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Kapitel 3: Fuzzy Systeme

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3. <strong>Fuzzy</strong>-<strong>Systeme</strong><br />

3.1 <strong>Fuzzy</strong>-Logik<br />

3.1.1 Einführung in die Denkweise<br />

1. Unscharfe Mengen (<strong>Fuzzy</strong>-Sets)<br />

<strong>Fuzzy</strong>-<strong>Systeme</strong> kodieren direkt strukturiertes Wissen (Regeln) in numerischer Form.<br />

Die "<strong>Fuzzy</strong>-Set-Theorie" wurde 1965 von Prof. Zadeh (Uni Berkeley, Kalifornien)<br />

eingeführt. Prof. Zadeh stellte fest: "Herkömmliche (Computer-) Logik kennt keine<br />

Manipulation von Daten, die vage oder subjektive Konzepte repräsentieren. (z.B. Es<br />

ist ziemlich kalt, eine schöne Frau). Die <strong>Fuzzy</strong>-Set-Theorie geht von der Annahme<br />

aus, daß alle Dinge nur zu einem gewissen Grad zutreffen und reduziert die<br />

herkömmliche Logik auf einen Sonderfall. Gerade der Mangel an Präzision<br />

ermöglicht: Das Treffen von Entscheidungen, selbst in Situationen, in denen<br />

unvollständige oder teilweise widersprüchliche Informationen vorliegen.<br />

Bsp.: Darstellung der Temperatur durch eine Zugehörigkeitsfunktion µ<br />

1. (klassische) scharfe Menge<br />

"1": zugehörig<br />

"0": nicht zugehörig<br />

µ( T)<br />

1.0<br />

10 20 30 40<br />

T<br />

Abb. 3.1-1: Darstellung der Temperatur als scharfe Menge<br />

Werte der Zugehörigkeitsfunktion sind nicht nur Null oder Eins sondern beliebige<br />

Werte zwischen 0 und 1.<br />

1


µ( T)<br />

1.0<br />

10 20 30 40<br />

T<br />

Abb. 3.1-2: Darstellung der Tempeartur als unscharfe Menge<br />

Ein <strong>Fuzzy</strong>-Set wird durch die Zugehörigkeitsfunktion immer eindeutig dargestellt.<br />

Eine Zugehörigkeitsfunktion kann beliebige Werte zwischen 0 und 1 annehmen.<br />

Dadurch werden beliebig feine Abstufungen zwischen "gehört dazu" und "gehört<br />

definitiv nicht dazu" vorgenommen<br />

2. Funktionstyp<br />

Hinsichtlich des Funktionstyps von Zugehörigkeitsfunktionen haben sich einige<br />

Standardformen herausgbildet: Trapeze und Dreiecke werden am häufigsten<br />

eingesetzt. Für derartige <strong>Fuzzy</strong>-Sets spricht die geringe Anzahl von Parametern (4<br />

bzw. 3 Punkte sind festzulegen) und der geringe Rechenaufwand (Vorteil bei<br />

zeitkritischen Anwendungen). Daneben gibt es <strong>Fuzzy</strong>-Sets mit S-kurvenförmigen<br />

Flanken oder in Form der Normalverteilungsfunktion (Einsatz bei Datenanalyse und<br />

Mustererkennung).<br />

Mathematisch läßt sich ein <strong>Fuzzy</strong>-Set beschreiben als eine geordnete Menge von<br />

Paaren:<br />

A = {(x,µ A<br />

( x)| x ∈ X }<br />

µ A<br />

( x): Zugehörigkeitsfunktion (Untermenge der reellen Zahlen)<br />

3. Operatoren auf <strong>Fuzzy</strong>-Mengen<br />

Informationen werden gewöhnlich durch "UND" und "ODER" miteinander verknüpft.<br />

Die Verknüpfung zweier unscharfer Informationen durch UND und ODER müssen<br />

auch eine Ableitung auf <strong>Fuzzy</strong>-Mengen besitzen, wenn eine <strong>Fuzzy</strong>-Modellierung<br />

einen Sinn haben soll.<br />

Analog zu den Operatoren der Booleschen Algebra UND, ODER und NICHT hat die<br />

"<strong>Fuzzy</strong> Logik" neue Operatoren entwickelt:<br />

Wahrheitsgrad 2er Aussagen, die durch ODER verknüpft sind<br />

(Maximumoperator für die Vereinigung zweier <strong>Fuzzy</strong>-Sets C = A∪ B)<br />

2


µ C<br />

( x)=max{µ A<br />

( X), µ B<br />

( X)} x ∈ X<br />

Wahrheitsgrad 2er Aussagen, die durch UND verknüpft sind<br />

(Minimumoperator für den Durchschnitt zweier <strong>Fuzzy</strong>-Sets C = A∩ B)<br />

µ C<br />

( x)=min{µ A<br />

( X), µ B<br />

( X)} x ∈ X<br />

Wahrheitsgrad der Negation<br />

(Komplement C eines <strong>Fuzzy</strong>-Set A)<br />

µ C<br />

( x)=1-µ A<br />

( X) x ∈ X<br />

Bsp.: Die folgende Darstellung beschreibt die <strong>Fuzzy</strong> Sets "Warm" bzw. "Heiss":<br />

µ( T)<br />

1.0 warm heiss<br />

0.5<br />

10 20 30 40<br />

Temperatur [°C]<br />

Abb.: 3.1-3 Darstellung der <strong>Fuzzy</strong> Sets „Warm“ bzw. „Heiss“<br />

a) Zeichne in die vorstehende Darstellung das <strong>Fuzzy</strong>-Set "heiss und warm" ein.<br />

b) Zeichne in die vorstehende Darstellung das "<strong>Fuzzy</strong>-Set "heiss oder warm" ein.<br />

c) Zeichne in die vorstehende Darstellung das Ergebnis der Komplementbildung aus<br />

dem <strong>Fuzzy</strong>-Set "heiss" (Resultat <strong>Fuzzy</strong>-Set "nicht heiss") ein.<br />

4. Linguistische Variable<br />

Derartige Variable umfassen Werte, die durch Wörter wie "heiß" oder "kalt"<br />

repräsentiert werden. Die einzelnen Werte einer linguistischen Variable werden<br />

durch <strong>Fuzzy</strong>-Sets ausgedrückt:<br />

Bsp.: Die linguistische Variable Raumtemperatur<br />

Die Raumtemperatur kann als linguistische Variable mit den Termen kalt, warm und<br />

heiß aufgefaßt werden. Jeder Term wird als <strong>Fuzzy</strong>-Set modelliert:<br />

3


Zugehörigkeitsgrad<br />

1.0<br />

0.8<br />

kalt warm heiß<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

10<br />

20<br />

30<br />

Temperatur (°C)<br />

Abb. 3.1-4: Darstellung der linguistischen Variablen Raumtemperatur<br />

5. <strong>Fuzzy</strong>-Regeln<br />

Zur Formulierung von menschlichem Erfahrungswissen werden <strong>Fuzzy</strong>-Regeln<br />

verwendet:<br />

Bsp.: Regeln beim Autofahren<br />

- Wenn der Abstand zum vorderen Auto klein ist und die Geschwindigkeit groß, dann<br />

bremse mit großer Kraft<br />

- Wenn der Abstand zum vorderen Auto mittel ist und die Geschwindigkeit groß,<br />

dann bremse mit mittlerer Kraft.<br />

Die linguistischen Variablen Abstand (D), Geschwindigkeit (V) und Bremskraft (F)<br />

lassen sich so darstellen:<br />

µ( T)<br />

1.0<br />

0.0<br />

50<br />

100<br />

[m] [%] [km/h]<br />

50 100 50 100<br />

Abstand Bremskraft Geschwindigkeit<br />

Abb. 3.1-5: Darstellung der Regeln, Abstand, Bremskraft, Geschwindigkeit<br />

4


Für jede linguistische Variable wurden 3 dreieckige <strong>Fuzzy</strong>-Sets (klein (PS), mittel<br />

(PM) und groß (PL) ) gewählt. Die beiden Regeln sind:<br />

Wenn (D = PS) und (V = PL), dann (F = PL)<br />

Wenn (D = PM) und (V = PL), dann F = PM)<br />

Abstand Geschwindigkeit Bremskraft<br />

Regel 1 PS PL PL<br />

Regel 2 PM PL PM<br />

Regeln können in eine Regeltabelle folgender Gestalt eingetragen werden:<br />

NB<br />

NM<br />

NS<br />

ZR<br />

PS<br />

PM<br />

PB<br />

NB NM NS ZR PS PM PB<br />

Ein unscharfe Variable kann offensichtlich eine Reihe unscharfer Werte annehmen:<br />

NB (Negative Big) bzw. NL (Negative Large)<br />

NM (Negative Medium)<br />

NS (Negative Small)<br />

ZE (Zeroe)<br />

PS (Positive Small)<br />

PM (Positive Medium)<br />

PB (Positive Big) bzw. PL (Positive Large)<br />

Die Regeltabelle zeigt: <strong>Fuzzy</strong>-<strong>Systeme</strong> speichern und verarbeiten unscharfe Regeln<br />

parallel. <strong>Fuzzy</strong>-<strong>Systeme</strong> assoziieren Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Sets mit Eingangs-<strong>Fuzzy</strong>-Sets<br />

und verhalten sich wie "quasi" assoziative Speicher.<br />

6. Unscharfe Relationen<br />

Neben unscharfen Mengen sind unscharfe Relationen ein wichtiges Teilgebiet der<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Set-Theorie. Unscharfe Relationen bilden die theoretische Basis für die<br />

