NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt
NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt
NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
'Migration und Gesundheit' – ausgewählte Ergebnisse einer Studie<br />
Mit dem zunehmenden Eingeständnis, dass Deutschland ein Einwanderungsland mit einem<br />
bedeutsamen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung ist, geht<br />
die Frage einher, welche Bedeutung und welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft bzw. die<br />
einzelnen Gesellschaftsbereiche wie z.B. Bildungssystem und Gesundheitssystem hat.<br />
Die 2009 herausgegebene sekundäranalytische Studie „Migration und Gesundheit“ der Konrad<br />
Adenauer Stiftung in Kooperation mit der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung macht eine Bestandsaufnahme<br />
der Thematik Migration im Gesundheitsbereich mit dem Ziel, gesellschaftlichen<br />
und politischen Handlungsbedarf darzustellen. Hierbei gehen die Autoren der Studie, Michael Knipper<br />
und Yasar Bilgin, der kritischen Leitfrage nach, „[w]ie weit … die mit dem Faktor „Migration“ assoziierten<br />
Phänomene tatsächlich migrationsspezifisch [sind] – im Hinblick entweder auf einen<br />
identifizierbaren Migrationsprozess (z.B. Einreise nach Deutschland als ehemaliger „Gastarbeiter“)<br />
oder auf die Zugehörigkeit zu einer mit „Migration“ bzw. einem „Migrationshintergrund“ identifizierten<br />
sozialen Gruppe“ (S. 14). Eine grundlegende Schwierigkeit wird hierbei darin gesehen, dass es<br />
keine einheitliche Definition der Kategorien ‚Migrant’ und ‚Menschen mit Migrationshintergrund’ gibt<br />
und vermutlich auch nicht geben kann, da eine klare Abgrenzung zwischen der Bevölkerung mit<br />
und ohne Migrationshintergrund nicht möglich ist (vgl. S. 19). Darüber hinaus darf nicht aus den<br />
Augen verloren werden, dass sich die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund durch eine<br />
große Heterogenität auszeichnet, nicht nur sprachlich und nach Herkunftsland sondern vor allem<br />
auch im Hinblick auf die „sozialen Milieus und damit verbunden ihrer kulturellen, wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Teilhabe“ (S. 5).<br />
Ein banales, aber deshalb vielleicht gerade wichtiges Ergebnis ist, dass „[d]er Gesundheitszustand<br />
der Menschen mit Migrationshintergrund … in etwa demjenigen der Menschen ohne Migrationshintergrund<br />
[entspricht]“ (S.5). Dies bedeutet aber keineswegs, dass es keinen Handlungsbedarf<br />
im Gesundheitsbereich gäbe. Die Autoren arbeiten erhebliche Mängel beim Zugang zum Gesundheitssystem<br />
in Deutschland heraus, die mit einem bedeutsamen Risiko von Mangel- und Fehlversorgung<br />
verbunden sind:<br />
Als Zugangshindernisse wirken demnach insbesondere<br />
• eine unzureichende Transparenz der Strukturen des Gesundheitssystems:<br />
Ein Indiz für eine ungenügende Transparenz der Strukturen des Gesundheitssystems und<br />
einer geringeren Systemkenntnis bei Zugewanderten ist die geringere Nutzung von Angeboten<br />
zur gesundheitlichen Prävention und Vorsorge und gleichzeitig häufigere Inanspruchnahme<br />
der Notfallambulanz durch Menschen mit Migrationshintergrund. Die Strukturen<br />
des Gesundheitssystems sind nicht selbsterklärend, weshalb sie insbesondere Zugewanderten<br />
mit ihren auf ihren Vorerfahrungen basierenden Vorstellungen über Strukturen<br />
und Funktionsweisen eines Gesundheitssystems gezielt nahe gebracht werden sollten,<br />
wobei die Autoren darauf aufmerksam machen, dass entsprechende Kenntnisse auch bei<br />
der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund nicht unbedingt vorausgesetzt werden können.<br />
• mangelnde Kommunikationsfähigkeit und Sprachkenntnisse ebenso auf Seiten von<br />
Patienten wie auf Seiten der Mitarbeitenden im Gesundheitssystem:<br />
Die Autoren betonen hierbei, dass „das Thema Sprache und Kommunikation bei Patienten<br />
mit Migrationshintergrund … komplexer [ist] als eine einfache Frage der Deutschkenntnisse<br />
auf Seiten der Patienten“ (S. 70):<br />
„Zum einen werden Mängel in der Arzt-Patienten-Kommunikation nicht allein bei Patienten<br />
mit mangelhaften Deutschkenntnissen beobachtet. Dies ist ein grundlegendes und im<br />
3