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1.Teil - wilhelm bracke

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Der beste Bürger und wahrste Patriot<br />

Obwohl gerade er von dem Sozialistengesetze besonders hart getroffen<br />

wurde (fast sein ganzer Verlag wurde verboten und viele tausend Mark hat<br />

er verloren); obwohl auch er die bösesten Erfahrungen in seiner Partei<br />

gemacht hatte, so war er doch fröhlichen Muths. Was man ihm auch dagegen<br />

einwenden mochte – er ließ sich nicht erschüttern. Und man sah,<br />

man fühlte es, daß er kein Schwärmer, kein Fanatiker war; im Gegenteil,<br />

er war eine kühl berechnende, sorgfältig erwägende Natur, und was er<br />

sagte, war bei ihm kein Glaube, kein von einer Autorität übernommenes<br />

Dogma, sondern eine durch redliche Arbeit und eigenes Nachdenken errungene<br />

Überzeugung. So gehörte er zu den wenigen seiner Partei, die<br />

sich von dem Lassallekultus fernhielten. Trotzdem schätzte er Lassalle außerordentlich<br />

hoch, wie er denn unmittelbar vor Erlaß des Sozialistengesetzes<br />

mit dem Plane sich beschäftigte, eine kritische Gesammtausgabe<br />

der Agitationsschriften Lassalle’s zu veranstalten. (ECKERT, 100 Jahre..., S. 272)<br />

Brackes finanzielle Situation<br />

Lassen wir dazu August Bebel zu Wort kommen:<br />

Bracke, der einer wohlhabenden Familie angehörte und aus dem höchsten<br />

Idealismus sich der Partei der Enterbten angeschlossen hatte, war<br />

damals in großen Nöten. Er hatte sich durch Fritzsche bestimmen lassen,<br />

für die Produktivgenossenschaft der Tabak- und Zigarrenarbeiter Bürgschaften<br />

zu übernehmen, und kam nach dem Konkurs der Genossenschaft in<br />

die höchst fatale Lage, sehr erhebliche Summen bezahlen zu müssen.<br />

Bracke klagte mir in zahlreichen Briefen sein Leid, wie wir denn beide kurz<br />

nach unserer Bekanntschaft uns eng aneinandergeschlossen und keine<br />

Geheimnisse voreinander hatten. Der Ärmste hat viele Jahre zu kämpfen<br />

gehabt, um aus den Verlegenheiten herauszukommen, in die er sich durch<br />

seine Gutherzigkeit und Opferwilligkeit gestürzt hatte. Als ihn der Tod ereilte<br />

– er starb allzu jung, kaum 38 Jahre alt –, wurde sein Verlust in der<br />

ganzen Partei als ein unersetzlicher angesehen.<br />

Ein Beispiel aus Brackes eigener Feder:<br />

Braunschw[eig], 28 Nov[em]b[e]r 1869<br />

Lieber Liebknecht!<br />

[...] Wären wir aber doch erst nach Mitte December, gut und glücklich!<br />

Wenigstens was mich betrifft, wird es eine schwere Zeit werden, ich sehe<br />

es kommen. Die Compagnie in Berlin kann schwerlich noch baares Geld<br />

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