ICHbinICH und DUbistDU
ICHbinICH und DUbistDU
ICHbinICH und DUbistDU
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<strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> <strong>DUbistDU</strong><br />
Für Eltern mit Kindern zwischen 18 Monaten <strong>und</strong> dem 5. Geburtstag
3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Liebe Mütter <strong>und</strong> Väter,<br />
Vorwort 3<br />
Familienbande 4<br />
Kunterbunte Gesellschaft 5<br />
Lebenswelt-Experten 6<br />
Einzigartige Wesen 7<br />
Schritt für Schritt 8<br />
› 18. bis 24. Monat: Ich bin ja ICH! 9<br />
› 25. bis 30. Monat: Das Mitgefühl erwacht 12<br />
› 31. bis 36. Monat: Wie die Eltern 14<br />
› 37. bis 42. Monat: Imaginäre Fre<strong>und</strong>e 16<br />
› 43. bis 48. Monat: Gestern, heute <strong>und</strong> morgen 18<br />
› 49. bis 54. Monat: „Guck mal,<br />
was ich schon kann!“ 20<br />
› 55. bis 60. Monat: Wie ungerecht! 22<br />
Drinnen <strong>und</strong> draußen 44<br />
Wohnung mit Kind 45<br />
Kinderzimmer: das eigene Reich 46<br />
Draußen vor der Tür 47<br />
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt! 49<br />
Erste Hilfe für Ihr Kind 51<br />
Mit Herz <strong>und</strong> Verstand 52<br />
Magisches Dreieck 53<br />
Was für ein Kuddelmuddel! 54<br />
Quatschen mit Soße 56<br />
Kinderrechte:<br />
Der Klaps ist kein Erziehungsmittel 58<br />
Neulich war das so 59<br />
Spielräume 62<br />
Ihr Kind hat mittlerweile schon viele Entwicklungsschritte<br />
gemacht <strong>und</strong> fühlt sich in der engen Bindung<br />
zu Ihnen <strong>und</strong> der ganzen Familie sicher <strong>und</strong> geborgen.<br />
Das ist eine gute Gr<strong>und</strong>lage für die nächsten Schritte<br />
<strong>und</strong> Ent deckungen, die nun vor Ihrer Tochter oder<br />
Ihrem Sohn bis zum 5. Geburtstag liegen. In dieser Zeit<br />
stehen wir, die BARMER GEK, mit dieser Broschüre an<br />
Ihrer Seite. Sie folgt der Aus gabe „Die ersten Schritte<br />
ins Leben“ (r<strong>und</strong> um die ersten 18 Lebens monate) <strong>und</strong><br />
möchte Ihnen wieder viele An regungen <strong>und</strong> noch<br />
mehr Unterstützung bieten.<br />
Die BARMER GEK sieht Mütter <strong>und</strong> Väter als wichtigste<br />
Experten für die Lebenswelt ihrer Kinder an. Die Eltern<br />
bereiten den sicheren Boden, auf dem ihre Kinder<br />
wachsen <strong>und</strong> gedeihen <strong>und</strong> von dem aus der Nachwuchs<br />
die Welt erobert. Das geschieht jedoch in jeder<br />
Familie anders, denn Eltern wie Kinder sind jeweils<br />
„einmalige Exemplare“. Und jeder Familienalltag formt<br />
sich je nach Lebensbedingungen unterschiedlich aus.<br />
Diese Broschüre informiert Sie über Entwicklungsverläufe<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Aspekte, beschreibt Ansichten<br />
<strong>und</strong> Erkenntnisse von Eltern <strong>und</strong> Fachleuten, diskutiert<br />
Erziehungsfragen, zeigt an Beispielen mögliche Herausforderungen<br />
<strong>und</strong> Lösungswege auf, weist auf Leistungen<br />
der BARMER GEK hin <strong>und</strong> tabuisiert auch die Fallstricke<br />
im Alltag mit Kleinkindern nicht. Aber Rezepte sollen<br />
hier nicht verteilt werden, denn der passende Weg für<br />
Ihr Kind <strong>und</strong> Ihre Familie ist <strong>und</strong> bleibt Ihre persönliche<br />
Entscheidung.<br />
Ihre Freude am gemeinsamen Miteinander aller Familienmitglieder<br />
sowie Ihr Vertrauen in sich selbst sind dafür<br />
die beste Gr<strong>und</strong>lage. Auch unsere kleinen ICH bin ICH-<br />
Reime in diesem Heft können vielleicht etwas zur Freude<br />
in Ihrer Familie beitragen.<br />
Viel Spaß <strong>und</strong> alles Gute für Sie <strong>und</strong> Ihre Familie wünscht<br />
Ihre BARMER GEK<br />
Absprung 24<br />
Zwischen Lust <strong>und</strong> Frust 63<br />
Urlaub: gemeinsam genießen 67<br />
„Ich bin stark <strong>und</strong> du bist Quark!“ 25<br />
Stichwortverzeichnis 70<br />
Fit wie ein Turnschuh 30<br />
Ges<strong>und</strong>heit – selbst gekocht 31<br />
Rezepte für den gemeinsamen Kochspaß 34<br />
„U“ wie „Unbedingt“ 37<br />
Impfen heißt schützen 38<br />
Kleine Patientin, kleiner Patient 40<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links 71<br />
Impressum 74<br />
› In diesem Heft finden Sie<br />
neun Reime zum Vorlesen.<br />
Wir hoffen, sie bereiten Ihrem<br />
Kind <strong>und</strong> Ihnen viel Spaß.<br />
Sonnenklar<br />
Ein zauberhaftes <strong>ICHbinICH</strong>,<br />
das kicherte <strong>und</strong> mochte sich.<br />
Warum?<br />
Das ist doch sonnenklar:<br />
weil’s bleiben durfte,<br />
wie es war!<br />
Vorwort
4<br />
5<br />
Familienbande<br />
Kunterbunte Gesellschaft<br />
„Familie ist der zentrale Ort, an dem Kinder aufwachsen <strong>und</strong><br />
Erwachsene für ihr Wohl verantwortlich sind.“ So etwa könnte<br />
man „Familie“ heute definieren. Doch ihr Herzstück sind <strong>und</strong><br />
bleiben die Mütter, Väter <strong>und</strong> Kinder. Gerade weil sie auch<br />
emotional so einzigartig miteinander „verbandelt“ sind.<br />
Für ein Kind ist nicht entscheidend, in welcher Familienform<br />
es aufwächst. Entscheidend ist, ob es am Lebensort<br />
des Kindes Erwachsene gibt, die es lieben <strong>und</strong> sich für<br />
sein Aufwachsen in umfassender körperlicher, seelischer<br />
<strong>und</strong> geistiger Ges<strong>und</strong>heit verantwortlich fühlen.<br />
Die allermeisten Kinder wachsen nach wie vor bei ihren<br />
leiblichen, miteinander verheirateten Eltern auf. Neben<br />
dieser klassischen Familienform haben sich in den letzten<br />
Jahrzehnten weitere Formen des Zusammenlebens mit<br />
Kindern entwickelt. So gelten heutzutage auch zusammenlebende<br />
Eltern ohne Trauschein längst als Normalfall.<br />
Zugenommen hat beispielsweise auch der Anteil alleinerziehender<br />
Mütter <strong>und</strong> Väter. Hier spielen die Trennung<br />
<strong>und</strong> Scheidung von Eltern eine wachsende Rolle. Ihren<br />
Kindern bleibt dennoch das Recht auf beide Elternteile.<br />
Und es ist gut, dass die meisten dieses Recht ernst<br />
nehmen <strong>und</strong> zum Wohle ihrer gemeinsamen Kinder<br />
auch umsetzen.<br />
Auch sogenannte Patchworkfamilien sind immer häufiger<br />
zu finden. Hier können einige Eltern sagen: „Mein<br />
Kind – dein Kind – unser Kind.“ Hinzu treten die außerhalb<br />
der neu zusammengesetzten Familie lebenden<br />
Mütter bzw. Väter, teils mit inzwischen eigenen neuen<br />
Partnern <strong>und</strong> Kindern. So haben manche Kinder in<br />
Patchworkfamilien vier (oder noch mehr) Elternteile,<br />
doppelt so viele Omas <strong>und</strong> Opas <strong>und</strong> dazu eine Reihe<br />
von Halb- <strong>und</strong> Stiefgeschwistern. Das macht das<br />
Zusammenleben oft turbulent <strong>und</strong> das Beziehungsgeflecht<br />
etwas unübersichtlich.<br />
Der gelingende Alltag in einer Stieffamilie ist deshalb<br />
für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Sie wird<br />
meistens dann gut gemeistert, wenn sämtliche Erwachsenen<br />
respektieren, dass jedes einzelne Familienmitglied<br />
für das Kind wichtig ist <strong>und</strong> auch bleiben soll.<br />
Auch Regenbogenfamilien mit zwei gleichgeschlechtlichen<br />
Elternteilen sind keine Seltenheit. Hier hat das Kind<br />
zwei Frauen oder zwei Männer als Eltern. Manchmal<br />
stammt es aus einer vorangegangenen heterosexuellen<br />
Partnerschaft, manchmal wird es in die bereits bestehende<br />
gleichgeschlechtliche Partnerschaft, zum Beispiel<br />
durch Samenspende, hineingeboren.<br />
Daneben gibt es Wochenendfamilien <strong>und</strong> Unter-der-<br />
Woche-Familien; es gibt deutsch-deutsche Familien,<br />
binationale Familien <strong>und</strong> Migrantenfamilien; es gibt die<br />
Zwei-Generationen-Familie, die auch aus Großeltern<br />
<strong>und</strong> Enkeln bestehen kann, <strong>und</strong> die Drei-Generationen-<br />
Familie, bei der Jung <strong>und</strong> Alt unter einem Dach wohnen.<br />
Sie alle mischen sich zu einem abwechslungsreichen,<br />
bunten Gesellschaftsbild.<br />
Ges<strong>und</strong> aufwachsen<br />
Familien
6<br />
7<br />
Lebenswelt-Experten<br />
Einzigartige Wesen<br />
Wie sollten Eltern sein? Die Antworten auf diese Frage prasseln auf Mütter <strong>und</strong> Väter<br />
nur so nieder. Denn dazu werden ihnen aus allen Ecken unzählige Ratschläge erteilt.<br />
Ob sie darum gebeten haben oder nicht – hier gibt nahezu jeder seinen Senf dazu.<br />
Kinder lieben Knetgummi. Daraus können sie die herrlichsten Gebilde nach ihren<br />
eigenen Vorstellungen formen. Eltern lieben ihre Kinder. Aber Kinder sind keine<br />
Knetgummimasse <strong>und</strong> können deshalb auch nicht nach Belieben modelliert werden.<br />
Die meisten Ratschläge beginnen<br />
mit den Worten „Eltern sollten …“<br />
oder „Eltern sollten nicht …“. Schon<br />
solche Satzanfänge sind Gr<strong>und</strong><br />
genug, Vorsicht walten zu lassen,<br />
gerade wenn es um den Umgang<br />
mit dem Kind geht. Denn in der<br />
Regel kürzen sich die Antworten<br />
gegenseitig weg, weil auf die gleiche<br />
Frage der eine hü sagt <strong>und</strong> der<br />
andere hott. Auf der Suche nach<br />
der einzig „richtigen“ Antwort darauf,<br />
wie Eltern sein sollten <strong>und</strong> was<br />
sie zu tun <strong>und</strong> zu lassen haben,<br />
können sich Mütter <strong>und</strong> Väter also<br />
schnell im Dschungel widersprüchlicher<br />
Weisheiten verlieren.<br />
Dabei steht fest, dass Eltern über<br />
ausreichend eigene Weisheit verfügen,<br />
die ihnen ein guter Kompass<br />
im Umgang mit ihrem Kind ist. Wenn<br />
es um das Beste für ihr Kind geht,<br />
informieren sich Eltern auch <strong>und</strong> tauschen<br />
ihre Erfahrungen aus. Denn<br />
nichts wünschen sie sich mehr als<br />
das Beste für ihr Kind. Das bedeutet<br />
jedoch für jeden etwas anderes, weil<br />
auch die elterlichen Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Werte sowie die familiäre Situation<br />
<strong>und</strong> die Rahmenbedingungen<br />
für Entscheidungen verschieden sind.<br />
Und es kommt ebenso auf das jeweilige<br />
Kind an. Eltern wissen: Was<br />
für das eine das Beste ist, muss für<br />
ein anderes noch lange nicht gelten.<br />
Und die BARMER GEK weiß:<br />
Mütter <strong>und</strong> Väter sind die Experten<br />
der Lebenswelt ihrer Kinder. Diese<br />
Lebenswelt lässt sich so wenig über<br />
einen Kamm scheren wie Eltern,<br />
Familien oder die Kinder selbst.<br />
Kinder sind Individuen, ein jedes<br />
für sich. Jedes Kind entfaltet seine<br />
Schönheit in seiner Einzigartigkeit<br />
<strong>und</strong> möchte auch so gesehen <strong>und</strong><br />
akzeptiert werden.<br />
Der berühmte Schweizer Pädagoge<br />
Johann Heinrich Pestalozzi, noch<br />
heute Namensgeber vieler Einrichtungen<br />
für Kinder, hat schon vor<br />
langer Zeit festgestellt: „Ich vergleiche<br />
nie ein Kind mit einem anderen<br />
– ich vergleiche es nur mit sich<br />
selbst.“<br />
1<br />
Er wusste, dass jedes Kind<br />
eine einmalige Persönlichkeit besitzt,<br />
seine eigene Entwicklungsgeschwindigkeit<br />
hat, seine verschiedenen<br />
Charak termerkmale, Vorlieben,<br />
Rate mal!<br />
Wer lässt mich niemals allein?<br />
Wer sagt zu mir Schätzelein?<br />
Wer liest mir am Abend vor,<br />
trällert mit mir laut im Chor?<br />
Und wer bindet meine Schuh?<br />
Keine Frage: Das bist DU!<br />
Interessen. Deshalb gibt es auf die<br />
Frage „Wie sind eigentlich Kinder?“<br />
nur eine Antwort, nämlich diese:<br />
Kinder sind …<br />
… aufgeschlossen, großäugig, dürr,<br />
zierlich, blass, frech, rotbackig, zart,<br />
leuchtend, hellblond, lustig, höflich,<br />
fleißig, keck, fre<strong>und</strong>lich, pünktlich,<br />
brav, ordentlich, mutig, ehrlich,<br />
eifrig, großzügig, cool, schlau, kräftig,<br />
schüchtern, selbstständig, sportlich,<br />
tüchtig, maulig, laut, traurig,<br />
zornig, furchtsam, frech, zerstreut,<br />
still, schmusig, braunhaarig, mollig,<br />
ängstlich, behutsam, direkt, erstaunt,<br />
ernst, geheimnisvoll, lieb,<br />
gerecht, gründlich, ausgelassen,<br />
humorvoll, klein, gesellig, r<strong>und</strong>lich,<br />
kreativ, gemütlich, künstlerisch,<br />
vergnügt, gelockt, nachdenklich,<br />
gemächlich, warmherzig, unternehmungslustig,<br />
sensibel, ordnungsliebend,<br />
schlampig, cholerisch, verträumt,<br />
ängstlich, stark, nervös,<br />
tierliebend, zornig, fröhlich, zurückgezogen,<br />
vorlaut, bescheiden,<br />
heikel, komisch, langsam, temperamentvoll,<br />
leise, munter, feinfühlig,<br />
neu gierig, rasant, reizend, überschwänglich,<br />
unermüdlich, vertrödelt,<br />
zufrieden, draufgängerisch,<br />
ritterlich, clever, redselig, charmant,<br />
innig, spontan, hilfsbereit, ehrgeizig,<br />
witzig, großzügig, durchsetzungsfähig,<br />
gründlich, wild, ideenreich,<br />
launisch, tatkräftig, artig, unvernünftig,<br />
rücksichtsvoll, chaotisch, rebellisch,<br />
ruhig, <strong>und</strong>ankbar, mitfühlend,<br />
dynamisch, altklug, naschhaft,<br />
schmächtig, zickig, friedfertig,<br />
amüsant, gesellig, musikalisch,<br />
heiter …<br />
… <strong>und</strong> vieles mehr. Und auf jeden<br />
Fall alles zusammen. Und immer<br />
wieder noch ganz anders.<br />
1<br />
Pestalozzi (1746 – 1826) aus: Pestalozzi-Fröbel-Haus<br />
(Hrsg.): 125 Jahre Erzieherinnenausbildung. Beiträge<br />
zur pädagogischen Arbeit, Berlin 2000.<br />
Wer fragt dir Löcher in den Bauch?<br />
Spritzt dich mit dem Gartenschlauch?<br />
Wer kann säuseln wie ein Engel<br />
oder quengeln wie ein Bengel?<br />
Rate mal – <strong>und</strong> wer liebt dich?<br />
Ist doch klar: dein <strong>ICHbinICH</strong>!<br />
Eltern<br />
Kinder
8<br />
9<br />
Schritt für Schritt<br />
Ich bin ja ICH!<br />
Die Entwicklung Ihres Kindes ist ist wie ein spannender Spaziergang<br />
entlang herrlich bunter Wiesen <strong>und</strong> üppig blühender Landschaften.<br />
Schritt für Schritt schreitet es voran. Aber zwischendurch<br />
bleibt Ihr Kind auch mal stehen <strong>und</strong> freut sich mit Ihnen,<br />
was es schon alles geschafft hat – um dann wieder ordentlich<br />
Tempo aufzunehmen. So spaziert jedes Kind den Abschnitt<br />
von seinem 18. Lebensmonat bis zu seinem 5. Geburtstag in<br />
seinem ganz eigenen Rhythmus. Mal steht es, mal geht es, <strong>und</strong><br />
manchmal macht es auch kleine Umwege. Immer aber hat es<br />
Sie, seine Eltern, an seiner Seite. Sie geben Ihrem Kind Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Selbstvertrauen <strong>und</strong> staunen gemeinsam mit ihm, was<br />
es auf seinem Lebensweg alles zu entdecken gibt.<br />
Zwischen dem 18. Lebensmonat <strong>und</strong> dem 2. Geburtstag<br />
passiert etwas ganz Erstaunliches: Irgendwann entdeckt<br />
Ihr Kind sich selbst! Bisher hatte es in den Spiegel<br />
geschaut <strong>und</strong> diesem „anderen“ Kind entgegengelacht.<br />
Aber nun wird sich Ihr Kind seiner eigenen Person<br />
bewusst <strong>und</strong> empfindet Sie als Eltern nicht mehr nur als<br />
Verlängerung seiner Selbst. <strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> <strong>DUbistDU</strong> –<br />
diese Erkenntnis ist ein riesiger Entwicklungsschritt, den<br />
jedes Kind zu seiner eigenen Zeit vollzieht. „Das Gras<br />
wächst auch nicht schneller, nur weil man daran zieht“,<br />
sagt ein afrikanisches Sprichwort. Vertrauen Sie darauf!<br />
Dass jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo hat,<br />
stellen Eltern immer wieder fest. „Max kann schon<br />
ganz viele Wörter sagen <strong>und</strong> schaut sich zu gern Bilderbücher<br />
an. Aber auf das Sofa mag er noch nicht allein<br />
klettern“, erzählt Paula über ihren Sohn (21 Monate) <strong>und</strong><br />
schielt dabei zur gleichaltrigen Lena, die gerade das Sofa<br />
erstürmt hat <strong>und</strong> nun darauf geschickt herumhüpft.<br />
Aber natürlich ist mit Max alles in Ordnung <strong>und</strong> mit Lena<br />
auch. Nur die Interessenlagen der Kinder sind verschieden.<br />
Ohnehin verläuft die sprachliche <strong>und</strong> motorische<br />
Entwicklung von Kindern selten parallel, die meisten<br />
lernen erst sprechen <strong>und</strong> dann laufen, bei vielen ist es<br />
aber auch umgekehrt. Aber das wissen Eltern von<br />
eineinhalb- bis zweijährigen Kindern natürlich längst.<br />
Entdeckt!<br />
<strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> <strong>DUbistDU</strong>,<br />
ich seh mich <strong>und</strong> du siehst zu.<br />
<strong>ICHbinICH</strong> <strong>und</strong> WIRsindWIR,<br />
ich mag dich, du Strubbeltier.<br />
Entwicklung<br />
› 18. bis 24. Monat
10<br />
11<br />
Und was passiert noch in dieser Zeit?<br />
Bewegung<br />
Die Freude an den zunehmenden<br />
Bewegungsmöglichkeiten ist fast<br />
grenzenlos. Die allermeisten Kinder<br />
können in diesem Alter bereits ohne<br />
fremde Hilfe gehen, umschiffen<br />
meist schon geschickt alle Hindernisse,<br />
üben Klettern. Jede Bewegungsform<br />
ist willkommen, das<br />
„richtige“ Fallen – nämlich sich nach<br />
vorn abstützend – gehört natürlich<br />
auch dazu. Nur Kinder, die in Lauflernhilfen<br />
das Fallen nicht lernen<br />
durften, sind jetzt einem erhöhten<br />
Verletzungsrisiko ausgesetzt.<br />
Sprache<br />
In dieser Zeit explodiert der Wortschatz<br />
Ihres Kindes, jeden Tag fügt<br />
es neue Wörter zunächst zu Zweiwortsätzen<br />
zusammen. So entstehen<br />
bereits kleine Mitteilungen <strong>und</strong> Gespräche,<br />
obwohl es noch nicht alle<br />
Sprachlaute beherrscht. R<strong>und</strong> um<br />
den 2. Geburtstag spricht das Kind<br />
dann schon über sein eigenes Tun<br />
<strong>und</strong> bezeichnet viele konkrete Dinge<br />
im Bilderbuch. Es singt oder summt<br />
vielleicht auch schon kleine Lieder.<br />
Jetzt kann es auch über Dinge nachdenken,<br />
die es gar nicht sieht. Gerade<br />
war der Teddy doch noch da,<br />
jetzt ist er weg. Wo ist er nur? Das<br />
Kind wird sich unverzüglich auf die<br />
Suche machen.<br />
Vorlieben<br />
Ihr Kind schätzt nun jede Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Anregung <strong>und</strong> lernt<br />
allmählich, nicht nur neben, sondern<br />
auch mit anderen Kindern zu spielen.<br />
Nun könnte es auch herausfinden:<br />
Wenn ich dem Christof auf den<br />
Kopf haue, setzt das richtig viele<br />
Leute ordentlich in Bewegung. Wie<br />
toll!! Wie interessant!! Böse meint<br />
es das Kind beileibe nicht – aber<br />
so eine Aufregung ist doch einfach<br />
zu spannend, oder? Unaufgeregte<br />
Reaktionen <strong>und</strong> eine kurze, fre<strong>und</strong>liche<br />
Erklärung entspannen die<br />
Situation ziemlich schnell <strong>und</strong> führen<br />
das Kind auch zu einem besseren<br />
Miteinander.<br />
Nach der Entdeckung des <strong>ICHbinICH</strong><br />
wird auch der Begriff „allein“ wichtig.<br />
Das Kind möchte allein seine<br />
Kleidung heraussuchen, sich ganz<br />
allein anziehen <strong>und</strong> seine Hände<br />
waschen. Und es entwickelt genaue<br />
Vorstellungen darüber, was <strong>und</strong> wie<br />
es etwas machen möchte. So spürt<br />
es seine Selbstwirksamkeit, muss<br />
aber auch mit Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />
umgehen lernen. In dieser Phase<br />
wird das Kind vom Volksm<strong>und</strong> häufig<br />
„Trotzkopf“ genannt (lesen Sie<br />
dazu auch Seite 15).<br />
› Puh, schon wieder neue Schuh'!<br />
Kinderfüße sind besonders weich <strong>und</strong> formbar. Muskeln<br />
<strong>und</strong> Knochen müssen sich erst noch entwickeln <strong>und</strong><br />
trainiert werden. Umso wichtiger ist das richtige <strong>und</strong><br />
vor allem passende Schuhwerk, denn zu kleine Schuhe<br />
können den jungen Fuß schnell verformen. Laut B<strong>und</strong>esärztekammer<br />
steckt über die Hälfte aller Kinderfüße in<br />
zu kleinen Schuhen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten Kinder so viel wie möglich<br />
barfuß laufen. Dafür plädiert Dr. Wieland Kinz, Autor<br />
des Buches „Kinderfüße – Kinderschuhe“. Schuhe<br />
dienen Kinderfüßen also eigentlich nur zum Schutz<br />
vor Verletzungen, Nässe <strong>und</strong> Kälte.<br />
Ist das so richtig? Ja! Einen besonderen Halt oder eine<br />
Stütze durch ein Fußbett oder Polster benötigen Kinderschuhe<br />
nicht. Sie sollten leicht, weich <strong>und</strong> biegsam sein,<br />
damit Gelenke <strong>und</strong> Wirbelsäule so wenig wie möglich<br />
belastet werden <strong>und</strong> der Fuß ohne Widerstand abrollen<br />
kann.<br />
Wenn Ihr Kind ein Paar neue Schuhe braucht, gehen<br />
Sie mit ihm am besten in den Nachmittagsst<strong>und</strong>en<br />
einkaufen. Denn auch zarte Kinderfüßchen schwellen<br />
im Laufe des Tages an. Die passende Größe wird mit<br />
WMS-Fußmessgeräten ermittelt. Diese messen nicht<br />
nur die Fußlänge, sondern auch die -weite. Gute Fachgeschäfte<br />
verfügen zusätzlich über spezielle Innenmessgeräte.<br />
Ebenso hilfreich ist es, wenn Sie einen Abdruck<br />
beider Füße Ihres Kindes auf eine Pappe aufzeichnen <strong>und</strong><br />
vorn 12 mm hinzufügen. Wenn die Schablonen dann<br />
ohne Probleme in die Schuhe Ihres Kindes passen, haben<br />
Sie die richtige Größe erwischt. Verlassen Sie sich dabei<br />
nicht allein auf die Größenangaben. Da es keine gesetzlich<br />
vorgeschriebene Schuhgrößennorm gibt, können die<br />
Größen je nach Hersteller sehr unterschiedlich ausfallen.<br />
Kinderfüße wachsen im Durchschnitt 1 bis 2 mm im<br />
Monat, das entspricht etwa drei Schuhgrößen im Jahr!<br />
Deshalb sollten Sie regelmäßig überprüfen, ob die<br />
Schuhe noch passen. Der berühmte „Daumendruck“<br />
hilft hier weniger, denn Kinder ziehen dabei meist<br />
reflexartig die Zehen zurück.<br />
Übrigens darf es ruhig auch ein gebrauchtes Paar Schuhe<br />
sein. Achten Sie jedoch darauf, dass die Schuhe nicht<br />
zu aus getreten oder einseitig abgelaufen sind. Weitere<br />
Informationen finden Sie unter www.kinderfuesse.com.<br />
› Kinderfüße wachsen im<br />
Durchschnitt 1 bis 2 mm<br />
im Monat, das entspricht<br />
etwa drei Schuhgrößen<br />
im Jahr!<br />
› 18. bis 24. Monat<br />
› 18. bis 24. Monat
12<br />
13<br />
Das Mitgefühl erwacht<br />
Konnte sich Ihr Kind bisher noch nicht in andere hineinversetzen, so beginnt es jetzt<br />
langsam, still <strong>und</strong> leise damit: Ihr Kind entwickelt Mitgefühl. Wenn Sie das bemerken,<br />
vollzieht es gerade wieder einen ganz wichtigen Schritt.<br />
In dieser Entwicklungsphase möchte<br />
es auch schon mal für Sie oder seine<br />
Fre<strong>und</strong>e „sorgen“. Sind beispielsweise<br />
seine eigenen Händchen kalt<br />
<strong>und</strong> brauchen Handschuhe, dann<br />
sollen auch die Hände des anderen<br />
gewärmt werden. Genießen Sie<br />
diese anrührenden, fürsorglichen<br />
Momente, für die Ihr Kind eine<br />
große Leistung erbringt!<br />
Allerdings streiten sich Zweijährige<br />
mitunter auch schon einmal heftig,<br />
sowohl untereinander als auch<br />
mit Ihnen. Sie wollen viel <strong>und</strong> vor<br />
allem am liebsten alles auf einmal<br />
<strong>und</strong> möglichst allein. Doch solche<br />
Auseinandersetzungen müssen sein,<br />
denn sie trainieren die sozialen<br />
Fähigkeiten. Zweijährige stecken<br />
voller unbändiger Entdeck ungslust<br />
<strong>und</strong> Experimentierfreude – nicht<br />
immer zur Freude ihrer Eltern. Denn<br />
unverhofft kommt dabei häufig<br />
Schabernack heraus, auch wenn das<br />
kein Kind böse meint. Ist aber auch<br />
zu interessant, wie lang eine Klopapierrolle<br />
sein kann! Oder wie es<br />
schön spritzt, wenn man tüchtig in<br />
die Pfütze tritt.<br />
Und sonst?<br />
Kontrolle über den Körper<br />
Treppen kann Ihr Kind jetzt schon<br />
ohne Ihre Hilfe bewältigen, beim<br />
Hinuntersteigen hält es sich fest. Es<br />
geht bereits sicher <strong>und</strong> trainiert auch<br />
alle anderen Bewegungsformen mit<br />
Lebenslust. Auch feinmotorisch hat<br />
es sich weiterentwickelt, zum Beispiel<br />
klappt das selbstständige Essen<br />
mit dem Löffel schon recht gut.<br />
Überhaupt kann es jetzt viel aufmerk<br />
samer Körpersignale wahrnehmen.<br />
In dieser Zeit entwickelt es<br />
auch allmählich den Wunsch, seine<br />
Windel „loszuwerden“.<br />
Sprache <strong>und</strong> Denken<br />
„Lilly weg!“, ruft Ihr Kind Ihnen vielleicht<br />
in dieser Entwicklungsphase<br />
zu, wenn es Verstecken spielt. Denn<br />
es kann sich jetzt beim Vornamen<br />
nennen <strong>und</strong> kennt schon die Eigenschaft<br />
„weg“. Ansonsten bereichern<br />
jeden Tag neue Bedeutungen sein<br />
noch junges Sprachrepertoire, <strong>und</strong><br />
es versteht auch „Auf Wiedersehen“<br />
<strong>und</strong> „Tschüss“.<br />
Vorlieben<br />
Nicht immer kann Ihr Kind jetzt alle<br />
auf es einstürmenden Eindrücke<br />
<strong>und</strong> das Neugelernte gleich richtig<br />
sortieren. Hier helfen ihm verlässliche<br />
<strong>und</strong> immer wiederkehrende<br />
Abläufe im Alltag. Sie sorgen auch<br />
für eine Strukturierung des Denkens<br />
das beginnt, immer abstrakter zu<br />
werden. Dann bricht die Zeit der<br />
„So-als-ob-Spiele“ an. Das Kind tut<br />
so, als ob es sein Kuscheltier füttert,<br />
<strong>und</strong> funktioniert den Bauklotz kurzerhand<br />
zum Rennauto um. Für<br />
Eltern besonders schön: Jetzt hilft<br />
Ihr Kind Ihnen bei allen Tätigkeit<br />
allzu gern mit!<br />
› „Braucht Ihrer noch Windeln?“<br />
Sauberkeitserziehung – was für ein merkwürdiges Wort!<br />
Es will uns weismachen, das Kind tue etwas „Schmutziges“<br />
<strong>und</strong> Eltern müssten es zur „Sauberkeit“ erziehen.<br />
Damit soll hier ein für allemal aufgeräumt werden.<br />
Um es gleich zu sagen: Ihr Kind hat bis zu seinem<br />
4. Lebensjahr ausreichend Zeit, sich von seinen Windeln<br />
zu verabschieden. Was die die Nacht anbelangt, sprechen<br />
Fachleute sogar vom 6. Lebensjahr. Trotzdem<br />
beginnen viele Eltern mit dem „Sauberkeitstraining“<br />
noch vor dem 2. Geburtstag des Kindes. Aber in diesem<br />
Alter können Kinder meist noch gar nicht „trocken“,<br />
geschweige denn „sauber“ werden. Denn ihrem Gehirn<br />
fehlt dafür die nötige Reife. Reif heißt: Ihr Kind registriert<br />
von sich aus den Ausscheidungsdruck <strong>und</strong> kann ihn<br />
so lange kontrollieren, bis es auf der Toilette oder dem<br />
Töpfchen sitzt. Zudem muss das Kind den eigenen<br />
Wunsch verspüren, sich von der Windel schrittweise<br />
zu verabschieden <strong>und</strong> sozial in die „Sauberkeitsliga“<br />
aufzusteigen. Alle diese Meilensteine brauchen ihre Zeit.<br />
Wie lange dieser schrittweise Entwicklungsprozess dauert,<br />
ist von Kind zu Kind verschieden. Er kann <strong>und</strong> sollte<br />
von den Eltern nicht erzieherisch eingeleitet oder beeinflusst<br />
werden. Das Kind spürt nämlich ganz von allein,<br />
wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Dann wird<br />
Ihnen Ihr Kind von sich aus signalisieren: Ich bin so weit!<br />
Der erste Schritt ist vollzogen, wenn das Kind sein großes<br />
Geschäft in der Hose selbst registriert <strong>und</strong> rasch eine<br />
frische Windel wünscht. Trotzdem wird es ihm im zweiten<br />
Schritt zunächst vorerst gelingen, den Urinabgang<br />
während des Tages zu steuern <strong>und</strong> trocken zu werden.<br />
Die Kontrolle über das Wasserlassen <strong>und</strong> über den Stuhlgang<br />
in der Nacht erfolgt erst im dritten Schritt. Alle<br />
Schritte erfordern von Eltern die nötige Gelassenheit <strong>und</strong><br />
Vertrauen ins Kind.<br />
Doch leider versuchen Mütter <strong>und</strong> Väter immer wieder,<br />
diesen Prozess zu beschleunigen. Sie setzen ihr Kind<br />
zu früh aufs Töpfchen, sie loben es überschwänglich,<br />
wenn es mal nicht in die Windel gemacht hat, sie<br />
sprechen abfällig über die Produkte in der Windel, sie<br />
halten ihrem Kind andere Kinder als Vorbild vor <strong>und</strong><br />
vieles mehr. Solche Verhaltensweisen helfen dem Kind<br />
nicht. Im Gegenteil – sie können schwere Konflikte<br />
er zeugen. Denn das Kind möchte den Eltern zuliebe gut<br />
funktionieren, ist dazu aber noch gar nicht in der Lage.<br />
Deshalb sei allen Eltern gesagt: Lassen auch Sie sich<br />
selbst von niemandem unter Druck setzen. Denn der<br />
Zeitpunkt, wann Ihr Kind verlässlich „sauber“ ist,<br />
hat nichts mit Ihrer erfolgreichen (oder erfolglosen)<br />
Erziehung zu tun! Das hat auch der Kinderarzt <strong>und</strong><br />
Entwicklungsexperte Prof. Remo Largo 1 in der Züricher<br />
Längsschnittstudie bewiesen. Für die Studie wurde<br />
die nächtliche Blasenkontrolle von zwei Kindergruppen<br />
untersucht. Die Eltern der ersten Gruppe begannen<br />
deutlich vor dem 2. Geburtstag mit der „Sauberkeitserziehung“<br />
<strong>und</strong> investierten darin viel Zeit <strong>und</strong> Energie;<br />
die Eltern der zweiten Gruppe reagierten erst auf eindeutige<br />
Signale der Kinder am Ende des 2. Lebensjahres.<br />
In beiden Gruppen war das Ergebnis gleich: Mit durchschnittlich<br />
vier Jahren waren die Kinder auch nachts<br />
trocken. Nur mit dem Unterschied, dass es in den Familien<br />
der zweiten Gruppe viel entspannter zuging.<br />
1<br />
Largo, R.: Kinderjahre, Verlag Pieper 2009.<br />
› 25. bis 30. Monat<br />
› 25. bis 30. Monat
14<br />
15<br />
Wie die Eltern<br />
Bis zum 3. Geburtstag steht Sortieren auf der Tagesordnung. Ihr Kind sortiert nun wie<br />
ein Weltmeister: Gabel zu Gabel, Löffel zu Löffel, groß zu groß, Rot zu Rot. Schließlich<br />
braucht die Welt eine Ordnung!<br />
› Ein Kind in der „Trotzphase“<br />
empfinden viele Eltern als „bockig<br />
wie ein störrischer Esel“, „stur“<br />
<strong>und</strong> „nichts <strong>und</strong> niemandem mehr<br />
zugänglich“.<br />
Der Sortiereifer entsteht auch durch<br />
die schärfer werdende Beobachtungsgabe<br />
Ihres Kindes. Es „lernt“<br />
auch häusliche Szenen <strong>und</strong> beginnt,<br />
diese im Rollenspiel darzustellen.<br />
Das Kind spielt die Wirklichkeit, so<br />
wie es sie erlebt, realistisch nach.<br />
So manche Eltern können sich dabei<br />
„erwischt“ fühlen, wenn ihr Kind<br />
beim „Telefonieren“ sogar den richtigen<br />
Tonfall <strong>und</strong> die täuschend<br />