Realisierung unscharfer Regler und Expertensystemen.<br />

Eine unscharfe (binäre) Relation über dem Produktraum X<br />

R={(( x, y), µ ( x, y)<br />

|( x, y)<br />

∈ X × Y }<br />

R<br />

5<br />

× Y ist definiert durch<br />

Falls X und Y diskrete Mengen sind, dann können X und Y durch Matrizen definiert<br />

werden, z.B.:


X = {grün, gelb, rot} beschreibt die Farbe einer Frucht<br />

Y = {unreif, halbreif, reif} beschreibt den Reifegrad einer Frucht.<br />

Die Paare, die zueinander passen, sind dann<br />

R 1 ={(grün,unreif),(gelb,halbreif),(rot,reif)}<br />

und können in einer Tabelle zusammengefaßt werden:<br />

X \ Y unreif halbreif reif<br />

grün 1 0 0<br />

gelb 0 1 0<br />

rot 0 0 1<br />

Die in der Tabelle zusammengestellten Paare entsprechen den folgenden (auf<br />

Erfahrung beruhenden) Regeln:<br />

WENN eine Frucht grün ist DANN ist sie unreif<br />

WENN eine Frucht gelb ist DANN ist sie halbreif<br />

WENN eine Frucht rot ist DANN ist sie reif<br />

Daraus folgt: Relationen eignen sich zur Modellierung von WENN ... DANN ...-<br />

Regeln.<br />

Da die Relationsmatrix nur Nullen und Einsen enthält, handelt es sich noch nicht um<br />

eine wirkliche <strong>Fuzzy</strong>-Relation. Man weiß aber, daß diese Erfahrungsregeln nur<br />

ungefähr stimmen. Eine <strong>Fuzzy</strong>-Relation R 2 ist dann:<br />

X \ Y unreif halbreif reif<br />

grün 1 0.5 0<br />

gelb 0.3 1 0.3<br />

rot 0 0.5 1<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Mengen können auf einfachen Grundmengen (G1, G2, ..) durch Operatoren<br />

wie bspw. den min-Operator für die die UND-Verknüpfung zu <strong>Fuzzy</strong>-Relationen auf<br />

der Kreuzproduktmenge der zugrundliegenden Grundmengen verbunden werden.<br />

Bsp.: Junger UND großer Mann<br />

Gegeben sind die <strong>Fuzzy</strong>-Mengen für "Junger Mann" und "Großer Mann".<br />

6


µ 1<br />

µ 2<br />

1.0<br />

0.0<br />

15<br />

25<br />

Alter<br />

35 170 180<br />

Groesse<br />

Abb. 3.1-6: Die <strong>Fuzzy</strong>-Mengen „junger“ bzw. „großer“ Mann<br />

Ein "junger" UND "großer" Mann ist eine <strong>Fuzzy</strong>-Relation auf den beiden<br />

Grundmengen "Alter" und "Größe":<br />

µ ( Alter , Größe) min( µ ( Alter ), µ ( Größe))<br />

R<br />

= 1 2<br />

Falls die Grundmengen auf 5 äquidistante Stützstellen beschränkt werden, ergibt<br />

sich folgende Tabellendarstellung der Relationsmatrix:<br />

Alter\Größe 170 175 180 185 190<br />

15 0 0 0 0 0<br />

20 0 0.5 0.5 0.5 0.5<br />

25 0 0.5 1 1 1<br />

30 0 0.5 0.5 0.5 0.5<br />

35 0 0 0 0 0<br />

Eine Relation "Junger ODER Großer Mann" kann auf analoge Weise gebildet<br />

werden, indem der min-Operator durch den max-Operator ersetzt wird.<br />

Der Ausdruck µ<br />

R<br />

( x , y ) = min( µ ( x ), µ ( y<br />

1 2<br />

)) heißt Kreuzprodukt oder cartesisches<br />

Produkt der <strong>Fuzzy</strong>-Mengen.<br />

Auch <strong>Fuzzy</strong>-Relationen mit derselben Produktmenge lassen sich miteinander<br />

verknüpfen:<br />

Falls R 1 und R 2 zweistellige <strong>Fuzzy</strong>-Relationen sind, dann gilt für den Durchschnitt<br />

von R 1 und R 2 (UND-Verknüpfung)<br />

µ ( x, y) min( µ ( x, y), µ ( x, y))<br />

R ∩ R<br />

=<br />

R R<br />

1 2 1 2<br />

und für die Vereinigung (ODER-Verknüpfung)<br />

µ ( x, y) max( µ ( x, y), µ ( x, y))<br />

R ∪ R<br />

=<br />

R R<br />

1 2 1 2<br />

7


3.1.2 Verarbeitung in <strong>Fuzzy</strong>-<strong>Systeme</strong>n: <strong>Fuzzy</strong>-Inferenz<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Inferenz bedeutet: <strong>Fuzzy</strong>-logisches Schließen auf unscharfen Informationen.<br />

Eine Inferenz besteht aus einer oder mehreren Regeln (Implikationen), einem<br />

Faktum (aktueller Zustand, aktuelles Ereignis) und einer Schlußfolgerung. Sie<br />

ersetzt das Faktum unter Berücksichtigung der Implikation(en) durch ein neues<br />

Faktum.<br />

1. Ein einführendes Beispiel<br />

Grundlage der Verarbeitung unscharfer Mengen mit <strong>Fuzzy</strong> Logik ist die<br />

Produktionsregel.<br />

Ein einführendes Beispiel aus der Prozeßregeltechnik umfaßt die folgenden Regeln:<br />

Regel (1)<br />

WENN Temperatur = sehr hoch<br />

ODER Kammerdruck = übernormal<br />

DANN Ventil gedrosselt<br />

Regel (2)<br />

WENN Temperatur = hoch<br />

UND Kammerdruck = normal<br />

DANN Ventil = halb offen.<br />

Die Abarbeitung derartiger Regeln (linguistische Regeln) unterscheidet sich<br />

allerdings von der Regelbehandlung in einem Expertensystem. In einem<br />

Expertensystem könnte man den Zusammenhang von Regel (1) so beschrieben:<br />

"WENN Temperatur >= 870°C und Kammerdruck >= 40 bar DANN Ventil = 0.3".<br />

Diese Produktionsregel entspricht nicht genau der linguistischen Regel. Die<br />

Definition einer festen (scharf definierten) Schwelle, ab der eine Temperatur als sehr<br />

hoch angesehen wird, ist willkürlich. Die Vorbedingung der Regel ist genau dann<br />

erfüllt, wenn die Bedingungen für Temperatur und Druck gleichzeitig erfüllt sind.<br />

Die Abarbeitung linguistischer Regeln zeigen die folgende Arbeitsschritte, die zur<br />

Beantwortung der Frage " Wie ist die erforderliche Stellung eines Ventils bei einer<br />

Temperatur von 910°C und einem Kammerdruck von 40.7 bar?" anfallen:<br />

<strong>Fuzzy</strong>fizierung<br />

Darunter versteht man: Die linguistische Interpretation technischer Größen<br />

Die technische Größe "Temperatur" wird so interpretiert:<br />

8


Zugehörigkeitsgrad<br />

1.0<br />

0.0<br />

400 500 600 700 800 900 1000<br />

Abb. 3.1-7: Temperatur in der Kammer<br />

Im vorliegenden Fall gilt bspw. für die Tempeartur 910°C:<br />

sehr hoch 0.8<br />

hoch 0.3<br />

mittel 0.0<br />

niedrig 0.0<br />

Die technische Größe "Druck" wird so interpretiert:<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

Temperatur (°C)<br />

1.0<br />

0.0<br />

39 40<br />

41<br />

Druck (bar)<br />

Abb. 3.1-8: Druck in der Kammer<br />

9


Im vorliegenden Fall gilt für den Druck 40.5 bar:<br />

unter normal 0.0<br />

normal 0.5<br />

über normal 0.5<br />

Berechnung der Wahrscheinlichkeiten für Vorbedingungen zu Regeln<br />

Die Vorbedingungen zu Regel (1) bzw. Regel(2) des einführenden Beispiels lassen<br />

sich berechnen:<br />

Regel (1): max(0.8, 0.3) = 0.8<br />

Regel (2): min(0.3, 0.5) = 0.3<br />

10


Zurückführung der Resultate der Regeln<br />

Auch für die Stellung des Ventils wird eine linguistische Variable eingeführt:<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

1.0<br />

0.0<br />

4 8 12<br />

Durchfluß<br />

Abb. 3.1-9: Ventil<br />

Die linguistische Variable Ventil beschreibt die einem Brennofen zuzuführende<br />

Menge an Brennstoffen (als Reaktion auf den in einer Brennkammer herrschenden<br />

Druck und Temperatur).<br />

Zur Zurückführung der Resultate der Regeln auf deren Definition gibt es in der<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Logik 2 alternative Methoden:<br />

