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ICHbinICH und DUbistDU

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Mit Augenmaß<br />

„U“ wie „Unbedingt“<br />

Korinna Bächer ist Ärztin <strong>und</strong> Kindertherapeutin<br />

im Kinderschutz-<br />

Zentrum Köln. Hier spricht sie über<br />

„dicke“ Kinder.<br />

Immer öfter ist zu lesen, dass<br />

Deutschlands Kinder pummeliger<br />

werden.<br />

› Bächer: Ja, statistisch gesehen gibt<br />

es immer mehr dicke Kinder. Das<br />

haben zum Beispiel auch die jüngsten<br />

Einschulungsuntersuchungen in<br />

Köln gezeigt, gerade in Stadtteilen<br />

mit vielen mehrfach belasteten Familien.<br />

Andererseits ist interessant,<br />

dass es in den sogenannten „Nobelstadtteilen“<br />

inzwischen einen<br />

deut lichen Anteil von richtig untergewichtigen<br />

Kindern gibt! Aber die<br />

Klage der Medien über immer mehr<br />

dicke Kinder hilft weder einem<br />

betroffenen Kind noch der Familie<br />

weiter. Im Gegenteil: Dick sein wird<br />

dadurch noch verwerflicher <strong>und</strong><br />

vielleicht auch be schämender. Auch<br />

für die Eltern. Viele sagen sich dann:<br />

Ich kenne doch die Risiken von<br />

Übergewicht – warum schaffe ich<br />

es nicht, dass mein Kind abnimmt?!<br />

Hier sprechen Sie die Risiken im<br />

Hinblick auf die Langzeitfolgen von<br />

Übergewicht an.<br />

› Bächer: Ja. Allerdings beziehen<br />

sich hier die meisten Untersuchungen<br />

auf Patienten mit massivem<br />

Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie<br />

auf den Ausbruch von Zivilisationskrankheiten.<br />

Die These, dass ein<br />

Gewicht, das leicht über der „Norm“<br />

liegt, die Lebenserwartung verkürzt,<br />

ist inzwischen wissenschaftlich<br />

nicht mehr haltbar. Übrigens kann<br />

Gewichts abnahme nicht das Ziel<br />

sein, wenn Kinder nur etwas pummeliger<br />

sind. Und die meisten Spezialdiäten<br />

sind für sie auch gar nicht<br />

geeignet. Eltern sollten vielmehr darauf<br />

achten, dass das Kind nicht noch<br />

mehr zunimmt – im Rahmen des<br />

Längenwachstums streckt sich der<br />

Körper dann oft ganz von selbst.<br />

Jedenfalls ist Übergewicht bei<br />

Kindern nicht ges<strong>und</strong>.<br />

› Bächer: Das stimmt. Aber wir sollten<br />

auch mit dem Begriff „Übergewicht“<br />

maßvoll umgehen. Sehen Sie,<br />

viele Kinder durchlaufen Entwicklungsphasen,<br />

in denen ihr Gewicht<br />

zeitweise über der statistisch definierten<br />

„Norm“ liegt. Sie wachsen<br />

oft abwechselnd in die Breite <strong>und</strong> in<br />

die Höhe <strong>und</strong> wirken dann entsprechend<br />

mal pummelig, mal schlaksig.<br />

Ihre endgültige Körperform zeigt<br />

sich erst nach der Pubertät. Deshalb<br />

sollten Eltern mit der Kinderärztin<br />

bzw. mit dem Kinderarzt besprechen,<br />

wie das Gewicht ihres Kindes<br />

in der Gesamtentwicklung einzuschätzen<br />

ist. Vor allem ist es sinnvoll,<br />

auf eine vernünftige Ernährung<br />

der gesamten Familie zu achten,<br />

was auch das Klima am Familientisch<br />

mit einschließt. Und ganz wichtig:<br />

Ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> ausreichende<br />

Bewegung gehören zusammen –<br />

<strong>und</strong> zwar bei allen Familienmitgliedern.<br />

Dann müssen sich Eltern also<br />

nicht verrückt machen, wenn ihr<br />

Kind etwas über der Norm liegt?<br />

› Bächer: Auf keinen Fall! Sich<br />

verrückt zu machen ist nie ratsam.<br />

Eltern brauchen Augenmaß, damit<br />

nicht schon ein Kilo mehr Krankheitswert<br />

bekommt. Sonst vergleicht<br />

sich das Kind dann später vielleicht<br />

nur noch mit den dünnen Models<br />

unserer Zeit, was wiederum Essstörungen<br />

auslösen kann.<br />

Aber ist es nicht eine Tatsache,<br />

dass dicke Kinder später häufiger<br />

unter psychischen Störungen <strong>und</strong><br />

geringem Selbstwertgefühl leiden?<br />

› Bächer: Ja, das ist so. Nur beißen<br />

sich hier Ursache <strong>und</strong> Folge leider<br />

häufig in den Schwanz! Wird einem<br />

Kind ständig vermittelt, es sei so,<br />

wie es ist, nicht „richtig“, so kann<br />

es kein ges<strong>und</strong>es Selbstbewusstsein<br />

<strong>und</strong> also auch keinen Schutz vor<br />

psychischen Störungen entwickeln.<br />

Zudem dient übermäßiges Essen<br />

Kindern oft als Ersatzbefriedigung,<br />

wenn ihre Bedürfnisse zum Beispiel<br />