echte Körperhaltung <strong>und</strong> Mimik des<br />
Papas trifft. Und da es jetzt auch<br />
mit seinem Kuscheltier spricht, sind<br />
auch hier Parallelen zu elterlichem<br />
Verhalten nicht ausgeschlossen …<br />
Die Geschicklichkeit Ihres Kindes ist<br />
jetzt schon ziemlich ausgeprägt.<br />
Falten Sie doch mal Papier mit ihm<br />
oder stecken Sie Perlen mit ihm auf<br />
einen Draht – Sie werden staunen,<br />
wie gut Ihr Kind das wahrscheinlich<br />
schon kann. Auch die Körperbeherrschung<br />
Ihres Kindes ist viel weiter<br />
vorangeschritten, beispielsweise versucht<br />
es sich jetzt schon im Zehenballenlauf<br />
<strong>und</strong> kann natürlich flitzen<br />
wie ein Olympiasieger!<br />
Auch der weiter wachsende Wortschatz<br />
geht ihm immer geschmeidiger<br />
über die Zunge, selbst so<br />
schwierige Laute wie z oder x. Probieren<br />
Sie doch mal mit Ihrem Kind<br />
den Spruch „Kennst du ein Wort<br />
mit X – ich glaube fast, da gibt es<br />
nix!“ Das wichtige Wort ICH ist jetzt<br />
übrigens auch wichtiger Teil seines<br />
aktiven Wortschatzes.<br />
Das Kind spricht jetzt<br />
auch gerne mit seinem<br />
Kuscheltier – w<strong>und</strong>ern<br />
Sie sich nicht, wenn<br />
Sie dabei Parallelen zu<br />
Ihrem eigenen Verhalten<br />
wiederfinden …<br />
Gleichzeitig reift auch das Wortverständnis.<br />
Dass es nun kleine Aufträge<br />
für Sie erfüllt oder Sie gern<br />
zum Lachen bringt, hängt ebenfalls<br />
damit zusammen. Ihr Kind versteht<br />
immer mehr, freut sich daran <strong>und</strong><br />
will noch mehr wissen. Es fragt <strong>und</strong><br />
fragt, was zu interessanten Gesprächen<br />
führt, auch über Gefühle: Die<br />
Warum-Phase ist in vollem Gange.<br />
Und die Trotzphase übrigens auch.<br />
Großes Interesse hat Ihr Kind jetzt<br />
auch an seinem eigenen Körper <strong>und</strong><br />
dem der anderen. Es kann auch mit<br />
Doktorspielen seinem Forschereifer<br />
nachgehen <strong>und</strong> sich selbst befriedigen.<br />
Das ist immer ein ges<strong>und</strong>es<br />
Zeichen für ein gutes Verhältnis zum<br />
Körper <strong>und</strong> zur Sexualität <strong>und</strong> sollte<br />
Sie nicht unsicher machen. Im<br />
Gegenteil: Eltern, die dem Verhalten<br />
des Kindes ohne Schamgefühle oder<br />
Abwertung begegnen <strong>und</strong> unbefangen<br />
mit ihm über den menschlichen<br />
Körper <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Gefühle sprechen, legen den Gr<strong>und</strong>stein<br />
für die spätere erfüllende Sexualität<br />
ihres Kindes.<br />
Vorlieben<br />
Ihr Kind schätzt nun die Gesellschaft<br />
anderer Spielkameraden sehr. Das<br />
ist kein W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> entspricht dem<br />
Entwicklungsstand seiner Reife –<br />
schließlich geht es ja auf seinen<br />
3. Geburtstag <strong>und</strong> damit auf seine<br />
Kindergartenzeit zu. Wenn also<br />
kleine Fre<strong>und</strong>e bei Ihnen zu Besuch<br />
sind, könnte es sein, dass sie wie<br />
Fröschchen durch die Wohnung<br />
springen oder wie ein Löwe um die<br />
Ecke schleichen. In diesem Alter<br />
sind Kinder von Tieren nämlich besonders<br />
fasziniert. Bei diesem Spiel<br />
können die Kleinen auch schon<br />
ganz prima die Regel einhalten:<br />
Erst kommt der eine dran, so lange<br />
warte ich, <strong>und</strong> dann komme ich<br />
selbst dran.<br />
› „Was bist du nur für ein Trotzkopf?!“<br />
Die Bezeichnung „Trotzphase“ für ein bestimmtes kindliches<br />
Verhalten zwischen dem 2. <strong>und</strong> 4. Lebensjahr ist<br />
irgendwie ärgerlich. Denn das Kind trotzt ja nicht den<br />
Eltern, sondern erkennt zunächst nur seinen eigenen<br />
Willen. Es versucht ihn auszudrücken <strong>und</strong> will selbstständiger<br />
werden. Das sind wichtige Entwicklungsaufgaben,<br />
die nicht über Nacht gelingen. Und es muss auch erst<br />
lernen, mit seinen heftigen Gefühlen fertig zu werden,<br />
wenn gerade erst entdeckte Wünsche <strong>und</strong> Ziele nicht<br />
Wirklichkeit werden.<br />
Es regnet. Julian (2 Jahre) will nicht nach draußen. Er will<br />
auch keine Regenjacke anziehen <strong>und</strong> schon gar nicht mit<br />
Mama einkaufen gehen. Wenn er jetzt doch nur sagen<br />
könnte: „Liebe Mama, ich spiele doch grade so schön mit<br />
den Bauklötzen <strong>und</strong> muss jetzt dringend einen Riesenturm<br />
bauen. Wir können doch nachher zusammen einkaufen<br />
gehen, okay? Außerdem regnet es so doll. Findest<br />
du es in meinem Zimmer nicht auch viel gemütlicher?!“.<br />
Aber Julians Wortschatz reicht dafür natürlich nicht aus<br />
<strong>und</strong> er kann für sich auch noch keine Handlungsalternative<br />
entwickeln. Deshalb schmeißt sich der Junge wutentbrannt<br />
auf den Boden, als die Mutter ihn in die<br />
Regensjacke stecken will, tritt um sich <strong>und</strong> schreit wie am<br />
Spieß. Da wird die Mutter böse. „Jetzt ist aber Schluss,<br />
mein Fre<strong>und</strong>chen! Mach bloß kein Theater <strong>und</strong> führ dich<br />
hier nicht wie ein wilder Affe auf!“<br />
Ein Kind in der „Trotzphase“ empfinden viele Eltern als<br />
„bockig wie ein störrischer Esel“, „stur“ <strong>und</strong> „nichts <strong>und</strong><br />
niemandem mehr zugänglich“. Tendenziell stimmt das<br />
auch. Denn in diesen Momenten trotzt das Kind der Gefahr,<br />
die seinen eigenen Willen <strong>und</strong> seine Selbstständigkeit<br />
bedroht. Das kann auch ein elterliches „Nein“ sein.<br />
Solche Wutknoten-Szenarien sind für Mütter <strong>und</strong> Väter<br />
anstrengend <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit zuweilen sogar<br />
peinlich. Aber eigentlich sollten sich Eltern darüber freuen,<br />
denn so signalisiert das Kind: Mein Wille ist erwacht!<br />
Entwicklungspsychologen nennen das „Autonomiephase“.<br />
Mit wachsender Sprachfähigkeit <strong>und</strong> steigendem<br />
Vorstellungsvermögen wird das Kind lernen, seine<br />
Wünsche auszudrücken, seine Frustrationsgrenze zu erweitern<br />
<strong>und</strong> sich angemessen abzugrenzen.<br />
Für diesen Weg in die Selbstständigkeit brauchen gerade<br />
„Trotzköpfchen“ die liebevolle Unterstützung ihrer Eltern.<br />
Besonders liebevoll unterstützen Sie Ihr „Trotzköpfchen“,<br />
wenn Sie ihm in „Ich will aber“-Situationen erst mal zurückmelden:<br />
Ja, ich habe dich verstanden – du möchtest<br />
lieber dies oder das tun. Erklären Sie dann kurz <strong>und</strong> klar,<br />
warum das jetzt nicht geht. Jeder Mensch kann nämlich<br />
un populäre Entscheidungen leichter akzeptieren, wenn<br />
er den Gr<strong>und</strong> kennt. Lassen Sie Ihr Kind in seiner nun folgenden<br />
Enttäuschung aber nicht allein, sondern zeigen<br />
Sie ihm jetzt eine Alternative auf. Zum Beispiel: „Erst<br />
gehen wir zusammen einkaufen, dafür bauen wir danach<br />
zusammen einen Turm.“ Oder: „Nein, die Schokolade<br />
kaufe ich dir nicht, aber dafür darfst heute du an der<br />
Kasse bezahlen.“ Beschließen Sie die Lösung möglichst<br />
mit Ihrem Kind gemeinsam, so fühlt es sich ernst genommen,<br />
spürt Selbstwirksamkeit <strong>und</strong> lernt „nebenbei“<br />
Demokratie.<br />
› 31. bis 36. Monat<br />
› 31. bis 36. Monat
16<br />
17<br />
Imaginäre Fre<strong>und</strong>e<br />
Herzlichen Glückwunsch zum 3. Geburtstag Ihres Kindes! Möglicherweise hat es sich<br />
heute schon ganz allein angezogen.<br />
Diesen Schritt in die Eigenständigkeit<br />
vollzieht Ihr Kind etwa in diesem<br />
Alter. Deshalb wird es auch sofort<br />
das neue T-Shirt anprobieren: Erst<br />
den rechten Arm, dann den linken<br />
Arm – rechts <strong>und</strong> links lernt Ihr Kind<br />
jetzt auch zu unterscheiden.<br />
Es kann ohnehin schon so viel, dass<br />
vielleicht nun die Zeit für den Besuch<br />
des Kindergartens gekommen ist.<br />
(Lesen Sie dazu auch ab Seite 24.)<br />
Es kennt die meisten Gr<strong>und</strong>farben,<br />
kann geschickt einen Stift führen,<br />
beherrscht die Treppe sicher, erzählt<br />
Ihnen allzu gern von seinen Erlebnissen<br />
<strong>und</strong> folgt auch Ihrer Geschichte<br />
gespannt wie ein Flitzebogen. Na,<br />
wenn das nicht riesige Entwicklungs-<br />
Wattebäuschchen<br />
An einem gräulich schwarzen Tag<br />
ein <strong>ICHbinICH</strong> im Bettchen lag.<br />
Es wisperte: „Papi, komm mal her,<br />
ich fürchte mich im Dunkeln sehr.“<br />
sprünge sind?! Apropos Sprung:<br />
Ein Kind mit dreieinhalb Jahren ist<br />
überhaupt ein rechter Springinsfeld.<br />
Bewegung <strong>und</strong> Spiel werden jetzt<br />
ganz groß geschrieben. Und da tagsüber<br />
jetzt meist auch keine Windel<br />
mehr getragen wird, stört sie auch<br />
nicht mehr beim Spiel mit anderen.<br />
Nun kommt auch die Zeit für feste<br />
Fre<strong>und</strong>e. Ihr Kind knüpft jetzt viele<br />
neue Kontakte. Und dass Beziehungen<br />
auch Regeln unterliegen, kann<br />
es auch schon recht gut akzeptieren.<br />
Ganze Sätze macht Ihr Kind aber<br />
nicht nur in Sachen Bewegung, sondern<br />
vor allem beim Sprechen. Seine<br />
Grammatik vervollständigt sich, es<br />
ist jetzt bereits in der Lage einfache<br />
Nebensätze zu bilden. Und der Mitteilungsdrang<br />
Ihres Kindes ist riesengroß:<br />
„Und dann, <strong>und</strong> dann, <strong>und</strong><br />
dann …“ Freuen Sie sich über Ihre<br />
kleine Quasselstrippe!<br />
In dieser Zeit blüht auch die Fantasie<br />
Ihres Kindes immer mehr auf.<br />
In manchen Familien kann sogar ein<br />
imaginärer Fre<strong>und</strong> des Kindes eine<br />
Weile zu Gast sein. Akzeptieren Sie<br />
dieses neue Familienmitglied einfach,<br />
liebe Eltern, denn es stärkt Ihr Kind,<br />
hilft ihm, Belastendes zu verarbeiten<br />
– <strong>und</strong> verschwindet auch wieder.<br />
Und wenn Sie Ihre Fantasie auch<br />
selbst mal fliegen lassen, können Sie<br />
Ihr Kind doppelt so gut unterstützen!<br />
› Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein …<br />
Über Ratgeberbücher, die uns weismachen wollen,<br />
dass jedes Kind schlafen lernen kann, schimpft<br />
Marina (36 Jahre) noch heute: „Das fand ich unmöglich!<br />
Schon allein der ‚Behandlungsplan‘ <strong>und</strong> die ganzen<br />
technischen Anweisungen – als ob unser Michi ein<br />
Gegenstand wäre!“ Dabei schlief ihr Michael schon<br />
als Baby schlecht ein <strong>und</strong> selten durch. Und im Kindergartenalter<br />
schreckte er oft aus bösen Träumen hoch<br />
<strong>und</strong> schlüpfte dann meist zu Mama <strong>und</strong> Papa ins Bett.<br />
Heute ist der Junge sechs <strong>und</strong> schlummert tief <strong>und</strong><br />
fest im eigenen Bett. Er hat mit den Eltern seinen Weg<br />
in den Schlaf gef<strong>und</strong>en. Lassen auch Sie sich nicht<br />
ver unsichern, sondern gönnen Sie sich <strong>und</strong> Ihrem Kind<br />
dafür die nötige Zeit. Denn Schlafforscher wissen:<br />
1.<br />
Jeder Mensch hat sein individuelles Schlafbedürfnis<br />
<strong>und</strong> seinen eigenen Rhythmus. Das gilt auch für Kinder.<br />
Sie brauchen zwar mehr Schlaf als Erwachsene (bis zum<br />
5. Lebensjahr etwa 11 von 24 St<strong>und</strong>en), aber auch ihr<br />
Schlafbedürfnis nimmt mit zunehmendem Alter ab.<br />
2.<br />
So wie Kinder lernen, Hunger <strong>und</strong> Durst zu „merken“<br />
<strong>und</strong> zu äußern, müssen sie auch lernen, Müdigkeit wahrzunehmen<br />
<strong>und</strong> zu akzeptieren.<br />
Hier einige Tipps von Eltern für Eltern mit Kindern<br />
zwischen 18 Monaten <strong>und</strong> fünf Jahren:<br />
■ „Annas guter Schlaf fängt doch bei mir selbst an.<br />
Man sollte nicht darauf lauern, dass das Kind endlich<br />
einschläft.“ Nicole, 29 Jahre<br />
■ „Mira will uns ja nicht ärgern, wenn sie nicht durchschlafen<br />
kann. Deshalb würde ich sie nachts auch nie<br />
abweisen – egal, was andere sagen.“ Bernd, 33 Jahre<br />
■ „Abends wird bei uns nicht mehr getobt. Und es gibt<br />
immer eine Gutenachtgeschichte oder ein kleines Lied.<br />
Das fand ich als Kind genauso schön wie unsere Krissi<br />
heute.“ Lena, 23 Jahre<br />
■ „Valentin beschäftigen Ungeheuer <strong>und</strong> Dinos im Moment<br />
enorm. Aber seit ich abends zu seinem „Schutz“<br />
seine Dinosaurier r<strong>und</strong> um sein Bett aufstelle, schläft er<br />
wie ein Murmeltier. Die Fantasie des Kindes kann auch<br />
ein Verbündeter sein.“ Peter, 38 Jahre<br />
Diese Meinungen zeigen: Kinder können vielfältig dabei<br />
unterstützt werden, erholsam zu schlafen. Finden Sie<br />
heraus, was Ihrem Kind Vertrauen, Geborgenheit <strong>und</strong><br />
Sicherheit gibt! Hans (33 Jahre), einem liebevollen Vater,<br />
ist das in besonders schöner Weise gelungen – er hat<br />
seiner Tochter Kristina folgendes Schlaflied geschrieben:<br />
Der mächtig starke Herr Papa<br />
war flitzeblitze sofort da.<br />
Und was trug er in seiner Hand,<br />
das sich im Handumdrehen fand?<br />
Ein Wattebäuschchen, kuschelweich!<br />
Drauf setzte er die Furcht sogleich<br />
<strong>und</strong> blies sie weg mit Pustebacken –<br />
da saß sie keinem mehr im Nacken.<br />
Schon gackerte das <strong>ICHbinICH</strong>:<br />
„Haha, die Angst, die fürchtet sich!“<br />
3.<br />
Es gibt keine „richtige“ Methode, Kindern das Schlafen<br />
„beizubringen“. Dem einen tut beim Einschlafen eine<br />
kleine Geräuschkulisse gut, dem anderen Stille. Dem<br />
einen ein bisschen Licht, dem anderen Dunkelheit.<br />
4.<br />
Kinder verändern sich ständig. In einer neuen Entwicklungsphase<br />
oder nach einer Krankheit kann plötzlich alles<br />
anders sein – auch der Schlaf.<br />
5.<br />
In der leichtesten Schlafphase können Kinder schon ab<br />
zwei Jahren schlechte Träume haben. Am häufigsten<br />
kommt das zwischen dem 3. <strong>und</strong> 4. Lebensjahr vor, weil<br />
jetzt die Fantasie aufblüht.<br />
Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein.<br />
Ich erzähl dir ein kleines Träumelein.<br />
Das handelt von einem fernen Land<br />
<strong>und</strong> ist dir aus deinen Träumen bekannt.<br />
Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein.<br />
Lala, la, lala, la, laa<br />
Der Affe auf dem Baume sitzt,<br />
die Äffin durch die Büsche flitzt.<br />
Der Löwe schüttelt seinen Kopf<br />
<strong>und</strong> denkt, der Affe ist ein Tropf!<br />
Schlafe, mein Kindchen, schlafe ein.<br />
Lala, la, lala, la, laa<br />
› 37. bis 42. Monat
18<br />
19<br />
Gestern, heute <strong>und</strong> morgen<br />
„Gestern war ich bei Luisa. Heute bin ich bei Valli. Und morgen gehe ich zu Lukas.“<br />
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – Ihr Kind kennt alle drei Zeitformen <strong>und</strong> kann sich<br />
darin auch ausdrücken.<br />
Damit lernt es, Ereignisse noch besser<br />
einzuordnen, <strong>und</strong> es lernt zugleich,<br />
sich zu gedulden. Wenn Sie<br />
ihm also sagen, dass Sie heute<br />
Morgen keine Zeit haben, aber dafür<br />
heute Abend, oder wenn Sie ihm<br />
versprechen, morgen mit ihm ins<br />
Schwimmbad zu gehen statt heute,<br />
dann versteht das Ihr Kind. Aber<br />
natürlich heißt das nicht gleich, dass<br />
es damit auch immer einverstanden<br />
ist …<br />
In den Hosentaschen oder im Rucksack<br />
Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes<br />
werden Sie jetzt eine Menge seltsamer<br />
Dinge finden: Blätter, Steine,<br />
einen Wurm, ein Stück Moos, eine<br />
Glasscherbe. In diesem Fall haben<br />
Sie nicht nur einen passionierten<br />
Sammler in der Familie, sondern<br />
auch einen Naturliebhaber. R<strong>und</strong> um<br />
den 4. Geburtstag sind das meist alle<br />
Kinder. Besonders spannend ist auch<br />
das, was sich in der Luft so tut: die<br />
zart schwebende Feder, die leise<br />
vom Wind getragen wird; der kleine<br />
Vogel, der sich hoch hinaufschwingt;<br />
auch das Flugzeug, das majestätisch<br />
seine Bahn am Himmel zieht. Und<br />
die verschiedenen Formen der Wolken<br />
– wo kommen die eigentlich her,<br />
Papa? Sag doch mal!<br />
Wer viel draußen ist, hat oft auch<br />
großen Hunger. Aber wie schön ist<br />
es doch, dass sich einige Kinder jetzt<br />
schon selbstständig eine Scheibe<br />
Brot schmieren können! Und dazu<br />
alle Mahl zeiten ohne Hilfe in der<br />
Lage zu verspeisen sind! Nun könnte<br />
es vielleicht mal sein, dass Ihnen das<br />
Brot ausgegangen ist. Dann trauen<br />
sich manche Kinder sogar schon<br />
ganz allein zum Nachbarn rüber!<br />
Und wenn der Ihrem Kind dann nicht<br />
nur zwei Scheiben Brot spendiert,<br />
sondern auch noch zwei Stück Schokolade<br />
dazu, <strong>und</strong> wenn Ihr Kind an<br />
diesem Tag besonders gute Laune<br />
hat, dann bekommen Sie sogar<br />
ein Stück Schoko ab <strong>und</strong> dazu noch<br />
gesagt: „Ich hab dich lieb!“. Aber<br />
keine Sorge – das kann morgen<br />
längst schon wieder anders sein …<br />
Was sich ebenfalls ständig ändert,<br />
ist das kindliche Bewusstsein für<br />
Gefahren. Es ist zwar jetzt schon<br />
sehr viel stärker ausgeprägt, aber<br />
verlassen Sie sich bitte nicht darauf.<br />
Sie wissen ja: Nicht alles, was ein<br />
Mensch gerade gelernt hat, beherrscht<br />
er dann auch sofort nachhaltig.<br />
Das gilt für Erwach sene <strong>und</strong><br />
natürlich in besonderem Maße für<br />
Kinder. Die Verantwortung für das<br />
Gedeihen <strong>und</strong> die Unversehrtheit<br />
Ihres Kindes bleibt bei Ihnen, auch<br />
wenn Sie es selbstverständlich zur<br />
Eigenverantwortung anleiten.<br />
Genauso wenig Verlass ist auf Kinder<br />
in diesem Alter, wenn es um<br />
Verbote geht. Im Prinzip können<br />
sie Verbote zwar schon recht gut<br />
akzeptieren, aber eben nur im<br />
Prinzip. Hier haben Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />
noch so manches Kämpfchen<br />
miteinander auszutragen.<br />
› „Seien Sie bloß konsequent!“<br />
Von allen Seiten hören Eltern diese Aufforderung immer<br />
wieder. Das ist leichter gesagt als getan, findet Kornelia<br />
(26 Jahre): „Wenn ich dauernd Nein sage, bin ich doch<br />
eine wandelnde Spaßbremse auf zwei Beinen! Außerdem<br />
– was mache ich, wenn Felix mein Verbot missachtet?“<br />
Dazu ist dreierlei zu sagen:<br />
■ Erstens sind Eltern im Vorteil, wenn sie wissen, welche<br />
Werte ihnen wirklich wichtig sind. Dann können sie<br />
auch klare Ansagen machen <strong>und</strong> auf deren Einhaltung<br />
bestehen. Klare Ansagen sind kein zaghaftes „Neinchen“,<br />
sondern ein stattliches „Nein!“ <strong>und</strong> das Aufzeigen<br />
einer Handlungsalternative: „Nein, du spielst jetzt<br />
nicht weiter, sondern gehst ins Bett. Ja, du kannst deinen<br />
Tieren noch ein kleines Gutenachtlied singen.“<br />
■ Zweitens sollten Eltern mit stattlichen Neins sparsam<br />
umgehen, damit das Kind sich orientieren kann. Ein<br />
unumstößliches Nein ist ein wegweisender Leuchtturm<br />
<strong>und</strong> kein Straßenschild, das alle naselang zu finden ist.<br />
■ Drittens ist das konsequente Eintreten für die eigenen<br />
Werte gegenüber dem Kind für Eltern in der Regel kein<br />
Zuckerschlecken. Außerdem müssen sie bei Übertretung<br />
des jeweiligen Gebots Augenmaß bewahren <strong>und</strong><br />
auch selbst die Konsequenzen tragen – nicht nur das<br />
Kind. Das ist un bequem. Trotzdem können sich die Eltern<br />
zum Wohle des Kindes ruhig auch mal unbeliebt<br />
machen.<br />
„Eltern, die erwarten, von ihren Kindern immer <strong>und</strong><br />
jederzeit geliebt zu werden, die Meinungsverschiedenheiten<br />
<strong>und</strong> kindlichen Zorn nicht ertragen können <strong>und</strong><br />
die einer vermeintlich ‚guten‘ Stimmung zuliebe auch<br />
aufdringliche Übergriffe ertragen, betrügen ihre Kinder<br />
damit um einen wesentlichen Aspekt des Erwachsenwerdens“,<br />
mahnt Till Bastian in seinem Buch „Kinder<br />
brauchen böse Eltern“. 1<br />
1<br />
Bastian, T.: Kinder brauchen böse Eltern, Verlag Milizke 2006.<br />
› In den Hosentaschen<br />
oder im Rucksack Ihrer<br />
Tochter oder Ihres Sohnes<br />
werden Sie jetzt eine<br />
Menge seltsamer Dinge<br />
finden …<br />
› 43. bis 48. Monat<br />
› 43. bis 48. Monat
20<br />
21<br />
„Guck mal, was ich schon kann!“<br />
Das Körperbewusstsein <strong>und</strong> der Bewegungsdrang sind bei Ihrem Kind nun sehr ausgeprägt,<br />
dafür sitzt es aber wahrscheinlich auch nur noch sehr ungern still.<br />
› „Haben Sie Ihr Kind heute schon gefördert?“<br />
Deshalb sagt der Volksm<strong>und</strong> auch,<br />
Vierjährige zu beaufsichtigen sei<br />
schlimmer, als einen ganzen Sack<br />
Flöhe zu hüten. „Meiner rennt übrigens<br />
30 Meter unter 15 Sek<strong>und</strong>en“,<br />
erzählt Markus voll väterlichem Stolz<br />
über seinen Christoph <strong>und</strong> freut sich,<br />
dass der Junge ihn schon ab <strong>und</strong> an<br />
zum Leichtathletik-Training begleitet.<br />
Wer Christoph dort fragt, wie er<br />
heißt, wird von ihm wie aus der<br />
Pis tole geschossen zu hören kriegen:<br />
„Christoph Kasper, Kampstraße 9!“<br />
Fast alle Kinder kennen in diesem<br />
Alter ihren vollen Namen <strong>und</strong> ihre<br />
Adresse – <strong>und</strong> sind darauf sehr stolz.<br />
Sehr fein <strong>und</strong> mit gutem Auge für<br />
Details, können die meisten Kinder<br />
jetzt auch Bilder malen. Ihre bunten<br />
Häuser sind nicht nur Vierecke mit<br />
Dach, sondern besitzen auch einen<br />
Schornstein, aus dem Rauch aufsteigt,<br />
vielleicht sogar Gardinen hinter<br />
den Fenstern <strong>und</strong> Blümchen im<br />
Vor garten. So produzieren die kleinen<br />
Malerinnen <strong>und</strong> Maler Kunstwerke<br />
am laufenden Band, mit<br />
denen sie anschließend ihre Eltern<br />
beglücken. Häuserbilder, Pferdebilder,<br />
Blumenbilder, Menschenbilder –<br />
heben Sie ruhig aus jeder Entwicklungsphase<br />
einige Bilder für später<br />
auf. Es ist herrlich, auch bildhaft die<br />
ungeheuren Fortschritte des Kindes<br />
zu erkennen <strong>und</strong> feststellen zu können,<br />
wann die blauen Pferde braun<br />
<strong>und</strong> die roten Wiesen grün wurden.<br />
Und atmen Sie in dieser Phase immer<br />
mal wieder kräftig durch. Denn Ihr<br />
Kind fordert Sie jetzt in jeder Beziehung,<br />
es will ALLES erzählen <strong>und</strong><br />
wissen <strong>und</strong> ist darin nahezu unermüdlich.<br />
Wie schön, dass sein Wortschatz<br />
<strong>und</strong> die Beherrschung der<br />
Muttersprache es dazu nun auch<br />
befähigen! Es ist aber auch völlig in<br />
Ordnung, wenn Sie sich zwischendurch<br />
kleine Pausen gönnen. Denn<br />
auf alle mög lichen <strong>und</strong> unmöglichen<br />
Fragen kindgerechte Antworten zu<br />
finden kann ziemlich anstrengend<br />
werden. Genauso sind Sie übrigens<br />
auch als Zuschauer <strong>und</strong> Publikum<br />
gefragt. „Guck mal, was ich kann!“ –<br />
diese Aufforderung werden Sie jetzt<br />
dauernd hören. Denn Ihr Kind ist<br />
unbändig stolz auf seine Fähigkeiten<br />
<strong>und</strong> findet es ganz selbstverständlich,<br />
diese zu präsentieren <strong>und</strong> dafür<br />
Beifall zu ernten.<br />
Viele Kinder bekommen r<strong>und</strong> um<br />
ihren 4. Geburtstag, wenn sie „aus<br />
dem Gröbsten raus“ sind, ein Geschwisterchen.<br />
Eine kleine Schwester<br />
oder ein kleiner Bruder stellt Ihr Kind<br />
vor ganz neue Herausforderungen.<br />
Es wird sie meistern, wenn es weiß:<br />
„Mama <strong>und</strong> Papa lieben mich weiter<br />
so doll wie vorher, auch wenn ich<br />
ihre Zeit jetzt mit dem Geschwisterkind<br />
teile“. Aber Ihr Kind hat im<br />
Kindergarten ja auch selbst „zu tun“,<br />
führt bereits ein starkes soziales<br />
„Eigenleben“ <strong>und</strong> möchte sich sicher<br />
auch an der Versorgung des Babys<br />
beteiligen. Es besitzt schon ein sehr<br />
gutes Regelverständnis <strong>und</strong> viele<br />
andere soziale Kompetenzen. Auch<br />
diese helfen ihm, den neuen Familiennachwuchs<br />
gelassen in sein Leben<br />
aufzunehmen.<br />
Wenn ein Baby in die Familie hineingeboren<br />
wird, verhalten sich ältere<br />
Geschwister aber oft auch selbst<br />
plötzlich wieder wie ein Baby. Sie<br />
„vergessen“, was sie eigentlich schon<br />
alles können, <strong>und</strong> wollen nun auch<br />
wieder gefüttert werden oder<br />
nässen ein. Dieses „Babyspielen“ ist<br />
ganz normal, Sie können es ruhig<br />
eine gewisse Zeit mitmachen. Ihr<br />
älteres Kind wird übrigens gerne<br />
wieder „groß“, wenn Sie sich ihm<br />
zwischendurch auch mal ganz<br />
exklusiv allein widmen. Dann kann<br />
es sich leichter an die neue Familiensituation<br />
gewöhnen.<br />
Das ist eine provokante Frage. Denn selbstverständ lich<br />
fördern Sie Ihr Kind jeden Tag, indem Sie ihm genau<br />
das geben, was es wirklich braucht: Ihre Liebe <strong>und</strong><br />
Verlässlichkeit, Ihre Zeit <strong>und</strong> Ihre Achtung vor seinem<br />
Wesen.<br />
Sie denken, so einfach sei Förderung nun auch wieder<br />
nicht? Oh doch, glauben Sie es ruhig! Und lassen Sie<br />
sich von anderen nicht ins Bockshorn jagen, die meinen,<br />
Kinder zu fördern bedeutet, ihnen in allen möglichen<br />
Spezial kursen alle mögliche „Bildung“ eintrichtern zu<br />
lassen, damit sie später mal „mithalten“ können. „Wer<br />
sein Kind ständig in das Korsett von Leistungsdruck,<br />
Konkurrenzstreben, Testierung, Leistungsmessung<br />
presst, versteht nichts vom Wesen der kindlichen Natur“,<br />
for mulierte das Prof. Armin Bernhard, Pädagoge an<br />
der Universität Duisburg-Essen einmal gegenüber dem<br />
Deutschen Kinderschutzb<strong>und</strong>.<br />
Natürlich ist das kein Plädoyer gegen sportliche, kreative<br />
oder musikalische Angebote, an denen Sie Ihr Kind<br />
maßvoll teilnehmen lassen. Sport mit anderen macht<br />
Spaß <strong>und</strong> bringt vieles in Bewegung, gemeinsames<br />
Musizieren ebenso. Aber braucht Ihr Kind wirklich Frühenglisch<br />
ab zwei, Ballett ab drei oder den Computerkurs<br />
ab vier? „Wo die kreativen Umwege, Experimente <strong>und</strong><br />
Irrtümer des Kindes nicht mehr zugelassen werden, weil<br />
Bildung auf ‚direktem‘ Wege schneller produziert werden<br />
kann, verkümmert der leidenschaftliche kindliche Pioniergeist<br />
– <strong>und</strong> damit auch der persönliche Reichtum, der<br />
in jedem Kind steckt“, so Prof. Bernhards Bedenken. Und<br />
weiter: „Die Arbeitsweise des Gehirns wird wesentlich<br />
davon bestimmt, welche Erfahrungen das Kind vor allem<br />
im frühen Kindesalter macht, ob es zu eigenen Entdeckungen<br />
ermutigt wird oder nicht, ob es in verlässlichen<br />
Beziehungen Vertrauen aufbauen kann oder keine<br />
Anerkennung seiner Fähigkeiten erfährt. Damit kommt<br />
der Qualität der Beziehungen, in die das Kind eingeb<strong>und</strong>en<br />
ist, eine besondere, gr<strong>und</strong>legende Bedeutung zu.<br />
Also sind die Bezugspersonen des Kindes verantwortlich<br />
für die Aktivitäten des Gehirns.“<br />
Die wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes sind die<br />
Eltern. Aber Väter <strong>und</strong> Mütter geraten im Sog des<br />
Bildungs- <strong>und</strong> Fördereifers rasch unter Druck, zeigt die<br />
Studie des Heidelberger Sinus-Instituts. 1 Wer es sich<br />
leisten könne, ließe sein Kind immer früher „fördern“,<br />
heißt es dort. So würden viele Eltern zu „Managern“<br />
ihrer Kinder <strong>und</strong> investierten viel Zeit <strong>und</strong> Geld, ihren<br />
Nachwuchs rechtzeitig auf die „richtige Schiene“<br />
zu setzen. Dazu Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen<br />
Kinderschutzb<strong>und</strong>es: „Immer mehr Kinder werden<br />
aufgr<strong>und</strong> von Armut um eine gelingende Zukunft<br />
gebracht. Wir dürfen aber auch jene Kinder nicht<br />
ver gessen, die arm dran sind, weil ihre Eltern sie um<br />
jeden Preis fit machen wollen für den Wettbewerb<br />
des Lebens.“ 2<br />
Unabhängig vom Familieneinkommen können sich alle<br />
Eltern bei ihrem kleinen Schatz auf Schatzsuche begeben.<br />
Kinder sind nämlich voll verborgener Schätze wie<br />
Forschungsdrang, Kreativität, Wissensdurst, Gestaltungsfreude.<br />
Diese gilt es, durch eine achtungsvolle Beziehung<br />
zu heben <strong>und</strong> zu erhalten, sagen auch Jirina Prekop<br />
<strong>und</strong> Gerald Hüther in ihrem Entdeckerbuch für neugierige<br />
Eltern „Auf Schatzsuche bei unseren Kindern“. 3<br />
Auch ihre zentrale Botschaft lautet: Bildung funktioniert<br />
als liebevolle Einladung zu einer Schatzsuche – <strong>und</strong><br />
nicht als Aufforderung ans Kind, sich etwas anzueignen.<br />
1<br />
Sinus Institut: Eltern unter Druck. Im Auftrag der Konrad Adenauer Stiftung, 2009.<br />
2<br />
Heinz Hilgers in: KSA 4.09, Kolumne, S.4 3 Prepkop, J.: Auf Schatzsuche bei unseren<br />
Kindern, Kösel Verlag 2006.<br />
› 49. bis 54. Monat<br />
› 49. bis 54. Monat
22<br />
23<br />
„Wie ungerecht!“<br />
Um seinen 5. Geburtstag herum verlässt Ihr Kind schrittweise sein Dasein als „kleines<br />
Kind“ <strong>und</strong> erklimmt sehr bald die Liga der Vorschulkinder.<br />
Viele können jetzt übrigens auch<br />
schon bis 10 zählen, auf einem Bein<br />
hüpfen, mit der Schere entlang einer<br />
Linie schneiden, sehr sicher <strong>und</strong><br />
unverkrampft einen Stift führen; sie<br />
kennen bereits einige Berufe aus<br />
ihrem direktem Umfeld oder aus<br />
Büchern <strong>und</strong> haben auch ein gutes<br />
Formgefühl. „Krumm <strong>und</strong> schief“<br />
wird ebenso verstanden wie „dick<br />
<strong>und</strong> dünn“. Das alles sind wichtige<br />
Fähigkeiten, die das Kind später in<br />
der Schule gut gebrauchen kann.<br />
Eine Anmerkung zu linkshändigen<br />
Kindern: Wenn Sie beobachten sollten,<br />
dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn<br />
überwiegend die linke Hand benutzt<br />
– so lassen Sie Ihr Kind auf jeden<br />
Fall gewähren! Denn jeder Versuch,<br />
es auf die andere Hand „umzuschulen“,<br />
gefährdet die gesamte Entwicklung<br />
Ihres Kindes enorm. Mit welcher<br />
Hand ein Mensch bevorzugt<br />
hantiert, ist nämlich angeboren.<br />
Deshalb können Linkshänder alles<br />
genauso gut wie Rechtshänder.<br />
Was Ihr Kind jetzt übrigens auch<br />
sehr gut zu verstehen gelernt hat,<br />
ist der Begriff „am meisten“. „Jana<br />
hat aber am meisten!“ Boa, wie<br />