- die Max-Min-Inferenz<br />

- die Max-Prod-Inferenz<br />

Max-Min-Inferenz<br />

Die unscharfe Menge der Terme der linguistischen Variablen "Ventil" werden jeweils<br />

auf den Wahrheitsgrad der Vorbedingung begrenzt (Minimum). Die so erhaltenen<br />

Mengen werden zu einer einzigen zusammengefaßt (Maximum). Diese unscharfe<br />

Menge ist das Resultat der Inferenz.<br />

11


Zugehörigkeitsgrad<br />

1.0<br />

0.0<br />

4 8 12<br />

Durchfluß<br />

Abb. 3.1-10: Max-Min-Inferenz<br />

Max-Prod-Inferenz<br />

Es wird ein Produkt aus unscharfer Menge des Terms der Schlußfolgerung und des<br />

Wahrheitsgrads der Vorbedingung gebildet.<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

1.0<br />

0.0<br />

4 8 12<br />

Durchfluß<br />

Abb. 3.1-11: Max-Prod-Inferenz<br />

Als Ergebnis erhält man für die Stellung des Methanventils der beiden Methoden<br />

eine unscharfe Menge.<br />

12


Defuzzifizierung<br />

Es gibt hierfür verschiedene Methoden. Am häufigsten wird benutzt: Berechnung der<br />

technischen Größe aus dem Flächenschwerpunkt der unscharfen Menge.<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

1.0<br />

0.0<br />

4 8 12<br />

Durchfluß<br />

Abb. 3.1-12: Ermitteln des Flächenschwerpunkts<br />

Im angegebenen Beispiel ergibt sich die Stellung des Ventils zu 2.7 m 3 /h<br />

2. <strong>Fuzzy</strong>-Inferenzschema<br />

Eine <strong>Fuzzy</strong>-Inferenz ist eine Verarbeitungsvorschrift für WENN.. DANN.. -Regeln<br />

bzw, für ganze Gruppen von Regeln für unscharfe Aussagen. In der <strong>Fuzzy</strong>-Linguistik<br />

kann zur Modellierung von WENN.. DANN.. -Regeln der min-Operator benutzt<br />

werden.<br />

Bsp.: Erhitzen von Wasser<br />

Regel: WENN Temperatur T = niedrig DANN Wärmezufuhr hoch<br />

Zugehörigkeitsfunktion für die linguistische Terme Tempeartur und Wärmezufuhr:<br />

13


Zugehörigkeitsgrad<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

µ T<br />

niedrig<br />

µ W<br />

hoch<br />

1.0<br />

1.0<br />

0.0<br />

10 30<br />

50<br />

T (°C)<br />

0.0<br />

50<br />

60 80<br />

100<br />

Relationsmatrix (ermittelt über das Kreuzprodukt): µ ( T, W) = min( µ ( T), µ ( W))<br />

W 60 70 80 90 100<br />

T<br />

10 0 0 0 0 0<br />

20 0 0.5 0.5 0.5 0<br />

30 0 0.5 1 0.5 0<br />

40 0 0.5 0.5 0.5 0<br />

50 0 0 0 0 0<br />

R T W<br />

W (%)<br />

Die gebräuchlichste Art einer Inferenz 1 ist die Max-Min-Komposition. So ergibt sich<br />

bspw. für das aktuelle Faktum T = 20°C das folgende Inferenzergebnis:<br />

µ<br />

Whoch' ( W) = µ<br />

R<br />

( T = 20° C, W) = min( µ<br />

Tniedrig( 20°<br />

C), µ<br />

Whoch<br />

( W))<br />

µ R<br />

ist die über das Kreuzprodukt von Prämissen- und Konklusions-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen<br />

gewonnene <strong>Fuzzy</strong>-Relation der Regel.<br />

Aus der Relationsmatrix kann abgelesen werden: µ Whoch'<br />

( W) = ( 0, 0. 5, 0. 5, 0. 5, 0)<br />

Grafisch kann der Inferenzvorgang so dargestellt werden:<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

µ W<br />

µ T<br />

niedrig<br />

0.5<br />

hoch<br />

1.0<br />

1.0<br />

0.5<br />

µ W hoch'<br />

0.0<br />

0.0<br />

10 30<br />

50<br />

T (°C)<br />

50<br />

60 80<br />

100<br />

W (%)<br />

Abb. 3.1-16: Darstellung des Inferenzvorgangs<br />

Die Eingangsgröße ist ein scharfer Temperaturwert von 20°C und somit als<br />

Singleton µ Whoch'<br />

auf der Grundmenge G 1 = {10,20,30,40,50} der Temperatur<br />

1 Eine Inferenz ist eine Verarbeitungsvorschrift für WENN... DANN... Regeln unter Berücksichtigung eines<br />

aktuellen Faktums (Ereignisses). Sie hat eine Schlußfolgerung als Ergebnis<br />

14


darstellbar. Das Inferenzergebnis erhält man dann auch über die Relationsmatrix<br />

durch:<br />

⎛0 0 0 0 0⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎜0 05 . 05 . 05 . 0⎟<br />

µ Whoch'<br />

= ⋅<br />

⎜<br />

⎟<br />

0 05 . 05 . 05 . 0<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝0 0 0 0 0⎠<br />

( 0 1 0 0 0) ⎜0 05 . 1 05 . 0⎟<br />

= ( 0 05 . 05 . 05 . 0)<br />

Verarbeitungsvorschrift zur Ermittlung der <strong>Fuzzy</strong>-Ergebnismenge<br />

Das Max-Min-Inferenzschema liefert bei einer Regel WENN A DANN B mit dem<br />

linguistischen Term µ A<br />

( x) in der Prämisse und dem Term µ B<br />

( y) in der Konklusion<br />

bei Vorliegen einer scharfen Eingangsgröße x' eine Ergebnis-<strong>Fuzzy</strong>-Menge µ ( B '<br />

y ).<br />

Diese kann in der zu x' zugehörgen Zeile µ R<br />

( x', y) der über das Kreuzprodukt<br />

gebildeten Relationsmatrix der Regel unmittelbar abgelesen oder grafisch ermittelt<br />

werden, indem man die <strong>Fuzzy</strong>-Menge µ B<br />

( y) der Konklusion in der Höhe des<br />

Erfüllungsgrads µ A<br />

( x') abschneidet.<br />

Verhalten bei mehreren Regeln<br />

Für jede weitere Regel kommt eine entsprechende Relationsmatrix hinzu. Die<br />

Regeln innerhalb des Systems von Regeln sind i.a. ODER verknüpft. Die<br />

Relationsmatrizen werden daher über den "Max"-Operator verbunden. Ergebnis ist<br />

eine einzige Relationsmatrix, die alle Regeln enthält und wie im Falle einer Regel<br />

ausgewertet werden kann. Alternativ dazu kann man die Regeln zunächst getrennt<br />

voneinander auswerten und im Abschluß daran deren Ergebnis-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen mit<br />

dem Max-Operator überlagern.<br />

Bsp.: Erhitzen von Wasser<br />

Regelbasis<br />

R 1 : WENN T = sehr_niedrig DANN W = sehr_hoch<br />

R 2 : WENN T = niedrig DANN W = hoch<br />

R 3 : WENN T = mittel DANN W = mittel<br />

R 4 : WENNT = hoch DANN W = niedrig<br />

R 5 : WENN T = sehr_hoch DANN W = sehr_niedrig<br />

Linguistische Variable für Temperatur T und Wärmezufuhr W<br />

15


Zugehörigkeitsgrad<br />

µ T<br />

1.0<br />

sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch<br />

0.75<br />

0.25<br />

0.0<br />

10 30<br />

50 70<br />

100<br />

T(°C)<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

µ W<br />

1.0<br />

sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch<br />

0.0<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 3.1-18: Linguistische Terme für Temperatur und Wärmezufuhr<br />

W(%)<br />

Ziel: Ermitteln einer geeigneten Wärmezufur für einen scharfen Temperaturwert T =<br />

45°C.<br />

Lösungsschema:<br />

1) Fuzzifizierung der scharfen Eingangsgröße<br />

⎛µ<br />

⎜<br />

⎜ µ<br />

⎜ µ<br />

⎜<br />

⎜ µ<br />

⎜<br />

⎝ µ<br />

Tsehr _ niedrig<br />

Tniedrig<br />

Tmittel<br />

Thoch<br />

Tsehr _ hoch<br />

( T)<br />

⎞ ⎛ 0 ⎞<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

( T)<br />

⎟ ⎜0.<br />

25⎟<br />

( T)<br />

⎟ = ⎜0.<br />

75⎟<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

( T)<br />

⎟<br />

0<br />

( T)<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

⎠ ⎝ 0 ⎠<br />

16


2) Ermitteln der aktiven Regeln<br />

Eine Überprüfung der Regelbasis zeigt, daß lediglich die Regeln R 2 und R 3 aktiv<br />

sind, d.h. einen Erfüllungsgrad größer als Null besitzen:<br />

- Der WENN-Teil von R 2 ist zu µ Tniedrig<br />

( T) = 0.<br />

25 erfüllt<br />

- Der WENN-Teil von R 3 ist zu µ Tmittel<br />

( T) = 0.<br />

75 erfüllt<br />

bzw.<br />

- R 2 besitzt den Erfüllungsgrad H 2 =0.25<br />

- R 3 besitzt den Erfüllungsgrad H 3 =0.75<br />

3) Ermittlung der einzeln Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen<br />

