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Informatische Ideen im Mathematikunterricht - Gesellschaft für ...

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zentrale Rolle. Für die Analyse von Routingprozessen<br />

in Computernetzwerken sind Erkenntnisse<br />

aus der Graphentheorie hilfreich. Die Gestaltung<br />

zuverlässiger und abhörsicherer Kommunikation<br />

in Computernetzwerken bedingt mathematische<br />

Grundlagen aus den Bereichen der Datenverschlüsselung<br />

und -kompression. Die theoretische<br />

Informatik hat einen besonders großen Bezug<br />

zur Mathematik. Sie verwendet in großem Umfang<br />

Konzepte der diskreten Mathematik, Operationen,<br />

Unendlichkeit, Beweise, Reduktionen,<br />

rekursive Definitionen, Graphen, Bäume, Mengen,<br />

Relationen, Zeichenketten, abstrakte Sprachen<br />

und die mathematische Induktion. Be<strong>im</strong><br />

Software-Engineering und bei der Systemanalyse<br />

werden Software-Metriken konstruiert und verwendet<br />

und die Komplexität und die Korrektheit<br />

von Algorithmen analysiert. Hier<strong>für</strong> sind z. B.<br />

Kenntnisse über das Wachstum von Funktionen<br />

und über Korrektheitsbeweise erforderlich.<br />

Die Verwendung formaler Spezifikationsmethoden<br />

trägt zu einer Verbesserung der Softwarequalität<br />

bei und erhöht damit den Programmiererfolg.<br />

In verschiedenen Studien wurden Systeme<br />

mit und ohne Verwendung formaler Methoden<br />

gestaltet, z. B. ein Gateway-System (Larson<br />

et al., 1996) und ein Flugkontrollsystem (Pfleeger<br />

& Hatton, 1997). Im Ergebnis wurde jeweils<br />

festgestellt, das die Verwendung formaler Methoden<br />

zu einer geringeren Zahl von Programmdefekten,<br />

besseren Laufzeiteigenschaften, besserer<br />

Code-Struktur, leichterer Fehleridentifizierbarkeit<br />

und geringerem Behebungsaufwand führte. Formale<br />

Methoden gewinnen deshalb in der Softwaretechnik<br />

zunehmend an Bedeutung. Es zeigt sich<br />

ein deutlich erkennbarer Bezug vieler Teilgebiete<br />

der Informatik zur Mathematik. Da die Informatikausbildung<br />

an Schulen erst beginnt, als Pflichtfach<br />

in die Sekundarstufe I vorzustoßen, können<br />

solche Bezüge bei der Lehrplangestaltung explizit<br />

berücksichtigt werden. Im Bundesland Bayern<br />

wurde eine Unterrichtsreihe zum funktionalen<br />

Modellieren (zunächst in der Jahrgangsstufe 8<br />

und jetzt) in der Jahrgangsstufe 9 verankert, um<br />

auf den Funktionsbegriff der Mathematik zurückgreifen<br />

zu können (Hubwieser, 2005). Auf Hochschulebene<br />

führen die Bezüge zur Mathematik<br />

<strong>im</strong>mer wieder zu Diskussionen darüber, wie viel<br />

und welche Mathematik sich Informatikstudierende<br />

<strong>im</strong> Rahmen ihrer Studien aneignen müssen. Eine<br />

weiterführende Zusammenstellung mathematischer<br />

Grundlagen der Informatik findet sich in Beaubouef<br />

(2002). Die Kehrseite eines soliden mathematischen<br />

Fundaments kann in folgenden, zumeist<br />

unbegründeten, Eindrücken bestehen (Bruce<br />

et al., 2003):<br />

„[. . . ] mathematics is s<strong>im</strong>ply used as<br />

a filter — weeding out students too<br />

Wechselwirkungen zwischen mathematischer und informatischer Bildung<br />

weak or unprepared to survive — or<br />

just to pare down the hordes of potential<br />

computer science majors to a<br />

more manageable size [. . . ] it is just<br />

another sign that faculty in their ivory<br />

towers have no clue what practioners<br />

really do or need“<br />

3 Informatiksysteme als<br />

Lernhilfen <strong>für</strong> die<br />

mathematische Bildung<br />

Informatiksysteme können auf vielfältige Weisen<br />

als Lernhilfen in der mathematischen Bildung eingesetzt<br />

werden und diese vermittlungsmethodisch<br />

durch neue Interaktionsmöglichkeiten bereichern.<br />

Schubert & Schwill (2004) unterscheiden be<strong>im</strong><br />

Lernen mit Informatiksystemen fünf sehr unterschiedliche<br />

Niveaustufungen der Interaktion:<br />

1. Navigation <strong>im</strong> Lernmaterial,<br />

2. Eingabe von digitalen Notizen der Schüler zum<br />

Lernmaterial,<br />

3. Eingabe von Aufgabenlösungen: auswählen<br />

von Werten aus einer festen Menge oder Interpreter<br />

<strong>für</strong> freie Eingaben erforderlich,<br />

4. Planen und Umsetzen von Explorationsstrategien,<br />

5. Planen und Durchführen von Software-<br />

Exper<strong>im</strong>enten.<br />

Betrachtet man diese Niveaustufungen genauer<br />

hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf die Mathematik,<br />

so ist be<strong>im</strong> ersten Punkt an mult<strong>im</strong>ediale<br />

Lernmaterialien zu denken, die den Mehrwert<br />

gegenüber einem Druckmaterial sofort ersichtlich<br />

werden lassen. Die Stärke liegt in der Verknüpfung<br />

textueller Darstellungen mit Videosequenzen<br />

oder An<strong>im</strong>ationen mathematischer Prozesse,<br />

wie z. B. Umstellungen von Gleichungen<br />

oder Konstruktionen geometrischer Figuren, die<br />

Lernende in unterschiedlichen Detaillierungsgraden<br />

wiederholt betrachten und analysieren können.<br />

Durch die Verknüpfung solcher E-Learning-<br />

Materialien mit E-Learning-Plattformen, Systemen<br />

zur Verwaltung und Organisation webbasierter<br />

Lehr-Lern-Materialien und -Prozesse, mit rollenbasierter<br />

Benutzerverwaltung wird es möglich,<br />

individuelle Lernpfade und digitale Notizen zum<br />

Material personenbezogen zu verwalten und auf<br />

Wunsch auch zu exportieren.<br />

Die <strong>für</strong> Lehr-Lern-Prozesse <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit Informatiksystemen so wichtige Interaktivität<br />

kann bei der Gestaltung webbasierter Aufgaben<br />

sehr unterschiedliche Formen annehmen.<br />

Leicht zu programmierende Multiple-Choice oder<br />

Lückentext-Aufgaben sind in vielen Themenbereichen<br />

weit verbreitet, eignen sich aber vorwiegend<br />

<strong>für</strong> das kurzfristige Einüben von Faktenwissen.<br />

Interpreter <strong>für</strong> freie Texteingaben oder<br />

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