ungerecht! Ja, Gerechtigkeit beginnt<br />
jetzt eine große Rolle zu spielen.<br />
Manche Eltern trauern nun vielleicht<br />
der Vergangenheit hinterher, in der<br />
Teilen für das Kind noch kein Problem<br />
war. Und plötzlich soll es damit<br />
wieder vorbei sein? Machen Sie sich<br />
keine Sorgen, das gehört auch in<br />
diese Entwicklungsphase hinein <strong>und</strong><br />
das Talent zum Teilen kehrt zurück.<br />
Sie sollten anerkennen, wenn Ihr<br />
Nachwuchs jetzt doch mal was abgibt<br />
<strong>und</strong> gerecht teilt; aber machen<br />
Sie nicht allzu viel Brimborium, wenn<br />
wieder mal „alles meins“ ist. Positive<br />
Verstärkung unterstützt Ihr Kind<br />
immer am besten. Und in dieser<br />
Lebenszeit ist es noch einmal besonders<br />
intensiv damit beschäftigt,<br />
ein gutes soziales Miteinander zu<br />
trainieren.<br />
In Sachen Sprache ist Ihr Kind jetzt<br />
sehr fit. Es kann so ziemlich alle Laute<br />
(bis auf S-Laute) korrekt aussprechen,<br />
es kennt bestimmt schon drei<br />
Oberbegriffe wie zum Beispiel „Fahrzeug“<br />
oder „Möbel“, <strong>und</strong> es wagt<br />
sich auch an abstrakte Bedeutungen<br />
wie Glück oder Freude heran. Nicht<br />
zuletzt deshalb hat es jetzt diebisches<br />
Vergnügen, Reime <strong>und</strong> Lieder<br />
auswendig zu lernen. Probieren Sie<br />
es doch mal mit unseren kleinen<br />
<strong>ICHbinICH</strong>-Kinderversen in diesem<br />
Heft. Sie werden über das Gedächtnis<br />
Ihres Kindes nur so staunen! Das<br />
befähigt es übrigens auch, Sie im<br />
Memory-Spiel zu besiegen – <strong>und</strong> ab<br />
<strong>und</strong> zu schon mal „nachtragend wie<br />
ein Elefant“ zu sein. Zumindest einen<br />
Augenblick lang.<br />
Ganz langsam verlässt Ihr Kind nun<br />
die sogenannte „magische Phase“.<br />
Zum Glück hat es zwar immer noch<br />
eine blühende Fantasie, aber nun<br />
lernt es zunehmend auch das realistische<br />
Denken. Sie sehen – auch in<br />
dieser Beziehung geht Ihr Kind<br />
bereits mit großen Schritten auf die<br />
Schulzeit zu. Doch erst mal sollten<br />
Sie die derzeitige Gegenwart mit<br />
Ihrem Kind weiter genießen!<br />
› Kinder brauchen ges<strong>und</strong>e Eltern<br />
Mütter <strong>und</strong> Väter sind die Architekten der Familie, hat<br />
die Pionierin der Familientherapie Virginia Satir oft<br />
gesagt.<br />
1<br />
Das stimmt. Aber Eltern sind noch so viel mehr:<br />
Sie sind auch Frauen <strong>und</strong> Männer, Töchter <strong>und</strong> Söhne,<br />
Lebens partnerinnen <strong>und</strong> Lebenspartner, Fre<strong>und</strong>innen<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Alle diese Rollen eines Individuums hören<br />
ja nicht auf, nur weil es Mutter oder Vater geworden<br />
ist. Die Elternrolle bleibt zwar zentral, sie kann aber auch<br />
nur bei bestmöglicher Ges<strong>und</strong>heit bestmöglich erfüllt<br />
werden. Deshalb haben Eltern die Aufgabe, nicht nur<br />
für ihr Kind, sondern auch gut für sich selbst zu sorgen.<br />
Das umfasst ihre körperliche, seelische <strong>und</strong> geistige<br />
Ges<strong>und</strong>heit gleichermaßen.<br />
Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn der Krankmacher<br />
Nr. 1 ist in der heutigen Zeit meist der Stress. Er<br />
geht auch an Eltern nicht spurlos vorüber, gerade wenn<br />
sie ihren Kindern eine perfekte Familie <strong>und</strong> Lebenswelt<br />
bieten möchten. „Aber das ist natürlich unmöglich –<br />
<strong>und</strong> auch gar nicht nötig“, sagt Dr. Martin R. Textor<br />
vom Staats institut für Frühpädagogik, München. 2 Wenn<br />
Eltern unter starkem Druck stehen, gefährden sie nicht<br />
nur ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit, sondern auch die ihrer<br />
Kinder, hat auch Mary Caserta von der amerikanischen<br />
Universität Rochester 3 herausgef<strong>und</strong>en: Der Nachwuchs<br />
von gestressten Eltern ist erheblich öfter krank<br />
als andere Kinder.<br />
› Eltern haben die<br />
Aufgabe, nicht nur<br />
für ihr Kind, sondern<br />
auch für sich selbst<br />
gut zu sorgen.<br />
Zur körperlichen Ges<strong>und</strong>heit von Eltern gehören wichtige<br />
Voraussetzungen, etwa ges<strong>und</strong>e Ernährung sowie ausreichend<br />
Bewegung <strong>und</strong> Schlaf. Dazu sollten Mütter <strong>und</strong><br />
Väter alle von der BARMER GEK empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen<br />
wahrnehmen <strong>und</strong> ansonsten auf ihre<br />
Körpersignale achten. Bei Unsicherheit oder Krankheit<br />
werden Ihnen Ihr Hausarzt sowie gegebenenfalls<br />
Fachärzte zur Seite stehen. Und: Schieben Sie nichts auf<br />
die lange Bank!<br />
Auch Ihre seelische <strong>und</strong> geistige Ges<strong>und</strong>heit können Sie<br />
selbst beeinflussen. Wenn Sie Ihre sozialen Kontakte<br />
auch in der Elternschaft weiter pflegen, wenn Sie eine<br />
möglichst dialogische Partnerschaft in gegenseitiger<br />
Akzeptanz <strong>und</strong> Achtung führen <strong>und</strong> sich auch mal Zeit<br />
füreinander <strong>und</strong> miteinander gönnen <strong>und</strong> wenn Sie<br />
regelmäßig Ihr Gehirn füttern <strong>und</strong> sich auch mit Themen<br />
jenseits Ihres Familienlebens beschäftigen – dann steht<br />
Ihre Ges<strong>und</strong>heit auf ges<strong>und</strong>en Beinen.<br />
1<br />
nach: Ann Elisabeth Auhagen/Hans Werner Bierhoff (Hrsg): Angewandte Sozialpsychologie<br />
– Das Praxishandbuch. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, Berlin 2003.<br />
2<br />
familienhandbuch.de 3 www.focus.de<br />
› 55. bis 60. Monat<br />
› 55. bis 60. Monat
24<br />
25<br />
Absprung<br />
„Ich bin stark <strong>und</strong> du bist Quark!“<br />
Um seinen 3. Geburtstag herum wird Ihr Kind flügge – es<br />
kommt in den Kindergarten. Dieser Moment ist für Sie genauso<br />
aufregend wie für Ihre Tochter oder Ihren Sohn, auch wenn Sie<br />
ihn bereits mit einem älteren Kind erlebt haben. Er ist jedes Mal<br />
auf seine Weise neu <strong>und</strong> bedeutet für alle eine Art Absprung in<br />
eine neue Lebenszeit.<br />
Friedrich Fröbel gilt als Urvater des Kindergartens <strong>und</strong><br />
hätte sicher mit Freude auf die heutige Landschaft der<br />
Kindertagesstätten geschaut. Der deutsche Pädagoge<br />
gründete bereits 1837 im thüringischen Blankenburg<br />
eine „Pflege-, Spiel- <strong>und</strong> Beschäftigungsanstalt“ für<br />
Klein kinder. Dort ließ Fröbel die Kleinen von ausgebildeten<br />
Erzieherinnen durch Bewegungsspiele, Reime, Singen<br />
<strong>und</strong> viel Kontakt zur Natur fördern <strong>und</strong> leiten. Nur<br />
wenige Jahre später bezeichnete man seine Einrichtung<br />
erstmals als „Kindergarten“.<br />
Erste „Bildungsstätte“<br />
Kindergarten<br />
Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert jedoch geriet Fröbels wichtiger<br />
Gr<strong>und</strong>gedanke, kleine Kinder schon vor ihrer Schulzeit im<br />
Kinder garten spielend zu fördern, zuweilen in Vergessenheit.<br />
Immer wieder ging es nämlich nicht in erster Linie<br />
ums Kind, sondern vorwiegend um die Berufstätigkeit<br />
der Eltern. Arbeiteten beide, so mussten sie ihr Kind<br />
außer Haus betreuen lassen. Dagegen erhoben sich allerdings<br />
auch kritische Stimmen, denn „gerade in den<br />
ersten Jahren gehört das Kind zur Mutter“, fanden viele.<br />
Diese Diskussion ist mittlerweile zum Glück verstummt.<br />
Kaum jemand bezweifelt heute, dass der Besuch einer<br />
Kindertagesstätte die Entwicklung des Kindes fördert.<br />
Doch die Frage, ob die Eltern oder der Kindergarten<br />
„besser“ für das Kind sind, ist ohnehin falsch. Denn es<br />
geht nicht um ein Entweder-oder. Vielmehr sollen die<br />
Betreuung, Bildung <strong>und</strong> Erziehung im Kindergarten die<br />
Erziehung in der Familie ergänzen. Genau diesen Auftrag<br />
erfüllen die heutigen Kindertagesstätten mit hohem<br />
Engagement. Von dieser anspruchsvollen pädagogischen<br />
Arbeit profitieren alle Kinder, ob ihre Eltern nun berufstätig<br />
sind oder nicht. Deshalb sprechen manche Fachleute<br />
auch vom Kindergarten als „erster Bildungsstätte“<br />
für den Nachwuchs außerhalb der Familie.<br />
Rechtsanspruch<br />
Diese Förderung <strong>und</strong> Bildung steht jedem Kind in<br />
Deutschland zu, sagt auch das Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz<br />
(§ 24 SGB VIII). Es verbrieft seit 1996 den Rechtsanspruch<br />
auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab<br />
drei Jahre – <strong>und</strong> zwar unabhängig davon, ob das Kind<br />
schon trocken ist oder nicht. Allerdings besteht dieser<br />
Rechtsanspruch nur für einen Halbtagsplatz, ein Recht<br />
auf Ganztagsbetreuung gibt es nicht. Zudem bezieht<br />
sich der Anspruch nur auf einen Platz in kommunalen<br />
Kindertagesstätten.<br />
Dennoch: Eltern, die für ihr über dreijähriges Kind noch<br />
auf der Suche sind, können sich an ihre Kommune<br />
wenden. Diese muss dann nach maximal drei Monaten<br />
Wartezeit einen Platz in einer ihrer Kindereinrichtungen<br />
anbieten. Welche Anfahrtswege Eltern wie Kindern<br />
dabei zugemutet werden können, beurteilen die Gerichte<br />
unterschiedlich. In Urteilen liest man von Entfernungen<br />
zwischen zwei <strong>und</strong> zehn Kilometern.<br />
„K“ wie „Kindergarten“<br />
Bei der Suche nach der „ersten Bildungseinrichtung“<br />
für ihr Kind schauen Eltern meist zunächst unter „K“<br />
wie „Kindertagesstätte/Kindergarten“ im Telefonbuch<br />
nach – <strong>und</strong> werden enttäuscht. Denn die Einrichtungen<br />
stehen keineswegs unter „K“, sondern sind bei ihren<br />
sehr unterschiedlichen Trägern angesiedelt: den Kommunen,<br />
den Kirchen, den freien Wohlfahrtsverbänden.<br />
Es gibt aber auch Betriebskindergärten <strong>und</strong> Kitas von<br />
Eltern- Initiativen. Dazu kommen Waldorfkindergärten,<br />
Montessori-Kindergärten, Waldkindergärten, Bauernhofkindergärten<br />
<strong>und</strong> viele mehr.<br />
Kindergarten
26<br />
27<br />
Kinder mit besonderem Förderbedarf<br />
besuchen heilpädagogische <strong>und</strong><br />
sonderpädagogische Einrichtungen<br />
oder eine integrative Kindertagesstätte,<br />
in denen behinderte <strong>und</strong><br />
nicht behinderte Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />
gemeinsam betreut werden.<br />
In der Regel verfügt Ihre Gemeinde<br />
über ein Gesamtverzeichnis aller<br />
Kitas vor Ort.<br />
Nach dem Überblick über mögliche<br />
Einrichtungen geht’s dann an die<br />
Feinarbeit. Das heißt: Sie versuchen<br />
herauszufinden, nach welchem Konzept<br />
eine infrage kommende Kita<br />
arbeitet. Und auch hier bietet sich<br />
Ihnen wieder ein breites Angebot.<br />
Eine sehr offene Kindergartenarbeit<br />
kommt zum Beispiel ohne feste<br />
Gruppen <strong>und</strong> Gruppenräume aus;<br />
hier stehen die Türen buchstäblich<br />
weit offen, <strong>und</strong> die Kinder können<br />
sich überall frei bewegen <strong>und</strong> auswählen,<br />
womit sie sich gerade beschäftigen<br />
möchten. Diesem Ansatz<br />
steht das klassische Modell fester<br />
Kindergartengruppen mit jeweiligen<br />
Gruppenräumen <strong>und</strong> durchstrukturierten<br />
Tagesabläufen gegenüber.<br />
Dazwischen finden sich viele Misch<strong>und</strong><br />
Sonderformen. Weniger Aufschluss<br />
über die Inhalte der Arbeit<br />
geben Ihnen übrigens die Namen<br />
der Einrichtungen. Manchmal geht<br />
es nämlich bei den „Kleinen Strolchen“<br />
um die Ecke sehr viel strenger<br />
zu als bei der nüchtern klingenden<br />
„Kita Rathenaustraße“. Ebenso kann<br />
der „Betriebskindergarten Meyerwerke“,<br />
der auch „betriebsfremde“<br />
Kinder aufnimmt, eine fantasievolle<br />
Pädagogik praktizieren – während<br />
in der „Villa Kunterbunt“ nicht eine<br />
einzige Verkleidungsecke zu finden<br />
ist.<br />
Qual der Wahl<br />
Insgesamt stellt die breite Palette<br />
der Einrichtungen Eltern vor die Qual<br />
der Wahl: Was passt zu meinem<br />
Kind, was passt zu unserer Familie?<br />
Ein wichtiges Auswahlkriterium ist<br />
sicher auch die Nähe zur Wohnung<br />
oder zur Arbeitsstelle von Mutter<br />
oder Vater, um den Sprössling ohne<br />
lange (Um-) Wege bringen <strong>und</strong> abholen<br />
zu können. Zusätzlich lohnt<br />
es sich, die unterschiedlichen Einrichtungen<br />
anzusehen, zu vergleichen<br />
<strong>und</strong> auch nachzufragen, was sich<br />
wohl hinter den klug klingenden<br />
Schlüssel wörtern in den Kita-Leitbildern<br />
oder -Konzepten verbirgt.<br />
Wenn da zum Beispiel steht: „Wir<br />
gewährleisten Partizipation der<br />
Kinder“, dann denken Sie vielleicht:<br />
„Prima, ich möchte auch, dass mein<br />
Kind beteiligt wird.“ Aber wie findet<br />
diese Partizipation oder Beteiligung<br />
im Alltag genau statt? Wie setzen<br />
die Erzieher diesen Anspruch konkret<br />
um? Scheuen Sie sich nicht, sich<br />
das mit einfachen Worten <strong>und</strong> Beispielen<br />
erklären zu lassen.<br />
Persönlicher Eindruck<br />
Viele Einrichtungen haben übrigens<br />
eine Homepage im Internet, die<br />
Ihnen zumindest ein erstes Bild vermittelt.<br />
Aber nichts kann den individuellen<br />
Eindruck <strong>und</strong> das persönliche<br />
Gespräch ersetzen. Schauen Sie<br />
deshalb zusammen mit Ihrem Kind<br />
genau: Wie sind die Räume aufgeteilt<br />
<strong>und</strong> gestaltet, wie ist das<br />
Außenspielgelände angelegt? Wie<br />
gehen die Erzieherinnen mit den<br />
Kindern um? Gibt es auch männliche<br />
Kollegen? Wie soll die Eingewöhnungsphase<br />
ablaufen? Wie wird das<br />
Mittagessen zubereitet <strong>und</strong> eingenommen?<br />
Wie empfinden Sie allgemein<br />
die Atmosphäre in der Kita?<br />
Wie hat Ihr Kind auf die Einrichtung<br />
reagiert? „Es wäre so praktisch gewesen,<br />
Moritz in die Kita gleich um<br />
die Ecke zu geben. Aber irgendwas<br />
war da, was mich gestört hat. Ich<br />
weiß gar nicht genau, was das war,<br />
es war eben nur so ein Gefühl …<br />
Jedenfalls nehmen wir jetzt einen<br />
längeren Weg zu einer anderen<br />
Kita in Kauf, sind dafür aber alle<br />
sehr zufrieden“, erzählt zum Beispiel<br />
Birte (36 Jahre). Letztlich lässt sich<br />
gar nicht pauschal beurteilen, wo<br />
Ihr Kind am besten aufgehoben ist.<br />
Es kann sein, dass ein sehr ruhiges,<br />
schüchternes Kind in einer Kita<br />
aufblüht, die sehr offene Arbeit<br />
macht – es kann aber auch sein,<br />
dass sich genau dieses Kind in einem<br />
stark geordneten Tagesablauf besser<br />
entfalten kann. Umgekehrt mag<br />
sich ein sehr temperamentvolles,<br />
dynamisches Kind in einer offenen<br />
Einrichtung w<strong>und</strong>erbar ausleben<br />
können – oder aber es findet in<br />
einem eher durchstrukturierten<br />
Tagesablauf mehr Halt. Hier gibt es<br />
keine richtige oder falsche Antwort,<br />
sondern nur Ihre persönliche Entscheidung.<br />
Achten Sie aber auf jeden<br />
Fall darauf, dass die Erzieher auch<br />
sehen (wollen), was ein Kind alles<br />
kann <strong>und</strong> nicht nur darauf schauen,<br />
was es alles (noch) nicht kann!<br />
Sollten Sie nach einiger Zeit feststellen,<br />
dass Sie doch keine so ganz<br />
glückliche Wahl getroffen haben <strong>und</strong><br />
auch Gespräche keine Verbesserung<br />
brachten, dann trauen Sie sich ruhig,<br />
die Einrichtung zu wechseln. Auch<br />
dafür wird sich ein Weg finden, der<br />
für alle Beteiligten gangbar ist.<br />
Startklar<br />
Mit dem ersten Kindergartentag brechen<br />
dann die kleinen <strong>und</strong> großen<br />
Familienmitglieder in einen neuen<br />
Lebensabschnitt auf. Er bedeutet für<br />
Ihre Tochter oder Ihren Sohn: mehr<br />
Selbstständigkeit, neue Fre<strong>und</strong>e,<br />
neue Regeln, auch neue Beziehungen<br />
zu anderen Erwachsenen. Mit<br />
dem Besuch der Kindertagesstätte<br />
erweitert sich die Welt Ihres Kindes<br />
erheblich. Trotz Eingewöhnungsphase<br />
heißt es jetzt für alle: „Ich<br />
muss loslassen.“ Und das fällt den<br />
Eltern oft sogar schwerer als den<br />
Kindern. Lässt man ein unglücklich<br />
wirkendes Kind auf dem Arm der<br />
Verwandlung<br />
Heute bin ich eine Fee<br />
unter schönstem Sternenhimmel,<br />
morgen schon ein Schwan im See<br />
oder doch ein Apfelschimmel?<br />
Als Pirat brauch ich ein Schiff,<br />
als Akrobat ein Seil mit Griff.<br />
Als Cowboy lieb ich meine Pferde,<br />
als Schäfer meine Schäfchenherde.<br />
Jeden Tag wachs ich zu Haus<br />
über mich als Kind hinaus.<br />
Und bleib doch ganz sicherlich<br />
dein sagenhaftes <strong>ICHbinICH</strong>.<br />
Erzieherin zurück, ist man als Mutter<br />
oder Vater sehr verunsichert, traurig<br />
oder hat sogar ein schlechtes Gewissen.<br />
„Es hat mir schier das Herz<br />
zerrissen, wie mein Kind da auf dem<br />
Arm einer ‚Fremden‘ geweint hat –<br />
<strong>und</strong> ich musste gehen. Natürlich<br />
weiß ich, dass Leonie bei den Erzieherinnen<br />
gut aufgehoben ist, sie<br />
sind sehr lieb <strong>und</strong> trösten sie ja auch.<br />
Trotzdem …“, berichtet Torsten<br />
(31 Jahre) über die Eingewöhnungsphase<br />
seiner Tochter. Fast unweigerlich<br />
wecken solche Szenen die Fantasie<br />
der Eltern, was so alles passieren<br />
kann, weil sie glaubten, dass das<br />
Kind nicht ohne sie auskommt. „Ich<br />
war so aufgeregt an Emmas erstem<br />
Kita-Tag. Die ganze Zeit habe ich<br />
das Telefon nicht aus den Augen gelassen,<br />
falls der Kindergarten anrufen<br />
würde <strong>und</strong> ich sofort kommen<br />
sollte.“ Doch was Angelika (29 Jahre)<br />
befürchtete (oder erhoffte?!), ist<br />
natürlich nicht eingetreten. Emmas<br />
Abschiedstränen waren schnell versiegt,<br />
als Mama erst mal außer Sichtweite<br />
war. Diese Erfahrung machen<br />
zum Glück die meisten Eltern. Auch<br />
sie müssen sich ein Stück weit davon<br />
verabschieden, unablässig vom<br />
Kind gebraucht zu werden. Trauen<br />
Sie also sich <strong>und</strong> Ihrem Kind zu,<br />
den Weg in diesen neuen Lebensabschnitt<br />
zu finden.<br />
Kindergarten<br />
Kindergarten
28<br />
29<br />
Gut essen<br />
in der Kita<br />
› Eltern finden in dieser<br />
Checkliste die wichtigsten<br />
Punkte, um das Verpflegungsangebot<br />
<strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />
mit der Kita<br />
beurteilen <strong>und</strong> um selbst<br />
Anregungen geben zu können.<br />
Eine Einrichtung ist<br />
umso empfehlenswerter, je<br />
mehr Fragen mit Ja beantwortet<br />
werden können.<br />
Oft bedeutet dieser neue Lebensabschnitt<br />
ja auch für viele Mütter den<br />
Wiedereinstieg in den Beruf. Idealerweise<br />
sollte der erste Arbeitstag<br />
jedoch nicht mit dem ersten Kindergartentag<br />
zusammenfallen, sondern<br />
erst nach der Eingewöhnungsphase<br />
stattfinden. Dies gibt beiden Seiten<br />
mehr Sicherheit.<br />
Copiloten<br />
Mütter <strong>und</strong> Väter wünschen sich<br />
für ihr Kind eine insgesamt schöne<br />
<strong>und</strong> unbelastete Kita-Zeit. Das gelingt<br />
umso mehr, wenn Eltern <strong>und</strong><br />
Fachkräfte sich gegenseitig als<br />
Experten der kindlichen Lebenswelt<br />
anerkennen <strong>und</strong> vertrauen. Jeder<br />
handelt auf seine einzigartige Weise,<br />
bereichert dadurch das Erleben<br />
des Kindes – <strong>und</strong> kann dabei auch<br />
selbst vom anderen profitieren. Deshalb<br />
ist der gemeinsame Austausch<br />
zwischen Elternhaus <strong>und</strong> Kita über<br />
Unsicherheiten, Erfahrungen <strong>und</strong><br />
Eindrücke so wichtig.<br />
Auch wenn der Nachwuchs zu Hause<br />
öfter mal einwirft: „Aber Anke hat<br />
gesagt …“, ist das kein Gr<strong>und</strong> zur<br />
Eifersucht auf die Erzieherin. „Obwohl<br />
ich beim ersten Mal, als ich das<br />
hörte, ganz schön geschluckt habe“,<br />
verrät Paula (26 Jahre) ihre mütterlichen<br />
Gefühle. „Aber dann habe ich<br />
mich über Kristins gutes Verhältnis<br />
zu ihrer Erzieherin ehrlich gefreut.“<br />
Tatsächlich ist es ein Anlass zur Freude,<br />
wenn Ihr Kind gelernt hat, andere<br />
Menschen zu respektieren. Das<br />
gilt auch für die neuen Kita-Fre<strong>und</strong>e<br />
Ihres Kindes, seien es Mädchen oder<br />
Jungen aus welchem Kulturkreis<br />
auch immer. Toleranz <strong>und</strong> ein gutes<br />
soziales Miteinander bleiben eben<br />
die Säulen jeder Gesellschaft, auch<br />
im „Knirpse-Staat“ der Kita-Gruppe.<br />
Vielfalt <strong>und</strong> vielfältige Beziehungen<br />
bereichern jedes Kind. Trotzdem<br />
befördern Eltern unabsichtlich manches<br />
Vorurteil. So erzählte ein Vierjähriger<br />
einmal seinem Vater, dass<br />
sich Mehmet <strong>und</strong> Tim im Kindergarten<br />
gehauen hätten. Da rutschte<br />
dem Papa spontan heraus: „… <strong>und</strong><br />
der Mehmet hat bestimmt angefangen!“<br />
Er lag, wie er anschließend<br />
selbst sagte, nicht nur mit seinem<br />
Verdacht falsch, sondern mit seiner<br />
ganzen Bemerkung ziemlich schief.<br />
Es kann vorkommen, dass sich ein<br />
Kind im Kindergarten oder auch<br />
zu Hause plötzlich so auffällig verhält,<br />
dass sich die Fachkräfte bzw.<br />
die Eltern darüber Sorgen machen.<br />
Dann ist das vertrauensvolle Gespräch<br />
zwischen Kita <strong>und</strong> Elternhaus<br />
besonders wichtig. Es kann Aufschluss<br />
bringen <strong>und</strong> alle Erziehenden<br />
ungemein stärken. Beide Seiten<br />
dürfen <strong>und</strong> sollten auch voneinander<br />
erwarten, über wichtige Ereignisse<br />
im Leben des Kindes informiert zu<br />
werden. Das gilt insbesondere für<br />
familiäre Umbrüche wie beispielsweise<br />
die Trennung der Eltern.<br />
Getümmel<br />
Eine Kindertagesstätte steckt immer<br />
voller Leben <strong>und</strong> Erleben – <strong>und</strong><br />
befindet sich meistens fest in Frauenhänden.<br />
Denn nur drei Prozent<br />
aller Kita-Fachkräfte sind männlich.<br />
Melitta Walter, viele Jahre u. a.<br />
pädagogische Beraterin in Kindergärten<br />
<strong>und</strong> engagierte Verfechterin<br />
Harmlose Plagegeister<br />
R<strong>und</strong> 85 Prozent aller Kindergarten- <strong>und</strong> Schulkinder machen in ihrem<br />
Leben mit Kopfläusen Bekanntschaft. Leider halten sich dazu hartnäckig<br />
einige Vorurteile, die hier durch die Erkenntnisse der B<strong>und</strong>eszentrale<br />
für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung in Köln ausgeräumt werden sollen:<br />
Tatsache ist: Kopfläuse kann jeder bekommen. Sie sind völlig harmlos,<br />
zugegebenermaßen lästig <strong>und</strong> verursachen starken Juckreiz. Haben<br />
die Krabbler ihren Weg auch auf den Kopf Ihres Kindes gef<strong>und</strong>en,<br />
so legen sie dort ihre Eier ab, die sogenannten Nissen. Deshalb ist eine<br />
unverzügliche Behandlung nötig, geeignete Mittel erhalten Sie im<br />
Bedarfsfall in der Apotheke. Zusätzlich ist es erforderlich, den Kindergarten<br />
<strong>und</strong> die Spielkameraden Ihres Kindes zu informieren, um die<br />
weitere Verbreitung zu vermeiden.<br />
Die B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung hat die Broschüre<br />
„Kopfläuse … was tun?“ herausgegeben. Hier finden Sie wichtige<br />
Empfehlungen, wie Sie die Kopfläuse am besten wieder loswerden.<br />
› www.bzga.de (einfach Suchbegriff „Kopfläuse“ eingeben)<br />
geschlechtsgemischter Kita-Teams:<br />
„Gute Teams zeichnen sich dadurch<br />
aus, dass man sich über pädagogische<br />
Fragen auch mal streitet.<br />
Und das passiert eher in gemischten<br />
Teams. Ziel muss es daher sein,<br />
dass ein Kind in der Kita jeden Tag<br />
auch Kontakt zu Männern hat.<br />
Davon profitieren nicht nur die Jungen,<br />
sondern auch die Mädchen.“ 1<br />
Das ist auch deshalb besonders<br />
wichtig, weil Kinder gerade im Kindergartenalter<br />
durch Nachahmung<br />
(Geschlechter-) Rollen entdecken<br />
<strong>und</strong> im Spiel ihnen vertraute Handlungsmuster<br />
verarbeiten. Im Kita-<br />
Alltag zeigt sich dann oft: Die Jungen<br />
sind auf dem Bauteppich oder<br />
› Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Programm<br />
im Tobe-Raum, die Mädchen in<br />
der Puppenecke. Ausnahmen bestätigen<br />
die Regel. Nun, solange kein<br />
Kind auf die „typische“ Frauen- bzw.<br />
Männerrolle festgelegt oder gar<br />
in sie hineingezwungen wird, ist das<br />
völlig in Ordnung. Und wer sein<br />
eigenes Geschlecht gerade erst entdeckt<br />
hat, den dürfen zwischendurch<br />
auch schon mal bahnbrechende<br />
„Erkenntnisse“ wie „Mädchen<br />
sind stark <strong>und</strong> Jungs sind Quark!“<br />
(oder umgekehrt) ereilen. Das gibt<br />
sich auch wieder. Allerdings sollten<br />
Sie sich auch bitte nicht sorgen,<br />
wenn sich Ihr Sohn gern mal als Prinzessin<br />
verkleidet <strong>und</strong> Glitzerringe<br />
liebt oder Ihre Tochter sich von der<br />
zarten Fee in einen grimmigen<br />
Piraten verwandelt. Das ist ganz normal<br />
– Kindergartenkinder müssen<br />
sich ausprobieren <strong>und</strong> in verschiedene<br />
Rollen schlüpfen dürfen. Sie entwickeln<br />
sich gerade dadurch weiter,<br />
dass sie sich jeden Tag neu erfinden.<br />
Trotzdem hat Melitta Walter oft<br />
erlebt, wie groß die Angst der Eltern<br />
auch heute noch ist, dass ihr Kind<br />
von der gesellschaftlich akzeptierten<br />
Heterosexualität möglicherweise<br />
abweichen könnte. Theresa (30 Jahre)<br />
ist dafür ein gutes Beispiel. Sie<br />
meint: „Philip (3 ½ Jahre) spielt im<br />
Kindergarten nur mit Mädchen. Das<br />
finde ich besorg niserregend <strong>und</strong><br />
sollte sich schnell ändern!“ Hier plädiert<br />
Melitta Walter unbedingt für<br />
mehr Gelas senheit. Denn Kinder<br />
spüren die elterliche Abwehr oder<br />
die Zustimmung zu ihrem Spiel auch<br />
ohne Worte.<br />
Gelassenheit hilft übrigens auch,<br />
wenn der Nachwuchs plötzlich<br />
Schimpfwörter aus dem Kindergarten<br />
nach Hause bringt. Die lassen<br />
sich an Mama oder Papa nämlich<br />
herrlich testen, auch wenn das Kind<br />
die Bedeutung eines Kraftausdrucks<br />
noch gar nicht kennt <strong>und</strong> nicht ermessen<br />
kann, warum solche Wörter<br />
verletzen. Hier wirkt eine kurze,<br />
unaufgeregte <strong>und</strong> kindgerechte<br />
Erklärung meist W<strong>und</strong>er, <strong>und</strong> dann<br />
können Sie beruhigt wieder zur<br />
Tagesordnung übergehen.<br />
1<br />
Walter, M.: Jungen sind anders, Mädchen auch,<br />
Kösel-Verlag 2005.<br />
Der Kindergarten-Check ist Bestandteil des Kinder- <strong>und</strong> Jugendprogrammes der<br />
BARMER GEK (siehe S. 37). Wenn Sie mehr zu diesem Programm wissen möchten, schauen<br />
Sie einfach nach unter: www.barmer-gek.de oder fragen Sie Ihre Geschäftsstelle vor Ort.<br />
Kindergarten<br />
Kindergarten
30<br />
31<br />
Fit wie ein Turnschuh<br />
Ges<strong>und</strong>heit – selbst gekocht<br />
Starke Kinder haben starke Eltern. Starke Eltern kümmern sich<br />
gut um die Ges<strong>und</strong>heit ihres Kindes. Sie machen sich Gedanken,<br />
welche Ernährung die Entwicklung des Kindes unterstützt, sie<br />
nehmen die Impf- <strong>und</strong> Vorsorgetermine wahr, <strong>und</strong> sie handeln<br />
auch verantwortungsvoll, wenn das Kind einmal krank wird.<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Eltern geraten in Erklärungsnot, wenn sie ihrem Kind den<br />
schokoladigen Brotaufstrich verweigern. Der Nachwuchs<br />
weiß nämlich schon aus der Werbung: Die tollsten Sportler<br />
essen natürlich Brot mit Schokocreme.<br />
Krötenauflauf<br />
Kindern ist der Ges<strong>und</strong>heitsaspekt der Ernährung ziemlich<br />
egal. Hauptsache, es schmeckt! Da Geschmack aber<br />
ohnehin sehr früh geprägt wird, können Eltern ihn gut<br />
beeinflussen, bevor die Werbung das tut. Besteht die<br />
Welt der Nahrung allerdings vorwiegend aus Currywurst<br />
mit Pommes, so ist es um die Chancen von Gemüse <strong>und</strong><br />
Co beim Nachwuchs schlecht bestellt. Legen Sie deshalb<br />
von Anfang an den Gr<strong>und</strong>stein für ges<strong>und</strong>e Ernährungsgewohnheiten<br />
<strong>und</strong> machen Sie sich dabei auch die<br />
Fantasie Ihrer Kinder zunutze. Gabi (34 Jahre) hat hier<br />
den Bogen raus: „Meine Lara (5 Jahre) maulte ständig am<br />
Essen <strong>und</strong> besonders am Gemüse herum. Einmal fragte<br />
sie, was es zu Mittag geben würde, <strong>und</strong> ich antwortete<br />
darauf genervt: „Heute gibt es Reis mit Scheiß!“ Aber, oh<br />
W<strong>und</strong>er, sie kicherte nur <strong>und</strong> langte plötzlich ordentlich<br />
zu. Selbst Paprika- <strong>und</strong> Möhrenstückchen wanderten in<br />
ihren M<strong>und</strong>. Seitdem gibt es bei uns öfter „Würmerfraß<br />
mit Soße“, „Kröten auflauf“ oder „Gebratene Matschepampe“.<br />
Das war der Durchbruch! Manchmal verstecke<br />
ich ungeliebtes Gemüse aber auch in Suppen <strong>und</strong><br />
Soßen, indem ich es einfach püriere.“<br />
Spitzenmäßige Pyramide<br />
Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung<br />
unterstützt die optimale Entwicklung Ihres Kindes. Gute<br />
Orientierung bietet hier die aid-Ernährungspyramide. Sie<br />
bringt verständlich <strong>und</strong> alltagstauglich auf den Punkt,<br />
was <strong>und</strong> wie viel Ihr Kind (<strong>und</strong> Sie) essen sollten. Das<br />
Prinzip ist einfach: „Jeder Baustein der Pyramide steht für<br />
eine Portion. Das Maß für eine Portion ist die eigene<br />
Hand. Die Portionen wachsen also mit dem veränderten<br />
Nährstoffbedarf des Kindes mit: Kleine Kinder, kleine<br />
Hände – große Kinder, große Hände“, heißt es dort. 1<br />
Den Sockel bilden die Getränke: Ab einem Jahr sollte ein<br />
Kind bereits einen Liter pro Tag trinken, ab dem vierten<br />
Jahr etwas mehr. Optimal ist tatsächlich Leitungswasser,<br />
weil es zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln<br />
überhaupt gehört.<br />
Eine Stufe über den Getränken finden Sie frisches Obst<br />
<strong>und</strong> Gemüse, auf der dritten Stufe stehen Getreide,<br />
Getreideprodukte <strong>und</strong> Kartoffeln. Tierische Lebensmittel<br />
– Milch, Milchprodukte, Fisch, Fleisch <strong>und</strong> Wurstwaren –<br />
kommen erst an vierter Stelle, Fette <strong>und</strong> Öle an fünfter.<br />
In der Pyramidenspitze finden Sie Süßigkeiten <strong>und</strong> Snacks<br />