Die Anwendung jeder aktiven Regel liefert auf der Basis des Inferenzschemas die<br />

resultierende Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Menge, indem man den Erfüllungsgrad der Regel auf<br />

die jeweilige <strong>Fuzzy</strong>-Menge in der Schlußfolgerung überträgt. Dazu wird das<br />

Minimum von Erfüllungsgrad und Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Menge min( H , µ ( W))<br />

gebildet,<br />

d.h. Die Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Menge in der Höhe H i abgeschnitten.<br />

i<br />

W i<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

µ<br />

T<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

µ W<br />

hoch<br />

1.0<br />

niedrig<br />

1.0<br />

H 2<br />

0.0<br />

0.0<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

T(°C)<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

W(%)<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

µ W<br />

µ T<br />

mittel<br />

1.0<br />

1.0<br />

mittel<br />

0.0<br />

0.0<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

T(°C)<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

W(%)<br />

Abb. 3.1-19: Auswertung der Regeln<br />

4) Überlagerung der einzelnen Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen<br />

Da die einzelnen Regeln implizit ODER-Verknüpfungen sind, müssen die<br />

zugehörigen Ergebnis-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen über den Max-Operator zur resultierenden<br />

Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Menge µ ( W) = max(min( H , µ ( W)))<br />

vereinigt werden.<br />

Wres i W<br />

i<br />

17


Zugehörigkeitsgrad<br />

µ W<br />

1.0<br />

0.0<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

W(%)<br />

Abb. 3.1-20: Überlagerung der <strong>Fuzzy</strong>-Mengen<br />

5) Defuzzifizierung<br />

Aus der resultierenden Ergebnis-<strong>Fuzzy</strong>-Menge muß in den meisten Fällen ein<br />

scharfer Ausgangswert bestimmt werden.<br />

3. Anwendung<br />

Aufgabe: Ein Fahrzeug ist auf dem Gipfel eines Berges zu halten.<br />

Problem: Durch die Schwerkraft wird das Fahrzeug immer bestrebt sein. den Berg<br />

auf der anderen Seite hinabzurollen. Zusätzlich können Störkräfte (Rauschkomponenten)<br />

und Handsteuerkräfte vom Bediener (über Cursor-Tasten simuliert)<br />

vorkommen.<br />

Hangabtriebskraft<br />

Rauschkraft<br />

Handsteuerkraft<br />

Bewegungssimulation<br />

des <strong>Fuzzy</strong>-Mobils<br />

v<br />

x<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Kraft<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Steuerung<br />

Abb. 3.1-21: Block-Diagramm der <strong>Fuzzy</strong>-Steuerung<br />

18


Lösung: Zur Lösung des Problems wird ein Prozeß simuliert, der als Meßwerte die<br />

aktuelle Geschwindigkeit v → und Position x → liefert und der durch eine Anzahl von<br />

Kraftkomponenten beeinflußt wird, die als Stör- und Steuergrößen wirken. das<br />

Simulationsprogramm muß Bewegungssimulation und <strong>Fuzzy</strong>-Steuerung realisieren 2 .<br />

physikalisches Grundwissen:<br />

→<br />

(1) K = m⋅ b = m⋅ d v ≈ m⋅ ∆v dt ∆t<br />

→<br />

Falls die Zeitdifferenz klein genug gewählt wird und die Kraft sich im betrachteten<br />

Zeitraum nicht oder nur unwesentlich ändert, kann man die Differentiale durch<br />

Differenzen ersetzen und die Geschwindigkeit zum Zeitpunkt t berechnen.<br />

→<br />

→<br />

K( t)<br />

→<br />

(2) v( t + 1) = v( t)<br />

+ ⋅∆<br />

t − v( t)<br />

⋅ k R<br />

m<br />

→<br />

In (2) ist noch eine geschwindigkeitsabhängige Kraftkomponente mit dem<br />

Reibungskoeffizienten k R eingeführt.<br />

Die Geschwindigkeit ist die 1. Ableitung des Weges →<br />

x nach der Zeit. Man kann die<br />

neue Position zum Zeitpunkt t+1 aus der Position zum Zeitpunkt t berechnen:<br />

→ → →<br />

(3) x( t + 1) = x( t) + v( t)<br />

⋅∆<br />

t<br />

Zur Berechnung der Bewegung fehlt in (2) noch die Kraft. Sie setzt sich zusammen<br />

→<br />

aus der Hangabtriebskraft K H , Rauschkraft KR , Handsteuerkraft KS<br />

→<br />

:<br />

→ → → → →<br />

Steuerkraft K F<br />

(4) K( t) = K ( t) + K ( t) + K ( t) + K ( t)<br />

H R S F<br />

→<br />

→<br />

und der <strong>Fuzzy</strong>-<br />

Die Handsteuerkraft wird durch Tastenbetätigung festgelegt, die Rauschkraft wird<br />

als Zufallswert zwischen 0 und einer definierten Maximalkraft bestimmt.<br />

α<br />

Geländefunktion P(x)<br />

→<br />

K<br />

G<br />

→<br />

K<br />

H<br />

Abb. 3.1-22: Kräfte in Abhängigkeit vom Bodenprofil<br />

2 Auch in der Praxis wird so verfahren: Zuerst möglichst exakte Prozeßsimulation, danach Kopplung mit<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Steuerung und Test<br />

19


In Abhängigkeit vom Winkel des Gefälles zerlegt sich die Gewichtskraft K G<br />

→<br />

→<br />

in K H<br />

(läuft parallel zum Hintergrund) und eine zu K H<br />

rechtwinklige Komponente. Die<br />

Bewegung ist im wesentlichen eindimensional. Auf die Vektordarstellung kann daher<br />

verzichtet werden. Unter Anwendnung einiger geometrischer Beziehungen ergibt<br />

sich folgende Gleichung:<br />

→<br />

(5) K H ( x) = − K G⋅<br />

sin α( x)<br />

→<br />

Der Winkel hängt vom Bodenprofil ab. Für die Berechnung des Winkels gilt die<br />

Gleichung:<br />

(6) α( x) = arctan( P'( x))<br />

Ersetzt man α in Gleichung (5) durch Gleichung (6) erhält man:<br />

P'( x)<br />

(7) − KG<br />

=<br />

2<br />

1+<br />

( P'( x))<br />

Mit Gleichung (7) wird die Hangabtriebskraft berechnet und mit mit den<br />

verbleibenden Kräften zur Gesamtkraft überlagert. Mit dieser Kraft und Gleichung (2)<br />

wird die Änderung der Geschwindigkeit berechnet. Über Gleichung (3) wird die neue<br />

Position ermittelt.<br />

Regeln: Das <strong>Fuzzy</strong>-System erhält vom Simulationsmodell die Daten der<br />

momentanen Geschwindigkeit v und der Position x. Das Steuersystem hat die<br />

Zielvorgabe, das Fahrzeug bei der Position x=0 mit der Geschwingkeit v=0 zu<br />

halten. Sieben <strong>Fuzzy</strong>-Regeln 3 mit den Ausgangspunkten Betrag und Richtung der<br />

Geschwindigkeit und der Position sollen eine linguistische Verknüpfung mit der<br />

Steuerkraft erreichen:<br />

(A) Wenn die Position positiv mittel (PM) ist, und die Geschwindikeit ist nahezu Null<br />

(ZR), dann ist die Kraft negativ mittel (NM).<br />

(B) Wenn die Position positiv klein (PS) ist, und die Geschwindigkeit ist positiv klein<br />

(PS), dann ist die Kraft negativ klein (NS).<br />

(C) Wenn die Position positiv klein (PS) ist, und die Geschwindigkeit ist negativ klein<br />

(NS), dann ist die Kraft nahezu Null (ZR).<br />

(D) Wenn die Position negativ mittel (NM) ist, und die Geschwindigkeit ist nahezu<br />

Null (ZR), dann ist die Kraft positiv mittel (PM).<br />

(E) Wenn die Position negativ klein (NS) ist, und die Geschwindigkeit ist negativ<br />

klein (PS), dann ist die Kraft positiv klein (PS).<br />

(F) Wenn die Position negativ klein (PS) ist, und die Geschwindigkeit ist positiv klein<br />

(NS), dann ist die Kraft nahezu Null (ZR).<br />

(G) Wenn die Position nahezu Null (ZR) ist, und die Geschwindigkeit ist nahezu Null<br />

