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Gemeindeblatt Nr. 10 / 2009 (2,45 MB)

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welschnofen – <strong>10</strong>/<strong>2009</strong><br />

Die Gemeindeverwaltung<br />

Welschnofen trägt sich mit<br />

dem Gedanken, die „Romstraße“<br />

umzubenennen, wobei die<br />

Nummerierung gleich<br />

bleiben soll.<br />

Zur Geschichte der Liechtensteiner<br />

Die Bezeichnung „Romstraße“ wurde<br />

während der Zeit des Faschismus<br />

in Welschnofen eingeführt. Es ist also<br />

eine Namensgebung, die nicht durch<br />

die örtliche Verwaltung in Form eines<br />

demokratischen Aktes erfolgte, sondern<br />

durch die Willkür des damaligen<br />

Regimes. Jeglicher Bezug zu unserem<br />

Dorf fehlt. Eine Umbenennung ist also<br />

schon längst überfällig und wurde des<br />

Öfteren von verschiedener Seite angemahnt.<br />

Das heurige Gedenkjahr wäre<br />

ein willkommener Anlass, das Vorhaben<br />

endlich umzusetzen.<br />

Viele Straßen in Welschnofen und Karersee<br />

sind nach unseren Bergen, nach<br />

Forschern, Pionieren oder berühmten<br />

Gästen benannt. Es liegt nahe, bei der<br />

Benennung der Hauptstraße, die durch<br />

unser Dorfzentrum führt und über die<br />

man ursprünglich zum Schloss Karneid<br />

gelangte, einen historischen Bezug herzustellen.<br />

Welschnofen unterstand lange Zeit<br />

der Gerichtsbarkeit Karneid, welche fast<br />

400 Jahre (1387–1766) von den Herren<br />

von Liechtenstein auf der Burg Karneid<br />

ausgeübt wurde. Das Gericht war zuständig<br />

für die gesamte politische Verwaltung<br />

und für die Rechtspflege, für<br />

die Einhebung von Steuern, für die<br />

Landesverteidigung, für die öffentliche<br />

Sicherheit sowie für die Instandhaltung<br />

der Verkehrswege, die Armenpflege<br />

und die Nutzung der Wald- und<br />

Weiderechte.<br />

In dieser langen Zeit war das Verhältnis<br />

zwischen den Liechtensteinern als<br />

Gerichtsherren und den Welschnofner<br />

Untertanen mitunter auch schwierig.<br />

Diese Epoche aber betrifft die wechselvolle<br />

Geschichte unserer Vorfahren, an<br />

die durch die neue Namensgebung erinnert<br />

werden soll.<br />

Auch unsere Nachbargemeinde<br />

Karneid, zu der das „Viertel<br />

Welschnofen“ bis 1870 gehörte, hat<br />

heute noch einen Bezug zu diesem geschichtlichen<br />

Abschnitt. Sie führt das<br />

Wappen der Liechtensteiner als Gemeindewappen.<br />

Zur Geschichte der<br />

Herren von Liechtenstein<br />

Die Herren von Liechtenstein, welche<br />

ihren Aufstieg als Ministerialen der<br />

Bischöfe von Trient begannen, waren<br />

ein sehr angesehenes Geschlecht. Ihre<br />

Stammburg dürfte bei Leifers gelegen<br />

sein; eine schweizerische Herkunft<br />

dieser Adelsfamilie wird ebenfalls vermutet.<br />

Heinrich von Liechtenstein bekleidete<br />

im Bistum Trient mehrere hohe<br />

Ämter und erwarb 1387 zur Gänze<br />

die Herrschaft Karneid, dem neben<br />

Steinegg und Gummer auch das Viertel<br />

Welschnofen angehörte. Die Söhne<br />

Heinrichs, Hans und Wilhelm, begründeten<br />

zwei Linien.<br />

Der Enkel von Hans von Liechtenstein,<br />

Paul I., ein Liebling Kaiser Maximilians<br />

I., wurde in den Freiherrenstand<br />

gehoben. Pauls Sohn, Christoph<br />

Philipp I., erhielt 1530 den Grafentitel<br />

verliehen.<br />

Die Nachkommen Wilhelms von<br />

Liechtenstein saßen bis zum Tode des<br />

letzten Stammhalters im Jahr 1625 auf<br />

Karneid. Nach dem Ende dieser ritterlichen<br />

Linie ging das Lehen Karneid<br />

zur Gänze an die gräfliche Familie der<br />

Liechtensteiner (Philipp Rudolf von<br />

Liechtenstein) über.<br />

Nach dem Dreißigjährigen Krieg, im<br />

Jahr 1649, erlangten die Grafen von<br />

Liechtenstein die Untertanenherrschaft<br />

in Böhmen und Mähren. Ihr Einfluss<br />

und ihre wirtschaftliche Macht wuchsen<br />

im Laufe der Zeit, was sich auch<br />

an den zahlreichen Titeln des letzten<br />

Liechtensteiners, Franz Anton, zeigte:<br />

„Freiherr von Castelcorno und Isera,<br />

Herr von Schenna, Carneith, Tschengelsburg,<br />

Crumbach, Rungelstein,<br />

Telsch, Strabing, Rudein, Königsegg,<br />

Zellataw, Neu Meserizcko, Krassonitz<br />

und Borowa, Erbmarschall von Elsass,<br />

Ritter des Ordens vom hl. Wenzeslaus,<br />

Kämmerer der goldenen Schlüssel<br />

und wirklicher geheimer Rat bei Majestät“.<br />

Sowohl Graf Franz Anton als auch<br />

sein Vetter Thomas Joseph von Liechtenstein<br />

verstarben ohne männliche Erben,<br />

weshalb auch das Lehen „Karneid“<br />

im Jahr 1766 an die Stadt Bozen ging.<br />

Die Nachkommen der Liechtensteiner<br />

leben heute in Eferding in Oberösterreich.<br />

Der Name hat sich im Doppelnamen<br />

Podstatzky-Liechtenstein<br />

erhalten, nachdem die Schwester des<br />

Thomas Joseph den Grafen Podstatzky-<br />

Prussinowitz geheiratet hatte.<br />

Die Grafen Podstatzky zählten zu den<br />

ältesten Familien Mährens und waren<br />

seit 1630 ein freiherrliches und seit<br />

1714 ein gräfliches Geschlecht in Böhmen,<br />

Mähren und Schlesien. Ihr Name<br />

kommt von der 1408 erworbenen Besitzung<br />

Podstata (Bodenstadt).<br />

Quelle: Eduard Pichler: Welschnofen.<br />

Von der alten Zeit, Band III, Herrschaft<br />

und Untertan. Gerichtsherrschaft<br />

Karneid und Gemeinde Welschnofen<br />

im Wandel der Zeiten, Bozen – Wien<br />

2003<br />

Für Fragen, Anregungen und Vorschläge<br />

jeglicher Art steht die Gemeindeverwaltung<br />

gerne zur Verfügung.<br />

E-Mail-Adresse:<br />

elmar.pattis@welschnofen.eu<br />

Tel: 348 82 61 981<br />

Elmar Pattis, Franz Kohler<br />

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