(<strong>und</strong> für Erwachsene den Alkohol). Naschen darf also<br />
sein – aber eben nur in Maßen.<br />
Essen braucht Bewegung<br />
Die Ernährung <strong>und</strong> auch das Trinkverhalten wirken sich<br />
auf die Leistungsfähigkeit des Menschen aus. Kinder, die<br />
noch im Wachstum sind, benötigen ausreichend Kalzium<br />
für ihre Knochen, dazu Eiweiß für das Zellwachstum <strong>und</strong><br />
Vitamine für einen gut funktionierenden Stoffwechsel.<br />
Doch selbst die beste Ernährung braucht Bewegung.<br />
Ein Kind, das draußen Fangen spielt <strong>und</strong> ausge wogen<br />
isst, wird sich im Normalfall bestens entwickeln. Bei<br />
Bewegungsmuffeln kann sich dagegen „Babyspeck“<br />
bilden, der eigentlich gar keiner mehr ist. Lesen Sie hierzu<br />
auch das Interview auf Seite 36.<br />
Einmal „Bio“, gemischt<br />
In den letzten Jahren haben Bioprodukte auch die<br />
Discounter erobert. Sie werden nach den Richtlinien des<br />
ökologischen Landbaus hergestellt. Allerdings sind Bioprodukte<br />
schneller verderblich, weil ihnen keine Konservierungsstoffe<br />
zugesetzt sind. Deshalb: stets frisch<br />
einkaufen <strong>und</strong> rasch verbrauchen. „Bio“ ist auch etwas<br />
teurer, bleibt aber durch eine gute Mischkalkulation<br />
mit konven tionellen Lebensmitteln auch für geringer<br />
verdienende Familien erschwinglich.<br />
1<br />
www.aid.de<br />
Ernährung
32<br />
33<br />
Quengelware<br />
Wetten, dass Sie Ihr eigenes Lieblingsgericht<br />
oder bestimmte „Tischrituale“<br />
noch aus Ihrer Kindheit kennen?<br />
Was <strong>und</strong> wie wir essen, bleibt<br />
uns nämlich meist „lebenslänglich“<br />
erhalten. Auch die „Quengelware“,<br />
von elternfeindlichen Marktstrategen<br />
an den Supermarktkassen direkt<br />
auf Kinderaugenhöhe platziert, gab<br />
es schon damals. Sie quält Eltern<br />
heute noch, wie Margitta (31 Jahre)<br />
erzählt: „Letztens hat sich mein<br />
Phillipp an der Kasse schreiend auf<br />
den Boden geschmissen, weil er<br />
keinen Schoko riegel bekam. Doch<br />
das Schlimmste waren die Blicke<br />
<strong>und</strong> Bemerkungen der Leute! Eine<br />
ältere Frau meinte zu ihm sogar,<br />
wenn er weiter so schreien würde,<br />
ginge die Mama weg <strong>und</strong> käme<br />
nie mehr wieder. Da brüllte er nur<br />
noch mehr <strong>und</strong> ich war richtig sauer<br />
– aber auf die Frau!“ Phillipp hingegen<br />
fand die Mama doof <strong>und</strong><br />
gemein, weshalb Margitta anderen<br />
Eltern rät: „Gehen Sie nicht mit<br />
einem hungrigen oder müden Kind<br />
einkaufen!“<br />
Beispiel Kakao oder Milch, aus.<br />
Dennoch ist rechtzeitiges Aufstehen<br />
ratsam, denn nichts sollte im Stehen<br />
oder mit dem Rucksack auf der<br />
Schulter heruntergestürzt werden.<br />
Das gilt auch für eilige Eltern!<br />
Mit jüngeren Kindern können Sie am<br />
späteren Vormittag eine Zwischenmahlzeit<br />
einnehmen, Kindergartenkinder<br />
haben ihr Frühstücksbrot in<br />
der Tasche, wenn die Einrichtung<br />
selbst keine Zwischenmahlzeit anbietet.<br />
Damit ist Ihr Kind bestens für<br />
den Tag gerüstet.<br />
Mitmachen erwünscht<br />
In den meisten Familien hat es sich<br />
insgesamt bewährt, wenn die<br />
Kinder an allen Vorgängen r<strong>und</strong><br />
um das Essen beteiligt werden. Aus<br />
der Küche muss ja nicht gleich ein<br />
Abenteuerspielplatz werden, aber<br />
„Selbstgemachtes“ schmeckt einfach<br />
noch mal so gut! Deshalb will auch<br />
der Umgang mit einem Messer dem<br />
Alter entsprechend gelernt sein.<br />
Ist es scharf, klappt’s auch mit den<br />
Karottenstiften besser <strong>und</strong> das Kind<br />
schneidet sich tatsächlich seltener<br />
in den Finger! Sie werden feststellen,<br />
dass kleine Köche ihre Werke mit<br />
Stolz präsentieren <strong>und</strong> als Rohkost<br />
oder gegart mit dem größten<br />
Genuss verspeisen.<br />
Eine Mahlzeit ist mehr als reine<br />
Nahrungsaufnahme, es ist auch ein<br />
soziales Ereignis. Sitzen nach dem<br />
Händewaschen alle zu Tisch, den<br />
man natürlich vorher miteinander<br />
fein gedeckt <strong>und</strong> dekoriert hat,<br />
so können sich beim Essen gemütliche<br />
Gespräche entwickeln. Sorgen<br />
<strong>und</strong> Probleme bleiben dabei selbstverständlich<br />
außen vor, denn die<br />
Mahlzeit sollte entspannt <strong>und</strong> fröhlich<br />
verlaufen. Noch ein kleiner<br />
Tipp: Lebensmittel werden auch<br />
nach ihrem Aussehen <strong>und</strong> Geruch<br />
beurteilt. Warum also nicht mal<br />
statt der Blumen ein Büschel Basilikum<br />
<strong>und</strong> Co auf den Tisch stellen?<br />
An fassen <strong>und</strong> abzupfen <strong>und</strong> daran<br />
schnuppern ist dann ausdrücklich<br />
erlaubt. Kinder prägen sich Kräuter<br />
<strong>und</strong> ihre Düfte besonders gut ein.<br />
Krümelkloß<br />
Ein <strong>ICHbinICH</strong> aus Kakitos<br />
speiste einmal auf einem Floß.<br />
Es schmatzte lustvoll darauf los,<br />
da fragte ein Rhinozeros:<br />
„Was isst du da von deinem Schoß?<br />
Ist das vielleicht ein Krümelkloß,<br />
garniert mit etwas Blümelmoos?<br />
Mein Appetit ist riesengroß!“<br />
Und gab dem Floß schnell einen Stoß<br />
<strong>und</strong> schnappte völlig rücksichtslos<br />
nach dem erschreckten Semmelkloß.<br />
Der flog ins Wasser <strong>und</strong> schwamm keck<br />
vom Rhinozeros ganz schön weit weg.<br />
Das <strong>ICHbinICH</strong> rief aufgebracht:<br />
„Verflixt – der war doch selbst gemacht!“<br />
Zähneputzen<br />
Zum Essen gehört anschließend auch das Zähneputzen!<br />
Diese Gewohnheit soll den Kindern möglichst in Fleisch<br />
<strong>und</strong> Blut übergehen. Die erste Kinderbürste hat einen<br />
dicken Griff, damit die kleinen Kinderhände die Zahnbürste<br />
auch gut führen können. Mit einem kleinen Bürstenkopf<br />
sind auch die Backenzähne gut zu erreichen.<br />
Und Übung macht den Meister! Statt Luftgitarre ruhig<br />
mal Zahnputzluftkreise ausprobieren. Im Alter von drei<br />
Jahren kann Ihr Kind seine Zähne schon gut selbst reinigen.<br />
Aber immer mal nachkontrollieren! Und natürlich<br />
besitzt Ihr Kind seine eigene Zahnpasta. Lassen Sie sich<br />
dazu sowie zu allen anderen Fragen der Zahnges<strong>und</strong>heit<br />
Ihres Kindes einfach von Ihrem Zahnarzt bzw. Ihrer<br />
Zahnärztin beraten. Ab dem 3. Lebensjahr Ihres Kindes<br />
steht ihm auch eine jährliche zahnärztliche Vorsorgeunter<br />
suchung zu, bei der u. a. Zähne, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kiefer<br />
begutachtet werden. Auch hierfür übernimmt die<br />
BARMER GEK selbstverständlich die Kosten.<br />
› Weitere Informationen r<strong>und</strong> um das Thema „Zähne“<br />
bieten die Broschüren „Kinderm<strong>und</strong> – zahnges<strong>und</strong>“<br />
<strong>und</strong> „Noch vor dem ersten Zahn“, zu bestellen unter<br />
www.barmer-gek.de oder in Ihrer BARMER GEK<br />
Geschäftsstelle.<br />
Frühstückchen<br />
Bei aller frühmorgendlichen Hektik –<br />
in den Tag sollte Ihr Kind nicht ohne<br />
Frühstück starten. Denn über Nacht<br />
räumt der Körper die Kohlenhydratspeicher<br />
leer. Ein kleines Frühstück<br />
bringt dagegen wieder frische Energie.<br />
Für kleine Frühstücksmuffel<br />
reicht bereits ein Getränk, zum<br />
Ernährung
34<br />
35<br />
Rezepte für den gemeinsamen Kochspaß<br />
Was koche ich heute? Diese Frage stellen sich viele berufstätige Eltern <strong>und</strong> Familien genauso<br />
wie alleinerziehende Mütter <strong>und</strong> Väter. Es muss meistens schnell gehen, weil im<br />
stressigen Alltag die Zeit für aufwendiges Kochen häufig fehlt. Doch selbst kochen<br />
muss nicht umständlich <strong>und</strong> langwierig sein. Wie man ohne große Kochkenntnisse, mit<br />
einfachen Zutaten <strong>und</strong> ohne lange Vorbereitungszeit schnell ein leckeres Essen für Kinder<br />
zaubern kann, erfahren eilige Eltern in der Broschüre „Für Kinder Kochen“.<br />
Ganz gleich, ob ab <strong>und</strong> zu mal eine<br />
schnelle Mahlzeit eingeplant werden<br />
muss oder ob Eltern häufig wenig<br />
Zeit haben: Vom Team Tomate erhalten<br />
Sie viele praktische Tipps <strong>und</strong><br />
Tricks, mit denen Sie die persönliche<br />
Situation gut meistern. Auch einige<br />
bei Kindern beliebte, schnelle Rezepte<br />
werden vorgestellt.<br />
Für Kinder kochen<br />
Die besten Tipps für eilige Eltern<br />
› Eine kostenlose Broschüre<br />
mit Kochanregungen für<br />
eilige Eltern. Zu beziehen<br />
über Ihre BARMER GEK<br />
Geschäftsstelle oder unter<br />
www.barmer-gek.de<br />
Kartoffelsuppe<br />
4 Portionen<br />
› Zutaten<br />
800 g Kartoffeln<br />
1 ½ l Gemüsebrühe<br />
1 Möhre, 100 g<br />
1 Stange Lauch, 150 g<br />
100 g Sellerie<br />
2 Zwiebeln, 100 g<br />
1 EL Rapsöl, 10 g<br />
100 ml Sahne<br />
Jodsalz, Pfeffer<br />
Kartoffeln schälen, waschen <strong>und</strong><br />
würfeln. Das Gemüse waschen,<br />
zer kleinern <strong>und</strong> die Zwiebeln fein<br />
hacken. Zwiebeln, Gemüse <strong>und</strong> Kartoffeln<br />
im Öl andünsten <strong>und</strong> mit der<br />
Gemüsebrühe auffüllen. Suppe 15<br />
bis 20 Minuten kochen <strong>und</strong> dann<br />
pürieren. Mit den Gewürzen <strong>und</strong> der<br />
Sahne abschmecken. Dazu passt:<br />
Forellenfilet oder ein kleines Würstchen<br />
› Tipp: Bestreuen Sie die Suppe<br />
mit frischer Kresse.<br />
Apfelpfannkuchen<br />
8 Stück, 2 Stück pro Portion<br />
› Zutaten<br />
250 g Weizenvollkornmehl<br />
2 Eier<br />
250 ml Milch (1,5 % Fett)<br />
250 ml Wasser<br />
3 Äpfel, 400 g<br />
Saft von ½ Zitrone<br />
½ TL Zimt<br />
2 EL Rapsöl zum Braten, 20 g<br />
Weizenvollkornmehl mit Eiern, Milch<br />
<strong>und</strong> Wasser verrühren <strong>und</strong> 15 Minuten<br />
quellen lassen. Äpfel gründlich<br />
waschen <strong>und</strong> in dünne Spalten<br />
schneiden. Mit Zitronensaft beträufeln<br />
<strong>und</strong> mit Zimt bestreuen. Öl in einer<br />
mittelgroßen Pfanne, ca. 20 cm<br />
Durchmesser, erhitzen <strong>und</strong> den Teig<br />
portionsweise hineingeben. Die<br />
Apfelspalten jeweils in den Teig<br />
drücken. Bei mäßiger Hitze von der<br />
unteren Seite goldbraun backen,<br />
sodass auch die Oberfläche schön<br />
fest ist, dann wenden <strong>und</strong> fertig<br />
backen.<br />
› Tipp: Etwas Honig oder Zucker<br />
auf den fertigen Pfannkuchen<br />
geben. Statt der Äpfel können Sie<br />
auch Pflaumen oder Waldbeeren<br />
nehmen.<br />
Fischburger<br />
10 Portionen<br />
› Zutaten Fischfrikadellen<br />
400 g Fischfilet, z. B. Seelachs<br />
2 altbackene Vollkornbrötchen<br />
Wasser zum Einweichen<br />
1 Zwiebel, 50 g<br />
1 B<strong>und</strong> Dill<br />
2 Eier<br />
Jodsalz, Pfeffer<br />
3 EL Weizenvollkornmehl<br />
zum Bestäuben, 30 g<br />
1 EL Rapsöl zum Braten, 10 g<br />
10 Vollkornbrötchen<br />
› Zutaten Soße<br />
200 g Crème fraîche<br />
1 EL Essig, 10 g<br />
Jodsalz, Pfeffer<br />
Zitronensaft<br />
2 EL gehackter Dill, 10 g<br />
evtl. etwas Honig<br />
› Zum Garnieren<br />
Salatblätter, Tomaten,<br />
Gewürzgurken<br />
Die beiden Vollkornbrötchen in Wasser<br />
einweichen <strong>und</strong> ausdrücken. Den<br />
Fisch in Stücke schneiden <strong>und</strong> mit<br />
den Brötchen <strong>und</strong> den anderen Zutaten<br />
in der Küchenmaschine oder<br />
mit einem Pürierstab pürieren. Mit<br />
bemehlten Händen 10 flache Frikadellen<br />
formen, in Mehl kurz wenden<br />
<strong>und</strong> im heißen Öl von jeder Seite<br />
5 Minuten braten. Für die Soße alle<br />
Zutaten miteinander glatt verrühren.<br />
Für die Burger die frischen Vollkornbrötchen<br />
aufschneiden, beide<br />
Hälften mit der Soße bestreichen,<br />
mit Garnitur belegen, die Fischfrikadellen<br />
darauflegen <strong>und</strong> die<br />
Brötchen zuklappen.<br />
› Tipp: Übrig gebliebende Frikadellen<br />
lassen sich prima einfrieren.<br />
Geflügel-Champignon-Pfanne<br />
4 Portionen<br />
› Zutaten<br />
400 g Champignons<br />
4 Zwiebeln, 200 g<br />
1 EL Rapsöl, 10 g<br />
200 g Hähnchenbrustfilet<br />
oder Putenbrust<br />
200 ml Gemüsebrühe<br />
50 ml Sahne<br />
1 EL Vollkornmehl<br />
Jodsalz, Pfeffer, Paprika<br />
Thymian oder Oregano<br />
Champignons waschen <strong>und</strong> in Scheiben<br />
schneiden. Zwiebeln schälen,<br />
fein würfeln <strong>und</strong> in ½ EL Öl dünsten.<br />
Champignons zu den Zwiebeln geben<br />
<strong>und</strong> goldgelb anbraten. Zwiebel-Champignon-Gemisch<br />
in einen<br />
Topf geben. Das Fleisch klein würfeln<br />
<strong>und</strong> im restlichen Öl anbraten,<br />
würzen <strong>und</strong> in den Topf zu den<br />
Champignons geben. Mit Gemüsebrühe<br />
<strong>und</strong> Sahne auffüllen <strong>und</strong> nach<br />
Wunsch mit Mehl andicken. Dazu<br />
das Mehl in 50 ml kaltem Wasser<br />
anrühren <strong>und</strong> zum Fleisch geben.<br />
Noch einmal mit den Gewürzen abschmecken.<br />
Dazu passt: Reis, Nudeln<br />
oder Kartoffeln <strong>und</strong> ein frischer<br />
Salat.<br />
› Tipp: Statt der Sahne 3 EL Tomatenmark<br />
an das gebratene Fleisch<br />
geben, mit der Gemüsebrühe<br />
auffüllen <strong>und</strong> weiter nach Rezept<br />
verfahren.<br />
› Tipp: Geben Sie den Gerichten<br />
doch je nach Interesse Ihres Kindes<br />
einen Namen, wie zum Beispiel<br />
Piratenburger oder Feenburger.<br />
So können Sie Ihr Kind vielleicht<br />
noch mehr zum Ausprobieren <strong>und</strong><br />
Mitmachen animieren. Ein Versuch<br />
lohnt sich.<br />
› „Bärenstarke Kinderkost“,<br />
ein Kochbuch der<br />
Verbraucherzentrale NRW,<br />
kostengünstig zu bestellen<br />
übers Internet:<br />
www.vz-ratgeber.de<br />
Wer noch mehr Ideen<br />
in petto haben möchte,<br />
kann den Ratgeber<br />
„Mahlzeit, Kinder“ bei<br />
der Verbraucherzentrale<br />
NRW beziehen.<br />
Ernährung<br />
Ernährung
36<br />
37<br />
Mit Augenmaß<br />
„U“ wie „Unbedingt“<br />
Korinna Bächer ist Ärztin <strong>und</strong> Kindertherapeutin<br />
im Kinderschutz-<br />
Zentrum Köln. Hier spricht sie über<br />
„dicke“ Kinder.<br />
Immer öfter ist zu lesen, dass<br />
Deutschlands Kinder pummeliger<br />
werden.<br />
› Bächer: Ja, statistisch gesehen gibt<br />
es immer mehr dicke Kinder. Das<br />
haben zum Beispiel auch die jüngsten<br />
Einschulungsuntersuchungen in<br />
Köln gezeigt, gerade in Stadtteilen<br />
mit vielen mehrfach belasteten Familien.<br />
Andererseits ist interessant,<br />
dass es in den sogenannten „Nobelstadtteilen“<br />
inzwischen einen<br />
deut lichen Anteil von richtig untergewichtigen<br />
Kindern gibt! Aber die<br />
Klage der Medien über immer mehr<br />
dicke Kinder hilft weder einem<br />
betroffenen Kind noch der Familie<br />
weiter. Im Gegenteil: Dick sein wird<br />
dadurch noch verwerflicher <strong>und</strong><br />
vielleicht auch be schämender. Auch<br />
für die Eltern. Viele sagen sich dann:<br />
Ich kenne doch die Risiken von<br />
Übergewicht – warum schaffe ich<br />
es nicht, dass mein Kind abnimmt?!<br />
Hier sprechen Sie die Risiken im<br />
Hinblick auf die Langzeitfolgen von<br />
Übergewicht an.<br />
› Bächer: Ja. Allerdings beziehen<br />
sich hier die meisten Untersuchungen<br />
auf Patienten mit massivem<br />
Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie<br />
auf den Ausbruch von Zivilisationskrankheiten.<br />
Die These, dass ein<br />
Gewicht, das leicht über der „Norm“<br />
liegt, die Lebenserwartung verkürzt,<br />
ist inzwischen wissenschaftlich<br />
nicht mehr haltbar. Übrigens kann<br />
Gewichts abnahme nicht das Ziel<br />
sein, wenn Kinder nur etwas pummeliger<br />
sind. Und die meisten Spezialdiäten<br />
sind für sie auch gar nicht<br />
geeignet. Eltern sollten vielmehr darauf<br />
achten, dass das Kind nicht noch<br />
mehr zunimmt – im Rahmen des<br />
Längenwachstums streckt sich der<br />
Körper dann oft ganz von selbst.<br />
Jedenfalls ist Übergewicht bei<br />
Kindern nicht ges<strong>und</strong>.<br />
› Bächer: Das stimmt. Aber wir sollten<br />
auch mit dem Begriff „Übergewicht“<br />
maßvoll umgehen. Sehen Sie,<br />
viele Kinder durchlaufen Entwicklungsphasen,<br />
in denen ihr Gewicht<br />
zeitweise über der statistisch definierten<br />
„Norm“ liegt. Sie wachsen<br />
oft abwechselnd in die Breite <strong>und</strong> in<br />
die Höhe <strong>und</strong> wirken dann entsprechend<br />
mal pummelig, mal schlaksig.<br />
Ihre endgültige Körperform zeigt<br />
sich erst nach der Pubertät. Deshalb<br />
sollten Eltern mit der Kinderärztin<br />
bzw. mit dem Kinderarzt besprechen,<br />
wie das Gewicht ihres Kindes<br />
in der Gesamtentwicklung einzuschätzen<br />
ist. Vor allem ist es sinnvoll,<br />
auf eine vernünftige Ernährung<br />
der gesamten Familie zu achten,<br />
was auch das Klima am Familientisch<br />
mit einschließt. Und ganz wichtig:<br />
Ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> ausreichende<br />
Bewegung gehören zusammen –<br />
<strong>und</strong> zwar bei allen Familienmitgliedern.<br />
Dann müssen sich Eltern also<br />
nicht verrückt machen, wenn ihr<br />
Kind etwas über der Norm liegt?<br />
› Bächer: Auf keinen Fall! Sich<br />
verrückt zu machen ist nie ratsam.<br />
Eltern brauchen Augenmaß, damit<br />
nicht schon ein Kilo mehr Krankheitswert<br />
bekommt. Sonst vergleicht<br />
sich das Kind dann später vielleicht<br />
nur noch mit den dünnen Models<br />
unserer Zeit, was wiederum Essstörungen<br />
auslösen kann.<br />
Aber ist es nicht eine Tatsache,<br />
dass dicke Kinder später häufiger<br />
unter psychischen Störungen <strong>und</strong><br />
geringem Selbstwertgefühl leiden?<br />
› Bächer: Ja, das ist so. Nur beißen<br />
sich hier Ursache <strong>und</strong> Folge leider<br />
häufig in den Schwanz! Wird einem<br />
Kind ständig vermittelt, es sei so,<br />
wie es ist, nicht „richtig“, so kann<br />
es kein ges<strong>und</strong>es Selbstbewusstsein<br />
<strong>und</strong> also auch keinen Schutz vor<br />
psychischen Störungen entwickeln.<br />
Zudem dient übermäßiges Essen<br />
Kindern oft als Ersatzbefriedigung,<br />
wenn ihre Bedürfnisse zum Beispiel<br />
nach Nähe <strong>und</strong> Zuwendung, nach<br />
Handlungsspielräumen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
nicht erfüllt werden<br />
können. Unwohlsein <strong>und</strong> Schreien<br />
werden schon bei Babys oft als Hungersignale<br />
missverstanden. Und wie<br />
häufig bekommen Kleinkinder etwas<br />
zu essen als Trost oder Ablenkung<br />
von Schmerz <strong>und</strong> Enttäuschung.<br />
Genau auf diese Weise lernen Kinder<br />
jedoch falsche <strong>und</strong> schädliche Verhaltensmuster,<br />
die sich dann sehr<br />
hartnäckig halten …<br />
… <strong>und</strong> mit reiner Ernährungsumstellung<br />
wahrscheinlich auch nicht<br />
zu verändern sind.<br />
› Bächer: Wenn sich Kinder über<br />
Jahre hinweg ein immer größeres<br />
Übergewicht angefuttert haben,<br />
dann liegt das nicht einfach daran,<br />
dass hier niemand auf den Fettgehalt<br />
der Salami geachtet hat oder<br />
keiner wusste, dass Pommes dicker<br />
machen als Salzkartoffeln. Einem<br />
deutlich übergewichtigen Kind hilft<br />
meist nur noch ein systemischer<br />
Ansatz. Dabei müssen wir Therapeuten<br />
auch abwägen, ob die seelische<br />
Notlage tatsächlich die Folge oder<br />
nicht vielmehr die Ursache des<br />
übermäßigen Essens ist. Hier beziehen<br />
wir die Eltern immer mit ein.<br />
Die ersten sechs der insgesamt zehn Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten<br />
oder Entwicklungsstörungen hat Ihr Kind jetzt schon hinter sich. Nun folgen bis<br />
zum Schulbeginn noch die nächsten vier. Bei den Untersuchungen erk<strong>und</strong>igt sich Ihr<br />
Kinderarzt auch nach Ihren Eindrücken, Beobachtungen, Sorgen <strong>und</strong> Ängsten. Und<br />
sicher haben Sie auch Fragen. Machen Sie sich schon vor dem Termin Notizen, damit<br />
bei der Untersuchung nichts Wichtiges vergessen wird.<br />
U 7<br />
U 7 a<br />
U 8<br />
U 9<br />
Früherkennungsuntersuchungen<br />
Zwischen dem 21. <strong>und</strong> 24. Lebensmonat achtet der Arzt bei der 7. Früherkennungsuntersuchung<br />
besonders auf die Feinmotorik <strong>und</strong> Körperbeherrschung sowie auf Verhaltensauffälligkeiten Ihres<br />
Kindes. Im Gespräch <strong>und</strong> mit einfachen Bildern testet er das Sprachvermögen <strong>und</strong> -verständnis<br />
des Kindes <strong>und</strong> befragt Sie auch nach der Sauberkeitserziehung <strong>und</strong> dem Spielverhalten. Jetzt<br />
kann auch die zweite Masern-Mumps-Röteln-Impfung erfolgen.<br />
Zwischen dem 34. <strong>und</strong> 36. Lebensmonat erfolgt die Früherkennungsuntersuchung 7 a. Hier<br />
schaut der Arzt danach, wie sich Ihr Kind im letzten Jahr entwickelt hat, untersucht den allgemeinen<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustand, die Motorik, Haut, Brust-, Bauch-, Sinnes- <strong>und</strong> Geschlechtsorgane.<br />
Auch das Nerven- <strong>und</strong> Skelettsystem wird geprüft. Wenn noch nicht alle Impfungen vorgenommen<br />
wurden, können diese jetzt nachgeholt werden.<br />
› Im Alter von 33 bis 35 Monaten bietet die BARMER GEK für Kinder zusätzlich im Rahmen<br />
des Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Programms einen Kindergarten-Check an. Bei diesem Check wird zusätzlich<br />
das seelische Befinden, die neurologischen <strong>und</strong> sozialpädiatrischen Entwicklungen<br />
des Kindes untersucht.<br />
Im Zeitraum zwischen dem 46. <strong>und</strong> 48. Lebensmonat Ihres Kindes ist die U 8 vorgesehen. Dabei<br />
führt Ihr Arzt neben den üblichen Routineunter suchungen auch einen ausführlichen Sehtest <strong>und</strong><br />
eine Harnuntersuchung durch. Damit können mögliche Bewegungs- oder Sprachstörungen, Organerkrankungen,<br />
Verhaltensauffälligkeiten <strong>und</strong> Sehfehler noch weit vor der Einschulung erkannt<br />
<strong>und</strong> rechtzeitig gezielt behandelt werden.<br />
Die letzte Früherkennungsuntersuchung vor Beginn der Schulzeit findet zwischen dem 60. <strong>und</strong><br />
64. Lebensmonat statt. Wieder nimmt Ihr Arzt die üblichen Routineuntersuchungen vor, testet<br />
aber auch Seh- <strong>und</strong> Hörfähigkeit, Sprachentwicklung sowie Bewegungsfähigkeit Ihres Kindes <strong>und</strong><br />
überprüft den Impfstatus.<br />
› Selbstverständlich übernimmt die BARMER GEK die Kosten für die hier<br />
aufgeführte Früherkennung.<br />
Früherkennung
38<br />
39<br />
Impfen heißt schützen<br />
Manche Erwachsene sind der Meinung: „Kinderkrankheiten durchzumachen schützt<br />
das Kind später besser als Impfungen“. Doch Schutzimpfungen sind die wichtigste<br />
Maßnahme, Infektionskrankheiten vorzubeugen <strong>und</strong> einzudämmen. Dazu gehören<br />
auch die sogenannten Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps, Keuchhusten oder<br />
Windpocken. Sie treten zwar meist im Kindesalter auf, sind aber keineswegs so<br />
harmlos, wie viele meinen. Denn auch Erwachsene können sich anstecken, <strong>und</strong> die<br />
Erkrankung kann dann zu schweren Komplikationen <strong>und</strong> sogar bleibenden Schäden<br />
führen.<br />
› BARMER GEK Teledoktor *<br />
Telefon: 0800 45 40 250 **<br />
Ein medizinisches Fachteam beantwortet gerne Ihre Fragen zur Kinder<strong>und</strong><br />
Jugend ges<strong>und</strong>heit. R<strong>und</strong> um die Uhr an 7 Tagen in der Woche.<br />
* Näheres zum Teledoktor finden Sie unter www.barmer-gek.de<br />
** Anrufe aus dem deutschen Fest- <strong>und</strong> Mobilfunknetz sind für Sie kostenfrei!<br />
In Deutschland besteht keine Impfpflicht.<br />
Daher liegt es in der Verantwortung<br />
der Eltern, ihr Kind vor<br />
ansteckenden Infektionskrankheiten<br />
zu schützen. Sicherlich haben Sie Ihr<br />
Kind ja schon in den ersten Lebensmonaten<br />
gegen Diphtherie, Tetanus,<br />
Keuchhusten, Polio, Hepatitis B,<br />
Pneumokokken <strong>und</strong> Haemophilus<br />
influenzae Typ b <strong>und</strong> die Rotaviren<br />
impfen lassen. Und auch die ersten<br />
Impfungen gegen Masern, Mumps,<br />
Röteln <strong>und</strong> Windpocken, die vom<br />
11. bis zum 14. Monat erfolgen, hat<br />
Ihr Kind wahrscheinlich schon hinter<br />
sich gebracht.<br />
Zwischen dem 15. <strong>und</strong> 23. Lebensmonat<br />
sollten Sie nach der Empfehlung<br />
der Experten der Ständigen<br />
Impfkommission des Robert-Koch-<br />
Instituts nun die zweiten Impfungen<br />
gegen Masern, Mumps, Röteln <strong>und</strong><br />
Windpocken vornehmen lassen.<br />
Ab dem 2. Lebensjahr kann auch<br />
eine Impfung gegen Meningokokken<br />
erfolgen. Hier folgen nun weitere<br />
Informationen über die Krankheitsbilder<br />
zu den aktuell anstehenden<br />
Impfungen.<br />
Warum gegen Röteln impfen?<br />
Röteln sind eine harmlose, aber<br />
hochansteckende Virusinfektion.<br />
Nach zwei bis drei Wochen zeigen<br />
sich die ersten typischen Merkmale<br />
– eine auffällige Rötung, die meist<br />
im Gesicht beginnt <strong>und</strong> sich allmählich<br />
über den ganzen Körper ausbreiten<br />
kann. Dazu können leichte<br />
erkältungsähnliche Beschwerden,<br />
Fieber <strong>und</strong> Schwellungen der Lymphknoten,<br />
besonders hinter den Ohren,<br />
hinzukommen. Häufig treten bei<br />
Kindern jedoch kaum Symptome<br />
auf, sodass diese Infektion dann gar<br />
nicht wird. Wenn allerdings eine<br />
schwangere Frau in den ersten<br />
Monaten der Schwangerschaft an<br />
› Ihre BARMER GEK<br />
trägt selbstverständlich<br />
die Kosten für diese<br />
Impfungen.<br />
Röteln erkrankt, kann sich das ungeborene<br />
Kind mit dem Virus infizieren.<br />
Dann kann es zu einer Fehlgeburt<br />
kommen, auch schwere Fehlbildungen<br />
an Augen, Ohren oder Herz des<br />
Kindes sind möglich.<br />
FSME-Impfung<br />
FSME heißt ausgesprochen: Frühsommer-Meningoenzephalitis.<br />
Das FSME-Virus wird hauptsächlich<br />
durch Zeckenstiche übertragen <strong>und</strong><br />
kann eine Hirnhautentzündung<br />
auslösen. Informieren Sie sich daher<br />
über die Risikogebiete (www.rki.de,<br />
siehe auch S. 51).<br />
Wie harmlos sind Masern?<br />
Diese meldepflichtige, hochansteckende<br />
Virusinfektion wird durch<br />
Tröpfcheninfektion übertragen.<br />
Kennzeichen sind zunächst grippeähnliche<br />
Symptome, rote Hautflecken,<br />
hohes Fieber. Komplikationen<br />
sind u. a. eine Lungen- <strong>und</strong><br />
Gehirnentzündung. Gegen den<br />
Virus gibt es keine Medikamente,<br />
es können nur die Symptome<br />
behandelt werden. Unnötigerweise<br />
sterben jedes Jahr immer noch<br />
Kinder an den Folgen einer Masererkrankung.<br />
Eine Impfung schützt<br />
davor. Wenn im Kindergarten oder<br />
in der Schule Masern auftreten,<br />
kann eine 14-tägige Quarantäne<br />
verhängt werden. In dem Fall müssten<br />
Sie Ihr Kind in dieser Zeit zu<br />
Hause betreuen.<br />
Was macht Mumps so<br />
gefährlich?<br />
Der „Ziegenpeter“ ist eine ansteckende<br />
Virusinfektion, von der die<br />
Speicheldrüsen befallen werden.<br />
Häufige Komplikationen sind eine<br />
Hirnhautentzündung <strong>und</strong> besonders<br />
bei Jungen eine Hoden- oder<br />
Nebenhodenentzündung, die zu<br />
Sterilität führen kann. Wie bei<br />
Masern können nur die Symptome<br />
gelindert werden.<br />
Wie belastend sind Windpocken?<br />
Mit Windpocken, einer hochansteckenden<br />
Virusinfektion, kann sich<br />
Ihr Kind direkten Kontakt oder auch<br />
über die Luft infizieren. Nach kurzem<br />
Fieber sowie Kopf- <strong>und</strong> Gliederschmerzen<br />
zeigen sich dann rote<br />
Flecken, aus denen sich die typischen<br />
juckenden Bläschen entwickeln. Sie<br />
verkrusten nach einigen Tagen <strong>und</strong><br />
fallen dann ab. Danach muss das<br />
Kind aber nicht immun gegen Windpocken<br />
sein. Bei Erwachsenen ist der<br />
Krankheitsverlauf deutlich schwerer,<br />
als Zweiterkrankung kann auch eine<br />
Gürtelrose auftreten.<br />
Was verursachen Meningokokken?<br />
Die Meningokokkenbakterien<br />
können eine Hirnhautentzündung<br />
(Meningitis) oder auch eine Blutvergiftung<br />
(Sepsis) verursachen <strong>und</strong><br />
werden durch Husten, Niesen <strong>und</strong><br />
engen Körperkontakt (Schmusen<br />
oder Küssen) übertragen. Die Inkubationszeit<br />
beträgt etwa drei bis<br />
zehn Tage. Säuglinge, Kinder bis fünf<br />
Jahre sowie Jugendliche sind dabei<br />
am häufigsten betroffen.<br />
Zu Beginn treten grippeähnliche<br />
Beschwerden auf, später kommen<br />
Lichtempfindlichkeit, hohes Fieber,<br />
starke Kopfschmerzen, Übelkeit,<br />
Erbrechen, Benommenheit <strong>und</strong> ein<br />
steifer Nacken hinzu. Die bakterielle<br />
Meningitis ist eine schwerwiegende<br />
Erkrankung, die so schnell wie<br />
möglich stationär mit Antibiotika<br />
behandelt werden muss.<br />
Schutzimpfungen<br />
Schutzimpfungen
40<br />
41<br />
Kleine Patientin, kleiner Patient<br />
Kinder werden auch mal krank. Um wieder ges<strong>und</strong> werden zu können, brauchen sie<br />
Zeit, fürsorgliche Betreuung <strong>und</strong> manchmal auch ärztliche Versorgung.<br />
Die „richtige“ Kinderärztin<br />
bzw. der „richtige" Kinderarzt<br />
Kinderärzte nehmen im Leben Ihres<br />
Kindes eine wichtige Rolle ein.<br />
Er betreut es über viele Jahre, sei es<br />
bei den Vorsorgeuntersuchungen,<br />
Impfungen oder im Krankheitsfall.<br />
Deshalb ist ein vertrauensvolles<br />
Verhältnis zu Ihnen <strong>und</strong> Ihrem Kind<br />
wichtig. Eltern haben unterschiedliche<br />
Kriterien, nach denen sie eine<br />
Kinderärztin bzw. einen Kinderarzt<br />
› Ein krankes Kind bedeutet<br />
für die Familie immer<br />
eine Ausnahmesituation.<br />
aussuchen. Manche nehmen für eine<br />
hoch technisierte Praxis weite Wege<br />
auf sich, andere legen besonderen<br />
Wert darauf, dass auch Naturheilverfahren<br />
oder Homöopathie angewendet<br />
werden. Auch die persönliche<br />
Sympathie spielt eine große Rolle.<br />
Was zeichnet eine gute Kinderärztin<br />
bzw. einen guten Kinderarzt<br />
aus?<br />
Sie / Er<br />
■ hört Ihnen <strong>und</strong> Ihrem Kind aufmerksam<br />
zu <strong>und</strong> nimmt Ihre Sorgen<br />
<strong>und</strong> Ängste ernst: scheuen<br />
Sie sich nicht, auch vermeintlich<br />
