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Wilhelm Bracke<br />
DER BESTE BÜRGER UND WAHRSTE PATRIOT<br />
Das Leben eines Sozialdemokraten<br />
Ich will nicht Thaler auf Thaler häufen<br />
Wilhelm Bracke entstammte einer angesehenen Braunschweiger Kaufmannsfamilie.<br />
Sein Großvater war der Besitzer der Mühle in Groß-Denkte, einem Dorf am Fuße der<br />
Asse. Sein Vater Andreas Bracke wurde Müllermeister und Administrator der Burgmühle<br />
in Braunschweig. Bis vor wenigen Jahren stand dessen Name an seinem ehemaligen<br />
Lagerhaus an der Hildesheimer Straße.<br />
Wilhelm Bracke wurde am 29. Mai 1842 in Braunschweig geboren, wo er in der<br />
Geborgenheit des väterlichen Hauses glückliche Kinderjahre verlebt zu haben scheint.<br />
Als Schüler des Martino-Katharineums, der angesehensten und traditionsreichsten Schule<br />
der Stadt, interessierte er sich vor allem für Geschichte, Literatur, Physik und Chemie.<br />
Die Vorliebe zu den aufstrebenden Naturwissenschaften,<br />
die das Weltbild der europäischen Intelligenz<br />
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
mehr und mehr bestimmte, blieb ihm auch<br />
in seinen späteren Lebensjahren erhalten, ebenso<br />
wie das rege Interesse für geschichtliche und<br />
politische Probleme. Als erwachsener Mann widmete<br />
er einen nicht geringen Teil seiner spärlichen<br />
Freizeit naturwissenschaftlichen Studien<br />
und Experimenten, für die er sich einen eigenen<br />
Raum, die sogenannte Sternwarte, eingerichtet<br />
hatte. Sein Vater, der 1856 in dem Haus Hintern<br />
Brüdern 9, einem stattlichen Fachwerkbau,<br />
Geburtshaus Brackes Hintern Brüdern<br />
eine gutgehende Mehl- und Getreidehandlung eröffnet hatte, wollte seinen Sohn auf<br />
die künftige Leitung des Geschäftes vorbereiten. Den jungen Wilhelm Bracke drängte<br />
es dagegen zum Studium der Naturwissenschaften: Mein innigster Wunsch möge mir<br />
Erfüllung werden, schrieb er seinem Vater.<br />
Ich will Physik und Chemie studieren, um an dem Fortschritt der Menschheit<br />
Antheil zu nehmen. Ich will nicht Thaler auf Thaler häufen.<br />
Vater und Sohn einigten sich auf einen Kompromiss: Wilhelm arbeitete im väterlichen<br />
Geschäft, erhielt aber die Genehmigung, sich zugleich am Collegium Carolinum, der<br />
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