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Was geschieht seitdem? - GdF

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Presse<br />

die Medien sicher waren, welcher Art der Angreifer<br />

zugeordnet werden konnte, gingen sie vorsorglich<br />

von einem Weißen Hai aus. Das macht sich immer<br />

gut. Schließlich handelt es sich beim Weißen Hai um<br />

den größten Raubfisch der Welt und letztlich haben<br />

wir alle noch den Horrorfilm über dieses Monster in<br />

unserem Gedächtnis. Und dies hilft natürlich, dieses<br />

Ereignis medial mit gutem Erfolg zu verkaufen. Nicht<br />

nur „down under“, sondern auch in Europa.<br />

Im Laufe des Tages wurde die Geschichte durch den<br />

„Sydney Morning Herald“ etwas relativiert. Denn dieser<br />

berichtete am Morgen des 11. Februar, genau um<br />

7:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit, dass es sich bei dem<br />

Hai anhand des Zahnfragments, also anhand der Bisswunde,<br />

nicht um einen weißen Monsterhai, sondern<br />

um einen etwa 1,6 Meter langen Teppichhai gehandelt<br />

haben müsse. Diese Haiart gehört zu den eher<br />

sanftmütigen Vertretern ihrer Rasse. Der Teppichhai<br />

– so mutmaßte der „Sydney Morning Herald“ – dürfte<br />

von dieser schmerzhaften Begegnung ebenso traumatisiert<br />

gewesen sein wie sein Opfer. Die Meldung,<br />

nachdem einmal wieder einer dieser Monsterhaie<br />

zugeschlagen und einen harmlosen Surfer angegriffen<br />

habe, war damit gegenstandslos.<br />

Während die australischen Medien von dem nun<br />

etwas geschrumpften Angreifer berichteten, wurde in<br />

Europa die Horrorgeschichte noch weiterverbreitet.<br />

Um 12:17 Uhr unserer Zeit, also rund fünf Stunden<br />

nachdem der „Sydney Morning Herald“ den Vorfall<br />

relativiert hatte, verbreitete die Nachrichtenagentur<br />

AFP, dass es sich bei dem Angreifer vermutlich um<br />

einen Weißen Hai handelte. <strong>Was</strong> von einigen deutschen<br />

Medien, auch von solchen, die nicht der Boulevardpresse<br />

zugeordnet werden dürfen, kommentarlos<br />

übernommen wurde. Teppichhaie lassen sich medial<br />

eben nicht so einfach verkaufen.<br />

Die Schublade in der Luftfahrt<br />

Sicherheit genießt in der Luftfahrt einen hohen Stellenwert.<br />

Dies in dieser Zeitschrift besonders herauszustellen.<br />

würde dem Versuch gleichkommen, Eulen<br />

nach Athen zu tragen. Dabei sind die Aufgaben der<br />

Flugsicherung nur ein Aspekt der Sicherheit im Luftverkehr.<br />

Denn neben jener Sicherheit, die auf Englisch<br />

als „Safety“ bezeichnet wird, gilt es auch, der „Security“<br />

genüge zu tun. Darunter fällt natürlich auch der<br />

Kampf gegen den Terrorismus, wobei dieser Begriff<br />

in den letzten Jahren zu einem Synonym für „Islamismus“<br />

geworden zu sein scheint. <strong>Was</strong> gemeinhin in<br />

den Aufgabenbereich der GSG9 oder sonstigen Spezialeinheiten<br />

fällt; entsprechende Actionfilme haben<br />

unser Gedächtnis in diese Richtung konditioniert.<br />

Für die Phantasie der Berichterstattung scheint es da<br />

keine Grenzen zu geben. So bot die Mitteilung, dass<br />

im Februar das Verfahren gegen zwei mutmaßliche<br />

Terroristen mangels Beweisen eingestellt wurde, für<br />

einige Medien, unter anderem jener Zeitung mit den<br />