Belangloses anzusprechen <strong>und</strong><br />
Ihrem Gegenüber Löcher in den<br />
Bauch zu fragen,<br />
■ nimmt sich stets ausreichend Zeit<br />
für Sie <strong>und</strong> Ihr Kind sowie für die<br />
gründliche Untersuchung,<br />
■ spricht Ihr Kind immer auch direkt<br />
an <strong>und</strong> redet nicht über seinen<br />
Kopf hinweg nur mit Ihnen,<br />
■ erklärt Ihrem Kind, was geschieht,<br />
<strong>und</strong> verschweigt auch nicht, dass<br />
eine Spritze ein bisschen piksen<br />
kann,<br />
■ bleibt fre<strong>und</strong>lich, gelassen <strong>und</strong><br />
geduldig, auch wenn Ihr Kind mal<br />
schreit, jammert oder weint,<br />
■ kennt Ihre familiäre Situation,<br />
berücksichtigt diese bei seinen Behandlungsvorschlägen<br />
<strong>und</strong> macht<br />
gegebenenfalls auch Hausbesuche,<br />
■ kooperiert auch mit Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen <strong>und</strong> empfindet es<br />
nicht als Vertrauensbruch, wenn<br />
Sie eine zweite Meinung einholen<br />
möchten,<br />
■ hat seinen Wartebereich kind- <strong>und</strong><br />
elterngemäß ausgestattet <strong>und</strong> lässt<br />
Sie auch vom Praxispersonal gut<br />
betreuen.<br />
Wer hilft, wenn das Kind<br />
krank ist?<br />
Ein krankes Kind bedeutet für die<br />
Familie immer eine Ausnahmesituation.<br />
Denn kleine Patienten brauchen<br />
viel Aufmerksamkeit, Zuwendung<br />
<strong>und</strong> Pflege, was Eltern viel Zeit <strong>und</strong><br />
Energie abverlangt. Da können<br />
Geschwisterkinder oder der Haushalt<br />
schon mal zu kurz kommen. Lassen<br />
Sie sich also ruhig von Großeltern,<br />
Verwandten, Fre<strong>und</strong>en oder Nachbarn<br />
im Alltag unterstützen. Jedes<br />
berufstätige Elternteil kann sich<br />
übrigens pro Jahr <strong>und</strong> krankes Kind<br />
unter zwölf Jahren zehn Tage unbezahlt<br />
vom Arbeitsplatz freistellen lassen.<br />
Bei mehreren Kindern liegt die<br />
jährliche Grenze bei 25 Tagen pro<br />
Elternteil. Vater <strong>und</strong> Mutter müssen<br />
dafür nicht verheiratet sein. Voraussetzung<br />
ist jedoch, dass es nach<br />
ärztlichem Zeugnis erforderlich ist,<br />
dass das Elternteil zur Beaufsichtigung,<br />
Betreuung oder Pflege seines<br />
erkrankten <strong>und</strong> versicherten Kindes<br />
der Arbeit fernbleiben muss <strong>und</strong> eine<br />
andere in ihrem Haushalt lebende<br />
Person das Kind nicht beaufsichtigen,<br />
betreuen oder pflegen kann.<br />
Alleinerziehende Berufstätige haben<br />
unter den gleichen Voraussetzungen<br />
sogar einen Anspruch auf 20 Tage<br />
pro Kind <strong>und</strong> Jahr, bei mehreren Kindern<br />
auf bis zu 50 Tage. Liegen diese<br />
Voraussetzungen vor, bezieht das<br />
Elternteil für diese Zeit Krankengeld<br />
von der BARMER GEK.<br />
Lisa muss ins Krankenhaus<br />
Vor ein paar Monaten ist Lisa (5 Jahre) beim Spielen gestürzt. Zunächst dachten wir, sie hätte nur ein paar Schürfw<strong>und</strong>en.<br />
Doch im Laufe des Tages bekam sie immer stärkere Kopfschmerzen <strong>und</strong> musste sich auch häufiger übergeben. So kam<br />
Lisa mit dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Das war zuerst ein Schock für alle <strong>und</strong> wir Eltern<br />
haben uns viele Sorgen gemacht.<br />
Doch zum Glück war Lisa das Thema Krankenhaus schon recht vertraut. Wir haben ein tolles Bilderbuch, das gut erklärt,<br />
wie es in einem Krankenhaus zugeht <strong>und</strong> was dort mit kleinen Patienten geschieht. Außerdem hat Lisa mit uns an einem<br />
Wochenende den „Tag der offenen Tür“ eines Krankenhauses besucht. Ein echtes Erlebnis! Da konnte sie auch in einem<br />
Rettungswagen mitfahren <strong>und</strong> an einer speziellen Kinderführung durch die Klinik teilnehmen, bei der sie sogar eine<br />
Puppe „richtig“ operiert hat. Später haben wir ihr dann einen Spielzeugarztkoffer mit Verbandszeug geschenkt. Damit<br />
hantiert sie an ihren Puppen <strong>und</strong> Teddys herum wie eine kleine Ärztin.<br />
All diese Erfahrungen halfen ihr nun, auch wenn sie im Krankenwagen doch ängstlich nach meiner Hand suchte. Ich bin<br />
richtig stolz darauf, dass ich die ganze Zeit unaufgeregt <strong>und</strong> ruhig bleiben konnte! Die Ärzte <strong>und</strong> Krankenschwestern<br />
auf der Station waren dann im Umgang mit Lisa sehr einfühlsam, zudem hatte sie ihr Lieblingskuscheltier dabei. Und ich<br />
durfte problemlos auf einer Extraliege neben ihrem Bett im Krankenzimmer schlafen. Das hat uns beiden gut getan.<br />
Ulrike, 37 Jahre<br />
Kinderärztin/Kinderarzt<br />
Krankes Kind
42<br />
43<br />
Antibiotikum – ja oder nein?<br />
Stimmt, nicht jede Infektion muss<br />
gleich mit einem Antibiotikum<br />
behandelt werden. Wenn Ihre berufliche<br />
oder familiäre Situation es<br />
zulässt <strong>und</strong> der Kinderarzt dem zustimmt,<br />
können leichtere Krankheitsbilder<br />
unter Umständen auch ohne<br />
Chemie auskuriert werden. Dadurch<br />
bleibt ihr Kind jedoch länger ansteckend<br />
für andere <strong>und</strong> benötigt<br />
mehr Zeit zur Ges<strong>und</strong>ung. Es könnte<br />
aber mit gestärkten Abwehrkräften<br />
aus der Infektion hervorgehen.<br />
Bei bakteriellen Infektionen ist jedoch<br />
eine Antibiotikum-Therapie<br />
angezeigt.<br />
Häufige Erkrankungen <strong>und</strong><br />
Symptome<br />
› Scharlach<br />
Streptokokkenbakterien lösen<br />
diese Infektionskrankheit aus, sie<br />
verursacht Fieber, Schluck- <strong>und</strong><br />
Halsschmerzen. Typisch für Scharlach<br />
ist auch die „Himbeerzunge“.<br />
Die Infektion (Inkubationszeit:<br />
zwei bis vier Tage) begleitet ein<br />
starkes Krankheitsgefühl, sie wird<br />
in der Regel mit einem Anti biotikum<br />
(Penicillin) therapiert.<br />
› Schonende Laser-Tonsillotomie<br />
› Fieber<br />
Dieses Symptom kommt häufig vor,<br />
es mobilisiert die Abwehrkräfte <strong>und</strong><br />
bekämpft eingedrungene Krankheitserreger.<br />
Gerade bei kleinen Kindern<br />
ist Fieber nicht unbedingt mit<br />
einer schweren Erkrankung verb<strong>und</strong>en.<br />
So können sie durchaus abends<br />
ohne weitere Beschwerden fiebern<br />
<strong>und</strong> sind morgens wieder quietschfidel.<br />
Auch Aufregung, Toben oder zu<br />
warme Kleidung können erhöhte<br />
Temperatur erzeugen. Erst ab 38,5<br />
Grad spricht man von Fieber, ab 39<br />
oder 40 Grad von hohem Fieber.<br />
Ausnahmen bilden Fieberkrämpfe.<br />
Wenn Ihr Kind fiebert, ist sein<br />
Gesicht rot <strong>und</strong> heiß. Dann fühlt es<br />
sich meist matt <strong>und</strong> gehört ins Bett.<br />
Es kann jetzt auch quengelig oder<br />
apathisch sein <strong>und</strong> wenig oder gar<br />
keinen Appetit haben. Allerdings<br />
sollte der kleine Patient jetzt genügend<br />
trinken (Wasser, Saft oder Tee),<br />
denn der Körper verliert bei Fieber<br />
viel Flüssigkeit. Greifen Sie nicht<br />
immer gleich zu fiebersenkenden<br />
Medikamenten. Wirksam sind<br />
auch nasse, nicht zu kalte Wickel an<br />
Waden, Handgelenken <strong>und</strong> Stirn.<br />
Messen Sie regelmäßig die Temperatur.<br />
Bei weiteren Krankheitszeichen<br />
(zum Beispiel Kopfschmerzen,<br />
Bauchschmerzen oder Durchfall)<br />
wenden Sie sich an Ihre Kinderärztin<br />
bzw. Ihren Kinderarzt.<br />
› Erbrechen<br />
Aufregung oder zu kalte Getränke<br />
können harmlose Ursachen für Erbrechen<br />
sein. Sollte Ihr Kind jedoch<br />
zusätzliche Krankheitszeichen wie<br />
Fieber, Bauchschmerzen, Kopfweh,<br />
Durchfall aufweisen, stellen Sie es<br />
dem Kinderarzt vor. Das gilt auch für<br />
Erbrechen nach einem Sturz.<br />
› Grippale Infekte<br />
Erkältungen <strong>und</strong> grippale Infekte<br />
kommen bei Kindern häufig vor.<br />
Sie beeinträchtigen zwar das Wohlbefinden,<br />
sind aber nicht weiter<br />
schlimm – es sei denn, es entwickelt<br />
sich eine daraus Nasennebenhöhlen-,<br />
Mandel- oder Mittelohrentzündung<br />
oder aber eine Bronchitis. Ein<br />
Arztbesuch wird dann erforderlich,<br />
wenn Ihr Kind mehr als drei Tage fiebert,<br />
der Allgemeinzustand schlecht<br />
ist oder wenn es Atembeschwerden,<br />
Durchfall, Erbrechen, starke Kopf-,<br />
Hals- oder Ohrenschmerzen, Hautausschlag<br />
hat bzw. Schnupfen <strong>und</strong><br />
Husten über eine Woche andauern<br />
oder sich verschlimmern.<br />
› Bauchschmerzen<br />
Sie sind bei Kindern oft die Folge<br />
von vielen Süßigkeiten, zu fettem<br />
Essen, Blähungen oder Verstopfung.<br />
Auch Aufregung <strong>und</strong> Angst können<br />
Bauchgrimmen verursachen. Oft hilft<br />
hier schon ein bisschen Ruhe <strong>und</strong><br />
Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine ambulante Teilentfernung der Gaumen -<br />
mandeln mittels Laser. Diese Methode hat einige Vorteile gegenüber der gesamten Ent fernung<br />
der Mandeln, die im Krankenhaus durchgeführt werden muss. Das neue Angebot der<br />
BARMER GEK ist für Kinder im Alter zwischen zwei <strong>und</strong> sechs Jahren. Zurzeit (Stand Juli 2011)<br />
gibt es dieses Angebot in: Berlin, Brandenburg, Bayern, Bremen, Hamburg, Niedersachsen,<br />
Nordrhein <strong>und</strong> dem Saarland.<br />
Hausapotheke für Kinder<br />
Verbandsmaterial<br />
■ Pflaster in verschiedenen Größen<br />
■ Mullbinden <strong>und</strong> elastische Binden<br />
■ keimfreie W<strong>und</strong>schnellverbände <strong>und</strong> Brandw<strong>und</strong>auflagen<br />
■ Dreieckstuch<br />
■ med. Klebeband, Verbandsklammern<br />
■ Einmalhandschuhe<br />
■ Schere<br />
■ Taschenlampe<br />
■ digitales Fieberthermometer<br />
■ Kühlkompressen (im Kühl- oder Gefrierschrank<br />
aufbewahren)<br />
■ Wärmflasche, Dinkel- oder Kirsch kernkissen<br />
■ Rettungsfolie<br />
Zuwendung sowie eine nicht zu heiße<br />
Wärm flasche. Wenn die Schmerzen<br />
allerdings ohne erkennbare<br />
Ursache länger anhalten, die Bauchdecke<br />
angespannt ist oder noch weitere<br />
Symptome wie zum Beispiel<br />
Fieber, Durchfall, Erbrechen oder<br />
auch Schüttelfrost hinzutreten, sollten<br />
Sie mit dem Kind ärztlichen<br />
Rat einholen.<br />
Selbstbehandlung <strong>und</strong><br />
Hausmittel<br />
› Schnupfen<br />
Damit sich der Schleim löst, geben<br />
Sie Ihrem kleinen Patienten viel<br />
zu trinken, am besten lauwarmes<br />
Wasser oder Kräutertee. Erhöhen<br />
Medikamente<br />
■ Fieber- <strong>und</strong> Schmerzzäpfchen oder -saft<br />
■ Elektrolytlösung bei Durchfall<br />
■ Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden<br />
■ Kohletabletten bei Vergiftungen<br />
■ Zinkoxidsalbe <strong>und</strong> Arnika-Gel<br />
■ W<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Heilsalbe<br />
■ Antihistamin-Gel gegen Sonnenbrand <strong>und</strong><br />
Insektenstiche<br />
■ W<strong>und</strong>desinfektionsmittel, das nicht brennt<br />
■ Nasentropfen<br />
■ Hustensaft auf pflanzlicher Basis<br />
■ Kamillen-, Fenchel- <strong>und</strong> Salbeitee<br />
■ Rescuetropfen oder -bonbons<br />
■ Notfall-Box im Falle von Vergiftungen<br />
bei Kindern (Apotheke)<br />
Sie die Luftfeuchtigkeit im Raum mit<br />
feuchten Tüchern. Nasentropfen aus<br />
einer Kochsalzlösung (1 g Kochsalz<br />
in 100 ml lauwarmes Wasser auflösen<br />
<strong>und</strong> mit einer Pipette in jedes<br />
Nasenloch einen Tropfen einträufeln)<br />
lassen die Schleimhäute abschwellen.<br />
Gegen w<strong>und</strong>e Nasen hilft<br />
W<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Heilsalbe (Apotheke).<br />
› Husten<br />
Ein Tee aus Salbei, Thymian <strong>und</strong>/<br />
oder Spitzwegerich mit einem<br />
Schuss Fenchelhonig bewirkt bei<br />
Husten wahre W<strong>und</strong>er. Brust <strong>und</strong><br />
Rücken des Kindes werden nur<br />
mit ganz milden Salben, die ätherische<br />
Öle enthalten eingerieben,<br />
damit die Atemwege nicht gereizt<br />
werden <strong>und</strong> die Schleimbildung<br />
nicht zu sehr gefördert wird. Lassen<br />
Sie sich dazu fachlich beraten.<br />
› Wichtig: Medikamente für Erwachsenen<br />
(zum Beispiel Aspirin) sind für Ihr Kind absolut<br />
ungeeignet! Schlimmstenfalls können Sie das<br />
Leben Ihres Kindes gefährden.<br />
› Halsschmerzen<br />
Hier hilft oft schon ein feuchter warmer<br />
oder kühler Wickel: eine Zitrone<br />
in Scheiben schneiden, in ein feuchtes<br />
Tuch einschlagen, dieses um den<br />
Hals legen <strong>und</strong> mit einem warmen<br />
Schal abdecken. Kann ihr Kind schon<br />
gurgeln, bereiten Sie dafür lauwarmen<br />
Salbeitee mit Honig oder<br />
Kamillentee zu.<br />
› Ohrenschmerzen<br />
Erste Hilfe bei akuten Ohrenschmerzen<br />
bieten Zwiebelsäckchen: einfach<br />
eine Zwiebel klein hacken, in dünnen<br />
Stoff einschlagen, handwarm erwärmen<br />
<strong>und</strong> auf das Ohr legen. Das<br />
bringt Linderung.<br />
Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrer BARMER GEK Geschäftsstelle.<br />
Krankes Kind
44<br />
45<br />
Drinnen <strong>und</strong> draußen<br />
Wohnung mit Kind<br />
Die Kinderstube von kleinen Mädchen <strong>und</strong> Jungen liegt in ihren<br />
Lebensräumen. Der wichtigste Ort sind zunächst natürlich die<br />
Wohnung <strong>und</strong> das Kinderzimmer. Mit zunehmendem Alter gewinnt<br />
aber auch der Lebensraum vor der Haustür an Bedeutung.<br />
Denn Neugierde <strong>und</strong> Bewegungsdrang ziehen Kinder mehr<br />
<strong>und</strong> mehr nach draußen.<br />
Lebensräume<br />
Ges<strong>und</strong>e Kinder erobern sich rollend, krabbelnd,<br />
tippelnd, laufend immer mehr Räume. Irgendwann wird<br />
dann die ganze Wohnung zur Spielwiese. Geht Mama<br />
in die Küche, folgt ihr das Kind <strong>und</strong> hat meist auch ein<br />
Spielzeug im Schlepptau. Geht Mama ins Wohnzimmer,<br />
lässt sich auch das Kind samt Sammel surium hier häuslich<br />
nieder. Erst mit zunehmendem Alter spielt das Kind<br />
auch mal für einige Zeit allein in seinem Zimmer.<br />
„Wir waren noch zu zweit, als wir umgezogen sind –<br />
aber Lea war in meinem Bauch schon mit dabei!“, erzählt<br />
Christine (31 Jahre). Deshalb gibt es in der Wohnung<br />
auch ein liebevoll eingerichtetes Kinderzimmer für die<br />
heute dreijährige Tochter sowie ein Gästezimmer, das für<br />
nochmaligen Nachwuchs umfunktioniert werden könnte.<br />
Die Vierzimmerwohnung von Familie Schubert war ursprünglich<br />
wohldurchdacht: Das elterliche Schlafzimmer<br />
gehört den Eltern, das Kinderzimmer dem Kind, Küche,<br />
Bad <strong>und</strong> Flur der ganzen Familie. Und das Wohnzimmer?<br />
„Na ja“, sagt Christine gedehnt, „ursprünglich war die<br />
Planung ein bisschen anders.“ Nämlich so: Lea sollte hier<br />
zwar eine Spielecke erhalten, ansonsten war dieser<br />
Raum eher für die Eltern vorgesehen. Zum Musikhören,<br />
Ausspannen, für nette Fernsehst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> den Elternplausch<br />
auf Paarebene sowie um Gäste zu empfangen.<br />
Dafür hatten Christines Eltern dem jungen Paar eigens<br />
eine neue Sitz gruppe spendiert, darüber hinaus war das<br />
Wohnzimmer sparsam <strong>und</strong> luftig ein gerichtet. Also ein<br />
Paradies für Kinder! Der blanke Fußboden lud Lea herrlich<br />
zum Spielen ein, unter der Sofaecke schliefen Puppe,<br />
Teddy <strong>und</strong> Kuschelpferdchen oft tagelang friedlich<br />
nebeneinander, hübsch eingebettet in lauter Kissen <strong>und</strong><br />
Decken, die die Kleine fleißig von überall heranschleppte.<br />
Dazwischen lagerten ihre malerischen Kunstwerke <strong>und</strong><br />
ebenso malerisch hingeworfene Bauklötzchen.<br />
„Irgendwann gab es nirgends mehr eine spielzeugfreie<br />
Zone“, berichtet Christine <strong>und</strong> findet ihre Anfangsidee<br />
mit der abgezirkelten Spielzeugecke heute seltsam.<br />
„Ich hatte mir halt vorgestellt, dass wir die Aufgeräumtheit<br />
unseres kinderlosen Daseins auch mit Lea einfach<br />
beibehalten könnten. Heute weiß ich, dass sie sich in<br />
unserer Nähe am wohlsten fühlt – <strong>und</strong> das ist doch das<br />
Wichtigste, oder? Keksflecke oder versteckte Bauklötze<br />
auf dem Sofa sind dagegen doch ein Klacks!“<br />
Die Eltern haben sich gemeinsam mit Leas Entwicklung<br />
weiterentwickelt, was man heute an allen Ecken <strong>und</strong><br />
Enden in der Wohnung sieht: Sie bietet genug Platz für<br />
neugierige Erk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> ist trotzdem „kindgemäß“.<br />
Zum Beispiel<br />
■ sind alle Steckdosen sowie die Fenster <strong>und</strong> die<br />
Balkontür gesichert,<br />
■ liegen auf den glatten Fußböden rutschsichere Unterlagen<br />
unter den Teppichen,<br />
■ ist das Mobiliar standfest <strong>und</strong> solide, das Bücherregal<br />
an der Wand verschraubt,<br />
■ befinden sich Arzneimittel in einem abschließbaren<br />
Schränkchen außerhalb jeder Reichweite der<br />
Kinderhand, <strong>und</strong> auch Toilettenartikel (etwa Rasierwasser,<br />
Deo, Haarspray) sind im Badezimmerregal<br />
ganz oben platziert,<br />
■ stehen Putzmittel in der Küche im Besenschrank auf<br />
dem obersten Regalbrett,<br />
■ werden auch Zigaretten <strong>und</strong> Alkohol außer Reichweite<br />
des Kindes aufbewahrt. Vergiftungsgefahr!<br />
„Das sind alles so Beispiele, wie wir uns auf Lea eingestellt<br />
haben, als ihr Aktionsradius wuchs“, sagt Mutter<br />
Christine. Nur auf die „kindersichere Einbauküche“<br />
mit ger<strong>und</strong>eten Möbelecken, entschärften Kanten,<br />
abschließbaren Schubfächern – darauf hat das Elternpaar<br />
verzichtet. „Ich will mein Kind doch nicht in Watte<br />
packen!“, meint Vater Lennart. Nur vor dem Kochfeld hat<br />
er ein Kinderschutzgitter angebracht. Außerdem lassen<br />
die Eltern Lea nicht aus den Augen, wenn sie kochen.<br />
Sie benutzen möglichst die hinteren Kochstellen, lassen<br />
keine Pfannen- oder Topfstiele über den Herdrand<br />
hinausragen <strong>und</strong> bleiben stets bei den Töpfen, wenn die<br />
Kleine in der Nähe ist. Und noch ein Tipp von Christine:<br />
„Ich habe Lea eigene Schubladen in der Küche eingerichtet.<br />
Darin kann sie nach Herzenslust kramen <strong>und</strong> vergisst<br />
dabei die anderen Schubladen schnell.“<br />
Auch Vater Lennart, ein begeisterter Heimwerker, hatte<br />
eine gute Idee: Er brachte für Lea an den dicken Deckenbalken<br />
im Flur eine Schaukel an. „Für nasskalte Tage<br />
genau das Richtige“, findet er <strong>und</strong> erntete dafür auch<br />
von den Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en seiner Tochter wahre<br />
Begeisterungsstürme!<br />
Wohnen
46<br />
47<br />
Kinderzimmer: das eigene Reich<br />
Draußen vor der Tür<br />
Bleiben wir noch ein wenig zu Hause bei Christine, Lennart <strong>und</strong> Tochter Lea. Denn auch<br />
Leas Kinderzimmer ist ein gutes Beispiel dafür, wie Eltern das persönliche Reich ihres<br />
Kindes klug <strong>und</strong> schön zugleich ausgestalten können.<br />
Für Eltern ist es selbstverständlich, dass sie ihr Baby draußen ausfahren, denn frische<br />
Luft tut gut. Genauso selbstverständlich sollten Eltern mit ihrem Kleinkind oder Kindergartenkind<br />
draußen unterwegs sein <strong>und</strong> die Welt mit ihm entdecken. Das macht Spaß!<br />
Leas Reich ist „kindgemäß <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />
wie pädagogisch wertvoll“,<br />
was eigentlich heißt: Hier gibt<br />
es Raum für Bewegung, Fantasie,<br />
Ruhe <strong>und</strong> Geborgenheit.<br />
Die Wände sind in zartem Gelb<br />
gestrichen, was das Zimmer sonnig<br />
macht. Einige aufgemalte „Bilderrahmen“<br />
heben Leas schönste Bilder<br />
hervor, die nach Belieben ausgewechselt<br />
werden können (Befestigung<br />
mit Posterstrips).<br />
Der Fußboden besteht aus porentief<br />
versiegelten Holzdielen <strong>und</strong> ist in<br />
einem Bereich mit einem kurzflorigen<br />
grünen Teppich belegt. Hier<br />
ist Leas „Kuschel- <strong>und</strong> Spielwiese“.<br />
Die Möblierung ist angenehm<br />
zurückhaltend: Nach wie vor reichen<br />
der Dreijährigen die Wickelkommode<br />
als Kleiderschrank sowie ein halbhohes,<br />
an der Wand fixiertes Regal,<br />
in dem ihre Spielsachen in Körben<br />
<strong>und</strong> Kisten ihren Platz haben. Denn<br />
tatsächlich spielen auch Kinder lieber<br />
in aufgeräumten Zimmern. Hinzugekommen<br />
sind zwei Stühle <strong>und</strong><br />
ein Kindertisch, an dem gemalt <strong>und</strong><br />
geknetet werden kann. Hinter der<br />
Tür steht ein fester Karton mit allerlei<br />
Kissen, Tüchern <strong>und</strong> Decken, woraus<br />
Lea zum Beispiel Höhlen baut.<br />
Besonders liebt das Mädchen ihr<br />
Massivholzbett, über dem ein Stoffhimmel<br />
schwebt. Als sie in das neue<br />
Bett umgezogen ist, war es noch<br />
ein bisschen zu groß für sie. Deshalb<br />
wird es an drei Seiten mit einer stoffüberzogenen<br />
„Schaumstoffwurst“<br />
ihr Wachstum angepasst. Dieses<br />
„Nestgefühl“ sorgt für entspannten<br />
Schlaf <strong>und</strong> süße Träume.<br />
Tipps für ein kindgerechtes<br />
Kinderzimmer<br />
Sicher <strong>und</strong> gut: Sämtliche Möbel<br />
sollten standfest sein (möglichst<br />
aus Massivholz), weil sie häufig<br />
„zweckentfremdet“ werden (jedes<br />
halbe Jahr sollten Schraubverbindungen<br />
nachgezogen werden). Mitwachsende<br />
Qualitätsmöbel sind auf<br />
Dauer kostengünstiger. Weil hochwertige<br />
Möbel lange halten, dürfen<br />
sie auch ruhig gebraucht gekauft<br />
werden. Qua litätssiegel sind das<br />
GS-Zeichen für „Geprüfte Qualität“,<br />
das RAL-Gütezeichen (ein goldenes<br />
„M“) sowie das Umweltsiegel<br />
„Blauer Engel“.<br />
Weniger ist mehr: Farbgestaltung<br />
<strong>und</strong> Möblierung sparsam anlegen,<br />
damit das Kind nicht mit Reizen<br />
überflutet wird.<br />
Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lich:<br />
Nutzen Sie im Kinderzimmer schadstoffarme<br />
<strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
Materialien. Wandfarben sollten vor<br />
dem Einzug möglichst lange „ausdünsten“,<br />
sonst drohen Allergien<br />
(Atemwegssymptome, Neurodermitis).<br />
Gleiches gilt für Fußbodenbeläge<br />
sowie für zusammenbaubare<br />
Möbel aus Kunststoff <strong>und</strong> behandeltem<br />
Holz.<br />
Variabel <strong>und</strong> fantasievoll: Es muss<br />
nicht gleich ein Kinderbett in Autoform<br />
gekauft werden, wenn Ihr<br />
Sohn gerade seine Rennfahrerphase<br />
hat. Vier aufgemalte Pappräder, an<br />
den Bettbeinen befestigt, tun es<br />
auch. Und vielleicht ist er ja morgen<br />
schon ein Pirat? Wer der kindlichen<br />
Fantasie variablen Raum gibt, legt<br />
den Nachwuchs nicht zu früh fest.<br />
Ach ja, <strong>und</strong> nebenbei fördert die Bewegung<br />
auch noch das Körpergefühl<br />
<strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit. Und die Neugier<br />
schult die Wahrnehmung. Und Entdeckungen<br />
schärfen das Denken <strong>und</strong><br />
Begreifen. Und Luft, Licht <strong>und</strong> Wind<br />
unterstützen die Abwehrkräfte.<br />
Und das gemeinsame Spiel stärkt die<br />
sozialen Kompetenzen. Natürlich,<br />
natürlich. Aber wie gesagt, das alles<br />
geschieht ganz nebenbei. Das Wichtigste<br />
ist nämlich der Spaß! Aber<br />
Spaß beiseite – hier kommen für alle,<br />
die noch ein paar Argumente mehr<br />
brauchen, um sich mit Kind <strong>und</strong><br />
Kegel auf den Weg vor die Tür zu<br />
machen, noch ein paar Fakten:<br />
■ Stubenhocker haben ein doppelt so<br />
hohes Risiko, an einer Allergie zu<br />
erkranken, haben Wissenschaftler<br />
des Forschungszentrums für<br />
Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in Neuherberg<br />
herausgef<strong>und</strong>en. 1<br />
■ Nur jedes dritte Kind spielt jeden<br />
Tag im Freien. Dabei rät die B<strong>und</strong>eszentrale<br />
für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aufklärung (BZgA): „Kinder sollen<br />
sich mindestens eine St<strong>und</strong>e am<br />
Tag möglichst draußen bewegen“. 2<br />
■ Nach Prof. Dr. Hans-Michael Straßburg<br />
von der Universitäts-Kinderklinik<br />
Würzburg ist mangelnde<br />
Bewegung im frühen Kindesalter<br />
eine von vielen Ursachen dafür,<br />
dass immer mehr Kinder zu Übergewicht,<br />
Koordinations- oder Aufmerksamkeitsstörungen<br />
neigen.<br />
Auch Erfahrungen aus der Freilandpädagogik<br />
belegen: Kinder, die<br />
viel Zeit in der Natur verbringen,<br />
bewegen sich sicherer, sind ausgeglichener<br />
<strong>und</strong> leben gesünder. 3<br />
■ Außerdem orientieren sich kleine<br />
Kinder lieber an Erwachsenen als<br />
an Altersgenossen. Das zeigt eine<br />
Studie an Drei- <strong>und</strong> Vierjährigen<br />
des Max-Planck-Instituts für evolutionäre<br />
Anthropologie. 4<br />
Alles gute Gründe für die Eroberung<br />
der Welt vor der Haustür in Begleitung<br />
von Mama <strong>und</strong> /oder Papa. Und<br />
das kann noch viel mehr sein als der<br />
obligatorische Gang auf den Spielplatz<br />
nebenan.<br />
Zusammen Sachen machen<br />
Entdecken: Spannende Ausflüge mit<br />
kleinen Forschern könnten zum<br />
Beispiel unter einem Thema stehen:<br />
Wollen wir mal sehen, was draußen<br />
alles so krabbelt? Wollen wir mal<br />
schnuppern, wie es draußen riecht?<br />
Wollen wir mal lauschen, was wir<br />
draußen alles hören können? Ja, im<br />
Freien ist jede sinnliche Wahrnehmung<br />
gefragt. Je mehr diese eingesetzt<br />
wird, umso besser vernetzen<br />
sich die kindlichen Gehirnzellen –<br />
<strong>und</strong> das fördert wiederum die<br />
Sprachentwicklung, Intelligenz<br />
<strong>und</strong> Lernfähigkeit.<br />
Finden <strong>und</strong> Erfinden: Zu jeder Jahreszeit<br />
hält die Natur Überraschungen<br />
bereit. Wie unterschiedlich Steine<br />
geformt sind – <strong>und</strong> sie machen so<br />
ein w<strong>und</strong>ervolles Plopp, wenn man<br />
sie ins Wasser wirft! Wie verschieden<br />
Blätter aussehen können! Wie schön<br />
kleine Stöckchen knacken! Was für<br />
Geistergesichter Wurzeln haben können!<br />
Schau mal, wie der Schnee die<br />
Welt in Watte packt! Und was für<br />
Gestalten sich daraus bilden lassen!<br />
Bewegen: Gerade für Kinder gibt<br />
es im Freien unendlich viele Bewegungsformen:<br />
gehen, hüpfen, balancieren,<br />
klettern, rennen, springen,<br />
huschen, schaukeln, watscheln,<br />
traben, auf Zehenspitzen laufen, in<br />
Pfützen springen, wetzen, sausen,<br />
fangen, hopsen, kreiseln, tollen <strong>und</strong><br />
vieles, vieles mehr. Der Art der Fortbewegung<br />
auf zwei Beinen ist kaum<br />
eine Grenze gesetzt.<br />
Manche sind aber auch gern mit<br />
einem Gefährt unterwegs, etwa mit<br />
dem Dreirad, einem Rutscheauto,<br />
dem Roller oder dem Laufrad, später<br />
auch mit dem Fahrrad. Auch auf<br />
diese Art <strong>und</strong> Weise werden die<br />
Motorik <strong>und</strong> der Gleichgewichtssinn<br />
des Kindes gefördert. Allerdings<br />
sollte das Kind dabei achtsam begleitet<br />
werden, gerade im Straßenverkehr.<br />
Und es sollte von Anfang<br />
an daran gewöhnt werden, entsprechende<br />
Protektoren zu tragen.<br />
Dann gibt es später darüber keine<br />
Diskussionen.<br />
1<br />
Paan Journal 1/2006 (Zeitschrift für Allergiker). 2 BZgA<br />
(Hrsg): Tut Kindern gut! Ernährung, Bewegung <strong>und</strong><br />
Entspannung, Köln 2006. 3 Straßburg H.-M. u.a. (Hrsg):<br />
Sozialpädiatrie. Leitfaden für die Praxis. Elsevier GmbH,<br />
München 2009. 4 Rakoczy, H., Warneken, F., Tomasello,<br />
M.: Young children`s selective learning of rule games<br />
from reliable and unreliable models. Max-Planck-<br />
Institut for Evolutionary Anthropology, Leipzig 2009.<br />
Ausflüge
48<br />
49<br />
Orte für Kinder<br />
Vom Drinnen nach draußen: Ein<br />
Park, eine Wiese, ein Waldstück, ein<br />
Garten, ein Strand – für Kinder ist<br />
jede Art naturnaher Raum ein Paradies,<br />
das eine Fülle Bewegungs- <strong>und</strong><br />
Entdeckungsmöglichkeiten bietet.<br />
Selbst in der Stadt lassen sich viele<br />
solcher Orte finden. Und in kleinen<br />
Gruppen zusammen mit anderen<br />
machen Kinderspiele noch mal so<br />
viel Spaß. Und zwar zu jeder Jahreszeit.<br />
Denn Regenwetter ist noch lange<br />
kein Gr<strong>und</strong>, sich in die Stube zu<br />
hocken. Im Gegenteil: Erstens backt<br />
nasser Sand besonders gut, zweitens<br />
sind Pfützen ein wahres Spielparadies<br />
<strong>und</strong> drittens lernt der Körper,<br />
sich Temperaturschwankungen anzupassen.<br />
Er wird auf diese Weise<br />
widerstandsfähiger. Einzige Voraussetzung:<br />
Gummistiefel (bei kaltem<br />
Wetter gefüttert) <strong>und</strong> Matschhose<br />
oder Matschanzug (mit möglichst<br />
wenig Weichmachern).<br />
Vom Draußen nach drinnen: Auch<br />
der Weg zu einem Ziel kann kurzweilig<br />
gestaltet werden <strong>und</strong> muss nicht<br />
unbedingt im Auto stattfinden. Eines<br />
dieser Ziele könnte zum Beispiel ein<br />
Museum sein. Ein Besuch im Museum<br />
ist mit Kindern einfach ein<br />
umwerfendes Erlebnis – auch für<br />
Erwachsene. Danach sehen Sie vieles<br />
mit ganz neuen Augen. Sie können<br />
mit Ihrem Kind aber auch eine Kirche<br />
besichtigen (dort verändert sich der<br />
Klang der Stimme interessant), in den<br />
Zoo gehen oder einen Bauernhof<br />
besuchen. Wer sich ein bisschen über<br />
sein nahes Umfeld informiert, wird<br />
dabei sicher zahllose spannende Ziele<br />
entdecken.<br />
„Guck ma, zwei Engel!“<br />
In diesem Stadtviertel bin ich aufgewachsen. Den Weg von der Wohnung<br />
meiner Eltern – einmal um die Ecke <strong>und</strong> die dann von Altbau-<br />
Mehrfamilienhäusern gesäumte Straße hinunter – bis zum Beginn der<br />
Fußgängerzone bin ich in ca. fünf Minuten unzählige Male gegangen.<br />
Hier kenne ich alles. Das dachte ich zumindest bis zu dem Tag, an dem<br />
ich mit meiner Tochter Amelie von Omas Wohnung aus los spaziert.<br />
Wir biegen gerade um die Ecke, als mein gut vierjähriger Blondschopf<br />
begeistert nach oben zeigt <strong>und</strong> ruft: „Guck ma, zwei Engel!“ Bitte?! Zu<br />
meinem Erstaunen thronen auf dem Sandsteinbogen über der massiven<br />
Eingangstür des senfgelb gestrichenen Hauses tatsächlich zwei dicke<br />
Steinputten mit etwas verwitterten Nasen <strong>und</strong> grinsen auf uns vorbeieilende<br />