(ZR), dann ist die Kraft nahezu Null (ZR).<br />

→<br />

Geschw.<br />

Position<br />

NB<br />

NM NS ZR PS PM<br />

3 Die Regeln werden aus dem Wissen über den Prozeß festgelegt<br />

20


NM<br />

(D) PM<br />

NS (E) PS (F) ZR<br />

ZR<br />

(G) ZR<br />

PS (C) ZR (B) NS<br />

PM<br />

(A) NM<br />

PB<br />

Zugehörigkeitsfunktionen: Diese Funktionen für Position, Geschwindigkeit und Kraft<br />

sind einfache lineare Funktionen .<br />

Regel (E)<br />

Wegverteilung<br />

Geschwindigkeitswert<br />

Kraftverteilung<br />

NM<br />

NS<br />

1.0<br />

PS<br />

PM<br />

NS<br />

1.0<br />

ZR<br />

PS<br />

NM<br />

NS<br />

PS PM<br />

-2<br />

0.0 2 -1<br />

0.0<br />

1<br />

-400<br />

0.0<br />

400<br />

Regel (G)<br />

Wegverteilung<br />

Geschwindigkeitswert<br />

Kraftverteilung<br />

NM<br />

NS<br />

1.0<br />

PS<br />

PM<br />

NS<br />

1.0<br />

ZR<br />

PS<br />

NM<br />

NS<br />

PS PM<br />

-2<br />

0.0 2 -1<br />

0.0<br />

1<br />

-400<br />

0.0<br />

400<br />

Wegverteilung<br />

Geschwindigkeitswert<br />

Kraftverteilung<br />

NM<br />

NS<br />

1.0<br />

PS<br />

PM<br />

1.0<br />

NM NS<br />

PS PM<br />

ZR<br />

-2<br />

0.0 2 -1<br />

0.0<br />

1<br />

-400<br />

400<br />

21


Abb. 3.1-23: Darstellung zur Ermittling der Kraftverteilung<br />

Ermittlung der <strong>Fuzzy</strong>-Kraft: Das Steuersystem soll bspw. vom Prozeß den<br />

Geschwindigkeitswert v = -0.6 (m/s) und die Position x = -0.2 (m) übergeben. Mit<br />

Hilfe der <strong>Fuzzy</strong>-Regeln und den Zugehörigkeitsfunktionen sind dann die<br />

Wahrheitswerte für Geschwindigkeit und Position auszurechnen.<br />

Berechnung des Schwerpunkts: Generell gilt für diese Berechnung einer beliebigen<br />

Funktion in x-Richtung:<br />

(8) S<br />

x<br />

=<br />

∫<br />

∫<br />

dx⋅ x⋅<br />

f ( x(<br />

dx ⋅ f ( x)<br />

Da die vorliegende Fläche aus mehreren Teilstücken besteht, müssen die<br />

Einzelstücke getrennt aufsummiert werden:<br />

(9) S<br />

x<br />

=<br />

∑<br />

k<br />

∑<br />

k<br />

∫<br />

dx⋅ x ⋅ f<br />

∫<br />

dx ⋅ f<br />

k<br />

k<br />

( x)<br />

( x)<br />

Die Fläche setzt sich aus linearen Funktionsabschnitten zusammen (, die der<br />

Beziehung f(x) = ax + b entsprechen). Das führt, in (9) eingesetzt, zu:<br />

(10) S<br />

x<br />

=<br />

∑<br />

k<br />

∫<br />

∑<br />

k<br />

2<br />

dx ⋅ ( a ⋅ x + b ⋅ x)<br />

∫<br />

k<br />

dx ⋅ ( a ⋅ x + b)<br />

k<br />

k<br />

Die Integration dieses Ausdrucks und Eingabe der Grenzen für die einzelnen<br />

Funktionsabschnitte (, dabei soll für das Teilstück f k (x) der Anfangspunkt (P Ak (x Ak ,y Ak )<br />

und der Endpunkt P Ek (X Ek ,y Ek ) gelten,) führt zu:<br />

(11) S<br />

x<br />

=<br />

∑<br />

k<br />

∑<br />

k<br />

⎧ 2 ⎛ b<br />

k ⎞<br />

x<br />

Ek ⎜a k<br />

⋅ x<br />

Ek<br />

+ x<br />

Ak<br />

a<br />

k<br />

⎝ ⎠<br />

⎟ − 2<br />

⋅ ⎛<br />

⎨ / 3<br />

⎜ / 3<br />

⎩<br />

3 ⎝<br />

+<br />

⎧ ⎛<br />

b<br />

k ⎞<br />

x<br />

Ek⎜a k<br />

⋅ x<br />

Ek<br />

+ x<br />

Ak<br />

a<br />

k<br />

⎝ ⎠<br />

⎟ − 2 ⎛<br />

⎨ / 2<br />

⎜ / 3<br />

⎩<br />

2 ⎝<br />

+<br />

b<br />

k ⎞⎫<br />

⎟⎬<br />

2 ⎠⎭<br />

b<br />

k ⎞⎫<br />

⎟⎬<br />

2 ⎠⎭<br />

In (11) fehlen noch die Koeffizienten ak und bk für die einzelnen Funktionsabschnitte<br />

(Berechnung aus den Anfangs- und Endpunkten der einzelnen Teilstücke):<br />

a<br />

k<br />

=<br />

y<br />

x<br />

Ek<br />

Ek<br />

−<br />

−<br />

y<br />

x<br />

Ak<br />

Ak<br />

b<br />

k<br />

= y<br />

Ak<br />

− a<br />

k<br />

⋅ x<br />

Ak<br />

22


3.1.3 Regelbasierte <strong>Systeme</strong><br />

1. <strong>Fuzzy</strong>-Logik regelbasierter <strong>Systeme</strong><br />

Ein regelbasiertes System besteht aus einem System von Inferenzregeln und einem<br />

Inferenzschema, das die Verarbeitungsvorschrift enthält, nach der (scharfe)<br />

Eingangsgrößen x i mit Hilfe der Inferenzregeln zu (scharfen) Ausgangsgrößen y j<br />

verarbeitet werden.<br />

x<br />

1<br />

......<br />

x<br />

n<br />

Regelbasiertes<br />

System<br />

y<br />

Abb. 3.1-25: Regelbasiertes System mit n Eingangsgrößen und einer Ausgangsgröße:<br />

Regelbasis:<br />

R 1 : WENN x 1 = A 11 ... UND x i = A 1i ... UND x n = A 1n DANN y = B 1<br />

...<br />

R j : WENN x 1 = A j1 ... UND x i = A ji ... UND x n = A jn DANN y = B j<br />

R m : WENN x 1 = A m1 ... UND x i = A mi ... UND x n = A mn DANN y = B m<br />

x 1 , x 2 , ... , x n : Eingangsfrößen<br />

A 1i , A 2i , A 3i , ... , A mi : linguistische Terme der Eingangsgröße x i<br />

y: Ausgangsgröße<br />

B 1 , B 2 , ... , B m : linguistische Terme der Ausgangsgröße<br />

resultierede <strong>Fuzzy</strong>-Menge<br />

Einem aktuellen Satz von Eingangsgrößen wird mit Hilfe des Inferenzschemas (unter<br />

Beachtung der Regelbasis) eine <strong>Fuzzy</strong>-Menge zugeordnet, die aus den Ergebnissen<br />

aller Regeln zusammnegesetzt ist:<br />

'<br />

'<br />

R 1 : min( µ ( x ),..., µ ( x ), µ ( y)) = µ ( y)<br />

.......<br />

11 1 1n n B1 B'<br />

1<br />

'<br />

'<br />

R j : min( µ ( x ),..., µ ( x ), µ ( y)) µ ( y)<br />

.......<br />

j1 1 jn n Bj<br />

=<br />

B'<br />

j<br />

'<br />

'<br />

R m : min( µ ( x ),..., µ ( x ), µ ( y)) µ ( y)<br />

m1 1 mn n Bm<br />

=<br />

B'<br />

m<br />

23


Verbunden durch den ODER-Operator max entsteht die resultierende <strong>Fuzzy</strong>-Menge:<br />

µ = max( µ ( y),..., µ ( y))<br />

res B'<br />

i B'<br />

m<br />

Aufgabe der <strong>Fuzzy</strong>-Control (Defuzzifizierung) ist das Finden einer scharfen<br />

Ausgangsgröße y:<br />

x<br />

1<br />

......<br />

x<br />

n<br />

Fuzzifizierer<br />

Regelbasis<br />

Inferenzschema<br />

Defuzzifizierer<br />

y<br />

Abb.3.1-26: Komponenten eines regelbasierten System<br />

2. Defuzzifizierung<br />

a) Maximum-Methode<br />

Nur die Regel mit dem höchsten Erfüllungsgrad bei einer vorgegebenen<br />

Eingangsgröße wird betrachtet. Das Maximum der zugehörigen Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-<br />

Menge bestimmt die scharfe Ausgangsgröße. Die Maximum-Methode wird bei der<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Modellierung am besten dadurch vorbereitet, daß die Ausgangsmenge jeder<br />

Regel einzeln vorgegeben wird. Es muß bei der Modellierung darauf geachtet<br />

werden, daß immer mindestens eine Regel aktiv ist, da sonst keine Entscheidung<br />

gefällt wird.<br />

Die Methode ist besonders geeignet für Probleme der Mustererkennung.<br />

b) Maximum-Mittel-Methode<br />

Sie gleicht zunächst der Maximum-Methode. Falls mehr als eine Regel maximalen<br />

Erfüllungsgrad hat, werden zu dieser Regel gehörende scharfe Ausgangsgrößen<br />

arithmetisch gemittelt.<br />

c) Akkumulationsmethode<br />

Auch hier wird zunächst ein Inferenzverfahren nach der unter a) beschriebenen<br />