nach Nähe <strong>und</strong> Zuwendung, nach<br />

Handlungsspielräumen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

nicht erfüllt werden<br />

können. Unwohlsein <strong>und</strong> Schreien<br />

werden schon bei Babys oft als Hungersignale<br />

missverstanden. Und wie<br />

häufig bekommen Kleinkinder etwas<br />

zu essen als Trost oder Ablenkung<br />

von Schmerz <strong>und</strong> Enttäuschung.<br />

Genau auf diese Weise lernen Kinder<br />

jedoch falsche <strong>und</strong> schädliche Verhaltensmuster,<br />

die sich dann sehr<br />

hartnäckig halten …<br />

… <strong>und</strong> mit reiner Ernährungsumstellung<br />

wahrscheinlich auch nicht<br />

zu verändern sind.<br />

› Bächer: Wenn sich Kinder über<br />

Jahre hinweg ein immer größeres<br />

Übergewicht angefuttert haben,<br />

dann liegt das nicht einfach daran,<br />

dass hier niemand auf den Fettgehalt<br />

der Salami geachtet hat oder<br />

keiner wusste, dass Pommes dicker<br />

machen als Salzkartoffeln. Einem<br />

deutlich übergewichtigen Kind hilft<br />

meist nur noch ein systemischer<br />

Ansatz. Dabei müssen wir Therapeuten<br />

auch abwägen, ob die seelische<br />

Notlage tatsächlich die Folge oder<br />

nicht vielmehr die Ursache des<br />

übermäßigen Essens ist. Hier beziehen<br />

wir die Eltern immer mit ein.<br />

Die ersten sechs der insgesamt zehn Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten<br />

oder Entwicklungsstörungen hat Ihr Kind jetzt schon hinter sich. Nun folgen bis<br />

zum Schulbeginn noch die nächsten vier. Bei den Untersuchungen erk<strong>und</strong>igt sich Ihr<br />

Kinderarzt auch nach Ihren Eindrücken, Beobachtungen, Sorgen <strong>und</strong> Ängsten. Und<br />

sicher haben Sie auch Fragen. Machen Sie sich schon vor dem Termin Notizen, damit<br />

bei der Untersuchung nichts Wichtiges vergessen wird.<br />

U 7<br />

U 7 a<br />

U 8<br />

U 9<br />

Früherkennungsuntersuchungen<br />

Zwischen dem 21. <strong>und</strong> 24. Lebensmonat achtet der Arzt bei der 7. Früherkennungsuntersuchung<br />

besonders auf die Feinmotorik <strong>und</strong> Körperbeherrschung sowie auf Verhaltensauffälligkeiten Ihres<br />

Kindes. Im Gespräch <strong>und</strong> mit einfachen Bildern testet er das Sprachvermögen <strong>und</strong> -verständnis<br />

des Kindes <strong>und</strong> befragt Sie auch nach der Sauberkeitserziehung <strong>und</strong> dem Spielverhalten. Jetzt<br />

kann auch die zweite Masern-Mumps-Röteln-Impfung erfolgen.<br />

Zwischen dem 34. <strong>und</strong> 36. Lebensmonat erfolgt die Früherkennungsuntersuchung 7 a. Hier<br />

schaut der Arzt danach, wie sich Ihr Kind im letzten Jahr entwickelt hat, untersucht den allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand, die Motorik, Haut, Brust-, Bauch-, Sinnes- <strong>und</strong> Geschlechtsorgane.<br />

Auch das Nerven- <strong>und</strong> Skelettsystem wird geprüft. Wenn noch nicht alle Impfungen vorgenommen<br />

wurden, können diese jetzt nachgeholt werden.<br />

› Im Alter von 33 bis 35 Monaten bietet die BARMER GEK für Kinder zusätzlich im Rahmen<br />

des Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Programms einen Kindergarten-Check an. Bei diesem Check wird zusätzlich<br />

das seelische Befinden, die neurologischen <strong>und</strong> sozialpädiatrischen Entwicklungen<br />

des Kindes untersucht.<br />

Im Zeitraum zwischen dem 46. <strong>und</strong> 48. Lebensmonat Ihres Kindes ist die U 8 vorgesehen. Dabei<br />

führt Ihr Arzt neben den üblichen Routineunter suchungen auch einen ausführlichen Sehtest <strong>und</strong><br />

eine Harnuntersuchung durch. Damit können mögliche Bewegungs- oder Sprachstörungen, Organerkrankungen,<br />

Verhaltensauffälligkeiten <strong>und</strong> Sehfehler noch weit vor der Einschulung erkannt<br />

<strong>und</strong> rechtzeitig gezielt behandelt werden.<br />

Die letzte Früherkennungsuntersuchung vor Beginn der Schulzeit findet zwischen dem 60. <strong>und</strong><br />

64. Lebensmonat statt. Wieder nimmt Ihr Arzt die üblichen Routineuntersuchungen vor, testet<br />

aber auch Seh- <strong>und</strong> Hörfähigkeit, Sprachentwicklung sowie Bewegungsfähigkeit Ihres Kindes <strong>und</strong><br />

überprüft den Impfstatus.<br />

› Selbstverständlich übernimmt die BARMER GEK die Kosten für die hier<br />

aufgeführte Früherkennung.<br />

Früherkennung

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