Fußgänger herab. Wo kommen die denn „plötzlich“ her?!<br />
Amelie winkt ihnen fröhlich zu <strong>und</strong> hüpft weiter, um ein paar Meter<br />
später die Bäume am Straßenrand zu bestaunen. „Boa, die sind aber<br />
groß! Und die Blätter sehen ja aus wie Herzchen! Oh, schön!“ Zum ersten<br />
Mal schaue ich mir die alten Linden genauer an, <strong>und</strong> wir zwei lauschen<br />
ein wenig dem Lüftchen nach, das im Blattwerk säuselt. Auf einem<br />
Ast über uns streiten sich zwei Spatzen. Während wir dann an<br />
der nächsten Ecke vorschriftsmäßig an der roten Ampel warten, betrachtet<br />
meine kleine Entdeckerin den Altbau auf der anderen Straßenseite.<br />
„Da, Mama, ein Rapunzel-Turm! – Sieht aber doof aus in Grün!“<br />
Wie von Feenhand dorthin gezaubert, erscheint nun auch vor meinen<br />
Augen ein stattlicher Erker im obersten Stock des olivfarbenen Wohnhauses.<br />
Seine Farbe blättert bereits ein wenig ab, er wäre jedoch prima<br />
für Rapunzels Haarpracht geeignet. Noch während Amelie mir erklärt,<br />
so ein Türmchen müsse unbedingt rosa sein, wecken schon die<br />
Straßenlaternen ihr nächstes Interesse. Die stehen nämlich keineswegs<br />
gelangweilt am Gehweg herum, sondern hängen quer über die Straße<br />
<strong>und</strong> wiegen sich im Wind. „Wie lauter kleine Sonnen!“, findet meine<br />
Tochter, „wie viele das wohl sind?“. Bis zur nächsten Querstraße zählen<br />
wir genau fünf „Sonnen“. Derart erleuchtet, kommen wir an der Fußgängerzone<br />
an. Und schon zieht mich ihre kleine Hand nach links.<br />
„Hier lang, Mama, komm!“ Amelie steuert auf die Eisdiele an der Ecke<br />
zu. Solange ich mich zurückerinnern kann, gibt es dort köstlich cremige<br />
Eiskreationen – wenigstens daran hat sich nichts geändert …<br />
(Zu diesem Spaziergang hat sich die 28-jährige Gudrun verführen<br />
lassen. Mittlerweile ist Amelie fünf <strong>und</strong> hat ein Brüderchen<br />
bekommen.)<br />
› Denken Sie bei Ihren Ausflügen in die Natur auch<br />
an die FSME-Impfung (siehe auch S. 38).<br />
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!<br />
Alle Eltern wünschen sich, dass ihr Kind ohne großes Malheur oder gar Unfälle <strong>und</strong><br />
Verletzungen aufwächst. Dazu können Mütter <strong>und</strong> Väter mit ihrem eigenen Verhalten<br />
vieles beitragen.<br />
Gemeinsam zu Hause<br />
Sicherheit in der Wohnung entsteht<br />
nicht, indem Sie Ihren Nachwuchs<br />
(oder die Möbel) in Watte packen,<br />
sondern indem Ihr Kind lernt, mit<br />
den Dingen des täglichen Lebens<br />
aufmerksam <strong>und</strong> geschickt umzugehen.<br />
Das bedeutet im Einzelnen:<br />
Das „richtige“ Fallen: Beim Laufenlernen<br />
hat Ihr Kind geübt, nach vorn<br />
zu fallen <strong>und</strong> sich dabei abzustützen.<br />
Nur Kinder, die in sogenannte Lauflernhilfen<br />
(„Gehfrei“) gesteckt wurden,<br />
fallen oft auf den Hinterkopf<br />
<strong>und</strong> haben ihre schützende Körperreflexe<br />
nicht ausreichend trainieren<br />
können.<br />
Außer Reichweite: Es ist selbstverständlich,<br />
dass Eltern keine ihre<br />
Kinder gefährdenden Dinge wie<br />
Rauchwaren, Medikamente, Putz<strong>und</strong><br />
Waschmittel, scharfe Gegenstände<br />
etc. in der Wohnung herumliegen<br />
lassen, sondern außerhalb<br />
jeder Reichweite kindersicher aufbewahren.<br />
Körperbeherrschung: Wenn die<br />
Wohnung klein ist, sollten Eltern<br />
doppelt so häufig mit ihrem<br />
Kind nach draußen gehen. Denn<br />
es braucht ausreichend Platz, um<br />
verschiedene Bewegungsformen<br />
auszuprobieren <strong>und</strong> einzuüben,<br />
damit es ein gutes Kör pergefühl<br />
<strong>und</strong> Geschicklichkeit entwickeln<br />
kann.<br />
Selbstständigkeit schützt: Wer sein<br />
Kind in die Verrichtung alltäglicher<br />
Arbeiten mit einbezieht, fördert auch<br />
seine Selbstständigkeit <strong>und</strong> sein<br />
Verantwortungsbewusstsein. Diese<br />
Fähigkeiten nützen Ihrem Kind in<br />
allen Lebensbereichen.<br />
Experimente statt Verbote: Kinder<br />
wollen vieles ausprobieren. Wenn<br />
sie das nicht dürfen <strong>und</strong> (zu) oft ein<br />
automatisches Nein hören, trauen<br />
sie sich wenig zu oder wollen extra<br />
beweisen, was sie schon alles<br />
können. Beides kann sie gefährden.<br />
Begleiten Sie Ihr Kind deshalb bei<br />
seinen „Experimenten“. Erk<strong>und</strong>en<br />
Sie zum Beispiel zusammen verschiedene<br />
Eigenschaften <strong>und</strong> Gefahren:<br />
Wie spitz ist eine Nadel? Was ist kalt<br />
<strong>und</strong> was ist heiß? (Eiswürfel/verschlos<br />
sene Flasche mit heißem Wasser<br />
bis 40 °C!) Wo ist Heißes in der<br />
Wohnung (Backofen, Wasserkocher,<br />
Kerze etc.), wo Kaltes (Kühlschrank)?<br />
Solche Experimente sind lehrreich<br />
<strong>und</strong> machen Spaß!<br />
Gemeinsam unterwegs<br />
Kinder im Auto: Fahren Sie konsequent<br />
nicht einen Meter, wenn Ihr<br />
Kind nicht im Kindersitz angeschnallt<br />
ist! Für das passende Rückhaltesystem<br />
sind nur Größe <strong>und</strong> Gewicht<br />
Ihres Kindes ausschlaggebend,<br />
Kinder fahren mit Begeisterung<br />
Fahrrad. Überprüfen<br />
Sie immer, ob der Helm auch<br />
richtig sitzt.<br />
Altersangaben sind nämlich nur<br />
Durchschnittswerte. Und kein Sitz<br />
ist sicher, wenn er Ihrem Kind nicht<br />
„passt“ – <strong>und</strong> wenn er nicht sachgemäß<br />
im Fahrzeug angebracht ist.<br />
Kindersitze ohne die Prüfnorm<br />
ECE 44/03 oder 44/04 dürfen nicht<br />
mehr verwendet werden. Investieren<br />
Sie in die Sicherheit Ihres Kindes,<br />
kaufen Sie kein Billigprodukt, sondern<br />
lassen Sie sich im Fachgeschäft<br />
beraten.<br />
Ausflüge<br />
Sicherheit
50<br />
51<br />
Erste Hilfe für Ihr Kind<br />
Kinder auf Ihrem Fahrrad: Transportieren<br />
Sie Ihr Kind auf Ihrem<br />
Fahrrad nur im geeigneten Kindersitz.<br />
Er muss der Norm DIN EN<br />
14344 entsprechen <strong>und</strong> wird entweder<br />
vor dem Lenker (entgegen<br />
der Fahrtrichtung) oder hinter<br />
dem Lenker (in Fahrtrichtung) oder<br />
hinten in Fahrtrichtung montiert.<br />
In jedem Fall benötigt Ihr Kind<br />
einen passenden Mitfahrerhelm!<br />
Kinder mit eigenem Gefährt: Bei<br />
vielen Kindern stehen eigene „Fahrzeuge“<br />
hoch im Kurs. Schon Einjährige<br />
lieben ihr Rutscheauto, gut<br />
Zweijährige das Laufrad. Etwas<br />
ältere Kinder steigen gern auf das<br />
Laufrad mit Bremsen um. Auch der<br />
Roller <strong>und</strong> das „Spielfahrrad“ sind<br />
eine gute Vorübung für das spätere<br />
Fahrradfahren. Für alle „Kinderfahrzeuge“<br />
gilt: Nie ohne Aufsicht<br />
<strong>und</strong> nur in geschützter Umgebung!<br />
Denn kleine Rennfahrer sind im<br />
Straßenverkehr kaum dicht „bei Fuß“<br />
Schnupfennäschen<br />
Freitag war es kalt <strong>und</strong> nass.<br />
Trotzdem sprang im hohen Gras<br />
ein freches <strong>ICHbinICH</strong> herum.<br />
Das war nackig, ach wie dumm!<br />
Samstag wurde es ganz blass,<br />
hatte schier an gar nichts Spaß.<br />
Ja <strong>und</strong> dann?<br />
Dann kriegte unser Hase<br />
eine Schni-, Schna-, Schnupfennase!<br />
zu halten. Und: Wer draußen ein<br />
Gefährt mit Rädern bewegt, braucht<br />
einen Helm.<br />
Kinder mit eigenem Fahrrad: Hier<br />
empfiehlt die Verkehrswacht Eltern,<br />
sich mit dem Radkauf Zeit zu lassen<br />
<strong>und</strong> den Wunsch nach dem ersten<br />
eigenen Rad nicht noch zu bestärken.<br />
Vom Fahrrad mit Stützrädern<br />
wird abgeraten, „weil Kinder so<br />
nicht lernen, ihr Gleichgewicht zu<br />
koordinieren. Gerade diese Fähigkeit<br />
ist aber eine Voraussetzung, um<br />
Rad fahren zu können.“ 1 Viele Kinder<br />
bekommen etwa mit vier Jahren<br />
ihr erstes eigenes Fahrrad. Lassen Sie<br />
sich beim Kauf unbedingt zu Größe,<br />
Ausstattung <strong>und</strong> Sicherheit fachlich<br />
beraten, denn das Fahrrad muss<br />
passen wie ein guter Schuh! Das<br />
betrifft auch den Kinderfahrradhelm<br />
(Prüfzeichen mit der Europanorm<br />
DIN EN 1078). Die ersten Fahrversuche<br />
dürfen ruhig auf Asphalt oder<br />
Beton stattfinden, aber nicht im<br />
öffentlichen Straßenverkehr. Dazu ist<br />
ein Kind erst ab dem Gr<strong>und</strong>schulalter<br />
in der Lage.<br />
Kinder als Fußgänger: Sie sind natürlich<br />
auch Verkehrsteilnehmer.<br />
Doch sie können aufgr<strong>und</strong> ihrer Körpergröße<br />
weniger sehen <strong>und</strong> werden<br />
von anderen auch schnell übersehen.<br />
Außerdem machen sie<br />
kleinere Schritte, stolpern häufiger,<br />
können Risiken schlecht einschätzen<br />
<strong>und</strong> rennen oft einfach drauflos.<br />
Deshalb gilt gerade beim Überqueren<br />
einer Straße: Nehmen Sie Ihr<br />
Kind an die Hand, verhalten Sie sich<br />
vorschriftsmäßig, gehen Sie zügig<br />
(ohne zu laufen), planen Sie mehr<br />
Zeit ein, wählen Sie nur übersichtliche<br />
<strong>und</strong> gesicherte Stellen <strong>und</strong> erklären<br />
Sie Ihrem Kind, was sie tun. So<br />
lernt es von Anfang an richtiges Verhalten.<br />
1<br />
www.verkehrswacht-medien-service.de<br />
Jedes Kind tut sich auch mal weh. Eine Kindheit ohne Blessuren gibt es nicht.<br />
Eltern, die ihr Kind dann unaufgeregt trösten <strong>und</strong> das Malheur sachgerecht versorgen,<br />
handeln hier goldrichtig. Hier ein paar Tipps:<br />
■ Schürfw<strong>und</strong>en sind die häufigsten<br />
Verletzungen <strong>und</strong> können ordentlich<br />
schmerzen! Bei oberflächlicher<br />
Hautabschürfung reinigen Sie die<br />
W<strong>und</strong>e mit fließend klarem Wasser<br />
(unterwegs geht auch Mineralwasser).<br />
Anschließend wird sie desinfiziert<br />
<strong>und</strong> kann mit einem Pflaster<br />
oder Sprühverband versorgt<br />
werden. Um stark verunreinigte<br />
Schürfw<strong>und</strong>en oder solche mit eingedrungenen<br />
Fremdkörpern kümmert<br />
sich der Arzt.<br />
■ Kleine Schnittw<strong>und</strong>en werden<br />
unter fließend kaltes Wasser gehalten,<br />
<strong>und</strong> die Blutung wird dann mit<br />
einem sauberen Baumwolltuch<br />
gestillt. Ein anschließendes Pflaster<br />
tröstet sehr! Größere Schnittw<strong>und</strong>en<br />
gehören in ärztliche Hand,<br />
decken Sie sie bis dahin mit sauberen<br />
Tüchern ab.<br />
■ Stichw<strong>und</strong>en durch Messer, Nägel,<br />
Scherben o.Ä. versorgt der Arzt,<br />
er entfernt gegebenenfalls auch<br />
den Fremdkörper.<br />
■ Platzw<strong>und</strong>en entstehen meistens<br />
am Kopf <strong>und</strong> müssen vom Arzt<br />
behandelt werden. Bis dahin sind<br />
sie mit einer sauberen Kompresse<br />
zu versorgen.<br />
■ Blutergüsse / Beulen werden<br />
mit kalten (aber nicht eiskalten)<br />
Umschlägen gekühlt.<br />
■ Bissw<strong>und</strong>en untersucht immer<br />
der Arzt.<br />
■ Kleine Verbrennungen halten Sie<br />
so lange unter fließend kaltes<br />
Wasser, bis der Schmerz vergeht.<br />
Größere Verbrennungen unbedingt<br />
dem Arzt vorstellen!<br />
■ Verätzungen müssen immer ärztlich<br />
versorgt werden. Treten sie<br />
im Auge auf, spülen Sie es sofort<br />
unter reichlich fließendem Wasser<br />
aus, bei Verätzungen auf der<br />
Haut entfernen Sie den Stoff <strong>und</strong><br />
duschen die Haut ab.<br />
■ Insektenstiche: Mückenstiche sind<br />
harmlos, können aber lästigen<br />
Juckreiz verursachen. Er lässt sich<br />
gut mit einer aufgeschnittenen<br />
Zwiebel oder mit einem Essig-<br />
Wasser-Umschlag beheben. Beide<br />
Methoden sind auch erste Wahl<br />
bei der Versorgung eines Bienenoder<br />
Wespenstiches. Sie nehmen<br />
den Schmerz <strong>und</strong> lindern die<br />
Schwellung. Bei einem Stich in den<br />
Rachen droht jedoch Erstickungsgefahr,<br />
deshalb: sofort den Notarzt<br />
rufen <strong>und</strong> in der Zwischenzeit Eis<br />
lutschen lassen. Manche Kinder<br />
reagieren auf einen Wespenstich<br />
auch allergisch, in dem Fall muss<br />
ebenfalls der Notarzt kommen.<br />
■ Zeckenstich: Bestreichen Sie den<br />
Zeckenkörper auf keinen Fall mit<br />
Hausmitteln wie Öl, Klebstoff,<br />
Nagellack etc. Entfernen Sie ihn<br />
mit einer Zeckenkarte, Pinzette<br />
oder Zeckenzange (niemals mit<br />
dem Finger!). Insbesondere Zecken,<br />
aber auch Bremsen können Bakterien<br />
übertragen, die die Borreliose<br />
– eine Infektionskrankheit – verursachen.<br />
Diskutiert wird auch die<br />
Übertragung durch Mücken. Regelmäßiges<br />
Absuchen der Kinder <strong>und</strong><br />
bedeckende Kleidung sind wichtige<br />
Maßnahmen. Sollte sich nach der<br />
Vergiftung<br />
Medikamente, Drogerieartikel <strong>und</strong><br />
Haushaltschemikalien sollten immer<br />
außer Reichweite der Kinderhand aufbewahrt<br />
werden. Dennoch sind diese<br />
Substanzen die häufigste Ursache für<br />
Vergiftungen bei unter Sechsjährigen,<br />
hinzu treten Vergif tungen durch<br />
Pflanzenteile.<br />
Für jede Vergiftung gilt: Ruhe bewahren,<br />
gegebenenfalls eingenommene<br />
Reste aus dem M<strong>und</strong> des Kindes entfernen<br />
<strong>und</strong> den Notarzt rufen. Erbricht<br />
sich Ihr Kind, so beruhigen Sie es <strong>und</strong><br />
helfen ihm. Aber provozieren Sie das<br />
Erbrechen nicht. Und geben Sie Ihrem<br />
Kind nichts zu trinken, auch keine<br />
Milch.<br />
Informieren Sie die Ärzte bzw. das<br />
Krankenhaus darüber, womit sich Ihr<br />
Kind vergiftet hat. Die verschiedenen<br />
Giftnotrufzentralen in den einzelnen<br />
B<strong>und</strong>esländern informieren Sie da rüber,<br />
welcher Kontakt mit welchen Substanzen<br />
bedrohlich ist <strong>und</strong> wie Sie sich im<br />
Verdachtsfall ver halten sollten. Am<br />
besten notieren Sie sich gleich die Nummer<br />
der Giftnotrufzentrale. Regionale<br />
Nummern finden Sie auf Seite 72.<br />
Entferung der Zecke eine Hautrötung<br />
bilden, sollten Sie ärztlichen<br />
Rat einholen.<br />
› Allgemein gilt: Betasten oder<br />
berühren Sie keine W<strong>und</strong>e, damit<br />
keine Keime dort eindringen.<br />
Sicherheit<br />
Soforthilfe
52<br />
53<br />
Mit Herz <strong>und</strong> Verstand<br />
Magisches Dreieck<br />
Es ist bew<strong>und</strong>ernswert, wie Eltern die vielfältigsten Situationen<br />
im Umgang mit ihren Kindern bewältigen. Dabei gehen sie nicht<br />
zu autoritär <strong>und</strong> „mächtig“ vor, weil ein solcher Erziehungsstil<br />
Kinder unterwürfig oder aggressiv machen kann. Andererseits<br />
lassen sie dem Nachwuchs aber auch nicht alles durchgehen.<br />
Weder schwächen sie ihr Kind durch Überbehütung noch gefährden<br />
sie es gar durch Vernachlässigung. Nein, Eltern möchten ihre<br />
Töchter <strong>und</strong> Söhne zu ehrlichen, selbständigen, sozialen, leistungsfähigen<br />
<strong>und</strong> vor allem selbstbewussten Menschen erziehen.<br />
Und zu glücklichen Menschen.<br />
Erziehung<br />
Die meisten Eltern praktizieren einen Erziehungsstil,<br />
den der Bielefelder Kindheitsexperte Prof. Dr. Klaus<br />
Hurrelmann als „magisches Dreieck mit den Eckpunkten<br />
Anerkennung, Anregung <strong>und</strong> Anleitung“ 1 beschreibt.<br />
Dazu gehört auch der Blick auf die individuellen Stärken<br />
des Kindes – <strong>und</strong> nicht nur auf das, was es (noch) nicht<br />
kann. Dazu gehört, Kindern Wahlmöglichkeiten aufzuzeigen,<br />
ihnen aktiv zuzuhören <strong>und</strong> sie zu ermutigen.<br />
Und schließlich gehört auch das Nachdenken über das<br />
eigene Eltern verhalten dazu sowie die Frage, was das<br />
Kind mit seiner Reaktion eigentlich erreichen möchte.<br />
Das ist nicht wenig <strong>und</strong> längst noch nicht alles.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass mehr als die Hälfte der Eltern kleiner<br />
Kinder laut einer Langzeitstudie über alltägliche Erziehungsprobleme<br />
klagt. Viele Mütter <strong>und</strong> Väter sind<br />
heute verunsichert. Vor allem wollen sie keine „Fehler“<br />
machen, sondern „richtig“ erziehen. Wer dafür nach<br />
Rezepten sucht, wird jedoch selten fündig. Denn die Ratschläge<br />
widersprechen einander – <strong>und</strong> Kinder nach<br />
„Kochrezept“ zu erziehen ist ohnehin absurd. Hier hilft<br />
selbst denken am besten. Wie wollen wir es mit unserem<br />
Kind halten? Viele empfehlen Eltern, sich doch vor allem<br />
auf ihren „Bauch“ zu verlassen. „Aber Gefühle sind<br />
kein Ersatz für vernünftiges Denken“, widerspricht der<br />
praxiserfahrene Pädagogikprofessor Peter Paulig in<br />
seinem „Kinderversteherbuch“ 2 . „Denn wenn das Fass,<br />
in dem die Gefühle gelagert sind, erst mal überläuft,<br />
kann alles Mögliche passieren … “<br />
Paulig weiß, wie schnell Eltern vom „Bauchgefühl“ übertölpelt<br />
werden können. Es ist tatsächlich ein Kunststück,<br />
Emotionen mit Verstand <strong>und</strong> Vernunft zu leiten. Aber<br />
es ist nötig. Denn nur so kann sich in der Erziehung<br />
(<strong>und</strong> in der Folge bei den Kindern) emotionale Intelligenz<br />
bilden. Darunter versteht Peter Paulig die menschliche<br />
Fähigkeit, nicht nur mit den eigenen Gefühlen, sondern<br />
auch mit denen anderer Menschen intelligent <strong>und</strong><br />
sensibel umgehen zu können.<br />
Eltern wissen: Wut kann sich (kindliche) „Opfer“ suchen,<br />
Schuldgefühle <strong>und</strong> schlechtes Gewissen können zu<br />
Nachgiebigkeit <strong>und</strong> Verwöhnung führen <strong>und</strong> Angst zu<br />
Überbehütung. Auch übergroße Liebe erweist sich<br />
manchmal als schwierig, wenn sich egoistische Motive<br />
einschleichen, hat der bekannte Kinder- <strong>und</strong> Familien -<br />
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therapeut Wolfgang Bergmann festgestellt: „Wenn Eltern<br />
einen Zweieinhalbjährigen schon Englisch lernen lassen,<br />
weil er sonst im Wettbewerb mit anderen Kindern<br />
zurückbleibt – was ist das dann? Liebe zum Kind? Oder<br />
Sorge? Aber warum sorgen sich die Eltern nicht mindestens<br />
ebenso um eine frohe, unbeschwerte Kindheit?“ 3<br />
Gerade in solchen Fragen hat die stets für Gelassenheit<br />
plädierende Kindertherapeutin <strong>und</strong> Ärztin Korinna<br />
Bächer recht, wenn sie über die Erziehung mit Herz <strong>und</strong><br />
Verstand sagt: „Natürlich sind Eltern dazu fähig – wenn<br />
sie sich trauen. Dazu sollten wir alle sie ermutigen.“<br />
Dann wird die Freude über den Werdegang des Kindes<br />
die Sorge bald überstrahlen. 4<br />
1<br />
Hurrelmann, K.: Einführung in die Sozialisationstheorie, Beltz Verlag 2002.<br />
2<br />
Paulig, P.: Kinderversteherbuch, Verlag Pattloch 2009. 3 Bergmann, W.: „Hauptsache,<br />
die Kinder werden geliebt?!“ in: KSA 1.2010. 4 Swaantje Düsenberg im<br />
Interview mit Korinna Bächer.<br />
Erziehung
54<br />
55<br />
Was für ein Kuddelmuddel!<br />
Mütter <strong>und</strong> Väter stecken ständig in der Zwickmühle zwischen Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit.<br />
Meist wissen sie genau, was für ihr Kind gut ist – aber manchmal kommt trotzdem<br />
alles ganz anders. Auch Frauke Hoppe (34 Jahre) kennt solche Tage. Hier erzählt<br />
die alleinerziehende Mutter von einem ganz normalen Mittwoch.<br />
Der Wetterbericht hatte Sonne<br />
versprochen, heute Morgen prasseln<br />
dicke Regentropfen gegen mein<br />
Fenster. So hatte ich mir das nicht<br />
vorgestellt! Nele (4 Jahre) übrigens<br />
auch nicht. Meine Tochter will trotz<br />
Miesewetter partout ihr geblümtes<br />
Sommerkleid anziehen. Ich weiß –<br />
Kinder soll man stets der Witterung<br />
entsprechend kleiden. Aber sagen<br />
Sie das mal meinem kleinen Dickkopf!<br />
Nach ewigem Hin <strong>und</strong> Her <strong>und</strong><br />
sieben klammheimlichen Blicken auf<br />
die Uhr einigen wir uns auf Sommerkleid<br />
mit Strick jacke <strong>und</strong> Gummistiefeln.<br />
Das fängt ja heute „gut“ an …<br />
Sonst ist Nele immer stolz darauf,<br />
dass sie sich schon (fast) allein anziehen<br />
kann. Aber heute geht da rein<br />
gar nichts! Also muss die Mama heute<br />
ziehen, zuppeln, ordnen <strong>und</strong><br />
knöpfen. Endlich fertig <strong>und</strong> höchste<br />
Eisenbahn fürs Frühstück! „Das Frühstück<br />
ist eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für<br />
den Tag“, heißt es ja. Bei uns bedeutet<br />
das eine ordentliche Portion Kindermüsli<br />
(zuckerfrei, versteht sich).<br />
Doch Nele rührt heute nur unlustig<br />
in der Schale herum. „Komm, Mäuschen<br />
… du weißt doch … “, lege ich<br />
mich ins Zeug, während mein Kind<br />
unwirsch den Löffel auf den Tisch<br />
knallt. Da zerschellt das ganze ges<strong>und</strong>e<br />
Frühstück samt Schale auf<br />
dem Küchenboden. „Gar nicht<br />
schlimm!“, bringe ich rasch hervor,<br />
als schon ein Tränchen über die<br />
Kinderbacke rollt. Meine innere<br />
Stimme mahnt mich zur Geduld <strong>und</strong><br />
einem kleinen Tröstekuss. Dann fix<br />
aufgewischt <strong>und</strong> Brote für den<br />
Kindergarten geschmiert. Nach dem<br />
elften klammheimlichen Blick auf<br />
die Uhr eilen Nele <strong>und</strong> ich zur Haltestelle.<br />
Hoffentlich hat mein Chef<br />
heute gute Laune …<br />
In der Straßenbahn teilt mir Nele hoheitsvoll<br />
mit, dass sie heute keineswegs<br />
in die Kita gehen wird: „Da ist<br />
Leonie, <strong>und</strong> die ist doof!“ Basta!<br />
Diese Entschlossenheit hat sie doch<br />
nicht etwa von mir?! „Aber da sind<br />
doch noch so viele andere!“, wende<br />
ich ein. Doch Nele macht große<br />
Augen <strong>und</strong> fleht: „Mami, ich will<br />
bei dir bleiben!“ Zack, getroffen!<br />
Wann wird mich das schlechte<br />
Gewissen einer berufstätigen Mutter<br />
endlich verlassen?! Schweren Herzens<br />
verfrachte ich meine protestierende<br />
Tochter trotzdem in die Kita<br />
<strong>und</strong> haste zurück zur Haltestelle.<br />
Es ist 8.30 Uhr, gefühlt 18.30 Uhr.<br />
In der U-Bahn fällt mein Blick auf<br />
die Tageszeitung meines Gegenübers.<br />
„Experten fordern mehr Zeit<br />
für Kinder“, lautet die Schlagzeile.<br />
„Eine aktuelle Studie hat herausgef<strong>und</strong>en,<br />
dass …“ – ich will es gar<br />
nicht wissen! Natürlich wäre ich mit<br />
meiner Tochter jetzt auch lieber im<br />
Zoo (mal unterstellt, die Sonne würde<br />
scheinen). Aber irgendwer muss<br />
schließlich die Brötchen verdienen.<br />
Als ich Nele um Punkt 14.17 Uhr aus<br />
der Kita abhole, ernte ich erst mal<br />
schiefe Blicke. „Ja, ja, Abholzeit ist<br />
nur bis 14 Uhr, ich weiß, aber mein<br />
Chef …“ Dann berichtet mir die<br />
Erzieherin, dass meine Tochter nichts<br />
zu Mittag heruntergebracht habe.<br />
Oje, auch das noch! Und wir müssen<br />
noch einkaufen gehen! „Tätigen Sie<br />
Ihre Einkäufe nie mit einem hungrigen<br />
Kind“, sagen Experten. „Wie soll<br />
ich das heute bloß bewerkstelligen?“<br />
Beim Obstladen an der nächsten<br />
Ecke kann ich ihr wenigstens eine<br />
Banane schmackhaft machen, Bananen<br />
sollen ja sehr ges<strong>und</strong>.<br />
Dass meine Tochter heute nichts<br />
essen mag, hat sie genau vor dem<br />
Süßigkeitenregal im Supermarkt<br />
schon vergessen. Und kommen Sie<br />
mir jetzt bitte nicht mit Konsequenz<br />
– das weiß ich selbst! „Nimm noch<br />
ein Haps Banane“, lasse ich also<br />
meine beste Werbestimme erklingen.<br />
„Aber Mama, Mama …!“ Meine<br />
Konsequenz reicht gerade noch bis<br />
zur Kasse, an der uns reihenweise<br />
Überraschungseier in Kinderaugenhöhe<br />
überraschen. Hier endet meine<br />
Kraft. Nachdem ich meinen schokoladenverschmierten<br />
Nachwuchs <strong>und</strong><br />
die Einkäufe nach Hause geschleppt<br />
habe, kriecht die Sonne heraus.<br />
Statt Haushalt setzen wir kurzerhand<br />
einen Spielplatzbesuch aufs Programm.<br />
Wir Eltern sollen schließlich<br />
flexibel sein!<br />
Neben mir auf der Bank sitzt eine<br />
wie aus dem Ei gepellte Mutter. Sie<br />
ist bestimmt noch viel flexibler als<br />
ich. Aber egal, jedenfalls erfahre ich<br />
sehr bald, was für ein W<strong>und</strong>erkind<br />
ihr Niklas ist. Windeln braucht er<br />
natürlich schon laaange nicht mehr,<br />
<strong>und</strong> begabt ist er auch ohne Ende.<br />
„Welche Talente hat denn Ihre Tochter?“<br />
Darüber muss ich erst nachdenken,<br />
aber schon flötet es neben mir:<br />
„Ach, machen Sie sich keine Sorgen.<br />
Irgendwie kommt doch jedes Kind<br />
durchs Leben.“ Sehr tröstlich! Aber<br />
ich sorge mich doch gar nicht. Oder<br />
doch? „Was für Kurse besucht denn<br />
Ihre Kleine? Man kann ja nicht früh<br />
genug damit anfangen!“, sagt meine<br />
Banknachbarin nun. Da platzt es<br />
aus mir heraus: „Cheerleading, Frühchinesisch,<br />
Internet für Anfänger <strong>und</strong><br />
Karate!“ Prompt fragt mich der Vater<br />
auf der anderen Bankseite, wo man<br />
denn einen „PC-Kurs 3plus“ buchen<br />
könne. Ich glaub das nicht! Zum<br />
Glück lenkt uns in diesem Moment<br />
lautes Geschrei aus der Sandkiste ab:<br />
Nele hat W<strong>und</strong>er-Niklas ganz emanzipiert<br />
den Plastikeimer geklaut. Da<br />
gibt die flexible Niklas-Mama sehr<br />
unflexible Äußerungen von sich –<br />
<strong>und</strong> wir verkrümeln uns schnell<br />
auf den Heimweg. Gefühlte Zeit:<br />
mindestens Mitternacht.<br />
Zu Hause erwartet uns nicht nur die<br />
Hausarbeit, sondern auch Oma!<br />
Ehrlich, ich liebe meine Mutter <strong>und</strong><br />
bin ihr unendlich dankbar für ihren<br />
unermüdlichen Einsatz in puncto<br />
Kinderbetreuung. Aber an so einem<br />
Tag wie heute, <strong>und</strong> dazu noch unangemeldet<br />
… Nele fliegt ihr in die<br />
Arme. „Das Kind fühlt sich aber heiß<br />
an!“, stellt Mutter skeptisch fest.<br />
Das Fieberthermometer bestätigt erhöhte<br />
Temperatur. Auch das noch!<br />
Eine innere Stimme belehrt mich sofort:<br />
„Kränkelnde Kinder brauchen<br />
viel Zuwendung!“ Wo ist heute<br />
bloß mein Umschaltknopf für den<br />
Kuschelkurs? Wie gut, das die Oma<br />
Nele nun ein Märchen vorlesen will,<br />
meine Mutter ist wirklich ein Schatz,<br />
denke ich. Zumindest denke ich das<br />
bis zu ihrer Frage, wann ich eigentlich<br />
das letzte Mal Fenster geputzt<br />
hätte …<br />
Als Oma weg ist, will Nele fernsehen.<br />
Auf keinen Fall! Und schon<br />
gar nicht allein! Und ich muss noch<br />
kochen <strong>und</strong> bügeln <strong>und</strong> staubsaugen<br />
… In Wirklichkeit bin ich fix <strong>und</strong><br />
fertig. Also engagiere ich ganz unpädagogisch<br />
heute doch die Glotze<br />
für eine Sonderschicht <strong>und</strong> koche<br />
rasch Nudeln mit Ketchup. Ketchup<br />
enthält Zucker, ich weiß, aber auch<br />
jede Menge wichtige Karotinoide …<br />
Kurz darauf würde ich am liebsten<br />
gleichzeitig mit meiner Tochter in<br />
Morpheus Armen liegen, am besten<br />
noch vor ihr. Trotzdem schaffe ich<br />
unter Mobilisierung letzter Energiereserven<br />
sogar noch die obligatorische<br />
Gutenachtgeschichte. Rituale<br />
geben Kindern nämlich Gewissheit,<br />
dass alles in Ordnung ist. Und ich bin<br />
schließlich eine gute Mutter! Nele<br />
schläft, ich verschiebe den Haushalt<br />
auf morgen <strong>und</strong> zappe durch alle<br />
TV-Kanäle. Da, die „Super-Nanny“!<br />
Kann es noch schlimmer kommen<br />
als am heutigen Tag? Es kann. Endgültig<br />
den Rest gibt mir der nächste<br />
Kanal. Dort diskutieren Experten<br />
über das Thema „Können Eltern<br />
Grenzen setzen?“. Und wie ich kann:<br />
genug für heute <strong>und</strong> ab ins Bett!<br />
Alltag mit Kind<br />
„… Ja, ja, Abholzeit im Kindergarten ist nur bis 14 Uhr,<br />
ich weiß, aber mein Chef …“<br />
Alltag mit Kind
56<br />
57<br />
Quatschen mit Soße<br />
Eltern fragen sich nicht, wie sie mit ihrem Kind sprechen sollen – sie tun es einfach.<br />
Sie säuseln <strong>und</strong> singen, scherzen<br />
<strong>und</strong> trösten, erklären ihm die Welt<br />
<strong>und</strong> schimpfen auch mal. Sie führen<br />
mit ihrem Kind diese w<strong>und</strong>ervolle<br />
Unterhaltung, wie nur Eltern das<br />
können. Mütter <strong>und</strong> Väter lieben ihr<br />
Kind eben <strong>und</strong> lassen es dies auch<br />
in ihren Worten spüren.<br />
So erfahren Eltern, was ihr Kind<br />
denkt, fühlt <strong>und</strong> was es sich wünscht,<br />
<strong>und</strong> sie teilen sich ihrem Kind auch<br />
selbst mit. Auf diese Weise lernt es,<br />
das Leben zu be greifen. Dabei sind<br />
Eltern ihrem Kind ein Wegweiser am<br />
Tag, wenn die Neugier es zu freudigen<br />
Ent deckungen leitet, <strong>und</strong> ein<br />
Leuchtturm in der Nacht, wenn es<br />
in bösen Träumen auf dunkle Pfade<br />
gerät.<br />
Das alles soll auch so sein. Denn<br />
diese intuitive „sprechende“ Zuwendung<br />
vertieft die Bindung zwischen<br />
Ihnen <strong>und</strong> Ihrem Kind <strong>und</strong><br />
lehrt es „ganz nebenbei“ auch das<br />
Denken. Sprechen <strong>und</strong> Denken<br />
gehören nämlich untrennbar zusammen,<br />
das wusste schon der Wissenschaftler<br />
Alexander von Humboldt<br />
vor 200 Jahren. Die Sprache gibt<br />
den Dingen nämlich nicht nur eine<br />
Bezeichnung, sondern auch eine<br />
emotionale Bedeutung. So lernt das<br />
Kind zum Beispiel, dass das r<strong>und</strong>e<br />
bunte Etwas „Ball“ heißt – <strong>und</strong> dass<br />
„Ball spielen“ Vergnügen bereitet.<br />
Besonders mit „Mama“ oder „Papa“.<br />
Jetzt kann das Kind einen Gedanken<br />
fassen, einen Plan entwickeln, ihn<br />
äußern <strong>und</strong> umsetzen: „Papa,<br />
Ba', pielen!“ Auch auf diese Weise<br />
erobert es die Welt.<br />
Gerade heraus<br />
Der Kommunikationswissenschaftler<br />
Paul Watzlawick zeigt in seinem<br />
Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“<br />
1 mit viel Humor, wie sich<br />
Menschen im Alltag gründlich missverstehen<br />
können. Denn hinter manchem<br />
Satz verbirgt sich viel mehr,<br />
als wir ahnen. Das ist auch zwischen<br />
Eltern <strong>und</strong> Kindern nicht anders.<br />
Ein Beispiel: „Dein Zimmer ist aber<br />
unordentlich“, sagt eine Mutter zu<br />
ihrer vierjährigen Tochter. „Ja“,<br />
gibt die Tochter zurück <strong>und</strong> spielt<br />
seelenruhig weiter. Da schimpft<br />
die Mutter: „Sei nicht so frech!“ –<br />
<strong>und</strong> erntet einen beleidigten Blick.<br />
Was ist hier schiefgelaufen? Wahrscheinlich<br />
wollte die Mutter nur<br />
sagen: „Räum dein Zimmer auf!“.<br />
