Gemeindeblatt Nr. 06 / 2006 (3,5 MB) (0 bytes)
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WELSCHNOFEN<br />
„Wer ein Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“<br />
Für die meisten Eltern ist es heute<br />
schwierig, ein Kind zu erziehen.<br />
Sie fühlen sich oft selber überfordert<br />
durch Stress und Arbeitsdruck,<br />
körperlich ausgelaugt und<br />
seelisch leer.<br />
Das Vertrauen der Eltern in die überlieferten<br />
Grundsätze der Erziehung ist<br />
weitgehend verloren gegangen. So fühlen<br />
sich die Eltern oft unsicher, mutlos<br />
und selber bedroht. Die steigendeZahl<br />
von Ehescheidungen ist jenes Alarmsignal,<br />
das anzeigt, wie schwierig es für<br />
die Kinder geworden ist. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass die Kinder den Stürmen<br />
dieser Zeit am stärksten ausgesetzt sind.<br />
In unserer Gesellschaft ist das Kind das<br />
bedürftigste Glied, und sein größtes Bedürfnis<br />
ist die Liebe. Aber gerade daran<br />
fehlt es so oft.<br />
Die meisten Eltern haben nur eine vage<br />
Idee von dem, was ein Kind braucht:<br />
Essen, Kleidung, ein Dach über dem<br />
Kopf, Ausbildung , Liebe, Führung usw.<br />
Für alle diese Bedürfnisse wird gesorgt,<br />
aber die bedingungslose Liebe fehlt.<br />
Obwohl fast alle Eltern ihre Kinder lieben,<br />
können die Kinder diese Liebe oft<br />
nicht hinreichend spüren, nicht fühlen,<br />
nicht empfangen. Sie fühlen sich<br />
nicht hinreichend geliebt, akzeptiert,<br />
anerkannt.<br />
Es fehlt ihnen jenes körperliche Wohlbefinden,<br />
das aus dem Gefühl entspringt,<br />
vollständig und bedingungslos<br />
geliebt und anerkannt zu werden.<br />
Denn für die Eltern ist alles mögliche<br />
oft wichtiger als ihre Kinder: ihre Arbeit<br />
und ihre Hobbys, ihr Fernsehen<br />
und ihre Bekannten … dann bleibt für<br />
die Kinder kaum noch Zeit, kaum noch<br />
ein Blick, ein Wort, eine Umarmung,<br />
eine tiefere Frage. Wenn aber die Eltern<br />
keine auf echter Liebe gegründete<br />
Beziehung zu ihrem Kind haben,<br />
ruht alles andere auf einem schlechten<br />
Fundament: Disziplin, schulische<br />
Leistungen, Freundschaften, gegenseitiges<br />
Verständnis …<br />
Der Aufbruch zur Tat muss in der eigenen<br />
Familie beginnen, und zwar mit<br />
jener bedingungslosen Liebe, die in der<br />
Bibel so beschrieben wird: „Die Liebe ist<br />
langmütig, die Liebe ist gütig.<br />
Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht,<br />
sie bläht sich nicht auf.<br />
Sie handelt nicht ungehörig, sucht<br />
nicht ihren eigenen Vorteil, lässt sich<br />
nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse<br />
nicht nach.<br />
Sie freut sich nicht über das Unrecht,<br />
sondern freut sich an der Wahrheit.<br />
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles,<br />
hält allem stand.<br />
Die Liebe hört niemals auf.“<br />
Diese bedingungslose Liebe sagt: Ich<br />
liebe meine Frau, meine Kinder, ganz<br />
gleich, was kommt, ganz gleich, was sie<br />
tun oder anstellen, ganz gleich, wie sie<br />
aussehen oder was sie sagen; ich werde<br />
sie immer lieben!<br />
Wahre Liebe ist Liebe ohne Bedingungen.<br />
Diese bedingungslose Liebe<br />
ist der Leitstern der Kindererziehung.<br />
Die Kinder müssen spüren, dass wir sie<br />
auch dann noch lieben, wenn wir ihr<br />
Verhalten missbilligen. Ganz gleich, was<br />
passiert ist, und ganz gleich, was sie angestellt<br />
haben … um diese Liebe muss<br />
man beten.<br />
Das Kind fragt durch sein Verhalten<br />
auf tausend Weisen immer wieder seine<br />
Eltern: „Habt ihr mich lieb?“ Wenn wir<br />
das Kind nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />
