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Studie Kindeswohlgefährdung – Ursachen, Erscheinungs ... - FBTS

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2. Ausmaß und Umfang von Risikolagen von Kindern in Nordrhein-Westfalen 6<br />

(Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund)<br />

2.1 Ausgangslage<br />

In Nordrhein-Westfalen lebten im Jahr 2007 1.281.804 Kinder unter acht Jahren. Die Datenlage darüber, wie<br />

viele dieser Kinder vernachlässigt, körperlich oder emotional misshandelt werden oder Opfer sexueller Gewalt<br />

werden, ist äußerst lückenhaft. Informationen über die Häufigkeit von <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en lassen<br />

sich grundsätzlich aus drei verschiedenen Quellen entnehmen: Erstens wissenschaftlichen <strong>Studie</strong>n über<br />

(bestimmte Formen von) <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en, zweitens Statistiken über Schädigungen oder Gefährdungen,<br />

die Kinder erlitten haben, und schließlich drittens Statistiken über Maßnahmen des Hilfesystems<br />

zum Schutz von Kindern bzw. zur Unterstützung von Familien.<br />

Wissenschaftliche <strong>Studie</strong>n zum Ausmaß von <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en liegen in Deutschland vor allem über<br />

körperliche Misshandlungen und vereinzelt auch zur sexuellen Gewalt gegen Kinder vor. So schätzt Engfer <strong>–</strong><br />

die empirischen Untersuchungen über körperliche Misshandlungen zusammenfassend <strong>–</strong>, dass etwa die Hälfte<br />

bis zwei Drittel der deutschen Eltern ihre Kinder körperlich bestrafen und dass zehn bis fünfzehn Prozent<br />

der Eltern ihre Kinder in schwerwiegender und relativ häufiger Form körperlich bestrafen (Engfer, 2000). In<br />

Bezug auf den sexuellen Missbrauch von Kindern resümiert Ernst, dass „10%<strong>–</strong>15% der Frauen und 5%<strong>–</strong>10%<br />

der Männer bis zum Alter von 14 oder 16 Jahren mindestens einmal einen unerwünschten oder durch die<br />

„moralische“ Übermacht einer deutlich älteren Person oder durch Gewalt erzwungenen sexuellen Körperkontakt<br />

erlebt haben“ (Ernst, 1998, S. 69).<br />

Ähnliche Häufigkeitsschätzungen auf der Basis empirischer Erhebungen für die Vernachlässigung von<br />

Kindern und für die emotionale Misshandlung von Kindern in Deutschland sind nicht möglich, da für diese<br />

Formen von <strong>Kindeswohlgefährdung</strong> keine derartigen empirischen Untersuchungen vorliegen (vgl. auch<br />

Deegener & Körner, 2008, S. 86, 87 u. 111).<br />

Der Versuch, die erwähnten empirischen Ergebnisse auf Nordrhein-Westfalen zu übertragen, ist methodisch<br />

leicht anfechtbar und allenfalls geeignet eine Größenordnung anzudeuten. Diese Größenordnung würde sich<br />

für die körperliche Misshandlung von Kindern im Alter von unter acht Jahren im Bereich von 150.000 Kindern<br />

bewegen.<br />

Ziel der vorliegenden Teilstudie ist es, den lückenhaften Kenntnisstand durch eine systematische Auswertung<br />

der beiden zuvor benannten weiteren Quellen über <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en <strong>–</strong> die Statistiken über<br />

Schädigungen und Gefährdungen von Kindern sowie die Statistiken über die Hilfeleistungen für Kinder und<br />

Familien <strong>–</strong> für das Gebiet Nordrhein-Westfalens und für die unter achtjährigen Kinder zu ergänzen.<br />

Im Gegensatz zu den empirischen <strong>Studie</strong>n, die unmittelbar das Ziel haben, (bestimmte Formen von) <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en<br />

zu erfassen, ist der Zweck der hier analysierten<br />

Statistiken nicht die Erfassung von <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en sondern die Erfassung bestimmter Sachverhalte<br />

wie Totschlag, Heimerziehung oder verschiedener Todesarten.<br />

Die einzelnen Sachverhalte können daher nur als unterschiedlich weit- oder enggefasste Indikatoren für teilweise<br />

sehr spezielle Formen der <strong>Kindeswohlgefährdung</strong> aus dem Spektrum von Vernachlässigung, körperlicher<br />

oder emotionaler Misshandlung sowie sexuellem Missbrauch dienen.<br />

Geeignete Indikatoren für <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en, die in der vorliegenden Analyse berücksichtigt wurden,<br />

finden sich in folgenden Statistiken:<br />

Polizeiliche Kriminalstatistik (Abs. 2.2.1)<br />

Todesursachenstatistik (Abs. 2.2.2)<br />

Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe (Abs. 2.2.3)<br />

6<br />

Bearbeitung durch Michael Walter mit Unterstützung der Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik.

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