Hat sie aber nicht gesagt. Daran wird<br />
klar: Wer nicht sagt, was er meint,<br />
programmiert Missverständnisse <strong>und</strong><br />
Ärger voraus. Kinder in diesem Alter<br />
können übrigens „Zwischentöne“<br />
(noch) gar nicht interpretieren, sie<br />
nehmen alles wörtlich. Eltern hingegen<br />
geht Doppeldeutiges schon<br />
mal über die Zunge. Schade!<br />
Dabei wäre es doch so einfach: Soll<br />
das Kind sein Zimmer aufräumen,<br />
dann sagen wir ihm das fre<strong>und</strong>lich<br />
<strong>und</strong> klar. Sollte das Kind noch zu<br />
klein sein, um das Chaos im Zimmer<br />
allein zu beseitigen, können wir ihm<br />
unsere Hilfe anbieten. Quillt der<br />
Raum aber vor Spielsachen so über,<br />
dass Ordnung machen kaum mehr<br />
möglich ist, dann müssen Eltern <strong>und</strong><br />
Kind halt gemeinsam ein bisschen<br />
aussortieren. Das wirkt oft W<strong>und</strong>er!<br />
Miteinander reden<br />
Es kommt also nicht nur darauf an,<br />
dass Eltern viel mit ihrem Kind sprechen,<br />
sondern auch, wie sie es tun.<br />
Hier beherrschen die meisten Eltern<br />
intuitiv die wichtigsten Regeln:<br />
■ Sie blicken das Kind beim Sprechen<br />
an <strong>und</strong> gehen in entscheidenden<br />
Momenten mit dem Kind auf<br />
Augenhöhe.<br />
■ Sie sprechen mit dem Kind<br />
darüber, was es gerade erlebt,<br />
hören ihm gut zu <strong>und</strong> unterbrechen<br />
es nicht.<br />
■ Sie äußern stets klar ihre Erwartung<br />
<strong>und</strong> sind nicht ironisch,<br />
abwertend oder doppeldeutig.<br />
■ Sie ermutigen das Kind, loben<br />
es aber nicht ständig über den<br />
grünen Klee.<br />
1<br />
Watzlawick, P.: Anleitung zum Unglücklichsein,<br />
Piper Verlag 1983.<br />
■ Sie erzählen dem Kind auch von<br />
sich <strong>und</strong> begleiten ihre Handlungen<br />
mit Sprache, überfordern das Kind<br />
aber nicht mit langschweifigen<br />
Erklärungen.<br />
■ Sie verbessern <strong>und</strong> „trainieren“ ihr<br />
Kind nicht, indem sie etwas nachsprechen<br />
lassen oder es „abfragen“<br />
<strong>und</strong> führen seine Sprachkünste<br />
auch niemandem vor.<br />
■ Sie benutzen keine Babysprache,<br />
sondern bestätigen das Gehörte<br />
nur korrekt („Papa, Ba'!“ – „Oh ja,<br />
da liegt ein Ball!“).<br />
■ Sie erteilen Verbote sparsam, aber<br />
eindeutig, <strong>und</strong> zeigen möglichst<br />
eine Handlungsalternative auf.<br />
■ Sie entschuldigen sich beim Kind<br />
ernsthaft, wenn sie mal einen<br />
falschen Ton angeschlagen haben.<br />
Das Zauberwort<br />
Ein kurzes Wort zum berühmten<br />
Zauberwort „Bitte“. Natürlich ist es<br />
gut, sein Kind auch zur Höflichkeit<br />
zu erziehen <strong>und</strong> selbst fre<strong>und</strong>lich mit<br />
ihm zu sprechen. Allerdings sollten<br />
sich Eltern davor hüten, beflissen in<br />
einen angesagten pädagogischen<br />
Jargon zu verfallen, rät der erfahrene<br />
Pädagoge <strong>und</strong> Erziehungsberater<br />
Prof. Dr. Heinrich Kupffer: „Viele<br />
Löwenstark<br />
Ein <strong>ICHbinICH</strong> kennt einen<br />
mit ellenlangen Beinen.<br />
Und auch noch einen zweiten,<br />
der kann auf Stühlen reiten.<br />
Zu dritt ist diese Bande<br />
zu jedem Quatsch imstande.<br />
Das nervt zwar manchmal voll,<br />
ist tatsächlich aber toll.<br />
Denn Fre<strong>und</strong>e machen löwenstark,<br />
<strong>und</strong> das ist ganz bestimmt kein Quark!<br />
Eltern haben gelernt, dass man<br />
‚Bitte‘ sagen muss, wenn man etwas<br />
vom Kind will. ‚Bitte matsch nicht<br />
so mit dem Essen!‘ – ‚Bitte nimm die<br />
Füße vom Stuhl!‘ – ‚Bitte lauf nicht<br />
auf die Straße!‘ – ‚Bitte zieh nicht an<br />
meinen Haaren!‘ – ‚Bitte hau deinen<br />
Bruder nicht ständig!‘ Solche Sätze<br />
hören wir überall. Aber statt die<br />
Bitte zu erfüllen, stellt sich das Kind<br />
taub. Daraufhin wird der Tonfall<br />
strenger, bis das ‚BITTE‘ Kasernenhoflautstärke<br />
erreicht. Das Kind weiß<br />
jedoch, dass das Zauberwort in diesen<br />
Fällen keine echte Bitte ist. Denn<br />
die könnte man auch ausschlagen.<br />
Vielmehr soll das kleine Wörtchen<br />
hier nur verschleiern, dass es sich<br />
tatsächlich um eine Anweisung handelt.“<br />
Für Eltern folgt daraus: Wer<br />
seinem Kind eine Anweisung gibt,<br />
sollte nicht so tun, als wäre es keine.<br />
Verständigung
58<br />
59<br />
Kinderrechte: Der Klaps ist kein Erziehungsmittel<br />
Am 5. April 1992 trat die UN-Kinderrechtskonvention in Kraft. Seitdem sind Kinder<br />
auch in Deutschland Träger eigener Schutz-, Entwicklungs-, Förder- <strong>und</strong> Beteiligungsrechte.<br />
Doch vielen passt das nicht. Sie wenden dagegen ein: „Kinderrechte?<br />
Aber wer Rechte hat, der hat auch Pflichten! Wo bleiben die?!“ Falsch gebrüllt, Löwe:<br />
Denn das Gegenstück zu Kinderrechten sind nicht Kinderpflichten, sondern es ist<br />
Unrecht gegen Kinder!<br />
Auch die BARMER GEK möchte die<br />
Kinderrechte bekannter machen <strong>und</strong><br />
greift hier aus den Kinderrechten<br />
beispielhaft das so wichtige Recht<br />
des Kindes auf gewaltfreie Erziehung<br />
heraus (Art. 19).<br />
Erlebnisse in der Familie beeindrucken<br />
Kinder stark – im Guten wie im<br />
Bösen. Heute weiß man auch, dass<br />
Strafen immer Nebenwirkungen<br />
haben <strong>und</strong> der „kleine Klaps“ oder<br />
gar die Ohrfeige kein angemessenes<br />
Erziehungsverhalten sind! Das steht<br />
unmissverständlich auch im Bürgerlichen<br />
Gesetzbuch. Dort heißt es<br />
in § 1631 Abs. 2: „Kinder haben ein<br />
Recht auf gewaltfreie Erziehung.<br />
Körperliche Bestrafungen, seelische<br />
Verletzungen <strong>und</strong> andere entwürdigende<br />
Maßnahmen sind unzulässig.“<br />
Dieses Gesetz basiert auf der<br />
Erkenntnis, dass Kinder durch erzieherische<br />
Kommunikation lernen <strong>und</strong><br />
nicht durch Schläge, Anschreien,<br />
Beschämungen, Erniedrigungen oder<br />
andere Bestrafungen.<br />
Aber dann erzählt Ingrid (33 Jahre):<br />
„Jetzt hab ich Fini schon fünfmal<br />
gesagt, dass sie nicht an den Herd<br />
gehen soll. Geh bitte nicht an den<br />
Herd, hab ich ihr gesagt. Aber sie<br />
versucht es immer wieder. Da hilft<br />
halt nur noch ein Klaps.“<br />
Ingrid meint es gewiss gut mit ihrer<br />
zweijährigen Tochter, sie möchte sie<br />
vor Schmerz <strong>und</strong> Verletzung bewahren.<br />
Mit diesem Argument rechtfertigen<br />
übrigens die meisten Eltern<br />
einen ausgeteilten Klaps. Dabei verkennen<br />
sie jedoch, dass er zu immer<br />
heftigeren Schlägen führen kann:<br />
Erst bekommt Fini nur einen kleinen<br />
Klaps, wenn sie an den Herd geht.<br />
Beim zweiten Mal fällt er schon fester<br />
aus. Und wenn sie es dann immer<br />
noch nicht lässt, haut die Mutter<br />
noch stärker zu. Würde man Ingrid<br />
aber fragen, ob sie ihr Kind schlägt,<br />
so riefe sie empört „Niemals!“ aus.<br />
Denn alle Eltern sehen ihre persönlichen<br />
„kleinen“ Bestrafungs- oder<br />
Verhinderungspraktiken zum Schutz<br />
der Kinder als „normal“ an, haben<br />
Psychologen herausgef<strong>und</strong>en. Dagegen<br />
bewerten sie heftigere Methoden<br />
als die eigenen als „unnormal“<br />
<strong>und</strong> „grausam“. Wenig später praktizieren<br />
dann dieselben Eltern genau<br />
jene Art von Bestrafung selbst,<br />
die sie vorher als grausam abgelehnt<br />
haben. Nun betrachten sie diese<br />
Praktik wiederum als „normal“ – <strong>und</strong><br />
schlimmere als unnormal. An dieser<br />
Spirale wird sichtbar: Die angeblich<br />
gar nicht vorhandene Gewalt in der<br />
Erziehung kann un gewollt eskalieren.<br />
Elternbefragungen haben auch gezeigt,<br />
dass Mütter <strong>und</strong> Väter in Wirklichkeit<br />
gar nicht aus erzieherischen<br />
Gründen handgreiflich werden oder<br />
ihr Kind beschimpfen oder anschreien,<br />
sondern weil sie selbst unter<br />
starker Spannung oder Stress stehen.<br />
Das hat auch der renommierte Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendpsychiater Reinhard<br />
Lempp stets unterstrichen: „Die Ohrfeige<br />
oder der Klaps aus Zorn, Ärger<br />
oder Angst tut nur demjenigen gut,<br />
der sie austeilt. Eine solche Reaktion<br />
entlastet <strong>und</strong> entspannt Eltern. Sie<br />
dürfen nur nicht glauben, das hätte<br />
was mit Erziehung zu tun.“ 1<br />
Wenn Eltern bemerken, dass sie<br />
häufiger an ihre Grenzen oder darüber<br />
hinaus geraten, sollten sie sich<br />
Hilfe gönnen. Wer sich oft ratlos,<br />
wütend oder überfordert fühlt <strong>und</strong><br />
seinem Kind wie Ingrid nur durch<br />
gewaltsame Erziehung Einhalt<br />
ge bieten kann, findet in Erziehungsberatungsstellen,<br />
Elterngruppen<br />
oder Elternkursen wie zum Beispiel<br />
„Starke Eltern – Starke Kinder“ des<br />
Deutschen Kindesschutzb<strong>und</strong>es gute<br />
Unterstützung. Es ist auch keine<br />
Schande, sich ermutigen <strong>und</strong> helfen<br />
zu lassen. Im Gegenteil: Gemeinsam<br />
mit anderen ein wirksames positives<br />
Erziehungsverhalten zu entwickeln,<br />
das Kindern wie Eltern guttut,<br />
ist eine sehr kluge Entscheidung.<br />
Sie stärkt die Mütter <strong>und</strong> Väter <strong>und</strong><br />
schützt das Kind am besten.<br />
1<br />
nach: Reiner Engelmann/Urs M. Fiechtner (Hrsg):<br />
„Kinder ohne Kindheit”. Ein Lesebuch über Kinderrechte,<br />
Sauerländer Verlag 2006.<br />
Neulich war das so<br />
Eltern sind auch nur Menschen <strong>und</strong> Erziehung nicht immer einfach. Deshalb werden<br />
die folgenden Gedanken auch vielen Müttern <strong>und</strong> Vätern so oder ähnlich bekannt<br />
vorkommen.<br />
„Da war ich so wütend:<br />
Gestern Morgen habe ich<br />
mich im Kindergarten<br />
von meinem Sohn Leon<br />
(4 Jahre) „im Bösen“ verabschiedet.<br />
Er hatte schon<br />
den ganzen Morgen getrödelt,<br />
obwohl er wusste,<br />
dass ich nicht zu spät zur<br />
Arbeit kommen darf.<br />
Irgendwann war ich dann<br />
so aufgebracht, dass ich<br />
mit ihm heftig geschimpft<br />
habe. Auch bei unserem<br />
Abschied im Kindergarten<br />
waren wir noch nicht wieder<br />
„gut“ miteinander.<br />
Aber hinterher plagte mich<br />
dann das schlechte Gewissen.<br />
Wie konnte ich bloß<br />
so böse zu Leon sein?!“<br />
Caroline, 31 Jahre<br />
Der Auslöser von Carolines Ärger ist<br />
eine typische Situation in Familien.<br />
Denn auch Eltern stecken in Zwängen,<br />
weshalb zu bestimmten Zeiten<br />
alles wie am Schnürchen „funktionieren“<br />
muss – auch die Kinder.<br />
Dann kollidieren die Bedürfnisse:<br />
Das Kind will spielen <strong>und</strong> lässt sich<br />
nicht drängen, dem Erwachsenen<br />
läuft die Zeit davon. Deshalb sollte<br />
gerade morgens von vornherein ein<br />
halbes Stündchen mehr eingeplant<br />
werden, das nimmt viel Druck aus<br />
der Familie. Trotzdem kann Reibung<br />
entstehen <strong>und</strong> auch mütterlicher<br />
oder väter licher Ärger. Das ist kein<br />
Beinbruch <strong>und</strong> wird auch vom Kind<br />
nicht krummgenommen – vorausgesetzt,<br />
der Ärger verraucht wieder,<br />
die Schuld dafür wird nicht dem<br />
Kind in die Schuhe geschoben <strong>und</strong><br />
die Situation wird zeitnah geklärt.<br />
Wenn Caroline mit Leon in Ruhe<br />
bespricht, was am Morgen passiert<br />
ist <strong>und</strong> was jeder von ihnen zur<br />
Veränderung beitragen kann, wird<br />
es sicher bald besser klappen. Und<br />
wenn sie sich für ihre Heftigkeit<br />
bei ihm entschuldigt, dann sollte<br />
sie es auch ernst damit meinen.<br />
„Da war mir Greta peinlich:<br />
Kürzlich wurde meine<br />
Mutter 60, da sollte unsere<br />
Greta (5 Jahre) für sie vor<br />
den Gästen ein kleines Gedicht<br />
aufsagen. Das konnte<br />
sie nämlich w<strong>und</strong>erbar<br />
auswendig. Aber dann<br />
stand sie nur stocksteif da<br />
<strong>und</strong> bekam kein Wort raus.<br />
Das war peinlich.“<br />
Bernhard, 48 Jahre<br />
Der klassische Vorführeffekt! Aber<br />
schon in diesem Begriff steckt das<br />
Problem. Denn kein Kind sollte „vorgeführt“<br />
werden. Eltern dürfen auf<br />
besondere Fähigkeiten ihres Kindes<br />
durchaus stolz sein. Sie sollten das<br />
Kind aber nicht dazu überreden<br />
oder gar überrumpeln, sein Können<br />
anderen zu präsentieren. Besonders<br />
unverhoffte Aufforderungen können<br />
Kinder in Bedrängnis bringen. Sie<br />
möchten niemanden enttäuschen,<br />
aber auch nicht in beschämende<br />
Situationen geraten. Bernhard fand<br />
diesen Moment peinlich. Und Greta?<br />
Viele Kinder zeigen anderen gern,<br />
was sie können – aber der Vorschlag<br />
sollte von ihnen selbst kommen.<br />
Gewaltfreie Erziehung<br />
Erfahrungen
60<br />
61<br />
„Da hatte ich die Quengelei<br />
so satt:<br />
Unser Max ist so ein Quengelkasper,<br />
was mir im<br />
Moment gehörig auf die<br />
Nerven fällt. Er kann schon<br />
gar nicht mehr normal<br />
reden. Kaum will er was,<br />
schon quengelt er los.<br />
Gestern quengelte er zum<br />
Beispiel so lange, bis ich<br />
doch mit ihm gespielt<br />
habe, obwohl ich weiß<br />
Gott anderes zu tun hatte.“<br />
Gesine, 24 Jahre<br />
„… Unser Max ist so ein<br />
Quengelkasper, was mir<br />
im Moment gehörig auf<br />
die Nerven fällt …“<br />
Warum quengelt Max so viel?<br />
■ Vielleicht hat er sich nur einfach<br />
diesen Tonfall angewöhnt. Der ist<br />
mit kurzen, fre<strong>und</strong>lichen Bitten<br />
(<strong>und</strong> manchmal auch mit Vormachen,<br />
wie man „normal“ spricht)<br />
leicht zu beheben.<br />
■ Vielleicht hat er allgemein den<br />
Wunsch nach (mehr) elterlicher<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Zeit. Wenn<br />
Kinder ständig darum kämpfen<br />
müssen, quengeln sie oft.<br />
■ Vielleicht ist Gesine mit ihrer eigenen<br />
Lebenssituation unzufrieden<br />
<strong>und</strong> quengelt (nörgelt) selbst, ohne<br />
es zu merken. Dann sollte sie sich<br />
überlegen, was sie wie ändern<br />
kann.<br />
■ Vielleicht fühlt sich Max nur nicht<br />
gut verstanden. Wenn er seine<br />
Wünsche <strong>und</strong> Träume äußert („Ich<br />
will ein Pferd, ein Rennauto, in den<br />
Zoo …“ etc.), könnte Gesine das<br />
stets gleich als Aufforderung verstehen,<br />
diese sofort zu erfüllen.<br />
Dann folgt prompt ihr Nein. Dabei<br />
ist Träume haben doch erlaubt:<br />
„Stimmt, das ist wirklich ein tolles<br />
Rennauto; oh ja, ich mag Pferde<br />
auch, sie riechen so gut; gute Idee,<br />
wir sollten bald mal wieder in den<br />
Zoo gehen …“<br />
■ Vielleicht kann Gesine kein gelassenes,<br />
klares „Nein“ sagen <strong>und</strong> Max<br />
„wittert“ seine Chance.<br />
Oder, oder. Diese <strong>und</strong> noch ganz<br />
andere Möglichkeiten als Ursache für<br />
Max' nervtötende Quengelei kann<br />
Gesine auch in einer Erziehungsberatungsstelle<br />
ergründen. Dort erfahren<br />
Eltern stets gute Unterstützung.<br />
„Da war ich eifersüchtig:<br />
Gestern Abend hat Anna-<br />
Lena (2 Jahre) sehr geweint,<br />
weil ihrem Lieblingsteddy<br />
ein Auge abgefallen<br />
war. Da rief meine kleine<br />
Prinzessin ausdrücklich<br />
nach ihrer Mutter, obwohl<br />
ich quasi danebenstand.<br />
Das hat mir schon einen<br />
Stich gegeben. Wenn ich<br />
ehrlich bin, fühle ich mich<br />
oft wie ein fünftes Rad am<br />
Wagen, wenn ich Christiane<br />
mit unseren Kindern erlebe.<br />
Natürlich – deren Tag<br />
ist schon fast vorbei, wenn<br />
ich abends von der Arbeit<br />
komme. Und meistens bin<br />
ich dann auch ziemlich<br />
kaputt <strong>und</strong> hab kein Ohr<br />
mehr für den Kinderkram.<br />
Andererseits würde ich so<br />
gern mehr von unseren<br />
Kleinen mitkriegen, <strong>und</strong><br />
das nicht nur aus zweiter<br />
Hand von meiner Frau.<br />
Manchmal bin ich richtig<br />
eifersüchtig.“<br />
Sven, 34 Jahre<br />
Sven ist wohl eher traurig als eifersüchtig.<br />
Er fürchtet, den Kindern<br />
nicht so wichtig zu sein. Dabei<br />
rackert er sich für seine Familie ganz<br />
schön ab. So wie ihm ergeht es auch<br />
heute noch vielen Vätern; sie sind<br />
zerrissen zwischen der Aufgabe, die<br />
wirtschaftliche Existenz der Familie<br />
zu sichern, <strong>und</strong> ihrem berechtigten<br />
Bedürfnis, ihre Vaterrolle aktiv <strong>und</strong><br />
nicht nur „aus zweiter Hand“ wahrzunehmen.<br />
Und Kinder brauchen<br />
auch beide Elternteile – Vater wie<br />
Mutter. Dass allerdings beide<br />
auch immer gleich viel Zeit für die<br />
Kinder haben, können nur wenige<br />
Familien einrichten. Trotzdem<br />
sollten Sven <strong>und</strong> Christiane zum<br />
Beispiel gemeinsam überlegen:<br />
■ Sieht Svens Betrieb ein Lebensarbeitszeitkonto<br />
vor? Wie viel<br />
Geld braucht die Familie wirklich,<br />
um zurechtzukommen? Kann<br />
die Familien- <strong>und</strong> Erwerbsarbeit<br />
anders auf beide Schultern verteilt<br />
werden?<br />
■ Was könnte Sven tun, um nach<br />
Feierabend nicht immer so erschöpft<br />
zu sein? Welche Beschäftigung<br />
mit den Kindern (oder<br />
abwechselnd mit dem einen oder<br />
dem anderen Kind) macht ihm<br />
wirklich Freude? Zu welchen Zeiten<br />
kann er seine Aktivitäten mit den<br />
Kindern ritualisieren (zum Beispiel<br />
ins Schwimmbad gehen), während<br />
Christiane sich da „raushält“?<br />
■ Auch wenn Sven weniger Zeit<br />
hat als Christiane – zeigt er den<br />
Kindern, dass sie ihm wichtig sind?<br />
Und lässt ihm Christiane auch<br />
genug Raum mit den Kindern –<br />
oder fühlt sie sich immer gleich<br />
automatisch zuständig?<br />
„Da hatte ich Angst um<br />
mein Kind:<br />
Bisher war Marius (4 Jahre)<br />
ein geschickter Kletterkünstler.<br />
Aber vor zwei<br />
Wochen ist er auf dem<br />
Spielplatz vom Gerüst<br />
gefallen, da ist mir fast<br />
das Herz stehen geblieben.<br />
Die Platzw<strong>und</strong>e an der<br />
Stirn musste sogar genäht<br />
werden – der arme Kerl!<br />
Aber er war sehr tapfer!<br />
Seitdem halte ich Marius<br />
beim Klettern oder Balancieren<br />
wieder fest. Ich<br />
weiß zwar, dass er es im<br />
Prinzip allein kann, <strong>und</strong><br />
er findet das auch blöd.<br />
Aber so was soll ihm nicht<br />
noch mal passieren.“<br />
G<strong>und</strong>el, 31 Jahre<br />
G<strong>und</strong>els Angst ist verständlich. In<br />
ihrer derzeitigen Überbehütung<br />
steckt aber die Botschaft an Marius:<br />
„Ich traue dir das nicht (mehr) zu.“<br />
Kinder spüren, wenn Eltern kein<br />
Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben.<br />
Da reicht es schon, wenn man permanent<br />
ruft: „Pass auf! Sei vorsichtig!<br />
Halt dich gut fest! Geh da lieber<br />
nicht rauf!“ etc. Das verunsichert<br />
auch die Kinder – <strong>und</strong> der nächste<br />
Unfall ist vielleicht erst recht vorprogrammiert.<br />
G<strong>und</strong>el muss also ihre<br />
Angst bewältigen lernen <strong>und</strong> Marius<br />
vielmehr ermutigen: „Du kannst<br />
das.“ Sie wird noch viele Situationen<br />
des Loslassens erleben <strong>und</strong> dabei<br />
Sorge empfinden. Das gehört zum<br />
Elternsein dazu. Aber ständig<br />
besorgte Eltern schwächen ihr Kind,<br />
statt es zu stärken.<br />
Erfahrungen<br />
Erfahrungen
62<br />
63<br />
Spielräume<br />
Zwischen Lust <strong>und</strong> Frust<br />
Spielen ist schön. Und nebenbei auch wichtig. Denn Spielen<br />
macht Kinder schlau. Sie begreifen die Welt, indem sie sich in ihr<br />
spielend <strong>und</strong> mit allen Sinnen einen Platz erobern. Diesen Prozess<br />
können Eltern durch Spielzeug-, Medien- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />
unterstützen oder auch hemmen. Denn es kommt darauf<br />
an, immer wieder neu die richtige Menge <strong>und</strong> kindgerechte Qualität<br />
des Spielzeugs <strong>und</strong> der Angebote auszubalancieren <strong>und</strong><br />
auszuloten. Sonst könnte es sein, dass Ihr Kind von Reizen überflutet<br />
oder ges<strong>und</strong>heitlich gefährdet wird. Oder auch gar keine<br />
Zeit mehr zum Spielen hat. Das wäre ebenso schade.<br />
Gerade beim Spielzeug gehen die Meinungen weit<br />
auseinander. Welches Produkt ist das richtige – <strong>und</strong><br />
wie viel darf es sein?<br />
„Mein Junge kriegt doch keine Puppe!“, empört sich<br />
Vater Dennis. Warum eigentlich nicht? Wenn sich Marcel<br />
eine Puppe wünscht, sollte er sie auch bekommen.<br />
Genauso wie Marie den Fuß ball oder Janine das Spielzeugauto.<br />
Die Zeiten, in denen blaue Autos für Jungen<br />
<strong>und</strong> süße Puppen mit rosa Kleidchen für Mädchen vorgesehen<br />
waren, sollten eigentlich überstanden sein.<br />
Jedenfalls aus Elternsicht. Denn Spielwarenhersteller<br />
setzen schon seit Längerem wieder auf geschlechtsspezifische<br />
Produkte. Selbst Lego hat für Mädchen ein rosarotes<br />
Traumhaus aufgelegt. Aber zum Glück kommt es<br />
hier ja auf die Käufer an – <strong>und</strong> das sind meist die Eltern<br />
<strong>und</strong> Großeltern. Entscheiden Sie also selbst, ob Sie Ihr<br />
Kind wirklich so früh in ein stereotypisches Rollenmodell<br />
pressen möchten. Und vielleicht wird aus Marcel ja<br />
trotz Puppe mal ein „typischer Mann“ <strong>und</strong> aus Marie<br />
trotz Rennauto später eine „typische Frau“ …? Und<br />
wenn Papa dem Jungen partout keine Puppe schenken<br />
will, kann Opa das ja übernehmen.<br />
Richtlinien eingehalten haben. Keine neutrale Stelle<br />
überprüft das. Die europäische Spielzeugrichtlinie EN 71<br />
wird derzeit allerdings überarbeitet, um die Regelung<br />
von verwendeten Chemikalien an den aktuellen wissenschaftlichen<br />
Standard anzupassen.<br />
Dagegen steht das GS-Zeichen für „geprüfte Sicherheit“.<br />
Unabhängige Prüfstellen vergeben es für maximal fünf<br />
Jahre. Liegt das Siegel jedoch ohne das jeweilige Prüfinstitut<br />
vor, so kann es sich um eine Fälschung handeln.<br />
Spielend lernen<br />
Nicht immer müssen sich Eltern <strong>und</strong> Großeltern darüber<br />
einig sein, welches Spielzeug „gut“ für das Kind ist.<br />
Ein gewisses Maß an Absprache beugt Konflikten jedoch<br />
vor. Aber wenn die Großmutter den Kleinen statt eines<br />
Holzspielzeugs mal ein Plastikspielzeug mitbringt, geht<br />
davon die Welt auch nicht gleich unter. Nur sollte darauf<br />
geachtet werden, dass keine ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden<br />
Stoffe enthalten sind.<br />
Prüfsiegel <strong>und</strong> Auswahlkriterien<br />
Allzu oft liest man leider von der „Gefahrenzone Kinderzimmer“<br />
oder gar vom „Sondermüll im Kinderzimmer“.<br />
Eigentlich hat jedes Spielzeug, das über den Ladentisch<br />
geht, viele Sicherheitsbestimmungen zu erfüllen.<br />
Andererseits sind manche Hersteller erfindungsreich<br />
<strong>und</strong> weniger verantwortungsvoll.<br />
Die Kennzeichnung durch CE (Conformité Européenne)<br />
ist übrigens kein Gütesiegel! Die Hersteller bestätigen<br />
sich damit quasi nur selbst, dass sie die europäischen<br />
Der Arbeitsausschuss Kinderspiel <strong>und</strong> Spielzeug e. V.<br />
vergibt das „spiel gut“-Zeichen: Das Spielzeug wurde von<br />
unabhängigen Pädagogen, Technikern <strong>und</strong> Medizinern<br />
geprüft. Auf Schadstoffe wird das Spielzeug allerdings<br />
nur stichprobenhaft untersucht.<br />
Es kommt immer wieder vor, dass vor allem Spielwaren<br />
aus Kunststoff die erlaubten Schadstoffgrenzen überschreiten.<br />
Einige enthalten krebserregende polyzyklische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe. „Verlassen Sie sich auf<br />
Ihre Sinne“, raten deshalb auch Experten. „Wenn Sie<br />
nach einmaligem Berühren Farbe an den Fingern haben<br />
oder das Spielzeug kräftig nach Chemie riecht: Hände<br />
weg!“ Leider sind viele Kunststoffe geruchsneutral <strong>und</strong><br />
liegen dennoch über der Schadstoffgrenze. Übrigens:<br />
Ob lackiertes Spielzeug speichel- <strong>und</strong> schweißfest ist,<br />
zeigt der Test mit dem feuchten Finger. Dabei darf sich<br />
keine Farbe lösen. Immer aktuell informiert im Internet<br />
die Ökotest-Stiftung über Kinder gefährdendes Spielzeug<br />
(www.oekotest.de). Auf der Seite www.eu-info.de<br />
finden Sie ebenfalls wichtige Warnungen <strong>und</strong> Berichte<br />
(unter „Suchen“ den Begriff „Spielzeug“ eingeben).<br />
Spielzeug
64<br />
65<br />
Achten Sie beim Einkauf in jedem<br />
Fall auch auf das Warnzeichen<br />
„Nicht geeignet für Kinder unter<br />
3 Jahren“ auf der Verpackung.<br />
Denn kleine Kinder nehmen gern<br />
alles in den M<strong>und</strong>. Für sie muss<br />
Spielzeug so beschaffen sein, dass<br />
es nicht verschluckt oder einge -<br />
atmet werden kann.<br />
Und noch ein weiterer Tipp: Untersuchungen<br />
zeigen, dass so manche<br />
Spielwaren wie einige Spieluhren,<br />
sprechende Stofftiere <strong>und</strong> vieles<br />
mehr oft zu laut sind. Sie können<br />
das sehr feine kindliche Gehör schädigen.<br />
Am besten selbst mal ans<br />
Ohr halten – sollte es Ihnen schon zu<br />
laut sein, schadet es Kinderohren<br />
bestimmt.<br />
Ist Qualität erschwinglich?<br />
Bei aller Liebe zu „hochwertigen“<br />
Spielzeugen bleibt für viele Familien<br />
der Preis ausschlaggebend. Können<br />
sich einkommensschwache Familien<br />
deshalb nur billiges Spielzeug vom<br />
Discounter leisten? Es geht auch<br />
anders, wie Carina (37 Jahre), Mutter<br />
von zwei Vorschulkindern, beweist:<br />
„Gutes Spielzeug muss doch gar<br />
nicht immer neu sein! Über das Internet,<br />
auf Flohmärkten oder im Kleinanzeigenmarkt<br />
unserer örtlichen Zeitung<br />
finde ich immer wieder schönes<br />
Spielzeug in hoher Qualität <strong>und</strong> zu<br />
erschwinglichen Preisen.“<br />
Und wie viel Spielzeug darf es sein?<br />
Bei dieser Frage reichen die Meinungen<br />
der Eltern von „Kinder brauchen<br />
kein Spielzeug, das bremst nur ihre<br />
Kreativität!“ bis zu „Kinder brauchen<br />
ein großes Spielzeugangebot, um<br />
sich weiterentwickeln zu können!“<br />
Letztlich bleibt es Elternsache, wie<br />
viele Gegenstände das Kinderzimmer<br />
bevölkern. Margaret (42 Jahre) zum<br />
Beispiel mag überquellende Zimmer<br />
generell nicht. „Deshalb passe ich<br />
auch auf, dass die Kinderzimmer immer<br />
hübsch luftig bleiben“, sagt die<br />
Mutter von Zwillingen (4 Jahre).<br />
Welches Spielzeug im Kinderzimmer<br />
verbleibt, hängt vom Kind <strong>und</strong> seinen<br />
jeweiligen Interessen ab. Nach<br />
Absprache mit dem Nachwuchs<br />
sollte das eine oder andere Spielzeug<br />
ruhig mal „aus dem Rennen“<br />
genommen bzw. außer Sichtweite<br />
gebracht werden. Ein überschaubares<br />
Angebot erleichtert Kindern<br />
die Entscheidung, was sie spielen<br />
möchten. Aktuelle Spielsachen<br />
werden für die Kinder gut erreichbar<br />
aufbewahrt. Wenn alles seinen<br />
Platz hat, fällt übrigens auch das<br />
Aufräumen leichter.<br />
Kreative Kräfte<br />
Manchmal ist es auch sinnvoll <strong>und</strong><br />
schön, wenn Kinder sich ganz ohne<br />
klassisches Spielzeug beschäftigen.<br />
Um ihre kreativen Kräfte entfalten<br />
zu können, benötigen sie Freiräume<br />
<strong>und</strong> freies Material, das sich zum<br />
Gestalten eigener Welten verwenden<br />
lässt. Die große Decke wird<br />
zum Meer, auf dem die Eierpappenschiffe<br />
fahren. Oder zum Dach der<br />
Höhle, die aus drei Stühlen <strong>und</strong> dem<br />
Bett errichtet wird. Tücher <strong>und</strong> eine<br />
Verkleidungskiste fordern Kinder<br />
zum Rollenspiel auf – <strong>und</strong> schnell<br />
ist das Kinderzimmer ein Feenpalast<br />
oder ein Piratenschiff auf großer<br />
Fantasiereise.<br />
Freies Malen, Basteln <strong>und</strong> Gestalten<br />
sind für Kinder ein schönes Mittel,<br />
um Kreativität <strong>und</strong> Feinmotorik zu<br />
trainieren. Gerade auch mit den<br />
Eltern sorgt Basteln für viele schöne<br />
gemeinsam verbrachte St<strong>und</strong>en. Und<br />
auch wenn das Ergebnis mal nicht<br />
so gelingt – schon allein die Beschäftigung<br />
damit ist ein wichtiger Entwicklungsschritt.<br />
Ob in freier Beschäftigung oder in<br />
vorgegebenem Rahmen – alles, was<br />
Spaß macht, fördert die Kreativität.<br />
Auch das beliebte „Malen nach<br />
Zahlen“ oder das Ausmalen vorgegebener<br />
Formen in Malbüchern<br />
kann Kinder mit einem erhöhten<br />
Bedarf an Führung sicher unterstützen.<br />
Aber prinzipiell brauchen<br />
Kinder diese Einschränkungen nicht.<br />
In der freien Gestaltung erproben<br />
sie ihre Fähigkeiten in ausreichendem<br />
Umfang. Und irgendwann gelingt<br />
das Meisterwerk bestimmt!<br />
Feine Kinderohren<br />
„Musik wird oft nicht schön gef<strong>und</strong>en,<br />
weil sie stets mit Geräusch<br />
verb<strong>und</strong>en“, reimte Wilhelm Busch<br />
einst sehr treffend. Alle Kinder musizieren<br />
gern. Da wird auf Kochtöpfen,<br />
Pappkartons <strong>und</strong> Kämmen voller<br />
Lust Musik „selbst gemacht“. Vorsicht<br />
ist dagegen bei Spielzeuginstrumenten<br />
angebracht. Sie quäken,<br />
quietschen, tröten <strong>und</strong> malträtieren<br />
das empfindliche Kinderohr – aber<br />
mit Musik haben sie nichts zu tun.<br />
Ist Ihr Kind aber bereits vier Jahre<br />
alt, kann es gemeinsam mit anderen<br />
Kindern in Kursen der musikalischen<br />
Früherziehung an „richtige“ Musik<br />
herangeführt werden. Manche<br />
Musikschulen nehmen auch jüngere<br />
Kinder auf.<br />
Hörspiele <strong>und</strong> Kinderlieder auf CD<br />
sind ein weiterer Zugang in die Welt<br />
der Fantasie <strong>und</strong> der Musik. Leider<br />
sind aber nicht alle Produktionen<br />
für Kinder von guter musikalischer<br />
<strong>und</strong> inhaltlicher Qualität. Hören Sie<br />
also zunächst selbst gut hin. Die<br />
feinen <strong>und</strong> empfindlichen Ohren<br />
Ihrer Kinder (<strong>und</strong> auch Ihre eigenen<br />
Ohren) werden es Ihnen danken.<br />
Bei allem Spaß sollte aber auch in<br />
Sachen Musik die Dauerberieselung<br />
nebenher vermieden werden.<br />
Bereits hier beginnt die Erziehung<br />
im Umgang mit Medien.<br />
› Sie werden schnell herausfinden,<br />
welches Kinderbuch<br />
Ihr Kind besonders<br />
anspricht.<br />
Kostbare Vorlesezeit<br />
Weniger falsch machen können<br />
Eltern bei Büchern. Natürlich gibt<br />
es neben einem wahren Füllhorn<br />
bester Titel für Kinder auch nicht so<br />