Mustererkennungsmethode gebildet. Zu jeder Regel wird in Gestalt eines Singletons<br />

ein scharfer Ausgangswert angegeben, der von einem vorhandenen (aktuellen) Wert<br />

abzuziehen ist oder zu ihm hinzuaddiert werden muß, falls die Regel maximalen<br />

Erfüllungsgrad hat.<br />

d) Schwerpunktmethode<br />

Der Flächenschwerpunkt der aus allen Ergebnis-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen von Regeln nach<br />

dem Inferenzschema resultierenden Ausgangs-<strong>Fuzzy</strong>-Menge wird über der<br />

Ausgangsgröße gebildet und seine Abszisse als scharfe Ausgangsgröße y res<br />

bestimmt:<br />

24


y<br />

res<br />

=<br />

∞<br />

∫<br />

y ⋅µ<br />

0<br />

∞<br />

∫<br />

0<br />

µ<br />

res<br />

res<br />

( y)<br />

dy<br />

( y)<br />

dy<br />

3. Anwendung<br />

Aufgabe: Die nachfolgende Abbildung zeigt einen Stab, der über ein Pendelgelenk<br />

auf einem Wagen befestigt ist. Durch Vor- und Rückbewegen des Wagens soll der<br />

Stab aufrechtstehend gehalten werden.<br />

K Z<br />

2L<br />

Θ : Winkel<br />

M g : Gewicht des Wagens<br />

Θ<br />

m : Gewicht des Pendels<br />

g<br />

m g x : Gewicht des Pendels<br />

K V<br />

2L : Länge des Pendels<br />

KH<br />

K : vertikale Kraft am Gelenk<br />

V<br />

M g K<br />

H<br />

: horizontale Kraft am Gelenk<br />

K : ziehende Kraft am Wagen<br />

K<br />

V<br />

g<br />

I<br />

Z<br />

: Fallbeschleunigung<br />

: Trägheitsmoment des Stabs<br />

.<br />

Abb. 3.1-26: Modell des kopstehenden Pendels<br />

Mathematisches Modell: Die Steuerung der Bewegungsrichtung und der Richtung<br />

des Wagens kann über das folgende Differentialgleichungssystem beschrieben<br />

werden:<br />

(1) I ⋅ Θ'' = KV<br />

⋅ sin Θ − KH<br />

⋅ L⋅<br />

cosΘ<br />

(2) K − m ⋅ V<br />

g = − m ⋅ L ⋅ ( Θ '' ⋅ sin Θ + Θ ' 2 ⋅ cos Θ )<br />

(3) K = m ⋅ H<br />

x'' + m ⋅ L( Θ '' ⋅ cos Θ − Θ ' 2 ⋅ sin Θ )<br />

(4) KZ<br />

− KH<br />

= M ⋅ x''<br />

Θ : Winkel, 2⋅L: Länge des Pendel, x: Position des Wagens,m: Masse des Pendels,<br />

M: Masse des Wagens, x: Position des Wagen, K V<br />

: vertikale Kraft am Gelenk, K H<br />

:<br />

m<br />

horizontale Kraft am Gelenk, K Z<br />

: ziehende Kraft am Wagen, g = 9.<br />

81<br />

s 2<br />

25


Fallbeschleunigung, I<br />

Drehgelenk<br />

1<br />

= ⋅ m⋅<br />

L<br />

2 : Trägheitsmoment des Stabs in Bezug auf das<br />

3<br />

Lösungsmöglichkeiten:<br />

1. Man könnte dieses Differentialgleichungssystem in ein Differenzengleichungssystem<br />

verwandeln und für die jeweils gegebenen Anfangsbedingungen<br />

die Lösung mit Computerberechnung bestimmen. Dieses Verfahren ist aber sehr<br />

rechenaufwendig und daher nicht in der Lage, die zur Steuerung des Wagens<br />

benötigten Ergebnisse rechtzeitig zu liefern..<br />

2. Man vereinfacht das Problem durch Annahme zusätzlicher Restriktionen.<br />

Yamakawa 4 schlägt die Annahme Θ


Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0<br />

PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

0.0<br />

Abb. 3.1-30: Darstelling der linguistischen Ausprägungen Θ , Θ' und x'<br />

Wird eine konkrete Situation betrachtet, so muß überprüft werden, ob die<br />

beobachtete Situation mit einer oder mehreren in dem Regelblock beschriebenen<br />

Situationen übereinstimmt. Aus den Erfüllungsgraden für die einzelnen<br />

Zustandsvariablen wird dann mit Hilfe des Minimumoperators der Erfüllungsgrad der<br />

Regel bestimmt. Treffen mehrere Regeln für eine konkrete Situation zu, dann<br />

bezeichnet man über die Max-Min-Inferenz die unscharfe Vereinigungsmenge aller<br />

unscharfen Aktionen. Eine konkret ausführbare Aktion bestimmt man im<br />

Defuzzifizierungsschritt aus dem Flächenschwerpunktverfahren.<br />

27


A<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.0<br />

B<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.0<br />

C<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.0<br />

G<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.0<br />

F<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.0<br />

E<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.0<br />

D<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

Zugehörigkeitsgrad<br />

NL NM NS 1.0 PS<br />

PM<br />

PL<br />

ZR<br />

ZR<br />

ZR<br />

0.0<br />

Θ<br />

0.0<br />

Θ'<br />

0.0<br />

x'<br />

Abb. 3.1-31: Bestimmen des Grads der Erfüllung für eine konkrete Situation<br />

28


3.2 Regelungssysteme<br />

3.2.1 Klassische Regelungssysteme<br />

1. Begriffe aus der Regelungstechnik<br />

Aufbau eines Regelkreises<br />

Ein Regelkreis besteht aus einer Regeleinrichtung und einer Regelstrecke<br />

Störgrößen<br />

Führungsgröße<br />

w<br />

Regelabweichung<br />

x w<br />

= x-w<br />

Regler- und<br />

Steuereinrichtung<br />

y<br />

Strecke<br />

Regelgröße<br />

gemessene Regelgröße<br />

Meßeinrichtung<br />

Abb. 3.2-1:<br />

Die Aufgabe eines Regelkreises ist: Der Ausgangswert (Istwert) soll dynamisch<br />

möglichst genau, schnell und schwingungsfrei dem Eingangswert (Sollwert) folgen.<br />

Die Eingangsgröße ist die Führungsgröße des Regelkreises, die Ausgangsgröße<br />

ist die Regelgröße. Zur Anpassung der Regelgröße an die Führungsgröße wird ein<br />

Istwert gemessen und mit dem Sollwert verglichen. Die Differenz ist der<br />

Eingangswert der Regeleinrichtung. Sie wird durch den Regler beeinflußt und am<br />

Reglerausgang der Strecke als Stellgröße zur Verfügung gestellt.<br />

Wesentliches Merkmal einer Regelung im Unterschied zu einer Steuerung ( oder<br />

einem Stellglied) ist ein geschlossener Wirkungskreislauf, der ein automatisches<br />

Nachführen des Istwerts gemäß dem Sollwert ermöglicht.<br />

Kaskadenregelkreise (unterlagerte Regelkreise)<br />

Es liegen hier ineinander geschachtelte Regelkreise vor, die jeweils einen Teil der in<br />

geeigneter Weise aufgesplitteten Regelkreis beinhalten.<br />

29


Regelstrecke<br />

Regler 1<br />

- -<br />

-<br />

Regler 2 Teilstrecke 1<br />

Teilstrecke 2<br />

Abb. 3.2-2: Kaskadenregelkreis<br />

Zustandsregler<br />

Ihnen stehen mehrere, im Idealfall alle Zustandsgrößen der Regelstrecke zur<br />

Verfügung. Hierdurch kann u.a. ein wesentlich verbesserte Regelverhalten erzielt<br />

werden. Der Preis dafür ist der erhöhte Meßaufwand für die Ermittlung der<br />

Zustandsgrößen.<br />

Bsp.: Das sog. "Inverse Pendel"<br />

m<br />

Θ, Θ '<br />

l<br />

i<br />

M<br />

Abb. 3.2-3: Inverses Pendel<br />

Es besteht aus einem fest montierten Motor der bei Aufprägung eines Ankerstroms i<br />

ein Drehmoment M auf das Pendel mit der Masse m ausübt. Das System besitzt 2<br />

