ICHbinICH und DUbistDU
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Gestern, heute <strong>und</strong> morgen<br />
„Gestern war ich bei Luisa. Heute bin ich bei Valli. Und morgen gehe ich zu Lukas.“<br />
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – Ihr Kind kennt alle drei Zeitformen <strong>und</strong> kann sich<br />
darin auch ausdrücken.<br />
Damit lernt es, Ereignisse noch besser<br />
einzuordnen, <strong>und</strong> es lernt zugleich,<br />
sich zu gedulden. Wenn Sie<br />
ihm also sagen, dass Sie heute<br />
Morgen keine Zeit haben, aber dafür<br />
heute Abend, oder wenn Sie ihm<br />
versprechen, morgen mit ihm ins<br />
Schwimmbad zu gehen statt heute,<br />
dann versteht das Ihr Kind. Aber<br />
natürlich heißt das nicht gleich, dass<br />
es damit auch immer einverstanden<br />
ist …<br />
In den Hosentaschen oder im Rucksack<br />
Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes<br />
werden Sie jetzt eine Menge seltsamer<br />
Dinge finden: Blätter, Steine,<br />
einen Wurm, ein Stück Moos, eine<br />
Glasscherbe. In diesem Fall haben<br />
Sie nicht nur einen passionierten<br />
Sammler in der Familie, sondern<br />
auch einen Naturliebhaber. R<strong>und</strong> um<br />
den 4. Geburtstag sind das meist alle<br />
Kinder. Besonders spannend ist auch<br />
das, was sich in der Luft so tut: die<br />
zart schwebende Feder, die leise<br />
vom Wind getragen wird; der kleine<br />
Vogel, der sich hoch hinaufschwingt;<br />
auch das Flugzeug, das majestätisch<br />
seine Bahn am Himmel zieht. Und<br />
die verschiedenen Formen der Wolken<br />
– wo kommen die eigentlich her,<br />
Papa? Sag doch mal!<br />
Wer viel draußen ist, hat oft auch<br />
großen Hunger. Aber wie schön ist<br />
es doch, dass sich einige Kinder jetzt<br />
schon selbstständig eine Scheibe<br />
Brot schmieren können! Und dazu<br />
alle Mahl zeiten ohne Hilfe in der<br />
Lage zu verspeisen sind! Nun könnte<br />
es vielleicht mal sein, dass Ihnen das<br />
Brot ausgegangen ist. Dann trauen<br />
sich manche Kinder sogar schon<br />
ganz allein zum Nachbarn rüber!<br />
Und wenn der Ihrem Kind dann nicht<br />
nur zwei Scheiben Brot spendiert,<br />
sondern auch noch zwei Stück Schokolade<br />
dazu, <strong>und</strong> wenn Ihr Kind an<br />
diesem Tag besonders gute Laune<br />
hat, dann bekommen Sie sogar<br />
ein Stück Schoko ab <strong>und</strong> dazu noch<br />
gesagt: „Ich hab dich lieb!“. Aber<br />
keine Sorge – das kann morgen<br />
längst schon wieder anders sein …<br />
Was sich ebenfalls ständig ändert,<br />
ist das kindliche Bewusstsein für<br />
Gefahren. Es ist zwar jetzt schon<br />
sehr viel stärker ausgeprägt, aber<br />
verlassen Sie sich bitte nicht darauf.<br />
Sie wissen ja: Nicht alles, was ein<br />
Mensch gerade gelernt hat, beherrscht<br />
er dann auch sofort nachhaltig.<br />
Das gilt für Erwach sene <strong>und</strong><br />
natürlich in besonderem Maße für<br />
Kinder. Die Verantwortung für das<br />
Gedeihen <strong>und</strong> die Unversehrtheit<br />
Ihres Kindes bleibt bei Ihnen, auch<br />
wenn Sie es selbstverständlich zur<br />
Eigenverantwortung anleiten.<br />
Genauso wenig Verlass ist auf Kinder<br />
in diesem Alter, wenn es um<br />
Verbote geht. Im Prinzip können<br />
sie Verbote zwar schon recht gut<br />
akzeptieren, aber eben nur im<br />
Prinzip. Hier haben Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />
noch so manches Kämpfchen<br />
miteinander auszutragen.<br />
› „Seien Sie bloß konsequent!“<br />
Von allen Seiten hören Eltern diese Aufforderung immer<br />
wieder. Das ist leichter gesagt als getan, findet Kornelia<br />
(26 Jahre): „Wenn ich dauernd Nein sage, bin ich doch<br />
eine wandelnde Spaßbremse auf zwei Beinen! Außerdem<br />
– was mache ich, wenn Felix mein Verbot missachtet?“<br />
Dazu ist dreierlei zu sagen:<br />
■ Erstens sind Eltern im Vorteil, wenn sie wissen, welche<br />
Werte ihnen wirklich wichtig sind. Dann können sie<br />
auch klare Ansagen machen <strong>und</strong> auf deren Einhaltung<br />
bestehen. Klare Ansagen sind kein zaghaftes „Neinchen“,<br />
sondern ein stattliches „Nein!“ <strong>und</strong> das Aufzeigen<br />
einer Handlungsalternative: „Nein, du spielst jetzt<br />
nicht weiter, sondern gehst ins Bett. Ja, du kannst deinen<br />
Tieren noch ein kleines Gutenachtlied singen.“<br />
■ Zweitens sollten Eltern mit stattlichen Neins sparsam<br />
umgehen, damit das Kind sich orientieren kann. Ein<br />
unumstößliches Nein ist ein wegweisender Leuchtturm<br />
<strong>und</strong> kein Straßenschild, das alle naselang zu finden ist.<br />
■ Drittens ist das konsequente Eintreten für die eigenen<br />
Werte gegenüber dem Kind für Eltern in der Regel kein<br />
Zuckerschlecken. Außerdem müssen sie bei Übertretung<br />
des jeweiligen Gebots Augenmaß bewahren <strong>und</strong><br />
auch selbst die Konsequenzen tragen – nicht nur das<br />
Kind. Das ist un bequem. Trotzdem können sich die Eltern<br />
zum Wohle des Kindes ruhig auch mal unbeliebt<br />
machen.<br />
„Eltern, die erwarten, von ihren Kindern immer <strong>und</strong><br />
jederzeit geliebt zu werden, die Meinungsverschiedenheiten<br />
<strong>und</strong> kindlichen Zorn nicht ertragen können <strong>und</strong><br />
die einer vermeintlich ‚guten‘ Stimmung zuliebe auch<br />
aufdringliche Übergriffe ertragen, betrügen ihre Kinder<br />
damit um einen wesentlichen Aspekt des Erwachsenwerdens“,<br />
mahnt Till Bastian in seinem Buch „Kinder<br />
brauchen böse Eltern“. 1<br />
1<br />
Bastian, T.: Kinder brauchen böse Eltern, Verlag Milizke 2006.<br />
› In den Hosentaschen<br />
oder im Rucksack Ihrer<br />
Tochter oder Ihres Sohnes<br />
werden Sie jetzt eine<br />
Menge seltsamer Dinge<br />
finden …<br />
› 43. bis 48. Monat<br />
› 43. bis 48. Monat