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Informatische Ideen im Mathematikunterricht - Gesellschaft für ...

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Systemorientierte Didaktik der Informatik — Sozio-technische Informatiksysteme als<br />

Unterrichtsgegenstand?<br />

gentliche Kern des fachwissenschaftlichen informatischen<br />

Wissens auf deklarativer und prozeduraler<br />

Ebene berührt. Für die Schulinformatik<br />

sind hier relevante Inhaltsbereiche zu identifizieren,<br />

die allerdings anhand didaktischer Filter<br />

in Orientierung an allgemein didaktischen<br />

Kriterien und an Prinzipien der Allgemeinbildung<br />

auszuwählen sind.<br />

• Eine weitere wichtige Produkteigenschaft von<br />

Informatiksystemen sind ihre potenziellen medialen<br />

Funktionen. Sie können als einfache<br />

oder komplexe Mediensysteme zur Unterstützung<br />

grundlegender menschlicher Aktivitäten<br />

wie lernen, arbeiten, gestalten, kommunizieren,<br />

partizipieren oder entspannen und konsumieren<br />

verwendet werden. In dieser Funktion<br />

wird nicht nur erneut der enge Zusammenhang<br />

von technischen und sozialen Aspekten eines<br />

Informatiksystems deutlich. Auch die Bedeutung<br />

dieser Systemfähigkeiten <strong>für</strong> Lern- und<br />

Bildungsprozesse ist hier offensichtlich. Ein<br />

grundlegendes Verständnis der Funktionsweise<br />

computerbasierter digitaler Medien ermöglicht<br />

den adäquaten Systemgebrauch und verleiht den<br />

Nutzern die Fähigkeit, künftige Anwendungsszenarien<br />

<strong>im</strong> beruflichen, privaten und öffentlichen<br />

Bereich fundiert zu beurteilen. Dieses Verständnis<br />

eröffnet die Möglichkeit zu weiterführendem<br />

Wissenserwerb und ermöglicht es, neue<br />

Anforderungen erfolgreich bewältigen zu können.<br />

Der Informatikunterricht kann einen Beitrag<br />

zu diesem erforderlich fundamentalen Verständnis<br />

digitaler Medien leisten, in dem er die<br />

ihnen zu Grunde liegenden informatischen Konzepte<br />

der Produkt-Prozessrelation vermittelt.<br />

3.4 Informatiksysteme als digitale<br />

Medien<br />

Ein grundlegendes Verständnis digitaler Medien<br />

und ihrer kompetenten Nutzung in verschiedenen<br />

Anwendungsszenarien hat <strong>für</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler eine enorme Bedeutung zur Bewältigung<br />

von aktuellen und künftigen Alltagssituationen.<br />

Folgt man diesem Postulat, so kann hieraus<br />

auch ein wichtiger Beitrag des Informatikunterrichts<br />

<strong>für</strong> die Allgemeinbildung abgeleitet werden,<br />

indem er als Lernort <strong>für</strong> die Förderung eines<br />

solchen Verständnisses identifiziert wird. Bevor<br />

der Zusammenhang zur Allgemeinbildung <strong>im</strong> folgenden<br />

Kapitel eingehender erörtert wird, soll an<br />

dieser Stelle des Beitrags zunächst auf die mediale<br />

Qualität von Informatiksystemen in verschiedenen<br />

Einsatzbereichen eingegangen und so Kriterien<br />

<strong>für</strong> die schulische Aufarbeitung dieses Gegenstandsbereichs<br />

bereitgestellt werden.<br />

Bereits der Medientheoretiker McLuhan<br />

(1994) postulierte, dass Technisierung nicht nur<br />

als Substitution eines Handlungszusammenhangs<br />

durch Instrumentalisierung zu verstehen sei, son-<br />

dern dass Technisierung sowohl instrumentelle als<br />

auch mediale D<strong>im</strong>ensionen beinhalte.<br />

Hinsichtlich der medialen Qualitäten von Informatiksystemen<br />

kann in Anlehnung an Keil-<br />

Slawiks Definition von pr<strong>im</strong>ären, sekundären und<br />

tertiären Medienfunktionen (Keil-Slawik, 2002)<br />

zwischen Cognitive Tools, Lernsoftware und adaptiven<br />

Systemen unterschieden werden. Computerbasierte<br />

‘Cognitive Tools’ ermöglichen die interaktive<br />

Gestaltung von Medienobjekten. Sie unterstützen<br />

das Suchen, Sortieren, Rekombinieren,<br />

Strukturieren, Visualisieren, Speichern oder Verteilen<br />

von Daten und fördern auf diese Weise mittels<br />

geeigneter Repräsentationen und Anordnungen<br />

der formalen Daten den Wissenserwerb. Be<strong>im</strong><br />

Wissenserwerb müssen die Nutzer den Prozess<br />

der De-kontextualisierung der formalen Daten so<br />

weit als möglich invertieren, indem sie die Daten<br />

in einem Prozess von Interpretation und ggf. Kommunikation<br />

mit kontextbezogener Semantik anreichern.<br />

„Lernsoftware“ <strong>im</strong>plizit demgegenüber eine in<br />

ihr vergegenständlichte Abfolge von Interaktionen<br />

und Rückmeldungen mit den Nutzern, die unter<br />

didaktischen und lerntheoretischen Erwägungen<br />

<strong>im</strong>plementiert wurde. Damit werden Formen der<br />

Mediennutzung <strong>im</strong> Medium selbst abgebildet.<br />

Adaptive Softwaresysteme sollten darüber<br />

hinaus in der Lage sein, Lerner- und Nutzungsverhalten<br />

anhand der stattfindenden Interaktionen<br />

zu analysieren und <strong>im</strong> Hinblick auf Lerneffizienz<br />

<strong>für</strong> die Nutzer zu modellieren.<br />

Diese medialen D<strong>im</strong>ensionen von Informatiksystemen<br />

treten nicht nur <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

computerbasierten Lernumgebungen in Erscheinung,<br />

sondern kommen auch bei anderen basalen,<br />

menschlichen Tätigkeiten zum Tragen. Man<br />

kann sie in computerbasierten Anwendungsszenarien<br />

des Lernens, Arbeitens, Gestaltens, Kommunizierens,<br />

Konsumierens, Entspannens und Partizipierens<br />

identifizieren.<br />

Während einfache Formen von Cognitive<br />

Tools zunächst auf der Manipulation von Zeichen<br />

und von Objekten des Informatiksystems beruhen,<br />

können komplexere Systeme eine Kombination<br />

dieser elementaren Funktionen enthalten und<br />

in Bezug auf ihren Nutzungskontext spezifisch geprägt<br />

sein. Sie können dabei verschiedene Aspekte<br />

unterschiedlicher basaler menschlicher Tätigkeiten<br />

umfassen.<br />

Ein Informatiksystem in Form einer netzgestützten<br />

Lernumgebung beinhaltet beispielsweise<br />

Software, die Groupware- und Lernplattformfunktionen<br />

bereitstellt. Sie kann als wichtiges<br />

Element eines kooperativen schulischen Lern-<br />

Designs angesehen werden. Sie sorgt neben Userund<br />

Content-Management-Funktionen vor allem<br />

<strong>für</strong> die computergestützte Kommunikation zwi-<br />

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