lieb haben, wird es unsicher<br />
und neigt zur Ängstlichkeit. Die Antwort<br />
auf die Frage des Kindes geben wir<br />
nicht mit dem, was wir sagen, sondern<br />
mit dem, was wir tun. Nicht unsere guten<br />
Gefühle für das Kind sind entscheidend,<br />
sondern unser Verhalten, unsere<br />
Taten der Liebe. „ Wir wollen nämlich<br />
nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern<br />
in Tat und Wahrheit.“<br />
Was müssen wir tun, damit die Kinder<br />
es spüren und fühlen, wie sehr sie<br />
geliebt werden?<br />
Schau ihnen liebevoll in die Augen!<br />
Schau sie gütig an, wende dich ihnen<br />
mit deinem ganzen Gesicht und mit<br />
deinem ganzen Herzen zu. Lass deine<br />
Kinder nicht links liegen, übergeh<br />
sie nicht, schau nicht an ihnen vorbei,<br />
wende dich von ihnen nicht ab; sonst<br />
fühlen sie sich unerwünscht, nutzlos,<br />
wertlos, allein gelassen. „Niemand mag<br />
mich …“<br />
Wenn wir das Kind nicht in Liebe anschauen,<br />
kann das schmerzhafter sein<br />
als körperliche Züchtigung. Es kann<br />
vernichtende Spuren für das ganze Leben<br />
hinterlassen, Minderwertigkeitsgefühle,<br />
Ängste, Hemmungen und Befürchtungen<br />
sowie Angst, sich lächerlich<br />
zu machen … Lass deine Kinder durch<br />
den Blick der Liebe spüren, wie gern du<br />
sie hast!<br />
Lass es deine Kinder spüren, dass sie<br />
bei dir geborgen sind! Nimm sie in deine<br />
Arme, leg ihnen die Hand auf die<br />
Schulter, lass sie Geborgenheit spüren<br />
an deiner Brust! Kinder brauchen dieses<br />
Gefühl schon als Kleinkinder: getragen,<br />
liebkost, geherzt, geküsst werden!<br />
Die Buben brauchen diese körperliche<br />
Liebkosung ebenso wie die Mädchen.<br />
Klopf deinem Jungen auf die Schulter,<br />
mach mit ihm einen kleinen Boxkampf,<br />
ein kleines Ringen …<br />
Dein Sohn soll fühlen und erleben,<br />
dass du viel Zeit für ihn hast.<br />
Woher kann das Kind das Gefühl bekommen,<br />
etwas Einmaliges zu sein und<br />
geschätzt zu werden? Nur wenn Vater<br />
und Mutter dem Kind ihre konzentrierte<br />
Aufmerksamkeit zuwenden, begreift das<br />
Kind seinen eigenen Wert: „Ich werde<br />
geschätzt, geliebt, ich bin ein Schatz!“<br />
Diese konzentrierte Aufmerksamkeit<br />
jedoch erfordert Zeit, und zwar viel Zeit!<br />
Es ist leichter, dem Kind Bonbons oder<br />
Eis, Geschenke und Freundlichkeiten zu<br />
geben, sie erfordern weniger Zeit. Aber es<br />
gibt keinen Ersatz für deine persönliche<br />
Zuwendung zu deinen Kindern.<br />
Sonst werden sie sagen: „Ich bin ganz<br />
allein … ich haben niemanden.“<br />
Die Erziehung der Kinder kann nur<br />
gelingen, wenn wir eine Rangordnung<br />
gelten lassen: Zuerst kommt Gott. Dann<br />
kommt dein Ehepartner. Gleich danach<br />
aber kommen die Kinder!<br />
Nicht das Haus und nicht die Hobbys,<br />
nicht das Fernsehen und nicht die gesellschaftlichen<br />
Verpflichtungen; auch<br />
nicht der Beruf und die Karriere. Die Kinder<br />
gehen vor. Nimm dir Zeit für das<br />
wirklich Wichtige, für Gott, für deinen<br />
Ehepartner und deine Kinder.<br />
Ja, das ist ein wunderbarer Aufbruch<br />
zur Tat: „Lasst die Kinder zu mir kommen,<br />
hindert sie nicht daran! – denn<br />
Menschen wie ihnen gehört das Reich<br />
Gottes“. Nimm deine Kinder neu an als<br />
Gabe Gottes! Glaub an die Verheißung<br />
des Herrn, die er auch jenen macht, die<br />
ihr Kind als Gottesgeschenk in ihr Leben<br />
neu aufnehmen und lieben: denn „Wer<br />
ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt,<br />
der nimmt mich auf“!<br />
Aus: „Doch am größten ist die Liebe“<br />
Von: Dr. Herbert Madinger - Wien<br />
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