ICHbinICH und DUbistDU
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Wie die Eltern<br />
Bis zum 3. Geburtstag steht Sortieren auf der Tagesordnung. Ihr Kind sortiert nun wie<br />
ein Weltmeister: Gabel zu Gabel, Löffel zu Löffel, groß zu groß, Rot zu Rot. Schließlich<br />
braucht die Welt eine Ordnung!<br />
› Ein Kind in der „Trotzphase“<br />
empfinden viele Eltern als „bockig<br />
wie ein störrischer Esel“, „stur“<br />
<strong>und</strong> „nichts <strong>und</strong> niemandem mehr<br />
zugänglich“.<br />
Der Sortiereifer entsteht auch durch<br />
die schärfer werdende Beobachtungsgabe<br />
Ihres Kindes. Es „lernt“<br />
auch häusliche Szenen <strong>und</strong> beginnt,<br />
diese im Rollenspiel darzustellen.<br />
Das Kind spielt die Wirklichkeit, so<br />
wie es sie erlebt, realistisch nach.<br />
So manche Eltern können sich dabei<br />
„erwischt“ fühlen, wenn ihr Kind<br />
beim „Telefonieren“ sogar den richtigen<br />
Tonfall <strong>und</strong> die täuschend<br />
echte Körperhaltung <strong>und</strong> Mimik des<br />
Papas trifft. Und da es jetzt auch<br />
mit seinem Kuscheltier spricht, sind<br />
auch hier Parallelen zu elterlichem<br />
Verhalten nicht ausgeschlossen …<br />
Die Geschicklichkeit Ihres Kindes ist<br />
jetzt schon ziemlich ausgeprägt.<br />
Falten Sie doch mal Papier mit ihm<br />
oder stecken Sie Perlen mit ihm auf<br />
einen Draht – Sie werden staunen,<br />
wie gut Ihr Kind das wahrscheinlich<br />
schon kann. Auch die Körperbeherrschung<br />
Ihres Kindes ist viel weiter<br />
vorangeschritten, beispielsweise versucht<br />
es sich jetzt schon im Zehenballenlauf<br />
<strong>und</strong> kann natürlich flitzen<br />
wie ein Olympiasieger!<br />
Auch der weiter wachsende Wortschatz<br />
geht ihm immer geschmeidiger<br />
über die Zunge, selbst so<br />
schwierige Laute wie z oder x. Probieren<br />
Sie doch mal mit Ihrem Kind<br />
den Spruch „Kennst du ein Wort<br />
mit X – ich glaube fast, da gibt es<br />
nix!“ Das wichtige Wort ICH ist jetzt<br />
übrigens auch wichtiger Teil seines<br />
aktiven Wortschatzes.<br />
Das Kind spricht jetzt<br />
auch gerne mit seinem<br />
Kuscheltier – w<strong>und</strong>ern<br />
Sie sich nicht, wenn<br />
Sie dabei Parallelen zu<br />
Ihrem eigenen Verhalten<br />
wiederfinden …<br />
Gleichzeitig reift auch das Wortverständnis.<br />
Dass es nun kleine Aufträge<br />
für Sie erfüllt oder Sie gern<br />
zum Lachen bringt, hängt ebenfalls<br />
damit zusammen. Ihr Kind versteht<br />
immer mehr, freut sich daran <strong>und</strong><br />
will noch mehr wissen. Es fragt <strong>und</strong><br />
fragt, was zu interessanten Gesprächen<br />
führt, auch über Gefühle: Die<br />
Warum-Phase ist in vollem Gange.<br />
Und die Trotzphase übrigens auch.<br />
Großes Interesse hat Ihr Kind jetzt<br />
auch an seinem eigenen Körper <strong>und</strong><br />
dem der anderen. Es kann auch mit<br />
Doktorspielen seinem Forschereifer<br />
nachgehen <strong>und</strong> sich selbst befriedigen.<br />
Das ist immer ein ges<strong>und</strong>es<br />
Zeichen für ein gutes Verhältnis zum<br />
Körper <strong>und</strong> zur Sexualität <strong>und</strong> sollte<br />
Sie nicht unsicher machen. Im<br />
Gegenteil: Eltern, die dem Verhalten<br />
des Kindes ohne Schamgefühle oder<br />
Abwertung begegnen <strong>und</strong> unbefangen<br />
mit ihm über den menschlichen<br />
Körper <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Gefühle sprechen, legen den Gr<strong>und</strong>stein<br />
für die spätere erfüllende Sexualität<br />
ihres Kindes.<br />
Vorlieben<br />
Ihr Kind schätzt nun die Gesellschaft<br />
anderer Spielkameraden sehr. Das<br />
ist kein W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> entspricht dem<br />
Entwicklungsstand seiner Reife –<br />
schließlich geht es ja auf seinen<br />
3. Geburtstag <strong>und</strong> damit auf seine<br />
Kindergartenzeit zu. Wenn also<br />
kleine Fre<strong>und</strong>e bei Ihnen zu Besuch<br />
sind, könnte es sein, dass sie wie<br />
Fröschchen durch die Wohnung<br />
springen oder wie ein Löwe um die<br />
Ecke schleichen. In diesem Alter<br />
