ICHbinICH und DUbistDU
ICHbinICH und DUbistDU
ICHbinICH und DUbistDU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
37<br />
Mit Augenmaß<br />
„U“ wie „Unbedingt“<br />
Korinna Bächer ist Ärztin <strong>und</strong> Kindertherapeutin<br />
im Kinderschutz-<br />
Zentrum Köln. Hier spricht sie über<br />
„dicke“ Kinder.<br />
Immer öfter ist zu lesen, dass<br />
Deutschlands Kinder pummeliger<br />
werden.<br />
› Bächer: Ja, statistisch gesehen gibt<br />
es immer mehr dicke Kinder. Das<br />
haben zum Beispiel auch die jüngsten<br />
Einschulungsuntersuchungen in<br />
Köln gezeigt, gerade in Stadtteilen<br />
mit vielen mehrfach belasteten Familien.<br />
Andererseits ist interessant,<br />
dass es in den sogenannten „Nobelstadtteilen“<br />
inzwischen einen<br />
deut lichen Anteil von richtig untergewichtigen<br />
Kindern gibt! Aber die<br />
Klage der Medien über immer mehr<br />
dicke Kinder hilft weder einem<br />
betroffenen Kind noch der Familie<br />
weiter. Im Gegenteil: Dick sein wird<br />
dadurch noch verwerflicher <strong>und</strong><br />
vielleicht auch be schämender. Auch<br />
für die Eltern. Viele sagen sich dann:<br />
Ich kenne doch die Risiken von<br />
Übergewicht – warum schaffe ich<br />
es nicht, dass mein Kind abnimmt?!<br />
Hier sprechen Sie die Risiken im<br />
Hinblick auf die Langzeitfolgen von<br />
Übergewicht an.<br />
› Bächer: Ja. Allerdings beziehen<br />
sich hier die meisten Untersuchungen<br />
auf Patienten mit massivem<br />
Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie<br />
auf den Ausbruch von Zivilisationskrankheiten.<br />
Die These, dass ein<br />
Gewicht, das leicht über der „Norm“<br />
liegt, die Lebenserwartung verkürzt,<br />
ist inzwischen wissenschaftlich<br />
nicht mehr haltbar. Übrigens kann<br />
Gewichts abnahme nicht das Ziel<br />
sein, wenn Kinder nur etwas pummeliger<br />
sind. Und die meisten Spezialdiäten<br />
sind für sie auch gar nicht<br />
geeignet. Eltern sollten vielmehr darauf<br />
achten, dass das Kind nicht noch<br />
mehr zunimmt – im Rahmen des<br />
Längenwachstums streckt sich der<br />
Körper dann oft ganz von selbst.<br />
Jedenfalls ist Übergewicht bei<br />
Kindern nicht ges<strong>und</strong>.<br />
› Bächer: Das stimmt. Aber wir sollten<br />
auch mit dem Begriff „Übergewicht“<br />
maßvoll umgehen. Sehen Sie,<br />
viele Kinder durchlaufen Entwicklungsphasen,<br />
in denen ihr Gewicht<br />
zeitweise über der statistisch definierten<br />
„Norm“ liegt. Sie wachsen<br />
oft abwechselnd in die Breite <strong>und</strong> in<br />
die Höhe <strong>und</strong> wirken dann entsprechend<br />
mal pummelig, mal schlaksig.<br />
Ihre endgültige Körperform zeigt<br />
sich erst nach der Pubertät. Deshalb<br />
sollten Eltern mit der Kinderärztin<br />
bzw. mit dem Kinderarzt besprechen,<br />
wie das Gewicht ihres Kindes<br />
in der Gesamtentwicklung einzuschätzen<br />
ist. Vor allem ist es sinnvoll,<br />
auf eine vernünftige Ernährung<br />
der gesamten Familie zu achten,<br />
was auch das Klima am Familientisch<br />
mit einschließt. Und ganz wichtig:<br />
Ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> ausreichende<br />
Bewegung gehören zusammen –<br />
<strong>und</strong> zwar bei allen Familienmitgliedern.<br />
Dann müssen sich Eltern also<br />
nicht verrückt machen, wenn ihr<br />
Kind etwas über der Norm liegt?<br />
› Bächer: Auf keinen Fall! Sich<br />
verrückt zu machen ist nie ratsam.<br />
Eltern brauchen Augenmaß, damit<br />
nicht schon ein Kilo mehr Krankheitswert<br />
bekommt. Sonst vergleicht<br />
sich das Kind dann später vielleicht<br />
nur noch mit den dünnen Models<br />
unserer Zeit, was wiederum Essstörungen<br />
auslösen kann.<br />
Aber ist es nicht eine Tatsache,<br />
dass dicke Kinder später häufiger<br />
unter psychischen Störungen <strong>und</strong><br />
geringem Selbstwertgefühl leiden?<br />
› Bächer: Ja, das ist so. Nur beißen<br />
sich hier Ursache <strong>und</strong> Folge leider<br />
häufig in den Schwanz! Wird einem<br />
Kind ständig vermittelt, es sei so,<br />
wie es ist, nicht „richtig“, so kann<br />
es kein ges<strong>und</strong>es Selbstbewusstsein<br />
<strong>und</strong> also auch keinen Schutz vor<br />
psychischen Störungen entwickeln.<br />
Zudem dient übermäßiges Essen<br />
Kindern oft als Ersatzbefriedigung,<br />
wenn ihre Bedürfnisse zum Beispiel<br />
