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Wilhelm Bracke<br />
Es war Mitternacht, als der prächtige Bracke sich über das in der Wirtsstube<br />
stehende Billard streckte, um auf demselben den Aufruf niederzuschreiben,<br />
für den als dann Unterschriften für die Einberufung eines Kongresses<br />
gesammelt werden sollten.<br />
Jutta Seidel würdigt den ehrlichen und engagierten politischen Charakter:<br />
... ließ sich Bracke in seiner politischen Aktivität auf die Dauer keine Schranken<br />
setzen, wie sie durch die Festlegung auf Lassallesche Dogmen und<br />
durch politisches Paktieren mit Bismarck vom Präsidenten des Vereins errichtet<br />
wurden. Dazu ist Bracke ein viel zu selbstständiger, schöpferisch<br />
denkender Mensch. (SEIDEL, Wilhelm Bracke, S.<br />
Der glückliche Bildungsweg eines Bourgeois<br />
Wilhelm Bracke entwickelte sich in den ruhigen, soliden Verhältnissen, wie sie nur dem<br />
Mittelstande eigen sind, der sich ein stolzes Unabhängigkeitsgefühl bewahrt hat, gestützt<br />
auf eine sichere Wohlhabenheit und auf das Bewusstsein persönlicher Tüchtigkeit.<br />
Diesen Verhältnissen entsprechend war sein Bildungsgang. Er besuchte nacheinander<br />
die Volksschule, das Realgymnasium, die polytechnische Anstalt, vollendete seine<br />
kaufmännische Berufsbildung bei der Braunschweigischen Bank und vollzog durch Reisen<br />
im In- und Ausland den Übergang von der Schule ins Leben.<br />
Auch die Entwicklung des Charakters, dessen, was den Menschen im Denken und<br />
Handeln bestimmt, nahm früh eine besondere Richtung. Als Wilhelm Bracke, des<br />
Hochverrats angeklagt, vor dem Richter stand, rühmte ihn sein ehemaliger Lehrer, der<br />
71-jährige Professor Aßmann, als einen seiner besten Schüler, der sich stets durch großen<br />
Eifer, seltene Begabung und gründliches Studieren ausgezeichnet habe. Schon als<br />
Schüler habe er gerne freie Vorträge gehalten und schriftliche Arbeiten gemacht.<br />
Der erfahrene Pädagoge glaubte die feste Überzeugung aussprechen zu können, dass<br />
Bracke bei seinen Bestrebungen keine eigennützigen und selbstsüchtigen Zwecke verfolge,<br />
dass er zu den Charakteren gehöre, die völlig für das schwärmen, dem sie sich<br />
hingegeben haben, und die alles, was in ihren Kräften steht, aufbieten, um ihre Ideen zu<br />
verwirklichen.<br />
Wir wissen nicht viel über die politischen Gesinnungen in der Familie Bracke, es ist<br />
aber vielleicht von tieferer Bedeutung, dass Bracke bereits mit 18 Jahren an der Gründung<br />
des bis heute blühenden Männer-Turn-Vereins (MTV) entscheidenden Anteil nahm.<br />
Dass Bracke um die demokratische Tradition der deutschen Turnbewegung gewusst<br />
hat, bewies ein kleiner Zwischenfall bei der Tausendjahrfeier der Stadt im Jahre 1861.<br />
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