Biogas. In: Biogas Journal Sonderheft Energiepflanzen,<br />

S. 30-33.<br />

46 Stinner, P. W.; Deuker, K.; Möller, K.; Leithold, G.<br />

(2004): Biogaspotenzial aus Koppelprodukten des ökologischen<br />

Marktfruchtbaues. In: Kauter, D.; Kämpf, A.;<br />

Claup<strong>ein</strong>, W.; Diepenbrock, W. (Hrsg.): Effizienter Pflanzenbau<br />

für Nahrung und Rohstoffe im 21. Jahrhundert.<br />

Kurzfassungen der Vorträge und Poster, 47. Jahrestagung<br />

: vom 21. bis 23. September 2004 in Braunschweig.<br />

Stuttgart: Heimbach, S. 245-246.<br />

47 Bundesamt für Naturschutz (BfN) (2009): Where<br />

have all the flowers gone? - Grünland im Umbruch.<br />

Bonn Bad Godesberg. [online: http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/landwirtschaft/Gruenlandumbruch_end.pdf,<br />

Zugriff am 25.06.2013]<br />

48 Neuerburg, W. (1992): Grundlagen des Pflanzenbaus.<br />

Fruchtfolge. In: Neuerburg, W.; Padel, S.; Alvermann,<br />

G. (Hrsg.): Organisch-biologischer Landbau in<br />

der Praxis. Umstellung, Betriebs- und Arbeitswirtschaft,<br />

Vermarktung, Pflanzenbau und Tierhaltung. München:<br />

BLV-Verlagsgesellschaft, S. 69-116.<br />

49 Die Kosten des Anbaus, der Standardertrag in Dezitonnen<br />

(dt) Frischmasse und der Trockenmassegehalt,<br />

der Methanertrag und der Ertrag der Verstromung in<br />

der Biogasanlage wurden aus der KTBL - Datensammlung<br />

„Energiepflanzen“ entnommen. Die Werte zur<br />

Durchwachsenen Silphie wurden aus dem FNR-Projekt<br />

„Erhöhung des Leistungspotenzials und der Konkurrenzfähigkeit<br />

der Durchwachsenen Silphie (Silphium<br />

perfoliatum) als Energiepflanze durch Züchtung und<br />

Optimierung des Anbauverfahrens“, Förderkennzeichen<br />

22001110, sowie „Energiepflanzen für Biogasan lagen<br />

Sachsen“, FNR 2012 und dem Sonderheft „Biogasjournal“<br />

des Verbandes Biogas, Juni 2012 entnommen. Die<br />

Werte für die mehrjährige Wildpflanzenmischung wurden<br />

ebenso der Veröffentlichung „Energiepflanzen für<br />

Biogasanlagen Sachsen“, FNR 2012, dem FNR – Pro-<br />

80


jekt „Energie aus Wildpflanzen“, Förderkenn zeichen<br />

22005308, und Produktflyern der im Quellennachweis<br />

benannten Firmen entnommen.<br />

50 Normwerte sind der Anlage 1-3 zum EEG 2012(1)<br />

und der KTBL-Datensammlung Energiepflanzen (2) entnommen.<br />

51 Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR)<br />

(Hrsg.) (2012): Energiepflanzen für Biogasanlagen:<br />

Sachsen. Gülzow, 92 S.<br />

52 Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für<br />

Umweltfragen (2011): Hauptgutachten: Welt im Wandel<br />

– Gesellschaftsvertrag für <strong>ein</strong>e Große Transformation.<br />

Berlin, 420 S.<br />

53 [online: http://permakultur-akademie.net, Zugriff<br />

am 24.06.2013]<br />

58 [online: http://www.bioenergynet.eu/?energieatlas=1,<br />

Zugriff am 2406.2013]<br />

59 Der European Energy Award® im Landkreis Görlitz.<br />

Dokumentation 2008 – 2011.<br />

60 [online: https://pefc.de/, Zugriff am 24.06.2013]<br />

61 [online: http://www.fsc-deutschland.de, Zugriff am<br />

24.06.2013]<br />

62 [online: http://www.naturland.de/wald_und_holz.<br />

html, Zugriff am 24.06.2013]<br />

63 [online: http://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/02_Kontrolle/05_NachhaltigeBiomasseerzeugung<br />

/Anerkennung_de.pdf?__blob=publicationFile; Zugriff<br />

am 26.10.2012]<br />

54 Regenerative Leadership Institute (2012): Introduction<br />

to Sustainable Living and Permaculture Design. Ebook<br />

47 S. [online: http://www.permaculturedesigntraining.<br />

com/ebook/permaculture.pdf, Zugriff 25.06.2013]<br />

55 Bastian, O.; Syrbe, R.-U.; Rosenberg, M.; Rahe,<br />

D.; Grunewald, K. (2013): The Five Pillar EPPS Framework<br />

for Quantifying, Mapping and Managing Ecosystem<br />

Services. Ecosystem Services. [online: http://<br />

dx.doi.org/10.1016/j.ecoser.2013.04.003, Zugriff am<br />

12.06.2013]<br />

56 Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie LfULG (2007): Fachliche Arbeitsgrundlagen<br />

für <strong>ein</strong>en landesweiten Biotopverbund im Freistaat<br />

Sachsen.<br />

57 Zu diesen Regelungsdokumenten gehören vor allem:<br />

Cross Compliance VO (EG); Direktzahlungen-Verpflichtungen-Gesetz<br />

(DirektZahlVerpflG 2004), Verordnungen<br />

zum Erhalt des Dauergrünlands der Bundesländer,<br />

Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung; Düngemittelverordnung,<br />

Gentechnikgesetz (GenTG); Bundesnaturschutzgesetz,<br />

Naturschutzgesetze der Länder;<br />

FFH-Richtlinie; Über<strong>ein</strong>kommen über die Biologische<br />

Vielfalt (CBD), Nationale Biodiversitätsstrategie; Bundesbodenschutzgesetz;<br />

Wasserhaushaltsgesetz (WHG),<br />

Wasserrahmenrichtlinie (WRRL); Richtlinie Erneuerbare<br />

Energien; Baugesetzbuch.<br />

81


ISBN 978-3-00-042194-5

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