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DER ALLTAG IN DER SCHULE - EmScuola

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liche Unterschiede zwischen Stadt und Land,<br />

aber im Vergleich zu vielen anderen Gebieten<br />

der k.k. Monarchie konnte sich das<br />

Kronland Tirol zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

eines Schulwesens rühmen, das allen<br />

Kindern, Knaben wie Mädchen, eine<br />

Grundschulbildung gewährleistete. Im Vergleich<br />

zum italienischen Königreich, wo das<br />

Analphabetentum bei 75% lag, waren in<br />

Österreich und Deutschland nur 20% der<br />

Bevölkerung nicht des Lesens und Schreibens<br />

fähig.<br />

Dieser Unterschied ist historisch leicht zu<br />

erklären. Das k.k. Reich hatte schon in der<br />

zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts umfassende<br />

Maßnahmen zugunsten des Schulwesens<br />

getroffen. Infolgedessen gab es in<br />

jedem Dorf eine Grundschule, und die Kinder<br />

lernten in der Muttersprache Lesen und<br />

Schreiben. Schulpflichtig waren alle Kinder<br />

zwischen 6 und 14 Jahren, wobei für die<br />

bäuerliche Bevölkerung allerdings Ausnahmen<br />

gemacht werden konnten. Die Jungen<br />

konnten die Volksschule und dann die Bürgerschule<br />

besuchen. Die Besten und Begabtesten,<br />

vor allem aber die Wohlhabendsten,<br />

konnten die Schulausbildung auf dem<br />

Gymnasium fortsetzen, während die dem<br />

mittleren Bürgerstand entstammenden<br />

Knaben dann eine Handelsoberschule oder<br />

eine Berufsschule besuchten. Die Mädchen<br />

dagegen kamen nach der Volksschule für<br />

mehrere Jahre auf die Mädchen-Mittelschule.<br />

Gemäß kaiserlichem Gesetz vom 11.<br />

Dezember 1900 oblag die Gründung und<br />

Finanzierung dieser Schulen entweder privaten<br />

Körperschaften oder den Gemeinden.<br />

Um auch den Mädchen den Zugang zum<br />

Universitätsstudium zu ermöglichen, wurden<br />

in Innsbruck zwischen 1901 und 1902<br />

die 7. und 8. Klasse der Mädchenschule<br />

eingerichtet. In Bozen wurde eine sechsklassige<br />

Städtische Mädchenschule gegründet.<br />

Die Terziarinnen schlossen der achtklassigen<br />

Volksschule auch den Koch- und Haushaltungsunterricht<br />

an, während bei den Dominikanerinnen<br />

von 1910 an auch Turnen<br />

zu den Unterrichtsfächern gehörte.<br />

Julius Perathoner, der von 1895 bis 1922<br />

der Stadt Bozen als Bürgermeister vorstand,<br />

hatte sich auch für die Verbesserung<br />

des Schulwesens eingesetzt. Wie wir einem<br />

Bericht des k.k. Landesschulrats für Tirol<br />

aus dem Jahr 1913 entnehmen können 1 ,<br />

in dem sogar die Namen und ein knapp<br />

18<br />

19<br />

gefasster Lebenslauf der Lehrer angeführt<br />

werden, bestanden zur damaligen Zeit in<br />

Bozen - verglichen mit der Einwohnerzahl<br />

- sehr viele öffentliche und private Volks-,<br />

Mittel- und Oberschulen. Da gab es die<br />

Kaiser-Josef-Platz-staatliche Übungsschule<br />

für Knaben (die 1908 erbaute, heutige<br />

“Goethe”-Schule am Marienplatz), die aus<br />

vier Grundschulklassen bestand und 121<br />

Schüler hatte; die Allgemeine Volks- und<br />

Bürgerschule in der Kaiserin-Elisabeth-<br />

Straße (die 1911 erbaute, heutige Volksschule<br />

“Dante Alighieri” in der Sparkassenstraße),<br />

deren drei Klassen von 110 Schülern<br />

besucht wurden.<br />

834 Schüler besuchten die “Systematische<br />

Fünfklasse-Allgemeine Volksschule”.<br />

Die 1912 errichtete Volks- und Bürgerschule<br />

für Mädchen am Marienplatz, die eine dreiklassige<br />

Bürgerschule umfasste, hatte insgesamt<br />

191 Schülerinnen.<br />

566 Schülerinnen hatte die “Systematische<br />

Fünfklasse-Allgemeine Volksschule”.<br />

Ferner bestanden die sechsklassige Volksschule<br />

in der Weggensteinstraße, die dreiklassige<br />

Volksschule in Rentsch (132 Schüler),<br />

die 1912 gegründete Knabenvolksschule<br />

in Oberau (58 Schüler) und die Volksschule<br />

in Kampenn (44 Schüler).<br />

Von den Terziarinnen dagegen wurden<br />

die Schulen in der Rauschertorgasse geleitet:<br />

eine Volksschule und eine weiterführende<br />

Schule für Mädchen mit 85 Schülerinnen.<br />

Die Bürgerschule hatte drei Klassen,<br />

davon zwei Grundschulklassen mit 85<br />

Schülerinnen, und die private, sechsklassige<br />

Volksschule, die von 251 Mädchen besucht<br />

wurde. Das von Klosterfrauen geführte,<br />

private Elisabethinum wurde von 67<br />

Mädchen besucht, die Mädchenschule in<br />

der Vintlerstraße von 28 Schülerinnen, denen<br />

auch Einzelunterricht erteilt werden<br />

konnte. In Gries, einer damals eigenständigen<br />

Gemeinde, gab es eine sechsklassige<br />

Volksschule mit 518 Schülern und sechs<br />

Mädchenklassen, über die keine zahlenmäßigen<br />

Angaben vorliegen. Außerdem wurden<br />

hier Vorbereitungskurse für Lehrer<br />

abgehalten. Sie hatten ihren Sitz im Benediktinerkloster<br />

Gries, das auch als Internat<br />

fungierte; 25 Schüler besuchten die Vorbereitungskurse,<br />

58 die k.k. Lehrerbildungsanstalt.<br />

Zu den höheren Schulen gehörte auch<br />

die deutschsprachige Lehrerbildungsanstalt<br />

mit 129 Schülerinnen, während die Vorbereitungs-<br />

und Haushaltungskurse von 121<br />

Schülerinnen besucht wurden. Bei der 1904<br />

erbauten Realschule (der heutigen Mittelschule<br />

“J. von Aufschnaiter” in der Leonardo-da-Vinci-Straße)<br />

handelte es sich um<br />

eine Lehranstalt, die die Schüler in erster<br />

Linie als Buchhalter und Angestellte ausbildete.<br />

Anstelle der Mädchen-Fortbildungsschule<br />

bestand die Städtische höhere Mädchenschule,<br />

in der die Schülerinnen auf einen<br />

Handelsberuf und auf die Haushaltsführung<br />

vorbereitet wurden. Die K.u.K. Fachschule<br />

für Holzindustrie, die ihren Sitz in<br />

einem seit 1884 von der Stadtgemeinde<br />

zur Verfügung gestellten Gebäude am Dominikanerplatz<br />

hatte, bereitete die Schüler<br />

auf ihre Tätigkeit in der Holzindustrie<br />

vor, förderte aber auch die handwerkliche

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