Unter dem Wappen der Fidel - Verlag Karl Alber
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in vollem Umfang Zugriff auf die Säckinger Vogtei gehabt haben. Im zwischen<br />
1303 und 1307 erstellten Habsburger Urbar wird explizit vermerkt, die hertzogen<br />
von Österrich […] sint […] kastv=gte uber das gotzhus ze Sekingen, <strong>der</strong>en allgemeine<br />
Aufgabe es sei, allen Schaden von <strong>dem</strong> Stift, seiner Äbtissin und <strong>dem</strong> Konvent<br />
abzuwenden. 69 Konkretere Aufgaben und Einkünfte spricht das Urbar <strong>dem</strong> Kastvogt<br />
über die Dinghöfe des Stifts zu, so etwa im aargauischen Hornussen, in Murg, Oberhof<br />
und Herrischried, von denen er Abgaben und Vogteisteuern einziehen dürfe. Im<br />
Gegenzug soll er dort die Hochgerichtsbarkeit („Dieb und Frevel“) ausüben und dafür<br />
ein Drittel <strong>der</strong> Strafgel<strong>der</strong> erhalten, während <strong>der</strong> stift-säckingische Meier die an<strong>der</strong>en<br />
zwei Drittel erhalten soll. 70<br />
Die Entwicklungen des späten 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts fanden wahrscheinlich noch immer<br />
in <strong>der</strong> Amtszeit <strong>der</strong> Anna von Glère statt. Zumindest ist eine Äbtissin Anna<br />
zwischen 1289 und 1303 noch mehrfach belegt. 71 Die über mehrere Jahrzehnte dauernde<br />
Regierungszeit <strong>der</strong> Anna von Glère hinterließ indes nicht nur in <strong>der</strong> Beziehung<br />
zu den habsburgischen Kastvögten ihre Spuren, sie entfaltete auch in <strong>der</strong> inneren<br />
Zusammensetzung des Konvents Wirkung. Wahrscheinlich im Gefolge <strong>der</strong> Anna<br />
traten in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts zunehmend mehr Chorfrauen aus<br />
französischsprachigen, burgundischen Adelsfamilien in das Stift ein, um <strong>der</strong> Äbtissin<br />
Rückhalt im Säckinger Konvent zu verschaffen. 72 Zu ihnen gehörte neben <strong>der</strong><br />
eigenen Schwester Adelheid von Glère wohl auch eine 1265 belegte Agnes aus <strong>der</strong><br />
Familie <strong>der</strong> Freiherren von Diesse (Kt. Bern). 73 Erst zu Beginn des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
macht sich das Ausmaß dieses Zuzugs in den Quellen deutlich bemerkbar. So<br />
stammten von sieben mit ihrem Familiennamen genannten Chorfrauen in einem Säckinger<br />
Urbar aus <strong>der</strong> Zeit um 1314/20 sechs aus <strong>dem</strong> burgundischen Raum und nur<br />
eine aus <strong>der</strong> Hochrheinregion. 74 Sie trafen im Stiftskapitel auf Chorfrauen aus gräfli-<br />
69<br />
HabUrb 1, S. 56, Z. 22 ff., S. 57, Z. 1–5 (zum Amt Säckingen), in gleicher Weise auch S. 63,<br />
Z. 4 ff. (Amt Wehr), S. 66, Z. 6 ff. (Amt auf <strong>dem</strong> Schwarzwald und zu Waldshut). Zu den Belegstellen<br />
für die Vogtei Glarus vgl. oben S. 20, Anm. 23.<br />
70<br />
HabUrb 1, S. 59, Z. 6–13 (Hornussen): Der kastvogt von Sekingen ist vogt éber des hoves léte<br />
und gGt ze Horneschon und hat déb und vrefel ze richtenne und alle sachen, von dien dé mere<br />
bGse gevallen mag, und sol <strong>der</strong> meier bi ime sitzen. Der meyer nimet <strong>der</strong> bGtze zwene teile und<br />
<strong>der</strong> kastvogt den dritten teil; S. 67, Z. 4–19 (Murg, Oberhof), S. 70, Z. 1–7 (Herrischried).<br />
71<br />
UB Beuggen 1, S. 419, Nr. 82 (1289 Mai 9), S. 420, Nr. 84 (1291 Apr 30); Urk 17 (1291 Aug 9);<br />
Urk 28 (1303 Apr 1).<br />
72<br />
Die bisherige Forschung hat versucht, den hohen Anteil an burgundischen Chorfrauen mit „den<br />
letzten Auswirkungen eines einst viel ausgedehnteren Ausstrahlungsgebietes und auch <strong>der</strong> großen<br />
politischen Bedeutung des Säckinger Klosters im Hochmittelalter“ zu erklären. JEHLE /<br />
ENDERLE-JEHLE, Stift, S. 132 f., dort findet sich auch eine Auflistung <strong>der</strong> Familien.<br />
73<br />
Adelheid wird 1267 einmal urkundlich erwähnt. Trouillat 2, S. 172 ff., Nr. 130 (1267 Apr). Ihre<br />
Jahrzeit ist verzeichnet in GLA 64/24, fol. 12v (zum 29. Juni); MüA Säckingen, M 59, fol. 22r<br />
(zum 26. Mai); GLA 66/7157 (um 1314/20), fol. 23v. – Agnes von Diesse: Urk 3 (1265 Jun 12).<br />
Zur Familie vgl. GERMAIN HAUSMANN, Diesse, de, in: HLS 3, S. 720.<br />
74<br />
Die französischen Familiennamen sind in <strong>dem</strong> Urbar zum Teil in deutscher (Dialekt-)Form<br />
angegeben, was eine Identifizierung problematisch macht. GLA 66/7157, fol. 18v (die frowe<br />
von Gubris [?] und die iunge von Ménbelgart [= Mömpelgart/Montbeliard]), 20v (die alte von<br />
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