gute Kinderbücher. Aber Sie werden<br />
schnell herausfinden, welches Ihr<br />
Kind besonders anspricht. Kennen<br />
Sie zum Beispiel Maurice Sendaks<br />
Klassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“<br />
1 . Dieser Titel zeigt, wie weit<br />
elterliche Vorstellungen <strong>und</strong> kindliche<br />
Faszination auseinanderliegen<br />
können. „Am Anfang war ich skeptisch<br />
<strong>und</strong> fürchtete, dass die ganzen<br />
Monster unserem kleinen Justus<br />
Angst machen würden. Aber nichts<br />
da – er fand die Geschichte <strong>und</strong><br />
die Bilder einfach nur herrlich <strong>und</strong><br />
konnte nicht genug davon kriegen!“,<br />
er zählt Jutta (48 Jahre), Mutter des<br />
heute 14- jährigen Justus.<br />
Wer seine Kinder früh an Bücher<br />
heranführen möchte, wird mit ihnen<br />
gemeinsam Bilderbücher betrachten<br />
<strong>und</strong> ihnen häufig vorlesen. Ob erzählende<br />
Zeilen oder sich reimende<br />
Verse – das sind kostbare Momente<br />
für Eltern <strong>und</strong> Kind, die beide in<br />
eine andere Welt voller Anregungen<br />
entführen. Und noch eine Bitte:<br />
Legen Sie nicht immer nur eine CD<br />
ein, sondern lesen Sie ihrem Kind<br />
auch mal selbst vor. Solche kuscheligen<br />
Momente sind nämlich durch<br />
nichts zu ersetzen.<br />
Vielleicht gehört ja sogar eine kleine<br />
Vorlesegeschichte für Ihr Kind zum<br />
abendlichen Ins-Bett-Gehen- Ritual?!<br />
Allen Eltern sei hier aber vorsorglich<br />
gesagt: Eine Garantie, dass Ihr Kind<br />
dann später auch selbst zur Leseratte<br />
<strong>und</strong> zum Literaturliebhaber wird, ist<br />
das nicht!<br />
1<br />
Sendaks, M.: Wo die wilden Kerle wohnen,<br />
Diogenes Verlag 1967.<br />
Spielzeug<br />
Medien
66<br />
67<br />
Urlaub: gemeinsam genießen<br />
Und immer wieder fernsehen<br />
Fernsehen ist wohl der umstrittenste<br />
Punkt, wenn es um Medien <strong>und</strong><br />
Kinder geht. Soll man Kinder überhaupt<br />
fernsehen lassen, wenn sie<br />
noch so jung sind? Und wenn ja, wie<br />
lange? Und vor allem, was? Unstrittig<br />
nehmen Kinder Schaden, wenn sie<br />
st<strong>und</strong>enlang vor dem Fernseher<br />
„geparkt“ werden. Schwierig wird<br />
es auch, wenn Eltern selbst gern<br />
fernsehen <strong>und</strong> dies schon tagsüber<br />
tun. Hier führt der Weg zu einem<br />
vernünftigen Fernsehkonsum auch<br />
über einige selbstkritische Fragen:<br />
„Warum sehe ich so viel fern?“ „Will<br />
ich mich dabei entspannen?“ „Suche<br />
ich mir die Sendungen gezielt aus<br />
oder lasse ich mich berieseln?“ Wie<br />
in vielen Dingen, so lernt das Kind<br />
auch beim Medienkonsum von seinen<br />
Eltern. Drängt es ständig nach<br />
noch mehr Zeit vor dem Apparat, so<br />
wären ähnliche Fragen angebracht:<br />
„Will es sich die Langeweile vertreiben?“<br />
„Redet es mit mir über das,<br />
was es gesehen hat?“ „Weiß ich<br />
überhaupt, was es sich anschaut?“<br />
„Schaue ich mit dem Kind zusammen<br />
fern oder sitzt es allein vor der<br />
„Glotze“? „Und wie verhält es sich<br />
vor dem Fernseher – ist es fröhlich<br />
<strong>und</strong> interessiert oder unruhig, ängstlich,<br />
gar bedrückt? Als Faustregel<br />
empfehlen Experten, dass Kinder im<br />
Vorschulalter zusammengerechnet<br />
nicht länger als 30 Minuten am Tag<br />
vor einem Bildschirm sitzen sollten<br />
(Fernseher, DVD, Computer etc.).<br />
Aber auch für diese Zeit gilt: Wählen<br />
Sie mit ihrem Kind gemeinsam die<br />
Kindersendung aus <strong>und</strong> schauen Sie<br />
sie auch gemeinsam mit Ihrem Kind<br />
an. Das Gerät läuft nur zu dieser<br />
Zeit. Ein (kurzer!) Videofilm als Extra<br />
bleibt die Ausnahme.<br />
Handy? Nein danke!<br />
Ein letzter Punkt im Bereich Medien<br />
ist die immer lauter werdende Frage,<br />
ob Kinder im Vorschulalter ein Handy<br />
haben sollten. Damit sollten Sie<br />
sich gar nicht erst belasten – die Antwort<br />
lautet ganz klar: Nein! Kleine<br />
Kinder brauchen noch kein Handy;<br />
sie be nötigen es auch nicht, um<br />
im Notfall anrufen zu können oder<br />
„geortet“ zu werden. Denn Kinder<br />
in diesem Alter sind stets in Begleitung<br />
<strong>und</strong> unter Beaufsichtigung<br />
Erwachsener.<br />
Kinderwelt ist Bewegungswelt<br />
Kinder brauchen Bewegung – keine<br />
Frage. Vom Säuglingsalter an bietet<br />
ihnen der Markt organisierte Freizeit-<br />
<strong>und</strong> Sportangebote. Die Palette<br />
reicht vom Babyschwimmen über<br />
das Mutter-Vater-Kind-Turnen (MuKi-<br />
Va) bis zum Yoga-Kurs für Zweijährige.<br />
So verbringen viele Eltern, die<br />
ihre Kinder besonders fördern möchten,<br />
ein Gutteil ihrer Zeit mit ihren<br />
Kindern bei sportlichen Aktivitäten.<br />
Dabei müssen diese gar nicht immer<br />
organisiert sein. Der Bewegungsdrang<br />
der Kinder kann auch ganz<br />
ohne Termin spielerisch beim Herumtollen<br />
auf dem Spielplatz um die<br />
Ecke oder auf dem Hof befriedigt<br />
werden. Natürlich haben die organisierten<br />
Aktivitäten Vorteile, die<br />
beim freien Spiel nicht berücksichtigt<br />
werden können. Das gemeinsame<br />
Erleben <strong>und</strong> das Erlernen neuer<br />
Bewegungsabläufe unter fachlicher<br />
<strong>und</strong> pädagogischer Anleitung sind<br />
für Kinder nicht nur ein großes Vergnügen,<br />
sondern unterstützen<br />
auch ihre Entwicklung in motorischer<br />
wie sozialer Hinsicht. Besonders<br />
förderlich ist das, wenn das Angebot<br />
wohnortnah liegt. Wenn Mama oder<br />
Papa die lieben Kleinen aber täglich<br />
60 Minuten <strong>und</strong> mehr quer durch<br />
die Stadt hin- <strong>und</strong> zurückkutschieren<br />
müssen, um mit ihnen irgendwo<br />
sportlich wertvolle 30 Minuten zu<br />
verbringen, dann hört der Spaß auf.<br />
Diese Autofahrten sollten Eltern<br />
ihren Kleinen ersparen <strong>und</strong> lieber im<br />
nahe gelegenen Park mit ihnen<br />
herumtoben oder Fußball spielen.<br />
Auch das wäre Mutter-Vater-Kind-<br />
Turnen – <strong>und</strong> dazu kann man sich<br />
übrigens auch mit anderen Familien<br />
verabreden. Weniger Fahrzeit heißt<br />
immer mehr Zeit füreinander. Und<br />
bedeutet dazu auch noch allerbesten<br />
Umweltschutz.<br />
Ferien mit Kind: Gemeinsam neue Orte entdecken, die Zeit selbst bestimmen, Erlebnisse<br />
teilen, Erinnerungen sammeln – das verbindet. Wenn der Nachwuchs zufrieden <strong>und</strong><br />
ausgelassen am Strand tobt <strong>und</strong> mit der Sonne um die Wette strahlt, sind auch Eltern<br />
glücklich. So muss Urlaub sein! Aber auch jenseits des Meeres warten kleine <strong>und</strong> große<br />
Abenteuer auf die Familie.<br />
Fünf große W-Fragen<br />
Die Urlaubszeit soll jeder genießen<br />
können, Eltern wie Kinder. Deshalb<br />
müssen die fünf großen W-Fragen<br />
beantwortet werden: Wer, was, wie,<br />
wohin <strong>und</strong> mit wem? Denn vielleicht<br />
verreisen Sie ja auch zusammen mit<br />
einer befre<strong>und</strong>eten Familie oder mit<br />
den Großeltern. In jedem Fall sind<br />
viele Bedürfnisse unter einen Hut zu<br />
bringen. Und das Familienbudget<br />
hat auch noch ein Wörtchen mitzureden,<br />
wann, wo <strong>und</strong> wie die Ferientage<br />
verbracht werden. Sie sollten<br />
aber mindestens zwei Wochen dauern,<br />
damit sich der Nachwuchs gut<br />
ein gewöhnen kann.<br />
Ob im Zelt oder Wohnwagen, im<br />
Ferienhaus oder Hotel, ob heimatnah<br />
oder in weiter Ferne – die konkrete<br />
Planung gelingt am besten mit<br />
allen großen <strong>und</strong> kleinen Beteiligten<br />
gemeinsam. Den Jüngsten ist meist<br />
ohnehin egal, wohin die Reise geht.<br />
Hauptsache, Mama, Papa <strong>und</strong> das<br />
Lieblingskuscheltier sind dabei! Auch<br />
wenn Eltern sich für eine Ferienanlage<br />
entscheiden, weil dort eine<br />
Kinderbetreuung von morgens bis<br />
abends angeboten wird, ist die<br />
gemeinsame Zeit dennoch auch<br />
sehr wichtig.<br />
Urlaub auf dem Bauernhof oder<br />
Ferien am Wasser – beides ist bei<br />
Kindern immer ein Renner! Und<br />
die Erholung der Eltern gelingt umso<br />
besser, je mehr Spaß die Rasselbande<br />
hat. Umgekehrt gilt ebenso:<br />
Väter, die Landluft nicht mögen,<br />
<strong>und</strong> Mütter, die der See nichts abgewinnen<br />
können, sollten das nicht<br />
verheimlichen. Alternativen gibt<br />
es schließlich genug. Und zwar zu<br />
jeder Jahreszeit! Gerade Familien<br />
mit noch nicht schulpflichtigen Kindern<br />
nutzen gern die günstigeren<br />
Angebote außerhalb der Schulferien.<br />
Wenn Sie mögen <strong>und</strong> die Finanzen<br />
es erlauben, können Sie bei der Wahl<br />
des Reiseziels statt der Deutschlandkarte<br />
auch ruhig mal den Weltatlas<br />
zur Hand nehmen. Kinder sind oft<br />
flexibler, als man glaubt. Und Ferien<br />
können auf Mallorca oder auf den<br />
Malediven genauso kindgerecht<br />
gelingen wie an der Müritz. Allerdings<br />
sollten Sie Länder, für die eine<br />
Malaria prophylaxe nötig ist, aufgr<strong>und</strong><br />
der Risiken meiden. Weitere<br />
Auswahl kriterien für die Auslandsreise<br />
mit kleineren Kindern sind<br />
die medizinische Versorgung <strong>und</strong><br />
all gemeine Hygiene im Reiseland<br />
sowie Klima, Zeitverschiebung<br />
<strong>und</strong> Anreisedauer.<br />
Immer beliebter wird gerade bei<br />
Familien der kostengünstige „Haustausch“,<br />
zudem ist im Domizil der<br />
Tauschfamilie meist alles vorhanden.<br />
„So konnten alle Familienmitglieder<br />
ihre Urlaubs-Lieblingsmischung in<br />
vollen Zügen genießen: die Kleinen<br />
konnten nach Herzenslust spielen<br />
<strong>und</strong> im Wasser planschen, etwas<br />
Kultur, etwas Natur, etwas Sport<br />
<strong>und</strong> etwas ‚Gammeln‘ war für uns<br />
Große angesagt“, schwärmt Olaf<br />
(39 Jahre), der mit seiner Familie<br />
für kleines Geld in Frankreich war.<br />
Medien
68<br />
69<br />
Los geht’s!<br />
An das Ziel seiner Urlaubsträume<br />
kann man mit verschiedenen Verkehrsmitteln<br />
gelangen.<br />
Autoreise: Sie bietet meist reichlich<br />
Stauraum fürs Gepäck <strong>und</strong> zudem<br />
die Möglichkeit, bereits die Anreise<br />
zur Urlaubszeit zu machen. Warum<br />
nicht einfach mal zwei Tage anreisen<br />
<strong>und</strong> zwischendurch nett übernachten?<br />
Während der Fahrt sorgen<br />
regelmäßige Pausen für gute Laune<br />
<strong>und</strong> eine kinderfre<strong>und</strong>liche Raststätte<br />
mit Spielplatz für die notwendige<br />
Bewegung. Ein leckeres Picknick<br />
mit leichtem Proviant ist unterwegs<br />
eine willkommene Abwechslung <strong>und</strong><br />
zudem eine ges<strong>und</strong>e Alternative zu<br />
überteuerten Raststätten-Pommes.<br />
Suchen Sie sich dafür doch mal ein<br />
nettes Plätzchen abseits der Autobahn.<br />
Bei sommerlichen Temperaturen<br />
sollte Ihr Kind während der Fahrt<br />
keine Zugluft bekommen <strong>und</strong> nicht<br />
der prallen Sonne ausgesetzt sein.<br />
Zugreise: In der Eisenbahn können<br />
sich Eltern ihren Kindern ungestört<br />
widmen <strong>und</strong> auch mal mit ihnen von<br />
Waggon zu Waggon wandern oder<br />
den Speisewagen aufsuchen. Komfortabel<br />
reist die Familie im Mutter-<br />
Kind-Abteil (rechtzeitig buchen), in<br />
Deutschland fahren Kinder bis zum<br />
14. Lebensjahr in Begleitung der<br />
Eltern oder Großeltern umsonst mit.<br />
Flugreise: Mit ihr sind weite Entfernungen<br />
trotz Wartezeit am Flughafen<br />
rasch zu überbrücken. Den<br />
Druck bei Start <strong>und</strong> Landung können<br />
Sie bei Ihrem Nachwuchs mit Schnuller<br />
<strong>und</strong> Fläschchen ausgleichen,<br />
bei älteren Kindern mit Kaugummi.<br />
Kleiden Sie Ihr Kind für den Flug<br />
nach dem „Zwiebelprinzip“, so kann<br />
es sich schnell dem klimatisierten<br />
Flieger <strong>und</strong> der Wärme am Ankunftsort<br />
anpassen. Erk<strong>und</strong>igen Sie sich<br />
unbedingt vor Reiseantritt über sinnvolle<br />
Sitzplätze <strong>und</strong> das Mitführen<br />
von Flüssigkeiten! Für kleine Fluggäste<br />
kann man ein spezielles<br />
Kindermenü bei der Airline bestellen,<br />
es wird auch vorweg serviert.<br />
Für alle Verkehrsmittel gilt: Achten<br />
Sie während der Anreise unbedingt<br />
darauf, dass Ihr Kind immer ausreichend<br />
trinkt. Denn Kinder dehydrieren<br />
viel schneller als Erwachsene.<br />
Außerdem möchten kleine Knirpse<br />
beschäftigt werden, lange still zu<br />
sitzen fällt ihnen nun mal schwer. Ins<br />
Handgepäck kommen also Bilderbücher,<br />
ein paar Malutensilien <strong>und</strong><br />
altersgerechte Reisespiele. Mit<br />
einem CD- oder MP3-Player kann<br />
der Nachwuchs über Kopfhörer<br />
Geschichten oder Musik hören.<br />
Und wann haben Sie das letzte Mal<br />
„Koffer packen“ oder „Ich sehe<br />
was, was du nicht siehst“ gespielt?<br />
Endlich da!<br />
Wohlbehalten am Urlaubsziel an gekommen,<br />
ist für Groß <strong>und</strong> Klein erst<br />
mal alles neu <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />
vieles fremd: das Feriendomizil, die<br />
Unterbringung, der Ort, die Landschaft,<br />
die Menschen, die Sprache,<br />
das Essen. Um in fremden Ländern<br />
Montezumas Rache vorzu beugen,<br />
hilft vom ersten Tag an die altbewährte<br />
Weltenbummler-Regel<br />
gegen Durchfall: Koch es, schäl es –<br />
oder vergiss es! Mit ein wenig Zeit<br />
zum Eingewöhnen <strong>und</strong> dem sicheren<br />
Gefühl, dass Mama <strong>und</strong> Papa<br />
da sind, kommen auch kleine Kinder<br />
in der Regel gut mit einem neuen<br />
Umfeld klar. Und Eltern erholen sich<br />
erfahrungsgemäß auch besser,<br />
wenn im Urlaub vieles anders ist<br />
als daheim.<br />
Das Reiseziel zu erk<strong>und</strong>en ist für alle<br />
spannend – doch mit Kinderaugen<br />
kann es doppelt so viel Spaß machen,<br />
wenn man sich auf ihren Blickwinkel<br />
einlässt. Mal ehrlich: Würden<br />
Sie ohne die kleinen neugierigen<br />
Entdecker an Ihrer Seite jemals flauschige<br />
Küken streicheln, bunte Steine<br />
sammeln oder Sandburgen bauen?<br />
Nicht nur der australische Familientherapeut<br />
Steve Biddulph appelliert<br />
an Mütter <strong>und</strong> Väter: „Erleben <strong>und</strong><br />
genießen Sie die freie Zeit gemeinsam!<br />
Zeigen Sie Ihrem Kind, wie<br />
gern Sie mit ihm zusammen sind.“ 1<br />
Aber wie schon erwähnt: Auch<br />
Eltern dürfen im Urlaub Wünsche<br />
haben <strong>und</strong> sie sich auch erfüllen.<br />
Ist man nur mit der eigenen Familie<br />
unterwegs, können Mutter <strong>und</strong><br />
Vater abwechselnd auch mal etwas<br />
allein mit den Kindern unternehmen,<br />
während das andere Elternteil<br />
genau das tut, was das Herz begehrt.<br />
Oder Sie knüpfen am Urlaubsort<br />
neue Kontakte. Mit Kindern<br />
geht das oft kinderleicht, sie finden<br />
schnell neue Spielkameraden.<br />
Manchmal profitieren davon dann<br />
auch die Eltern.<br />
1<br />
Biddulph, St.: Das Geheimnis glücklicher Kinder,<br />
München 2000.<br />
Sonnenschutz<br />
Kinder lieben sonnige Sommertage. Aber gerade die<br />
dünne <strong>und</strong> empfindliche Kinderhaut muss gut gegen<br />
die schädlichen UV-Strahlen geschützt werden. Am<br />
einfachsten gelingt das an schattigen Plätzen <strong>und</strong> mit<br />
ge eigneter Bekleidung: lange, weite Hosen, Hemden<br />
oder T-Shirts mit langen Ärmeln sowie leichte Stoffschuhe.<br />
Dunklere <strong>und</strong> dicht gewebte Stoffe lassen weniger<br />
schädigendes UV-Licht durch als hellere. Ebenfalls<br />
dazu gehören auch eine Kopfbedeckung (beispielsweise<br />
eine Schirmmütze mit Nackenschutz) sowie eine gute<br />
Son nenbrille mit UV-Schutz (UV400).<br />
Und: Auf jede ungeschützte Hautstelle gehört, je nach<br />
UV-Index, bereits im Frühjahr Sonnenschutzcreme<br />
(UV-Schutzmittel). Der UV-Index ist der Wert, der die<br />
Intensität der UV-Strahlung für jeden einzelnen Tag<br />
beschreibt (www.uv-index.de).<br />
Schützen Sie Nase, Ohren <strong>und</strong> Lippen Ihres Kindes<br />
besonders. Am besten cremen Sie es eine halbe St<strong>und</strong>e<br />
vor dem Hinausgehen ausreichend ein.<br />
UV-Schutzmittel für Kinder sollten wasserfest <strong>und</strong> gut<br />
verträglich sein sowie mindestens einen Lichtschutzfaktor<br />
von 30 aufweisen. Mit 30er Sonnenschutzcreme<br />
ist die kindliche Haut 30-mal länger vor Sonnenbrand<br />
aufgr<strong>und</strong> UVB-Strahlen geschützt als ohne UV-Schutzmittel.<br />
Zusätzlich muss das Produkt einen UVA-Schutz<br />
bieten. Das ent sprechende Symbol auf der Flasche ist<br />
ein Kreis mit den Buch staben UVA.<br />
Bei Ihrer BARMER GEK Geschäftsstelle oder unter<br />
www.barmer-gek.de erhalten Sie umfangreiche Informationen<br />
r<strong>und</strong> um das Thema UV-Schutz.<br />
Regentag<br />
Dicke Pampe pitsche, patsche<br />
klatscht als dicke Kleckermatsche<br />
patsch – ins Loch der Mauerritze<br />
– <strong>und</strong> auch an die Nasenspitze.<br />
Macht nix, ruft das <strong>ICHbinICH</strong><br />
<strong>und</strong> lacht sich fast kringelig.<br />
Das ist endlich der Beweis:<br />
Bin ein toller Naseweis!<br />
Urlaub<br />
Urlaub
70<br />
71<br />
Stichwortverzeichnis<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />
A<br />
Alltag ab 54<br />
Antibiotikum 42<br />
Ausflüge 47<br />
Alleinerziehend 54<br />
B<br />
Bauchschmerzen 42<br />
Bewegung 36, 47, 49, 66<br />
E<br />
Eltern 6<br />
Elternges<strong>und</strong>heit 23<br />
Entwicklung ab 8<br />
Erbrechen 42<br />
Erfahrungen von Eltern ab 59<br />
Ernährung ab 31<br />
Erste Hilfe 51<br />
Erziehung ab 52<br />
F<br />
Familie 5<br />
Fernsehen 66<br />
Fieber 42<br />
Förderung 21<br />
Früherkennung 37<br />
Füße 11<br />
H<br />
Halsschmerzen 43<br />
Handy 66<br />
Hausapotheke 43<br />
Husten 43<br />
I<br />
Impfungen 38<br />
<strong>ICHbinICH</strong>-Reime 3, 7, 9, 16, 27,<br />
33, 50, 57, 69<br />
K<br />
Kinderarzt 40<br />
Kinderschuhe 11<br />
Konsequente Erziehung 19<br />
Kindergarten ab 24<br />
Kinderzimmer 46<br />
Kochen mit Kindern 34<br />
Krankenhaus 40, 41<br />
Kinderkrankheiten (häufig) 42, 43<br />
Kreativität 64<br />
Klaps 58<br />
L<br />
Läuse 29<br />
Lesen 65<br />
R<br />
Rezepte ab 34<br />
S<br />
Sauberkeitserziehung 13<br />
Schlaf 17<br />
Scharlach 42<br />
Schnupfen 43<br />
Selbstbehandlung 43<br />
Sicherheit 49<br />
Sonnenschutz 69<br />
Spielzeug ab 63<br />
Sprechen mit Kindern ab 56<br />
Strafe 58<br />
Spaziergang 48<br />
T<br />
Trotzphase 15<br />
U<br />
Übergewicht 36<br />
Urlaub mit Kind ab 67<br />
V<br />
Vergiftung 51<br />
Vorsorge 37<br />
Kostenlose Broschüren<br />
der BARMER GEK<br />
■ Für Kinder kochen<br />
Die besten Tipps für eilige Eltern<br />
■ Gut essen in der Kita<br />
Checkliste<br />
■ Kinderm<strong>und</strong> – zahnges<strong>und</strong><br />
■ Noch vor dem ersten Zahn<br />
… zum Thema Impfungen<br />
n Hirte, M.: Impfen – Pro <strong>und</strong> Contra.<br />
Das Handbuch für die individuelle<br />
Impfentscheidung.<br />
München 2005<br />
n Goebel, W.: Schutzimpfungen<br />
selbst verantwortet. Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für eigene Entscheidungen.<br />
Stuttgart 2006<br />
n Datenbank über Verdachtsfälle<br />
auf Impfkomplikationen<br />
www.pei.de/db-verdachtsfaelle<br />
n Berufsverband der Kinder<strong>und</strong><br />
Jugendärzte<br />
www.kinderaerzte-im-netz.de<br />
n Verein „Ärzte für individuelle<br />
Impfentscheidung“<br />
www.individuelle-impfempfehlung.<br />
de<br />
… zum Thema Kinderges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Sicherheit<br />
n Brehmer, G.: Aus der Praxis einer<br />
Kinderärztin. Sanfte Heilmethoden.<br />
Ernährung <strong>und</strong> Pflege.<br />
Die richtige Behandlung.<br />
Hamburg 2007<br />
n Stellmann, M.: Kinderkrankheiten<br />
natürlich behandeln.<br />
München 2004<br />
n B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aufklärung (BZgA)<br />
Eine Informationsbroschüre<br />
Kopfläuse … was tun?<br />
Zu beziehen über www.bzga.de<br />
■ Verlagsreihe OberstBrink:<br />
Elternratgeber Kinderkrankheiten<br />
■ Verlagsreihe OberstBrink:<br />
Im Notfall: Schnelle Hilfe für Ihr<br />
Kind<br />
■ Informationen zum Thema<br />
Glasbruch finden Sie unter<br />
www.bzga.de<br />
■ www.kinderfuesse.com<br />
■ Dr. W. Kinz:<br />
Kinderfüße – Kinderschuhe<br />
■ www.oekotest.de<br />
■ www.eu-info.de<br />
■ www.uv-index.de<br />
■ Largo, R. H.: Kinderjahre.<br />
Verlag Piper<br />
G<br />
Grippe 42<br />
Gefahren 49<br />
Gewalt gegen Kinder 58<br />
M<br />
Musik 65<br />
O<br />
Ohrenschmerzen 43<br />
w<br />
Wohnung mit Kind 45<br />
Z<br />
Zähne 33<br />
BARMER GEK Broschüren<br />
können Sie über Ihre<br />
Geschäftsstelle oder unter<br />
www.barmer-gek.de<br />
beziehen.<br />
› Alle Internetlinks wurden zuletzt am 30.6.2011 abgerufen.<br />
Stichwortverzeichnis<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links
72<br />
73<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />
Die Giftnotrufzentralen in<br />
Deutschland<br />
■ Berlin: 030-19240<br />
■ Bonn: 0228-19240<br />
■ Erfurt (für Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
<strong>und</strong> Thüringen): 0361-730 730<br />
■ Freiburg: 0761-19240<br />
■ Göttingen (für Bremen, Hamburg,<br />
Niedersachsen <strong>und</strong> Schleswig-<br />
Holstein): 0551-19240<br />
■ Homburg (Saar): 06841-19240<br />
■ Mainz (für Hessen <strong>und</strong> Rheinland-<br />
Pfalz): 06131-19240<br />
■ München: 089-19240<br />
… zum Thema Ernährung<br />
■ Bärenstarke Kinderkost.<br />
Einfach, schnell <strong>und</strong> lecker.<br />
Hrsg.: Verbraucherzentrale NRW<br />
Düsseldorf 2009<br />
www.vz-ratgeber.de<br />
■ Mahlzeit Kinder!<br />
Hrsg.: Verbraucherzentrale NRW<br />
Düsseldorf 2009<br />
www.vz-ratgeber.de<br />
■ www.aid.de<br />
■ www.familienhandbuch.de<br />
… zum Thema Kinderbetreuung<br />
<strong>und</strong> Erziehung<br />
■ Verband alleinerziehender Mütter<br />
<strong>und</strong> Väter e.V.: Tipps <strong>und</strong> Informationen,<br />
Ausgabe 19, 2010.<br />
■ B<strong>und</strong> alleinerziehender Mütter<br />
<strong>und</strong> Väter: www.vamv.de<br />
■ Deutscher Kinderschutzb<strong>und</strong>:<br />
www.dksb.de<br />
… zum Thema Urlaub<br />
■ www.bauernhofurlaub.de<br />
gibt deutschlandweit einen Überblick<br />
über r<strong>und</strong> 1.500 Ferienhöfe.<br />
■ www.haustausch.de<br />
informiert über Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Erfahrungen dieser Urlaubsform.<br />
■ www.urlaub-mit-sammy.de<br />
… zum Thema Sicherheit im<br />
Straßenverkehr<br />
n Deutscher Verkehrssicherheitsbeirat:<br />
Sicher unterwegs.<br />
Wie Sie Ihr Kind fit machen<br />
für den Straßenverkehr.<br />
Eine Informationsbroschüre für<br />
Eltern von Kindern bis zu drei<br />
Jahren. Zu beziehen über<br />
Deutscher Verkehrssicherheitsbeirat<br />
53225 Bonn<br />
www.dvr.de<br />
… wenn Mütter wieder arbeiten<br />
… zum Thema Kinderbücher<br />
(mit Altersempfehlung)<br />
■ Carle, E.: Die kleine Raupe<br />
Nimmersatt<br />
ab 18 Monate<br />
■ Cave, K., Riddell Ch.:<br />
Irgendwie Anders<br />
ab vier Jahre<br />
■ Hänel, W.: Ein Huhn haut ab<br />
ab drei Jahre<br />
■ Holzwarth, W., Erlbruch, W.:<br />
Vom kleinen Maulwurf, der<br />
wissen wollte, wer ihm auf den<br />
Kopf gemacht hat.<br />
ab vier Jahre<br />
■ Lionni, L.: Frederick<br />
ab 36 Monate<br />
Informationen über die Inhalte einiger<br />
Kindergartenkonzepte bieten die<br />
Internetseiten der entsprechenden<br />
B<strong>und</strong>es- oder Dachverbände<br />
unter folgenden Adressen im Web:<br />
■ www.montessori-deutschland.de<br />
■ www.waldorfkindergarten.de<br />
■ www.dialogreggio.de<br />
■ www.waldkinder.de<br />
ist ein Internetreiseführer von<br />
Familien für Familien.<br />
■ www.single-kind.de<br />
hat mit 60 Reiseveranstaltern<br />
Single-mit-Kind-Reisen zusammengestellt.<br />
■ www.mit-kindern-reisen.de<br />
hält für Eltern viele Tipps bereit.<br />
n Schnurbein, B.; Spraul, B.: So<br />
schaff’ ich es!<br />
Leipzig 2003<br />
n Nussbaum, C.: Familienalltag sicher<br />
im Griff.<br />
München 2005<br />
n Verband berufstätiger Mütter, vbm<br />
www.berufstaetige-muetter.de<br />
■ Lionni, L.: Swimmy<br />
ab 36 Monate<br />
■ Lobe, M., Weigel S.:<br />
Das Kleine Ich bin Ich<br />
ab drei Jahre<br />
■ Moost, N., Rudolph A.:<br />
Alles meins! Oder 10 Tricks,<br />
wie man alles kriegen kann<br />
ab 36 Monate<br />
■ Till, B.:<br />
Kinder brauchen böse Eltern<br />
München 2006<br />
■ McKee, D.: Du hast angefangen!<br />
Nein du!<br />
ab vier Jahre<br />
■ Prekop, J., Hüther, G.: Auf<br />
Schatzsuche bei unseren Kindern<br />
■ McKee, D.: Elmar<br />
ab 36 Monate<br />
Kösel-Verlag, München 2006<br />
■ Pfister, M.: Der Regenbogenfisch<br />
ab vier Jahre<br />
■ Schreiber-Wicke, E., Holland, C.:<br />
Als die Raben noch bunt waren<br />
ab vier Jahre<br />
■ Sendak, M.: Wo die wilden Kerle<br />
wohnen<br />
ab 36 Monate<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links<br />
Bücher, Adressen <strong>und</strong> Links
74<br />
Anzeige<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
BARMER GEK<br />
42271 Wuppertal<br />
Konzept <strong>und</strong> Redaktion<br />
Petra Kellermann-Mühlhoff<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Patienteninformation<br />
BARMER GEK<br />
Konzept <strong>und</strong> Texte<br />
Swaantje Düsenberg,<br />
Fachjournalistin, Hannover<br />
Medizinische Beratung<br />
Manja Breisach, Fachärztin für<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizin,<br />
München<br />
Illustration<br />
Ariane Rudolph, Wuppertal<br />
Gestaltung<br />
peuserdesign.de<br />
Fotos<br />
gettyimages: S. 1 Photodisc, Michele<br />
Westmorland | S. 4 Flickr, Doug<br />
Schneider Photography | S. 5 Cultura,<br />
Juice Images | S. 8 Digital Vision,<br />
Kraig Scarbinsky | S. 10 Antenna |<br />
S. 11 Digital Vision, AE Pictures Inc. |<br />
S. 12 Photodisc, Marc Romanelli |<br />
S. 14 Flickr, Bonita Cooke | S. 15 Photodisc,<br />
Beverly Logan | S. 18 OJO<br />
Images, Adam Gault | S. 19 Brand X<br />
Pictures, Christina Kennedy | S. 20<br />
Photodisc, Steven Puetzer | S. 22 Robert<br />
Niedring | S. 23 Clandestini |<br />
S. 24 Image Source | S. 25 Flickr,<br />
Siobhan Connally | S. 30 Comstock<br />
Images, Jupiterimages | S. 40 Ed<br />
Bock | S. 41 Paul Hudson | S. 44<br />
Image Source | S. 46 Photo-grapher's<br />
Choice RF, Mieke Dalle | S. 49 Stockbyte,<br />
RK Studio/Dean Sanderson |<br />
S. 52 Westend61 | S. 54 Photographer's<br />
Choice RF, Tom Grill | S. 60<br />
Flickr, Siobhan Connally | S. 61 Flickr,<br />
Robert Nystrom | S. 62 STOCK4B |<br />
S. 63 Tetra Images | S. 64 Stockbyte,<br />
Meredith Heuer | S. 65 Eric Audras |<br />
S. 66 Flickr, Dave G Kelly | S. 67<br />
Comstock Images, Comstock<br />
Alle Angaben wurden sorgfältig<br />
zusammengetragen <strong>und</strong> geprüft.<br />
Dennoch ist es möglich, dass Inhalte<br />
nicht mehr aktuell sind. Bitte haben<br />
Sie deshalb Verständnis, dass wir für<br />
die Vollständigkeit <strong>und</strong> Richtigkeit<br />
des Inhalts keine Gewähr übernehmen<br />
können. Für Anregungen <strong>und</strong><br />
Hinweise sind wir stets dankbar.<br />
© BARMER GEK<br />
Stand Juli 2011<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Von klein auf alles paletti<br />
Die Welt, die Kinder entdecken, wächst mit jedem Lebensjahr. Fast alles<br />
weckt ihr Interesse <strong>und</strong> sie lernen voller Freude <strong>und</strong> Begeisterung täg -<br />
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■ 2. Beim Arzt <strong>und</strong> Heilpraktiker: Erweiterte Behandlungsmöglich -<br />
kei ten durch alternative Medizin, z. B. Akupunktur <strong>und</strong> Eigenblutbehandlung.<br />
Besonderes Plus: Leistungen für Brillen <strong>und</strong> Kontaktlinsen.<br />
■ 3. Zähne <strong>und</strong> Kieferorthopädie: Geringerer Eigenanteil bei Zahn ersatz<br />
(z. B. Kronen), Inlays <strong>und</strong> Implantaten – auch Mehrkosten bei Kieferorthopädie<br />
sind versichert (z. B. professionelle Zahnreinigung, Spezial-Brackets).<br />
■ 4. Vorsorgeuntersuchungen: Für mehr Sicherheit: Krankheiten früh<br />
er kennen. Sie erhalten jeweils einen Zuschuss von 50 Euro für die<br />
U 10 (7. bis 8.), U 11 (9. bis 10.) <strong>und</strong> J 2 (16. bis 17. Lebensjahr).<br />
Die K<strong>und</strong>enberaterinnen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en -<br />
be rater der HUK-COBURG-Kranken -<br />
ver si cherung beraten Sie montags bis<br />
freitags zwischen 7 <strong>und</strong> 20 Uhr, auch<br />
zu weite ren Zusatzversicherungen. Oder<br />
Sie informieren sich im Internet unter:<br />
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› Nur 19,97 Euro pro Monat –<br />
exklusiv für BARMER GEK Versicherte<br />
* 6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, bei Anrufen aus Mobilfunknetzen maximal<br />
42 Cent pro Minute bei Abrechnung im 60-Sek<strong>und</strong>en-Takt.<br />
Impressum
Zwischen dem 18. Lebensmonat <strong>und</strong> dem 5. Geburtstag<br />
entwickelt sich Ihr Kind in Riesenschritten <strong>und</strong> erobert<br />
sich auch seinen Platz im Kindergarten. Es braucht Sie<br />
als Eltern stets an seiner Seite, damit es in umfassender<br />
körperlicher, seelischer <strong>und</strong> geistiger Ges<strong>und</strong>heit aufwachsen<br />
kann. Dafür wird es Sie jeden Tag neu mit<br />
w<strong>und</strong>ervollen Momenten beschenken.<br />
Damit Sie sich sicher <strong>und</strong> gelassen um das Wohl Ihres<br />
Kindes kümmern können, informiert Sie diese Broschüre<br />
der BARMER GEK über Entwicklungsverläufe <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aspekte, stellt wichtige Erkenntnisse allgemein<br />
verständlich dar, gibt viele Tipps <strong>und</strong> Anregungen<br />
<strong>und</strong> diskutiert auch Erziehungsfragen <strong>und</strong> Alltagsprobleme.<br />
Bei allen Themen kommen nicht nur Experten,<br />
sondern auch Mütter <strong>und</strong> Väter selbst zu Wort. Denn<br />
gerade Eltern können mit ihrem Erfahrungswissen <strong>und</strong><br />
ihren Lösungsansätzen andere Eltern stark machen –<br />
frei nach dem Motto: Starke Kinder haben starke Eltern!<br />
60231 0711