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1.Teil - wilhelm bracke

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Der beste Bürger und wahrste Patriot<br />

Die nächsten Reichstagswahlen bewiesen zudem, dass seinem Versuch Erfolg beschieden<br />

war. Bereits im November 1872 war Bracke neben zwei bürgerlichen Demokraten<br />

in den Rat der Stadt gewählt worden, in dem er sich bald durch große Aktivität, nicht<br />

zuletzt durch sein Eintreten für das Schul- und Gesundheitswesen hervortat. 1874 gelang<br />

es Bracke, in allen drei Braunschweiger Wahlkreisen sowie im Bezirk Leipzig-Land<br />

einen hohen Prozentsatz der Gesamtstimmenzahl auf sich zu vereinen. 1877 errang der<br />

Demokratische Wahlverein in der Stadt Braunschweig die absolute Mehrheit; Bracke<br />

selbst wurde von der alten sozialistischen Hochburg Glauchau-Meerane zum erstenmal<br />

in den Reichstag entsandt.<br />

Im Laufe der Auseinandersetzungen mit seinen Freunden Bebel und Liebknecht versuchte<br />

Bracke seinen eigenen prinzipiellen Standpunkt klarer zu umreißen. In einem<br />

vielbeachteten Beitrag zur Programmdiskussion der Jahre 1873/ 74 wandte er sich – in<br />

klarem Bruch mit seiner lassalleanischen Vergangenheit – gegen den Punkt 10 des Eisenacher<br />

Programms, der ihm als zu unsozialistisch, den Anforderungen der Klassenbewegung<br />

nicht mehr zu entsprechen schien. Als die Vereinigung der beiden deutschen<br />

Arbeiterparteien 1875 eine neue, heftige Programmdiskussion zur Folge hatte, stellte<br />

sich Bracke mit Entschiedenheit auf die Seite von Marx und Engels.<br />

Macht man einmal den Lassalleanern Konzessionen, erklärte er Engels,so<br />

weiß ich nicht, wie das enden soll. Es gibt das vielleicht dieselbe schiefe<br />

Ebene, die rettungslos die Fortschrittler und Liberalen bergab geführt hat<br />

... Ich möchte doch gerne wissen, wie Sie und Marx über die Angelegenheit<br />

denken. Ihre Erfahrung ist die reifere, Ihre Einsicht eine bessere als die<br />

meine ...<br />

Marx und Engels handelten unverzüglich. Am 5. Mai sandten sie Bracke die später so<br />

berühmt gewordene Kritik des Gothaer Programms mit der Bitte, sie an die entscheidenden<br />

Parteiführer weiterzuleiten. Der Vereinigungswille der Mitgliedschaft erwies sich<br />

jedoch als so übermächtig, dass die Führung alle theoretischen Bedenken beiseite schob.<br />

Als der Parteitag das neue Programm nach einigen Modifikationen angenommen hatte,<br />

bat man Bracke, Marx und Engels zu besänftigen. (ECKERT, Wilhelm Bracke, S. 7f.)<br />

Nicht nur gehörte er zu den hervorragendsten und von den Gegnern gefürchteten<br />

Führern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, sondern er war auch einer der gescheitesten<br />

und unermüdlichsten Agitatoren. Um seiner Sache möglichst kräftig dienen zu<br />

können, schaffte sich der Getreide- und Mehlhändler eine eigene Buchdruckerei an<br />

und begründete ein Verlagsgeschäft für sozialdemokratische Schriften, das sehr bald<br />

eine große Bedeutung erlangte. Was von ihm vor Gericht ausgesagt wurde, das bestätig-<br />

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