Zustandsgrößen: Die Winkelauslegung Θ und die Winkelgeschwindigkeit Θ'.<br />

Die Regelungsaufgabe besteht darin, das Pendel in seiner Ruhelage zu halten bzw.<br />

dorthin zurückzuführen, wenn es durch eine äußere Störung ausgelenkt wird.<br />

Die Regelungsaufgabe besteht darin, das Pendel in seiner Ruhelage zu halten bzw.<br />

dorthin zurückzuführen, wenn es durch eine äußere Störung ausgelenkt wird.<br />

30


2. Beschreibungsmöglichkeiten (für dynamische <strong>Systeme</strong>)<br />

a) Beschreibung im Zeitbereich (in Form einer Differentialgleichung)<br />

Bsp.: Einfaches RC-Netzwerk<br />

u ( t )<br />

e u ( t )<br />

a<br />

Abb. 3.2-4:<br />

Ein Widerstand und ein Kondensator sind in Reihe geschaltet und an beide<br />

Bauelemente eine Eingangsspannung ue ( t) gelegt. Die Ausgangsspannung u ( t)<br />

a<br />

läßt sich als Funktion der Eingangsspannung beschreiben:<br />

u<br />

e<br />

( t) = R ⋅ i( t) + u<br />

a<br />

( t)<br />

du<br />

a<br />

( t)<br />

1<br />

= ⋅<br />

dt C i ( t )<br />

Durch Einsetzen erhält man eine Differentialgleichung erster Ordnung:<br />

R C du t a<br />

( )<br />

⋅ + u<br />

a<br />

( t) = u<br />

e<br />

( t)<br />

dt<br />

Für diese Differentialgleichung ist die Lösung mit den Randbedingungen<br />

u ( e<br />

t < 0)<br />

= 0 und u ( t ≥ 0)<br />

= u :<br />

e 0<br />

− t/<br />

R⋅<br />

C<br />

u ( t) = u ⋅ ( − e )<br />

a<br />

0<br />

1<br />

Vorgegeben wird eine sprunghafte Anregung der Höhe u 0<br />

. Das Verhalten der<br />

Ausgangsgröße ist die Sprungantwort.<br />

u(t)<br />

u e<br />

(t)<br />

u a (t)<br />

t<br />

Abb. 3.2-5:<br />

31


Darstellung des Zeitverhaltens durch die Übergangsfunktion<br />

Die übliche grafische Darstellung eines Regelungsblocks in einem Strukturbild ist<br />

eine skizzierte Abbildung seiner Sprungantwort in einem Rechteck<br />

u e (t)<br />

t<br />

u e (t)<br />

u a (t)<br />

u a (t)<br />

t<br />

Abb. 3.2-6:<br />

Den Verlauf, den die Ausgangsgröße nach einer sprungartigen Eingangsänderung<br />

hat, bezeichnet man als Übergangsfunktion.<br />

Kennzeichnung von Regelstrecken<br />

Es gilt: Die Regelstrecke hat als Eingangsgröße die Stellgliedanordnung y(t) und als<br />

Ausgangsgröße die Regelgröße x(t). Für lineare Übertrager kann man das<br />

Zeitverhalten einer Regelstrecke durch die allgemeine Differentialgleichung<br />

2<br />

n<br />

'''<br />

''<br />

' dx '' d x<br />

Sn<br />

⋅ x + ... + S3 ⋅ x + S2 ⋅ x + S1 ⋅ x + S0 ⋅ x = y mit x = , x = , usw. beschreiben.<br />

2<br />

dt dt<br />

Die höchste Ableitung der beschreibenden Gleichung kennzeichnet die Ordnung der<br />

Regelstrecke. Man spricht von einer Regelstrecke n-ter Ordnung, wenn ihr<br />

Zeitverhalten exakt oder wenigstens mit guter Näherung durch eine<br />

Differentialgleichung n-ter Ordnung dargestellt werden kann.<br />

Weiterhin unterscheidet man<br />

- Regelstrecken mit Ausgleich<br />

- Regelstrecken ohne Ausgleich<br />

Regelstrecken mit Ausgleich: Hier strebt die Regelgröße nach z.B. sprungartiger<br />

Stellgliedsverstellung für t → ∞ einen neuen Beharrungszustand an. Für t → ∞<br />

32


verschwinden alle Ableitungen x’, x ’, ... und der Endwert ist die Größe x = 1 . Der<br />

S0<br />

einfachste Fall ist eine Strecke der Ordnung 0 mit der Gleichung S ⋅ 0<br />

x = y .<br />

Die meisten Regelstrecken zeigen Verzögerungen, d.h. die Ausgangsgröße folgt<br />

nicht unmittelbar einer sprungartigen Eingangsgröße, sondern mit einer zeitlichen<br />

Verzögerung. Die einfachste verzögerte Regelstrecke ist die Regelstrecke 1.<br />

S<br />

Ordnung mit der Gleichung S1 ⋅ x' + S0<br />

⋅ x = y bzw. TS<br />

⋅ x' + x = VS<br />

⋅ y mit T und<br />

S<br />

S = 1 0<br />

V = 1 S<br />

S0<br />

. Die Lösung dieser Gleichung bei einer Sprungfunktion ist bekanntlich:<br />

− t/<br />

T<br />

x = V ⋅ ( 1−<br />

e S<br />

)<br />

S<br />

x<br />

T S<br />

V S<br />

t<br />

Abb. 3.2-7:<br />

Eine Regelstrecke 2. Ordnung wird durch die Differentialgleichung<br />

S ⋅ x''<br />

+ S ⋅ x'<br />

+ S ⋅ x = y<br />

2 1 0<br />

beschrieben. Das ist die bekannte Schwingungsgleichung, die bspw. in der<br />

Mechanik das Verhalten eines Feder-Masse-Systems mit Dämpfung beschreibt. Die<br />

Übergangsfunktion eines solchen Systems zeigt ein oszillatorisches Verhalten<br />

Regelstrecken ohne Ausgleich: Bei einer sprungartigen Änderung der<br />

Eingangsgröße wird die Ausgangsgröße vom vorliegenden Beharrunszustand<br />

weglaufen, ohne wieder einen neuen Beharrungszustand in dem Bereich der<br />

Ausgangsgröße anzunehmen.<br />

b) Beschreibung im Frequenzgangbereich<br />

Führt man aufwendigere Regelstrukturen auf Differentialgleichungen im Zeitbereich<br />

zurück, so sind diese sehr schnell unhandlich und unübersichtlich. Deshalb ist es<br />

günstiger, eine Transformation in den Frequenzbereich vorzunehmen (sog. Laplace-<br />

Transformation). Speist man ein Übertragungsglied mit einer sinusförmigen<br />

Eingangsgröße, so ist das Übertragungsverhalten als Funktion der Frequenz die<br />

j t<br />

Darstellung im Frequenzbereich. Ist bspw. u ( t) = U ⋅ e<br />

ω , dann gilt:<br />

a<br />

0<br />

33


du<br />

a<br />

( t) =<br />

j t<br />

j ⋅ω<br />

⋅ U ⋅<br />

ω<br />

0<br />

e<br />

dt<br />

Wählt man für die Spannung die komplexe Darstellung mit der abkürzenden<br />

Schreibweise jω = p , so ergibt sich für das Beispiel des RC-Netzwerks:<br />

p⋅ T⋅ u ( p) + u ⋅ ( p) = u ( p) mit T=RC)<br />

oder<br />

a a e<br />

u<br />

a<br />

( p) = F( p) ⋅ u<br />

e<br />

( p)<br />

mit F ( p ) = 1<br />

1 + T ⋅ p<br />

Definition des Frequenzgangs<br />

Der Frequenzgang eines Übertragers ist eine Funktion, die das<br />

Amplitudenverhältnis und die Phasenverschiebung in Abhängigkeit von der<br />

Frequenz beschreibt. Ein Übertrager wird durch die allgemeine Differentialgleichung<br />

m<br />

a ⋅ x + ... + a ⋅ x'' + a ⋅ x' + a ⋅ x = e ⋅ x + e ⋅ x ' + ... + e ⋅ x<br />

m<br />

( ) ( n)<br />

2 1 0 a 0 e 1 e n<br />

in seinem Zeitverhalten beschrieben. Ist die Eingangsgröße eine Sinusschwingung<br />

mit der Amplitude x e0 , so kann diese in komplexer Schreibweise in der Form<br />

x = x ⋅ e<br />

e<br />

e0<br />

jwt<br />

dargestellt werden. Im eingeschwungenen Zustand ist die Ausgangsgröße eine<br />

Schwingung gleicher Frequenz, jedoch mit einer Phasenverschiebung .<br />

x = x ⋅ e<br />

a<br />

a0<br />

Dann ist:<br />

j( ωt+<br />

α)<br />

jwt<br />

x '= jω ⋅ x<br />

0<br />

⋅ e<br />

x '= j ⋅ x ⋅ e<br />

e<br />

e<br />

a<br />

ω<br />

jwt<br />

a0<br />

ω 2 a0<br />

ω 3 a0<br />

jwt<br />

x '' = ( jω)<br />

2 ⋅ x<br />

0<br />

⋅ e x '' = ( j ) ⋅ x ⋅ e<br />

e<br />

e<br />

jwt<br />

x<br />

e<br />

''' = ( jω)<br />

3 ⋅ x<br />

e0 ⋅ e x<br />

a<br />

''' = ( j ) ⋅ x ⋅ e<br />

..... .....<br />

( n)<br />

n<br />

jwt<br />

( m)<br />

m<br />

x = ( jω)<br />

⋅ x<br />

0<br />

⋅ e x = ( j ) ⋅ x ⋅ e<br />

e<br />

e<br />

a<br />

a<br />

ω<br />

a0<br />

Durch Einsetzen in die allgemeine Differentialgleichung, die das Zeitverhalten eines<br />

