Gewaltfreie KommuniKation - Bundesverband Mediation eV
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46 Berichte aus dem BM<br />
Gesine Otto<br />
<strong>Mediation</strong> tanzt Theater –<br />
Theater tanzt <strong>Mediation</strong><br />
Gesine Otto,<br />
Diplom-Sozialpädagogin<br />
Präsentation der fünf Phasen auf kreative<br />
Weise<br />
Anlässlich des Balls für MediatorInnen am<br />
Abend des 22.09.2007 in Frankfurt a. M.,<br />
der von der Regionalgruppe Rhein-Main-<br />
Neckar unter der Leitung von Svea und<br />
Hans-Jürgen Rojahn zum 15. Geburtstag<br />
des BM organisiert wurde, entwickelten<br />
Gesine Otto, Marcus Becker und Lars<br />
Frankfurter von der Sozialagentur kommstruktiv<br />
in Mainz einen tänzerischen und<br />
gleichzeitig inhaltlichen Beitrag.<br />
Als Hans-Jürgen Rojahn im Sommer 2007 BM-Mitglieder<br />
aufrief, einen Programmbeitrag zum Ball<br />
beizusteuern, wuchs in mir folgende Idee:<br />
Eine <strong>Mediation</strong> im Rahmen eines Tanz-Theaters<br />
darzustellen, passend zum Ball, in dem die<br />
fünf Phasen non-verbal, mit symbolischen Gegenständen<br />
und mit musikalischer Unterstützung<br />
tänzerisch umgesetzt werden. Diese Idee basierte<br />
auf meiner Abschlusspräsentation im März<br />
2000 am Ende meines Grundkurses in <strong>Mediation</strong><br />
bei Renate Beisner an der Ev. Fachhochschule<br />
Darmstadt.<br />
Mein langjähriger Lebens- und Arbeitspartner<br />
Marcus Becker (Diplom-Pädagoge und Coach)<br />
war sofort Feuer und Flamme und auch unser<br />
aktueller Jahrespraktikant Lars Frankfurter (Kath.<br />
Fachhochschule Mainz), war sehr angetan. Wir<br />
gingen in die Vorbereitungen: Marcus und Lars<br />
übernahmen die Rolle der beiden Streitenden<br />
und ich selbstverständlicherweise die der Mediatorin.<br />
Es begann eine intensive, kreative Arbeit,<br />
die uns viel Spaß brachte, denn um so tiefer wir<br />
einstiegen, um so mehr flossen die Ideen.<br />
Aufführung<br />
Der Ball war in vollem Gange, die Atmosphäre<br />
war sehr sehr schön und dann wurden wir angekündigt:<br />
Der erste von insgesamt 14 zusammengeschnittenen<br />
Musiktiteln beginnt – „Help”<br />
von den Beatles – und Marcus Becker (ganz in<br />
schwarz mit einer blauen Karte am Oberarm) betritt<br />
die Tanzfläche. Er stolziert selbstsicher durch<br />
den Raum, passend zum gesungenen Text. Dann<br />
wechselt er in eine unsichere Stimmung. Lars<br />
Frankfurter (ebenso ganz in schwarz, mit einer<br />
gelben Karte am Oberarm) gesellt sich dazu,<br />
der Streit beginnt. Die Gestik und Mimik der Beiden<br />
sprechen Bände, sie rempeln einander an,<br />
bewegen sich wieder auseinander und jeder versucht,<br />
Anwesende aus dem Publikum für sich zu<br />
gewinnen. Als Marcus Becker eine Zuschauerin<br />
herzerweichend um Hilfe anfleht – wieder entsprechend<br />
der gesungenen Stelle im Lied –<br />
zeigte diese sich davon verständlicherweise<br />
überfordert und wehrte ihn entschuldigend ab.<br />
Das erste Lied wird von „I can help” von Billy Swan<br />
abgelöst und Gesine Otto (auch ganz in schwarz,<br />
mit einem regenbogenfarbenen Tuch um die<br />
Hüften) kommt hinzu. Sie trägt einen alten Koffer,<br />
stellt sich dem Publikum vor und reicht dann<br />
beiden Streitenden die Hand zur Begrüßung. Sie<br />
öffnet den Koffer und bietet einen Eindruck ihres<br />
Angebotes, das die beiden Streitenden zögerlich<br />
und auch hoffnungsvoll annehmen. Mit dem<br />
dritten Titel eröffnet Gesine das <strong>Mediation</strong>ssetting,<br />
bittet die Beiden zu den Stühlen und stellt<br />
den Rahmen und den Roten Faden vor. Letzterer<br />
diente dazu, dass Gesine während der gesamten<br />
Aufführung nach und nach an ihm die Zahlen<br />
1 bis 5 mit Wäscheklammern befestigte.<br />
Das nächste Stück („Poison” von The Prodigy) ist<br />
geprägt von massivem Streit der beiden Parteien,<br />
den die Mediatorin zunächst laufen lässt, um sich<br />
ein Bild von deren Umgang miteinander zu machen.<br />
Nach einigen gemachten Notizen greift<br />
sie mit dem Symbol des Gürtels ein („nicht unter<br />
die Gürtellinie gehen”), später ergänzt sie mit einer<br />
deutlich erkennbaren Giftdose (passend zum<br />
Musiktitel), was destruktive Kommunikation ausmacht.<br />
In der anschließenden ruhigeren Phase<br />
(bei „Misunderstanding” von Genesis) sitzen beide<br />
Streitparteien auf ihren Stühlen. Marcus erzählt,<br />
Gesine spiegelt, er nickt betroffen und beginnt<br />
zu weinen. Gesine reicht ihm Taschentücher, Lars<br />
winkt nur ab und macht das Verhalten seines Gegenübers<br />
lächerlich, Gesine greift ein. Das nächste<br />
Lied lässt beide wieder in ihr Streitverhalten<br />
zurückfallen, sie bewegen sich entsprechend wütend<br />
durch den Raum, Gesine erinnert mit dem<br />
Gürtel an die Regeln der <strong>Mediation</strong>.<br />
Im Folgenden wechseln sich Streit- und Klärungsmomente<br />
ab, wobei die konstruktiven Entwicklungen<br />
zunehmen. Die jeweils eigene Position<br />
stellen Marcus und Lars mit individuellen<br />
Bausteingebilden dar, die sie sich gegenseitig<br />
mit entsprechender Wut vorhalten, unterstützt<br />
von „The Truth” von Clawfinger. Daran schließt<br />
der von Gesine angeleitete Perspektivwechsel<br />
an, der sehr eindrucksvoll mit entsprechend beklebten<br />
Sonnenbrillen und Stimmungswechseln<br />
vollzogen wird. Die Dialogphase wird begleitet<br />
von einem non-verbalen Musikstück, das zunächst<br />
das Kopfnicken aller drei Darsteller untermalt.<br />
Dann geht Gesine auf Marcus zu.<br />
Spektrum der <strong>Mediation</strong> 28/2007 – Fachzeitschrift des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Mediation</strong> e. V.