nach Nähe <strong>und</strong> Zuwendung, nach<br />
Handlungsspielräumen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
nicht erfüllt werden<br />
können. Unwohlsein <strong>und</strong> Schreien<br />
werden schon bei Babys oft als Hungersignale<br />
missverstanden. Und wie<br />
häufig bekommen Kleinkinder etwas<br />
zu essen als Trost oder Ablenkung<br />
von Schmerz <strong>und</strong> Enttäuschung.<br />
Genau auf diese Weise lernen Kinder<br />
jedoch falsche <strong>und</strong> schädliche Verhaltensmuster,<br />
die sich dann sehr<br />
hartnäckig halten …<br />
… <strong>und</strong> mit reiner Ernährungsumstellung<br />
wahrscheinlich auch nicht<br />
zu verändern sind.<br />
› Bächer: Wenn sich Kinder über<br />
Jahre hinweg ein immer größeres<br />
Übergewicht angefuttert haben,<br />
dann liegt das nicht einfach daran,<br />
dass hier niemand auf den Fettgehalt<br />
der Salami geachtet hat oder<br />
keiner wusste, dass Pommes dicker<br />
machen als Salzkartoffeln. Einem<br />
deutlich übergewichtigen Kind hilft<br />
meist nur noch ein systemischer<br />
Ansatz. Dabei müssen wir Therapeuten<br />
auch abwägen, ob die seelische<br />
Notlage tatsächlich die Folge oder<br />
nicht vielmehr die Ursache des<br />
übermäßigen Essens ist. Hier beziehen<br />
wir die Eltern immer mit ein.<br />
Die ersten sechs der insgesamt zehn Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten<br />
oder Entwicklungsstörungen hat Ihr Kind jetzt schon hinter sich. Nun folgen bis<br />
zum Schulbeginn noch die nächsten vier. Bei den Untersuchungen erk<strong>und</strong>igt sich Ihr<br />
Kinderarzt auch nach Ihren Eindrücken, Beobachtungen, Sorgen <strong>und</strong> Ängsten. Und<br />
sicher haben Sie auch Fragen. Machen Sie sich schon vor dem Termin Notizen, damit<br />
bei der Untersuchung nichts Wichtiges vergessen wird.<br />
U 7<br />
U 7 a<br />
U 8<br />
U 9<br />
Früherkennungsuntersuchungen<br />
Zwischen dem 21. <strong>und</strong> 24. Lebensmonat achtet der Arzt bei der 7. Früherkennungsuntersuchung<br />
besonders auf die Feinmotorik <strong>und</strong> Körperbeherrschung sowie auf Verhaltensauffälligkeiten Ihres<br />
Kindes. Im Gespräch <strong>und</strong> mit einfachen Bildern testet er das Sprachvermögen <strong>und</strong> -verständnis<br />
des Kindes <strong>und</strong> befragt Sie auch nach der Sauberkeitserziehung <strong>und</strong> dem Spielverhalten. Jetzt<br />
kann auch die zweite Masern-Mumps-Röteln-Impfung erfolgen.<br />
Zwischen dem 34. <strong>und</strong> 36. Lebensmonat erfolgt die Früherkennungsuntersuchung 7 a. Hier<br />
schaut der Arzt danach, wie sich Ihr Kind im letzten Jahr entwickelt hat, untersucht den allgemeinen<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustand, die Motorik, Haut, Brust-, Bauch-, Sinnes- <strong>und</strong> Geschlechtsorgane.<br />
Auch das Nerven- <strong>und</strong> Skelettsystem wird geprüft. Wenn noch nicht alle Impfungen vorgenommen<br />
wurden, können diese jetzt nachgeholt werden.<br />
› Im Alter von 33 bis 35 Monaten bietet die BARMER GEK für Kinder zusätzlich im Rahmen<br />
des Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Programms einen Kindergarten-Check an. Bei diesem Check wird zusätzlich<br />
das seelische Befinden, die neurologischen <strong>und</strong> sozialpädiatrischen Entwicklungen<br />
des Kindes untersucht.<br />
Im Zeitraum zwischen dem 46. <strong>und</strong> 48. Lebensmonat Ihres Kindes ist die U 8 vorgesehen. Dabei<br />
führt Ihr Arzt neben den üblichen Routineunter suchungen auch einen ausführlichen Sehtest <strong>und</strong><br />
eine Harnuntersuchung durch. Damit können mögliche Bewegungs- oder Sprachstörungen, Organerkrankungen,<br />
Verhaltensauffälligkeiten <strong>und</strong> Sehfehler noch weit vor der Einschulung erkannt<br />
<strong>und</strong> rechtzeitig gezielt behandelt werden.<br />
Die letzte Früherkennungsuntersuchung vor Beginn der Schulzeit findet zwischen dem 60. <strong>und</strong><br />
64. Lebensmonat statt. Wieder nimmt Ihr Arzt die üblichen Routineuntersuchungen vor, testet<br />
aber auch Seh- <strong>und</strong> Hörfähigkeit, Sprachentwicklung sowie Bewegungsfähigkeit Ihres Kindes <strong>und</strong><br />
überprüft den Impfstatus.<br />
› Selbstverständlich übernimmt die BARMER GEK die Kosten für die hier<br />
aufgeführte Früherkennung.<br />
Früherkennung