vier großen Buchstaben und jenes Magazins, das nach<br />

eigenen Worten am schnellsten auf den Punkt kommt,<br />

eine gute Möglichkeit, von einem (angeblichen) Einsatz<br />

eines Sonderkommandos der Polizei zu berichten.<br />

Dieses hätte, so wurde berichtet, im September<br />

2009 auf dem Flughafen Köln-Bonn eine Maschine<br />

der KLM gestürmt und zwei Extremisten, die in den<br />

Heiligen Krieg ziehen wollten, festgenommen. Allerdings<br />

hat es diese spektakuläre Aktion nach Aussage<br />

der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin nie gegeben.<br />

Zwei normale Streifenbeamte hatten die beiden<br />

Männer festgenommen, die dabei keinerlei Widerstand<br />

geleistet hätten. Allerdings wird eine normale<br />

Festnahme wohl kaum jemand vom Hocker hauen,<br />

die Stürmung eines Flugzeugs durch ein Sonderkommando<br />

schon. Auch wenn diese gar nicht stattgefunden<br />

hat. Lässt sich auch besser verkaufen und dient<br />

auch der Auflage.<br />

Irgendwie erinnert dies an den Vorfall, der sich im<br />

Januar am Flughafen München ereignet hat, als ein<br />

harmloser Passagier seinen Laptop nach der Kontrolle<br />

etwas zu früh an sich genommen und dadurch<br />

die stundenlange Sperrung des Terminals hervorgerufen<br />

hatte. Bernhard Hübner hatte unter der Überschrift<br />

„Reflexhafte Aufregung“ in der „taz“ darüber<br />

berichtet. Wir hatten diesen Beitrag in einer früheren<br />

Ausgabe abgedruckt.<br />

Natürlich mal wieder „skyguide“<br />

Wenn sich bei der Flugsicherung irgendwelche Zwischenfälle<br />

ereignen, dann interessiert sich die Öffentlichkeit<br />

normalerweise nicht besonders dafür. Zum<br />

einen, weil der Zwischenfall zum Zeitpunkt, zu welchem<br />

er veröffentlicht wird, schon lange zurückliegt<br />

und zum anderen, weil ja niemand zu Schaden gekommen<br />

ist. Allerdings scheint es da eine Ausnahme zu<br />

geben. Zumindest für die Politiker und Journalisten im<br />

Südwesten Deutschlands. Genauer gesagt, in Südbaden.<br />

Denn da befindet sich die ganze Region bekanntlich<br />

mit der Schweiz und damit auch mit dem eidgenössischen<br />

Flugsicherungsdienstleister „skyguide“ in<br />

einer Dauerfehde. Wenn dann das Schweizer Büro für<br />

Unfalluntersuchungen (BFU) einen Bericht über einen<br />

Fastzusammenstoß („Airprox“) im deutsch-schweizer<br />

Grenzgebiet vorlegt, dann werden in Südbaden die<br />

üblichen Reflexe aktiviert. Oder die entsprechende<br />

Schublade aufgezogen. „skyguide“? Hatten die nicht<br />

den Zusammenstoß einer Tu-154 mit einer B757 über<br />

Überlingen zu verantworten? Genau, das sind die.<br />

Doch dass sich dieser Unfall, auch wenn es die CEOs<br />

der Flugsicherungsdienstleister weltweit nicht gerne<br />

hören wollen, unter damaligen Bedingungen überall<br />

auf der Welt hätte ereignen können und dass „skyguide“<br />

aus ihren damaligen Versäumnissen gelernt<br />

hat, scheint zumindest in Südbaden so gut wie niemanden<br />

zu interessieren.<br />

<strong>Was</strong> war geschehen? Am 10. Mai 2007 kam es neun<br />

Seemeilen östlich der DVOR Trasadingen (TRA) zu<br />

einer gefährlichen Begegnung zwischen einem A340-<br />

13 der flugleiter 2010/04

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