Unter dem Wappen der Fidel - Verlag Karl Alber
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au <strong>der</strong> Stadtmauer verwendet werden sollten. 62 Spätestens ab 1273 ist von einem<br />
verstärkten Zugriff des Königs auch auf die Kastvogtei auszugehen, wenngleich<br />
konkrete Belege für Beziehungen Rudolfs zum Stift o<strong>der</strong> seiner Äbtissin Anna von<br />
Glère noch für mehr als ein Jahrzehnt nicht überliefert sind. Anna musste sich nach<br />
<strong>der</strong> Königswahl Rudolfs und spätestens nach <strong>dem</strong> Tod ihres Onkels Ulrich II. 1275<br />
den politischen Gegebenheiten anpassen, die nun weitgehend vom König kontrolliert<br />
wurden. Gleichzeitig konnte sie nicht mehr auf die <strong>Unter</strong>stützung <strong>der</strong> Laufenburger<br />
Grafen bauen, die sich in den 1280er Jahren in einer politischen und<br />
dynastischen Krise befanden, welche durch ein angespanntes Verhältnis zu König<br />
Rudolf noch verkompliziert wurde. Als Kastvögte von Säckingen scheinen die Laufenburger<br />
nach 1273 weitgehend von <strong>der</strong> älteren Linie, seit 1282 Herzöge von Österreich,<br />
verdrängt worden zu sein; zumindest treten sie als solche bis zu ihrem<br />
Aussterben 1408 nicht mehr in Erscheinung. Sie sind bis Ende des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
jedoch als Vögte über Mettau und Kaisten innerhalb des Laufenburger Herrschaftsbereichs<br />
belegt. In diesen Dörfern befanden sich auch wichtige Dinghöfe des Stifts<br />
Säckingen. Möglicherweise handelte es sich dabei also um Vogteirechte, die nach<br />
1273 aus <strong>der</strong> Säckinger Kastvogtei ausgeglie<strong>der</strong>t worden waren und anschließend<br />
den Laufenburger Grafen als Teil ihrer Herrschaft verblieben. 63 Sozusagen als Entschädigung<br />
für ihren Rückzug aus <strong>der</strong> Säckinger Kastvogtei könnten die Grafen aus<br />
den Händen König Rudolfs – vielleicht als Lehen vom Reich nach dessen Krönung<br />
– die Kastvogtei über das Benediktinerkloster Rheinau bei Schaffhausen erhalten<br />
haben, mit <strong>dem</strong> sie zuvor nichts zu schaffen hatten und <strong>dem</strong> sie recht plötzlich seit<br />
1274 beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit schenkten. 64<br />
Ein zeitgenössischer Beleg für den Zugriff des ersten habsburgischen Königs auf<br />
das Stift Säckingen und seine gewandelte Einstellung zu <strong>der</strong> noch immer amtierenden<br />
Äbtissin Anna von Glère lässt allerdings noch einige Zeit auf sich warten. Dies<br />
än<strong>der</strong>t sich erst mit einer Meldung aus den Großen Colmarer Annalen, die zum<br />
Spätherbst 1287 mitteilen, dass die Äbtissin von Säckingen, die auch Verwalterin<br />
des Stifts Masmünster sei, zur Äbtissin des Stifts Remiremont erhoben worden sei. 65<br />
62<br />
HabUrb 2.1, S. 130 (Pfandrodel 1281): Den zol zu Hawenstein haben die burgere ze Seckingen<br />
und wellen [= umwallen, ummauern] damit ir stat.<br />
63<br />
Vgl. Laufenburger Lehnsverzeichnis (um 1320/25), in: HabUrb 2.1, S. 769. 1386 veräußerte<br />
Johann IV. seine Herrschaft an die Herzöge von Österreich, darunter auch die Vogtei über das<br />
Tal Mettau und Kaisten. RegHL 10, S. 233 f., Nr. 607 (1386 Apr 27).<br />
64<br />
Nur durch einen Übergang <strong>der</strong> Kastvogtei über Rheinau an die Laufenburger Grafen um<br />
1273/74 lässt sich erklären, weshalb die zum Kloster gehörige Stadt Rheinau von Rudolf II.,<br />
seit 1274 Bischof von Konstanz, zwischen 1274 und 1289 mehrfach als Residenzort genutzt<br />
wurde. Auch sein Neffe Rudolf III. taucht 1288 zuerst in Rheinau auf. Vgl. BECKMANN, Bischöfe,<br />
S. 84; zu Rudolf III. RegHL 18, S. 63, Nr. 47 (1288 Nov 23). Die Kastvogtei befand<br />
sich zuvor in (Reichspfand-)Besitz <strong>der</strong> Freiherren von Krenkingen, die jedoch Übergriffe auf<br />
Klostergut vornahmen. Dem Übergang <strong>der</strong> Vogtei an die Laufenburger bereits um 1273/74 wi<strong>der</strong>spricht<br />
MAURER, Klostervögte, S. 113–120, <strong>der</strong> ihn erst zum Jahr 1288 annimmt.<br />
65<br />
Annales Colmarienses Maiores, S. 215, Z. 2 f. (nach 1287 Okt 22): Abbatissa Seconensis, que<br />
et[iam] procuratorix claustri Vallis Masonis, in dominam claustri Montis Romarici sublimatur.<br />
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