Als PDF-Datei herunterladen - Ärzteblatt Sachsen-Anhalt
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freundliche und feindliche Armeen<br />
rücksichtslos auf Abgaben, Dienstleistungen<br />
und Rekruten bestehen, freiwillig<br />
gegeben oder mit Gewalt<br />
genommen. Manchmal wird darüber<br />
auch Buch geführt, ohne Konsequenzen<br />
allerdings. Leib und Leben<br />
sind immer in Gefahr, nicht nur in der<br />
Schlacht. Mit dieser literarischen<br />
Methode aus neuzeitlichem Erzählstil<br />
und stufenlos eingefügten zeitgenössischen<br />
Satzteilen entsteht der Eindruck<br />
von Authentizität, was jedoch auch<br />
tendenziellen Deutungen Raum lässt.<br />
Da sind die Schreiber überhaupt nicht<br />
kleinlich, sie packen zu und hinein,<br />
dem weiten Spielraum des Buchtitels<br />
entsprechend.<br />
Eine große Rolle spielt die gut organisierte<br />
und vermarktete Plünderung des<br />
königlich-sächsischen Jagdschlosses<br />
Hubertusburg 1761 durch die Preußen.<br />
Es war dies wahrscheinlich die<br />
Revanche des Eroberers Friedrich für<br />
die Plünderungen in seiner Schlössern<br />
und Depots ein Jahr zuvor durch<br />
einfallende Truppen des Feindes in<br />
Berlin und Umgebung, darunter auch<br />
sächsische Ulanen. Die Autoren<br />
machen einen ausführlichen Bericht<br />
des Hubertusburger Schlossverwalters<br />
und Zeugen Georg Samuel Götze im<br />
Dresdner Staatsarchiv über diesen<br />
Raubakt ausfindig, dessen Umstände<br />
bisher noch nicht vollständig publiziert<br />
worden waren.<br />
Auf Schloss Dahlen, ein von Friedrich<br />
als Landhaus bezeichneter Adelssitz<br />
mit offensichtlich intakter Infrastruktur,<br />
unterzeichnet dieser 1763 die Friedensakte,<br />
die zuvor von den Gesandten<br />
<strong>Sachsen</strong>s, Preußens und Österreichs in<br />
der Restwohnlichkeit des Jagdschlosses<br />
Hubertusburg ausgehandelt worden<br />
waren. Zu diesem Zweck der souveränen<br />
Unterschrift hält er sich für drei<br />
Wochen in Dahlen auf als der im<br />
Buchtitel formulierte Regent. Die<br />
Autoren halten es sich zu Gute, dass<br />
sie die dortigen Lebensbedingungen<br />
des Königs incl. Blick auf den gutshöflichen<br />
Misthaufen ans Licht der Öffentlichkeit<br />
bringen konnten. Friedrich<br />
führte seinen Krieg halt nicht vom<br />
Thron sondern vom Schlachtross und<br />
den unkommoden Unterkünften im<br />
Feindesland aus, einmal auf dem Altarpodest<br />
der Dorfkirche von Elsnig als<br />
nächtliches Lager nach der Schlacht<br />
um Torgau. Da kann man natürlich<br />
den Aufenthalt in Dahlen als Regentschaft<br />
bezeichnen.<br />
Weniger tolerabel als gelegentliche<br />
Übertreibungen sind die durchgängigen<br />
Spekulationen zur Aufrechterhaltung<br />
eines erzählten Handlungsflusses.<br />
Die Autoren vermuten,<br />
nehmen an, gehen davon aus, ja sie<br />
legen sogar Dialoge in fremde Münder.<br />
Damit verlassen sie das Terrain einer<br />
seriösen Geschichtsschreibung und<br />
begeben sich in eine Art dichterischer<br />
Prosa. Das Buch leidet auch an der in<br />
Teilen nassforschen Sprache. Da hat<br />
der König eine Schlacht vergeigt,<br />
tauchen Otto-Normalverbraucher,<br />
Paparazzi und Stories auf und die<br />
Kreuzkirche in Dresden ist plötzlich<br />
katholisch. Hinzu kommen ein<br />
wissender Unterton aus der Nachweltperspektive<br />
und immer diese wiederholten<br />
Schilderungen von Vorgängen,<br />
die an sich erwähnenswert sind, so<br />
aber etwas unangenehm aufstoßen.<br />
Das Lesen wird dadurch nicht leichter.<br />
Der Text entwickelt sich nicht, er<br />
kriecht dahin und in alle möglichen<br />
Ecken. Auch Ausstattung und Design<br />
des Buches hätten mit mehr Sorgfalt<br />
gestaltet werden können.<br />
Das Interesse am Buch dürfte begrenzt<br />
sein. Es ist den Autoren jedoch anzurechnen,<br />
dass sie versuchen, ein Stück<br />
Zeit- und Regionalgeschichte in die<br />
heutige Vorstellungswelt zu holen,<br />
sich mit Preußen, <strong>Sachsen</strong> und ihrer<br />
gemeinsamen Vergangenheit auseinander<br />
zu setzen. Es kann doch<br />
passieren, dass man unvermittelt auf<br />
Zeitzeugen trifft, wie den königlichen<br />
Chefkoch Friedrich Emil Braatz bzw.<br />
die von ihm ein Jahr nach Kriegsende<br />
nächtlich im Schloss Sanssouci<br />
kreierten Bratkartoffeln.<br />
Ein Glossar, eine Zeittafel und eine<br />
umfangreiche Bibliographie offensichtlich<br />
benutzter Quellen schließen<br />
das Buch ab.<br />
F.T.A. Erle, Magdeburg<br />
Medizin und Kunst<br />
29. Jahrestagung der AGCÄ vom 7.-9. Oktober 2011 in der Diakonissenanstalt Dessau<br />
Vom 7.-9. Oktober 2011 veranstaltet<br />
die Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />
Ärzte (AGCÄ) in der Diakonissenanstalt<br />
Dessau (ADA) ihre 29. Jahrestagung<br />
zum Thema „Medizin und<br />
Kunst“.<br />
Während der ehemalige Ministerpräsident<br />
Professor Wolfgang Böhmer als<br />
Ehrenmitglied dieser Vereinigung am<br />
Freitagabend ein Referat halten wird,<br />
sind am Samstag ab 10 Uhr Ärzte als<br />
Künstler zu sehen und zu hören, darunter<br />
Uwe Tellkamp als Chirurg und erfolgreicher<br />
Schriftsteller ab 14 Uhr mit<br />
anschließender Diskussion.<br />
Die AG Christlicher Ärzte gründete sich<br />
1982 zunächst in evangelischen Krankenhäusern<br />
der DDR und öffnete sich<br />
mit der Wiedervereinigung für KollegenInnen<br />
beider Konfessionen aus dem<br />
stationären und Niederlassungsbereich.<br />
Die Jubiläumsveranstaltung 2012<br />
wird am Ort ihrer Gründung vom 5.-7.<br />
Oktober im Diakonissenkrankenhaus<br />
Dresden zum Thema Palliativmedizin<br />
stattfinden.<br />
Dr. Ulrich Plettner, ehemals Chirurg an<br />
der ADA Dessau.<br />
Informationen erteilt als Geschäftsführerin<br />
Frau Dipl.-Med. Rosemarie Dittrich<br />
per E-mail: R.Dittrich@agcae.de.<br />
<strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 22 (2011) 8 67