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Studie Kindeswohlgefährdung – Ursachen, Erscheinungs ... - FBTS

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37<br />

2.2.3.2 Hilfen zur Erziehung: stationäre Hilfen<br />

Die Hilfen zur Erziehung gemäß § 27 ff. SGB VIII setzen nicht von vornherein eine Gefährdung des Kindeswohles<br />

voraus. Sie sollen ausdrücklich Hilfen im Vorfeld von <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>en leisten (vgl. z.B. Wiesner, 2005,<br />

S. 286). Diesem frühzeitigen, präventiven Ansatz werden vor allem die seit dem Inkrafttreten des SGB VIII stark<br />

ausgebauten ambulanten Hilfen gerecht. Allerdings ist auch bei den ambulanten Hilfen von einem erheblichen<br />

Anteil kindeswohlgefährdender Problemlagen in den Familien auszugehen. Für die vorliegende Analyse wurden<br />

aus dem Katalog der Hilfen zur Erziehung die stationären Hilfen in Vollzeitpflege gemäß § 33 SGB VIII sowie in<br />

Heimerziehung und sonstigen betreuten Wohnformen gemäß § 34 SGB VIII gewählt. Die Fremdunterbringung<br />

eines Kindes, die unter den erzieherischen Hilfen den stärksten Eingriff in das Familienleben darstellt, ist nur<br />

gerechtfertigt, wenn die Erziehung und Entwicklung des Kindes in erheblichem Maße gefährdet ist und ‚schwächere‘<br />

Maßnahmen keinen Erfolg versprechen. Winkler zieht folgendes Resümee aus der Datenlage über die<br />

Situation von Kindern, die fremdplatziert wurden: „Trotz aller Unsicherheit über die Zahl der Betroffenen kann<br />

man davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche vor ihrer Fremdplatzierung vernachlässigt oder misshandelt<br />

waren …“ (Winkler, 2005, S. 713).<br />

In Nordrhein-Westfalen ist die Anzahl fremdplatzierter Kinder seit 1995 insgesamt relativ stabil (vgl. Abb. 2.13).<br />

Die Daten aus den drei Bestandserhebungen (1995, 2000, 2005) und der reformierten Erhebung (2007) zeigen<br />

bei den unter Dreijährigen einen kontinuierlichen Anstieg auf 1.411 im Jahr 2007 und bei den Drei- bis unter<br />

Sechsjährigen und den Sechs- bis unter Neunjährigen einen schwankenden Kurvenverlauf (2007: 2.198 und<br />

2.890 Kinder). 19<br />

Abb. 2.13: Entwicklung der stationären Hilfen gemäß § 33 u. 34 SGB VIII in NRW,<br />

Bestände am 31.12., 1995-2007, ausgewählte Altersgruppen<br />

Abb. 2.13: Entwicklung der stationären Hilfen gemäß § 33 u. 34 SGB VIII in NRW, Bestände am 31.12., 1995-2007,<br />

ausgewählte Altersgruppen<br />

Fremdplatzierte Kinder .<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

2.174<br />

3.188<br />

2.038<br />

2.873<br />

2.321<br />

3.194<br />

2.198<br />

2.890<br />

1.500<br />

1.279<br />

1.356<br />

1.411<br />

1.000<br />

1.057<br />

500<br />

0<br />

1995 2000 2005 2007<br />

NRW < 3 J. NRW 3-6 J. NRW 6-9 J.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Hilfe zur Erziehung außerhalb des Elternhauses<br />

(1995, 2000, 2005, 2007). Eigene Berechnungen.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Hilfe zur Erziehung außerhalb des<br />

Elternhauses (1995, 2000, 2005, 2007). Eigene Berechnungen.<br />

Im Vergleich mit dem Bundesgebiet liegt die Fremdplatzierungsquote in Nordrhein-<br />

Westfalen in allen drei Altersgruppen über den gesamtdeutschen Quoten (vgl. Abb.<br />

2.14). In den relativen Daten zeigt sich zudem ein deutlicher Anstieg der Fremdplatzi e-<br />

rungen auch in der Altersgruppe der Drei- bis unter Sechsjährigen. Im Jahr 2007 waren<br />

in Nordrhein -Westfalen 31,0 unter Dreijährige, 45,6 Drei- bis unter Sechsjährige und<br />

55,2 Sechs- bis unter Neunjährige je 10.000 Altersgleichen in einer stationären Hilfe in<br />

Vollzeitpflege oder in Heimerziehung untergebracht.<br />

19<br />

Diachrone Analysen zum Fallzahlenvolumen für den Zeitraum bis 2005 auf der einen sowie den Ergebnissen der neu gefassten Statistik<br />

zu den Erzieherischen Hilfen 2007 auf der anderen Seite sind aller Voraussicht nach nur eingeschränkt aussagekräftig. Das ist einerseits<br />

auf die erheblichen Veränderungen des Erhebungsinstrumentes zurückzuführen, resultiert andererseits allerdings auch aus der Tatsache,<br />

dass bei den ersten Ergebnissen der überarbeiteten Statistik für das Jahr 2007 auch nach Einschätzungen des Geschäftsbereich<br />

Statistik vom IT-NRW von Untererfassungen auszugehen ist. Obwohl die hier dargelegten Zeitreihen für die stationären Hilfen auch für<br />

das Jahr 2007 plausibel erscheinen, ist es durchaus möglich, dass dieses Bild ein Erhebungsartefakt des ersten Durchlaufs darstellt und<br />

durch abweichende Ergebnisse in den Folgejahren korrigiert werden muss.

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