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Als PDF-Datei herunterladen - Ärzteblatt Sachsen-Anhalt

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Service | Für Sie gelesen<br />

v. Humboldts an die neu gegründete<br />

und hochrangig besetzte Berliner<br />

Universität an. Die Konditionen sind<br />

gut. Er wird wieder etwas bewegen<br />

können. Dort aber, im Umfeld einer<br />

anderen und ihm auch fremden Welt,<br />

begeht er einen strategischen Fehler.<br />

Man erwartet von ihm auf Grund seiner<br />

Kompetenz für die Psychiatrie die<br />

Entwicklung dieser jungen Wissenschaft<br />

auf ein hohes Niveau zu heben.<br />

Er aber befürchtet seine persönliche<br />

Abschiebung an den Rand der praktischen<br />

Heilkunde. Er will die ganze<br />

Medizin reformieren. Es kommt ungewollt<br />

aber folgerichtig zu Konflikten<br />

mit anderen namhaften Vertretern der<br />

Hochschulmedizin. Der anfänglich<br />

wohl gesonnene Hufeland sorgt sogar<br />

dafür, dass später Reils wissenschaftliches<br />

Erbe als irreführend und peinlich<br />

aus der Lehre entfernt wird. J. C. Reil<br />

stirbt 1813 als leitender Lazarettarzt<br />

nach der Völkerschlacht bei Leipzig an<br />

Typhus in Halle. Seine letzte Ruhe<br />

findet er entsprechend der zu Lebzeiten<br />

geäußerten Bitte auf einer seiner<br />

Liegenschaften in Halle, eben jenem<br />

Reil- oder Zooberg, wo man das<br />

Grabmal heute noch findet, zwischen<br />

Affen und Zebras, wie es die Autorinnen<br />

zum Schluss etwas despektierlich<br />

formulieren.<br />

Das Buch ist lesenswert und von klarer<br />

Sprache. Seine Kapitel sind kompakt<br />

gefüllt mit Ereignissen, Zitaten, Bildern<br />

und Geschichten. Es wurde von Literaturwissenschaftlerinnen<br />

geschrieben,<br />

die sich auf ein überschaubares Spektrum<br />

von profunden Quellenangaben<br />

beziehen. Es würdigt das Lebenswerk<br />

und die Verdienste eines bemerkenswerten<br />

Arztes und Wissenschaftlers<br />

und ist mehr als nur Medizinhistorie. Es<br />

fügt dem Zeitbild des späten 18. und<br />

des frühen 19. Jahrhunderts einiges an<br />

Farbe und Kontur zu. Dem erklärten<br />

Anliegen, der nicht mehr allzu sehr<br />

bekannten historischen Person des<br />

Professor Johann Christian Reil einige<br />

Injektionen Wirklichkeit zu verabreichen,<br />

wird es voll und ganz gerecht.<br />

Man sollte sich hüten, es nur beiläufig<br />

zu lesen oder es an Hand der vielen<br />

informativen Illustrationen erblättern<br />

zu wollen. Und, wer Halle und die<br />

Hallenser nur etwas kennen gelernt<br />

hat, findet sie sicher auch in und<br />

zwischen den Zeilen wieder.<br />

F. T. A. Erle, Magdeburg<br />

Claus und Gert Legal<br />

Friedrich II.<br />

Preußens König<br />

<strong>Sachsen</strong>s Feind<br />

Regent auf Schloss Dahlen<br />

Greifenverlag zu Rudolstadt&Berlin, 3. vollst. überarb. Aufl. 2011, geb. im<br />

Oktavformat, ISBN 978-86939-371-1, zahlr. sw Reprod., 255 S., € 24,90<br />

Dahlen – wo liegt eigentlich dieser Ort<br />

mit seinem kleinen Schloss? Natürlich<br />

an der Dahle, einem westlichen<br />

Nebenflüsschen der Elbe im Norden<br />

<strong>Sachsen</strong>s.<br />

Die Preußen und die <strong>Sachsen</strong>, das ist<br />

eine besondere Geschichte des mittleren<br />

18. Jahrhunderts, die über die<br />

Region hinaus zwischen Wien, Berlin,<br />

Warschau und St. Petersburg internationale<br />

Wirkung zeigte. 2013 jährt sich<br />

zum 250. Mal der Friede zu Hubertusburg,<br />

erarbeitet in einem anderen<br />

Schloss, dem sachsenköniglichen<br />

Jagdschloss in der Nähe von Dahlen. Er<br />

bedeutet das Ende des Siebenjährigen<br />

Krieges Preußens gegen Österreich auf<br />

dem Boden und sehr zum Schaden<br />

<strong>Sachsen</strong>s. Schloss Dahlen ist heute der<br />

ruinierte Rest einer ehemals herrschaftlichen<br />

Vergangenheit. Deshalb macht<br />

der Titel des Buches neugierig.<br />

Die Autoren, Freunde der Historie und<br />

Brüder, schildern diesen Krieg nicht<br />

aus militärhistorischer und schon gar<br />

nicht aus preußischer Sicht. Ihr Alleinstellungsmerkmal<br />

suchen sie vor allem<br />

in der Würdigung der kriegsleidenden<br />

Opfer und Betroffenen der Machtgelüste<br />

des Königs aus Potsdam bzw.<br />

Berlin. Sie greifen dazu auf jede Menge<br />

originales Quellenmaterial aus<br />

Archiven, Sammlungen, Kirchen- und<br />

Gemeindebüchern etc. zurück. In den<br />

roten Faden des Kriegsverlaufes über<br />

die Jahre hin setzen sie die passenden<br />

Versatzstücke in ihren barocken<br />

Formulierungen ein, machen sie zu<br />

Teilen einer Melange von neuer und<br />

alter Sprache. Ihre besondere Aufmerksamkeit<br />

richten sie auf Fundstücke, mit<br />

denen demonstriert werden kann, wie<br />

66 <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 22 (2011) 8

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