sind Kinder von Tieren nämlich besonders<br />
fasziniert. Bei diesem Spiel<br />
können die Kleinen auch schon<br />
ganz prima die Regel einhalten:<br />
Erst kommt der eine dran, so lange<br />
warte ich, <strong>und</strong> dann komme ich<br />
selbst dran.<br />
› „Was bist du nur für ein Trotzkopf?!“<br />
Die Bezeichnung „Trotzphase“ für ein bestimmtes kindliches<br />
Verhalten zwischen dem 2. <strong>und</strong> 4. Lebensjahr ist<br />
irgendwie ärgerlich. Denn das Kind trotzt ja nicht den<br />
Eltern, sondern erkennt zunächst nur seinen eigenen<br />
Willen. Es versucht ihn auszudrücken <strong>und</strong> will selbstständiger<br />
werden. Das sind wichtige Entwicklungsaufgaben,<br />
die nicht über Nacht gelingen. Und es muss auch erst<br />
lernen, mit seinen heftigen Gefühlen fertig zu werden,<br />
wenn gerade erst entdeckte Wünsche <strong>und</strong> Ziele nicht<br />
Wirklichkeit werden.<br />
Es regnet. Julian (2 Jahre) will nicht nach draußen. Er will<br />
auch keine Regenjacke anziehen <strong>und</strong> schon gar nicht mit<br />
Mama einkaufen gehen. Wenn er jetzt doch nur sagen<br />
könnte: „Liebe Mama, ich spiele doch grade so schön mit<br />
den Bauklötzen <strong>und</strong> muss jetzt dringend einen Riesenturm<br />
bauen. Wir können doch nachher zusammen einkaufen<br />
gehen, okay? Außerdem regnet es so doll. Findest<br />
du es in meinem Zimmer nicht auch viel gemütlicher?!“.<br />
Aber Julians Wortschatz reicht dafür natürlich nicht aus<br />
<strong>und</strong> er kann für sich auch noch keine Handlungsalternative<br />
entwickeln. Deshalb schmeißt sich der Junge wutentbrannt<br />
auf den Boden, als die Mutter ihn in die<br />
Regensjacke stecken will, tritt um sich <strong>und</strong> schreit wie am<br />
Spieß. Da wird die Mutter böse. „Jetzt ist aber Schluss,<br />
mein Fre<strong>und</strong>chen! Mach bloß kein Theater <strong>und</strong> führ dich<br />
hier nicht wie ein wilder Affe auf!“<br />
Ein Kind in der „Trotzphase“ empfinden viele Eltern als<br />
„bockig wie ein störrischer Esel“, „stur“ <strong>und</strong> „nichts <strong>und</strong><br />
niemandem mehr zugänglich“. Tendenziell stimmt das<br />
auch. Denn in diesen Momenten trotzt das Kind der Gefahr,<br />
die seinen eigenen Willen <strong>und</strong> seine Selbstständigkeit<br />
bedroht. Das kann auch ein elterliches „Nein“ sein.<br />
Solche Wutknoten-Szenarien sind für Mütter <strong>und</strong> Väter<br />
anstrengend <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit zuweilen sogar<br />
peinlich. Aber eigentlich sollten sich Eltern darüber freuen,<br />
denn so signalisiert das Kind: Mein Wille ist erwacht!<br />
Entwicklungspsychologen nennen das „Autonomiephase“.<br />
Mit wachsender Sprachfähigkeit <strong>und</strong> steigendem<br />
Vorstellungsvermögen wird das Kind lernen, seine<br />
Wünsche auszudrücken, seine Frustrationsgrenze zu erweitern<br />
<strong>und</strong> sich angemessen abzugrenzen.<br />
Für diesen Weg in die Selbstständigkeit brauchen gerade<br />
„Trotzköpfchen“ die liebevolle Unterstützung ihrer Eltern.<br />
Besonders liebevoll unterstützen Sie Ihr „Trotzköpfchen“,<br />
wenn Sie ihm in „Ich will aber“-Situationen erst mal zurückmelden:<br />
Ja, ich habe dich verstanden – du möchtest<br />
lieber dies oder das tun. Erklären Sie dann kurz <strong>und</strong> klar,<br />
warum das jetzt nicht geht. Jeder Mensch kann nämlich<br />
un populäre Entscheidungen leichter akzeptieren, wenn<br />
er den Gr<strong>und</strong> kennt. Lassen Sie Ihr Kind in seiner nun folgenden<br />
Enttäuschung aber nicht allein, sondern zeigen<br />
Sie ihm jetzt eine Alternative auf. Zum Beispiel: „Erst<br />
gehen wir zusammen einkaufen, dafür bauen wir danach<br />
zusammen einen Turm.“ Oder: „Nein, die Schokolade<br />
kaufe ich dir nicht, aber dafür darfst heute du an der<br />
Kasse bezahlen.“ Beschließen Sie die Lösung möglichst<br />
mit Ihrem Kind gemeinsam, so fühlt es sich ernst genommen,<br />
spürt Selbstwirksamkeit <strong>und</strong> lernt „nebenbei“<br />
Demokratie.<br />
› 31. bis 36. Monat<br />
› 31. bis 36. Monat