Was geschieht seitdem? - GdF
Was geschieht seitdem? - GdF
Was geschieht seitdem? - GdF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Luftfahrt<br />
eine B747-400 der KLM, die während des Sinkflugs<br />
nach Anchorage in die Asche des Mt. Redoubt geflogen<br />
war. Auch hier waren alle Triebwerke ausgefallen.<br />
Nach einem Höhenverlust von 13 000 Fuß und<br />
mehreren Versuchen konnten die Triebwerke wieder<br />
zum Leben erweckt werden. Die Maschine landete<br />
danach sicher an ihrem Zielflughafen Anchorage. Auf<br />
den ersten Blick schienen diese Vorfälle ausreichende<br />
Gründe zu bieten, den europäischen Luftraum zu<br />
schließen.<br />
Allerdings waren die beiden B747 direkt über den<br />
Vulkankrater oder zumindest in dessen Nähe durch<br />
die Aschewolke geflogen. Also dort, wo die Aschekonzentration<br />
sehr hoch war. Über Europa war die<br />
Asche des isländischen Vulkans schon ziemlich verdünnt<br />
angekommen. Die Gefahr, dass dadurch Schäden<br />
an den Flugzeugen hervorgerufen werden, war<br />
also wesentlich geringer. Auf der anderen Seite darf<br />
bei der Gefahreneinschätzung der Fall einer DC-8 der<br />
NASA nicht unterschlagen werden. Die war von der<br />
Edwards Air Force Base in Kalifornien zu einem Messflug<br />
über der Arktis gestartet. Zielflughafen war das<br />
schwedische Kiruna. Da der isländische Vulkan Hekla<br />
ausgebrochen war und seine Dampf- und Aschewolke<br />
bis in eine Höhe von 45 000 Fuß schleuderte, hatte<br />
sich die Besatzung entschlossen, den Vulkan in einem<br />
Abstand von 200 Meilen zu umfliegen. Dennoch geriet<br />
die DC-8 bei absoluter Dunkelheit für sieben Minuten<br />
in die Asche. Die Piloten hatten davon nichts bemerkt;<br />
die Aschepartikel konnten allerdings durch die Messinstrumente<br />
des Forschungsflugzeugs dokumentiert<br />
werden. Später wurden Beschädigungen an allen vier<br />
Triebwerken festgestellt, so dass diese überholt werden<br />
mussten. Der Schaden betrug 3,2 Mio. US$.<br />
Die Frage, ob die Luftfahrtbehörden überreagiert<br />
haben oder nicht, ist deshalb nicht so einfach zu<br />
beantworten. Da jedoch bei den Flugzeugen, die aufgrund<br />
einer Ausnahmegenehmigung (CVFR) unterwegs<br />
waren, keine Schäden festgestellt werden konnten,<br />
so muss man sich wie die Airlines fragen, ob bei<br />
den Luftraumschließungen nicht doch mit Kanonen<br />
auf Spatzen geschossen wurde. Aber wenn man vom<br />
Rathaus kommt, ist man bekanntlich immer klüger<br />
und ob dies, wie von einigen Airlines erwogen, eine<br />
Klage gegen die EU und die Luftfahrtbehörden rechtfertigt,<br />
steht auf einem anderen Blatt.<br />
Folgeschäden diverser Art<br />
Für die Luftfahrt kam das Flugverbot einem „Waterloo“<br />
gleich. Kaum begannen sich die Verkehrszahlen<br />
von den Folgen der weltweiten Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise zu erholen, da drohte den Airlines ein weiterer<br />
herber Verlust. Insbesondere die europäischen<br />
Fluggesellschaften hatten durch den Vulkanausbruch<br />
bzw. die Luftraumschließungen besonders zu leiden.<br />
Laut IATA war das Passagieraufkommen in Europa um<br />
11,4 Prozent zurückgegangen, wobei zwei Drittel des<br />
Rückgangs direkt auf die Flugstreichungen und ein<br />
Drittel auf Stornierungen zurückzuführen ist. In Dollar<br />
ausgedrückt waren dies 1,7 Milliarden; die zweit-<br />
✈ Die DA20 des DL ist auch nach außen als „Aschejäger“ zu erkennen. Photo: W. Fischbach<br />
39 der flugleiter 2010/04