Übertragers beschreibt, ergibt sich:<br />

jwt<br />

jwt<br />

jwt<br />

m<br />

2<br />

j t<br />

n<br />

{ m<br />

( ω) ... ( ω) 1<br />

ω<br />

0} e0 { n<br />

( ω) ...<br />

1<br />

ω<br />

0}<br />

j t<br />

x ⋅ e ( ω + α )<br />

ω<br />

⋅ a ⋅ j + + a ⋅ j + a ⋅ j + a = x ⋅ e e ⋅ j + + e ⋅ j + e<br />

a0 2<br />

Der Frequenzgang F() erhält man, indem man das Verhältnis Ausgangsgröße zu<br />

Eingangsgröße bildet:<br />

34


F( jω)<br />

=<br />

j<br />

x<br />

a0<br />

⋅ e<br />

x ⋅ e<br />

e0<br />

⋅ ( ωt+<br />

α)<br />

jωt<br />

x<br />

a0<br />

jα<br />

= ⋅ e =<br />

x<br />

e0<br />

n<br />

e<br />

n<br />

⋅ ( jω) + ... + e ⋅ jω<br />

+ e<br />

m<br />

a ( jω) + ... + a ⋅ jω<br />

+ a<br />

m<br />

1 0<br />

1 0<br />

Man kann den Frequenzgang unmittelbar aus der gegebenen Differentialgleichung<br />

heraus berechnen, z.B.:<br />

2<br />

T ⋅ x''<br />

+ T ⋅ x'<br />

+ x = y<br />

2<br />

1<br />

2 2<br />

2<br />

x( p)( T ⋅ p + T1 ⋅ p + 1) = y( p)<br />

x( p)<br />

1<br />

F( p)<br />

= =<br />

y( p)<br />

+ T ⋅ p + T ⋅ p<br />

2 2<br />

1<br />

1 2<br />

3. Wichtige lineare Übertragungsglieder der Regelungstechnik<br />

Glied 1. Ordnung<br />

Ein Verzögerungsglied 1. Ordnung (Tiefpaß) ist das im vorstehenden Beispiel<br />

behandelte RC-Netzwerk<br />

Proportionalglied<br />

Wird der Kondensator in das RC-Netzwerk durch einen ohmschen Widerstand<br />

ersetzt, so ergibt sich das Übertragungsverhalten eines Proportionalglieds, d.h.: Die<br />

Ausgangsgröße ist nicht mehr frequenzabhängig und direkt proportional zur<br />

Eingangsgröße. Das Verhältnis zwischen Eingangs- und Ausgangsgröße ist der<br />

Verstärkungsfaktor oder Proportional-Beiwert.<br />

Integralglied<br />

Die Ausgangsgröße ist das Integral der Eingangsgröße über der Zeit. Umgekehrt<br />

könnte man auch sagen: Das Eingangssignal ist die Ableitung (Steigung) des<br />

Ausgangssignals. Ist der Wert der Eingangsgröße 0, so ändert sich der<br />

Ausgangswert des Integrators nicht. Wurde ein konstanter Wert ungleich 0 angelegt,<br />

ändert sich die Ausgangsgröße mit konstanter Steigung (also linear). Vergrößert<br />

man den Eingangswert gleichförmig, so ändert sich der Ausgangswert immer<br />

schneller. In der Elektrotechnik kann damit das Verhalten eines Spannungsabfalls<br />

über einem Kondensator als Funktion seines Ladestroms beschrieben werden. In<br />

der Mechanik ist es bspw. der zurückgelegte Weg eines Körpers als Funktion seiner<br />

geschwindigkeit.<br />

35


P<br />

Symbol Übertragungsfunktion Realisierungsbeispiel<br />

I<br />

D<br />

PT1<br />

PT1<br />

PT2<br />

F( p) =<br />

T p<br />

2 2<br />

V<br />

+ 2DTp<br />

+ 1<br />

36


3.2.2 <strong>Fuzzy</strong>-Regelungssysteme<br />

1. Struktur<br />

Analog zum konventionellen Regler kann ein <strong>Fuzzy</strong>-Controller interpretiert werden.<br />

Es ist ein Übertragungsverhalten mit Eingangsgrößen, die die über den Zustand des<br />

Prozesses bzw. der Regelstrecke zur Verfügung stehenden Informationen<br />

darstellen, sowie die Ausgangsgrößen für den Prozeß.<br />

X 1<br />

Y<br />

1<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Controller<br />

...<br />

X n<br />

Y<br />

m<br />

Abb.: <strong>Fuzzy</strong>-Controller mit den Eingangsgrößen X i und der Stellgröße Y j<br />

Von außen betrachtet, zeigt der Regler keinerlei Unschärfe, d.h.: Sowohl Eingangsals<br />

auch Ausgangsgrößen sind scharfe Werte. Die Unschärfe liegt im Innenleben<br />

des Reglers.<br />

Eingangsgrößen<br />

X<br />

...<br />

1<br />

WENN ... UND ...<br />

DANN ...<br />

WENN ... UND ...<br />

DANN ...<br />

WENN ... UND ...<br />

DANN ...<br />

...<br />

...<br />

Stellgröße<br />

Y<br />

X n<br />

<strong>Fuzzy</strong>fizierung Inferenz Defuzzifizierung<br />

Abb.: Logische Struktur eines <strong>Fuzzy</strong>-Controllers<br />

Eingangs- und Stellgrößen sind linguistische Variable und durch <strong>Fuzzy</strong>-Mengen<br />

charakterisiert. Durch Fuzzifizierung werden die scharfen Eingangsgrößen in<br />

unscharfe Größen überführt. Die Inferenzmaschine generiert im 2. Schritt mit Hilfe<br />

des vorgegebenen Regelwerks an den fuzzifizierten Eingangsgrößen eine unscharfe<br />

37


Stellgröße. Diese wird schließlich durch Defuzzufizierung wieder in ein scharfes<br />

Signal zurückverwandelt.<br />

Die Umsetzung der 3 Arbeitsschritte kann in der on line Berechnung der Stellgröße<br />

für die aktuelle Kombination der Eingangsgrößen bestehen. Dazu geht am<br />

folgendermaßen vor:<br />

(1) Bestimmen des Erfüllungsgrads jeder Regel<br />

- Ermitteln des Erfüllungsgrads für die einzelnen Prämissen (WENN-Teile) der<br />

Regeln<br />

- Verknüpfen der einzelnen Erfüllungsgrade über den UND- oder ODER-<br />

Operator (z.B. MIN- bzw. MAX-Operator)<br />

(2) Ermitteln der zugehörigen Stellgrößen-<strong>Fuzzy</strong>-Mengen für alle aktiven Regeln<br />

(3) Ermitteln der resultierenden <strong>Fuzzy</strong>-Menge durch Überladen aller Stellgrößen-<br />

<strong>Fuzzy</strong>-Sets<br />

(4) Ermitteln der scharfen Stellgröße durch Defuzzifizierung<br />

Bsp.: <strong>Fuzzy</strong>-Controller mit den Eingangsgrößen x 1 (= 0.25) und x 2 (= -0.3). 2 Regeln<br />

sind aktiv<br />

R 1 : WENN x 1 = PS UND x 2 = ZR DANN y = PS<br />

- 1<br />

0 1 - 1 0 1<br />

- 1<br />

0<br />

1<br />

R 2 : WENN x 1 = ZR UND x 2 = NS DANN y = ZR<br />

0 1 - 1 0 1 - 1 0<br />

1<br />

x 1 = 0.25 x 2 = -0.3<br />

- 1<br />

1<br />

y (Stellgröße)<br />

Abb.:<br />

38


<strong>Fuzzy</strong>-Regelungssysteme zeigen die gleichen Strukturen wie klassische Regelungssysteme:<br />

Regelbasis<br />

-<br />

Fuzzifizierung<br />

Inferenzmechanismus<br />

Defuzzyfizierung<br />

Strecke<br />

FC<br />

Abb.: Einschleifiger Regelkreis mit <strong>Fuzzy</strong>-Controller<br />

2. <strong>Fuzzy</strong>-Entwurfsschritte<br />

(1) Wahl der Meßgrößen mit den daraus abgeleiteten Größen als Eingangsgrößen<br />

des <strong>Fuzzy</strong>-Controller sowie der Stellgröße als Ausgangsgröße<br />

(2) Festlegung der möglichen Wertebereiche für die Ein- und Ausgangsgrößen<br />

(Skalierung der linguistischen Variablen)<br />

(3) Definition der linguistischen Terme und ihre Zugehörigkeitsfunktionen (<strong>Fuzzy</strong><br />

Sets) für alle linguistischen Variablen<br />

(4) Aufstellen der Regelbasis<br />

(5) Festlegen der Inferenzmaschine (Operatoren, Inferenzmethode, Datentyp,<br />

Defuzzifizierungsmethode)<br />

(6) Simulation des Regelkreises, falls ein Modell der Regelstrecke vorhanden ist.<br />

Das Modell muß nicht ein exaktes Modell sein, sondern kann ebenfalls mit einem<br />

<strong>Fuzzy</strong>-System verbal beschrieben werden.<br />

(7) Optimierung<br />

(8) Stabilitätsanalyse über offline- oder online-Prüfverfahren oder über<br />

mathematische Verfahren<br />

39

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