16.11.2013 Aufrufe

NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt

NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt

NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Diskriminierung im Gesundheitsbereich<br />

Seit 2001 existieren in <strong>Köln</strong> Antidiskriminierungsbüros als Anlaufstellen bei rassistischen Diskriminierungserfahrungen.<br />

Im „Drei-Säulen-Modell“ arbeiten das Interkulturelle Referat der Stadt <strong>Köln</strong>,<br />

der Caritasverband für die Stadt <strong>Köln</strong> e.V. als Einrichtung der Wohlfahrtspflege und „Öffentlichkeit<br />

gegen Gewalt e.V.“ als unabhängige Einrichtung thematisch und organisatorisch eng zusammen,<br />

um die Antidiskriminierungsarbeit in <strong>Köln</strong> inhaltlich und strukturell zu verankern. Als Anlauf- und<br />

Beratungsstellen für rassistische Diskriminierungsfälle fördern und stärken die Träger im „Drei-<br />

Säulen-Modell“ von Diskriminierung Betroffene im Erkennen und Wahrnehmen ihrer Rechte, informieren<br />

sie über Unterstützungs- und Interventionsmöglichkeiten, leiten bei Bedarf Interventionsmaßnahmen<br />

ein und unterstützen Ratsuchende bei der Bewältigung der erlittenen Diskriminierung.<br />

Wichtig ist dabei vor allem auch ein Empowerment der Betroffenen.<br />

Jeder kann bei einer vorliegenden ethnischen Diskriminierung das Informations- und Beratungsangebot<br />

der Kooperationspartner im „Drei-Säulen-Modell“ in Anspruch nehmen – unabhängig davon,<br />

ob tatsächlich weitere Schritte durch die jeweilige Beratungsstelle erwünscht sind oder nicht. Alle<br />

Beratungsgespräche werden vertraulich behandelt und können auf Wunsch auch anonym durchgeführt<br />

werden.<br />

Wir sprachen mit Kornelia Meder vom Antidiskriminierungsbüros des Caritasverbandes für die<br />

Stadt <strong>Köln</strong> e.V. über die Erfahrungen im Themenfeld Gesundheit:<br />

Seit mehreren Jahren existieren in <strong>Köln</strong> Antidiskriminierungsbüros als Anlaufstelle bei rassistischer<br />

Diskriminierung. Welche Rolle spielt dabei das Thema Gesundheit, also der Bereich Gesundheitswesen<br />

in Eurer Arbeit? Inwieweit seid Ihr mit dem Themenkomplex konfrontiert?<br />

Für den Beratungsbereich des Caritasverbandes kann ich sagen, dass in den vorliegenden Jahresberichten,<br />

die regelmäßig herausgeben werden, das Thema Gesundheit nicht explizit ausgewiesen<br />

ist , sondern sich in den Bereichen "Diskriminierung im Dienstleistungsbereich" und "Diskriminierung<br />

am Arbeitsplatz" wieder findet. Es gibt zahlreiche Diskriminierungsvorfälle zum Thema<br />

Gesundheit, die ich aus unserem Beratungsbüro nennen kann: Es gibt immer wieder Vorfälle in<br />

Arztpraxen, wo es darum geht, dass Patienten mit Migrationshintergrund längere Wartezeiten in<br />

Kauf nehmen müssen oder unfreundlich behandelt werden. Manchmal führen auch sprachliche<br />

Schwierigkeiten zu Missverständnissen. Ein weiterer Bereich ist die Pflege. Hier geht es oft darum,<br />

dass Patienten von Menschen mit südländischem Aussehen oder mit schwarzer Hautfarbe nicht<br />

gepflegt oder behandelt werden wollen. Die Patienten sagen dann, ich möchte von der Pflegekraft<br />

nicht angefasst werden oder sie fordern, auf eine andere Station verlegt zu werden. Diese Erfahrung<br />

gibt es auch in Alten- und Pflegeheimen. Auch in diesem Sektor gibt es immer wieder direkte<br />

Diskriminierung. Ein anderes Feld ist der Bereich Ausbildung. Hier gibt es Fälle, in denen Auszubildende<br />

von ihren Ausbildern nicht so unterstützt werden, wie das bei Deutschen der Fall ist. Um ein<br />

Beispiel zu nennen: Um in der Ausbildung zum Zahntechniker, die abschließende Prüfung erfolgreich<br />

absolvieren zu können, muss man bestimmte Dinge in der Ausbildung durchgeführt und praktisch<br />

erfahren haben - um die erforderliche Fingerfertigkeit zu erlangen. Hier gibt es manchmal die<br />

Situation, dass die Auszubildenden mit Migrationshintergrund an manche Dinge nicht herangeführt<br />

werden, beispielsweise an Arbeiten, die eher spannend sind oder nicht so häufig in der praktischen<br />

Arbeit auftreten. Ihnen werden eher die etwas langweiligen und/oder stupiden Arbeiten übertragen.<br />

Es fehlt ihnen ein wichtiger Teil in der Praxiserfahrung, der für die Prüfungsvorbereitung verloren<br />

geht. Sichtbar wird Diskriminierung auch im Bereich der Behandlung. Migranten erfahren im Krankenhaus<br />

manchmal eine andere Behandlung als die Deutschen. Hinzu kommt: Wenn man die<br />

deutsche Sprache nicht ausreichend beherrscht, bekommen Menschen in Arztpraxen zu hören:<br />

“Das hat jetzt keinen Zweck mit Ihnen hier, bringen Sie mal jemanden mit, der übersetzen kann.<br />

Erst dann kann ich Sie behandeln.” Und nicht zuletzt ist dann noch die Diskriminierung von Flücht-<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!