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Presse<br />

An einer verkehrsreichen Straße wohnen ca. 19 % der untersuchten<br />

Familien mit mittlerem und hohem Sozialstatus, so<br />

wenig wie noch nie seit 1994. Für diese Familien verbesserte<br />

sich hinsichtlich Lärm, Abgas- und Staubbelastung die<br />

Wohnsituation in den vergangenen Jahren. Eher verschlechtert<br />

hat sich die Wohnsituation von Kindern aus Familien mit<br />

einem niedrigen Sozialstatus. Gut 38 % dieser Kinder, und<br />

damit mehr als 1994, lebte weniger als 10 Meter von<br />

verkehrsreichen Straßen entfernt.<br />

Rückläufig ist der Anteil Kinder, die noch nie eine Kinderkrippe<br />

(Einschulungsjahrgang 2000: 6,9 Prozent – Einschulungsjahrgang<br />

2010: 6,5 Prozent) oder einen Kindergarten<br />

(Einschulungsjahrgang 2000: 1,4 Prozent - Einschulungsjahrgang<br />

2010: 0,5 Prozent) besuchten.<br />

suchten Kinder der Einschulungsjahrgänge 2007 bis 2010<br />

regelmäßig Sport in einem Sportverein. Der Anteil dieser<br />

Kinder stieg von 29 Prozent in 2007 auf 32,8 Prozent in<br />

2010. Etwa 23 Prozent nahmen an der musikalischen<br />

Früherziehung teil oder besuchten eine Musikschule und<br />

fast 17 Prozent belegten einen Sprachkurs. Kinder aus Familien<br />

mit hohem Sozialstatus besuchten signifikant häufiger<br />

einen Sportverein (46,6 Prozent), eine Musikschule (38,7<br />

Prozent) oder einen Sprachkurs (24,3 Prozent) als Mädchen<br />

und Jungen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus (8,9<br />

Prozent – Sportverein, 6,2 Prozent – Musikschule, 9,1<br />

Prozent – Sprachkurs).<br />

Kinder sehen durchschnittlich 60 Minuten pro Tag fern. In<br />

Familien mit niedrigen Sozialstatus war ein höherer Fernsehkonsum<br />

(73 Minuten täglich) gegenüber Familien mit hohem<br />

Sozialstatus (43 Minuten) erkennbar. Im regionalen Vergleich<br />

verbrachten Kinder aus den Städten Halle und Magdeburg<br />

weniger Zeit vor dem Fernseher als Kinder aus den ländlichen<br />

Regionen der Altmark.<br />

Wohnen und Tagesbetreuung<br />

Schlussfolgerungen und Handlungsfelder<br />

für die Kindergesundheit in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Die Ergebnisse der Kindergesundheitsberichterstattung in<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind vergleichbar mit den bundesweiten<br />

Trends. Kinder in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind anhand der vorliegenden<br />

Daten im Durchschnitt gesund und altersgerecht<br />

entwickelt. Wie im bundesweiten Vergleich auch, sind<br />

gesundheitliche Chancen und Risiken in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

ungleich verteilt. Sowohl gesundheitliche Beeinträchtigungen,<br />

als auch riskante Lebensstilfaktoren sowie ungünstige<br />

soziale und Umweltbedingungen finden sich häufiger<br />

bei Kindern aus sozial schwachen Familien. Die Folgen<br />

sozialer Benachteiligung für die Gesundheit sind hinreichend<br />

untersucht, die notwendigen Stellschrauben dafür,<br />

sozialen Ungleichheiten entgegen zu wirken, liegen vor<br />

allem im Bildungssektor und bei den Möglichkeiten einer<br />

kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe.<br />

Jungen sind insgesamt stärker von Entwicklungsverzögerungen<br />

und von gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

betroffen. Die Kombination „Junge aus sozial benachteiligten<br />

Familien“ erhöht das Risiko noch einmal deutlich. Die<br />

gesundheitliche Benachteiligung von Jungen lässt sich nicht<br />

nur auf genetische und hormonelle Einflussfaktoren zurückführen,<br />

sondern sie weist auf eine möglicherweise nicht<br />

jungengerechte Umwelt hin. Jungen benötigen für eine<br />

gesunde kognitive und emotionale Entwicklung u.a. zwingend<br />

ausreichend Bewegung und nicht zuletzt in stärkerem<br />

Maß als Mädchen Rollenvorbilder. Dies scheinen weder<br />

Elternhäuser noch Tagesbetreuungs- und Bildungseinrichtungen<br />

in ausreichendem Maß gewährleisten zu können.<br />

Anhand der Ergebnisse der Schulanfängerstudie und des<br />

Kindergesundheitsberichts in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> werden<br />

konkrete Handlungsfelder zur Förderung der Kindergesundheit<br />

in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> erkennbar. Mögliche Maßnahmen<br />

wurden im Rahmen der fünften Landesgesundheitskonferenz<br />

am 2. Februar 2011 in Magdeburg gesammelt und<br />

hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit diskutiert. Im Einzelnen<br />

wurden folgende Schwerpunkte für die zukünftige Arbeit<br />

herausgearbeitet:<br />

Ein zentrales Handlungsfeld wird erstens in der Fortführung<br />

des Gesundheitszieleprozesses in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gesehen.<br />

Ausgehend von den Ergebnissen der aktuellen Schulanfängerstudie<br />

und des Kindergesundheitsberichts scheinen<br />

innerhalb der Zielbereiche Konkretisierungen für das<br />

Kindesalter erforderlich sein. Die dazu notwendigen Abstimmungen<br />

mit den Akteuren im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wurden<br />

begonnen, die Ergebnisse dieser Abstimmungen werden<br />

nach ihrem Vorliegen veröffentlicht. Einen wichtigen<br />

Schwerpunkt wird dabei der Abbau sozial und geschlechtsbezogener<br />

gesundheitlicher Ungleichheiten bilden müssen.<br />

Öffentlich geförderte und ehrenamtliche Bildungsangebote,<br />

22 <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 22 (2011) 8

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